Black Angel von Finesa (Wo bitte geht es zur Wirklichkeit?) ================================================================================ Kapitel 5: Tote Väter reden nicht? ---------------------------------- Ich hörte leises Flüstern. Einmal wurde mein Name genannt, doch die andere Worte verstand ich nicht. Der Untergrund auf dem ich lag war weich und ich roch ein angenehmes Aroma. Etwas zimtig, so schien es mir. Bevor ich jedoch meine Augen aufschlug, wollte ich noch ein wenig so tun, als wenn ich immer noch bewusstlos war. Erfolglos, wie sich kurz darauf herausstellte. „Sie ist wach.“, brummte eine tiefe Männerstimme feststellend neben mir. Etwas kratze abei meinen Erinnerungen, aber ich konnte es nicht wirklich einordnen. „Gut, du hast eine viertel Stunde Garreth. Keine Minute mehr.“, kam es von weiter weg und dieses Mal klang es nach einer Frau. Eine Tür schloss sich und ein Stuhl neben mir knarrte. „Du kannst jetzt ruhig die Augen öffnen. Ich weiß eh, dass du wach bist.“ Widerstrebend hob ich ein Augenlid an und sah nur die weiß tapezierte Wand und ein bisschen von braunen Haaren. Nach ein paar Sekunden öffnete ich probeweise auch das andere Auge und... schloss es gleich darauf Beide wieder. „Du bist nicht da. Du existierst nicht...“, murmelte ich vor mir hin. Neben mir hörte ich ein genervtes Seufzen. „Schön zu wissen, dass ich nicht existiere. Immerhin wünsche ich mir das schon seit einiger Zeit.“, kam es von dem Mann. Doch jetzt weiß ich, dass es nicht irgendein Mann war. Das war wahrscheinlich schlimmer, als es nicht zu wissen. „Könntest du jetzt endlich mal so freundlich sein und deine Augen öffnen? Ich habe, weiß Gott, nicht den ganzen Tag Zeit!“, grummelte er neben mir. Nach ein paar Sekunden kam ich eingeschüchtert dieser Aufforderung nach. Neben mir saß mein Vater. Wenn das nicht schon schlimm genug war, so muss man ein paar Dinge hinzufügen. Zum einen habe ich meinen Vater seit meinem 10. Lebensjahr nicht mehr gesehen, da er meinte mit einer anderen Frau als meiner Mutter durchbrennen zu müssen. Zum anderen war mein Vater seit drei Jahren tot. Ich war damals auf seiner Beerdigung gewesen und habe zugesehen, wie der Sarg in das Loch verfrachtet wurde. Aber dennoch... hier saß mein Vater neben mir und blickte mich mit seinem üblichen strengen Blick an. Als Kind hatte ich ihn schon nicht sonderlich gemocht. Ich durfte nie etwas, obwohl mein Vater nie oft zuhause gewesen war. Höchstens einen Monat im Jahr. Aber wenn er mal da war, dann sagte er meiner Mutter immer, dass sie strenger zu mir sein musste. Mein Bruder hingegen durfte alles. Er hatte komplette Narrenfreiheit genossen, seitdem er fünfzehn gewesen war. Wir sind sehr oft umgezogen. Angeblich wegen der Arbeit meines Vaters. Aber er war doch so gut wie nie zuhause! Na ja, was genau er gemacht hatte war mir auch nie so ganz klar geworden. Irgendwas mit Verwaltungsarbeiten hatte es zu tun. „So ist sie brav. Schön die Äuglein offen lassen.“, kam es von meinem Vater. „Deine Stimme hat sich verändert.“, rutschte es mir heraus. Deswegen hatte ich sie auch nicht gleich erkannt. „Früher klang sie heller, fröhlicher.“ Der Mann neben mir zog seine Augenbrauen zusammen. „Kann schon sein, aber ich wüsste nicht, was es dich angeht, wie meine Stimme war. Außerdem... so etwas dürftest du gar nicht wissen... Ich kenne dich nicht... Du kennst mich nicht.“, knurrte er fast und dann packte er mir grob an den Oberarm und zerrte mich auf dem Sofa in eine aufrechte Position. Er.. kannte mich nicht? Aber er war mein Vater! Ja, seine Stimme hatte sich verändert aber sonst stimmte alles! Bis zum herzförmigen Leberfleck an seinem Hals, den er mir vererbt hatte. Wieso leugnete er dann mich zu kennen? Wobei man nicht vergessen durfte, dass er eigentlich unter ein paar Metern Erde liegen sollte. „Du bist... tot.“, meinte ich und versuchte meinem Vater in die Augen zu sehen, während er scheinbar überprüfte, ob noch alle Körperteile vorhanden waren. Bei meinem Oberkörper schlug ich seine Hand weg. „Damit ist alles in Ordnung, danke.“, knurrte ich leise. „Schön, dass du mich an den Umstand meiner Existenz erinnert hast, aber wie ich schon einmal sagte geht es dich nichts an. Außerdem wüsste ich gerne woher du so etwas weißt.“, kam es zur Antwort und innerlich schlug ich meinen Kopf auf einen beliebigen Tisch. Wie konnte man nur so ignorant sein? „Was ist mit Susanne?“, fragte ich nun, da mir wieder einfiel, warum ich eigentlich hier war. Wie konnte ich das nur vergessen? Aber es war auch so verwirrend hier. Dieses... Ganze. „Ihr geht es bestens.“ Mein Vater war gerade dabei einen Zettel auf dem Klemmbrett auszufüllen und damit schien das Thema für ihn beendet. Doch ich wollte mich nicht mit so einer Aussage zufriedengeben. Vor allem nicht, da man zur Zeit für mich mehr Fragen hinzufügte, als dass sie geklärt wurden. „Ich will sie sehen und mich persönlich davon überzeugen.“, forderte ich und reckte mein Kinn leicht in die Höhe. Ich erhoffte mir damit ein wenig mehr Autorität.... erfolglos. „Nein.“, war das einzige, was mein Vater dazu zu sagen hatte. Sein Blick fuhr scheinbar ziellos über den derzeitigen Zettel. „Hast du irgendwelche Krankheiten? Musst du regelmäßig irgendwelche Medikamente einnehmen?“, fragte er stattdessen und blickte dabei nicht vom Blatt auf. Ich nutzte die Zeit mir meine schmerzenden Oberarme zu reiben. Hatte er früher einen so kräftigen Griff besessen? Ich war mir nicht ganz sicher. „Nein.“, antwortete ich automatisch. „Es sei denn Wahn ist eine behandelbare Krankheit.“ „Wahn?“, fragte er verwundert und sah sogar auf. „Ja, Wahn. Etwas, was du eigentlich wissen solltest, verdammt!“ Tat mein Vater nur so? Er hatte mich doch fast jeden Tag an dem er Zuhause war zu irgendwelchen Psychiatern geschleppt. Er musste es doch am Besten wissen. „Was sollte ich wissen?“, fragte er nur noch verwundert ehe er leicht seinen Kopf schüttelte. „Hör auf mit diesen Spielchen!“ Nach einiger Zeit hörte ich: „Gut.. also keine Krankheiten. Was ist mit Impfungen?“ Ein aufgebendes Seufzen entglitt mir und dann ließ ich die restlichen Fragen über mich ergehen. Es hatte keinen Sinn. Scheinbar wollte er mich nicht kennen oder er tat es wirklich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)