I will bite you like a brother von Ceydrael (Warum gerade du?) ================================================================================ Kapitel 8: Nun ist es doch heraus... ------------------------------------ Sorry für die lange Wartezeit ~.~ ... und Danke für eure Kommis! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dass ich die ganze Nacht nicht wirklich zur Ruhe gekommen war, musste ich ja eigentlich nicht extra erwähnen. Ich hatte mich nach diesem furchtbaren Erlebnis in meinem Zimmer eingeschlossen und betete, dass ich doch bitte sterben möge… Wie hatte ich nur auf diese selten dämliche Idee kommen können, meinen eigenen Bruder im Schlaf zu befummeln?! War ich eigentlich noch ganz richtig im Kopf?! Dante hatte noch einige Male den Versuch unternommen, an meiner Tür zu klopfen und meinen Namen zu rufen, doch ich hatte nicht geantwortet. Zu groß war die Schmach, zu schrecklich die Scham über die Tat, bei der er mich ertappt hatte. Wie sollte ich ihm jemals wieder unter die Augen treten können? Mit dem Kissen über dem Kopf harrte ich schweigend aus, bis auch die letzten Geräusche in der Wohnung verstummt waren. Irgendwann musste selbst mein Bruder eingesehen haben, dass ich diese verdammte Tür nie wieder öffnen würde. Es dauerte lange, bis ich endlich Schlaf fand, der zwar unruhig und leicht war, aber immerhin ein wenig Vergessen versprach. Zusammengerollt wie ein Kleinkind, die Decke bis über den Kopf gezogen, schlief ich dann doch ein, jedoch nicht ohne jenes drängende, scheußliche Gefühl, dass ich den Morgen nicht umgehen und die Nacht niemals ungeschehen machen konnte. Der nächste Tag erwartete mich hell und warm, so ganz wollte dieses Wetter nun gar nicht zu meiner Stimmung passen. Ich rollte mich in meinem Bett hin und her, zögerte den unausweichlichen Moment immer weiter hinaus, nur um dann durch die mahnenden Zeiger meiner Uhr daran erinnert zu werden, dass ich zu spät zur Vorlesung erscheinen würde, wenn ich nicht langsam in die Gänge kam. Vielleicht war Dante ja schon weg. Ja… vielleicht… Vielleicht hatte sich ja auch noch sein Gedächtnis über Nacht komplett gelöscht. War es zu spät, um an Wunder zu glauben?! Stöhnend schwang ich mich aus dem Bett und hielt mir den schmerzenden Kopf. Das ständige Grübeln und eine, wie erwartet, unruhige Nacht hatten nicht gerade zu meinem Wohlbefinden beigetragen. Träge schnappte ich meine Klamotten, ließ mir mit jedem Handgriff Zeit und sammelte bewusst langsam und genau meine Bücher vom Boden, um sie in meinen Rucksack gleiten zu lassen. Wenn ich mich beeilen, nur schnell ins Bad schlüpfen würde, um dann ohne Frühstück zu verschwinden, konnte ich Dante vielleicht entgehen. Essen würde ich mir auch in der Mensa besorgen können, wobei mir der Sinn eh gerade nicht so nach einer ausgewogenen Mahlzeit stand. Mein Magen schien sich beim Gedanken an Nahrung schmerzhaft zu winden und rebellierte. Auf das Frühstück konnte ich also gut und gern verzichten. Angespannt und mit äußerster Vorsicht schloss ich meine Tür auf, zuckte bei jedem Klirren des Schlüssels zusammen und hielt den Atem an. Draußen blieb es still. Ich drückte die Klinke langsam herunter und spähte durch den kleinen Spalt hinaus ins Wohnzimmer. Kein Dante zu sehen. Die Tür zu seinem Zimmer war geschlossen und es drangen auch keine Geräusche an mein hyperempfindliches Ohr. Wie es schien, war das Glück doch einmal auf meiner Seite. Er war wohl schon weg. Schnell schloss ich die Tür meines Zimmers hinter mir, schlich zum Badezimmer hinüber und ließ den Rucksack leise neben der Tür fallen, bevor ich mich ins Innere verzog. Rasch kletterte ich unter die Dusche, genoss diesen angenehmen Schock des kalten Wasser, der mir wieder den Kopf klärte. Nach der Dusche schlüpfte ich in meine Klamotten, zupfte mir noch die Haare zurecht und nickte meinem Spiegelbild zu. Nun, so bei Tageslicht und einem bisschen halbherzigem Schlaf zwischen den Ereignissen der letzten Nacht, kamen mir jene doch gar nicht mehr so schlimm vor. Wahrscheinlich hatte Dante alles schon vergessen und wir würden über die Sache lachen können… Ich verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Mein skeptisches Spiegelbild tat es mir gleich. Wem wollte ich hier etwas vormachen? Mein Bruder würde das Ganze sicher nicht nur für einen Scherz halten. Dafür war er viel zu intelligent. Ich seufzte. Irgendwie hatte ich doch geglaubt, dass diese Hoffnung ein wenig länger anhalten würde. Schon wieder völlig in Gedanken versunken öffnete ich die Tür und sah mich unvermittelt Dante gegenüber, der gelassen im Rahmen der Tür lehnte, einen Arm locker an der anderen Seite abgestützt und mir somit den Weg versperrte. Einen Augenblick brauchte mein Hirn, um zu realisieren, wer da stand, doch nachdem es das geschafft hatte, schrillten schon sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf. Herrlich… Wo kam der denn plötzlich her? Obwohl ich alles andere als das wollte, machten sich meine Augen wieder selbstständig, mein Blick blieb begehrlich am Körper meines Bruders kleben. Vor allem da dieser Mistkerl wieder arg wenig trug, eigentlich dieselben Klamotten wie letzte Nacht. Wahrscheinlich war er auch eben erst aufgewacht. Die Jeans hing wieder in gefährlichen Tiefen und das Hemd schwang offen und einladend um seinen gut gebauten Oberkörper. Schweigend und intensiv starrte er auf mich herab und machte keine Anstalten, mich vorbei zu lassen, während sein herber, rauchiger Duft in meine nur allzu empfängliche Nase zog. Okay, ganz ruhig. Irgendetwas Unverbindliches sagen. Bloß keine Unsicherheit anmerken lassen. »Guten Morgen.« entrang ich meiner trockenen Kehle und fixierte einen Punkt etwas oberhalb von Dantes Schulter. »Würdest du mich bitte vorbei lassen? Ich komme zu spät.« Dante blieb stumm wie eine griechische Götterstatue, blickte weiterhin forschend auf mich herab und bewegte sich kein Stück. Seine beherrschte Ruhe zerrte an meinen eh schon strapazierten Nerven und ich spürte intensiv, wie ich unter dem Licht seiner blauen Augen errötete. Ganz klasse… Ich traute mich nicht einmal, mich zu bewegen. Sicher hätte ich mich schlicht an ihm vorbeischieben können, doch das wagte ich genauso wenig, wie ihn zur Seite zu stoßen, denn dies alles hätte Körperkontakt bedeutet. Und das konnte ich in jenem Moment einfach nicht ertragen. Die Bilder der letzten Nacht waren noch viel zu frisch und zu lebhaft. »Ich muss jetzt echt gehen. Dürfte ich bitte?« versuchte ich es erneut. »Was war das letzte Nacht, Reita?« Dante blieb weiterhin unverrückbar wie ein massiver Schrank, allein seine Finger trommelten jetzt in der Andeutung einer ungeduldigen Geste auf dem Rahmen der Tür. Das Geräusch begann mir bald schon auf die Nerven zu gehen. Ich sah ihn weiterhin nicht an, zuckte unbeteiligt die Schultern und spielte völlig absurder Weise den Unbeteiligten. »Ich weiß nicht, was du meinst.« Mein Bruder hob eine dunkle Braue, wie ich aus dem Augenwinkel bemerkte. Ich starrte weiterhin an ihm vorbei. »Ach nein?! Weißt du nicht?! Hast du letzte Nacht schon vergessen?« Am liebsten hätte ich das, ja! Aber dieser fromme Wunsch blieb eben genau das, was er war. Ein Wunsch. Man, was wollte Dante denn jetzt? Die Sache war so schon peinlich genug… ich würde ihm wohl jetzt kaum erklären müssen, warum ich auf die dämliche Idee gekommen war, seinen Körper zu erforschen. Leider schien er das ein wenig anders zu sehen. Ich seufzte genervt, fuhr mir mit einer Hand durch meine eh wirren Haare und versuchte die Sache halbherzig herunterzuspielen. »Nein, hab ich nicht. Aber es ist doch nichts weiter passiert, oder? Ich war betrunken und hab eben… ein wenig seltsam reagiert. Na und?« Fast herausfordernd war meine Tonlage nun geworden und ich hob das Gesicht nun doch zu dem meines Bruders, um seinem Blick forsch zu begegnen. »Du warst nicht betrunken.« stellte er schlicht fest. »Und erzähl mir jetzt nicht, dass du mich ganz überraschenderweise in der Dunkelheit mit irgendjemandem verwechselt hast. Ganz abgesehen davon, dass du noch völlig nüchtern ins falsche Zimmer gestiefelt bist.« Dante beherrschte es wirklich ganz ausgezeichnet, empfindsam wie ein tonnenschwerer Panzer über Gefühle und hinein in peinliche, ausweglose Situationen zu rollen. »Das ist mir echt zu blöd. Ich geh jetzt.« murrte ich angesäuert und eben auch in Anbetracht der Tatsache, dass mir die haltlosen Argumente ausgingen. Schroff trat ich vor und versuchte die Mauer zu durchbrechen, die Dantes Arm gebildet hatte. Genauso gut hätte ich auch mit Volldampf vor einen Felsen laufen können. »Du bleibst schön hier.« Unvermittelt packte mich seine Hand an der Schulter und wirbelte mich wieder herum, sodass ich nun den Türrahmen im Rücken und Dantes Arme rechts und links neben mir hatte. »Wir reden jetzt mal Klartext.« Und schon wieder war er mir viel zu nah. »Man, Dante. Es reicht jetzt. Ich komm zu spät-« »Warum gibst du nicht einfach endlich zu, dass du auf Männer stehst?« unterbrach mich die rauchige Stimme meines Bruders, während sein Blick versuchte meinen festzunageln. Ja, klar! Vielleicht kann ich dir dann auch gleich noch nebenher gestehen, dass ich dich liebe! Ist doch alles kein Problem. Was dachte der Kerl sich eigentlich?! »Du spinnst ja! Als ob das gleich bedeuten würde, dass ich schwul bin…« fauchte ich, wobei ich das Zittern meiner Stimme sogar selbst hören konnte. Ich gab mir merklich Mühe, Dantes Blick auszuweichen. Wieder versuchte ich einen Fluchtversuch, jedoch erfolglos, da er mich zwischen sich und dem Türrahmen einklemmte. »Was bedeutet es denn dann?« hakte er gelassen nach. »Meinst du, ich habe nicht bemerkt, dass du in letzter Zeit seltsam bist? Dass du mich immer wieder ansiehst? Dass ein nackter Männerkörper dich aus dem Konzept bringt?« Ich zuckte unwillkürlich unter seinen Worten zusammen und schämte mich plötzlich fürchterlich für meine Schwäche und Gelüste ihm gegenüber. Hatte ich wirklich geglaubt, dass ich diese Tatsachen für immer vor ihm hätte verbergen können? Eine seltsame Leere breitete sich kribbelnd in mir aus, die träge durch meine Glieder wanderte und schlussendlich meinen Kopf erreichte. Ich fühlte mich sehr leicht, als ob ich in jenem Moment schweben würde, frei und losgelöst von allem. Einen Teil der Wahrheit würde ich nun wohl offenbaren müssen. »Okay. Du hast recht.« brachte ich resigniert hervor und bemerkte das überraschte Aufblitzen in den blauen Augen meines Bruders. »Wahrscheinlich stehe ich auf Männer. Ich war mir da selbst nicht so sicher. Um zu testen, wie so ein männlicher Körper auf mich wirkt, habe ich dich eben benutzt.« Gespielt gelangweilt zuckte ich die Schultern und fügte ein teilnahmsloses: »Es war nur ein Test.« an. Nun war es eben raus. Eigentlich konnte Dante auch wissen, dass mein Interesse wohl doch in andere Richtungen ging als seines auf diesem Gebiet. Besser, er wusste das, als wenn er erfahren würde, dass ich ihn begehrte. Ihn liebte… Die Erklärung klang in meinen Ohren sogar fast logisch und auch mein Bruder schien über diese Worte zu grübeln und sie im nächsten Moment mit einem Grunzen anzunehmen. »Nur ein Test?!« Wenn man viel in Tonlagen hineininterpretieren wollte; und ich war ein Meister darin; dann konnte man meinen, er klang unzufrieden. »Ja, ein Test. Tut mir leid, dass ich dich einfach so… berührt habe. Ich hätte vielleicht mal mit dir darüber reden sollen, aber nun hast du es eben so erfahren.« Betont lässig schob ich Dante nun doch beiseite, der ließ mich auch widerstandslos vorbei. »Dein kleiner Bruder ist dann wohl schwul. Ich darf dir zu deinem guten Gespür gratulieren.« tönte ich giftig und schnappte meinen Rucksack vom Boden. Wieder hielt mich ein fester Griff um den Oberarm zurück, als ich gerade zur Tür gehen und endlich verschwinden wollte. Ich unterdrückte ein verzweifeltes Stöhnen, schloss die Augen für einen Moment, bevor ich kühl und fragend über die Schulter zurücksah. Dantes forschender Blick schien mich fast zu durchbohren. »Und das ist wirklich alles?« fragte er ernst nach, schien fast ein wenig flehend. Natürlich war das nicht alles. Ich liebe dich! Ich will dich! Ich würde dich am liebsten jetzt sofort küssen, von dir genommen werden, hart und rücksichtslos, hier im Flur, die Wand im Rücken, deinen Körper heiß an meinen gepresst…! »Ja, das ist alles. Ist ja wohl auch so schlimm genug, oder?« Mein Bruder zog die Stirn in Falten, bevor er mich wieder mit diesem intensiven Blick musterte, der mir überall am Körper Gänsehaut verursachte. Wirklich überall! »Ich finde es nicht schlimm.« Ich schluckte und kam knapp daran vorbei, Dante mit verblüfftem Gesichtsausdruck anzustarren. Er hatte nichts gegen Schwule, sonst würde er wohl kaum mit David so gut auskommen, doch die eigene Familie, der eigene Bruder, war doch meist etwas anderes. Ich hatte von ihm ehrlich eine andere Reaktion erwartet. Ein wenig Empörung, einen Hauch von Enttäuschung, vielleicht sogar Ablehnung, doch keinesfalls Verständnis. Vor allem da er mit seinen Liebschaften und Eroberungen ja eine ganz andere Liga darstellte. »Nicht?!« krächzte ich unsicher. »Nein. Warum sollte es mich stören? Irgendwie hab ich es ja eh schon vermutet.« Endlich ließ er meinen Arm los, der sich unter seinem Griff intensiv erwärmt hatte. »Ich bin froh, dass du endlich die Wahrheit zugegeben hast.« Dante holte tief Luft, sah flüchtig zur Seite, während er sich nachdenklich auf der vollen Unterlippe kaute, bevor er mich wieder ansah. »Und Isa? Was wird jetzt mit ihr?« Erneut traf mich dieser eisblaue Blick, der mich wie eine Stahlkette fesselte. Ich zuckte betroffen zusammen. Isa hatte ich schon fast vollkommen vergessen. »Ich werde ihr wohl die Wahrheit sagen müssen. Sie hat ja ein Recht darauf. Ich habe gestern einfach gemerkt, dass sie und ich… das wir beide… das passt einfach nicht. So gern ich das vielleicht gewollt hätte…« Ich starrte auf meine Schuhspitzen, fühlte meine Ohren glühen und war froh über meine langen Haare. Solche Gespräche hatte ich in letzter Zeit einfach zu selten mit Dante geführt. Es fühlte sich schon fast ungewohnt an, so offen mit ihm zu reden. Eine Tatsache, die ich sehr bedauerte. In früheren Tagen hatte ich stets mit ihm über alles sprechen können. Wenn nicht gerade er derjenige wäre, dem mein Herz gehörte, wäre sicher auch dieses Geständnis meiner Neigung viel früher erfolgt. Doch es erschien mir einfach seltsam mit genau jener Person über Liebesdinge zu reden, die es ja doch unmittelbar betraf. Auch wenn er es nicht wusste… »Ja, sag es ihr so bald wie möglich. Sie mag dich immerhin wirklich sehr.« stimmte mir Dante zu. »Es wäre ja sinnlos, sich zu verbiegen…« raunte er mit nachdenklichem Ausdruck. Ich nickte nur stumm, rückte den Rucksack auf der Schulter wieder zurecht und räusperte mich. »Ich hau dann jetzt ab. Wir… können ja später nochmal reden. Und… sei nicht mehr sauer wegen letzter Nacht.« In mir schrie eine drängende Stimme nach Erlösung und frischer Luft. Die Wohnung erschien mir wie ein Gefängnis, in das man mich mit meinem Bruder gesteckt hatte, der so verführerisch duftete wie eine frisch angezapfte Vene. »Reita.« Auf dem Weg zur Tür blieb ich erneut stehen und biss mir auf die Unterlippe. Was denn noch? Das Fass an Peinlichkeiten war doch für heute wirklich ausgeschöpft… Unvermittelt legten sich zwei warme Hände auf meine Schultern und ein rauchiger Atemhauch streifte meine Haare. Dante musste hinter mich getreten sein. Mein verdammtes Herz trommelte schon wieder den Takt eines Presslufthammers und um ein Haar hätte ich mir die Hände auf die Brust gepresst, um das verräterische Ding zum Schweigen zu bringen. »Ich war nie sauer, Brüderchen. Ich bin erleichtert, dass du jetzt offensichtlich weißt, was du willst. Ich hab mir ehrlich Sorgen um dich gemacht. Hoffentlich findest du jetzt wieder zu deiner alten, lockeren Art zurück, nachdem das raus ist.« Meine Stimme hatte die Tiefe einer scharfkantigen, tödlichen Höhle angenommen. »Ich hoffe es auch. Dante. Ich muss jetzt aber echt-« Ich verschluckte mich an meinen Worten, als sich ein Finger sanft unter mein Kinn legte und mein Gesicht leicht zur Seite wandte. Dantes Augen waren gefährlich nah, brannten sich wie eisblaue Laser in meine und saugten mir die Luft aus den Lungen. Eindringlich sah er mich an, schien meine Züge schon fast zu studieren wie ein kompliziertes Gemälde, das seiner besonderen Aufmerksamkeit bedurfte. Als er sprach war es fast, als würden seine Worte direkt über meine erhitzte Haut rollen und meinen Körper liebkosen. »Du kannst mir immer alles sagen, Reita. Hab keine Geheimnisse mehr vor mir.« Diesmal irrte ich mich nicht. Glasklar stand mir die versteckte Bitte in seinen Zügen, der unterdrückte Wunsch in seinen Worten vor Augen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wollte er wirklich nur schlichte Ehrlichkeit oder drängte er mich etwa, Dinge zu offenbaren, die nie gesagt werden durften? Dinge, die einfach abscheulich und falsch waren. Dinge, die er vielleicht doch entgegen aller meiner Hoffnungen bereits ahnte? »Okay…« Mit Mühe presste ich dieses Wort hervor, brachte ein schiefes Lächeln zustande, bevor ich wirklich fluchtartig aus dieser fast schon intimen Situation stürzte und fahrig die Tür öffnete. Weg! war das Einzige, was ich noch denken konnte. Sonst hätte ich diese verfluchten drei Worte womöglich doch noch gesagt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)