Anima Loki von Ringotan (Die Seele des Platzes) ================================================================================ Kapitel 1: Introitus -------------------- Nacht, ein Schulgebäude. Leichter Wind weht und alles scheint ruhig, bis auf schnelle Fußstapfen auf hartem Holzboden. Ein blonder Junge erscheint und keucht nach Luft während er immer weiter rennt. „Halt, bitte…!“, versucht er zu sprechen und stolpert beinahe. „Bitte tut es nicht!“, fleht er in die Dunkelheit. Man hörte eine Mädchenstimme kichern, dann ein greller Blitz und das Kichern verwandelt sich in ein lautes Lachen. „Leider zu spät, Micky…“, stachelt sie. Sie spielt mit einem schwach leuchtenden Gegenstand in ihren Händen. „Armer Kleiner.“ Erneutes Gelächter in das auch er der Junge neben ihr einstimmt. Geschlagen schluckt Michael einmal schwer. Die Schuluhr schlägt 12 Uhr. * Seufzend blickt Anne aus dem Fenster während die Landschaft langsam an ihr vorbei fliegt. „Gleich da“, denkt sie und greift mit einem erneuten Seufzer nach ihrem Koffer. Quietschend kommt der Bus zum Stehen und sie steigt aus. Mit einer trägen Handbewegung wirft sie ihre 2 geflochtenen Zöpfe zurück über die Schulter und blickt finster das große Schulgebäude auf der anderen Straßenseite an. „Da bin ich wieder…“ Langsam trottet sie zur Schule und mit einem Brummen fährt der Bus weiter. Gedankenverloren geht sie durch den Nebeneingang. „Also die Ferien bei Mama werden auch immer kürzer!“, stellt sie fest als sie durch die Tür schreitet. Innerlich jammert sie weiter: „Ständig hängt sie am Telefon…! Und Zeit hat sie auch kaum für mich, pah!“ Mit einem Schmollmund betrat Anne den großen Hof. Der Kies knirschte unter ihren Sohlen und die Frühlingssonne hieß sie mit ihren warmen Strahlen willkommen. Zaghaft begannen die ersten Blüten an den Bäumen neben der Kirche zu sprießen. Anne jedoch ignorierte diese friedliche Szenerie vor ihr und nörgelte immer noch: „Selbst auf meine 5 in Mathe war Mama nicht sauer! Da ist doch was…“ Plötzlich stockte sie und schaute sich zum ersten Mal richtig um. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie ganz alleine war! Jetzt wo sie drüber nachdachte, war auch gar keiner am Empfang gewesen. „Bin ich etwa als erste hier?!“ Panisch schaute sie sich um. Nur Streber kommen überpünktlich zurück aus ihren Ferien! Aber noch nicht einmal die waren zu sehen. „Erbärmlich…“, schniefte sie und überlegte sich schon einmal eine Ausrede, sobald ihre Freunde sie darauf ansprechen würden. Da fiel ihr Blick auf die Kirche am anderen Ende des Hofes. Lautlos wurde die große Holztür geöffnet und jemand trat hinaus ins Sonnenlicht. Ein Funken Freude stieg in Anne hoch: „Hey, da ist ja doch jemand!“ Doch kurz darauf wurde ihre Miene wieder düster. „Uäh, ein Junge… No thanks!“, dachte sie mit einem Schauern. Intuitiv ging sie etwas näher an der Wand entlang und versuchte ihr Gesicht mit ihrer Hand zu verdecken. „Vielleicht bemerkt er mich ja nicht.“, murmelt sie und schleicht sich stückchenweise näher zu dem Internat heran. Doch ihre Hoffnung wurde mit einem jähen: „Hey, du!“ von einer Jungenstimme zunichte gemacht. „Mist, Mist, Mist!“, fluchte sie lautlos und drehte sich genervt zu dem blonden Jungen hin. Er kam mit schnellen Schritten zu ihr übers Gras und schaute sie nicht weniger frustriert an. Als er endlich vor ihr Stand reichte er Anne die Hand und sie beäugte ihn misstrauisch. Bevor sie den Mund aufmachen konnte, sprach er: „Sei meine Partnerin!“ Unsicher starrte sie ihn für eine Weile an. Hatte sie ihn wirklich richtig verstanden? Als er Anne nur weiter ernst anschaute, wurde ihr Gesicht auf einmal feuerrot und sie wich weiter von ihm zurück. Unfähig zu sprechen rasten ihr die Gedanken durch den Kopf: „Bitte wer? Wie? Wo? Was? Warum?!“ Als die große Kirchturmuhr plötzlich 12 Uhr schlug, wusste sie nicht, ob sie aus Schreck oder aus Verwirrung losweinen sollte. Aufgescheucht flogen die Tauben davon und der Junge vor ihr schaute ihnen ernst nach. Mit einem Ruck wandte er sich wieder ihr zu und sagte etwas schroff: „Wir haben keine Zeit mehr!“ Er machte einen Schritt auf sie zu und Griff nach ihrem Handgelenk. „Folge mir einfach.“, wies er sie an und noch ehe Anne wusste, wie ihr geschieht, wurde sie von ihm schon in den Schultrakt gezerrt. Polternd fiel ihr Koffer zu Boden und verwirrt schaute sie sich nach ihm um. „M-… Moment mal!“, wollte sie sagen, doch ihre Stimme funktionierte vor Schreck noch nicht ganz. Beinahe wäre sie über die Schwelle gestolpert, doch er zog sie erbarmungslos weiter, bis er ihr fast schon weh tat. „HAAAAALT!“, schrie sie wütend und stieß seine Hand heftig bei Seite. Ein kurzes Echo drang durch den Flur, der genauso leer war wie der Hof draußen. Wütend und verwirrt blickte Anne den überrascht schauenden Jungen an. Sie holte tief Luft und keifte: „Was fällt dir eigentlich ein..?! Du dämlicher Roxas - Verschnitt mit deinen blonden spitzen Haaren! Du hast überhaupt keine Manieren! Doofmann…!!“ Doch bevor sie ihre Wut an ihm auslassen konnte, fiel mit einem lauten Knall die Tür hinter ihr ins Schloss. Erschrocken dreht sie sich um. Wie konnte die Tür von selbst zugehen, wo sie doch bis eben noch offen stand? Wer hat das getan? „Wieso…?“, fragte Anne mehr sich selbst als ihn und machte einen Schritt auf sie zu. Vorsichtig streckte sie die Hand zum Handknauf aus, als ob sie erwarten würde, dass ein Stromschlag sie treffen würde. Sie rüttelte einmal und sie rüttelte ein zweites Mal. „Wieso geht das olle Ding nicht auf?!“, fauchte sie nur noch wütender umher. Heute war wirklich nicht ihr Tag. Als Anne sich endlich etwas beruhigt hatte, drehte sie sich um und sah zu ihrem Missfallen immer noch diesen Jungen dort stehen. „Aber wenn er hier ist, heißt das, dass ich mit einem Jungen…einem Jungen in der Schule eingesperrt bin!“ Entsetzen stieg in ihr hoch und panisch begann sie an ihrer langen Haarsträhne zu zwirbeln. „Warum immer ich?! So ein Alptraum!“, fing sie langsam an zu weinen. Auch seine beschwichtigen Worte konnten sie nicht wirklich aufmuntern. Mit einem kleinen Seufzer dreht er sich um zu den Treppen und stieg auf die erste Stufe. Anne wusste nicht recht, ob sie lieber nach einem anderen Ausgang suchen oder ihm folgen sollte. Warum hatte er sie überhaupt erst hierher gezerrt? Mürrisch wandte sie sich an ihn: „Kommt dir das denn gar nicht unheimlich vor?“ Als sie keine Antwort von ihm bekam, fügte sie lauter hinzu: „Tust ja grad so cool, als ob dir das ständig passieren würde.“ Er blieb auf den Stufen stehen und drehte sich mit einer ausdruckslosen Miene zu ihr um. Nervös blieb sie stehen und wartete. Nach einer kleinen Pause fragte er ernst: „Sag…glaubst du eigentlich an den HERRN?“ Stumm starrte sie ihn an. Das große Fenster am Ende der Treppe ließ durch die Blätter der Bäume die hellen Sonnenstrahlen durch und blendeten ihre Augen für ein Moment. Trotzdem hätte sie schwören können, für einen kurzen Augenblick etwas Schimmerndes auf des Jungen Rücken gesehen zu haben. Verwirrt von der Augentäuschung und seiner Frage blinzelte sie schüchtern und fragte kleinlaut nach: „Du meinst Gott, nicht wahr?“ Sie schluckte einmal schwer und versuchte sich zusammen zu reißen. Leicht zitternd aber dennoch trotzig stützte sie die Hände in ihre Hüften und antwortete schnippisch: „Also wir sind hier schließlich auf einem Katholischen Internat!“ Er blickte ihr weiter ernst in die Augen, so dass ihre kurze Selbstsicherheit wieder verpufft war. „Das habe ich nicht gefragt.“, sagte er streng und Anne zuckte wie ein schuldbewusstes Kind das von ihrem Lehrer getadelt wird kurz zusammen. Sie schloss die Augen und dachte traurig an ihren Vater. Als sie die Augen langsam wieder öffnete, schaute sie leicht beschämt zur Seite aber antwortete trotzdem aufrichtig: „Ich hoffe es.“ Als sie einen kurzen, raschen Blick auf den Jungen warf, lächelte er zum ersten Mal. Verblüfft und schüchtern blickte sie schnell wieder zur Seite. „Reiss dich zusammen, Anne!“, mahnte sie sich selbst und zwirbelte ihre Haarsträhne nur noch mehr. Sie hörte, wie er weitere Stufen hochging und blickte ihm hinterher. „Gut!“, sagte er. „Denn nur unser Glaube hilft uns weiter!“ Unsicher ging sie ihm hinterher. „W-… Warte mal!“, rief sie ihm nach. „Ich habe immer noch keine Ahnung, was hier eigentlich vor sich geht! Das ganze Theater mit den verschlossenen Türen und alles.“ Mit einem mulmigen Gefühl folgte sie dem fremden Jungen. Stufe um Stufe stiegen sie immer weiter auf. Das ganze Gebäude war totenstill und Anne warf nervös einen Seitenblick auf den Jungen neben ihr. Diese unerträgliche Stille ließ sie nur noch nervöser werden und mit einem Räuspern fragte sie schüchter:"Wie....wie heißt du eigentlich?" Er blickte sich im Schulflur um, als hoffte er jemanden zu sehen und antwortete schlicht:"Michael." "I-..ich bin Anne", stammelte sie verlegen. Mit hochrotem Kopf starrte sie penetrant auf den Boden und traute sich kaum, die folgenden Worte auszusprechen. "U-...und...was meintest du mit...mit Partnerin?" Sie fühlte wie ihr Kopf noch heißer wurde, als er sie endlich anblickte. Sein Schweigen ließ sie beinahe wahnsinnig werden. "Ich brauche deine Hilfe." Überrascht schaute sie ihn an. "Wir müssen etwas äußerst Wichtiges finden, bevor die anderen uns zuvor kommen." "Und...was genau meinst du?" Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Das wäre zu lang, um es dir zu erklären. Du würdest es wahrscheinlich auch gar nicht erst verstehen... Halt einfach deine Augen offen und wenn du etwas Auffälliges siehst, sag mir Bescheid." Mit jedem Wort wurde Anne spürbar wütender und starrte ihn trotzig an. Die Worte überschlugen sich in ihrem Kopf und sie atmete einmal tief ein. "Ooooookay~", sagte sie. "Wie wäre es, wenn wir uns aufteilen zum Suchen? Du gehst da lang und ich hier. Bye bye!" Ohne sich umzudrehen stieg sie eine weitere Etage hoch, stampfte förmlich bei jedem Schritt und ging die Gänge entlang ohne nachzudenken. Als sie um eine Ecke bog, die sich als Sackgasse herausstellte, ließ sie sich einfach zu Boden sinken und blieb sitzen. "Dieser dämliche...! Wieso bin ich ihm überhaupt gefolgt?! Ich wusste doch, dass Kerle nur Ärger machen und trotzdem bin ich so blöd und mach einfach mit! ARGH!" Nachdem sie etwas Dampf abgelassen hatte, seufzte sie lauthals und schaute gedankenverloren aus den großen Fenstern ihr gegenüber. "Ich hoffe, er ist mir nicht gefolgt... Ha, wieso denk ich überhaupt an den? Geh weg aus meinen Gedanken!" Sie fuchtelte mit ihren Armen vor ihrem Gesicht herum und sprang auf. "Was soll's, ich gehe einfach wieder runter und in mein Zimmer. Mein Koffer müsste noch irgendwo da unten stehen..." Anne schaute aus dem Fenster runter, doch aus den Augenwinkeln sah sie etwas glitzern und funkeln in der Baumkrone vor dem Fenster. "Nanu?" Als sie versuchte, sich auf den Gegenstand zu konzentrieren, bließ ein plötzlicher Windstoss das Fenster vor ihr auf und hätte sie beinahe umgeschmissen mit seiner Wucht. Erschrocken blieb sie stehen, während das hereingewehte Laub langsam zu Boden fiel. "Was...?" Unfähig zu denken, ging sie einen Schritt nach vorne und beugte sich aus dem Fenster. "Es ist doch absolut windstill... Wie..?" Als sie sich wieder reinbeugen wollte, fiel ihr Blick auf den glitzernden Gegenstand zwischen den Ästen des Baumes vor ihr. "Wie....schön das aussieht.", murmelte sie mehr zu sich selbst. "Was ist das?" Als sie ihre Hand danach ausstreckte, fühlte sie eine prickelnde Wärme an den Fingerspitzen und musste beinahe lachen. "Ob er das meinte, mit "Merkwürdig"?", fragte sie sich. "Mhhh...so oder so, ich komme dort einfach nicht an!" Suchend sah sie sich um, ob sie nicht einfach den Gegenstand aus dem Baumwipfel schütteln konnte oder einen langen Stock, mit dem sie ihn hätte runter schlagen können. Als sie nichts dergleichen fand, legte sie den Kopf schräg und überlegte. "Könnte ich vielleicht...springen?" Sie warf einen kurzen Blick nach unten. Es war ziemlich hoch hier... Aber der Baum war hoch gewachsen und hatte dicke Äste, die sie sicherlich halten könnten. "Mh!", Anne nickte entschlossen und kletterte auf das Fensterbrett. Sie schluckte schwer und versuchte nicht nach unten zu gucken. Sie ging in die Hocke, spannte ihren Körper an und ...! Mit einem großen Sprung fand sie sich zwischen den Blättern und Ästen des Baumes wieder, die Hände verzweifelt um einen dicken Ast geklammert, während sie durch den Schwung vor und zurück wippte. Als sie sich endlich traute die Augen zu öffnen und das Schwingen nach ließ, sah sie vor sich den glitzernden Gegenstand. Es sah aus wie ein kleiner flacher Anhänger. Auf der Mitte waren seltsame Zeichen eingraviert, von denen scheinbar ein schwacher Glimmer ausging. Zögernd streckte Anne ihre Hand danach aus und durch ihren ganzen Körper floss ein Schwall Wärme, als sie ihn endlich in der Hand hielt. Sie musste lächeln und drückte ihn dicht an ihr Herz. Was auch immer dieser gegenstand war, er machte sie glücklich... Bis sie ein gefährliches Knacken wahr nahm, dass von dem Ast ausging an dem sie sich fest hielt. "Oh nei-...!", noch bevor sie zu ende sprechen konnte, fühlte sie einen gewaltigen Ruck und fiel wie in Zeitlupe in die Tiefe. "ANNE!", rief eine Stimme, sie fühlte zwei kräftige Arme die sie auffingen und einen Wirbel von Laub und Wind um sie herum, als ob sie in einen Orkan fielen. Als sie spürte, dass sie sanft landeten, machte sie ängstlich ein Auge auf und schaute sich um. Das Licht der Sonne blendete sie stark. Sie fühlte wie ein paar Blätter aus ihren Haaren fielen, als ihr Retter sie langsam los ließ und spürte einen intensiven Blick auf sich ruhen. "Was...?", hörte sie Michael fragen und genau so überrascht starrte sie ihn an. Dann fiel sein Blick auf den Gegenstand zwischen ihren Fingern und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Du hast ihn gefunden!" Doch bevor sie etwas sagen konnte, drehte er plötzlich den Kopf um und murmelte:"Da kommt jemand!" Schneller als sie schauen konnte, war er um die Ecke verschwunden und verdutzt schaute sie ihm hinterher, immer noch unfähig ein Wort zu sagen. Dann hörte sie schnelle Schritte auf sich zukommen und eine wütende Stimme die ihr zurief:"Was um Himmels willen ist hier geschehen?! Du!", mit ausgestrecktem Zeigefinger blieb ihr Mathelehrer vor ihr stehen und starrte sie verblüfft aber auch wütend an. "Anne keppler!", schrie er erneut. "Was ist hier passiert? Du kommst sofort mit zur Direktorin und erklärst uns erst einmal alles!" Ohne Vorwarnung griff er nach ihrem Handgelenk, schaute sie prüfend an, ob sie auch gehen konnte und zerrte sie dann immer noch aufgebracht hinter sich her. Hätten sie beide in diesem Moment aufgeblickt, wären ihnen zwei Personen auf dem Dach der Schule aufgefallen, die das ganze Szenario mit Interesse beobachtet hatten. "Mit "etwas Hohem" war also nicht unbedingt der höchste Punkt der Schule gemeint.", meinte das rothaarige Mädchen fast schon bedauernd. "Was solls.", sagte der große dunkelhaarige Junge neben ihr mit einem Achselzucken. "Es scheint jetzt immerhin etwas spannender für uns zu werden.", sagte er lächelnd, während er zusah wie Anne in das Gebäude verschleppt wurde. "Das wird auch Zeit, Micky war ja kein ernsthafter Gegner für uns zwei." Mit einer schnippischen Kopfbewegung stolzierte sie davon und ihr Partner folgte ihr. * "Ufffff~!", mit einem langen Stöhnen trat Anne aus dem Zimmer der Direktorin heraus und schloss die Tür hinter sich. "Anne!" Sie blickte sich um und sah ihre Freundin Marie auf sich zukommen, gefolgt von ihrem Freund David. "Was ist denn los? Was hast du bei der Direx gemacht?!", voller Sorge nahm ihre Freundin Annes Hände und hielt sie fest. "Ach... nichts weiter. Nur ein kleiner Unfall.", meinte Anne abwehrend. "Ein Unfall?!", hysterisch klammerte sich Marie nur noch enger an sie. "Geht es dir gut? Tut dir irgendetwas weh??" "N-...nein nein, schon gut. Ich hab nur aus Versehen den alten Baum vor unserem Chemieraum etwas beschädigt..." Sie schaute bei dieser Halbwahrheit verlegen zur Seite und hoffte, ihre Freundin würde nicht weiter danach fragen. "Dann ist ja gut..." Mit einem erleichterten Seufzer ließ sie Anne los und nahm stattdessen die Hand ihres Freundes. "Dein Koffer stand übrigens noch vor der Schule rum, ich hab ihn in unser Zimmer gebracht, okay?" "Ah!" Ihren Koffer hatte Anne bei dem ganzen Trubel fast vergessen. "Danke..." "Wir gehen jetzt etwas essen, willst du mitkommen?", fragte Marie lächelnd. "Geht ruhig schon vor, ich will nur noch kurz für kleine Mädchen.", meinte Anne schüchtern. Es war ihr immer noch unangenehm mit den beiden zusammen los zu gehen. Sie fühlte sich wie das dritte Rad am Wagen bei diesen Turteltauben. "Na gut.. Wir sehen uns dann später!" Sie schaute den beiden noch kurz nach bis sie um die Ecke gebogen waren und ging dann auch langsam los. "Hey!", sie spürte plötzlich eine schwere Hand auf ihren Schultern und wäre beinahe vor Schreck auf den Boden gesunken. "D-...Du!", rief sie überrascht und wütend, als sie Michaels Gesicht sah. "Wieso hast du mich vorhin alleine gelassen?! Das alles war auch deine Schuld und dann lässt du mich die ganze Sache ausbaden...!" "Ruhig, ganz ruhig.", versuchte er sie zu beschwichtigen. "Ich dachte, du würdest mir folgen..." "Folgen?! Ich bin gerade aus dem dritten Stock gesprungen und du denkst was?" "Pssst!" Er schubste sie, so dass sie sich beide langsam in Bewegung setzen und nicht länger von den umgebenen Schülern angestarrt werden konnten. "Es tut mir leid.", sagte er aufrichtig und voller Ernst, so dass Anne kurz rot wurde. Jedoch hatte sie sich schnell wieder beruhigt. Ausserdem wollte sie ihn noch so viel fragen! Was war überhaupt geschehen? Was war dieser Gegenstand, den sie gefunden hat und... Doch gerade, als sie den Mund aufmachen wollte, bogen sie um die Ecke und Michael blieb auf einmal stocksteif stehen. "Micky~", hörte sie jemanden mit einer hochnäsigen Stimme vor sich sagen und blickte sich erstaunt um. Vor ihnen standen ein gertenschlankes Mädchen mit roten Haaren und blasser Haut, dass sie mit einem abschätzenden Lächeln anschaute. Neben ihr ein großer und gut aussehender Junge, dessen Grinsen Anne den Atem anhalten ließ. Sie traute sich kein Wort zu sagen und fühlte die plötzliche Anspannung, die bei Michael entstanden ist. Für einige Augenblicke sahen sich alle einfach nur schweigend an. Dann begann das Mädchen vor ihnen zu lachen und sie wandte sich dem hübschen Jungen zu. "Lass deine Hoffnung nur nicht all zu hoch wachsen, Mickylein. Der nächste Sephira wird wieder uns gehören.", sagte sie verschwörerisch und ging mit erhobenem Haupt los. Der Junge neben ihr winkte Anne und Michael noch einmal zu, zwinkerte und folgte ihr dann. Verdutzt blieb Anne stehen und schaute ihnen nach. "Ich verstehe überhaupt nichts!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)