Die Suche der Bestimmung von FieryLotusTarantula ================================================================================ Kapitel 1: Die Suche nach Wahrheit ---------------------------------- Dieser Morgen begann, wie jeder andere auch. Die Sonne ging auf, das Wasser schlug gegen die Schiffswände und ein paar Möwen kreisten laut kreischend am Himmel. Nichts Besonderes also. Und eben diese unspektakulären Dinge waren meistens auch die Geräusche, die der Prinz morgens hören musste, wenn er aus seinem traumlosen Schlaf erwachte. Oft war es noch früh am Tag, kurz nach sechs oder sieben. Zu dieser Zeit konnte er am Horizont bereits einen rötlichen Schleier leuchten sehen, wenn er aus dem Kajütenfenster sah. Anders als üblich sah er heute jedoch nicht zuerst aus dem Fenster, sondern starrte stattdessen als erstes die Fahne seiner Nation an und versank in Gedanken. Normal sollte er in Stille erwachen, im Palast und nicht hier auf diesem alten, zum Teil verrosteten Schiff. Schon seit zwölf Jahren fristete er das Leben hier. Das anfängliche Heimweh war längst verflogen, über das naive und kindliche Vermissen eines Ortes war er schon längst hinweg. Draußen im Flur hörte er leise Schritte, wahrscheinlich stammten sie nur vom letzten Rundgang der Nachtwache. Über die vielen Jahre hinweg hatte er tatsächlich den Rhythmus dieser Männer gelernt. Immer halbstündlich kamen sie an seiner Kajüte vorbei. Erst nach Mitternacht kamen sie dann nur noch stündlich. Pünktlich um vier wieder halbstündlich. Das war nachts, wenn er, einmal mehr, wach lag, weitgehend die einzige Abwechslung, die sich bot. Selbst das Rauschen des Wassers bemerkte er kaum noch und das, obwohl er sich daran anfänglich so gestört hatte. Es war zur Gewohnheit geworden. Zuko setzte sich auf die Kante des Bettes, starrte blicklos vor sich an die gegenüberliegende Wand. Auch heute würde wieder ein trister Tag werden. Sie würden einen Hafen anlaufen, er würde sich umhören, wie so oft schon, um herauszufinden ob irgendjemand etwas vom Avatar gehört hatte. Wieder würde er Verneinungen erhalten und schließlich zum Schiff zurückgehen, um einen neuen Kurs anzugeben. Seit Jahren hoffte er täglich auf einen Erfolg, auf Glück. Bisher war die Suche aber nur ernüchternd und nervtötend, erfolglos. °Ansonsten würde ich doch kaum noch HIER sitzen! ° abfällig schnaubte er. Wahrscheinlich stimmte es und der Avatar hatte vor Jahren bereits die Welt für immer verlassen. Ohne Reinkarnation. Zuko erhob sich, ging zu einem niedrigen Schrank und zog sich ein dünnes, beiges Leinenhemd heraus um es sich anzuziehen, es folgte eine dünne Stoffhose die dieselbe Farbe hatte. Danach stieg er in seine Stiefel, schlüpfte und seinen rötlichen Morgenmantel und verließ die Kajüte. In den Fluren war es, wie immer, totenstill. Lediglich seine Schritte erzeugten Geräusche als er den Gang entlang schritt und schließlich eine Treppe, nach oben zur Kommandobrücke nahm. Dort blieb er stehen und verschränkte die Arme hinterm Rücken: "Guten Morgen." Sofort wandte sich der Steuermann um, verbeugte sich: "Guten Morgen mein Prinz!" "Gibt es Neuigkeiten?" "Nein. Nichts Außergewöhnliches diese Nacht." "Gut. War mein Onkel schon hier?" "Nein, mein Prinz." Nach einem recht knappen Nicken wandte Zuko sich ab, um an Deck zu gehen und der Sonne beim Aufgehen zuzusehen. Eigentlich untypisch für ihn, aber er genoss solche ruhigen Momente unsagbar. Denn wenn er die glühende Scheibe betrachtete, wie sie langsam den Himmel eroberte, fühlte er sich wenigstens etwas daheim. Leider aber mischte sich dazu die Frage, wann er den Avatar endlich finden würde. Schon seit Jahren quälte diese Frage den Prinzen täglich. So auch heute. Ebenso fragte er sich, wo sich der Avatar befand; wo er sich in dieser Minute aufhielt und wie mächtig er tatsächlich war. Ob es für ihn selbst überhaupt Chancen gab einen so mächtigen Menschen, wie alle sagten, zu fangen. °Er kann überall und nirgends stecken. Weshalb denke ich nach? Mit bloßen Vermutungen alleine werde ich nicht weiterkommen. Nur indem ich mich weiterhin umhöre werde ich Informationen finden können! ° Auch wenn er es schon seit Jahren tat, glaubte er weiterhin verbissen daran, dass dieser Avatar irgendwo sein musste. Er mochte vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr gesichtet worden sein, verschwinden konnte aber selbst ein noch so mächtiger Avatar nicht. Und trotz dieser Gewissheit lebte tief in ihm die Furcht vor dem, was sein würde, wenn sich herausstellte dass, der Avatar bereits vor vielen Jahren gestorben war. Ab und zu, hier und dort, hörte er Gerüchte von angeblichen Sichtungen. Eben diese hatten die Suche des Prinzen schon oft auf falsche Fährten geführt und verzögert. Vergebens hatte er sich jedes Mal Hoffnungen gemacht und das, obwohl er wusste, dass zu frühe Freude schädlich sein konnte. Einmal hatte ihm eine Gruppe Feuersoldaten sogar die wohl größte und unverschämte Lüge erzählt. Schon der bloße Gedanke daran genügte, um die Wut zu schüren, so sehr, dass Zuko die eisernen Stangen der Reling fest umklammerte und kleine Dampfschwarten unter seinen Fäusten hervor krochen. Die Kerle hatten ihm glaubhaft vermittelt, dass der Avatar sich in einem kleinen Erdkönigreichdorf versteckt hielt. Er hatte ihnen geglaubt und war hereingefallen. Hatte es bereut. Das fiese Grinsen dieser Bastarde hatte er als Schadenfreude gesehen, darüber, dass der Avatar bald keine Chance mehr zur Weltrettung haben würde. Als er die Koordinaten erreicht hatte, war er nur vor einem weiten, leeren Gelände gestanden, welches schon halb eine Wüste geworden war. Nur ein einziges, zerfallenes Haus und einen verdorrten Baum hatte er gefunden. Kein Avatar war weit und breit zu sehen gewesen. Völlig vor den Kopf gestoßen war er neben seinem Komodo-Rhino gestanden und hatte es kaum glauben können. Ein zweitägiger Ritt war vollkommen umsonst gewesen. Seit dem glaubte er nur noch sich selbst; seinen Augen, was er mit ihnen sah. Argwohn – Eine der grundlegenden Eigenschaften des Prinzen, gleich neben dem Jähzorn und der Arroganz. Über die Jahre hinweg hatten sie sich langsam in sein Herz geschlichen. Zuko drehte seinen Kopf in Fahrtrichtung. Inzwischen hatte er das Gefühl, dass heute wohl doch ein guter Tag werden würde. Sie würden einen Hafen anlaufen, dessen Koordinaten er gestern angegeben hatte. Dort würde er gewiss eine Information finden, die ihm weiterhalf. Nachdenklich glitt sein Blick zum Wasser, das am Bug des Schiffes in schaumigen Wellen zerbrach. Meistens, wenn er nicht trainierte, starrte er einfach aufs Wasser hinunter. Es gab sonst ja auch nichts Weiteres hier zu tun. Im Palast könnte er zum Beispiel Wachen anbrüllen oder Diener herumscheuchen. Hier aber...! Wie so oft hing sein Blick auch jetzt leer auf der blauen Oberfläche, jegliche Gedanken an seine Heimat warf er ab. Im Laufe der Jahre hatte er so oft an all das gedacht, jedes Mal war es nur schmerzlicher. Diese Gedanken waren nämlich das einzige, was er von seiner Heimat noch hatte. Ungefähr zwei Stunden war er noch dagestanden, bis jemand stumm neben den Feuerprinzen getreten war. Nach ein, zwei Minuten hatte Zuko seinen Kopf schließlich leicht gedreht und kurz ``Morgen´´ gesagt. Mittlerweile wusste Iroh dass diese vermeindlich abweisende Art gar nicht so gemeint war, wie sie nun mal wirkte. Sein Neffe war lediglich verschlossen. Sehr verschlossen. Und einsam, wie er oft das Gefühl hatte, wenn er den Jungen beobachtete, wenn er allein an der Reling stand. Trotzdem hatte der General den knappen Gruß freundlich erwidert, doch der Blick, mit dem er anschließend angesehen worden war, war einfach nur kalt gewesen. Früher waren die Augen des Jungen lebhafter gewesen und hatten vor Lebensfreude förmlich gestrahlt. Damals war er aber auch noch ein Kind gewesen. Über die vielen Jahre auf See hinweg, hatte Iroh jedoch mit ansehen müssen, wie jegliche Wärme und sogar das kleinste bisschen Freude aus den Augen gewichen waren. Der Blick war nunmehr kälter, härter, verschlossener und abweisender. Zuko bemerkte nicht, dass er betrachtet wurde, sah derweilen wieder zum Meer und legte seine geballten Hände auf die Reling: "Wir werden gegen Mittag den Hafen anlaufen." "Das ist wohl früher als erwartet." "Ja. Was sehr gut ist. Es bedeutet, dass ich mehr Zeit habe. Sicher werden ein paar Männer in den Tavernen etwas gehört haben." "Denkt Ihr das?" aufmerksam wartete Iroh auf eine Reaktion. Doch es gab gar keine Reaktionen mehr, nur ein gleichgültiges Schulterzucken. Ansonsten war da nur, fast anhaltend, die regungslose Miene auf die sich manchmal auch der Ausdruck von Wut legte. "Ich denke nicht dass ich dort keine Informationen finde, ich weiß es. Irgendjemand muss schließlich etwas vom Avatar gehört haben!" "Dann hoffe ich für Euch, dass Ihr heute Glück haben werdet." Zuko nickte stumm. Das hoffte er auch, mehr als er zugab. Seine Suche sollte sich nämlich langsam dem erwünschten Ende neigen. Er hatte keine Lust mehr auf den tristen Alltag an Bord, er wollte wieder im Palast leben! Er wollte endlich den rechtmäßigen Platz seiner selbst wieder einnehmen und seine Ehre zurückerlangen. All die Dinge die ihm eben zustanden. "Übrigens, der Steuermann sagte, dass eine Überprüfung der Schiffsmotoren wieder nötig wäre." sagte Iroh nach längerem Schweigen. "Schon wieder?" war die genervte Frage: "In letzter Zeit kommt es immer häufiger vor!" "Euer Schiff ist eben nicht mehr das Jüngste..." Im Grunde war dieses Schiff fast schon ein schwimmendes Relikt. Es grenzte nahezu an ein Wunder, dass es noch nicht am Meeresgrund lag. "Dann werde ich in den nächsten Tagen eine Nachricht an Vater schreiben. Er wird sicher Verständnis haben und mir ein besseres, schnelleres Schiff zur Verfügung stellen." Zwar erwiderte Iroh den forschenden Blick, hielt es jedoch für klüger nichts zu sagen. Er wusste schon jetzt, dass sein Bruder kein Verständnis haben würde, sein Neffe tat ihm Leid. Der Junge würde sich die Mühe machen, die Nachricht zu schreiben und würde sie voller Erwartung abschicken. Ankommen würde das Schreiben. So wie der General seinen Bruder jedoch kannte, würde er die Schriftrolle sofort ins Feuer werfen. Doch vorerst wollte Iroh die Hoffnung nicht zerstören. Die Hoffnung war so ziemlich das einzige, neben dem Herzen, was den Prinz noch am Leben erhielt. Hoffnung war essentiell für ihn. Zuko hatte inzwischen bemerkt, dass sein Onkel kritisch zum Meer sah, sagte aber nichts. Sicher machte der alte Mann sich nur wieder Sorgen ums Wetter. "Habt Ihr überhaupt schon gefrühstückt?" "Noch nicht. Ich wollte auf Euch warten." "Dann kommt!" sagte Iroh lächelnd und legte seinem Neffen die Hand auf die Schulter. Wie so oft, und wie erwartet, blieb sein Lächeln jedoch unerwidert. Kurz nach Mittag war der Hafen schließlich erreicht. Zuko ging, mittlerweile trug er seine Uniform, über das Marktviertel der Hafenstadt. Die Besitzer dieser vielen, verschiedenen Marktstände kamen von überall aus dem Erdkönigreich hierher, was gute Chancen versprach dass vielleicht doch irgendjemand von ihnen etwas gehört haben musste, was auf den Aufenthaltsort des Avatars hindeuten konnte. Der Prinz blieb inmitten der Menschenmenge stehen und besah sich die verschiedenen Personen, die ihm entgegen kamen. Rein aus Logik heraus musste der Avatar 109 Jahre alt sein oder sogar älter. Er musste also nur nach einem sehr alten, gebrechlichen Menschen Ausschau halten. Aber war das möglich, dass er sich hier aufhielt? Es erschien ihm nur als relativ unwahrscheinlich, dass ein Mensch mit solch hohem Alter ausgerechnet hier sein sollte. Ihn hier zu finden, grenzte an Glück. Und Glück... hatte er in seinem Leben bisher kaum gehabt. "Sir?" Zuko wurde aus seinen Gedanken gerissen und blieb stehen, er sah nach rechts und konnte einem sehr erwartungsvoll blickenden Goldschmied ins Gesicht blicken. "Haltet Ihr eventuell Ausschau nach etwas schönem Schmuck?" Stumm musterte der Prinz ihn, ehe er auf den Stand zutrat. "Ich habe auch eine Auslage mit Waffen, mit Dolchen. Interessiert Euch das vielleicht mehr?" "Nicht wirklich." "Seht Euch den Schmuck an! Er ist schön, gut gearbeitet. Es gibt doch sicher eine Frau der Ihr..." "In meinem Leben gibt es keine Frau!" knurrte er mit schneidender Stimme. Wieso sollte er sein Geld für Schmuck ausgeben, nur damit sich irgendein nichtsnutziges Weib daran erfreuen konnte? Er kannte ohnehin keines. Viel lieber gab er sein Geld für die wirklich wichtigen Dinge aus, wie zum Beispiel für Kopfgeldjäger. Ihre Anheuerung würde bei Weitem mehr bringen. Außerdem, wollte er seine Zeit nicht mit einem überempfindlichen, emotionalen Weib verbringen dass nichts Besseres zu tun hatte, als den lieben langen Tag über Schwachsinn wie Schminke und Liebe zu reden! "Ich habe eine andere Frage." sagte Zuko nach längerem Überlegen: "Weißt du etwas vom Avatar?" "Avatar?" verwundert sah der bullige Mann auf: "So weit ich weiß heißt es, er existiere gar nicht mehr." "Ist das ein Gerücht oder weißt du es mit Gewissheit?" Der Mann verschränkte die Arme: "Nein. Aber so richtig weiß das wohl keiner. Ich höre so viel hier, manche sagen er lebe, andere wiederum behaupten er sei tot." Verstehend nickte Zuko. "Ich schätze, Ihr könnt keinem glauben. Ich würde es nur glauben, wenn ich ihn selbst sehen würde." Nach einem weiteren, knappen Nicken wandte der Prinz sich wieder ab und ging weiter. So einfach würde er nicht aufgeben, auch wenn das hier ein weiterer Rückschlag gewesen war. Er würde sich ganz einfach weiter umhören, so lange, bis er konkrete Angaben bekommen würde. Schon jetzt wusste er aus Erfahrung, dass es nutzlos war sich weiter an den Ständen umzuhören, doch nicht umsonst hatte er sich einen Plan B zu Recht gelegt. An Ständen wurde viel geredet, in Tavernen aber auch. Und eine solche lag direkt vor ihm. Erwatungsvoll stieß Zuko die Tür schwungvoll auf, kaum fiel sie hinter ihm wieder ins Schloss blieb er verblüfft stehen und all seine Erwartung schwand. Das hier sah absolut nicht nach einer sicheren und glaubenswürdigen Informationsquelle aus. Dichter Rauch lag im Raum, es stank und überall saßen Gauner und zwielichtige Gestalten herum. Leicht angewiderte kämpfte Zuko sich dennoch durch die Menge hindurch, zu den Tresen hin. Doch die Männer hier dachten gar nicht daran auszuweichen. "Aus dem Weg!" rief der Prinz daraufhin wütend und boxte sich durch die Menge. Die Kerle hinter ihm begannen daraufhin zu grölen und neue stellten sich vor ihn. "Beiseite, stinkendes Pack!" Noch ein paar mal musste er einige dieser stinkenden Kerle beiseite stoßen, ehe er endlich an den Tresen angekommen war. Der Lärmpegel war beträchtlich angestiegen und am liebsten hätte er diesen Trotteln einen Feuerball entgegen geschleudert. Zuerst wagten sie es sich IHM in den Weg zu stellen und jetzt erlaubten sie es sich auch noch, sein ohnehin dünnes Nervenkostüm, zu strapazieren. Schnaubend sah er zum Barkeeper, der ein Glas und ein Tuch in seinen Händen hielt. "Was machst n du?" "Ich muss etwas wissen." "Solange du nicht weiter für Ärger sorgst..." der Mann begann das Glas zu säubern. Zuko sah sich kurz wütend über die Schulter, legte seinen Arm auf die Tresen und beugte sich nach vorn: "Weißt du etwas vom Avatar? Hast du etwas von ihm gehört?" Plötzlich brachen alle um ihn herum in lautem Gelächter aus, sogar der Barkeeper ließ sein brüllendes Lachen ertönten und alles vermengte sich zu einem einzigen Lärm. Augenblicklich ballten sich Zuko's Hände zu Fäusten, doch erst als sich eine dreckige Hand eines angetrunkenen Mannes auf seine Schulter legte, wurde es ihm ganz eindeutig zu viel. Er fuhr herum und packte den Arm, drehte ihn auf den Rücken des Kerls und stieß ihn in die Menge hinein. Er hasste es nicht ernst genommen zu werden! Und noch mehr hasste er es, von niederem Volk angesprochen oder gar berührt zu werden! Der Betrunkene wollte es jedoch nicht auf sich sitzen lassen und war prompt aufs Pöbeln aus. "Ej! Du Feuernations-Pisser! Komm her, wenn du dich traust!" Just in dem Moment schleuderte Zuko entnervt einen Feuerstrahl dicht über den Köpfen der Menschen hinweg. Wie erwartet war der Aufmüpfige so verblüfft, dass er nicht reagieren konnte, als er ihn grob am Kragen packte. Wütend hielt Zuko ihm die Faust vors Gesicht, über der bereits eine Flamme züngelte: "Halt besser deinen dreckigen Mund! Oder du wirst es noch bereuen!" Mit vor Schock weit aufgerissenen Augen starrte der Säufer auf das Feuer, welches plötzlich stärker aufflammte: "Nein! Es tut mir Leid! Bitte nicht!" Abwertend schnaubte der Prinz, stieß ihn aber von sich und packte eine Serviette um sich die Hand daran abzuwischen. Zwar wusste er dass an seinen Händen kein Dreck haftete, dennoch wollte er den Menschen mit dieser Geste zeigen wie widerlich und schäbig er sie alle fand. Nachdem er sich die Hand abgewischt hatte, ließ er sie brennend zum Boden fallen, wo sie als Aschehäufchen liegen blieb. Mit zornigem Gesicht sah er den Barkeeper an. "Avatar!" murmelte dieser: "Wer hat dir den Quatsch erzählt?" "Niemand. Sage mir ob du etwas über ihn weißt!" "Nee... ich weiß nix, der Avatar is schon lang tot." "Niemals. Er muss noch leben." "Ich sag's dir doch! Der is tot." Wütend schlug er seine Fäuste auf die Tresen: "Lüg mich gefälligst nicht an!" "Ich lüg nich. Der is echt schon tot. Hör dich um, mehr werden dir bestätigen dass er tot is, als dass sie sagen er lebt!" "Das kann nicht sein." beharrte Zuko weiterhin auf seiner Vermutung und ging. Diesmal musste er sich nicht durch die Menge schlagen, sie machten ihm von ganz alleine Platz. Das war auch gut so für sie. Viel wichtiger war allerdings, was er hier erfahren hatte. Es konnte doch nicht wahr sein, dass der Avatar nicht mehr lebte! Beweise hatte er zwar keine, aber dafür ein paar Aussagen die bewiesen, dass er noch leben musste. Hier und da hatte er gehört, dass scheinbar ein Luftbändiger über Dörfer hinweg geflogen sei. So etwas konnten die Menschen sich doch nich aus ihren Fingern ziehen! Zuko trat wieder auf die Straße und schloss zuerst die Augen, genoss es, wie sich seine Lungen endlich wieder mit frischer Luft füllen konnten. Kopfschmerzen hatte er durch den Gestank und Lärm da drin bekommen und seine Laune war weiter gesunken. Als er die Augen wieder öffnete, sah er wie die Menschen plötzlich an die Seiten der Straße traten. Es sah so aus, als würden sie Platz für etwas machen. °Aber für wen? ° Misstrauisch trat der Prinz an die Front der Menge, um besser sehen zu können, wer denn da so einen Auftritt hinlegte. Zwei Soldaten, in edlen Uniformen, stießen die Menschen beiseite, die nicht schnell genug ausweichen konnten. °Was zum...° In sein Blickfeld trat ein Mann, den er leider nur allzu gut kannte. Eine der beiden Wachen stieß gerade eine Frau grob zur Seite. Sie schrie kurz erschrocken, stolperte und landete direkt vor den Füßen des Feuerprinzen. Ängstlich blickte sie auf, doch Zuko ignorierte sie und stieg über sie hinweg, um auf den Mann zugehen zu können. "Sieh einer an!" rief dieser sofort. Unbeeindruckt blieb Zuko stehen: "Dasselbe könnte ich ebenfalls sagen, Zhao." Der Admiral zeigte sein fieses, hinterhältiges Grinsen, für das er so berühmt war: "Ich hatte nicht erwartet Euch hier zu begegnen." kurz musterte er sein Gegenüber, ehe er fortfuhr: "Kommt Ihr etwa aus dieser schäbigen Bar?" er deutete zur Taverne. "Habt Ihr etwa nach mir gesucht?" überging Zuko gekonnt und gleichgültig die spöttische Frage. "Ja." Knapp sah der Prinz am Admiral vorbei. Er hasste diese Art von Blicken, mit denen er gerade angesehen wurde. Sie waren spottend, hinterhältig, berechnend. Zhao bemerkte derweilen natürlich dass der Jüngere seinem Blick auswich. Aber das konnte ihm ganz recht sein. Solange dieser Bastard sich nichts auf seine Position einbildete, war es ihm vollkommen egal wo er hinsah. "Weshalb sucht Ihr nach mir?" fragte Zuko mit scharfem Ton. So wie sein Gesprächspartner gerade geblickt hatte, hatte er sicher nichts Gutes über ihn gedacht. Schon alleine deswegen würde er dem arroganten Kerl liebend gern die Faust mitten ins Gesicht schlagen! "Euer Onkel erzählte mir, Ihr würdet Euch umhören um herauszufinden, wo sich der Avatar befindet." "Ja. So ist es." "Hattet Ihr bisher Erfolg?" Zuko sah das Grinsen und augenblicklich wusste er dass dieser Mann seine Antwort schon kannte. Bei den paar Treffen, bei denen er diesem Admiral leider begegnet war, hatte er schon gemerkt wie link er war. Ein richtiges Ekel! "Nein. Bisland noch nicht." antwortete Zuko trotzdem der Wahrheit getreu und sah ein paar Menschen zu, wie sie das Beobachten der Szene beendeten und weitergingen. "Oh... das ist doch wirklich äußerst schade." entgegnete Zhao daraufhin sarkastisch. "Ich gehe davon aus dass Ihr keine Informationen habt." "Ich? Nein. Für gewöhnlich verschwende ich meine Zeit nicht, um nach Legenden zu suchen." "Was wollt Ihr dann?" fragte Zuko ungeduldig und wütend zugleich. Noch nie hatte er daran gedacht den Avatar eine Legende zu nennen. Es hörte sich merkwürdig an und gefiel ihm daher gar nicht. Er vermied es eben. Legenden waren immer nur Menschen die schon lange tot waren, sehr lange. Eine solche Vorstellung ließ den Avatar noch unerreichbarer werden. Diese Zweifel... er durfte sie sich nicht erlauben! Noch hatte er keine eindeutigen Beweise, dass der Avatar wirklich tot war! "Ihr scheint zu zweifeln." Zuko sah perplex auf, ging dann am Admiral vorbei: "Ich habe keine Zeit für eine Unterhaltung mit Euch!" "Ihr müsst Euch umhören, was?" Zhao wandte sich um und sah ihm nach: "Mein Prinz, ich bitte Euch." rief er ihm nach: "Hier wimmelt es nur von Lügnern! Wollt Ihr ihnen etwa glauben?" Zuko blieb stehen, ballte die Hände zu Fäusten: "Überall könnte etwas Wahrheit sein!" Am besten wäre es, wenn er sofort zum Schiff zurückging und in seiner Kajüte auf die Abfahrt wartete. Die Suche hier war jetzt erst recht sinnlos geworden, vor allem da er keine Konzentration mehr hatte. Leider musste er allerdings feststellen, dass der ungebetene Bekannte ihm folgte. Zhao wies seine Männer an, etwas weiter hinter ihnen zu gehen, als er neben den Prinzen trat: "Es ist schon erstaunlich. Seit jetzt schon sieben Jahren..." "Zwölf." korrigierte Zuko verbittert. Er verstand die Anspielung, ebenso wusste er dass Zhao sehr wohl die wirkliche Zeit der Verbannung kannte. Wie jedermann! "Nun, seit zwölf Jahren, fahrt Ihr um die Welt. Ohne Erfolg. Ich finde es wirklich erstaunlich, dass Ihr noch immer auf der Suche seid und nicht aufgegeben habt." "Der Avatar muss schließlich irgendwo sein." "Ja, vielleicht findet Ihr eines Tages sein Grab, oder die Knochen." entgegnete Zhao seelenruhig. Er genoss es förmlich zu sehen wie die feste, entschlossene Haltung langsam brach und einer unsicheren wich. Oh ja, es gefiel ihm Zweifel in diesem jungen Mann hervorzurufen. "Vielleicht solltet Ihr Euren Fokus auf..." theatralisch seufzend betrachtete Zhao seine rechte Armschiene: "Auf andere Dinge werfen. Eine Suche die völlig umsonst ist, führt doch zu nichts!" "Ich werde erfolgreich sein." "Wenn Ihr das denkt..." "Es wird nicht mehr lange dauern und ich kann ehrenhaft zurückkehren!" Leises Lachen erklang. Zuko biss seine Zähne hart zusammen. Oh wie er diesen Mann hasste! Diese Arroganz, diesen Zynismus! Das alles war so ätzend wie Schwefelsäure! "Übrigens..." begann Zhao erneut: "Es gibt Neuigkeiten aus der Heimat." Abrupt blieb der Feuerprinz stehen und starrte zum Admiral. Für wenige Sekunden war wieder die Hoffnung in ihm aufgeflammt. Sollte er heimkommen? Hatte sein Vater ihm endlich verziehen? Rief ihn nun wieder nachhause? "Euer Onkel wird Euch später gewiss davon erzählen. Ich sollte nun zurück zu meinem Schiff gehen, die Pflicht ruft." Zhao neigte den Oberkörper etwas. Zuko tat es ihm gleich. Allerdings nur aus Anstand. Aus keinem anderen Grund sonst. Niemals würde er sich aus Respekt vor ihm verbeugen, dafür hasste er diesen arroganten Kerl zu sehr. Außerdem wusste er sehr gut, dass ihm von Seiten des Admirals ebenso wenig Respekt entgegen gebracht wurde. Zuko sah ihm noch ein wenig hinterher, ehe er sich selbst kopfschüttelnd zum Gehen wandte. Er wollte keine weiteren Gedanken an den Kerl verschwenden. Stattdessen wollte er sich lieber beeilen zu seinem Schiff zurückzukehren. Er wollte diese neue Nachricht möglichst schnell erfahren und wissen, ob er mit seiner Vermutung richtig lag. Hoffnung hatte er, doch auch Argwohn machte sich in ihm breit. Selten hatte er Nachrichten aus der Heimat erhalten und noch seltener waren es gute Neuigkeiten gewesen. An Bord zurück musste der Prinz jedoch warten, bis er sich nach den Neuigkeiten erkundigen konnte. Zuerst musste er seinen Pflichten nachkommen. Da sie Suche nach dem Avatar auch an diesem Hafen erfolglos geblieben war, würde das Schiff in ein paar Tagen in einen neuen Hafen einlaufen. Dazu hatte er die neuen Koordinaten angegeben. Anschließend hatte er sich noch nach der Verfassung der Schiffsmotoren erkundigt. Leider hatte er aber nicht das gehört, was er hören wollte... Viele Reparaturen hatten die Motoren in letzter Zeit gehabt und er hatte nur wissen wollen, ob weitere noch ausstanden. Weitere waren hinzugekommen. Das Schiff kam langsam wirklich in die Jahre. Der Ingenieur hatte ihm nahe gelegt, lieber ein neues Schiff zu kaufen, als das Geld in dieses zu stecken. Es waren sozusagen sinnlose Reparaturen. Also hatte der Prinz sich die Zeit genommen, um eine Schriftrolle zu schreiben, hatte sie anschließend mit dem Familienwappen versehen. Sobald sie den nächsten Hafen anlaufen würden, würde er sie an einen Falken binden und das Tier losschicken. In die Heimat. Ein neues Schiff würde seine Suche auf jeden Fall erleichtern und beschleunigen. Danach verlor Zuko daran jedoch keinen weiteren Gedanken, denn er war nun auf dem Weg zur Kajüte seines Onkels. Jetzt musste er dringend wissen, was die besagte Nachricht aus der Heimat bringen würde. Mit jedem weiteren Schritt stieg die Aufregung in ihm, ein Zustand, dem er normalerweise ausgesprochen selten unterlag. Er klopfte fest an der Tür und öffnete sie einen Spalt weit: "Onkel? Habt Ihr etwas Zeit?" Iroh saß an einem kleinen Tischchen und sah von einem Pergament auf: "Für Euch doch immer! Setzt Euch." er legte den Pinsel, Tusche und Papier beiseite. Sein Neffe nahm währenddessen Platz vor dem Tisch: "An wen schreibt Ihr?" Iroh sah auf, bemerkte wie nachdenklich der Blick des Jungen auf ihm lag. Eilig suchte er nach einer passenden Ausrede. Auf keinen Fall sollte sein Neffe mitbekommen, wohin er diese Schriftrolle schicken würde und an wen sie gerichtet war, worin das Anliegen bestand. "Ich werde sie an eine Schiffswerft schicken." Der Prinz nickte daraufhin nur. "Bedrückt Euch etwas?" erkundigte Iroh sich schließlich und legte die Schriftrolle vom Tisch, neben sich auf den Boden. "Ich habe Zhao getroffen. Er... sagte, dass es Neuigkeiten aus dem Palast gäbe." "Ja, die gibt es." "Bitte sagt mir, dass Vater mich wieder bei sich haben möchte." "Nein... es tut mir Leid... ich fürchte, ich muss Euch enttäuschen..." begann Iroh vorsichtig und versuchte, die gleichgültig wirkenden Züge seines Gegenübers zu beurteilen. Es schien seinem Neffen egal zu sein. Er gab sich wirklich immer Mühe, so oft es ihm möglich war, den Jungen vor allen Enttäuschungen zu bewahren. Hierbei allerdings konnte er es nicht verhindern. Und doch; wie gewöhnlich blieb das Gesicht des jungen Prinzen weiterhin kalt und ungerührt. Es schien so, als würde alles spurlos an ihm vorbeigehen. Nur mit einem kurzen Nicken wurde es abgetan. "Wie lauten die Neuigkeiten dann?" fragte Zuko schließlich. Eine schlimme Vermutung machte sich in ihm breit. Sollte es das sein, was er vermutete, dann würde es schwere Folgen für ihn haben. Unveränderliche Folgen! "Nun... Eure Schwester... sie hat vor einiger Zeit geheiratet." Ruckartig riss der Prinz seinen Blick nach oben. Sein Herz setzte kurz aus, tat dann nur noch schwere, träge Schläge und wie automatisch hielt er den Atem an. Das war nicht gut. "Ist sie jetzt... etwa schwanger?!" "Nein. Angeblich soll es sogar nicht ganz so klappen, wie es die beiden wollen..." murmelte sein Onkel nachdenklich. "Agni!" erleichtert atmete Zuko aus: "Ich dachte schon, dass meine Zeit abgelaufen wäre..." Solange Azula nicht schwanger wurde und keinen Sohn gebären würde, konnte er noch immer auf seinen Thron hoffen. Sie selbst begehrte den Platz, konnte ihn ihm aber vorerst nicht streitig machen. Ihr würde es noch nicht gelingen, ihn aus der Erbfolge zu verdrängen. Noch hatte er sein Ziel also vor Augen. Es würde nicht sinnlos sein, den Avatar zu suchen. All sein Bemühen noch nicht vergebens... Iroh betrachtete seinen Neffen. Er wusste genau woraus die Angst bestand, die dem Jungen in den Augen lag. Sein Gegenüber schloss die Augen, atmete hörbar ruhig ein und aus. "Ihr habt noch immer Zeit!" sagte Iroh schließlich aufmunternd: "Mit dieser Hochzeit ist doch noch nichts verloren!" Der Jüngere öffnete seine Augen wieder und starrte müde, blicklos vor sich hin: "Wenn sie einen Sohn gebärt... schon." Er wusste dass seine Schwester alles daran legen würde, ihn als Erben des Feuerthrons auszustechen. Besonders weibisch hatte sie sich noch nie verhalten, diesbezüglich wusste sie ihre weiblichen "Funktionen" jedoch leider sehr gut einzusetzen. Er hingegen... würde er einen Sohn zeugen, wäre es nur ein Bastardbalg. Wenn Azula nicht selbst auf den Thron kommen konnte, dann sollte es ihr Kind tun. Und das; obwohl ihm der Thron nach seinem Vater zustand. Es war skurril. Azula war im Grunde keine Frau, die sich nach einer Familie sehnte, sie war nicht dafür geschaffen, sie lebte nur für den Krieg. Aus Erzählungen wusste er, dass ihr werter Gatte offenbar ein ebensolche Kriegsverfechter war. Die Verlobung war groß gefeiert worden, es war bekannt dass der Kerl schon einige Male im Krieg mitgekämpft hatte, ein paar kleinere Dörfer mit seinen Truppen eingenommen hatte. Beide passten perfekt zusammen. Vermutlich würde jedes einzelne Kind eine wahre, abgerichtete Killermaschine sein. Bei solchen Genen! "Gebt nicht auf, Zuko. Euch stehen noch alle Türen offen!" "Irgendwann werden sie sich ruckartig verschließen..." Iroh seufzte und betrachtete die starre Miene: "Ihr dürft nicht so pessimistisch denken." "Ich hoffe nur, dass sie nicht so schnell schwanger wird." "Das weiß natürlich niemand genau, zurzeit scheint es aber nicht zu funktionieren. Alleine das verschafft Euch etwas mehr Zeit, um den Avatar zu finden." "Jetzt wo sie verheiratet sind, können sie sich ungehindert... paaren!" wütend warf Zuko die Arme in die Luft und senkte den Kopf: "Ich könnte wetten, dass sie nach der Geburt eines Mädchens alles daran legen wird, wieder schwanger zu werden." "Zuko... wenn Frauen ihre Kinder geboren haben, müssen sie zuerst einige Wochen auf Geschlechtsverkehr verzichten." Sein Neffe starrte ihn mit offenem Mund an, fing sich und schüttelte seinen Kopf: "Als ob Azula sich daran halten würde. Sie hielt sich noch nie an..." "Nein, daran wird selbst sie sich halten. Sie mag zwar intrigant sein, jedoch wird selbst sie bei Schmerzen lieber warten.“ "Ja... wie auch immer." entgegnete Zuko seufzend: "In drei Tagen werden wir den nächsten Hafen anlaufen. Ich werde dort eine Schriftrolle an Vater abschicken." Er wollte nur noch das Thema wechseln. Von der Heimat zu sinnieren, war irgendwo doch schöner, als mit der harten Realität klarzukommen. Außerdem war es ihm relativ egal, wie lange ein Weib brauchte, um sich von einer Geburt zu erholen. Was interessierten ihn schon Geburten? Was interessierte ihn das Treiben seiner Schwester? Solange sie keinen Sohn gebar, war ihm alles diesbezüglich egal! "Wollt Ihr Eurem Vater wirklich schreiben?" "Natürlich! Ein neues Schiff würde mir ungemein bei meiner Suche helfen." Iroh wusste dass sein Neffe damit nur wieder eine weitere Enttäuschung erleben würde. Der Junge würde höchstwahrscheinlich gar keine Antwort erhalten, immerhin bestand zwischen ihm und Ozai schon seit Jahren kein Kontakt mehr. "Ihr versteht mich nicht." sagte Zuko mürrisch und legte die Stirn zornig in Falten: "Die neuen Schiffe sind schneller! Sie helfen mir! Besser als dieses alte Ding." "Das ist mir bewusst... aber... denkt Ihr, dass Euer Vater das für Euch tun würde?" "Natürlich. Selbstverständlich! Ich bin sein Sohn. Ihr werdet sehen, ihm liegt viel an mir. Denn deshalb wird er mir auch Geld für ein Schiff zur Verfügung stellen." Wehmütig sah Iroh zum Tisch. Ozai lag nichts an seinem Sohn, absolut gar nichts. Genau aus diesem Grund hatte er ihn damals auch verbannt. Sein eigener Sohn, den er so sehr verachtete, würde wohl auf ewig fort sein. Ursprünglich hatte die starke Verbrennung auch noch schlimmere Folgen mit sich bringen sollen. Darauf hatte Ozai es genau angelegt, exakt das hatte sein Bruder ihm am Abend des Agni Kai's erzählt. Viele Menschen sagten, dass der Feuerprinz nur einer Legende hinterher jage. Einem Mythos. Davon sagte der General allerdings lieber nichts. Es wäre nur noch ernüchternder für seinen Neffen, als es ohnehin schon war. "Ich bin mir sicher Onkel! Er wird mir helfen." "Das hoffe ich sehr für Euch... wollt Ihr vielleicht einen Tee?" Der Prinz nickte und starrte mürrisch zur Teekanne. Iroh griff nach einem Becher, gab etwas des kochenden Getränks hinein und reichte ihn lächelnd seinem Neffen. Dieser aber nahm nur stumm an, trank und starrte vor sich hin. "Ich war heute sehr überrascht, als ich Zhao so plötzlich sah. Ich hätte ihn dort nicht erwartet. Hat er Euch gesagt, was er wollte?" erkundigte er sich daraufhin und stellte den Teekessel beiseite. "Er fragte mich lediglich, ob ich etwas vorhätte. Er versuchte mir sogar einzureden, dass der Avatar tot sei." Zuko stellte den Becher ab: "Denkt Ihr, dass es stimmt?" Nachdenklich seufzte sein Onkel: "Das weiß wohl niemand so genau..." "Was ist Eure Vermutung?" "Er könnte versteckt leben, möglich wäre es durchaus. Er kann jedoch genauso gut auch nicht mehr leben. Ich würde Euch gerne helfen, aber selbst ich weiß nichts Genaues." Mit stummer Resignation nahm der Prinz die Antwort hin. "Wartet ab, vielleicht habt Ihr in drei Tagen Erfolg." Zuko entwich ein Seufzen, für wenige Augenblicke schloss er seine Augen und versuchte, die Kopfschmerzen einigermaßen auszublenden. In letzter Zeit kam das abends immer öfter vor. "Ihr seht müde aus." bemerkte Iroh daraufhin ruhig: "Ihr solltet einmal wieder durchschlafen." "In letzter Zeit kann ich das kaum noch." "Ich sehe Euch hin und wieder nachts an Deck. Geht das denn schon lange?" "Erst seit ein paar Wochen..." Besorgt betrachtete Iroh das junge Gesicht. Immer abends, wenn sie alleine waren und keines der Crew-Mitglieder mehr kam, legte der Junge diese emotionslose Maske ab. Allgemein sah das Gesicht viel älter aus, als es tatsächlich war. Doch Erschöpfung und Müdigkeit ließen ihn auf erschreckende Weise äußerlich um Jahre altern. Tags über, hielt er die vermeintliche Stärke aber penibel aufrecht. Niemals würde er Schwäche zeigen, dass war das Motto des Prinzen. "Das ist sicher nichts Großes... bestimmt liegt es nur an der momentanen Mondphase." Daraufhin nickte Iroh nur. Vielleicht rührte der müde, niedergeschlagene und so besiegte Ausdruck, vom Stress her. Gut möglich, dass der Stress dem jungen Prinzen allmählich doch zusetzte, es war leider sehr wahrscheinlich, dass ihm die stetig anhaltenden Anstrengungen nicht mehr bekamen. Zuko schüttete den restlichen Tee herunter, stand auf, verbeugte sich kurz: "Ich werde versuchen zu schlafen. Eventuell habe ich heute ja ein paar Stunden mehr. Und danke, dass Ihr Zeit für mich hattet." "Immer doch Junge." sagte Iroh und lächelte. Sein Neffe legte die eine Hand gerade an seine Faust zum Feuergruß, verbeugte sich erneut und diesmal tiefer. Auf einmal wirkte die ganze Situation befremdlich. Teilweise ging der Junge auf einen Abstand, den Iroh nicht nachvollziehen konnte. Es war fast so, als würde er irgendetwas befürchten, als würde er versuchen, durchgehend hart zu bleiben. Unnahbar. Es stimmte sogar; Zuko ließ niemanden mehr wirklich an sein Herz heran. Und wenn er einmal Nähe suchte, dann brach er besagte selbst nach wenigen Minuten wieder ab, ging auf Abstand, zog sich zurück. Waren die Nerven des Prinzen etwa so strapaziert? Hoffentlich würde ihm ein guter, tiefer Schlaf dabei helfen und Wunder wirken... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)