Das Tor der Dimensionen von Seoko ================================================================================ Kapitel 22: Intermezzo ---------------------- Vorwarnung! In diesem Kapitel werde ich sehr wenig über die Elben und so erzählen. Hier geht es jetzt ausschließlich um Liaras Beziehung zu ihrer eigenen Welt, die sie gern abbrechen würde. Und die Gründe, warum sie sich nie richtig entscheiden kann. Aber im nächsten Kapitel geht es dann wieder mehr um die Spitzohrigen; hässliche Kreaturen und Zwerge! Viel Spaß beim Lesen! Das Tor der Dimensionen Theaterspiele und Familientheater ......~*~......~*~...... Gilelthil lief so schnell es ihr möglich war. Ihre Erschöpfung war wie weggeblasen, seit dem Treffen mit Rihil. Er war ein sonderbarer Mann. Geheimnisvoll und undurchsichtig wie ihr Vater. Aber im Gegensatz zu diesem sanft wie die frische Morgenluft im Sommer. Sie konnte sich nicht erklären, weshalb sie ihn nicht schon vorher getroffen hatte. Zudem beunruhigten seine ernsten Worte das junge Mädchen der Sil' Annon. Viele Leben waren gefährdet? Und auch noch durch sie! Durch ihre unzuverlässigen Entscheidungen! Wie hatte sie sich eigentlich dazu hinreißen lassen können, den Goldenen Wald jemals wieder zu verlassen? Sie zog die Stirn in Falten und verbannte einen Ast zur Seite. Ihr Vater hatte sie lange genug manipuliert. Jetzt würde sie frei sein. Ihrem eigenen Willen folgen und tun, was sie für richtig empfand. Aber konnte sie ihren neuen Freunden jemals wieder aufrichtig in die Augen sehen? Ein kleiner Ast knackte unter ihren Füßen und sie blieb schwer atmend stehen. Die spitzen Ohren versuchten jeden noch so kleinen Laut zu erhaschen und deuten zu können. "Ihr schleicht durch den Wald wie ein Raubtier." Gil zuckte ängstlich zusammen. Diese Stimme...sie kannte diesen Mann. "Ha...Hauptmann Haldir." Eine flüchtige Verbeugung folgte ihren Worten und ließen den stolzen Elben stutzig werden. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, doch die Miene blieb unbewegt. Gilelthil konnte ihre Freude kaum verbergen, die sie empfand. Endlich musste sie nicht mehr allein durch den Wald stolpern und auf gut Glück die Elbenstadt suchen! "Wenn ich mich recht erinnere, seid Ihr diejenige, die entführt wurde." Es war eher eine hinterhältige Frage. Gil nickte geknickt. "Ich konnte fliehen." Das entsprach der Wahrheit. Hatte sie es auch nicht gleich getan, so war sie doch letzten Endes geflohen. Aber sie verfluchte ihren wahnsinnigen Sturkopf, der sie ins Verderben hat rennen lassen. "Wie schön", folgte die sarkastische Antwort. Der Elb schien sie nicht sehr zu mögen. Kein Wunder. Er hatte sie auch nur zickig und meckernd kennen gelernt. "Ich...ich muss mit der Hohen Frau sprechen." Ihre Stimme zitterte merkwürdig. Hatte sie Angst? Vor Haldir? Vor dem was kommen würde? "Das müssen derzeit viele." Ein Seufzer mischte sich in die strengen Worte und Gil schöpfte ein wenig Mut. Etwas verwirrt sah sie dem Hauptmann der Wache nun in die Augen. "Was ist passiert?" Doch statt einer Antwort ergriff der Elb nur ihren Arm und zog sie hinter sich her. "Hallooooo!! Blonder Schönling ich spreche mit dir!" Da war es wieder. Das altbekannte Gefühl der inneren Zicke. Sie sträubte sich gegen alles und jeden. Das musste irgendwann ein Ende haben. Aber ihre respektlose Aufforderung schien Wirkung zu zeigen, denn Haldir blieb abrupt stehen und sah ihr ärgerlich in die Augen. "Seit zwei Tagen ist hier der Ork los! Seit zwei Tagen suchen wir Tag und Nacht nach diesem Menschen, einem zotteligen Zwerg, einem Zwillingspaar, einer kurzhaarigen frechen Möchtegern-Elbin und zu guter Letzt noch nach dem Prinzen des Düsterwaldes persönlich. Da stelle sich nur einer vor, wie König Thranduil tobt." Er verdrehte genervt die Augen. Eines beherrschten und disziplinierten Elben überhaupt nicht würdig, aber im Moment waren andere Tatsachen wichtiger. "Seit zwei Tagen? Und keiner weiß, wo sie sind?" Irgendwie konnte sie das nicht glauben. Wie konnten denn vier Elben, ein Zwerg und ein Menschenmädchen so einfach verschwinden? Und das an einem Ort, wo sie von Wachsamkeit und spitzen Ohren nur so umgeben waren. "Bei Eru! Keiner weiß es. Der König des Düsterwaldes ist aufgebracht und zornig, da sein Sohn ihm nicht gehorcht hat. Legolas sollte sich von Lalaithtinu fernhalten. Doch nun ist er samt den anderen Genannten spurlos verschwunden. Man vermutet, sie seien in eine andere Welt geflüchtet." Haldir strich sich nervös eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. "Dabei hat sie ihr Gepäck zurückgelassen. Und die Wachen dürfen jetzt den ganzen Wald absuchen." "Sie kommt sicher wieder." Gilelthil lächelte den aufgelösten Hauptmann gutmütig an. Sie wusste nicht, warum, aber ein Gefühl tief im Herzen verriet ihr, dass Liara und die anderen sicher wiederkommen würden. Aber es gab wichtigeres als das. "Bringt mich bitte zu Lady Galadriel. Ich habe ihr etwas sehr wichtiges zu sagen." ~*~ "Mädchen! Bist du dir auch sicher, dass du den richtigen Weg eingeschlagen hast?" Gimli zweifelte ernsthaft am Orientierungssinn der Gruppenführerin. Wohin sie auch sahen, da war nichts außer einer langen schwarzen Linie, auf deren Mitte im Abstand von ein paar Metern weiße Striche gezeichnet waren. Liara nannte es ,Landstraße'. Aber solche Straßen hatte niemand aus Mittelerde jemals gesehen. "Mein Gott Gimli, wie oft denn noch!? Ich weiß nicht wo es langgeht! Aber wenn wir die Straße lang laufen, kommen wir schon irgendwann in eine Stadt oder ein Dorf und dort fragen wir halt nach einem Atlas!" Lalaithtinu war sichtlich gereizt. Gimli war es auch. "Straße, Straße! Immer höre ich Straße! Eine vernünftige Straße besteht aus festem Stein und keinem schwarzen, stinkenden Dingsda!" Das Mädchen versuchte ihn zu überhören. Die Elben schwiegen vorsichtshalber und folgten nur langsam. Die Stimmung war bis zum Zerreißen angespannt. Legolas umfasste die Hand seiner Geliebten etwas fester. Ihre Finger waren kalt und sie zitterte ganz fürchterlich. Gimli sollte endlich aufhören, sie zu reizen. Aber in einem Punkt musste er dem Zwerg recht geben. Die Luft stank widerlich nach Staub und etwas, das sich Legolas nicht erklären konnte. "Und diese Autos! Immer wenn sie vorüberfahren machen sie einen Höllenlärm", murrte Gimli weiter. Anscheinend schien er Liaras miese Laune nicht zu bemerken. "Gimli...", begann sie ganz ruhig. Die Elben spitzen gespannt die Ohren. Das klang gefährlich. Sehr gefährlich. Aber als Liara sich nach dem Bärtigen umwandte, lag ein zuckersüßes Lächeln auf ihrem Gesicht. "Ich würde Gold und Edelsteine dafür geben, nur damit du für eine Sekunde deine verdammte Klappe hältst!!!" Ihr Tonfall und auch ihre Miene waren nun nicht mehr mit einem freundlichen Menschen zu vergleichen, doch das war dem Mädchen im Moment egal. Hauptsache dieser Zwerg hielt für eine Weile die Luft an. "Wenn du ein freundlicheres Gesicht machen würdest und zudem noch wüsstest, wo wir gerade völlig sinnlos hinlaufen, dann würde ich auch nicht meckern", schnauzte der Zwerg, offensichtlich sehr beleidigt, zurück. Doch der Gefühlszustand Gimlis, rührte Liara überhaupt nicht. "Und wenn ihr alle euch ein bisschen verantwortungsbewusster verhalten hättet, hätten wir auch schon in der Gaststätte erfahren können, wo wir sind! Aber nein! Ihr müsst ja futtern und den Fernseher zerschießen!" "Das waren die Elben", wetterte Gimli und grummelte anschließend ein ,jaja immer auf den Zwerg' in seinen bauschigen Bart. "Das ist mir ehrlich gesagt Scheißegal! DU hast das Auto zertrümmert." "Hättest du uns vorher wenigstens etwas aufgeklärt, was deine Welt betrifft, wäre das auch nicht passiert!" Die Gesichter der Streitenden hatten eine dunkelrote Farbe angenommen. Die Elben standen nur verdutzt daneben. "Lalaithtinu...Gimli...Es bringt nichts, sich zu streiten", wandte Legolas mit fester Stimme ein, doch beide drehten sich wutentbrannt nach ihm um. "Halt du dich da raus", donnerte es dem Elben zweistimmig entgegen und der Prinz wich schockiert ein paar Schritte zurück. Wo war nur seine liebevolle und fröhliche Lalaithtinu geblieben? "Was macht man in solch einem Fall", wisperte er Mara leise ins Ohr, doch die zuckte nur ahnungslos mit den Schultern. Elladan und Elrohir hingegen grinsten breit, kramten kurz in ihren Taschen und zogen dann ein bräunliches Gestrüpp hervor. Legolas' Augen weiteten sich. "Was ist das", fragte er vorsichtshalber noch einmal nach, um sich zu vergewissern, dass er mit seiner Vermutung recht behielt. "Lilithkraut", grinste Elladan breit und ging auf die Streithähne zu. Doch Legolas hielt ihn an der Schulter zurück und sah ihm ernst in die Augen. "Du wirst es ihnen doch nicht geben?" Mara kicherte in sich hinein. Lilithkraut. Die Zwillinge wussten aber auch wirklich, was sie in verschiedensten Situationen brauchten. Sie erinnerte sich, wie sie es einmal Elladan gegeben hatte, als er Maras kleinen Bruder geärgert hatte. Daraufhin hatte der Zwilling jedem der ihm begegnete, Honig ums Maul geschmiert und war freundlich wie nie zuvor. Wie sich das Kraut bei Erwachsenen auswirkte, wusste sie allerdings nicht. "Warum nicht? Es hält doch nur ein bis zwei Stunden an." Elladan sah sehr unschuldig drein und Legolas schwankte zwischen dem sehnlichen Wunsch endlich Ruhe zu haben und Entsetzen, dass sie das Kraut seiner kleinen Lalaithtinu geben würden. Sie würde jeden des anderen Geschlechts umschwärmen und er war sich nicht sicher, ob er das ertragen könnte. "Aber nur Gimli, verstanden?" Das schien ihm der einzige Ausweg zu sein und als der Sohn Elronds bestimmt nickte, ließ er ihn erleichtert los. Dieser fuhr wie der Blitz zwischen die Streitenden und mit einer raschen Handbewegung stopfte er Gimli ein paar Blättchen in den Mund. Der Zwerg hielt sofort verblüfft inne. Dann schluckte er ärgerlich das Grünzeug hinunter, von dem er meinte es sei nur ein Mittel zum Zweck gewesen, ihn zum Schweigen zu bringen. Schon wollte er den dunkelhaarigen Elben ankeifen, als sich ein warmes, wohliges Gefühl in seiner Magengegend ausbreitete und von dort aus seinen ganzen Körper in Besitz nahm. "Oh...Wie ist mir? Was hast du mir da gegeben blöder Elb?" Liara lachte laut auf als sie die merkwürdig schleppende Stimme von Gimli vernahm. "Steht er unter Drogen oder wie jetzt?" Sie kicherte laut und wollte Gimli schon wieder etwas an den Kopf werfen, doch Elladan sah sie tadelnd an. "Solltest du ihn jetzt auch nur ein einziges Mal beleidigen, werde ich dir gegen den Willen deines Geliebten auch etwas davon geben." Seine Drohung klang echt und so schluckte sie den Spott hinunter. Langsam kehrte Klarheit in ihren Kopf zurück. Du lieber Himmel! Wie sie sich aufgeführt haben musste. Sie sah zaghaft zu Legolas hinüber. Doch der stand nur mit ausdruckslosem Gesicht neben Mara, die sich lachend den Bauch hielt, als Gimli ihr einen Ast überreichen wollte. Im Glauben es sei ein wunderschöner Blumenstrauß. Liara lächelte ihren Prinzen zaghaft an, doch dieser wandte sich Gimli zu, der arg neben sich zu stehen schien. Sie schluckte das aufkeimende Angstgefühl hinunter. Sie hatte sich auch wirklich blöd benommen! Wie konnte sie ihren Freunden Vorwürfe machen, wenn doch alles vollkommen neu und ungewohnt für sie war? Gut es war kalt, sie fror und ihre Nerven lagen blank aber wenigstens kannte sie alle Wunder ihrer Welt. "Gimli? Kannst du laufen", hörte sie Legolas' einfühlsame Stimme und sie sah in die Richtung des Zwerges. Er schien wirklich so etwas wie eine Droge bekommen zu haben. Auch wenn es im ersten Moment lustig war (Die Zwillinge hielten sich die Bäuche vor Lachen als Gimli begann, sich einen Bartzopf zu flechten), konnte sie nicht lachen. Im Gegenteil: Es war ihr peinlich. "Und was machen wir jetzt", fragte Mara nahe an ihrem Ohr. Liara zuckte müde mit den Schultern. Sie wusste es nicht. Eigentlich hatte sie darauf vertraut, dass sie in ihrem Zimmer oder wenigstens bei ihr zu Hause landen würden, aber das war augenscheinlich nicht passiert. Sie fragte sich schon die ganze Zeit, warum eigentlich nicht? Als sie alleine zurückgekehrt war, war sie doch bei sich zu Hause gewesen. Und jetzt auf einmal nicht mehr. Vielleicht lag es an der Personenzahl... "Keine Ahnung", entgegnete sie matt. Sie hätte mit allen Zwischenfällen rechnen und sich darauf vorbereiten müssen. Aber das hatte sie nicht getan. "Am besten wir laufen noch ein Stück weiter. Ich hoffe, dass wir irgendwann mal einen Ort erreichen." Die Elben nickten. Legolas packte Gimli am Arm und lotste ihn immer in die richtige Richtung, damit der Zwerg vor keinen Baum rannte. ~*~ "Und du bist sicher, dass du keine Illusion des Feindes gesehen hast?" Galadriels Stimme war eindringlich doch sanft. Gilelthil kniete mit gesenktem Haupt vor ihr, sah dann jedoch zur Herrin des Waldes auf, als diese die Frage erneut wiederholte. "Ich bin mir noch nie so sicher gewesen", bestätigte sie ernsthaft und versuchte dem Blick der Elbin standzuhalten. Als die hohe Frau eine Weile schwieg, senkte Gil abermals den Kopf und fixierte die Muster des Baumes. Seine Rinde war alt und schön anzusehen. Gold und Brauntöne wechselten sich harmonisch ab und verschmolzen ineinander. "Wie hast du fliehen können, Kind?" Die junge Sil' Annon kniff die Augen fest zusammen. Die Frage traf sie wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Wenn sie jetzt die Wahrheit sagen würde, müsste sie auch mit der Vorgeschichte, ihre grausamen Taten herausrücken. Aber wenn das alles ans Licht kam, würde sie nie wieder das Vertrauen der Elben erlangen können, dass sie jetzt so dringend benötigte. "Verzeiht, Herrin. Aber das...kann ich Euch nicht sagen. Dennoch ich habe eine schreckliche Nachricht zu überbringen. Ich weiß mit Gewissheit, dass ein Angriff auf Euer Elbenreich geplant ist. Grund dafür ist die Anwesenheit einer sehr wichtigen Person." Sie unterbrach sich unsicher. War es ihr erlaubt Liaras Geheimnis zu enthüllen. Es preiszugeben und an die Elben zu verkaufen? Vielleicht geriet es in falsche Hände. In die Hände ihres Vaters zum Beispiel...Aber ihm war es bereits bekannt. War es da nicht zwingend, dass die Elben auch informiert wurden? Sie zitterte am ganzen Leib vor Unentschlossenheit und Angst. Wenn man ihr keinen Glauben schenkte...? "Lass gut sein. Du hast genügend Lasten auf dich genommen." Eine sanfte Männerstimme ließ sie aufhorchen und der Druck einer freundlichen Hand auf ihrer Schulter ließ Ruhe in ihren Körper zurückkehren. "Ich grüße Euch, Herrin Galadriel, Mächtigste im Wald Lothlóriens." Ein Elb mit dunklen kurzen Haaren trat vor Gilelthil und bedeckte so ihren Körper vor den Blicken der schönen Elbin. "Ich grüße Euch, Unbekannter. Noch nie zuvor habe ich Euch gesehen. Weder hier noch an einem anderen Ort Mittelerdes. Aber stellt Euch vor. Ihr scheint das Mädchen zu kennen." Gilelthil betrachtete aufmerksam den Rücken ihres Onkels. Er war breit und stark. Wer weiß wie viele Jahrtausende alt. Aber er würde sie beschützen und den Elben alles erklären. "Man nennt mich Yut o' Ghur Rihil vom Volk der Sil' Annon." Er unterstrich seine Worte mit einer ehrerbietigen, doch nicht unterwürfigen Verbeugung. "Also ist es wahr, was man sich erzählt. Die Legenden erhalten ihre Richtigkeit." Galadriel hatte sich erhoben und war auf den stolzen Mann zugegangen, der sie mit ein wenig Schalk in den Augen musterte. "My Lady. Legenden und Mythen haben ihren Ursprung in der Wahrheit. Aber ich denke nicht, dass ich Euch da eines besseren belehren muss." Die Elbin neigte nur kurz den Kopf als Zeichen der Zustimmung. "So habt Ihr gewiss auch von den Rissen gehört, die gehütet werden? Auch dieser Zeiten fungieren junge Geschöpfe als Hüter dieser ,Tore'." Gil nagte interessiert an ihrem Fingernagel. Von der Hüterin hatte schon ihr Vater erzählt. Aber dass es noch mehrere von ihnen gab, war ihr neu und so spitzte sie gespannt die Ohren. "Was führt Euch also zu uns? Jetzt, da das Volk der Sil' Annon Jahrtausende als eine Legende galt?" War da etwa ein zynischer Unterton in der Stimme der erhabenen Elbin? Machte sie sich gar über Rihil lustig? Aber warum sollte sie das tun? Gil verengte konzentriert auf das Geschehen die Augen zu schmalen Schlitzen. "Nun. Ein Schatten zieht über dem Goldenen Wald auf. Und er bedroht nicht nur Mittelerde. Auch andere Welten werden in Mitleidenschaft gezogen." Gil starrte schockiert auf Rihils Kehrseite. Sollte ihr Vater schon solche Macht erlangt haben, dass sich dieser Mann vor ihr so enorme Sorgen machte? "Darum bitte ich Euch, Eure Grenzen gut zu bewachen und den Feind immer wieder zurückzuschlagen. Er ist tückisch und leider sehr weise, wenn auch seine Gedanken und sein Herz auf immer verdorben sind. Das Mädchen darf ihm auf keinen Fall in die Hände fallen." "Das ist auch überhaupt nicht möglich. Seit dem Morgengrauen vor zwei Tagen sind sie und ihre Freunde verschwunden." Galadriel runzelte etwas besorgt die Stirn. Anscheinend erhoffte sie sich eine Antwort des Mannes, die sie auch erhalten sollte. "My Lady. Ich versichere Euch, dort wo sie sich nun aufhalten, sind sie vor allem und jedem sicher." ~*~ Eine alte Dame lenkte ihr Laufgestell gerade an eine Ampelkreuzung, als jemand gegen sie lief. "Oh Verzeihung." Eine sanfte, klare Männerstimme drang an ihre schlechten Ohren und wäre die alte Frau jung gewesen, wäre sie wohl errötet. Der Mann den sie vor ihren müden Augen sah, hatte langes blondes Haar, einen athletischen Körper und ein interessantes, sanftes Gesicht. An einer Hand zog er ein junges, ebenfalls blondes Mädchen mit sich. Im Gegensatz zu ihm schien sie außer Atem zu sein, denn das Gesicht war knallig rot. Unwillkürlich starrte die alte Frau mit grau-weißem Haar das Pärchen an. Das junge Mädchen drückte rasch auf den gelben Knopf, um die Ampel zu betätigen. Dann wandte sie sich wieder dem jungen Mann zu. Ein leiser Pfiff entwischte der Dame durch eine Zahnlücke, als sie abermals den blonden Schönling eingehend betrachtete. Warum hatte es nie solche Männer während ihrer Jugendzeit gegeben!? Da konnte man sich ja nur ärgern. Aber halt! Die Frau runzelte kritisch die Stirn. Der Schönling hatte ja spitze Ohren! Sie sah noch einmal genauer hin. Vielleicht lag das auch an ihrer alten, ausgedienten Brille. Denn jetzt kamen noch ein paar andere Leute dazu, ebenfalls mit spitzen Ohren. Die Männer mit langen Haaren. Als sie sich ein wenig nach hinten drehte, sah sie direkt in die, von buschigen Augenbrauen gerahmten, kleinen Augen eines vollbärtigen Mannes. Täuschte sie sich da oder war das eine Axt, die er in der Hand trug!? Sie wandte schnell und unsicher den Blick ab. Ihr Blutdruck schien sich schon wieder dramatisch zu erhöhen. Jedenfalls raste das Herz nur so. "Du lieber Himmel! Ich muss wirklich wieder einmal zum Arzt", murmelte sie kopfschüttelnd und wandte sich wieder der Straße zu. Aber jetzt aus den Augenwinkeln sah es so aus, als würde der Blondschopf einen Bogen über der linken Schulter tragen! Vielleicht eine Verbrecherbande!? Sollte sie vielleicht Alarm schlagen? Aber die jungen Leute hatten ja gar nichts unrechtes getan. Abgesehen davon, dass sie Äxte und Schusswaffen in der Öffentlichkeit trugen. Vielleicht waren es Irre, die irgendwo entflohen sind. Stand darüber am Morgen etwas in der Zeitung? Sie blinzelte zwei-, dreimal und konzentrierte sich wieder voll und ganz auf die Ampel. Da! Das Männchen der Ampel wechselte von Rot auf Grün und die Frau setzte sich langsam in Bewegung. Es war von Tag zu Tag schwerer, die andere Seite der Straße zu erreichen, bevor das Männchen wieder auf Rot wechselte. Sie seufzte schwer als sie die Mitte der Straße erreicht hatte. Sie war sich jetzt ganz sicher, dass über entflohene Verrückte nichts in ihrer täglichen Morgenzeitung gestanden hatte. Also kein Grund zur Sorge. "Hast du gesehen, wie skeptisch uns die alte Frau angesehen hat?" Liara wusste nicht ob sie lachen oder empört tun sollte, als sie an Legolas' Hand die Straße überquerte. Es hatte zwar ein paar Stunden gedauert, aber allmählich hatten sich ihre Begleiter an die neuen Dinge gewöhnt. Hohe Häuser, Autos, Reklamewände, Ampeln, Banken, Eisdielen, Schmuckgeschäfte, Uhren. Für eine eingehende Musterung hatten sie nicht weniger als sieben Stunden benötigt. Liara musste jeden noch so simplen Gebrauchsgegenstand analysieren und dessen Nutzen erläutern. Eher gaben die Elben und vor allem Gimli keine Ruhe. Vor allem die Telefonzelle schien sie hellauf zu begeistern. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass man nur in ein kleines unförmiges Ding (nach Gimlis Begriffen ein Türgriff) sprechen musste und schon erhielt man Antwort von der anderen Seite. Die man zudem nicht sehen konnte! Es war Lalaithtinu unmöglich gewesen, ihnen zu verklickern, dass man die Stimme auch noch kilometerweit hören konnte. Sie demonstrierte ihnen ein Beispiel, indem sie die Auskunft anrief, Legolas den Hörer in die Hand drückte und ihm befahl, nach der Telefonnummer eines gewissen Herrn Schulz zu fragen. Zuerst hatte der Elb überhaupt nicht reagiert und nur starr dagestanden und den Hörer ehrfürchtig betrachtet. Als er sich endlich gefasst hatte, rief er so laut in das Telefon, dass ein entsetzter Aufschrei aus dem Hörer erklang. Danach hatte Liara ihrem Geliebten den Hörer entrissen und wieder eingehängt. Es würde sehr, sehr lange dauern, sie mit den Gegenständen ihrer Welt vertraut zu machen. Aber so lange wollte sich gar nicht hier aufhalten. Höchsten ein bis zwei Tage, um sich zu verabschieden. Und dieser erste Tag neigte sich dem Ende zu. Sie wusste jetzt zwar wo sie gelandet waren, aber irgendetwas hielt sie davon ab, den nächsten Bus zu sich nach Hause zu nehmen. Zudem kam noch, dass sie überhaupt kein Geld mit sich führte. Also mussten sie wohl oder übel zu Fuß gehen. "Ja ich habe es bemerkt. Aber ich kann mir nicht erklären warum." Legolas riss sie sanft aus ihren Überlegungen. Sie brauchte eine Weile und viele irritierte Blicke, ehe ihr einfiel, dass er die alte Frau meinte. "...ra? Liara!" Das Mädchen stutzte und hielt im Schritt inne. Legolas reagierte sofort schnell und präzise und kam ebenfalls zum Stehen. Die kleine Gruppe musterte interessiert das Mädchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie winkte heftig, hielt dann still, wartete bis die Autos vorbei waren und überbrückte dann die wenigen Meter zu ihnen. "Oh nein...Bitte alles nur das nicht", stöhnte die Blonde gegen Legolas' Brust. Der Elb strich ihr zärtlich über das helle Haar, wandte aber den Blick nicht von dem unbekannten Mädchen ab, das seine Lalaithtinu zu kennen schien. "Liara?" Die Schritte des Mädchen verzögerten sich. Anscheinend war sie sich nicht sicher, ob es wirklich die verschwunden geglaubte Freundin war, die dort in den Armen eines langhaarigen Bogenträgers stand. "Hi Kristin", war die knappe Antwort und Liara war erleichtert, dass keine Fragen fielen. Selbst Gimli hielt einmal unaufgefordert die Klappe. Hingegen der etwas kühlen Begrüßung, fiel das braunhaarige Mädchen der Freundin in die Arme und drückte sie fest an sich. "Mensch wo warst du denn!? Wir haben uns alle solche Sorgen gemacht. Als die das in der Schule verkündet haben, gingen sofort die wildesten Gerüchte rum! Jeder hat mich mit Fragen belagert. Verdammt wo hast du gesteckt!?" Nun drückte sich Kristin ein wenig von ihr und sah sie aus tränenfeuchten Augen an. Liara seufzte. "Ich war in einer anderen Welt, hab gegen ein paar stinkende Orks gekämpft, Elben getroffen und sonstige Sachen gemacht", erwiderte Liara gelangweilt. Sie hatte jetzt keine Lust, ihre Freundin über ihre Abwesenheit und Abenteuer zu unterrichten. "Hör auf mit dem Scheiß", wandte die Braunhaarige halb lachend, halb ärgerlich ein. "My Lady. Mit Verlaub, aber die Worte aus Lalaithtinus Munde entsprechen der Wahrheit." Liara hielt sich entsetzt die Stirn. Musste Legolas gerade jetzt so geschwollen daherreden? Reichte nicht ein einfaches: Sie hat recht? Kristin wusste anscheinend auch nicht wirklich, ob sie das als Witz aufnehmen sollte und so starrte sie stattdessen sehr interessiert auf Legolas' Ohren. "Warum sind die spitz?" Sie deutete mit einem Finger auf die empfindlichen Knubbel am Ende des elbischen Höhrorgans. "Weil er ein Elb ist." Jetzt musste sie wirklich grinsen. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Das Gesicht der Freundin war einfach zu komisch. Um ihre Worte noch etwas zu unterstreichen, tupfte sie einen sanften Kuss auf Legolas' Ohr, woraufhin dieser erregt zusammenfuhr. Ein heißer Blick traf in ihre Augen und Liara musste sich mit Gewalt daran erinnern, dass sie auf einer Straße mitten in ihrer Heimatstadt standen und nicht ungestört irgendwo in Mittelerde! "Ah natürlich. Ein Elb. Alles klar." Das war es offensichtlich nicht. Aber das schien die Betroffenen überhaupt nicht zu stören. Elladan und Elrohir philosophierten gerade über den Nutzen des ,Roten Eisenblocks' (Ein Straßenhydrant), Mara betrachtete jauchzend ein Window-colour-bild von den Pokémons und Gimli stand lässig auf seine Axt gelehnt neben dem Geschehen. "Es ist ein wenig kompliziert, dir das alles in so kurzer Zeit zu erklären. Ich muss nach Hause, sorry." Ein Lächeln zierte das Gesicht des Mädchen und Kristin wusste nicht, was sie denken sollte. War ihre Freundin verrückt? Bestimmt waren diese merkwürdigen Leute daran schuld! Wenn man die so betrachtete kein Wunder, das Liara vielleicht ein wenig durchgedreht war. Aber woher kannte sie die? "Okay. Ich glaube das ist auch das Beste. Deine Mutter hat meiner am Telefon die Ohren voll geheult." Ein Augendrehen, ein unschuldiger Blick und Liara runzelte ärgerlich die Stirn. "Ach hat sie das?" Legolas betrachtete seine Geliebte näher. Ihr Tonfall war so kühl und abweisend. Ganz anders als in Lothlórien oder im Düsterwald. Auch als sie sich damals gestritten hatten, war ihr Tonfall wärmer und freundlicher gewesen als im Gespräch mit diesem Mädchen. "Also. Erzähl bitte keinem, dass du mich getroffen hast..." Liara hielt inne und wartete auf die Reaktion der Freundin. "Ja okay. Du willst selbst den großen Auftritt genießen. Verstehe ich", bestätigte Kristin Liaras Bitte. "Nein...das..." Lalaithtinu stoppte mitten im Satz. Sie musste der Freundin ja nicht auf die Nase binden, dass sie bald wieder verschwand. Und dann für immer. Ja es war wahr. Sie würde nach Mittelerde zurückkehren! Endgültig. Schon die ersten Minuten in ihrer Welt hatten sie angewidert. Die schreckliche Luft, die Lautstärke, Chaos, Gesetze und strenge Vorschriften. Wie anders war das alles bei den Elben! Bei ihnen bestand das Leben aus Gesang, Harmonie, Wissen, Balladen, Mythen und Legenden. Sie waren zwar sehr höflich und immer auf Distanz bedacht, aber lernte man nur einen von ihnen näher kennen, entdeckte man in ihnen wunderschöne Märchenwesen. "Ich meine...ja du hast recht. Danke dass ich dir vertrauen kann." Kristin blinzelte verwirrt. Worauf lief das hinaus? "Leb wohl." Liara umarmte die Freundin heftig und drückte sie liebevoll an sich. Kristin hatte immer genervt, sie auf die Palme gebracht, sie wütend gemacht und doch war sie immer für sie da gewesen. "Legolas, Elladan! Elrohir, Mara Gimli! Wir gehen weiter." Sie umfasste Legolas' Hand etwas fester als sie Kristin den Rücken zukehrte. "Hey...Liara! Was sollte das ,Leb wohl?' Willst du wieder weg!?" Sie antwortete nicht und verschwand mit den Freunden um die nächsten Ecke. "Hey sag mal...warum hast du ihr Lebewohl gesagt. Es sah so aus, als würdet ihr euch nahe stehen." Mara beschleunigte neugierig den Schritt, um mit dem Liebespaar auf einer Höhe sein zu können. "Ich hoffe, damit kann ich den Abschied besser verkraften." Erst jetzt bemerkte die Elbin, dass ihrer Freundin Tränen in den Augen standen, aber sie schwieg. Sie hatte sich noch nie von irgendwem auf ewig verabschieden müssen und es war auch besser so. Aber sie wusste einfach nicht, wie sie Liara trösten sollte. ~*~ Fortsetzung folgt!! Sorry, aber ich hab so wenig Zeit...ich wollte euch aber nicht noch länger ohne die kleinste Fortsetzung im Dunkeln stehen lassen, also hoffe ich, dass ihr euch auch an diesem kurzen Teil erfreuen könnt!! Hab euch alle ganz doll lieb!! Ich danke euch für die lieben Kommentare!!! ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)