Das Tor der Dimensionen von Seoko ================================================================================ Kapitel 18: Enthüllungen ------------------------ Bin wieder da-haaaaa!!! *knuddelt alle ganz doll und dankt jedem für das liebe Kommi* ^^ Sorry wegen der langen Wartezeit war aber erst am 20.08. wieder richtig da und hatte dann auch gleich wieder schule...aber ich bin endlich mal fertig geworden! ^^ Viel spaß ~~~~~~o~o~*~o~o~~~~~~ Das Tor der Dimensionen Enthüllungen Ein Kapitel für Mystica und Kasumi ......~*~......~*~...... Schweigend lief Liara neben Legolas her. Steine und Wurzeln stellten sich ihr sehr ungünstig abwechselnd in den Weg und hinderten beide am raschen Vordringen in den Wald. Legolas konzentrierte sich aufmerksam auf seine Umgebung und hielt die Hand seiner Geliebten fest in der seinen. Liara schmunzelte liebevoll, als er sie vor einem Sturz bewahrte, jedoch kein Wort sagte und immer weiter lief. Er war in Gedanken versunken, soweit verstand sie sein merkwürdiges Verhalten und dennoch machte sie sich Sorgen. "Legolas? Wo gehen wir hin", fragte sie leise und schob zur selben Zeit einen lästigen Ast zur Seite, damit er ihr nicht ins Gesicht peitschte. Etwas säuerlich schwang er hinter ihrem Rücken hin und her. Doch sie beachtete ihn nicht. Ihre Worte schreckten den jungen Prinzen aus seinen Gedanken. Für wahr, wo liefen sie eigentlich hin? Er war in Gedanken beim Rat gewesen, bei dem, was geredet worden war und bei dem, was vielleicht noch eintreten würde, sollten die Orks abermals gesichtet werden. Er würde an die Grenze gehen müssen zusammen mit seinem Vater und den anderen Kriegern, um den Wald zu verteidigen. Und er würde es tun. Schließlich war es seine Pflicht als Krieger und seine Ehre gebot ihm, sich nicht zu verstecken. Aber dennoch bereitete es ihm Kopfzerbrechen. Auch die Worte seines Vaters waren Steine auf dem Weg seiner Zukunft. Legolas schluckte kurz und sah Liara liebevoll an, die den Kopf schon längst wieder nach vorn gedreht hatte, um nicht wieder zu stolpern. ,Eliminieren' Legolas wusste, dass Thranduil es nicht so gemeint hatte, wie er sich ausgedrückt hatte und dennoch hatte sich dieses Wort tief in seinem Herzen verankert. War sein Vater anfangs freundlich, ja beinahe herzlich zu dem jungen Mädchen gewesen, so hatte sich dies schlagartig geändert, als er den Verdacht schöpfte, Legolas würde sie lieben. Seitdem versuchte er alles mögliche, sie voneinander fern zu halten. "Auf eine Lichtung, wo du unschuldigen Passanten nicht gefährlich werden kannst", scherzte der Elb und gleich darauf drehte Lalaithtinu den Kopf zu ihm um. "Gefährlich?" Sie zog einen süßen Schmollmund und blieb abrupt stehen. Doch Legolas hatte keinerlei Probleme schnell zu reagieren und so standen sie sich nun beide mitten im Wald, umringt von saftigem Grün und hohen glatten Baumstämmen, gegenüber. Legolas lachte leise, als sie noch immer eine Schnute zog und strich ihr sanft über die Wange. Ihr kleiner Körper bebte unter Luftmangel und sie zog den Atem rasselnd ein. "Du hättest mir sagen sollen, dass ich zu schnell laufe", tadelte er vorwurfsvoll, was ein leichtes Grinsen auf ihr Gesicht zauberte. Legolas' Herz schlug etwas höher, als sie ihn damit bedachte und ihre grünen Augen wundervoll glitzerten. "Du warst so in Gedanken, da wollte ich dich nicht stören", schnaufte sie und wischte sich eine kleine Schweißperle von der Stirn. Wenn man bedachte, dass er sie über eine halbe Stunde gedankenlos durch den Wald gezogen hatte, konnte man sich schon wundern, dass sie es bisher ohne Seitenstechen ausgehalten hatte. "Aber was war das jetzt? Wieso bin ich gefährlich", forderte sie unerbittlich eine Antwort, die er ihr nur recht widerwillig gab. Elben waren verschlossene Wesen in dem, was Gefühle anging und wirkten in Erzählungen zwar wunderschön, jedoch gefühlskalt, was definitiv nicht stimmte. Hatte ein Elb einmal sein Herz verschenkt, hielt er wahre Gefühle nicht länger mehr zurück. "Nur für mich bist du gefährlich", schnurrte er an ihrem Ohr, was ihr eine leichte Gänsehaut über den Rücken jagte und sie spürte, wie eine unverkennbare Erregung in ihr aufstieg. "Warum für dich?" Ihre Stimme war ein zittriges Flüstern. Die Stimme dieses wunderschönen Wesens und dessen Nähe waren einfach überwältigend. Legolas grinste und fuhr kurz und leicht über die Innenseite ihres Ohres, was sie verschreckt zusammenfahren ließ. Es stimmte, wenn sein Vater ihm vorhielt, sie wäre sein Schwachpunkt. Aber es stimmte nicht, wenn er behauptete, sie wäre es als Mensch nicht wert sein Schwachpunkt zu sein. "Weil ich in deiner Nähe immer den Verstand verliere", hauchte er und sein heißer Atem strich über die dünne Haut ihres Halses. Liara seufzte leise und war nahe daran, sich in seinen Annährungsversuchen zu verlieren. Es war erstaunlich, was nur sein Atem bewirken konnte. Doch dann gab sie sich einen Ruck und tupfte ihm ebenfalls einen sanften Kuss auf die Ohrenspitze, mit einem anschließenden Erfolg, den sie niemals erwartet hätte. Umso mehr grinste sie, als sie abermals über die Spitze an Legolas' Ohr fuhr und er wieder ein leichtes Stöhnen von sich gab. Liara schmunzelte zufrieden. Endlich hatte sie einen empfindlichen Punkt gefunden. Die spitzen Ohren! Sie lachte leise. Elben waren aber auch wirklich merkwürdig. "Wolltest du mir nicht..." Doch ihr Einwand und Versuch, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, wurde von Legolas' sanften Lippen schon im Keim erstickt, als er sie auf die Ihren sinken ließ. Ergeben schloss das Mädchen die Augen und genoss das Spiel ihrer Zungen, das kurz darauf einsetzte. Doch dann drückte sie sich abermals sanft von ihm und sah ihm fest in die Augen. Sie erschrak leicht als sie feststellen musste, dass die Farbe sich verändert hatte. Von Hell- zu Sturmblau. Eine tiefe und verlangende Sehnsucht stand darin geschrieben, doch sein Gesicht wies einfach nur Entzücken und Entspannung auf. "...das Bogenschießen beibringen", fragte sie zaghaft und strich gedankenverloren über seine Brust. Legolas atmete einmal tief ein, griff dann nach ihrem Handgelenk, um die Liebkosung zu stoppen, tupfte ihr einen sanften Kuss auf die Nasenspitze und lachte dann leise. "Du hast recht. Tut mir leid, wenn ich dich bedrängt habe", sprach er ehrlich bedauernd und sah sie beinahe reumütig an. Doch Liara schüttelte nur lächelnd den Kopf. "Nein. Das hast du nicht." Als er erleichtert ausatmete, entschloss sie sich jedoch, es ihm nicht so einfach zu machen, bei dem, was er wollte und fügte verschmitzt hinzu: "Jedenfalls nicht mehr, als vorhin in meinem Zimmer." Sie fand seinen entsetzten Gesichtsausdruck einfach göttlich und lachte schallend los, ehe sie ihn sanft mit sich zog. Sie waren nicht mehr weit entfernt von einer kleinen Lichtung. Sie hatte die schöne Wiese schon zwischen den Bäumen gesehen, als die Sonne ihr Licht darauf verbreitet hatte. Legolas folgte ihr schweigend und immer noch peinlich berührt. Sollte er sie wirklich bedrängt haben? ~*~ Ihr war kalt. Bitterlich kalt. Und die muffige Atmosphäre der dunklen Gänge tat ihr übriges. Ihre und Ûckhéns Schritte hallten laut und vernehmlich an den Wänden der Ruinen wider. Dol Guldur. Gilelthil seufzte leise, was eine kleine Dampfwolke vor ihrem Gesicht entstehen ließ. Sie waren mitten im Düsterwald. Im Osten. Dort, wo Sauron einst seine Macht wieder aufgebaut hatte. Nun war er hier. Bibbernd und angeekelt von ihrer Umgebung, folgte sie dem Hauptmann des Heeres ihres Vaters. Er war hier. Er wartete auf sie und ihren Bericht. Das junge Mädchen schloss kurz die Augen, um das Herzklopfen zu beseitigen. Sie hatte ein ungutes Gefühl. Selbst dass sie wusste, wer den Schlüssel besaß, würde ihren Vater nicht besänftigen, wenn er erfuhr, dass diese Person immer noch lebte und das im Schutze des Goldenen Waldes. Wäre ihre Mutter doch nur noch hier. Nie hätte sie zugelassen, dass der Vater abscheuliche Sachen tat. Doch seit ihrem frühen Tod, hatte er nur noch eins im Kopf: Rache an den Elben. Auch sie, die Tochter, hasste die Elben aus tiefstem Herzen. Aber langsam bezweifelte sie, dass diese Geschöpfe zu Grauenhaftigkeiten fähig waren, geschweige denn zu einem Mord. "Tretet ein." Gilelthil hob erschrocken den Kopf. Erst als Ûckhén sie dazu aufgefordert hatte, durch die Tür zu gehen, die er geöffnet hatte, bemerkte sie, dass sie schon am Ziel ihrer Reise waren. Ein kurzer, flehender Blick traf den betagten Mann, doch dessen wie Stein wirkende Miene bewegte sich nicht einmal ein bisschen. Gilelthil konnte ja nicht ahnen, dass er tief in seinem Inneren höchstes Mitleid für die junge Lady empfand. Doch in der Nähe seines Herren wollte er dies lieber nicht zugeben. Schweren Herzens und hin und her gerissen betrat Gil den dunklen Raum, dessen Einrichtung lediglich aus einem Thron bestand. Nichts zierte die Wände, wie es in Lóthlorien der Fall gewesen war und nichts bedeckte den kalten, schwarzen Marmorboden. So konnte man seinen eigenen Atem nur noch deutlicher hören und erst da registrierte sie, wie unregelmäßig ihr junges Herz schlug. Als die schwere Steintür hinter ihr ins Schloss fiel und die Schatten der Fackel zuckend und undeutlich den Raum erhellten, brach ihr sogar der Schweiß aus, doch sie riss sich zusammen und straffte mutig die Schultern, ehe sie auf den Thron zuschritt. "Meine Tochter." Die Stimme war kalt und eisig und beinahe kam es der Nicht-Elbin so vor, als würde all die Kälte in diesen Gemäuern nur von der Gestalt auf dem Thron ausgehen. Eine blasse knöchrige Hand streckte sich ihr entgegen und sie ergriff sie, widerwillig und von Ekel geschüttelt. Was hatte sich nur in ihr verändert, dass sie ihren eigenen Vater verabscheute? "Du warst auf Reisen, Kind. Und ich war zutiefst besorgt." Gilelthil schloss schaudernd die Augen, um nicht das hohe Gewölbe erblicken zu müssen, welches auch nur in tiefstes Schwarz gehüllt war, als eine Hand über ihr Haar strich, um eine Strähne aus dem Gesicht zu verbannen. "Ich war als Spionin unterwegs und Ihr wusstet es, Vater", gab sie trocken zur Antwort, löste sich von ihm und trat ein paar Schritte zurück. Nun konnte sie seine Gestalt deutlich erkennen und sie zuckte unter dem Blick seiner beinahe rot leuchtenden Augen zusammen, die nunmehr zwei Schlitze waren. "Wenn du die Unterhaltung fortführen willst als meine Untergebene, kann ich dir diesen Wunsch gern erfüllen", schnarrte die eiskalte Stimme und er schlug gleichzeitig die Kapuze seines Umhanges zurück. Silbergraues Haar fiel über seinen Rücken und spitze Ohren zierten links und rechts den Kopf. Er tat einige Schritte auf sie zu und fasste ihr Kinn hart mit einer Hand, um sicher zu gehen, dass sie ihn ansah. "Jaaaaa...", dehnte er dieses eine Wort kalt und grausam aus und drehte ihren Kopf hin und her um sie zu betrachten. "Du warst bei den Elben. Ich sehe es in deinen Augen. Du warst bei diesem verfluchten Volk!" Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und als er geendet hatte, stieß er seine Tochter grob von sich. Angst und Schrecken setzte sich in Gilelthils Gliedern fest und machten es ihr unmöglich, sich zu rühren. "Ich musste ihnen folgen. Sie suchten Zuflucht im Goldenen Wald", verteidigte sie sich. "Du weißt, dass du das nie hättest tun dürfen", bellte der Mann und trat wieder auf sie zu. Doch diesmal entkam Gilelthil seinem Griff. "Ich hatte keine Wahl. Erst dort konnte ich mir sicher sein, dass dieses Mädchen wirklich die neue Hüterin ist", schrie sie zurück. Seit wann war ihr Vater so grausam? Oder war er es schon immer gewesen und nur sie hatte sich verändert? War es das, was sie diese Atmosphäre fürchten ließ? Der Vater hielt kurz inne und musterte sie erstaunt und doch zugleich etwas argwöhnisch. "Ein Mädchen, sagst du?" Sein Ton glich diesmal nur einem eisigen Klirren, als würde Glas zerspringen. Doch Gil nickte tapfer und sah ihn beinahe ängstlich an. "Wie heißt sie", fuhr er Gilelthil nach einiger Zeit des Schweigens an. Das junge Mädchen betrachtete eine Fackel, deren Feuer golden und rot zuckte. "Liara", presste sie schließlich hervor, obwohl es ihr unheimlich schwer fiel, diesen Namen über die Lippen zu bekommen. Ihr Herz tat weh und schimpfte sie eine Verräterin. Aber war es nicht von vornherein klar gewesen, dass sie Liara verraten würde? "Versuche nicht, mich zu linken, Gilelthil." Ein gefährliches Glitzern funkelte aus den roten Schlitzen der Augen hervor und strafte Gilelthil Lügen. "Es ist ihr Name, ich schwöre es", rief sie entsetzt. Ihr Vater kam wieder näher und holte schon mit der Hand aus, um sie zu schlagen. "So kann sie nicht heißen", bellte er wieder und diesmal überwältigte das junge Mädchen die Angst. Ihre Augen wurden durch salzige Tränen genässt, als die Hand schallend auf ihrer Wange landete. "Dalâdir Liara ist tot! Deine Mutter, die sich selbst Liara nannte, starb vor wenigen Jahrhunderten durch meine Hand." ~*~ "Nein.... Du musst ihn richtig halten, damit du das Ziel nicht verfehlst wie beim ersten Mal", vernahm Liara Legolas' Stimme sanft an ihrem Ohr. Missmutig linste sie zu dem ersten Pfeil hinüber, der weit neben dem anvisierten Baum in einem Erdhügel steckte. Sie ärgerte sich, dass sie nicht getroffen hatte und verzog ärgerlich das Gesicht. Doch Legolas hatte Geduld. Mehr Geduld, als sie sich jemals hätte erträumen lassen. Immer wieder versuchte er ihr die richtige Bogenhaltung zu erklären, führte ihre Hände mit den seinen und zeigte ihr, wie sie sich richtig hinstellen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. "Ich krieg das nie hin", murmelte sie verärgert und nahm Legolas den Pfeil etwas ruppig aus der Hand. Doch der lächelte nur, tat einen Schritt zurück und verschränkte wartend die Arme vor der Brust. Angespannt und konzentriert, legte das Mädchen den Pfeil an, zielte lange Zeit auf den markierten Baum, der nur 6 Meter von ihr entfernt stand und ließ den Pfeil dann vom Bogen schnellen. Die Sehne gab einen lustigen Surrton von sich. "Schon viel besser", kommentierte Legolas, als der Pfeil die Rinde nur knapp verfehlte und wieder, wie der erste und die anderen vor ihm, im Gras stecken blieb. "Ach erzähl nicht", knurrte Liara unzufrieden. "Doch. Mit ein bisschen Übung schaffst du es und wirst... ...das Ziel erreichen" Irgendwie hallte seine Stimme nach und klang so anders. Erschrocken und mit weit geöffneten Augen starrte Liara in Legolas' Richtung. Doch weder der Elb noch die gewohnte Umgebung war zu sehen und all der Mut, den sie über den Tag hinweg gefasst hatte, schwand dahin, als sie abermals den Mann mit den spitzen Ohren erblickte. Das kurze, silbergraue Haar wehte in einem erfrischenden Wind, der nach Blüten duftete. "Überrascht es dich, mich wieder zu sehen", fragte er freundlich lächelnd, erntete jedoch nur ein wütendes Schnauben. "Wer seid Ihr!?" Liaras Beherrschung und vor allem ihre Nerven waren am Ende. Schon wieder hatte sie einen Tagtraum und dazu noch so real, dass es fast nicht mehr als Traum gedeutet werden konnte. "Ich bin Rihil", antwortete er vornehm und verbeugte sich ehrerbietig. Liara runzelte die Stirn. "Das sagt mir jetzt alles", knurrte sie böse und umfasste den Bogen noch fester. Doch plötzlich musste sie feststellen, dass da gar kein Bogen mehr war. Verwirrt sah sie sich um. Um sie herum war nur noch weißes, sanftes Licht. Und Rihil stand vor ihr wie ein Engel. "Ich weiß, dass du viele Fragen hast und ich versuche, dir einige zu beantworten", erbot er sich höflich und Liara nahm das Angebot nur allzu erfreut an. Sie wollte es schnell hinter sich bringen, um wieder bei Legolas sein zu können. Sicher machte er sich schon Sorgen um sie. "Wer seid ihr? Ein Elb seid ihr nicht, habe ich recht?" Wieder schmunzelte der vermeintliche Elb geheimnisvoll und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Nein fürwahr. Ein Elb bin ich nicht. Ich gehöre einem Volk an, dass nie in Büchern oder alten Schriften erwähnt wurde. Ein Volk, dass den Elben ähnelt. Bis auf die Haartracht. Die unterscheidet sich." "Was Ihr nicht sagt", entfuhr es Liara und wieder einmal stellte sie verärgert fest, dass sie, wie bei ihrer ersten Begegnung, all ihre Gedanken laut aussprach. "Mein Volk wachte einst, wie du es nun tust, über die Tore der Dimensionen. Jede Welt ist mit fünf anderen Welten verbunden und diese wieder mit fünf anderen. Es gibt unzählige Welten, von denen du keine Ahnung hast. Mein Volk jedoch, beschränkte sich auf die Fünf Welten um Mittelerde. Wir wurden von Eru erschaffen, um kein Chaos entstehen zu lassen, als er verschiedene Planeten erschuf. Aber das führt zu weit.... Schließlich wurden einige von uns leichtsinnig und vernachlässigten ihre Aufgaben. Sie ließen Wesen durch die Tore in andere Welten und einige hegten sogar Pläne, mit Orks oder anderen scheußlichen Wesen die angrenzenden Dimensionen zu erobern." Als er sich kurz unterbrach, um einen Blick auf Liara zu tun, erkannte er, dass sie weniger als die Hälfte von dem verstand, was er ihr erzählte. "Ich fasse es kurz. Uns wurde die Aufgabe abgenommen über die Tore zu wachen und in jeder Dimension wurde ein Wesen ausgesucht, das ein Tor bewacht. Du in diesem Fall das Tor zu deiner Welt und Mittelerde." Liara nickte langsam und plötzlich kam ihr ein Gedanke, eine Frage, die schon längst in ihrem Herzen rumorte. "Als ich das erste Mal wieder nach Hause ging, hörte ich eine Stimme, die mir sagte, was ich zu tun hatte." Rihil nickte verstehend und antwortete sofort auf ihren fragenden Blick. "Das war sicher eine Hüterin einer anderen Welt. Es ist schwer zu erklären, aber sie hat deine Verwirrung gespürt und ist dir zu Hilfe geeilt." "Aber wie kann ich es einsetzen? Wie wache ich über das Tor?" Rihil sah das junge Mädchen etwas bedrückt und ernst an. "Merke dir: Eine Hüterin zu sein ist nicht leicht. Vor allem nicht, wenn man zwischen zwei Welten hin und her gerissen ist. Irgendwann kommt der Tag der Entscheidung. In welcher Form auch immer, du wirst erkennen, dass du dich für eine Welt entschieden hast." "Das habt ihr mir schon einmal erklärt", maulte Liara und sah ihn vorwurfsvoll an. "Aber ich habe es nicht verstanden." Wieder nickte der seltsame Mann. "Durch eine tiefe innere Bewegung, hast du das Tor geöffnet, um deiner Welt zu entfliehen. Seitdem steht es offen und wer es findet, kann ungehindert passieren. Es gibt hier in dieser Welt jemanden, der darüber Bescheid weiß, der weiß, wie man es passiert, wenn er dich erst gefunden hat. Deshalb drängt es, dass du endlich die Entscheidung triffst, wo du bleiben möchtest. Denn hast du dich entschieden, versiegelst du das Tor automatisch wieder und niemand kann mehr hindurch. Für ewige Zeiten. Es liegt an deinem Herzen und an dir, ob du beide Welten gefährdest oder nicht. Hier gab es auch einmal eine Hüterin. Doch sie starb. Und seitdem wachst du über dieses Tor. Achte auf das, was du tust und wie du handelst. Hast du... .... es verstanden?" Liara nickte stumm und umkrallte ihren Bogen fester denn je. Das Holz war hart und dennoch weich. "Gut. Dann versuch es noch einmal", sprach Legolas sanft. Wie vom Donner gerührt, starrte Liara auf den Prinzen, der vor ihr stand. Wann, zum Teufel, war sie wieder hierher gekommen? Wann waren das Licht und Rihil verschwunden? Legolas schien ihre Verwirrung nicht zu entgehen und er trat einen Schritt auf sie zu, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. "Keine Angst. Du bekommst es irgendwann perfekt hin. Dir fehlt nur ein wenig Übung." Er lächelte. Doch Liara war nicht nach Lächeln zumute. Wie, verflixt, schaffte dieser kurzhaarige Typ es immer wieder, aufzutauchen und ebenso unbemerkt zu verschwinden? Sie hatte doch noch so viele Fragen an ihn! "Lalaithtinu?" Erst als Legolas ihren neuen Namen etliche Male wiederholt hatte, schien sie zu verstehen, dass sie gemeint war und hob etwas verwirrt lächelnd den Kopf. Legolas' besorgter Blick entging ihr in all ihrer Aufregung. "Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut", fragte er und legte einen Arm um ihre Schulter, um sie an sich zu ziehen. "Ja...Ja, ja mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen ich...habe nur an...Gilelthil gedacht", log sie und diesmal bekam sie keine roten Ohren wie sonst immer, wenn sie schwindelte. Eigentlich stimmte es sogar. Ihr war der Gedanke gekommen, dass Gil ebenso kurze Haare hatte, wie dieser Mann, der ihr in letzter Zeit erschienen war. Ob sie auch keine Elbin war, sondern diesem Volk angehörte? Denkbar wäre es. Und auch Mara! "Wir werden sie finden und von den Orks zurückholen, dafür stehe ich mit meinem Leben", versicherte der Elb neben ihr, nahm ihr sanft den Bogen aus der Hand und riss sie so aus ihren Gedanken. "Das reicht für heute, glaube ich." Als Liara lächelnd nickte, nahm er zärtlich ihre Hand und führte sie schweigend durch den Wald. Er wusste, dass sie etwas bedrückte, aber er wollte sie nicht drängen. "Legolas?" Er zuckte etwas zusammen, ließ sich jedoch nicht anmerken, dass sie ihn erschreckt hatte. "Ja", fragte er erwartungsvoll, lief jedoch unentwegt weiter. "Dalâdir... hatte sie kurze Haare?" Wie vom Donner gerührt blieb Legolas stehen. Woher wusste das Mädchen, dass er etwas mit Dalâdir zu tun gehabt hatte? "Nein. Ihr Haar war lang und blond", antwortete er kurz angebunden und sah Liara fest in die Augen. Er konnte direkt sehen, wie es hinter ihrer wohlgeformten Stirn arbeitete. Worüber machte sie sich nur Gedanken? "Tut mir leid", flüsterte sie und senkte betrübt den Kopf. Nun verstand Legolas überhaupt nicht mehr, was in ihr vorging. Menschen. Daran musste es liegen. Sie war ein Mensch. Er würde Menschen wohl nie richtig verstehen können! Zärtlich strich er durch ihr Haar und über ihre Wange, doch sie sah nicht auf. "Was tut dir leid", fragte er sanft und hob ihr Kinn mit zwei Fingern an, damit sie ihn ansah. "Ich meine...du hast sie doch geliebt, oder? Aber sie ist tot. Und das tut mir leid." Ihre Stimme ließ ernstes Bedauern heraushören und Legolas schüttelte den Kopf. War es das, was sie bedrückte? Dachte sie vielleicht, sie wäre nur ein Ersatz für Dalâdir? "Ich habe sie geliebt. Aber das ist vorbei", antwortete er wahrheitsgemäß und tupfte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. "Aber Elben können doch nur einmal lieben, nicht?" Langsam schien es Legolas zu dämmern, worauf sie hinaus wollte und er seufzte innerlich schwer. Wer hatte ihr diesen Floh nur ins Ohr gesetzt? Garantiert Indûrin. Er übertrieb immer maßlos in Legolas' Herzensangelegenheiten. Er selbst hatte jedoch einst geglaubt, Dalâdir wäre seine größte Liebe gewesen. "Ich liebte sie, wie ich vielleicht meinen Vater liebe. Ich dachte es sei das, was man ,Ewige Liebe' nennt. Aber das war es nicht", gestand er. Liara sah ihn mit großen Augen an. Das Herzklopfen, dass sie plötzlich verspürte, war stärker und intensiver denn je. Etwas außer Atem führte sie eine Hand an ihre Brust, um sich so zu beruhigen. Um ihren eigenen Herzschlag zu spüren, zu wissen, wie er raste. "Und warum bist du dir da so sicher?" Für diese Frage hätte sie sich gern geohrfeigt. Jeder Mann bei ihr zu Hause würde jetzt irgendeine verkackte Bemerkung fallen lassen. Schließlich war das, was Legolas und Liara miteinander hatten, bestimmt nur eine Liebelei für ihn. Oder auch nicht. Aber nun hatte sie die Wahrheit herausgefordert und das, obwohl sie lediglich hatte erfahren wollen, ob Dalâdir vielleicht die letzte Hüterin der Dimensionen gewesen war. Und nun steckte sie fest. Legolas, so schön und überirdisch anmutig wie immer, stand vor ihr, mit blondem, leicht wehendem Haar, welches in ein paar Strähnen auf seine Brust fiel. Und er sah sie an, als hätte er nie etwas wundervolleres als ihre Augen gesehen. Wie würde er sie wohl ansehen, wenn sie nackt vor ihm stehen würde? Etwas errötend ob der Gedanken, die sich ihres Geistes bemächtigten, senkte sie den Kopf. "Milen cen, Mellamin", hauchte er, gemeiner weise auf elbisch, an ihrem Ohr, ehe er sie zu einem wundervollen, honigsüßen Kuss verführte. "Heißt das ,Ich liebe dich?'", fragte sie, als sie sich nach einiger Zeit voneinander trennten. Doch der Elb dachte nicht daran, ihr zu antworten, sondern grinste nur frech. Auch Liara schmunzelte und flüsterte etwas, wovon sie wusste, dass auch Legolas es nicht verstand. "Je t'aime, mon cherie." Als sie den völlig verständnislosen Blick von Legolas einfing, konnte sie einfach nicht mehr an sich halten und lachte laut schallend los. Es war nur gerecht, wenn er es auch nicht verstand. Sie lachte laut und fing sich erst wieder ein, als sie bemerkte, dass Legolas sie anscheinend doch verstanden hatte. Verwirrt sah sie ihn an und er sah ebenso zurück. "Warum sagtest du nicht, dass du Quenya sprichst?" Nun völlig perplex starrte sie ihn mit großen Augen an. Sie sollte WAS sprechen? "Das war nicht ,Qirli', sondern Französisch. Eine Sprache in meiner Welt", protestierte sie lautstark, fügte dann aber kleinlaut hinzu: "Soll das heißen, du hast meine Worte verstanden?" Etwas unsicher und wirklich peinlich berührt sah sie auf ihre ledernen Schuhspitzen und traute sich überhaupt nicht, einen Blick auf den Elben zu riskieren. Außerdem schwirrten neu aufgeworfene Fragen in ihrem Kopf herum. Wieso sprach man hier Französisch? Oder sprach sie gar eine andere Sprache und war sich dessen nicht bewusst? Aber wenn sie es genauer betrachtete, war es doch irgendwie merkwürdig gewesen, dass sie sich gleich mit den Elben hatte verständigen können. Und auch mit Gimli und Gilelthil. Konnte es sein, dass die Allgemeinsprache, die sie immer verwendete, dem Deutsch in ihrer Welt glich. Und eine Sprache der Elben dem Französischen? "Ich liebe dich, Lalaithtinu", vernahm sie plötzlich seine Stimme und war überrascht, dass er Französisch sprach. Oder zumindest dachte sie, dass er französisch sprach. Völlig perplex und nicht fähig, etwas auf seine Worte zu erwidern, stand sie mit gesenktem Kopf vor ihm, den Blick auf ihre Schuhe gerichtet und traute sich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Doch Legolas übernahm diese Aufgabe ganz von selbst, als er zwei Finger unter ihr Kinn legte und es sanft aber bestimmt nach oben drückte, sodass sie ihn ansehen musste. "Milen cen", wiederholte er auf Sindarin und endlich hatte Liara die Gewissheit darüber, was es bedeutete und lächelte glücklich. Ihr ganzes Gesicht schien unter seinen Worten aufzuleuchten und einem einzigen Strahlen zu gleichen. Legolas' Herz tat einen Hüpfer, als er sie so sah und er konnte nicht anders, als sie zu umarmen und fest an sich zu drücken. Doch gleich darauf stieß sie ihn sanft von sich, woraufhin er ihr beinahe gekränkt in die grünen Augen sah. Aber noch ehe er einen Laut der Beschwerde von sich geben konnte, zog sie ihn zu sich, um ihn stürmisch zu küssen. ~*~ "Vielleicht wollten sie einfach nur alleine sein", vernahm man eine verzweifelt klingende Stimme auf den Straßen Lóthloriens. "Genau. Vielleicht hast du sie gerade bei etwas Wichtigem gestört", erklang eine zweite, aber völlig identische Stimme wie die erste. "Oh nein! Ihr habt sie mit eurem Gezeter verjagt, meine Lieben", konterte die aufgebrachte junge Elbin mit kurzem, dunklem Haar. Ihr Gesicht war zornig und leicht säuerlich verzogen. Die Zwillinge, mit denen sie durch die Straßen stolperte, liefen an beiden Seiten von ihr, die Köpfe merkwürdig in ihre Richtung gebeugt. "Könntest du jetzt endlich unsere Ohren loslassen! Das tut weh", jammerte Elladan mit schmerzerfüllter Stimme und Mara warf einen kurzen Blick auf ihn. Seine linke Ohrspitze war tatsächlich schon rötlich angelaufen, aber eine Strafe hatten die Söhne Elronds ohnehin verdient. "Ihr bleibt so lange hier, bis wir sie gefunden haben. Bei der Gelegenheit könnt ihr gleich eure Strafe absitzen", fauchte sie leicht amüsiert, musste sich jedoch bemühen, nicht schallend zu lachen, als sie in die gekränkten Gesichter sah. "Meinst du nicht, du übertreibst das ganze etwas", wagte Elrohir zu bemerken, woraufhin ihm jedoch auch gleich ein erneutes ,Au' entfuhr, da Mara den Griff um sein armes Elbenohr verstärkte. "Wir haben doch gar nichts unrechtes getan", begehrte nun auch Elladan wieder auf. Ein schwerwiegender Fehler, da auch sein Ohr im nächsten Moment noch heftiger schmerzte als zuvor. "Ach nein? Ihr meint, das arme Mädchen um diese Jahreszeit in den Teich zu werfen und sie frieren zu lassen, ist kein Vergehen!?" Ein scharfer Blick auf die Sündenböcke und ein Murren aus den Mündern der Zwillinge, war die einzige Reaktion. "Wir meinen ja nur. Sie sind bestimmt nicht geflüchtet, sondern wollten alleine sein", verteidigte Elladan seine Ehre erneut. Es behagte ihm gar nicht, dass Mara ihnen die Schuld in die Schuhe schob, dass Legolas und ,Lalaithtinu', wie Liara jetzt hieß, verschwunden waren. Außerdem hatte Elrohir die Idee am Teich gehabt. Er hatte lediglich mit geholfen. Aber das genügte ihrer kleinen Freundin ja schon. "Denkt ihr ich bin blöd?! Natürlich weiß ich das auch", knurrte Mara die Brüder an, die daraufhin einen vielsagenden Blick wechselten. "Blöd nicht unbedingt. Aber in solchen Sachen vielleicht blind", wagte Elrohir mit einem Glucksen zu scherzen, handelte sich aber nur eine wütende Kopfnuss ein. "Bei den Valar! Wenn wir sie nicht finden, werden eure Ohren den ganzen Tag zu leiden haben", drohte die junge Elbin und schmunzelte leicht in sich hinein, als die Zwillinge aufheulten. Es machte ihr Spaß, sie zu ärgern. Dabei war sie eine der Wenigen, die überhaupt jemanden ärgerten. Bis auf Elladan und Elrohir. Nachdem Celebrian gen Westen gesegelt ist, waren die sonst so stolzen Prinzen wie ausgewechselt. Wenn man sie heute sah, konnte man gar nicht glauben, dass sie einst schweigsam und würdevoll gewesen waren. Aber Mara gefiel das Benehmen der Zwillinge ohnehin so besser. Sie war wirklich jung im Gegensatz zu ihnen, konnte ihnen aber dennoch das Wasser reichen. ~*~ Eisiges Schweigen herrschte in den dicken Gemäuern. Es war beinahe noch eisiger als die Luft, die um sie herum an den Mauern kleine Eiskristalle bildete. Kalt. Es war sehr kalt. Gil zitterte. Nicht nur um sie herum sondern auch in ihrem Herz, welches noch nie eine solche Kälte verspürt hatte wie jetzt. Das junge Mädchen konnte sich nicht einmal rühren, auch wenn sie es gewollt hätte. Sie stand einfach nur in der Mitte des Raumes, zitterte am ganzen Leib vor Hass oder Kälte, es war ihr egal. Gil starrte einfach nur ihren Vater an, der grausam zu lachen begonnen hatte. Ihre Gedanken bildeten einen Strudel von Verworrenheit, aus dem sie keinen klaren Gedanken ziehen konnte. "Meine...Mutter...", hauchte sie ungläubig. Ihr heißer Atem bildete eine kleine weiße Wolke, als er ihren Körper verließ. War es nur Einbildung oder wurde es tatsächlich immer kälter? Das eisige, grausame Lachen ihres Vaters, ließ sie abermals erschauern. Die schwarzen, hohen Wände schienen alles nur noch zu verstärken. Die Lautstärke seiner Grausamkeit, die Kälte und ihre Hilflosigkeit. Noch nie war sie ihrem Vater so fern gewesen. "Die Erstgeborenen haben dir die Seele umgedreht, Gilelthil! Einst warst du wie ich, noch bevor ich dich auf die Reise schickte", klirrte seine Stimme zwischen den Wänden und er tat einen Schritt auf sie zu. Seine Augen blitzten gefährlich und veranlasste Gil dazu, einen Schritt zurück zu tun. Sie wollte etwas erwidern, ihm ihre Meinung darüber sagen, aber sie könnte es nicht. Kein Laut verließ ihren Mund, kein Wort ihre Lippen, die sie mühsam formte. War das vor ihr der Vater, den sie einst verehrt hatte? Hatte sie sich so sehr verändert? "Auch deine Mutter war eine Frau dieses Volkes. Eine stolze Frau. Eine Elbin." Das letzte Wort spuckte er aus, als hätte er Gift in den Mund genommen. Langsam kehrte wieder Gefühl in Gils Körper zurück, und sie konnte endlich einen Ton hervorbringen, auch wenn es nur ein ergebenes Keuchen war. Sie konnte sich nur noch sehr schwach an ihre Mutter erinnern. Es war ihr, als würden ihre Erinnerungen immer weiter in einen tiefen Brunnen eingetaucht werden, aus dem niemand mehr herauskam. "Aber...warum?" Endlich hatte sie die Frage gestellt, die sie die ganze Zeit über hatte stellen wollen. Immer hatte er ihr erzählt, ihre Mutter sei verunglückt. Doch nun hatte er sie selbst aus seinem Leben entfernt. Ein kaltes Lachen war vorerst die Antwort auf ihre zaghafte Frage. "Sie war die Hüterin dieser Welt. Sie. Nicht ich, ein Mann meines Volkes, dem diese Aufgabe hätte zufallen müssen, sondern sie. Nie war ich anders an ihr interessiert, als an ihren Fähigkeiten. Es gelang mir jedoch, sie im Glauben darüber zu lassen, bis ER kam und ihr alles erzählte. Danach sah ich sie nie wieder. Sie war zurück zu den Elben gegangen und wollte ihr Leben mit mir hinter sich lassen. Auch dich verließ sie deswegen." Gil zuckte unwillkürlich zusammen. Der Gedanke, ihre Mutter könnte sie im Stich gelassen haben, schmerzte jämmerlich. "Ich folgte ihr, doch es gelang mir nicht, sie wieder zu mir zu holen, da sie sich in diesen verfluchten Elben verliebt hatte. Er wusste nichts von ihrer Fähigkeit und sie liebte ihn. Nur damit sie ihm nichts erzählen konnte, schickte ich sie in Mandos Hallen." Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich in den Erinnerungen verlor. Abermals zitterte Gilelthil und diesmal spürte sie genau, dass es die Angst war. Die Angst vor ihm. "Sie ging zu den Elben, wie du. Auch dir, meiner Tochter haben diese verfluchten Geschöpfe den Verstand geraubt", zischte der Mann mit den spitzen Ohren gefährlich und es jagte Gil eine Gänsehaut über den Rücken. "Den Verstand nicht. Aber vielleicht die durchtriebene Grausamkeit", flüsterte Gilelthil mutig, was die Augen ihres Vaters erneut hasserfüllt aufleuchten ließ. "Und auch dieses Mädchen, die neue Hüterin, die hierher geholt wurde, scheint dein Herz berührt zu haben." Als er es aussprach, wie hasserfüllt auch immer, konnte Gil ihm nur aus tiefstem Herzen zustimmen. Wie sehr sie Liara auch zu hassen geglaubt hatte, es war nicht so gewesen. Dieses Mädchen hatte ihr wirkliche Freundschaft entgegengebracht und nur sie selbst war daran Schuld gewesen, dass niemals wirkliche Freundschaft zwischen ihnen entstanden war. "Ich brauche keine sanftmütigen, gutherzigen Diener", klirrte die Stimme des Mannes vor ihr nun abermals vor Kälte und diesmal war Gil so vor Angst gelähmt, dass sie nicht einmal einen Schritt zurücktat, als er auf sie zukam und mit kalten grauen Fingern nach ihrem Arm griff und fest zupackte. Der Schweiß brach ihr aus und ein Knoten bildete sich in ihrem Hals, den sie tapfer hinunterzuschlucken versuchte. Aber es gelang ihr nicht. "Ich wollte es eigentlich nicht, aber da du dich von den Elben hast manipulieren lassen, wird dir das traurige Schicksal Dalâdirs nicht erspart bleiben, Gilelthil. Geschöpfe wie du nützen mir nichts." Seine Hand umschloss ihren Arm fester denn je und es schmerzte fürchterlich. Alles in ihrem Körper schmerzte, schmerzte so stark, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Ein verzweifelter, gellender Schrei hallte durch den Saal, doch die dicken, kalten Mauern verhinderten, dass er je nach außen dringen konnte. ~*~ Es war wunderbar und so angenehm warm. Noch nie hatte Liara das Rauschen der Bäume, die lieblichen Stimmen der kleinen, bunten Vögelchen und das Flüstern des Windes so intensiv wahrgenommen wie in diesen Augenblicken. Und nur Legolas und dessen sanfter, zärtlicher Kuss war daran Schuld. Aber nicht nur das allein. Auch sein unbeschreiblich guter Duft und seine wandernden, etwas schüchternen Hände, die an ihren Armen hinabglitten, verursachten eine angenehme Gänsehaut auf ihrem Rücken und auf ihren Armen. Leicht keuchend lösten sich ihre Lippen voneinander, so schnell schlugen ihre Herzen und der Atem rasselte nur noch durch beider Lungen. Die Erregung, die Liara bei seinen Berührungen verspürte, übertraf alles bisher Gefühlte bei weitem. Seufzend und schnell atmend strich sie sanft über Legolas' Rücken, der sich daraufhin noch etwas näher an sie drängte. Sie schmunzelte leicht, dass er zusammenzuckte, als ihr heißer, stoßweise Atem an seiner Ohrspitze vorbeistrich. Das Kinn hatte er auf ihre Schulter gelegt um besser mit seinen Lippen, die dünne Haut ihres Halses erreichen zu können. "Bleib für immer bei mir, Lalaithtinu", hauchte Legolas zwischen jedem Kuss, den er ihr auf die heiße Haut presste und Liara schloss genießerisch die Augen. Wie gerne würde sie seinen Wunsch erfüllen, wie gerne würde sie für immer bei ihm bleiben. Aber es ging nicht. Sie war ein Mensch und er unsterblich. Irgendwann würde sie gehen müssen. Ganz gleich, was sie herausgefunden hatte, irgendwann kam doch der Zeitpunkt, an dem sie sterben würde und war es erst in 10 000 Jahren. Sie würde altern, wenn auch sehr langsam. Die Zeitverhältnisse, die zwischen beiden Welten herrschten, waren zu ihren Gunsten. Verging hier eine Woche, verging bei ihr nur eine Stunde und sie alterte in Mittelerde nur so, wie sie bei sich altern würde. Am Morgen hatte sie alles ausgerechnet. Nach Mittelerdischer Zeitrechnung, dürfte sie in etwa 3244 Jahren ca. 40 Jahre alt sein. Das hieß, selbst wenn sie so lange lebte, würde ihr jugendliches Aussehen schwinden und sie zur alten Frau werden. Aber das wollte sie Legolas nicht sagen. Viel lieber genoss sie seinen Kuss und seine Liebkosungen, in denen sie sich erneut verlor. "Hab ich euch", schmetterten 2 Stimmen gleichzeitig zwischen den Bäumen hervor und ließen das Pärchen erschrocken auseinander fahren. Erst als Legolas seufzend in eine Richtung sah, bemerkte auch Liara den Zwerg, der breit und gemein grinsend zwischen den Bäumen stand und zu ihnen hinüber sah. Wer weiß, wie lange er schon da stand und sie beobachtet hatte. "Jetzt kannst du doch unsere Ohren loslassen", vernahmen der Elb und Liara eine quengelnde Stimme und fuhren herum. Genau auf der anderen Seite, Gimli gegenüber, stand Mara, ebenfalls breit grinsend, die Zwillinge Elrohir und Elladan im Schlepptau. "Was sucht ihr denn hier", entfuhr es dem rot angelaufenen Mädchen, peinlich berührt und sie sah von einem zum anderen. "Euch", erhielt sie die prompte Antwort von vorn und hinten. Sie spürte, wie Legolas sich zu ihr hinab beugte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. "Die lassen uns anscheinend nie zu Frieden, was", nuschelte er an ihrem Ohr, richtete sich dann aber wieder auf. "Legolas. Tut mir ja leid, deine intensive Beschäftigung zu unterbrechen, aber in ein paar Stunden beginnt das Frühjahrsfest und zuvor möchte dein Vater noch ein Wort mit dir wechseln", brachte Gimli als erster sein Anliegen hervor und trat auf den Elben zu. Legolas seufzte resignierend. Gerade hatte er die Ernsthaftigkeit seines Lebens vergessen, da trat der Zwerg hervor und erzählte ihm, dass er sich zu seinem Vater begeben musste. Doch seiner Miene war die innere Aufgewühltheit nicht anzusehen. Gefasst und emotionslos nickte er, als er sich von Liara löste und auf Gimli zutrat. Erst jetzt bemerkte das Mädchen den Elben, der hinter dem Zwerg im Schatten stand und zu ihnen hinüber sah. Sie schluckte schwer, da sich Legolas nicht noch einmal zu ihr drehte und einfach zwischen den Bäumen verschwand. Gimli sah bedauernd in ihre Richtung und folgte dann den beiden Elben. Liara hatte Haldir erkannt. Den Bruder Indûrins, den stolzen Hauptmann Lóthloriens. "Sei nicht traurig", vernahm Liara Maras Stimme und drehte sich leicht lächelnd zu der neugewonnen Freundin um. "Elben geben sich in Gesellschaft eher emotionslos, egal wie viel ihrer Gefühle sie gegenüber einer geliebten oder gehassten Person preisgeben", erklärte sie Legolas' Verhalten, das für Liara völlig neu gewesen war. "Aber Indûrin und Haldir...Jeder weiß, dass sie sich hassen", protestierte das Mädchen und ihr Blick fiel auf Elrohir und Elladan. "Und du verbirgst deine Gefühle auch nicht vor anderen." Mara sah kurz auf die Zwillinge, deren Ohren noch immer unter ihrem festen Griff litten. Dann hob sie den Kopf und sah Liara verschmitzt an. "Ja weißt du, in jedem Volk gibt es ein paar Ausnahmen. Nicht alle Lebewesen sind gleich. Der Unterschied zwischen Indûrin-Haldir und Legolas ist, dass mein Cousin ein Prinz ist. Indûrin nur ein Berater. Außerdem übermannen auch die Elben einmal die Gefühle." "Das du überhaupt was von Gefühlen weißt", knurrte Elrohir eingeschnappt und deutete mit einer Hand auf sein Ohr. "Ich spüre es kaum noch, so sehr drückst du zu", beschwerte er sich mit leidender Miene. Liara schmunzelte. Diese Zwillinge schienen Dauerausnahmen zu sein. "Ihr habt es auch verdient", zischte Mara böse und streckte die Arme mit einem Ruck aus, sodass ein doppelter Schrei die Ruhe der Natur durchbrach, als Elladan und Elrohir an den Ohren nach vorne gezogen wurden. "Nimm du mal! Schließlich haben sie dich auch in den Teich geworfen", forderte Mara das etwas unsicher dreinblickende Mädchen auf, welches unschlüssig auf die roten Ohren sah und dann in die Gesichter der Zwillinge. So sehr sie ihnen auch eine Strafe gewünscht hatte, irgendwie taten sie ihr leid. "Und lass dich nicht von ihren Blicken erweichen", riet Mara, als Liara zögerte, zuzupacken. Widerwillig streckte das Mädchen die Hand aus, um Elrohirs Ohr zu ergreifen. Dieser atmete etwas erleichtert aus, als Mara den festen Griff um sein Ohr lockerte, zuckte aber schmerzhaft zusammen, als sich Liaras Finger darum schlossen. Wütend schielte er zu seinem Bruder hinüber, der nun keine einschränkende Hand an seinem Ohr hatte und verwundert auf die junge Elbin mit dem kurzen Haar hinab sah. Mit einer Hand rieb er sich etwas schmerzlich das geschundene Ohr, wendete aber nicht den Blick von ihr ab. Mara lächelte leicht. "Warum...?" Doch das Mädchen fiel ihm ins Wort und klopfte freundschaftlich auf seine Schulter. "Ich weiß, dass es nicht deine Idee war und du nur mitgemacht hast, also ist deine Strafe vorüber", erklärte sie und Liara meinte einen liebevollen Ton herauszuhören. Elrohir neben ihr schnaufte beleidigt und schielte Elladan böse an, der noch immer nichts sagen konnte und Mara einfach nur ansah. "Na los!" Sie griff Elladan am Arm und deutete Liara ihr zu folgen. "Wir gehen zurück. Ich möchte unbedingt Gibarle spielen lernen", lachte sie munter. Liara folgte ihr ebenso schnell, hatte aber Mühe mit dem widerstrebenden Elrohir mitzuhalten. "Das heißt Gitarre, Mara", lachte sie amüsiert und die Elbin drehte sich nach ihr um. Ein strahlendes Lächeln zierte ihr Gesicht. "Achso! Eure Worte, die ihr benutzt sind wirklich komisch. Ich kann sie mir nie merken", lachte Mara und ihre Stimme erschallte glockenklar, ließ die Vögel noch lauter zu singen anfangen, da sie Konkurrenz spürten, die ihrem schönen Gesang gleichkam. Elladan lief rechts neben Mara und schwieg. Liara wusste nicht zu sagen warum. War er verlegen oder beleidigt? Seine Miene verriet ihr jedenfalls nichts. Also beherrschte auch er den emotionslosen Gesichtsausdruck. Elben sind schon merkwürdig, dachte sie kopfschüttelnd und dachte an Legolas, der so ohne ein Wort gegangen war. Im ersten Moment hatte sie wirklich nicht recht gewusst, wie sie reagieren sollte. Zum Glück waren ihr die beleidigenden Worte nicht über die Lippen gekommen. Nachdem was Mara erzählt hatte, wäre es Legolas gegenüber ungerecht gewesen. "Was hat er, das ich nicht habe?" Liara sah etwas überrascht auf den völlig gleichgültig dreinschauenden Elrohir hinab und dann wieder zu Mara, die sich angeregt mit Elladan über das abendliche Fest unterhielt. Liara wusste nicht, worum es sich dabei handelte, aber Mara würde es ihr sicher noch erklären. Doch was das Mädchen nun interessierte war nicht, worüber sich die Freunde unterhielten, sondern wie. Immer wieder schwiegen sie eine kurze Zeit und bedachten ihr Gegenüber mit einem unerklärlichen Blick. Und als Elladan wie aus versehen Maras Hand mit seiner streifte, war es für das Mädchen klar, dass mehr als nur Freundschaft hinter ihren Worten steckte. Und auch Elrohir schien es zu wissen, denn er ignorierte Mara und Elladan ab sofort. Liara wusste nicht ob sie schmunzeln, oder ihn bedauern sollte. Schließlich war es offensichtlich, dass Elrohir ebenfalls an Mara interessiert war. Wie konnte es auch anders sein? Schließlich waren die Brüder ja gleichzeitig Zwillinge. Um Gnade vor Recht ergehen zu lassen, lockerte das Mädchen den Griff um Elrohirs empfindliche Ohr. Er hatte ohnehin schon genug auszustehen, wenn er wirklich etwas für das aufgeweckte Elbenmädchen empfand. Etwas verwundert sah er Liara an. Seine Augen verrieten, dass er sich ertappt fühlte und Liara wollte ihm dieses Gefühl rauben. "Das tut bestimmt sehr weh." Sie deutete auf das misshandelte Ohr und er rieb es, eher aus einem Reflex. Dann nickte er und grinste wieder etwas schief. "Hat dir wohl Legolas verraten? Ich sage dir, es ist des Elben größte Stelle des Schmerzes aber auch die erregbarste Punkt. Dies wollte ich nur bemerken, da es dir vielleicht nützlich sein kann." Liebend gern hätte Liara sich abermals sein Ohr geschnappt und es fester gekniffen als zuvor, aber da er ihr noch rechtzeitig auswich, lief sie lediglich rot an und richtete ihren Blick auf den Boden. "Was hältst du davon, Lalaithtinu?" Liara hob etwas überrascht den Kopf. Zuvor hatte sie noch den mit kleinen Steinchen bestückten Weg, auf dem sie liefen, betrachtet. Jeder Stein hatte eine sehr außergewöhnliche Farbe. Manchmal waren auch blaue oder rote unter ihnen. Nicht, dass es bei ihr zu Hause nicht so wäre, aber diese Steine waren einfach schön anzusehen. "Wie bitte", fragte sie leicht irritiert und sah Mara mit großen Augen an. Sie hatte nicht zugehört, sondern war in ihren Gedanken zu Hause gewesen. Sie würde sich entscheiden müssen, aber für welche Welt sollte sie das tun? "Sag mal hörst du überhaupt zu?" Mara schlang einen Arm um Liaras Hals und drückte sie mit sanfter Gewalt hinunter, während sie mit der anderen Hand über ihre Haare wuschelte. "Tut mir leid! Tut mir leid! Ich war in Gedanken", schrie Liara lachend, als Mara nicht aufhörte sie zu foltern. Die Zwillinge lachten verschmitzt, der stumme Gedankenkampf zwischen ihnen war unterbrochen, wieder einmal durch Maras aufgewecktes Wesen. "Du warst sicher bei einem ganz bestimmten Elben! Aber überleg dir lieber einmal, was du zum heutigen Frühlingsball tragen wirst, damit du deinen Prinzen verzaubern kannst", riet das kurzhaarige Mädchen und ließ Liara endlich frei. Doch diese blieb trotzdem stehen und rührte sich nicht. "Frühlingsball?" Ihre Miene war ein einziges Fragezeichen, doch auch Elladan und Elrohir nickten nur bestätigend zu Maras Worten. "Es ist der Dank an Eru, dass er die Bäume des Goldenen Waldes erneut hat erblühen lassen", erklärten die Zwillinge, stolz über ihr immenses Wissen, was ihnen wieder eine Kopfnuss einbrachte. "Aber ist das nicht ein Fest der Menschen?" Mara, Elladan und Elrohir schüttelten gleichzeitig den Kopf und sahen Liara leicht beleidigt an. "Nein. Die Menschen haben es von uns übernommen und danken ihrem Gott für Ernte und Saat. Für gutes Kriegsgelingen und andere Sachen." "Achso", war das einzige, was Liara dazu sagen konnte und alle setzten sich wieder in Bewegung. "Muss man dazu etwas besonderes anziehen?", unterbrach Liara die zwitschernden Vögel. Langsam wurde es frisch, da der Abend nahte und die Sonne hatte die Blätter schon längst in ein atemberaubendes Rot getaucht und der Wind spielte mit den bunten Farben indem er die Blätter zum wackeln brachte. "Natürlich! Hast du etwa nichts", fragte Mara bestürzt. Liara schüttelte den Kopf. Sie hatte ja nur die Sahen aus ihrer Welt und darunter befand sich gewiss kein Kleid! Die Zwillinge beschlossen etwas voran zu gehen, da Frauengeschichten sie nicht sonderlich interessierten. "Wehe ihr wollt uns einen Streich spielen", rief Mara ihnen hinterher und sie zuckten zusammen. Etwas beleidigt drehten sie sich um. "Du denkst doch nicht, dass wir das jetzt, wo unsere Ohren noch schmerzen, wagen", empörte sich Elladan und deutete auf das Ohr seines Bruders, welches sogar noch von weitem zu sehen war. Mara machte eine ungeduldige Handbewegung und gab so zu verstehen, dass sie verstanden hatte. "Jaja. Die Rache kommt wahrscheinlich dann heute Abend. Wir müssen acht geben", meinte sie seufzend und wandte sich wieder Liara zu, fasste sie an beiden Händen und zog sie mit sich. "Komm, wir müssen noch etwas für dich zum ankleiden suchen, wenn du nichts hast. Vielleicht passt dir ja etwas von meinen Kleidern. Ich bin sicher, grün würde dir richtig gut stehen." Ein zuversichtliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie mit einer Kopfbewegung das Haar zurück warf und lächelnd nach Liara sah. Das Mädchen schluckte leicht benommen, als sie die fröhlichen Augen und den gutmütigen Ausdruck darin sah. Und dennoch beschäftigte sie die Tatsache, dass Mara kurzes Haar hatte sehr. "Legolas sagte doch, du hättest viele Geschwister. Haben sie auch lange Haare?" Liara drückte Maras Hand etwas fester um sie dazu zu bringen, sie anzusehen und die Elbin tat ihr den Gefallen. "Nein. Ich bin die einzige in meiner Familie", gab sie zur Antwort. "Wachsen sie denn nicht mehr", hakte Liara nach und nun blieb Mara stehen, sah dem Mädchen ins Gesicht und beide lauschten für kurze Zeit dem Rauschen der Blätter über ihren Köpfen. Es war, als wollten sie etwas erzählen, von den Jahrtausenden, die sie erlebt hatten, denn so alt waren die Bäume schon. Eine kleine Blüte, die der Wind zu Fall brachte, schwebte langsam hinunter, bis sie auf Maras Haupt landete. "Nein. Sie wachsen nie weiter als bis zu dieser Länge", gab die vermeintliche Elbin zur Antwort und senkte etwas verlegen den Kopf. "Aber warum? Ich dachte Elben vertragen es nicht, wenn ihr Haar kurz ist?" Mara sah unschlüssig in Liaras Augen auf, um ihrem Blick dann wieder auszuweichen. "Elben vielleicht nicht...", meinte sie dann zerknautscht und ließ Liaras Hand los, um sich damit durch das kurz gehaltene Haar zu fahren. "Also gehörst du auch diesem...Volk an?" Mara sah erschrocken auf, als Lalaithtinu diese Worte hervorbrachte und sah sie etwas verstört an. "Was denn für ein Volk", wollte sie wissen, doch sie ahnte, was kommen würde. "Ach nichts." Liara brachte es nicht übers Herz Mara zu fragen, ob sie vielleicht etwas mit dem alten Mann zu tun hatte, der ihr bisher 2 Mal erschienen war. Viel lieber wollte sie sich selbst einreden, Mara gehörte zum Volk der Elben. Irgendwie verunsicherte der spitzohrige Nichtelb sie enorm. "Lass uns weiter gehen", riet Liara und Mara nickte, obwohl sie innerlich aufgewühlt war. Was meinte Liara mit ,Gehörst du auch zu diesem Volk?' Sie verstand es nicht. Zu welchem Volk, außer den Elben sollte sie denn gehören? Obwohl...eigentlich hatte sie all die Jahre ja selbst vermutet, dass sie keine Elbin war und sich ihre Gedanken darüber gemacht. Vielleicht sollte sie später noch einmal darauf zurück kommen. ~*~ Die Sonne neigte sich schon bedrohlich nahe dem Horizont und eben als Thranduil sich aus seinem Stuhl erhob, verließ ihr letzter Strahl die Terrasse seines Gästezimmers, auf der er den ganzen Tag gesessen und geschrieben hatte. Niemand hatte ihn gestört oder unterbrochen und er hatte seine Gedanken über die letzten Ereignisse ordnen können. Vielleicht ging er etwas zu hart mit der Tatsache um, dass sich sein Sohn in ein Menschenmädchen verliebt hatte. Aber er tat dies nicht nur zu seinen Gunsten. "Hier bin ich, Vater. Du wolltest mich sprechen?" Thranduil nickte nur knapp, als Legolas geräuschlos zwischen den Bäumen hervortrat. Haldir ó Lórien und Gimli Gloinssohn folgten ihm und der König quittierte dies mit einem unwilligen Blick. Eigentlich hatte er seinen Sohn unter 4 Augen sprechen wollen. Doch als hätten sie seine Gedanken gelesen, verbeugten sich die unerwünschten Gäste leicht vor ihm und entfernten sich, der Zwerg eher trampelig als geräuschlos. *Setz dich, mein Sohn*, sprach Thranduil und deutete auf einen der Stühle, auf welchem er kurz zuvor gesessen hatte und Legolas nahm Platz. Der Schatten, der sich nun über dem gesamten Wald ausbreitete, hatte nicht nur Thranduils Terrasse in eine kühle Abendluft gehüllt sondern auch die Kronen der Bäume. *Was gibt es, mich noch vor dem Fest allein sprechen zu wollen?* Legolas sah seinem Vater direkt in die Augen. Er wusste, weshalb er gerufen worden war und dennoch war er gekommen, obwohl er wusste, dass er keine Chance haben würde, seinen Vater von Liara zu überzeugen. *Du bist dir im Klaren, der Thronfolger Düsterwalds zu sein?* Thranduil stellte die Frage so belanglos, dass sie schon wieder verdächtig wirkte und Legolas' Herz schlug etwas schneller. Seine Miene blieb zwar unbeweglich, doch in seinem Inneren wühlte es. *So ist es*, stimmte er kurz angebunden zu. *Du bist dir im Klaren, dass der Thronfolger der Begabteste unter den Söhnen der Familie ist. Weder der Älteste noch der Jüngste. Das Amt fällt dem Begabtesten und Besonnensten von euch Brüdern zu.* Abermals nickte Legolas und dachte an seine älteren Brüder, die niemals Aussicht auf den Thron haben würden. Er als Jüngster und gleichzeitig Hoffnungsträger des Fortlebens seines Königshauses, würde bald den Thron besteigen, wenn sein Vater nach Westen segelte. Er übertraf seine Brüder in jedem Gebiet. Sei es im Bogenschießen, Reiten, Beherrschung oder gar Regierungsangelegenheiten, es stand eindeutig fest, das Legolas das Recht auf den Thron besaß und seine Brüder, Ilrohas und Galdhras begrüßten es nur. *Und gerade weil du der Thronfolger bist, hätte ich von dir keine Leichtsinnigkeit erwartet*, machte Thranduil ihm Vorwürfe und Legolas wusste genau, worauf sie sich bezogen. *Meine Liebe zu Lalaithtinu ist nicht leichtsinnig, Vater*, erwiderte Legolas steif, mit unbewegter Miene. Doch seine Augen verrieten seine aufgewühlten Gefühle, indem sie dunkelblau stürmten. *Du gabst ihr einen elbischen Namen?* Der König zog eine Augenbraue in die Höhe und Legolas hatte das Gefühl, dass sein Vater dies bei Lord Elrond gesehen hatte und es ihm nun nachtat. *Sie verdiente ihn*, erwiderte Legolas mit dem Trotz eines Kindes. *Legolas! Ich verlange, dass nicht mehr zwischen dir und diesem Mädchen sein wird, als nötig!* Thranduil sagte dies ruhig, doch Legolas spürte seinen Zorn. Wieso stellte sich sein Vater gegen ihn? Bei Dalâdir hatte er nichts auszusetzen gehabt. *Auch Arwen ging den Bund mit Aragorn ein und bereut es nicht*, erklärte Legolas aus dem Gedanken heraus, dass sein Vater dagegen war, nur weil sie ein Mensch war. *Sie kommt nicht von dieser Welt. Frag sie, wer sie ist!* *Ich weiß genau wer sie ist Vater*, erwiderte Legolas ruhig, aber bemüht, diese Rühe zu bewahren. Warum bezweifelte der König genau dies? *Das bezweifle ich, Legolas.* Schweigen trat ein. Ein langes Schweigen, in dem Vater und Sohn einfach nur gegenseitig musterten. Das schöne Gästezimmer, welches gleich in der Nähe von Celeborns Gemächern lag, war kaum mehr zu erkennen, da dunkle Schatten seine Wände zierten. Um diese Jahreszeit versank die helle Sonne schnell im Horizont und ließ die Welt in einem betrübenden Grauton erscheinen. Legolas jedoch mochte die Abendstunden. Sie hatten etwas nachdenkliches und ruhiges. Als Kind war er immer auf den höchsten Baum geklettert und hatte die immer deutlicher werdenden Sterne betrachtet. *Ich möchte den Bund mit ihr eingehen*, gestand er, den Kopf hatte er in den Nacken gelegt, denn auch jetzt betrachtete er die schwachen Punkte am Himmel. *Den Bund?* Thranduils Stimme glich eher einem Keuchen. Er verlor für die nächsten Sekunden seine Gelassenheit und sah Legolas bestürzt an. Doch der störte sich nicht daran. Es war seine Entscheidung und sein Vater hatte sie zu akzeptieren. *Ich möchte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen*, bestätigte Legolas gelassen und sah seinem Vater nun auch wieder in die Augen. *Aber sie ist ein Mensch!* In des Königs Stimme machten sich Zorn und Verzweiflung breit. Nie hätte er zu denken gewagt, dass sich Legolas in einen Menschen verliebte. Die junge Elbin Dalâdir hatte er akzeptieren können. *Dessen bin ich mir bewusst. Aber sie und nur sie kann mich glücklich machen*, entgegnete der Prinz und sah dem Vater entschlossen in die Augen. Thranduil rang um seine Fassung. *So versuche es. Aber sei gewiss, ich werde dies zu verhindern wissen. Ich tu es nicht für mich, sondern mein Volk. Und du weißt das, Legolas. Kein Volk der Elben hat je eine Menschenkönigin akzeptiert und wird es auch diesmal nicht tun. Als Vater wünsche ich dir alles Glück der Welt, aber als König darf ich nicht nur an dich denken.* Legolas nickte, erhob sich und verließ ohne ein weiteres Wort die Terrasse. Doch sein Herz war von Sorgen geplagt. Ab heute müsste er auf Lalaithtinu achten wie eine Henne auf ihr Ei, denn sein Vater würde nichts unversucht lassen, sie ihm wegzunehmen. Fortsetzung folgt! Zur Erklärung: Das mit den Sprachen habe ich so gemacht, weil ich es im Nachhinein merkwürdig fand, dass Liara und die anderen die gleiche Sprache sprechen. Ich meine...wenn die in Mittelerde als Allgemeinsprache Deutsch haben, was macht dann ein Chinese der da landet? *zwinker* Und so hab ich versucht, das etwas...zu...na ja eben andere Sprachen von uns einzubauen. Zu euren Kommentaren: (Ich hab endlich die Zeit dazu gefunden! *freu*) @MayLynn: Was im Rat beschlossen wurde, kommt nach und nach raus. Ich will ja die Spannung nicht entschärfen. Ich hoffe, das ,traumhaft schöne' geht nicht verloren, wenn ich mehr Knuffelszenen einbaue ^.^ @mystica: *knuffelt dich ganz lieb und herzlich* Mir hat so ein kleines Elbenwaldvögelchen gezwitschert, dass du meine Story wirklich ganz dolle gern hast ^.^ *freut sich dermaßen darüber, dass sie es gar nicht aufschreiben kann* Wie war es an der Ostsee? ^^ @Tar-Vanimelde & Málwen: Es freut mich total, dass du deine Meinung über Legolas FFs bei meiner FF geändert hast *herzlich knuffelt und deine Cousine auch* ^.^ Ich hoffe du hast weiterhin viel Spaß an der Story :o) @variefanel: Danke für dein Kommi, hab mich gefreut ^.^ *gg* Zu deinen Fragen: Frage 1: Die Sorte der Fishermen's Friends war die, die nach Lakritz schmeckt und total scharf ist. Jedenfalls war der Geschmack für den Ork widerlich und die Schärfe hat ihm den Rest gegeben. Frage 2: Dürfte in diesem Teil halbwegs beantwortet worden sein, aber vielleicht kommt noch was in den nächsten Teilen Frage 3: Ich warte schon die ganze Zeit auf eine geeignete Stelle, an denen ich endlich mal wieder Liaras Eltern erwähnen kann und ich kann dir schon mal verraten, dass das nicht mehr lange hin ist. Also die kommen auf jeden Fall nochmal vor ^^ @Nevalwen: *gg* Der Überzeugung bin ich auch ^^ *lach* Warte nur, bis Mara erst einmal richtig spielen kann ^^ Dann werden sie nicht mehr nur Flöte spielen *rofl* @Tany: *auch lieb hat* ^^ Ist doch nicht tragisch ^^ Du kommentierst etwas später und ich poste dummerweise immer so spät...^^' Hatte in letzter Zeit viel Stress mit Schule und Bruder und so weiter und so fort...aber ich werde versuchen innerhalb 1 Woche zu posten ^^ @chilly: *gg* Das interessiert hier wohl die meisten, was im Rat beschlossen wurde. Es kommt auch irgendwann in den nächsten Kapiteln ans Licht, keine Sorge du musst dich nur noch etwas gedulden *knuddel* @Sakurajima: *gg* Den Putzftzen muss ich in letzter Zeit viel öfter schwingen, seit mein Bruder auf dem Internat ist. Ich bin am 20.8. aus dem Urlaub zurück gekommen...Tut mir leid wegen der langen Wartezeit!!! @Kasumi: ^.^ Ja ja Fragen über Fragen *gg* Die ich igendwann in der Story lüften werde. Manches über Gil ist ja jetzt schon geklärt ^^ *knuddelt dich ganz lieb* @Miss_Sixty: *gg* Ich hoffe ich hab etwas Licht in die Sache gebracht, die so ,mysteriös' ist ^^ Ich muss sagen, es ist verflixt kompliziert meine Vorstellungen so zu schreiben, dass ich sie euch verständlich machen kann. In einigem bin auch ich mir nicht so recht im Klaren, aber das legt sich noch, während ich schreibe ^^ *knuddel* Ein gaanz liebes Dankeschön auch an feanen, Dax und Devil_Amon *knuffl* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)