Das Tor der Dimensionen von Seoko ================================================================================ Kapitel 12: Nächtliches Geflüster --------------------------------- ~~~~~~o~o~*~o~o~~~~~~~ Das Tor der Dimensionen ......~*~......~*~...... Nächtliches Geflüster ~*~ Grübelnd und völlig in ihren Gedanken versunken, saß das Mädchen vor dem Prinzen auf dem Pferd. Er hielt sie so, dass sie nicht stürzen konnte. Diese Nähe war beruhigend und auch seine Arme um ihre Hüften waren ihr erstaunlicherweise nicht unangenehm. Sie hatte längst bemerkt, dass ein lauerndes Augenpaar sie genaustens beobachtete, tat jedoch so, als merkte sie Gilelthils Blicke nicht. Diese Elbe wurde ihr langsam immer unsympathischer. Aber dennoch mochte sie sie irgendwie. Immer wieder musste sie an den frühen Morgen denken. Daran, wie sie erfahren musste, dass sie ihre Beine nicht bewegen konnte. Es war ein Schock gewesen. Und sie hatte sich wie ein aufgescheuchtes Huhn verhalten. Wie musste Legolas nur über sie gedacht haben? Eine gefährliche Schamesröte schlich sich bis zu ihren Haarwurzeln vor und verursachte eine unangenehme Hitze. Nicht nur, dass sie ihm nicht zugehört und ihn sogar angebrüllt hatte. Nein, da hatte er sie erst mit einem, zugegeben äußerst sanften, Kuss beruhigen können. Wie peinlich! Noch offensichtlicher hätte es nicht werden können. Und selbst der vorlaute Zwerg war Zeuge dieses ,Beruhigungsmittels' geworden. Sie spürte immer noch sein äußerst wissendes und hämisches Grinsen, mit dem er Legolas' Tat bedacht hatte. Die Frage war nur, und das ließ ihr absolut keinen Frieden, ob der Elb sie nur geküsst hatte, um sie zum Schweigen zu bringen? Sie warf einen flüchtigen Blick hinter sich in sein Gesicht. Und was hatte sie auch anderes erwartet, er lächelte sie an. Scheu versuchte sie, diese Geste zu erwidern bevor sie sich rasch wieder nach vorn drehte. Sicher hatte er sie nur geküsst, um sie zu beruhigen. Aber warum? Es hätte andere Mittel gegeben. Zum Beispiel hätte er ihr eine Hand vor den Mund halten können. Außerdem, wäre der Zwerg auch zu solchen Mitteln übergegangen, um sie zum Schweigen zu bringen, wäre nur er anwesend gewesen? Schon allein die Vorstellung, dass unter dem undurchdringlichen Gestrüpp des Bartes ein Mund verborgen sein könnte, der sie vielleicht geküsst hätte, war, nun ja...etwas gruselig. Trotzdem. Sie durfte sich nichts darauf einbilden und schon überhaupt gar keine Hoffnungen machen. Ein Kuss war schließlich nur ein Kuss und musste nicht bedeuten, dass man jemanden liebte. Zumindest hatte sie dies schon oft am eigenen Leib erfahren. Ein heißer Flirt in der Disco, bei dem auch einmal geknutscht wurde, war nichts ungewöhnliches. Aber traf das hier auch zu? Oder war ein Kuss bei den Elben etwas verbindendes? Sie konnte es ja nicht wissen. ,Aaaaach verdammt! Ich kann mir hier ewig den Kopf zerbrechen und komme doch zu keinem Ergebnis. Ich sollte mich damit abfinden, dass es nur zu meiner Beruhigung war. Ist ja auch klasse aufgegangen sein Plan.', dachte sie, sich selbst tadelnd. "Sag mal...", registrierte sie plötzlich die Stimme des Zwerges dicht neben sich. Erschrocken wandte sie den Kopf zur Seite. "Ja?", fragte sie auffordernd und wartete, dass der Zwerg sein Verhör startete. "Nun ich frage mich schon seit geraumer Zeit, ob dich deine Eltern nicht missen.", fuhr er fort und sein Blick hing undefinierbar in ihren Augen fest. Die seinen glänzten ernst und Liara erkannte, dass seine Frage aufrichtig und kein Scherz war. "Wieso sollten sie das Mädchen denn vermissen?", schaltete sich Gilelthil plötzlich ein und musterte Liara interessiert. "Nun, ich dachte eigentlich deinem scharfen Elbenverstand sei es schon aufgefallen, dass Liara nicht aus Mittelerde stammt.", knurrte Gimli verächtlich ohne das Elbenmädchen eines Blickes zu würdigen. Er war Beleidigungen von Legolas und Liara, aber nicht von einer weiblichen Elbe gewohnt. Es war irgendwie erniedrigend für ihn. "Oh gewiss tat ich das!", giftete sie zurück. Ja das stimmte. Sie hatte es durch Zufall mit angehört, dass Liara nicht aus Mittelerde kam, es jedoch dabei belassen und nicht noch einmal nachgefragt. "Nun, wieso fragst du dann so dämlich?", fuhr der Zwerg sie an und diesmal schenkte er ihr auch einen verächtlichen Blick. Legolas seufzte genervt. Eh dieser Zwerg sich mit jemanden anfreundete, konnten Zeitalter vergehen. "Ach lass doch Gimli. Jeder kann einmal etwas vergessen.", versuchte Liara den Zwerg zu besänftigen. Sie hatte sogar gegen ihre Erwartungen Erfolg. Gimli wandte den Kopf schüttelnd wieder ihr zu und wartete gespannt. "Und? Vermissen dich deine Eltern denn nicht?", wiederholte er seine Frage. Das Mädchen senkte kurz den Kopf. Wenn man bedachte, dass sie schon wieder über 1 Woche unterwegs waren...Aber es war höchstens nur eine Stunde vergangen. Zumindest nach ihrer Uhr. "Nein sicher nicht!", lachte sie und blickte dem Zwerg voll ins Gesicht. Sie hatte höchstwahrscheinlich sogar recht mit ihrer Vermutung, obwohl sie sich wünschte, dass sie sie wirklich vermissen würden. Aber eine Stunde Fehlen würde wohl nicht großartig auffallen. Schade eigentlich. Ihretwegen könnten sie sich ruhig einmal Sorgen um sie machen. "Wieso denn nicht?", vernahm sie die verblüffte Antwort des Zwerges. So wie es aussah, war er nicht mit ihrer Antwort zufrieden. Auch Legolas' Interesse schien geweckt zu sein. Sie spürte förmlich, wie sich sein Blick in ihren Rücken bohrte. "Nun. Es scheint, als wäre ich noch nicht allzu lange Zeit fort." Diese Aussage musste die Reisegefährten noch mehr verwirrt haben, denn es herrschte nachdenkliche Stille. Liara seufzte. Wie sollte sie ihnen ihre Vermutung über die Zeitverhältnisse verständlich machen. Wenn sie ihren Wecker herausholte, würden die Zahlen nicht viel sagen. "Zumindest nicht allzu lange Zeit in meiner Welt.", ergänzte sie, merkte aber gleichzeitig, dass sie sich immer mehr verhedderte mit ihren Aussagen. Aber immerhin hatte sie so das Gespräch von ihren Eltern ablenken können. Und das war schon mal etwas gutes. Es fiel ihr nämlich nicht leicht über sie zu sprechen. "Du meinst bei dir vergeht die Zeit in einem anderen Rhythmus als bei uns?", fragte Gilelthil hellhörig. Liara nickte verblüfft. Sie schien die einzige der Drei zu sein, die so in etwa verstand, worum es dem Mädchen ging. "Ja. So in etwa. Die genaue Verschiebung der Abstände weiß ich nicht, aber vielleicht komme ich mit eurer Hilfe darauf.", antwortete das Mädchen und sah der jungen Elbe gerade in die dunklen Augen. Ihr stumme Rivalität um Legolas schien wie weggeblasen. "Nun. Vielleicht hilft es dir, wenn wir dir sagen, wann eine genaue Stunde hier vergangen ist. Dann kannst du die Zeit bei dir ermitteln und so die Differenz entsinnen, welche diese Welten an sich haben.", fuhr Gilelthil freundlich fort. So schlecht schien sie gar nicht zu sein. Der Zwerg und Legolas hatten stumm und erstaunt zugehört. Zeitverschiebungen zwischen den Welten? Hörte sich arg weit hergeholt an. Aber vielleicht stimmte es ja doch. "Legolas? Können wir bald eine Rast einlegen? Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir sind bisher ununterbrochen geritten. Außerdem könnten wir so die Zeit besser bestimmen, wenn wir die Sonne beobachten.", wandte die Elbe das Wort an den Prinzen. Sofort kroch wieder Unbehagen in Liaras Körper hoch. Sie wünschte sich sehnlichst, er würde Gilelthils Bitte nicht erhören, obgleich auch sie zunehmend unter dem langen Ritt litt. "Es ist zu gefährlich in offenem Gelände zu rasten. Erst wenn wir etwas gefunden haben, dass uns Deckung gibt, werden wir halt machen. Der Düsterwald ist schon zu nahe. Orks könnten immer noch hinter uns her sein. Und nicht nur das. Auch vor uns lauern versteckte Gefahren.", hielt der Elb eisern dagegen und führte sein Pferd bestimmt weiter. Irgendetwas in Liara entspannte sich merklich. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie verkrampft war. Auch Legolas bemerkte, wie ihr Körper sich entspannte, so als hätte sie genaustens auf seine Antwort geachtet. Ein leises Lächeln stahl sich über seine Lippen. Sie hatte heute kaum gewagt, ihn anzusehen. Und er ahnte, dass dies von seinem Kuss herrührte. Es bereitete ihm Kopfzerbrechen, da er nicht wusste, was sie davon gehalten hatte. Aber anscheinend nicht sehr viel. Schließlich hatte sie seinen Kuss nicht erwidert. Aber ihn hatte es schier wahnsinnig gemacht, ihre weichen Lippen zu liebkosen. Es war nur ein flüchtiger Augenblick gewesen und danach hatte sie ihn verständnislos gemustert, aber hatte sie sich nicht beruhigt deswegen? Er seufzte innerlich. Dieses Mädchen brachte ihn an den Rande der Verzweiflung! Wie hatte Indûrin im Schloss zu ihr gesagt? Der jungfräuliche Legolas... Das stimmte nicht. Er war weder im Herzen noch körperlich eine Jungfrau. Aber was konnte man auch anderes erarten? Schließlich lebte er nun schon mehr als 3000 Jahre auf dieser Erde. Er hatte schon viele Affären gehabt. Doch nie hatte eine davon annähernd sein Herz berührt. Nicht einmal seine verunglückte Liebe Dalâdir. Er hatte gedacht, dass nach ihrem Tod sein Herz zerbrechen würde, er sogar daran sterben würde. Doch das tat es nicht. Es hatte nur lange, tiefe Risse erhalten. Es war schmerzlich im Nachhinein zu erkennen, dass auch sie sein Herz noch nicht gänzlich erobert hatte. Noch nach 300 Jahren nicht. Aber nun schienen die Wunden zu heilen. Er brauchte nur dieses vorwitzige, fremde Mädchen in den Armen zu halten und schon floss eine heilende Wärme durch jenes angeschlagene Lebensorgan und bedeckte die Risse, um sie langsam zu heilen. Ein breiteres Lächeln folgte, als er an diesem Punkt seiner Gedanken angekommen war. Es verwunderte ihn, aber dennoch musste er deswegen grinsen. ,Verzeih mir, Indûrin. Ich habe gelogen, mit dem, was ich dir einst erzählte. Nicht nur das. Ich habe meine wichtigsten Vorsätze gebrochen.' Seufzend schaute er auf den schwarzen Schopf hinab und erinnerte sich unwillkürlich an die erste Begegnung. Er hatte schon als er sie zum ersten Mal sah, etwas gespürt, das ihn nervös gemacht hatte. Daraufhin hatte er sich von ihr distanziert. "Legolas?", vernahm er plötzlich ihre feine, klare Stimme und sah wiederum auf sie hinunter. Sie schaute entschuldigend zu ihm auf. "Verzeih, aber ich bin hundemüde. Könnten wir nicht doch eine Rast machen?", fragte sie schüchtern und wendete den Blick der untergehenden Sonne zu. Legolas seufzte. Es stimmte, der Tag war übermäßig heiß und trocken gewesen und sie hatten dennoch keine Rast eingelegt. Es musste sehr stressig für sie sein. Vor allem mit dem ungewohnt tauben Gefühl in ihren Beinen. Dennoch spürte er deutlich einen drohenden Schatten der ihnen folgte. Man durfte nichts riskieren. Bedauernd schüttelte er den Kopf. "Nein. Noch nicht. Wir müssen einen Schutz für die Nacht finden. Ansonsten sind wir einem Überraschungsangriff ausgeliefert, den der Feind eventuell plant.", entschuldigte er sich bedauernd. Liara nickte stumm. Sie sah es ein, auch wenn sie unendlich müde war. ~*~ "Liara!", schallte es wieder und wieder durch das familiäre Einfamilienhaus. "Komm runter das Essen ist fertig!", rief die hübsche Frau ungefähr Anfang 40. Sie und der 16 jährige Sohn hatten schon gemeinsam das Abendbrot bereitet und die Familie wartete nur noch auf die einzige Tochter des Hauses. Besorgt huschte ihr Blick die Treppe hinauf. Wenn doch ihr Ton auch noch so genervt geklungen hatte. Irgendetwas stimmte da nicht. "Lass sie doch! Dann hat sie eben Pech und kriegt nur die Reste. Es wird mir langsam eh zuviel immer stundenlang auf sie warten zu müssen, bis sie sich endlich mal nach unten bequemt. Nächstes Mal wird sie das Abendbrot alleine und selbstständig machen!", brummte Herr Grifter wütend. Eric erkannte, dass er schlechte Laune hatte und bat seine Schwester in Gedanken doch endlich zum Essen zu erscheinen. "Ich gehe sie holen." Mit diesen Worten stieg Frau Grifter Stufe für Stufe die Treppe hinauf und mit jedem Schritt wurde die dunkle Vorahnung schlimmer, die sie im Herzen trug. Schließlich öffnete sie die Tür zum Zimmer ihrer Tochter. Vorsichtig warf sie einen forschenden Blick hinein. Dann öffnete sie erstaunt und gleichzeitig leicht schockiert die Zimmertür gänzlich und trat in den leeren Raum. Ihr suchender Blick huschte zu der offenstehenden Schranktür und gleich darauf dahinter, wo die Gitarre einmal auf dem Boden gelegen hatte. Verwunderung war in ihren Augen zu lesen. Das Instrument war fort und mit ihm Hülle und Verstärker. Eine große Reisetasche lag inmitten des Zimmers auf dem Boden. Sie war leer. Langsam trat die Mutter zum Computer. Er lief noch. Doch nur der Bildschirmschoner war eingeschaltet. Schnell verwischte sie die Maus, sodass der Bildschirm wieder die Anwendungen zeigte und klickte auf die Einstellungen. Bildschirmschoner schaltete sich nach 20 Minuten ein. Also hatte ihn Liara seit mindestens 20 Minuten nicht mehr angerührt. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, hastete die 2fache Mutter ins Badezimmer. Die Bürste und Zahnbürste ihrer Tochter waren fort. Und wie, als ob sie es vermutet hätte, sank Frau Grifter kraftlos in die Knie. Das alles konnte nur eines bedeuten. Liara war fortgegangen. ~*~ Nichts ahnend, hing Liara schlafend auf dem Rücken des Pferdes. Legolas hielt sie fest, damit sie nicht hinunterfiel. Den Kopf hatte sie an seine Brust gelehnt. Sie merkte nicht, wie sie sich einer bewaldeten Fläche näherten. Legolas atmete erleichtert und doch irgendwie beklommen aus. Er war froh, dass er mit der Richtung richtig gelegen hatte und dennoch spürte er Gefahren. Er hatte beschlossen nicht zu weit in den Wald hinein zu reiten, sondern nahe dessen zu rasten, um sich den Fluchtweg ungehindert nach allen Richtungen offen zu halten. Nicht nur Liara hing wie ein nasser Sack im Sattel. Auch Gimli war so müde, dass es nicht viel mehr gebraucht hätte als einen kleinen Hügel, auf den sie hätten reiten müssen, um sein Gleichgewicht zu gefährden. Schmunzelnd griff der Elb in die Zügel des Pferdes seines langjährigen Freundes und führte es in den Wald hinein. Es war schon verrückt, wie sich die Dinge wendeten. Indûrin war mit dem Mädchen aufgebrochen, um es nach Minas Tirith zu geleiten und Legolas nach Osten, um die Haradrim zu beobachten. Er hatte angenommen sie nie wieder zu sehen und sich damit abgefunden. Doch nun fragte er sich, wie er dies hatte machen können. Wie er so leichtfertig mit der Trennung umgegangen war. Sicher würde es ihm nicht noch einmal so leicht fallen. Das dunkle Blätterdach schlug über ihren Köpfen zusammen und nahm sie in seinen Schutz auf. Die klare, frische Luft war nicht kalt, aber auch nicht übermäßig warm. Die Vöglein zwitscherten munter vor sich hin. Ein Zeichen für den Elben, dass keine Orks im Gebüsch lauerten. Denn sonst wären die Tiere verstummt. Etwas erleichtert von seiner Sorge hob er das schlafende Mädchen behutsam aus dem Sattel und bettete es sanft ins weiche Moos. Wenn er nicht irrte, dann war nicht weit entfernt eine große felsige Fläche inmitten des Waldes. Man konnte nur durch das dichte Gestrüpp nichts erkennen. Sie hatten nicht weit davon entfernt eine Rast eingeschlagen. Doch nun drehte er sich vorerst dem halbschlafenden Zwerg auf dem Pferde zu. "Gimli! Wach auf, wir rasten.", sprach der Elb eindringlich auf den Zwerg ein. Dieser hob ruckartig und etwas erschrocken den Kopf, sodass der Bart nach oben wippte. "Was? Oh nein...ich hab nicht geschlafen.", grunzte er immer noch müde vor sich hin. "Ein Zwerg bleibt immer wachsam auf dem Rücken eines...Pferdes." Das letzte Wort entwich beinahe angstvoll seinem bärtigen Mund und tatsächlich straffte sich nun sein Rücken. Legolas lächelte still in sich hinein, dann wandte er sich ab um Gilelthil beim absteigen behilflich zu sein. Sie lächelte ihm dankbar entgegen, als er ihr die Hand hinauf reichte und sie diese auch gleich darauf ergriff. "Sag, wieso rasten wir hier, Legolas?", fragte sie erstaunt und drehte sich ein paar mal um die eigene Achse. Dann sah sie dem Prinzen in die Augen. Ein fragender Schimmer glänzte darin. "Nun, es ist zu gefährlich noch weiter hinein in den Düsterwald zu reiten. Der Süden ist besonders gefährdet. Außerdem sagt mir mein Herz, dass Schatten in den Bäumen verborgen sind uns wir sicher nicht in die Region der Waldelben vordringen können.", gab er lächelnd zur Antwort, bevor er durch das Gebüsch in Richtung Westen verschwand. Gilelthil sah ihm fragend hinterher. "Aber wo willst du nun hin?", rief sie. Ein leises Knacken unter Legolas' Füßen gab ihr zu verstehen, dass er stehen geblieben war. "Ganz in der Nähe befindet sich ein Quell. Ein Teich könnte man meinen. Ich hole etwas Wasser. Unsere Ration ist gänzlich leer.", schwang seine Stimme zu ihr herüber. "Pass derweil auf Gimli und Liara auf." Gilelthil schnaufte beleidigt. Jetzt sollte sie auch noch Zwerge und Menschen hüten. Aber wenn es denn nicht anders ging. Seufzend erkletterte sie einen Baum und ließ sich in dessen Ästen nieder um das Geschehen von oben zu betrachten. Die Sonne tänzelte noch immer golden und rot auf dem Blätterdach des Waldes und hob die nicht weit entfernten Felsen leuchtend vom eintönigen Grün hervor. Ein kleiner Teich zierte deren Mitte. Das Licht brach sich im kristallklaren Wasser des kleinen, stillen Gewässers und tauchte die Seerosen in ein himmlisches Farbenspiel der Rot Töne. Nach dem kurzen Wortwechsel mit der kleinen Elbe, machte sich Legolas auf, seinen Lieblingsplatz aus Kindertagen aufzusuchen. Er war viel mit seinem Vater durch den Düsterwald gereist und oft waren sie im Süden dessen gewesen. Auch wenn die Gefahren hier am größten waren. Die Landschaft war so betörend schön, dass es den jungen Prinzen immer wieder nach dem Süden seines Reiches verlangte. Hier hatte er auch Dalâdir kennen gelernt. Und ebenfalls im Süden war sie tödlich verunglückt. Verwunderung packte den Elben, als er kein Stechen wie sonst in seinem Herzen nagen spürte, sondern nur Bedauern. Wie er es für jedes andere verunglückte Wesen empfand. Seine Wunden des Herzens schienen allmählich zu verheilen. Er ahnte nur, dass es die Nähe des menschlichen Wesens war, die seine Wunden wie durch Zauberei heilen ließen. Doch gewiss wollte er sich das nicht eingestehen. Trotzdem. Er ließ sich auf einem kleinen Felsen nieder, das Gesicht auf den kleinen Quellteich und die untergehende Sonne gerichtet. Er hatte Liara geküsst und früher oder später müsste er sich dafür verantworten. Vor ihr und auch vor sich selbst. Eigentlich hatte er von Glück sagen können, dass Gimli zu erschöpft war, um auch nur ein Wort während des Rittes hervorzubringen. Ansonsten wäre die folgende Standpauke vermischt mit Spott und Tadel seines Freundes sicher identisch mit einer gewesen, die Indûrin ihm immer und immer wieder vorhielt. Man könnte meinen sein Vater hatte diesen Möchtegernelb, der zufälligerweise sogar noch einer seiner engsten Freunde war, mit Absicht eingestellt, als er dessen Potential für Predigen halten erkannt hatte. Ja so musste es gewesen. Legolas seufzte leise und sah der Sonne zu, wie sie sich hinter der Spitze eines besonders großen Felsen zu verstecken suchte. ~*~ Die Schuhspitze eines Fußes stieß Gimli unangenehm in die Seite. Murrend drehte er sich weg. Noch halb im Schlaf vernahm er, wie nun anstatt seiner rechten Seite, sein Kreuz unter Beschuss genommen wurde. Eine Augenbraue zuckte verdächtig. Beim nächsten Tritt fuhr er hoch und stierte Gilelthil wütend in die Augen. "Himmel Donnerwetter noch mal du kleine Giftzwiebel! Kann man nicht einmal seinen wohlverdienten Schlaf auskosten?", polterte er gereizt. Die kleine Elbe, die unschuldig vor ihm saß, ging ihm allmählich auf den Keks. Vielleicht sollte man sie umbenennen? "Ich wollte ja nur...Ich meine das Gepäck kann ich nicht alleine vom Pferd nehmen. Könntest du mir helfen?", fragte sie flehentlich und ihre kleinen angespitzten Öhrchen zuckten schelmisch. Gimli starrte sie nur mit großen Augen an. "Nein!", brummte er nach einer Weile und drehte sich wieder auf die Seite. "Warum denn nicht?", hakte die Elbe verständnislos nach. "WEIL. ICH. MÜDE. BIN.", brummelte Gimli nun wirklich fast auf 180. Seine Gesichtsfarbe kam merklich ins Schwanken. "Aber...Die armen Pferde können das doch nicht die ganze Nacht auf dem Rücken tragen!", empörte sich Gil nun. "Na und? Dazu ist es schließlich ein Gaul geworden!", brummte der Zwerg herzlos und hielt die Augen weiterhin geschlossen. "Verzeih, aber es sind alles Stuten!", erklärte Gilelthil schnippisch. Gimli zwinkerte verwirrt und schwieg kurz, doch gleich darauf hatte er auch darauf eine Antwort. "Na und? Ich bin schließlich nicht so pferdegeil und gucke genau nach!" Ein hässliches Grinsen, das Gil verborgen blieb zuckte über sein Gesicht. Er konnte hören wie sie sichtlich nach Luft schnappte. "Ich sag's ja! Zwerge sind und bleiben pervers! Natürlich hab ich nicht nachgeguckt duuuuu!!! Sie haben es mir gesagt!" Zorn schwang in ihrer Stimme. Dieser Zwerg war unmöglich. "Und bei dir bin ich mir da bis heute nicht sicher!", fauchte sie weiter. Gimli zuckte mit den Schultern. "Mir egal. Ob du es glaubst oder nicht in bin ein ZWERG. Wenn du es nicht glaubst hast du halt Pech.". entgegnete er und kehrte ihr demonstrativ den Rücken noch weiter zu. "Gimli?", ertönte auf einmal eine völlig verschlafene und erschöpfte Stimme von den Pferden her. Sofort saß der Zwerg gerade und sah sich suchend um. "Ich bin hier.", erwiderte die Stimme matt. Und nun entdeckte er das Mädchen auch. Sie saß oder besser hing sie fast, neben seinem Pferd, eine Hand krampfhaft in einen Steigbügel gekrallt. "Was machst du denn da?", rief der kleinwüchsige Mann sofort aufgebracht und sprang auf die Beine, um ihr zu helfen. "Ich...vergaß, dass ich ja nicht aufstehen kann. Aber ich wollte...meinen Rucksack." Sie lächelte matt und müde. Gimli seufzte. Die Strapazen der letzten Tage mussten ihr sehr zugesetzt haben. Und dann auch noch die erschreckende Feststellung mit ihren Beinen. Mit ein paar Schritten war er bei ihr und half ihr auf. Wieso war dieser dämliche Elb nicht da, wenn man ihn brauchte!? Er konnte sie sicher wieder beruhigen und trösten. Ein flüchtiges Grinsen schnellte abermals über seine Züge, als er Legolas' ,Beruhigungsmethode' noch einmal an sich vorbeiziehen ließ. Damit würde er den Elben wieder einmal schön aufziehen können! Behutsam zog er sie an den Armen Hoch und half ihr, etwas weiter entfernt von den Pferden, sich wieder hinzusetzen. "Keine Sorge ich hole dein Gepäck.", erklärte er lächelnd und stapfte wieder auf die Pferde zu, um das Gepäck abzuladen. "Na siehst du! Geht doch. Du machst es ja sowieso.", griente Gil triumphierend. Gimli verdrehte genervt die Augen und knurrte etwas Unverständliches in sich hinein. "Nur um eines klarzustellen! DAS habe ich nur für Liara getan!", erwiderte er trocken, während er den Rucksack auf dem Rücken zu seinem Besitzer trug. "Ui wie süß! Aber so weit ich mich erinnern kann und das sind schon mehr als 1000 Jahre, habe ich noch nie gehört, dass sich ein Zwerg in einen Menschen verliebt! Sei es nun männlich oder weiblich." Während sie sprach, legte sie einen Zeigefinger nachdenklich an das wohlgeformte Kinn und funkelte Gimli hinterlistig an. Liara blinzelte erstaunt zu dem Zwerg herüber. Ihr Rucksack stand schon im Gras neben ihr. Irrte sie sich oder war sein Gesicht tatsächlich fast genauso rot wie sein Bart? Aber das konnte auch die Abendröte sein. "Was faselst du denn da für einen Quatsch, Elbe? ICH und ein MENSCH!? Nie nicht! Nicht mal eine Elbe würde ich nehmen!", protestierte er heftig und stampfte auf die freche, kleine Unsterbliche zu. "Dann würdest du mich ihr vorziehen?", Gilelthil blinzelte Richtung Liara. Diese war aber schon längst viel zu erschöpft um noch mehr von dem nervenraubenden Gespräch mitzubekommen. Müde und unter einem langen Gähnen wühlte sie in ihren Sachen und förderte ein kleines schwarz-rotes Büchlein zutage, kurz darauf einen Stift und schlug es auf. "DAS habe ich nie gesagt! Sie ist mir immer noch lieber als du, du Giftzwiebel!", rief Gimli empört. Er fühlte sich in die Ecke gedrängt. "Wie war das mit dem NIE?" Das Grinsen auf dem Gesicht der kleinen Elbe wurde breiter und fieser. Und tatsächlich lief Gimli feuerrot an. Vor Wut aber diesmal. "Ausnahmen bestätigen die Regel du garstige Hexe!" Damit war für ihn die Sache erledigt. Er drehte sich abrupt um und stiefelte davon. Liara war schon wieder eingeschlafen. ,Viel zu übermüdet das Kind', dachte Gimli väterlich und zog ihr die Wolldecke noch etwas mehr über die Schultern. Dabei fiel sein Blick auf das kleine Büchlein, auf dem in fremder Schrift etwas stand. Neugierig griff er danach und blätterte in den beschriebenen Seiten herum. "Erstaunlich!", murmelte er immer wieder. Die Seiten wiesen oft eine andere Schriftfarbe auf. Mal gelb oder rot. Mal blau, grün, violett und sogar schwarz. "Dagegen kommt nicht einmal Gandalfs Zaubertinte an!", murmelte er ehrfürchtig und blätterte noch etwas weiter in dem Büchlein herum. Zu seinem Leidwesen konnte er die Schrift nicht entziffern. "Hsgd ndjsosk dusal", so klangen die Worte in seinen Ohren, die Gilelthil aussprach. Fazit: Er verstand nichts von dem, was sie da sagte. "Was ist denn?", fragte er genervt. "Liebes Tagebuch....das steht da. Ich habe es nur eben in unsere Sprache übersetzt.", erwiderte sie kühl und zuckte mit den Schultern. "Woher kannst du das?", fragte er verblüfft. "Das ist die Schrift und Sprache der Menschen. Ihre scheint ihnen zu ähneln. Ich erlernte sie einst.", gab sie zur Antwort. Gimli sah sie staunend an, doch dann besann er sich eines besseren und zeigte ihr die kalte Schulter. Schnell klappte er das Buch vor ihrer Nase zu. "In fremden Sachen wühlt oder liest man nicht!", bemerkte er streng und kniff die Augen zusammen. Gilelthil lachte schallend. "Das sagst gerade du!", kicherte sie und abermals wurde der Zwerg rot. ~*~ Als Legolas von seinem Spaziergang durch den schönen Wald zum Lagerplatz zurückkehrte, schliefen bereits alle. Natürlich lagen der Zwerg und Gilelthil soweit wie möglich voneinander entfernt. Doch es erstaunte ihn, dass Gimli nahe bei den Pferden lag, obwohl er diese ,Biester', wie er sie nannte, nicht ausstehen konnte. Außerdem konnte er Liara nirgends ausmachen. Wo war sie? Laufen konnte sie ja wohl schlecht. Plötzlich durchdrang ein leises Niesen die Stille der Nacht. Legolas lächelte leicht und lenkte seine Schritte nun doch zu den Pferden. Und richtig. Nicht weit von ihnen entfernt lag Liara in eine Wolldecke gehüllt. Wieder nieste sie und Legolas kniete sich leicht besorgt neben sie. Richtig. Sie war ein Mensch und konnte sich Krankheiten einfangen. Zum Glück blieb ihm diese Erfahrung als Elb verwehrt. Kurz zögernd blieb er stehen, doch dann drehte er sich um, um abermals in den Wald zu gehen. "Irgendwo hier habe ich vorhin das Königskraut gesehen.", flüsterte er leise vor sich hin und sah sich suchend um. Seine Augen suchten die Dunkelheit, die unter dem Blätterdach herrschte zu durchdringen. "Ah.", rief er erfreut aus, als er das heilende Kraut erblickte, dessen Spitzen der Blätter im Licht des Mondes schimmerten. Behutsam knickte er ein paar Blätter ab, um dann wieder zum Lager zurück zu gehen. Die Sterne und der, teils von Wolken bedeckte, Mond, beobachteten sein Tun in der sonst finsteren Nacht. Leicht rüttelte er an der Schulter des jungen Mädchens und rief leise ihren Namen. Verschlafen schlug sie ihre Augen auf. Sternenlicht fing sich darin und so glitzerten sie Legolas entgegen. "Hm? Was iss'n?", lallte sie in die Dunkelheit hinein. Legolas legte einen Finger auf ihre Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. "Psssst. Möchtest du etwas trinken? Der Tag war anstrengend und viel hatten wir nicht bei uns.", flüsterte er so leise es ging. "Mhm.", erwiderte sie noch halb im Traum. Sofort stand der Elb auf um die gefüllte Wasserflasche zu holen. Gleich darauf kehrte er zurück, das gewünschte Objekt in der Hand haltend. Er öffnete sie und das Mädchen bemerkte, dass er etwas zwischen seinen Händen zerrieb. Ein starker Geruch verbreitete sich in der Nacht. Aber er war angenehm. Gleich darauf lies er es in die Flasche rieseln und reichte jene Liara. Sachte setzte das Mädchen die Öffnung an und ließ das kühle Nass in ihre Kehle rinnen. Es schmeckte eigenartig. Bändigte aber den Durst und außerdem wurde es angenehm warm in ihrem Körper. Ein leichtes Prickeln huschte durch jede Ader ihres Körpers. Etwas verschreckt sah sie den Elben vor sich an. Sie konnte nur seine wundervollen Augen glitzern sehen. "Das ist ein heilendes Kraut und gut gegen deine Erkältung. Es hält uns nur auf, wenn du auch noch krank wirst.", erläuterte er ihr beruhigend und strich zärtlich eine Haarsträhne aus ihrem feinen Gesicht. Liara schloss die Augen wieder und legte ihren Kopf auf das weiche Moos unter sich. Sie war plötzlich wieder hellwach. Seine Berührungen weckten alle Lebensgeister in ihr. Plötzlich lief ein Zittern durch ihren Körper und eine unverständliche Hitze breitete sich in ihr aus. Der Schweiß brach ihr aus und die Stirn fing an mächtig zu glühen. Doch sobald sie die Decke zurückschlug, um sich etwas abzukühlen, durchdrang eisige Kälte ihre Glieder. Keuchend riss sie die Augen auf und starrte Legolas an. Doch dieser lächelte nur leicht. ,Er hat mich vergiftet!', dachte sie panisch und versuchte sich aufzusetzen. Die ganze Nettigkeit war also doch nur gespielt gewesen. Aber warum hatte sie denn auch nur das Gebräu getrunken? Hatte sie doch selbst mit angesehen, wie er es hineingemischt hatte. Liara bemerkte, wie er sie sacht in seine Arme zog, sodass ihr Rücken an seinem Oberkörper ruhte. Die Arme hatte er eng um sie geschlungen und den Kopf beugte der Elb vorsichtig nach vorn an ihr Ohr. Er spürte, wie sich der kleine Körper verkrampfte und hauchte beruhigende, fremdartige Laute hinein. "Das Kraut kämpft gegen den Krankheitsgeist in deinem Körper an." Liara nickte. Die Angst war von ihr gewichen. Wie hatte sie auch nur für einen Augenblick annehmen können, Legolas hatte sie vergiftet? Dieser Gedanke kam ihr nun lächerlich vor. "Lass mich los. Du könntest dich anstecken.", flüsterte sie matt. Ihre Wangen glühten noch immer. Aber sie fühlte sich wohl in den Armen des Elben. Dennoch wollte sie nicht riskieren, dass er ihretwegen krank wurde. Sein leises Lachen vermischte sich mit dem Säuseln des Windes, der um die Baumkronen strich. Verwundert schloss sie die Augen. Sie wollte gar nicht erst fragen, warum er lachte. Diese Elben waren allemal seltsam. Er würde es ihr sowieso erklären. Doch diesmal sah es nicht danach aus. Er schwieg vor sich hin, nachdem das Lachen gestoppt hatte. Liara grummelte. Er legte es anscheinend darauf an, dass sie ihn fragte. Aber das würde sie nicht tun. Einige Minuten waren schon verstrichen, in denen das Mädchen mit geschlossenen Augen auf eine Erklärung des hinter ihr sitzenden Elben wartete, warum dieser gelacht hatte. Doch kein Laut verließ dessen Lippen. Seufzend gab sie ihren Boykott auf und begann leise zu flüstern: "Legolas?", setzte sie zaghaft an. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Doch sie wusste, dass er sie hören konnte. Schließlich war er ein Elb. Aber gegen ihre Erwartungen blieb er stumm. Sein Atem ging gleichmäßig und ruhig. Beinahe so, als würde er schlafen. Durch diese Eingabe bewegt, drehte sie sich nach ihm um. Seine Augen standen offen und stierten ausdruckslos in die Nacht hinein. Die Sterne spiegelten sich lustig darin, als wollten sie sich schön machen. Schlief er? Oder schlief er nicht? Das war hier die Frage. Schließlich war Liara schon einmal darauf hereingefallen und hatte ihn in den Fluss geworfen. Das unfreiwillige Bad hatte ihm sichtlich nicht gefallen. An die Erinnerung denkend, musste sie breit grinsen. Der sonst so aufmerksame Elb, war wegen ihr einem unfreiwilligem Bad ausgesetzt worden. Das Grinsen auf ihren Lippen wurde breiter. Schade, dass sie nicht an einem Gewässer saßen. Es würde ihm recht geschehen. Schließlich hatte er ihr keine Erklärung gegeben. Ihr Blick hing, ohne das sie es bemerkte, lange an seinen Lippen. Und wieder spukte er der Morgen durch den Kopf, an dem sie ebendiese Lippen hatte kosten dürfen. Sie war nur viel zu verwirrt gewesen, um den Kuss erwidern zu können. Hoffentlich dachte er jetzt nicht, sie würde nichts für ihn... Aber wieso machte sie sich schon wieder Gedanken darum? Dieses Thema hatte sie doch mit sich abgeschlossen. Eigentlich schon. Sie wollte sich keine Hoffnungen mehr machen. Aber schlief er jetzt nicht? Ein dicker Kloß steckte in ihrem Hals und das Herz begann heftig zu klopfen, als sie ihn nun weiterhin betrachtete. Seine Gesichtszüge waren friedlich und entspannt. Nicht so wie am Tag, wo er äußerst konzentriert Ausschau hielt. Es war selten, dass sie ein Lächeln an ihm sah. Und immer wieder verblüffte es sie, wenn er es gerade ihr schenkte. Schließlich war ihr Verhältnis alles andere als gut gewesen, wenn man an die ersten Begegnungen zurückdachte. Aber die Zeit vergeht und man ändert sich. Behutsam drehte sie sich um. Sie kniete nun vor ihm, zwischen seinen Beinen und legte die Arme sachte um seinen Nacken. Die Berührung ließ ihr das herz fast zerspringen. Und immer wieder betete sie, dass er nicht aufwachen mochte. Nicht er, nicht der Zwerg und nicht Gilelthil. Es wäre ihr zu peinlich gewesen. Schüchtern und ängstlich mit einem Pochen in den Ohren, das ihr das Gefühl vermittelte, jeder müsste es hören sah sie auf in sein Gesicht. Doch keine Regung war zu erkennen. Er schien immer noch zu schlafen. ,Und wenn ich ihn jetzt einmal einfach so küssen würde?', schoss es ihr durch den Kopf und sofort schlich sich eine unbemerkte Röte auf ihr Gesicht. Schließlich würde er nichts davon erfahren. Sie wollte ja nur noch ein letztes Mal das Gefühl genießen, das seine Lippen in ihr aufkeimen ließen. Unendlich langsam und zögernd beugte sie sich nach vor. Sein regelmäßiger Atem strich ihr sanft über die Wange, bevor sie seinen Mund behutsam und schüchtern mit dem ihren bedeckte und die Augen schloss. Da war es wieder. Dieses unglaublich befreiende Gefühl, das ihr beinahe den Verstand zu rauben drohte. Da waren sie wieder, seine weichen, süßen Lippen. Ein überraschter Glanz trat in die Augen des Elben und verdrängte den Schimmer des Schlafes. Er war aufgewacht, weil er keine Luft mehr durch den Mund bekam. Unbewusst hatte sein Gehirn wieder auf wach geschaltet, ohne vorher an die vorhandene Nase zu denken. Und nun erkannte er das Übel seiner Luftzufuhrunterbrechung. Dennoch glaubte er noch immer in einem der Träume zu schweben, die ihm Iluvátar Nacht für Nacht schenkte. Zu unmöglich erschien ihm die Wirklichkeit. Und doch schien es real zu sein. Er spürte, wie ihre Lippen die seinen liebkosten. Nichts hätte er lieber getan, es ihr gleich zu machen. Aber sicher wäre es ihr peinlich gewesen, hätte sie gewusst, dass er wach war. Und so tat er nichts und beließ es dabei. Ein Lächeln schlich über seine überfallenen Lippen, als sie sich wieder von ihm löste und ihn scheu musterte. Sie sah es nicht in der Dunkelheit und war erleichtert, dass er noch schlief und nicht erwacht war. Wer wusste denn, wie er reagiert hätte? Dann schmiegte sie sich an seine Brust und genoss die Wärme und Vertrautheit, die sie langsam ins Reich der Träume begleiteten. ~*~ Zwei Augen betrachteten die Vorgänge in der sternenklaren Nacht genaustens und mit Augen, die einem Falken ebenwürdig waren. Der Körper, der diesem Paar Augen angehörte, war dick in einen Umhang vermummt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. So stand die gestalt zwischen den Bäumen und beobachtete. Gerade als das Mädchen dem Prinzen von Düsterwald einen Kuss auf die Lippen legte, wandte sich der heimliche Beobachter ab und verschwand im Wald. Ohne jegliches Geräusch zu hinterlassen. "Seid ihr es? Schatten?", flüsterte eine rauchige Stimme heiser. Jedes noch zu laute Geräusch könnte die Elben wecken. Der Mann bekam keine Antwort. Nicht einmal ein weiteres rascheln im Gebüsch verriet irgendwelchen Anwesenheit. Aufseufzend lehnte er sich zurück. Nun verfolgten sie diese kleine Gemeinschaft schon seit mindestens 2 Tagen quer durch das Gelände. Und seit neustem begleitete noch eine weitere, kleine Elbe. Worauf wartete sein ,Schatten' denn noch um Beweise für den Träger des Schlüssels zu sammeln? "Hier bin ich!", fauchte eine hohe Stimme kalt neben seinem Ohr. Vor Schreck glitt Ûckhén von dem Baum herab, auf dem er gesessen, und auf die Ankunft des ,Schattens' gewartet hatte. Ein dumpfes Geräusch begleitete den Aufprall im weichen Moos und Laub. Sein Herz klopfte heftig vor Schreck. Wütend sah er über sich auf den Ast, auf dem er gesessen hatte. Doch er unterdrückte den aufkommenden Zorn. So wusste er doch, wie schädlich ein Wutausbruch für ihn sein konnte. "Ihr kommt spät.", flüsterte er beherrscht, als die eingemummte Gestalt neben ihm landete. Diese lachte höhnisch. "Ich komme dann, wann es mir beliebt. Und eher ging es nicht.", gab er kalt zurück. Ûckhén erschauderte. Der Hass in der Stimme des Wesens war gleich dem seines Herrn. "So. Was befehlt ihr?", ehrfürchtig beugte der Lossoth den Rücken vor dem geheimnisvollen Wesen, welches durch und durch grausam erschien. "Zieht eure Orks ab. Der Prinz hat schon Verdacht geschöpft. Er äußert seine Gedanken nicht, aber ich spüre es an seinem Verhalten. Ihn zu beschatten ist gefährlich und unentdeckt zu bleiben fast unmöglich. Doch mir mag es gelingen. Aber nicht einer trampelnden Horde Orks. Mich wundert schon seit geraumer Zeit, wie ihr unbemerkt bleiben konntet." "Auch wir verbergen Geheimnisse, müsst ihr wissen.", erwiderte Ûckhén. Mittlerweile war er aufgestanden und hatte sich die Erde von den Sachen geklopft. Dann sah er wieder zu seinem Diener und doch gleichzeitig Herren auf. "Mir dünkt es, er sorgte sich geraume Zeit nur um das Wohl des Menschen und ließ andere Vorsicht hinten an. Aber dies ist egal. Der Plan muss geändert werden, wollen wir ihn weiterhin beschatten." "Was schlagt ihr vor? Wie meint ihr, wollen wir sie überwältigen? Wenn sie die Grenzen Lothloriens erreicht haben?", wagte der Schwarzhaarige wage einzuwerfen. In seiner Stimme schwangen Zweifel mit. "Eben dies." "Aber das ist schier unmöglich!", fauchte Ûckhén geschockt. Seine Augen glitzerten und spiegelten die Angst wider. "Widersprich nicht!", herrschte die vermummte Gestalt ihn an. "Aber die Grenzen des Goldenen Waldes sind bestens bewacht. Nie würden die Orks sie unbemerkt zu durchdringen wagen. Es ist einfach schier unmöglich. Dies Unternehmen grenzt an einen Selbstmord." "So sei es." "Aber...", wagte Ûckhén noch ein letztes Aufbegehren, das jedoch im Keim erstickt wurde. "Ich weiß was ich tue, Hauptmann! Also zweifelt nicht an meinen Fähigkeiten. Nachricht wird uns ein Falke überbringen. Diese Vögel sind überall anzutreffen und werden dem Prinzen nicht gleich ins Auge stechen." Damit war für das Wesen die Unterhaltung beendet und es verließ die Stelle rasch und abermals lautlos. Ein lautes Zähneknirschen war von Seiten des Zurückgelassenen zu hören. "Warum....Warum muss ich immer in den Diensten irgendwelcher Wahnsinnigen stehen?" ~*~ "Bald erreichen wir die Grenzen des Goldenen Waldes!", durchdrang eine klare, herrscherische Stimme die kühle Nachtluft. Ein Elb in den Reihen des Gefolges ließ die Schultern hängen, anstatt, wie andere, sie zu straffen und munter und glücklich dem Morgen entgegenzusehen, an dem sie endlich die Pracht der Mallornbäume bewundern konnten. "Was habt ihr Indûrin?", richtete Gureldon besorgt das Wort an den großen schlanken Elben, der neben ihm Ritt. Doch dieser winkte ab. "Nichts, nichts. Mein Herz wird nur schwer, wenn ich an Ereignisse der Kindertage denke, die zur bitteren Feindschaft eines Freundes führten.", stieß er unter einem langen Seufzer hervor. Gureldon betrachtete ihn abwartend. Vielleicht erfuhr er ja endlich, warum sein ,Retter' so niedergeschlagen war. "Herr, wisst ihr, auch mir fällt es nun schwer, die Wege die zum Goldenen Wald führen, zu beschreiten. Schließlich verbrachte ich dort einen großen Teil meiner jüngsten Kindheit, in denen meine Eltern noch auf Mittelerde wanderten." Indûrin sah den niedergeschlagenen Elben bedauernd von der Seite her an. Sie hatten etwas gemeinsam. Sie beide verbanden den Wald mit schmerzlichen Erinnerungen seien sie süß oder bitter. Sie schmerzten. "Legen wir die Titel beiseite und rufen wir uns bei unserem Namen, so wie wir es vor dem kleinen ,Vorfall' taten, mein Freund." Ein versöhnliches Lächeln bekräftigte die Worte, die Indûrin in den Mund nahm. Gureldon sah angenehm überrascht auf. Doch dann nickte er stumm und reichte dem Heerführer der düsterwäldischen Armee die Hand. Dieser ergriff sie freudig und schüttelte sie leicht. "Indûrin!" Ein Ruf hallte durch die Reihen und erreichte den Reiter und seinen Gefährten klar und deutlich. Sofort verschwand das Lächeln des Elben und er ließ die Hand des neugewonnenen Freundes fahren, um seinem Pferd die Sporen zu geben. Ein entschuldigender Blick traf den anderen, doch Gureldon lächelte weiterhin. Wusste er doch, dass sein Freund auf den Befehl seines Königs zu hören hatte, so wie er es tun müsste. Schnell wie der Wind preschte Indûrin an den anderen Reitern vorbei, bis hin zu seinem König. Neben ihm drosselte er die Geschwindigkeit, sodass sie auf Augenhöhe ritten. "Mein König?", fragend sah er zu Thranduil auf. Dessen Gesicht war wie in Stein gemeißelt. "Wir sind schon näher, als ich vermutet hatte. Wir dürften die Grenzen in spätestens 1 Stunde erreicht haben. Ich vernahm der Herrin Stimme, die uns willkommen hieß in ihrem Wald.", gestand er matt. Der Angesprochene schluckte schwer. In einer Stunde? Hoffentlich hatte nicht gerade Haldir seine Grenzwache zu vertreten. ~*~ [Fortsetzung folgt!] So das war es erst einmal wieder ^^ Ich hoffe es hat euch gefallen ^^ Über Feedback freue ich mich wie immer wie eine Irre :o) Zu euren Kommentaren: @Silá: Dir habe ich ja eine Mail geschickt aber trotzdem *knuddel* ^.^ @Màlwen: *knuddel* Klar schreib ich weiter ^^ Nur musste das wegen der Schule und (leider zum größten Teil) ELTERN erstmal etwas warten ^^' @meldisil: *reknuddel* ^^ Macht doch nichts ^^ Ich kenn das :o) *nick* Und außerdem weiß ich das du meine Story liest und das finde ich gaaaaaaaaaanz toll!! Ich hab mich riesig gefreut, als du wieder geschrieben hast ^.^ Und ich wäre erst eifersüchtig *lol* Naja der Kuss war aber mehr oder weniger unfreiwillig ^^ @Nilannaiel: *gg* Ja deine Bitte wurde erhört ^^ Ab jetzt geht's bergauf mit der Romantik ^.^ *lol* Und gerockt wird auch irgendwann ^_~ @Dax: *gg* Ja schön lang schreibe ich aber dafür brauch ich auch schön lang ^^' Aber ich denke, das ist euch lieber, oder? ^^ @Atap: Hui! Gleich zweimal gepostet *G* ^^ Mal sehen ob ich sie wieder heile *hähähähä* *satanistische ader tritt hervor* ^^ @GraueSeele: *knuddel* Huhu Seelchen ^^ Freut mich, dass du auf meine ff gestoßen bist ^^ Und noch mehr, dass sie dir so gut gefällt ^.^ @ KasumiTendo: *g* Soll ich dir mal was sagen? Ich kann Elrond auch nicht sonderlich leiden ^^ Das kriegt er auch noch zu spüren ^^ *lol* Jaja...Was hat Indûrin mit Haldir gemacht? *lol* @Himmelslied: *sich duckt* Ehm...hehehehe *anzüglich grins* *pfeif* Ehm...das Kapitel war schon eher da! ^^ *schwitz* Hmm...reicht dir die Ausrede Schule/Eltern/Training? ^^' *noch mehr schwitz* Also *ablenk* Ja ich find auch sie passen gut zusammen ^^ Aber wie er sie beruhigt hat...da war ich etwas unzufrieden, aber besser hab ich es nicht hinbekommen ^^' So...und nun skalpier mich *lach* @mystica: Dein Wunsch wurde notiert ^^ Ich hatte so was in der Richtung eh schon vorgesehen ^^ Aber das wird wohl noch etwas auf sich warten lassen ^.^ Schließlich müssen erstmal ein paar Zeitverhältnisse geklärt werden ^^ Hab mich riesig über dein Kommi gefreut!! *knuddel* Hey und was unterstellst du der armen Gilelthil *schniff* ^^ *klein seoko mag gilelthil irgendwie* ^.^ Achja...Sorry, dass es doch 1 ½ Stunden später kommt ^^' Zu viele Schulaufgaben -.-* @Tig: *lol* Lauschszene ^^ Na da bin ich gespannt ^^ Ich müsste dir auch mal wieder ein Kommi schreiben ^^' Ach ja!!! *knuddelknutsch* Supi lieb von dir, dass du die FF immer bei fanfiction.net hoch lädst ^^ @Shana: Danke für das Lob ^^ *total geschmeichelt ist* Und wegen der Sucht: Jeder hat ein Laster *g* Solange es nur wegen einer Fanfiction ist, ist das okay *lach* Und außerdem find ich, es ist die beste Sucht von allen ;) @Miss_Sixty: *gg* Was mit Haldir und Indûrin war, wird wohl noch etwas auf sich warten lassen ^^ Aber die Legolas & Liara Szenen werden ein bisschen mehr ^.^ *geschmeichelt ist wegen des Lobes* ^^ Dir geb ich auch ein riesengroßes Lob, dass du immer so lieb Kommentare schreibst ^^ Hosted by Animexx e.V. 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