Taking Over von Umi (Thief King/Seth | Bakura/Seto | Bakura/Ryou | Seto/Jounouchi) ================================================================================ Kapitel 5: Who Makes You Feel ----------------------------- "Du hast Mahado also getötet..." Der Weißhaarige zuckte zusammen und fuhr herum. An der Tür stand dieser Hohepriester, dem er vor wenigen Tagen am Nil begegnet war, und sah ihn ausdruckslos an. Automatisch schlossen die Finger des Ertappten sich um den goldenen Ring, den er um den Hals trug. Selbstsicher reckt er das Kinn in die Höhe. "Und wenn schon... was geht dich das an?" Seth schmunzelte. "Nichts. Ich habe mich mit ihm eh nie wirklich gut verstanden." Ohne dem Eindringling weiter Beachtung zu schenken, steuerte er auf sein Bett zu und ließ sich darauf nieder. "Und du wunderst dich nicht, warum ich hier bin?" "Warum sollte ich? Sicher ist das hier der Grund." Mit diesen Worten zog er den Millenniumsstab aus seinem Gürtel, legte dessen Kopf an seine - zu einem amüsierten Lächeln gekräuselten - Lippen und blickte dem anderen frech ins Gesicht. Der fuhr sich nur enttäuscht durch die weißen Haare und seufzte gespielt. "Welch Schmach... ertappt von einem Priesterfuzzi, der noch nicht mal Angst vor mir hat." Ein kurzes Lachen. "Angst? Vor einem kleinen Taschendieb wie dir?" "Taschendieb?" Innerhalb von Sekundenbruchteilen saß der Weißhaarige neben dem Hohepriester und hielt diesem eine reich verzierte Halskette vor die Nase. "Weißt du, was das hier ist? Das ist eine Grabbeilage des verstorbenen Pharaos Akunumkanon..." Er kramte einen goldenen Armreif hervor. "Und dieses edle Stück hier hat seiner werten Frau Gemahlin gehört. Willst du auch meine neueste Errungenschaft sehen, Priesterfuzzi?" Mit einem boshaften Grinsen zauberte der Dieb einen goldenen Stirnschmuck hervor, auf dem das Auge des Horus prangte. "Na, hast du das hier schon einmal gesehen? Bestimmt hast du das..." Seths rechte Augenbraue schnippste argwöhnisch nach oben. "Das gehört Atemu." "Falsch. Bis vor einer Stunde gehörte es dem Pharao. Jetzt ist es meins." Die Wertgegenstände verschwanden wieder. "Glaubst du wirklich, dass mich das einschüchtert, Taschendieb?" "Noch immer nicht genug? Schade, es macht mich schon fast traurig, ein so niedliches Bürschchen wie dich um die Ecke zu bringen..." Er stockte, als eine kalte Klinge sich an seinen Hals legte. Dass man den Stab auch als Dolch benutzen konnte, hatte er noch nicht gewusst... "Dann freu dich. Du wirst es nämlich nicht tun müssen." Lächelnd strich Seth dem Dieb über das Gesicht. "Ich könnte dir eine hübsche Narbe verpassen... die würde perfekt zu der an deinem rechten Auge passen. Weißt du, ich hatte schon immer einen Hang zur Symmetrie..." Er legte den Kopf schief. "Andererseits amüsierst du mich... du gefällst mir, es macht Spaß, sich mit dir herumzuärgern. Vielleicht lasse ich dich auch laufen..." Eine abrupte Stille legte sich über den Raum, die erst vom Geräusch des herunterfallenden Millenniumsstabes gebrochen wurde, als die Lippen der beiden jungen Männer aufeinander trafen. Ein heiseres Flüstern folgte, begleitet von leisem Keuchen. "Ich zeige dir gern, was noch alles Spaß mit mir macht, Priesterfuzzi..." "So? Da bin ich ja mal gespannt... du kleiner Taschendieb..." Kaibas Gegenwehr hielt sich in Grenzen, als er mit dem Rücken an den Maschendrahtzaun gedrückt wurde und sich - nunmehr schon zum dritten Mal - die Lippen des weißhaarigen Diebs auf seine eigenen legten. Und er hasste sich dafür. Er hätte alles dafür gegeben, standhaft genug zu sein den anderen einfach wegzustoßen. Alles. Es passte einfach nicht zu ihm, sich so gehen zu lassen... sich so unterzuordnen... Aber das einzige, was er zustande brachte, war ein dummer lautloser Seufzer. Sonst nichts. Der junge Firmenchef kam sich wie ein Alkoholiker vor, dem man einen ausgab und erwartete, dass es bei einem kurzen Nippen am Glas blieb. Er war einmal in den Genuss von körperlicher Nähe gekommen und nun nicht mehr in der Lage, ohne sie zu leben - jedenfalls nicht, so lange Bakura ihm so extrem auf die Pelle rückte. Warum musste es sich nur so "schön" anfühlen? Warum musste der Gedanke, dass ein normalerweise irre vor sich hin kichernder Geisteskranker so gut küssen konnte, eine unerwartet angenehme Gänsehaut verursachen anstatt blanken Ekel? Warum nur? Und wieso unternahm der echte, der "nette" Bakura nichts dagegen, sondern ließ seine dunkle Hälfte einfach machen, was sie wollte? Endlich schaffte Kaiba es, sich von den weichen Lippen des Grabräubers zu lösen und schnappte angestrengt nach Luft, jedoch ohne dabei die Augen zu öffnen. Er wollte das hämische Grinsen des Kleineren nicht sehen und vor allem wollte er nicht, dass der Weißhaarige am Ende wieder wegrannte und in ihm dieses alberne Gefühl benutzt worden zu sein, zurückließ. Darauf konnte er auch gut verzichten. Und so entging dem jungen Firmenchef der abwesende, beinahe schon traurige Blick des anderen, der sich an vor Ewigkeiten geschehene Dinge zu erinnern begann. Sanfter als zuvor begann Bakura einen erneuten Kuss, während er sich über den Größeren kniete und dessen warme Hände mit seinen eher kühlen, eigenen verhakte. Die sich langsam aber sicher nun auch in seinem Inneren ausbreitende Wärme legte sich wie eine hauchdünne Schicht über den normalerweise vorherrschenden Schmerz einer noch längst nicht verheilten Wunde... no more wishing wells that never come around no more growing trees without a ground Es hatte bereits zur nächsten Stunde geklingelt, als Bakura seine "Arbeit" an Kaiba endlich beendet hatte. Eine seltsame Schwere hing über ihnen, die es für beide unmöglich machte, etwas zu sagen oder gar zu gehen. Und so lehnte der Kleinere schweigend an der Tür und beobachtete den jungen Firmenchef, der, die Stirn an den Zaun gedrückt und mit den schlanken Fingern denselben umschlungen, regungslos dastand und vom Dach des Schulgebäudes heruntersah. Schließlich gelang es dem Weißhaarigen, sich von diesem Anblick loszureißen und er wandte sich zum Gehen, als... "Kommst du heute Abend wieder?" Die Stimme des Größeren war ungewohnt leise und jagte dem anderen einen leichten Schauer über den Rücken. Ließ ihn mit einem fast schon geflüsterten "Ja" antworten, ehe er schließlich und endlich verschwand. one to take one, to fly one, to play here's a placebo "Warum?" Anstatt einer Antwort erhielt Ryou nur ein leichtes Kopfschütteln. "Weißt du es selbst nicht?" "Doch..." "Also?" Müde, rauchbraune Augen richteten sich auf den Hikari, der inzwischen wieder seinen Körper übernommen hatte. "Ich will es nur noch mal erleben, das ist alles... er selbst ist egal." "Was willst du erleben?" Das Bild des Grabräubers flackerte kurz, als seine Lippen das für ihn eigentlich am unmöglichsten erscheinende Wort überhaupt formten. "Lieben..." Dann verlor sich seine Erscheinung im hellen Sonnenlicht. on and on, hearts burn determined Es war bereits Mitternacht, als Kaiba das Warten endlich aufgab und die Balkontür verriegelte. Unfair. Als etwas anderes konnte man die ganze Situation einfach nicht bezeichnen. Er war tatsächlich so tief gesunken, dass er seine wertvolle Zeit damit verbrachte, auf jemanden zu warten, den er eigentlich nicht leiden konnte, und derjenige tauchte nicht einmal auf. Wahrscheinlich lachte er sich jetzt daheim ins Fäustchen und hatte einen Heidenspaß daran, den jungen Firmenchef zu ärgern. Obwohl.. "ärgern" konnte man so nicht sagen... "verarschen" traf das Ganze da viel eher. Er spielte mit ihm, allerdings nicht das vereinbarte Spiel sondern ein völlig anderes. Und das gefiel Kaiba überhaupt nicht. Noch weniger gefiel ihm aber, dass er scheinbar gar nichts dagegen tun konnte außer abzuwarten, bis es dem Dieb zu langweilig wurde. Das war eben seine Rolle - jedenfalls hier. Der Unnahbare war tot, es lebe der Gefühlsjunkie. Grauenhaft. Lautlos seufzend ließ der Braunhaarige sich auf sein Bett sinken, schloss die Augen und war kurze Zeit später eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)