Bye, bye, Baby von Rakushina (I worry about you, while you're gone) ================================================================================ Kapitel 1: Sternenhimmel [Sora/Kairi] ------------------------------------- Der Sternenhimmel hatte für ihn eine immer zu starke Bedeutung gehabt. Der Sternenhimmel erinnerte Sora an seine Träume. Kaum zu glauben, dass er ihn über ein Jahr lang nicht mehr gesehen hatte. Wenn er mit Riku und Kairi in den Himmel gestarrt hatte, hatte er sich vorgestellt wie er mit ihnen durch die Welten reiste, Neues sah und mit ihnen Abenteuer erlebte. Er erinnerte sich daran, wie Riku ihn deswegen als Kindskopf bezeichnete und wie Kairi oft dabei ein Lied vor sich hinsummte und ihn dabei ansah. „I‘ll think of you, in my dreams…“ Immer hörte er dieses Lied, wenn er in den Sternenhimmel schaute, das Schnarchen von Donald und Goofy überhörte er dabei gekonnt. Einzig allein Kairi’s Stimme erfüllte seine Gedanken und damit auch sein Herz. Seine Hand umklammerte den sternförmigen Glücksbringer, den Kairi ihm einst gab, während er sich langsam wieder an die Liedzeilen erinnerte. „I‘ll think of you, night and day…“ Der Sternenhimmel erinnerte Sora an seinen Traum. Seinen Traum bald wieder bei Kairi sein zu können... Kapitel 2: Musik [Demyx/Xion] ----------------------------- Demyx unterbrach sein Musikspiel am Pfad der Nichtigkeit, als er Schritte hörte und in der selben Sekunde feststellte, dass diese Schritte näher kamen. Er wollte schon seine Sitar verschwinden lassen und er ebenfalls - wer weiß, wer das war, vermutlich Xaldin oder, noch schlimmer, Saix, bis er sah, wie Xion um die Ecke kam. Es waren also ihre Schritte, die er gehört hatte. Mit der Sitar weiter auf seinem Schoß beobachtete er, wie sie an ihm vorbeilief, ohne ihn überhaupt wahrzunehmen. „Hey, Xion. Alles in Ordnung?“ Tatsächlich blieb sie stehen und sah zu Demyx zurück. Oder sah sie ihn eigentlich an? Man konnte es schwer sagen, immerhin war ihr ganzes Gesicht von dieser Kapuze verdeckt. Nur ihre gesenkten Mundwinkel waren sichtbar. „Ja, alles in Ordnung.“ „Klingt aber nicht so. War etwas? Wegen Saix vielleicht?“ Saix war wirklich nicht sehr nett zu Xion gewesen. Keine Ahnung woran das lag, doch die Art, wie er sie beschimpfte war kaum zu ertragen und musste selbst für sie schmerzhaft sein. Demyx konnte es verstehen, schließlich bekam auch er regelmäßig eine Abreibung. So gesehen waren sie praktisch Leidensgenossen. Sie schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich… Ich war nur etwas… verwirrt. Oder glaube es zumindest.“ Langsam und zögerlich ging Xion zu Demyx zurück, ihre Arme blieben vor ihrer Brust verschränkt und die Finger im schwarzen Stoff gekrallt. Sie blieb neben ihm stehen, bis Demyx mit seiner Hand auf den weißen Marmor des Treppengeländers klopfte, um ihr zu zeigen, dass sie sich neben ihn setzen durfte. Xion setzte sich neben ihm, ließ wie er die Beine in der Luft baumeln, unter ihnen nur die schwarze Tiefe ihrer lichtlosen Welt. „Demyx. Weißt du noch, woher du kamst? Erinnerst du dich noch an dein früheres Leben?“ Ehe er überlegte, schweiften seine Gedanken kurz ab. Stimmte ja, wie Roxas hatte Xion auch keine Erinnerungen. Gar nichts, alles in ihr war leer. Vollkommen. Fast zu bemitleiden. „Ja. Aber ich denke nicht mehr so oft an früher.“ „Vermisst du dein altes Leben nicht?“ „Ab und zu… schon…“ Demyx lehnte den Kopf zurück, während Bilder an seinem geistigen Auge vorbei flogen. Bilder die sein chaotisches Zimmer zeigten, den immer blauen Himmel und das Meer und das Lachen von Leuten, die ihm einmal wichtig waren. „Ich DENKE oft an früher. Doch ich vermisse es nicht. Das wäre Heuchelei. Das Vermissen, das übernimmt meine Musik für mich. Die ist wenigstens ehrlich.“ „Deine Musik?“ Es kam keine Antwort mehr, oder zumindest anders wie gedacht. Demyx‘ Finger glitten an den Seiten seiner Sitar, die daraufhin leise, sanfte Töne erzeugte, während er mit geschlossenen Augen - weiter mit dem Bild seiner Heimat im Kopf - zu singen begann. „Bye, bye, Baby, don‘t be long. I‘ll worry about you, while you‘re gone…“ „Ein trauriges… und sehr schönes Lied.“ „Das ist meine Art Gefühle zu zeigen, die ich nicht mehr habe.“ Kurz unterbrach er sein Spiel und sah zu Xion. Ihre Erscheinung hatte sich verändert. Fasziniert sah er in ihr Gesicht, dass nicht mehr von ihrer Kapuze verdeckt wurde. Das Lächeln eines jungen, hübschen Mädchens strahlte ihm entgegen. Er begann wieder zu spielen und mit seiner erfüllte nun auch Xion’s Stimme die Stille um sie herum. „Hmmm, ba, ba-da, Hmmm, ba, ba, ba-da. Hmmm, ba, ba-da, Hmmm, ba, ba, ba-da…“… Kapitel 3: Sorge [Terra/Aqua] ----------------------------- „Terra!“ Ein Stromschlag fuhr durch seinen Körper. So sehr sich Terra wehrte, er kam nicht mehr von der Stelle, seine Glieder schienen wie erstarrt. Er wusste, wer hinter ihm war. Dabei hatte er gehofft sie endlich abgehängt zu haben. „Terra!“ Aqua überholte ihn, das Geräusch raschelnden Grases begleitete sie und blieb vor ihm stehen. Wütende, blaue Augen sahen zu ihm auf. „Spionierst du mir also immer noch nach, wie der Meister es verlangt hat?“ „Ich habe es doch versucht dir zu erklären. Der Meister macht sich doch nur Sorgen. Wir alle machen uns Sorgen um dich.“ Ihr wütender Blick verschwand, ihr Gesicht wurde fahl, ihre Unterlippen zitterte. Noch immer wagte Terra es nicht sie anzusehen und blickte stattdessen zur Seite. „Terra, bitte… Lass es gut sein. Komm wieder nach Hause.“ „Du verstehst es nicht, Aqua! Du verstehst überhaupt nichts!“ „Dann erkläre es mir doch. Bitte, ich will doch nur, dass dir nichts zustößt.“ Doch Terra schnaufte nur. Das Gefühl der Taubheit verließ seinen Körper und ermöglichten es ihm sich von der Stelle zu bewegen. Er wollte an Aqua vorbeilaufen, doch mit einem Schritt stand sie wieder vor ihm und versperrt damit seinen Weg. „Geh zur Seite, Aqua.“ „Nein!“ Ein weiterer Schritt nach links, doch sie folgte ihm wieder. Auch der Versuch einfach an ihr vorbeizulaufen scheiterte. Ihre Fingernägel krallten sich in sein Hemd und brachte damit beide zu Fall. Eine Rauferei begann. Aqua saß auf ihm und versuchte ihn, indem sie ihn an den Schultern packte auf dem Boden zu behalten. Doch würde sie von Terra überrumpelt und von ihm gegen den Boden gedrückt, während er versuchte sich von ihrem Griff zu lösen. Doch sie hing an ihm und kämpfte wie eine Löwin, die Kräfte, die sie entwickelte hielten ihn fest. Die beiden überschlugen sich mehrmals, schubsten und schlugen sich - berührten den jeweils anderen, überall. Gefühle, die sie während ihrer Reise durch die Welten fast vergessen hatten kamen wieder hoch. Ohne dass es ihnen bewusst wurde, nebelt von der Hitze und dem Geruch ihrer Gegenübers, zogen sie sich näher an den anderen, anstatt ihn abzustoßen, begannen sich zu küssen, hart, gierig. Sie saugten und bissen in die Lippen des Anderen, statt sich weiter zu schlagen verschwanden ihre Hände unter Kleidungsstücken um die warme Haut, die sich darunter verbarg fühlen, packen und zerkratzen zu können. Terra zogen seinen Kopf zurück, blieb aber weiter über Aqua gebeugt und blickte in ihre Augen, die ihn erregt ansahen. Ihre Finger berührten seine Gesichtszüge, ihre Lippen waren vom Küssen rot und feucht geworden. „Geh nicht… Nicht noch einmal.“ „Ich muss gehen… Ich habe keine andere Wahl.“ Schweren Herzens ließ er Aqua im Gras liegen, stand auf und rannte davon bevor sie handeln konnte. Schnell sprang sie wieder auf die Beine, konnte aber nur noch sehen, wie Terra, bereits von seiner Rüstung umhüllt mit seinem Gleiter wenige Meter über ihr schwebte. „Terra…“ „Es tut mir Leid.“ Der Gleiter verschwand Richtung Himmel, ein dunkles Loch beförderte ihn schließlich gänzlich aus dieser Welt. Wie gelähmt starrte Aqua nach oben, hoffend, dass er vielleicht doch zurückkommt. Lächerlich. Verzweifeltes Wunschdenken war das. Sie griff nach dem Talisman und ein leises Schlurzen kam über sie, während sie ihn mit verkrampften Fingern gegen ihre Brust drückte und ein altes Lied aus Kindertagen wieder an die Oberfläche kam. „Bye, bye, Baby, don‘t be long. I‘ll worry about you, while you‘re gone…“… Kapitel 4: Geheimnis [Ventus/Naminé] ------------------------------------ Das Erste, dass Naminé nach ihrer „Geburt“, abgesehen von den weissen Wänden von Castle Oblivion sah war die Gestalt eines Jungen. Für einen kurzen Moment war sie geschockt über die Anwesenheit des Fremden, bis sie feststellte, dass er ihr nichts antun konnte. Er schlief. „Wer… bist du?“ Langsam ging sie auf ihn zu. „Hörst du mich?“ Ihre Finger berührten seine Hände. Sie saß lange bei ihm, wartete darauf, dass er vielleicht aufwachen würde, Stunden, oder vielleicht sogar Tage hatte sie gewartet, bis die Organisation XIII ins Schloss kam, sie den Raum verließ und damit in ihre Fänge geriet. Sie hatte es seither nur einmal geschafft wieder in den geheimen Raum zu gelangen, zu dem unbekannten Jungen, der immer noch auf seinem Thron saß und schlief. „Tut mir Leid, dass ich so lange weg war. Marluxia und die anderen dürfen nicht erfahren, dass du hier bist. Sie beobachten mich fast zu jeder Zeit. Vermutlich schaffe ich es nicht mehr, dich zu besuchen. Sei mir nicht böse.“ Sie stellte sich auf die Zehnspitzen und zog sich auf den Thron. Kurz blickte sie in das schlafende Gesicht des Unbekannten, hob den Kopf und ihm einen leichten Kuss gegen seine Stirn zu hauchen. „I‘ll think of you, in my dreams…“ Naminé unterbrach ihren Gesang und blickte auf ihre Hand, die von denen des schlafenden Jungen umklammerten wurden... Kapitel 5: Blumen [Ienzo/Kairi] ------------------------------- „Hier, für dich.“ Strahlend reichte sie ihm die bunten Blumen entgegen. Eigentlich fand Ienzo Mädchen ja total doof. Und albern. Kairi war in der Hinsicht nicht unbedingt anders, aber er konnte sie leiden. Sie kam oft seinen Lehrer Ansem besuchen und brachte Blumen mit. Auch für Ienzo hatte sie immer welche dabei. „Gefallen sie dir nicht, Ienzo?“ „Doch, doch…“ Was hätte er auch anderes sagen sollen? Er wollte seine wahrscheinlich einzige Spielkameradin nicht verärgern. Spielkameradin… Klang irgendwie komisch. Schließlich hatten sie beide eine andere Auffassung von „Spaß“. Er saß oft zweigend da, mit einem Buch in der Hand. Kairi tanzte dabei um ihn und die Blumen herum und sang. „Hmm, ba, ba-da, Hmm, ba, ba, ba-da. Hmm, ba, ba-da, Hmm, ba, ba, ba-da.“ Doch irgendwann, ganz unerwartet war der Gesang verschwunden. Und Kairi mit ihm. Sie hatte sich über Nacht regelrecht in Luft aufgelöst, ihre Großmutter und sogar Ansem waren in großer Sorge. Ienzo hatte gehofft sie irgendwann wieder bei den Blumen treffen zu können. Jeden Tag ging er in die Gartenanlage, bei Wind und Wetter und wartete dort auf sie. Sie kam nicht. Dennoch wartete er weiter auf sie, während er selbst nun um ihre Blumen tanzte. „Hmm, ba, ba-da, Hmm, ba, ba, ba-da. Hmm, ba, ba-da, Hmm, ba, ba, ba-da.“… Kapitel 6: Wunschdenken [Sora/Naminé] ------------------------------------- „Naminé! Naminé endlich habe ich dich wiedergefunden.“ So sehr hatte Naminé sich gewünscht diese Worte von Sora zu hören. Wenn sie auch kein Herz besaß, glaubte sie dennoch spüren zu können, wie es vor Aufregung raste. Sie hatte ganz vergessen, warum dies überhaupt geschah. Dass dies alles Teil von Marluxia‘s Plan war. Dass alles nur eine von ihr geschaffene Illusion war. Nur langsam, fast schleichend kam die Erkenntnis wieder. Als Sora ihre Hände hielt, sein Gesicht strahlte vor Entzückung und seine Lippen dabei waren die Worte zu Formen, auf die sie gewartet hatte - die Erkenntnis, dass diese Worte nicht für sie bestimmt waren. „Naminé, ich möchte dir etwas sagen. Etwas, was ich damals versäumt habe…“ Naminé konnte ahnen, was dies für Worte waren. Aber sie wollte sie nicht mehr hören, so sehr sie es sich auch gewünscht hatte - so wollte sie es nicht! Diese Worte waren nicht für sie bestimmt. „I‘ll never know just what to meant to say…“ Leise singend, aber mit trauriger Miene saß Naminé vor ihrem Zeichenblock mit einem Stift in der Hand. Sie löschte alles. Alle Gefühle, die sie in Sora hineininterpretiert hatte, die er allein für sie empfinden sollte. Sie würde nie die Worte von Sora hören, die sie sich so sehr gewünscht hatte. Doch so sollte es auch sein. Ein Wunsch blieb eben meist nur ein Wunsch. Kapitel 7: Entscheidung [Riku/Xion] ----------------------------------- Eigentlich wollte Riku nicht, dass sie geht. Aber er war selbst Schuld. „Die Entscheidung liegt ganz alleine bei dir.“ Das waren seine Worte gewesen und Xion hatte sie sich zu Herzen genommen - was komisch klang, da sie keins hatte. Und sie hatte sich entschieden. Sie würde gehen. Sie wollte ihm helfen, damit Sora wieder aufwachen konnte. „Bye, bye, Baby, don‘t be long…“ Riku hatte zwar immer nur ihrer Stimme gehört, nie ihr wahres Gesicht hinter den vielen Masken, die sie trug… Sie war ein Mitglied der Organisation XIII. Sie war nicht echt. Dennoch hatte er sie gern gehabt. „Lebwohl, Riku. Ich… Danke dir.“ „Ich dir ebenso.“ Ein viel zu kurzer Abschied. Aber es war seine Entscheidung gewesen. Alles Andere wäre für ihn zu sentimental und beinah schon lächerlich gewesen. Im Nachhinein, als er erfuhr, dass Xion’s letzte Buße fehlgeschlagen war wünschte er, während er auf dem Dach des dunklen Wolkenkratzers stand und auf Roxas wartete, er hätte sich anders entschieden. Und er fühlte, während er langsam ihren Namen vergaß, dass es ihr irgendwo nicht anders ging. „I‘ll never know just what to mean to me…“ Kapitel 8: Beschützerinstinkt [Axel/Kairi] ------------------------------------------ „Lass los! Lass mich los!“ Dass Axel Kairi in Twilight Town abgefangen hatte war noch keine zwanzig Minuten her. Seitdem hatte er sie durch den Raum zwischen den Welten geführt und seid dem schrie sie wie am Spieß. Während ihrer Flucht vor den Meuchlern und Dämmerlingen hatte sie angefangen einfach das Laufen zu verweigern, was Axel wiederum dazu brachte sie über seine Schulter zu legen und zu tragen - die Folge waren Rückenschmerzen aufgrund ihrer heftigen Schläge. „Weißt du, Kairi, du solltest froh sein, dass ich so freundlich zu dir bin. Die anderen in der Organisation hätten dich längst bewusstlos geschlagen.“ „Jetzt soll ich dir auch noch dankbar sein, dafür dass du mich „nur“ durch die Welten zerrst. Und du wolltest dich als „Freund“ bezeichnen.“ „Sei doch nicht so streng. Glaub mir, ich will nur das Beste für dich. Ich habe zwar noch andere Ziele, aber alles was ich tue dient nur dazu dich vor den anderen Organisationsmitgliedern zu beschützen.“ „Beschützen? Das ich nicht lache! Gerade dir soll ich glauben, dass du nur gute Absichten hättest?! Was glaubst du, wer du bist?!“ Im Affekt zog Axel sie von seinen Schultern und platzierte sie direkt vor sich, seine Hände vergruben sich dabei in ihre Haare und hielten damit so ihren Kopf fest. Kairi riss ihre blauen Augen weit auf, sah direkt in die Grünen Axels, als dieser sich etwas beugte und sein Gesicht ihrem immer näher kam. Ihre Beine zitterten und sie war sich sicher, dass sie jeden Moment ihr Gleichgewicht verlieren würde. Axel‘s scheinbar wütendes Gesicht wurde sanfter, seine Lippen fingen an sich langsam zu bewegen. „…I‘ll think of you, in my dreams… Weißt du, wie es weitergeht?“ Kairi überlegte kurz. Tatsächlich wusste sie, wie es weitergeht. Sie hatte es immer mit einem Jungen gesungen. Doch dieser Junge war weder Sora noch Riku gewesen. Ihre Gedanken hingen kurz an etwas anderem, als an dem Lied. „Le…“ Axel schüttelte den Kopf. „I‘ll… think of you, night and day…“ „Siehst du. Deswegen möchte ich dir ungern etwas antun. Also sei so gut und wehr dich nicht mehr gegen mich. Hilf mir. Du weißt doch wie es ist, einen Freund zu verlieren.“ Schwach nickte Kairi mit dem Kopf, während Axel diesen langsam wieder losließ. Ein wenig zum Weinen war ihr zu Mute und die restlichen Liedzeilen gingen ihr weiter durch den Kopf. „Kommst du?“ „Ja“, hauchte sie schwach und griff nach Axel‘s Hand, ging ohne sich weiter zu beschweren mit ihm, ohne ein Wort zu sagen oder ihn anzusehen. Nur ihr Griff um seine Hand wurde fester. Sie würde ihm helfen, irgendwie zumindest. Sie war es ihm schuldig, schließlich hatte er sie früher auch schon oft beschützt… Kapitel 9: Verlust [Xigbar/Aqua] -------------------------------- „Hmm, ba, ba-da, Hmm, ba, ba, ba-da. Hmm, ba, ba-da, Hmm, ba, ba, ba-da.” Sein Blick, der die ganze Zeit über die Dächer von Hollow Bastion schweifte - zwar hatte diese Welt langsam wieder Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Radiant Garden angenommen, dennoch war das hier immer noch ein Drecksloch -, richtete sich auf die Straße direkt unter ihm. Ein bräunlicher Kater spielte auf einer Gitarre, während neben ihm seine Freundin, eine weisse Kätzin anmutig auf und ab lief und ein Lied sang, ihre drei Jungen standen nicht weit weg und hörten begeistert zu. Sie benahmen sich wie Leute aus gutem Haus, doch sah man in ihren Augen ihre Erschöpfung und die Sehnsucht nach ihrer alten Heimat. Xigbar sah gerade noch wie das Blumenmädchen, dass zu den Verbündeten des Schlüsselschwerträgers gehörte eine überaus großzügige Menge an Taler in den Korb warf und noch eine Weile zuhörte, ehe sie wieder ging, die drei jungen Kätzchen riefen ihr ein Dankeschön nach. „Bye, bye, Baby, don‘t be long. I‘ll worry about you, while you‘re gone…“ Mit strahlenden Augen blickten sie alle in den Korb. Die Trauer über ihren schweren Verlust war für den Augenblick vergessen. „Bye, bye, Baby, don‘t be long. I‘ll worry about you, while you‘re gone…“ Weiter die Melodie summend wandte Xigbar sich von dem Bild ab, die Worte hallten in seinem Kopf wieder. Doch die Stimme, die sie sang war eine andere. Es war Aqua’s Stimme, die er singen hörte... Es schien damals so narrensicher! Der alte Sack hätte Terra bekommen, seine Handpuppe hätte den Kurzen geholt und er… er hätte Aqua behalten dürfen. Zu gut erinnerte er sich noch daran, an dieses Gefühl wenn sie ihn wütend ansah und ihr Schlüsselschwert gegen ihn richtete. Wie sehr er die Verachtung in ihrem hübschen Gesicht doch genossen hatte. Zu gerne hätte er sie verdorben, zu sich in die Dunkelheit gezogen… Zu dumm, dass sie verschwunden war. Es gab nur noch selten Tage an denen sich Xigbar fragte, was aus Aqua geworden war, ob sie überhaupt noch lebte und was hätte sein können, wäre alles so gekommen wie erhofft. Dieser Tag war so einer… Kapitel 10: Hoffnung [Roxas/Xion] --------------------------------- Trotz allem, dass Sora’s Herz voller Licht war, war Xion einzig und allein von Dunkelheit umhüllt. Seit sie wieder ein Teil von ihm geworden war, war alles um sie herum - oder zumindest das, was von ihr übrig war - immer nur dunkel und finster gewesen, ein Gefühl, als würde sie in einem schwarzen Meer treiben, ohne Halt, ohne ein Ziel, ohne zu wissen was kommen mag und ihre Lippen sich fast von alleine bewegten, sie zum singen praktisch zwangen, damit sie nicht auch noch ihre eigene Stimme vergass. „Bye, bye, Baby, don‘t be long... I‘ll worry about you... while you‘re gone…“ Sie wusste nur, dass sie alleine war. Und das sie langsam vergaß, obwohl sie geschworen hatte, niemals zu vergessen. „I‘ll think of you, night and day... I‘ll never know... just what to meant to say…“ Nur… wem hatte sie das noch einmal versprochen? Verdammt, vor einigen Augenblicken hatte sie es doch noch gewusst… Ahr, nachzudenken war hoffnungslos. Die Erinnerung war zerfallen, wie so viele andere. Von der Dunkelheit aufgefressen. All ihre Erinnerungen, ihre Wünsche und Hoffnungen. Was blieb war die finstere Einsamkeit. „Xion!“ Ihr Name… Jemand hatte ihren Namen gerufen. Oder nicht? Doch, das war ihr Name gewesen, ganz sicher. Jemand war bei ihr. Ihr Augen, sie musste sich daran erinnern ihre Augen zu öffnen. Doch alles war so verschwommen. Sehen, sie musste sich daran erinnern, wie man sah. Die Silhouetten wurden klarer, derjenige der sie gerufen hatte schwebte direkt vor ihr. Jemand ergriff ihre ausgestreckten Hände. Sie erinnerte sich an das Gefühl der Wärme. Nun sah sie ganz klar. Ihre Augen blickten in die Blauen eines anderen, umringt von blondem Haar. Sein Gesicht weckte all ihre vergessenen Erinnerungen wieder, sie sah sein Lächeln. Xion fühlte seine warmen Finger, die ihr Gesicht berührten und ihren Kopf näher an seinen drückte. Und kurz darauf spürte sie die Tränen, die ihre Augen füllten. „Tut mir Leid, dass ich so spät bin…“… Kapitel 11: Dunkelheit [Vanitas/Kairi] -------------------------------------- „SORA!“ Kairi‘s Arme schlangen sich um den kleinen, schwarzen Körper vor ihr, die Tränen rangen über ihr Gesicht, als die Herzlosen über sie herfielen. Mit jedem der sie packte und kratzte sank sie weiter auf die Knie, doch hielt sie tapfer das Letzte, was von Sora noch übrig war in ihren Armen fest, beschützte ihn vor der Dunkelheit, die sie nun beide verschlingen wollte. Die Schwärze um sie herum wurde dichter und schwerer, ihr Körper hingegen leichter… Kairi hatte das Gefühl zu schweben. „Sora…?“ Um sie herum nur Schwarz, unendliches Schwarz. Sie sah nichts, hörte aber etwas. Sie FÜHLTE etwas. Sie fühlte die Finger eines Schatten auf ihrem Gesicht, direkt vor ihr. „Du bist… also Kairi.“ Und erst dann begann Kairi wieder zu sehen. Sie blickte direkt in das Gesicht des Schatten, der Sora so sehr glich, würde dieser bohrende Blick nicht sein. „Du… du bist nicht Sora.“ „Richtig. Ich bin nicht Sora. Ich bin die Dunkelheit, die tief in ihm schlummert.“ Ein heftiges Zittern fuhr durch ihren schmalen Körper. „Und du bist seine kleine Freundin. Ich habe viel von dir gehört, in seinen Erinnerungen, in seinem Herzen…“ Seine Finger berührten ihr Kinn. Kairi wollte schreien, konnte aber nicht, hatte sie zudem Angst, dass sie in die Schwärze fallen und dort verloren gehen würde, würde dieses Abbild Soras sie loslassen. „V-Verschwinde! Lass Sora zu Frieden und mach ihn wieder so, wie er war“, schrie sie ihm mutig ins Gesicht. Erst schaute er überrascht, doch lächelte er genauso schnell wieder. „Du hast da etwas nicht richtig verstanden. Ich bin die Dunkelheit in seinem Herzen. Ich bin ein Teil von ihm, seine dunkle Seite, die er nicht verbergen kann. Bald wird er für immer ein Herzloser sein und alles was ihm wichtig war vergessen. Ich hingegen werde dich nicht so schnell vergessen, kleine, süße Kairi.“ Der Druck unter ihrem Kinn wurde fester und grob wurde ihr Kopf nach vorn gelehnt. Noch bevor sie seine Worte begriff oder seine Gesten, begriff sie was er mit ihr tat, als er mit aller Gewalt einen Kuss von ihr stahl. Vor Entsetzen spürte sie den sanften Druck erst gar nicht und als sie es realisierte, wenn auch nur schleichend, erlangte sie die Gewalt über ihren Körper wieder. „Hör… Hör auf! Ich… SORA!!!“ Im selben Moment, als sie den Jungen mit aller Kraft von sich stieß überkam sie das Wohlgefühl von gleißenden Licht. Und als sie die Augen öffnete, fort von der Dunkelheit, von dem Jungen und wieder im Schloss von Hollow Bastion, realisierte sie, dass es Sora‘s Arme waren, sie die festhielten, als wollten sie verhindern, das eine unbekannte Kraft sie ihnen wieder entreißen würde. „Danke… Kairi…“ Erst als sie Sora‘s Stimme in ihren Ohren hörte spürte sie Erleichterung. Hin und her gerissen von Überraschung und Freude, vergaß sie kurz was vor wenigen Sekunden noch geschehen war, wie dieser fremde Junge sie angesehen hatte. Doch als es ihr wieder einfiel, drückte sie sich näher an den Körper ihres besten Freundes. Sie erinnerte sich wieder an das kurze Gefühl der Angst, als sie in die goldenen Augen des Jungen gesehen hatte, und ihr war zu weinen zu Mute, als sie seine Stimme in ihrem Kopf hörte, die sie noch lange Zeit verfolgen würde… „I‘ll think of you, night and day. I‘ll never know just what to meant to say.“… Kapitel 12: Schutzengel [Roxas/Naminé] -------------------------------------- Manchmal fragte sich Roxas wie es ihm ergangen wäre, wäre Naminé nicht gewesen. Ein junges Mädchen in Gestalt eines Engels, wie er fand. Naminé war sein Schutzengel gewesen, davon war er fest überzeugt. Er hatte mitbekommen, was die ganze Zeit hinter seinen Rücken lief, egal ob von Seiten der Organisation oder von DiZ. Er hatte mitbekommen, in welche Gefahr sich Naminé gebracht hatte, nur um ihm irgendwie möglich helfen zu können. Es hat ihn nicht von seinem Schicksal befreit wieder mit Sora eins zu werden, aber es hatte es etwas erträglicher gemacht. Zumindest ein klein wenig. Naminé war ohne Zweifel sein Schutzengel gewesen, ein schwaches, zierliches Mädchen und er hat ihr nicht einmal dafür danken können. Sein Bewusstsein war irgendwo in dem von Sora und er konnte sich nur vorstellen, wie er Naminé ein Dankeschön… oder sogar noch etwas anderes entgegen hauchte. Er würde ihr nur zu gern einmal Danke sagen. Er würde zu gern nur noch einmal ihre Hand halten. Er würde zu gern… bei ihr sein. „Bye, bye, Baby, don‘t be long. I‘ll worry about you, while you‘re gone…“ Durch Sora‘s Augen konnte Roxas das Meer sehen und wie die Sonne langsam dahinter unterging. Er spürte Sand durch Sora‘s Hände und schließlich, wie Kairi sie berührte. Eine angenehme Berührung, die aber nicht ihm galt. „Roxas…“ Aber manchmal, wenn Roxas traurig zu singen begann und zur rotleuchtende Sonne blickte, konnte er Stimmen hören. Und dass es nicht Kairi‘s Stimme war, die er hörte und manchmal mit ihm sang. Naminé war sein Schutzengel und sie würde, selbst wenn das endlose Nichts zwischen ihnen war, niemals von ihm weichen, auch wenn er es nicht sah… Kapitel 13: Gewohnheit [Riku/Olette] ------------------------------------ Es war einfach Gewohnheit gewesen. Der Junge auf den Dächern schien nach vielen Tagen seiner Anwesenheit so selbstverständlich für Olette, dass er, ohne dass sie es wirklich merkte, Teil der Stadt wurde. Sie hatte öfters fremde Leute in schwarzen Kutten hier rumlaufen sehen, aber dieser Junge schien ihr besonders merkwürdig. Die anderen schwarzen Kuttenträger waren immer in kleinen Gruppe unterwegs und waren schneller wieder vom Erdboden verschwunden, wie sie erschienen waren. Dieser Junge hingegen war immer alleine und verharrte oft Stunden auf ein und demselben Fleck. Was er da oben machte? Wer er wohl war? Quälende Fragen für Olette, die ihr Interesse an diesen fremden Jungen nur mehr steigerte. „He, du.“ Olette sah wie sein Körper unter dem schwarzen Stoff leicht zu zittern begonnen hatte und wie schwindlig ihm wurde, als ihre Stimme ihn aus seiner Gedankenwelt gerissen hatte. Seine Haare waren weiß. Tatsächlich, richtig weiß. Dabei dachte Olette sich das nur eingebildet zu haben. Seine Augen waren wirklich verbunden, wie sie es aus der Ferne gesehen hatte. War er blind? „Was willst du von mir?“ „Ich war nur neugierig. Ich habe dich schon öfters auf den Dächern der Stadt stehen sehen. Was tust du hier oben?“ „Ich… beobachte jemanden.“ Also war er nicht blind. Aber welchen Sinn hatte die Augenbinde dann? „Und wie heißt du? Ich bin Olette.“ „Riku…“ Riku also. Sie hatte diesen Namen hier noch nie gehört, geschweige denn kannte sie überhaupt jemanden, der so hieß. Woher kam er nur? Und dann so plötzlich? „Und… wen beobachtest du?“ „Jemanden, den du nicht kennst. Also geh jetzt.“ Er schnaufte und blickte hinunter auf die Straße. Olette war ein wenig enttäuscht. Zwar hatte sie etwas Gewissheit bekommen… aber das reichte einfach nicht. „Hast du Hunger?“ Lächelnd hielt sie Riku, als dieser sich umdrehte ihre gelbfarbene Lunchbox entgegen, die zirka noch zur Hälfte mit Essbarem gefüllt war. „Du kannst ruhig haben, schmeckt wirklich gut. So lange hier zu stehen macht doch sicher hungrig.“ Zögerlich trat sie näher, drückte Riku die gelbe Box in die Hände und stieg über die Leiter wieder vom Dach, aber nicht ohne ihm noch zum Abschied zu winken. Erst am nächsten Morgen erhielt Olette ihre Box wieder. Mitten auf ihrem Weg zur Schule, gesäubert und leer, abgesehen von dem kleinen Zettel, auf dem „Danke“ stand. Sie traf Riku am gleichen Tag noch einmal auf dem Heimweg und ohne weitere Worte zu verlieren hatte sie ihm, fast schon verlegen und beinah heimlich ein weiteres Mal ihre Lunchbox vor die Füße gelegt, ebenso am Tag darauf und dem drauf. Und jeden Morgen fand sie ihre Box wieder auf dem Schulweg, immer mit einem Dankeszettel darin. Es war Gewohnheit geworden. Olette hatte nie viel gegessen und hatte sich schon öfter bei ihrer Mutter beschwert, dass sie ihr immer noch viel zu viel in die Box packte und es doch bei dem lassen sollte, was Olette sich selbst einpackte. Aber nun stört es sie nicht mehr ganz so wenig und aß noch etwas weniger wie vorher schon, damit Riku abends eine halbwegs ordentliche Portion hatte. Sie hatte sich daran gewöhnt. Und genauso wie Riku ein Teil der Stadt geworden war, war er nun für ein Olette ein Teil des Alltags. Riku, die Lunchbox und die Dankeszettel. Doch an einem Morgen, stand kein „Danke“ darauf. Die Box stand wie jeden Morgen an derselben Stelle, wie immer sauber und leer. Doch auf dem Zettel zierte ein anderer Schriftzug: Bye, bye, Olette Und ihr wurde mit einem Schlag klar, dass das, was Riku in dieser Stadt gehalten hatte nun nicht mehr war. Und er nun auch nicht mehr. Niedergeschlagen und schließlich überrascht drehte Olette den Zettel um. Noch etwas stand da auf der Rückseite, Liedzeilen eines Liedes, dass sie das letzte Mal vor vielen Jahren gehört hatte. I‘ll think of you, in my dreams. I‘ll never know just what to mean to me. Es war komisch, dass Riku nicht mehr da war. Als fehlte in dieser Stadt irgendwas. Es war ein merkwürdiges Gefühl für Olette ihre Lunchbox wieder ganz alleine für sich zu haben. Aber sie würde sich wieder daran gewöhnen. Kapitel 14: Worte [Xemnas/Kairi] -------------------------------- (Pseudo-Widmung für . Weil er meinte, ich solle ruhig was zu dem Pairing schreiben.) Für jedes Mitglied dass ihr unter die Augen gekommen war hatten sich in Kairi’s Gedächtnis ein, zwei Schlagwörter, die sie beschrieben und ihren eigenen Eindruck wiedergab, eingebrannt. Bei Luxord zum Beispiel war es „Höflichkeit“, aber auch „Scharfsinn“, dafür, dass er trotz seiner Freundlichkeit immer noch ein Spieler mit einem Pokerface war. Bei Demyx war es „Unbesonnenheit“, aber auch „Hinterhältigkeit“, dafür, dass er trotz seiner gespielten Naivität noch lang kein Unschuldslamm war. Als Xemnas ihr begegnete war das erste Wort, dass Kairi zu ihm einfiel „Angst“. Allein sein äußeres Erscheinungsbild ließ sie erschaudern. Wie erstarrt stand sie da in ihrer Zelle und war nicht in der Lage sich zu rühren, nicht in der Lage ihren Blick von seinen Augen abzuwenden. Sie fühlte sich wie ein hilfloses Beutetier. Schlimmer wurde es, als er sie immer öfters besuchte und noch schlimmer, als er sogar so weit ging und ihre Zelle betrat. Kairi fürchtete sich vor Xemnas, vor seinen Berührungen, vor seinen Worten die für sie - zumindest anfangs - keinen Sinn ergaben. Welch ein reines Herz doch in ihrer Brust schlug. Welch strahlendes Licht sie umgab, einem Licht, das Kingdom Hearts so glich. Und wie gerne er ihr Licht besitzen würde, um es für sich nutzen zu können. „…Don’t be long… I worry about you… while you’re gone…” Liedzeilen, die Kairi nicht gleich verstand. Zeilen die Xemnas vollkommen emotionslos aussprach, und doch eine gewisse Sehnsucht inne hielten. Kairi verachtete die Organisation XIII für ihre Taten, aber für ihre Motive konnte sie ihnen kaum Vorwürfe machen. Nicht einmal Xemnas, dem herzlosesten Niemand unter ihnen, der sie immer wieder in ihrer Zelle aufsuchte, seine Hände in ihren Haaren vergrub und ihren Nacken und ihren Hals küsste, um für einen kurzen Moment das Verlangen nach dem Licht eines vollkommenen Herzens stillen zu können. „…I think of you, in my dreams…“ Am letzten Abend, bevor Sora diese düstere Welt erreichen würde hatte Kairi ihr ängstliches Schweigen gebrochen und selbst begonnen leise zu singen, wenn es auch eher einem Murmeln glich. Xemnas hatte ihre Zelle längst verlassen, stand doch schweigend da, und vermutlich auch ein wenig überrascht, nicht wissend, was er über diese Geste denken oder wie er darauf reagieren sollte. Ein trauriger Augenblick, wie Kairi fand, dass er nicht in der Lage war es wirklich zu verstehen oder dem entgegenzukommen. Sie hätte ihm gern das Gefühl gegeben, dass sie ihn verstand. Das zweite Wort, was ihr zu Xemnas schließlich einfiel war „Mitleid“. Je öfter Kairi seine Worte hörte und darüber nachdachte, so mehr verstand sie. Wie groß die Sehnsucht für sie alle sein musste. Xemnas’ Wörter waren „Angst“, aber auch „Mitleid“, dafür, dass er eine emotionslose Kreatur war, die sich so sehr nach Vollkommenheit sehnte, einer Vollkommenheit, die er in Kairi sah. Kapitel 15: Puppe [Axel/Xion] ----------------------------- „Der Sandmann” war eins der letzten Bücher, die Lea mit einer außerordentlichen Leidenschaft gelesen hatte. Eine Schullektüre aus dem einstigen Radiant Garden, die ihm und Isa aufgetragen wurde und auch wenn der Spannungsbogen für sie nicht sehr hoch war, so waren sie beide von den Metaphern und dem Horror der menschlichen Seele gefesselt gewesen. Auch wenn er nun kein Herz mehr hatte, las Axel das Buch doch noch gerne, wenn er denn mal dazu kam es in die Hand zu nehmen. Und auch ohne Gefühle war seine Fähigkeit sich in die Leute hineinzuversetzen nicht verloren gegangen, genauso wenig seine Vorstellungskraft. Unbewusst hatte er die Rollen auf Leute in seiner Umgebung übertragen. Axel selbst war natürlich die Hauptfigur, der verrückte Nathanael, wenn er auch fand, dass Saix besser in diese Rolle passte. Saix war früher immer Lothar gewesen, Nathanael’s bester Freund… Nun hatte sich Lothar’s Gesicht in das von Roxas verwandelt. Clara. Naminé war Clara. Lothar’s Schwester, Roxas’ „Schwester“, ein Mädchen mit reiner Seele, die stets die Wahrheit hinter den Illusionen kannte. Xemnas war eindeutig Coppelius, ein großer furchteinflößender Mann, der sie alle ins Nichts und ins Verderben zog, wie der Sandmann in den Legenden, von denen das Buch erzählt. Bei der Vorstellung, dass Spalanzani in seiner Fantasie Vexen und die Amme Larxene glich musste er schmunzeln. Wer ihn immer gefehlt hatte war Olimpia. Olimpia, die Holzpuppe, das Werkzeug mit den Glasaugen, die in ihrem Inneren noch leerer war wie ein Niemand. Ein Mädchen, das nicht echt war. Erst vor kurzer Zeit hatte Olimpia ein Gesicht in Axel’s Fantasie bekommen. Xion’s Gesicht. Er wusste, was Xion war. Dass er das herausgefunden hatte war noch nicht besonders lange her gewesen und seither wusste Axel ehrlich gesagt nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. Er kam sich einfach verarscht vor. Er hatte Xion wirklich gerne, aber seit er die Wahrheit kannte, hatte ihre Beziehung zueinander eine gewisse Echtheit verloren. Wenn man es so nennen konnte. Seine Freundschaft zu Roxas war vielleicht nicht mehr als eine Einbildung, aber das war wenigstens etwas! Aber zu Xion, die noch weniger als Nichts war… Die einfach nicht echt war. Ihr in die Augen zu sehen fiel ihm seither unerträglich schwer. Ihre Augen schienen schon immer leer und starr gewesen zu sein, wie die einer Puppe. Nun wusste er auch warum. Axel konnte ihr nicht in die Augen sehen, den Gedanken verdrängen, dass sie nur eine Marionette war, die an Xemnas’ Fäden hing. „I think of you, in my dreams…“ Aber Axel konnte den Anblick ihrer Augen nicht verdrängen, selbst wenn er alleine in seinem Bett lag, die Decke anstarrte und leise vor sich hin summte. Immerzu sah er ihre blauen Puppenaugen, ihren Blick, der ihn regelrecht zwang sie anzusehen. „I think of you, night and day…“ Axel hatte ihre Augen immer gemocht. Sie wirkten zwar starr und leer, doch hatten sie immer einen gewissen Glanz besäßen. Dieser Glanz war im Gegensatz zu allem anderen an ihr echt. Sie hielten die Illusion am Leben, gaukelten Axel vor dass Xion mehr als nur eine Puppe sei. Ihr Glanz zwangen ihn Xion anzusehen und ließen die Grenzen zwischen echt und unecht verschwinden. Der Glanz ihrer Puppenaugen verführte Axel immer wieder, genau wie Olimpia einst Nathanael zum Wahnsinn verführte… Kapitel 16: Besitz [Repliku/Naminé] ----------------------------------- Riku wurde mit vielerlei Dingen geboren. Einer eigenen Persönlichkeit, einer Identität, einer Bestimmung, einem Schicksal, einem Platz in der Welt und allen anderen Welten. Dinge, von denen Repliku nur träumen konnte. Er wurde ohne etwas Eigenes in die Welt geboren, alles was er hatte, hatte er von Riku übernommen. Sein Aussehen, sein Charakter, seine Stimme, nichts davon gehörte ihm alleine, sondern waren nur die Duplikationen einer Existenz, die es bereits gab. Selbst sein „Name“ war nur eine Ableitung von dem seines - er wagte es kaum das Wort in Gedanken auszusprechen - Originales. Als Repliku sich wieder daran erinnerte, war, neben einem enttäuschten ersten Seufzen sein erster Gedanke wann das vorbei sei. Erst diese quälende Kämpfe und dann das, hätte Sora nicht einfach fester zuhauen und ihm den Schädel in zwei schlagen können? Er blieb kurz stehen, das Echo seiner Schritte, die man sicherlich durch das ganze Castle Oblivion gehört hatte verstummte. Dieses beißende Weiß der Wände hatte ihn wieder an etwas erinnert. Naminé. Repliku erinnerte sich, er glaubte ihre Stimme gehört zu haben, während er bewusstlos war. Er hatte ihre Hand gespürt, die über seine Haare strich, während sie sang. „Bye, bye, Baby, don‘t be long. I‘ll worry about you, while you‘re gone…“ Aber als er zu Bewusstsein kam war sie fort. Aber ihre Stimme war ihm im Ohr geblieben. Und er begann zu begreifen. Zum ersten Mal war es nicht um Riku gegangen. Ob Sora, Vexen oder sonst irgendwer, alle haben immer irgendwo Riku in ihm gesehen. Nur Naminé nicht. Auch wenn sie ihm falsche Erinnerungen gegeben hatte, die ihn glauben ließen dass er Riku sei, sie hatte nie vergessen, was er wirklich war. Zwar eine Kopie, aber… sie hatte gesungen. Für ihn, nicht für Riku sondern für die arme Replika, die nichts hatte, für Repliku. Ob aus Mitleid oder nicht, verdammte Scheiße, er musste sich zusammenreißen. Naminé soll nicht umsonst für ihn gesungen haben. Egal ob seine Erinnerungen eine Fälschung waren, sein Versprechen war es nicht. Sein Versprechen sie zu beschützen und die Gefühle, die er für sie empfand… Diese Dinge waren es die ihn von Riku unterschieden. Seine Gefühle für Naminé waren echt und gehörten ihm alleine… Kapitel 17: Spielzeug [Axel/Larxene] ------------------------------------ (Kleine Interpretation und Liedzeilen aus dem Film »Sweeney Todd«) Es gibt ein Loch in der Welt, eine große, schwarze Grube, das Geschmeiß der Welt haust darin, moralisch so rein wie die Spucke vom Schwein und es hört auf den Namen London. Genau das sang der Barbier in der Fleet Street, dort wo auch Larxene früher lebte. Der Barbier war unauffällig, selbst wenn er sang mit seinem leeren Blick, nur Larxene hatte ihm skeptisch hinterher gesehen. Aber er hatte Recht. Was früher so rein und schön war, war von Dunkelheit getrübt, bis die Herzlosen kamen und alles schließlich in der eigenen Finsternis verschwand. Ein gefundenes Fressen für die Schatten. Denn kein Ort glich London. Der eine kuscht, wohin er gehört und einer stellt den Fuß in des anderen Gesicht, das war das Motto ihrer Welt. Ein Motto, dem Larxene selbst nach dem Verlust ihres Herzens treu blieb. Ein Motto, dem auch Axel treu wurde. Larxene war hübsch, blasse Haut, goldenes Haar und Augen wie Saphire, wie schnell man da vergaß aus welchen dunklem Loch sie eigentlich kam. Zumindest wenn man ihren Charakter nicht kannte, der genauso moralisch und rein war wie von allem, das auf den Namen London hörte. Axel schien das aber nicht zu kümmern, er kuschte wohin er gehörte, er kannte seine Rolle in dieser Affäre. Er war von Anfang an Larxene’s Spielzeug, die, sinnbildlich gesehen gern den Fuß in sein Gesicht stellte. Schließlich beschwerte er sich nicht darüber wie sie ihn behandelte, wenn anderen Mitgliedern dafür auch jedes Verständnis fehlte. Axel beschwerte sich nicht und Larxene gefiel es, wie sie ihn behandeln konnte. Sie konnte ihn packen, zerkratzen, beißen so oft und hart wie sie wollte, wie ein treues Spielzeug ließ er es über sich ergehen, um sie bei Laune zu halten. „Sag mir, wer du bist, Axel?“ „Dein treues Spielzeug…“ „Und wer bin ich?“ „Du bist meine Herrin…“ „Ja… Weiter, sag, was ich hören will…“ „Ich gehöre nur dir…“ Und er hatte Recht, wenn sie auch glaubte, dass ihr die Fänden ihres Spielzeugs langsam entglitten. An seiner Seite, dort wo sie immer war und ihre Nägel in seinen Arm rammte stand nun Roxas. Immer war es Axel, der für diese Nervensäge Babysitter spielen musste. Larxene hatte kaum noch etwas von ihrem Spielzeug, als hätte das neue Nesthäkchen es nun für sich beansprucht. Sie war gelangweilt. Unzufrieden. Und irgendwie auch wütend. Und diesen Schein von Wut ließ sie nur zu gerne an Axel aus, wenn sie ihn einmal wieder für sich allein hatte, mit tieferen Kratzern und Blut auf seinem schmalen Körper. Er sollte endgültig begreifen, wohin er gehörte. „Wem gehörst du?!“ „Dir… Nur dir allein. Ich bin dein Spielzeug, Larxene.“ „Sag schon. Sag, was ich hören will, Axel!“ „…I‘ll think of you, night and day…“ Sie hielt inne. Es war nicht unbedingt das, was Larxene hören wollte. Dennoch tat es gut es zu hören. In all der Finsternis die immer Bestandteil ihres Lebens war hatte sie ganz vergessen wie sich das Licht anfühlte. Wenn man kein Herz mehr hatte, vergaß man wohl leicht. Unter den Schmerzen die sie Axel verpasste hauchte sie ihm einen Kuss die Lippen. Die erste und letzte sanfte Berührung, die sie ihm schenkte. Aber Axel beschwerte sich nicht, er kannte seine Rolle als Spielzeug, er war der, der kuschte und das tat, was sie verlangte. Auch Larxene beschwerte sich nicht. Das war immerhin ihre Rolle, nur sich dann wohl zu finden, wenn andere darunter litten, die die arroganten Pöbel in ihrer Welt. Der Barbier hatte sich wohl geirrt, es gab doch etwas, das London glich. Es gibt ein Loch in der Welt, eine große, schwarze Grube, das Geschmeiß der Welt haust darin, moralisch so rein wie die Spucke vom Schwein und es hört auf den Namen Niemand. Kapitel 18: Licht [Xemnas/Aqua] ------------------------------- Eigentlich war es Nonsence, aber das fahle, kalte Licht Kingdom Hearts strahlte doch eine gewisse Wärme aus. Nicht so grell und schmerzend wie das Licht der Sonne, sondern sanft und lieblich. Eine merkwürdige Umschreibung die ihm in den Sinn kam, doch fand Xemnas keine anderen Beschreibungen die zutreffen würden. Sanft und lieblich, wie… Das Grollen des Donners riss ihn kurz aus seinen Gedanken. Hier oben unter dem Licht des herzförmigen Mondes vergaß man schnell, wie finster es in dieser Welt eigentlich war. Das genaue Gegenteil von Radiant Garden. Aber wenn er ehrlich war, er vermisste das Licht seiner alten Heimat nicht. Dieses hier gefiel ihm viel besser. Es war das letzte bisschen Licht in Xemnas’ Existenz. Klammerte er sich deswegen so dran, dass es schon an Sucht und Wahn grenzte? - Korrigiere, es war Sucht und Wahn. Aber ein Mann wie er, der seine Vergangenheit verloren und in der Gegenwart auch nichts hatte brauchte einfach etwas an das man sich klammern konnte. Der eine konnte es Verbissenheit, der andere Irrsinn nennen. „Und an was hast du dich früher geklammert?“ Es war fast schon peinlich, dass er Xigbar darauf nicht antworten konnte. Es war nicht so, dass es nichts gab… Da war schon etwas… Aber er konnte es nicht beschreiben. Es war ein Licht, für dass er damals keine Worte fand. Es war ein Licht, dass er sah, ehe er in Ansem’s Schloss wieder zu Bewusstsein kam. Danach hat er es nicht mehr sehen können, nur hören, wenn es ganz still um ihn wurde. „Bye, bye, Baby, don‘t be long. I‘ll worry about you, while you‘re gone…“ So sehr Xemnas es auch versuchte, er konnte sich nicht erinnern. An nichts Konkretes was ihn auf die Sprünge helfen könnte. Er hatte nur das und damit musste er sich begnügen, so unbefriedigend es auch war. Nur die Stimme und das kalte sanfte Licht, dass auf ihn fiel und ihn mit schönen Trugbildern etwas vorgaukelte. Das Licht von Kingdom Hearts war sanft und lieblich, wie... „I‘ll think of you, night and day. I‘ll never know just what to meant to say…“ Ein wenig hatte es sich gelohnt zu grübeln. Er wusste zwar immer noch nichts Genaueres, aber zumindest hatte die Stimme in den Jahren Form bekommen. Sein Licht hatte Gestalt angenommen, die Gestalt einer bildschönen Frau. Anfangs hatte Xemnas nur Silhouetten gesehen. Irgendwann konnte er in tiefblaue Augen blicken und rosige Lippen lächeln sehen. Er konnte ihr Haar, ihr Gesicht, ihren gesamten Körper spüren, sanft und lieblich wie das Licht. Xemnas hatte versucht sie zu berühren, sie zu nehmen und zu küssen, aber seine Hände blieben kalt. Es war eben nur kaltes Licht. Er konnte sich nur vorstellen wie sich ihre Wärme anfühlte. Aber gut. Es gab Fortschritte. Er würde weiter grübeln solange er ihre Stimme hörte und glaubte sie in den Armen zu halten. Irgendwann würde er schon Licht ins Dunkle bringen… Kapitel 19: Spiegelbild [Ventus/Xion] ------------------------------------- Xion hatte schon immer die Ahnung, dass nicht jeder das junge Mädchen mit den schwarzen Haaren in ihr sah, so wie Axel und Roxas. Xigbar’s auffällige Spitznamen die er ihr gab sprachen für sich und auch Saix bestätigte immer mehr ihre Vermutung, so herablassend er sie als „Es” bezeichnete. Und als sie die Wahrheit über sich erfuhr machte es sogar Sinn. Gerade zu unheimlich. Aber wenn jeder etwas anderes in ihr sah… was war dann ihre echte Gestalt? Selbst ihrem Spiegel - Axel hatte ihn mal ergattert, weiß der Teufel wo und ihr gegeben - konnte sich nicht mehr trauen. Sonst hatte sie immer das schwarzhaarige Mädchen gesehen. Aber hin und wieder war ihr sonst so klares Spiegelbild getrübt oder gar nicht vorhanden. Und hin und wieder… sah sie Roxas im Spiegel. Oder war es überhaupt Roxas? Xion war sich nicht sicher, schon allein weil dieser Junge keine Kutte trug. Nein, dass war nicht Roxas, sie wusste es, woher auch immer. Xion hatte kurz nach ihrer Entdeckung den Spiegel zerbrochen. Sie wollte nicht wissen wer dieser Junge war, wohlmöglich wussten es andere in der Organisation, die diesen Jungen in ihr sahen. Aus diesem Grund vermied Xion so gut wie es ging in die Nähe von etwas zu kommen, dass ihr Spiegelbild wiedergeben würde. Im Grunde war es armselig, sie lief vor der Wahrheit weg und sie wusste das. Aber sie konnte nicht hinsehen. Das alles, all die schönen Dinge nur auf einer Lüge, einem Trugbild beruhte, das konnte nicht wahr sein. Xion wollte diesen Jungen nicht mehr sehen, unter keinen Umständen, er war an allem Schuld. Er war Schuld, dass sie letztendlich alles verlor. Das sie immer einsamer wurde und nicht mehr zu ihren Freunden zurückkehren konnte. „Hmm, ba, ba-da, Hmm, ba, ba, ba-da…” Sie versuchte sich zu beruhigen. Sie konnte nicht fühlen, dennoch tat es weh. Riku hatte ihr auch nicht helfen können oder sie beruhigen. Keiner konnte das. Nur die Melodie in ihrem Kopf, der sonst immer nur schmerzte erlaubte ihr ihre Gedanken schweifen zu lassen, zumindest kurz zu vergessen. An der Situation änderte sich aber somit auch nichts. Sie konnte ewig hier am Strand stehen, mit den Füßen im Wasser, sie konnte nicht ewig hier bleiben. Aber was sollte sie tun? „Was willst du tun?“ Xion hörte Roxas‘ Stimme, wusste aber dass es nicht Roxas war. Neben ihr spiegelte sich sein Abbild im Meerwasser und trotz der starken Wellen sah sie deutlich seine Umrisse. Das war das erste Mal, dass er mit ihr sprach. „Ich weiß es nicht genau… Ich möchte schon bei meinen Freunden bleiben. Aber… wenn ich bleibe, schade ich nur allen.“ „Das kenne ich.“ Nun stand er direkt neben ihr. Nicht wie ein Spiegelbild oder ein Schatten, er stand wirklich neben ihr und Xion konnte sich dazu bewegen, ihn lange und genau anzusehen. „Ich wusste mich auch mal entscheiden. Soll ich bei meinen Freunden bleiben oder gehen. Ich habe mich für letzteres entschieden.“ „Wie heißt du?“ „Ventus. Aber sag Ven zu mir.“ Sehnsüchtig blickte er übers Meer, zur untergehenden Sonne. Ihr Licht ließ das Wasser leuchten, als würde sie für beide einen Weg Richtung Glück errichten, den sie aber nie erreichen würden. „Was soll ich tun, Ven? Soll ich… auch gehen?“ „Tu das, was für alle das Beste ist.“ „Aber woher soll ich wissen, was das Beste ist?“ „Das wirst du irgendwann herausfinden. Der Tag wird kommen.“ Es war keine gute Antwort, aber sie war besser wie alle anderen, die man ihr zuvor geben hatte. „Und was ist, wenn ich mich falsch entscheide?“ „Ich glaube nicht, dass du das wirst. Egal wie du dich entscheidest, es wird das Richtige sein.“ Xion sah ihn in die Augen und seid langem überkam sie wieder der Drang lächeln zu müssen. Ven griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Für ein Spiegelbild fühlte es sich so deutlich an. „I think of you, night and days… Vergiss das nicht, ja? Und wenn du irgendwann wieder Zweifel hast, denk auch an mich, okay? Ich lass dich sicher nicht in Stich.“ „Danke… Ven.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)