The wording of this sentence seems rather unfortunate von RamsayBolton (gay.gay.gay.) ================================================================================ Kapitel 1: Bring Me Flowers (Song by Hope) ------------------------------------------ „I haven't got a clue if you're the one But I like you And I like how you make me feel I wanna do this right Don't wanna waste this night But I'm drowning Drowning in your love“ „Mit wem textes du?“, fragte ich, nachdem ich einen Schluck von meinem Bier nahm und mich daran machte einen vernünftigen Joint zu bauen. „Mit' nem alten Kumpel. Ich flieg morgen nach Italien um seine Frau rauszuekeln“, entgegnete er und schrieb schon die zehnte SMS seit dem ich da war. Vielleicht war es ein bisschen paranoid mitzuzählen. Aber ganz ehrlich? Mit 'einem alten Kumpel' textet man nicht so vehement. Ich seufzte, befeuchtete das Blättchen und zupfte ich mir etwas Tabak von der Zunge. „Ach so. Wo sind Di und Audrey?“, fragte ich weiter und kniff das Ende der Tüte zusammen. „Di hat die Kleine zum Geburtstag ihrer Schwester mitgenommen. Sie sind kurz bevor du hier warst los. Ach, wegen Audrey!“, sagte er und sah mich nun endlich mal an, „Hast du Zeit morgen Abend auf sie aufzupassen?“ „Ehm... Klar“, sagte ich. Dann überlegte ich kurz. Er würde also morgen nach Italien fliegen. Um die Frau seines 'alten Kumpel' rauszuekeln. Das ist doch nicht normal. „Wie lange bist'n du weg?“, erneut fragte ich und trank wieder etwas von meinem Bier. „Och, ich weiß nicht. So lange wie's halt dauert“, sagte er und grinste. Er warf sorglos sein Handy neben sich und lehnte sich vor um meine Wange zu küssen und sich mein Bier unter den Nagel zu reißen. Er trank etwas und lehnte seine Stirn gegen meine Schläfe: „Wieso? Wirst du mich vermissen?“ Was für eine dumme Frage, dachte ich, natürlich werde ich dich vermissen. „Nein“, sagte ich monoton. „Oww! Mein Herz! Jordan du tust mir weh“, er warf theatralisch seinen Kopf in den Nacken und seinen Handrücken auf die Stirn. Ich musste etwas lachen. „Mann, Ed. Hör auf. Du bist ein Idiot“, nörgelte ich und schlug meine Hand auf seinen Oberschenkel. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und biss mir sanft in den Nacken. Ich schloss meine Augen und seufzte. „Ich weiß. Das war ich schon immer“, flüsterte er und küsste die Stelle an meinem Nacken. Ich genoss das. Die Treffen mit ihm. Auch wenn ich mich mehr als dumm fühlte, dass ich mich überhaupt auf ihn eingelassen habe. Er hat mir von Anfang an eingebläut, dass das keine Beziehung ist. Und wohl auch eher weniger eine werden würde. Deswegen fühlte ich mich dumm. Ich meine mir war ja klar, dass das alles nichts Halbes und nichts Ganzes war. Immerhin war er im Stand höher und so oder so eigentlich viel zu alt für mich. Elf Jahre Unterschied merkt man schon. Auf eine andere Art war ich sauer auf ihn. Aber auch auf mich. Auf ihn, weil er mir das Gefühl gab, dass ich mehr für ihn war als nur ein Fick. Und auf mich, weil ich mir ständig Hoffnungen machte. Irgendwann wurde mir dann klar, dass ich mich total in ihn verliebt hatte. Irgendwie absurd. Ich weiß gar nicht mehr wie das angefangen hatte. Es fühlte sich so an, als wäre es schon immer so gewesen. So normal. Ich nahm den Joint und zündete ihn an. „Ouuu, reich mir Mary-Jane rüber“, nuschelte er in meine Schulter und streckte seine Hand danach aus. „I'm a little scared to hold you closer Cause I just might never ever let you go Caught up in your smile I'm happy as a child But I'm still drowning Drowning in your love“ Er nahm einen langen Zug, behielt den Rauch eine Zeit in der Lunge und atmete aus. „Herrgott! Das war längst überfällig...“, raunte er zufrieden. Er hielt mir den Joint vor die Nase und ließ sich entspannt an die Rückenlehne fallen. Ich nahm den Joint wieder, stellte den Aschenbecher zwischen uns und ließ mich ebenfalls zurückfallen. Ich nahm einen Zug. „Sag mal... Dein 'alter Kumpel'“, ich betonte es etwas beleidigt, „Was is' das für einer?“ Ich atmete den Rauch aus und drehte meinen Kopf, so dass ich Ed ansah. Ich zog meine Augenbrauen hoch und studierte ihn skeptisch. Er schien in Erinnerungen zu schwelgen. Er lächelte. Aber nach einiger Zeit fielen seine Mundwinkel. Er erhob sich um nach der Bierflasche zu greifen. „Damals, in der Schule, waren wir quasi unzertrennlich. Ich denke er war so was wie mein bester Freund. Aber irgendwie hatte er was an sich, so was ganz besonderes, weißt du?“, er lehnte sich wieder zurück und sah mich an. Ich nickte. „Ich hab ziemlich schnell registriert, dass da ein bisschen mehr als platonische Freundschaft war, was meine Seite betrifft. Aber ich war mir immer sicher, dass er das anders sah. Irgendwie war er auch krass homophob“, er musste lachen, „Aber das hat mich nie wirklich gestört. Klar, wir scherzten oft rum, was uns beide anging...“ Er nahm den Joint wieder und zog daran. Er hielt eine Zeit inne. Er war fast fünf Minuten still. Dann sah er mich wieder an und reichte mir den Stick ein weiteres mal. „Irgendwann hab ich ihm gesagt, dass ich ihn mag. Er hat nur gesagt, dass er mich auch mag. Aber, ich meine, das war mir ja klar. Freunde mögen sich eben. Ich hab gar nicht in Erwägung gezogen, dass er das vielleicht auch so meinte wie ich. Deswegen war ich sauer. So sauer darauf, dass er das einfach nicht gerafft hat. Und so blöd vor mir stand, und mich so vollkommen dämlich anstarrte. Als hätte ich Lepra oder so was“, er seufzte, „Seit dem haben wir nicht mehr mit einander gesprochen. Bis vor ein paar Tagen. Robert, du kennst ihn ja, hat uns quasi wieder zusammen geführt. Und das ganze Drama war irgendwie wie weggeblasen. Ich meine, ich hab' ne Ewigkeit gebraucht um drüber hinweg zukommen. Ich hab viel mit Dilylah darüber gesprochen, immerhin ist sie meine beste Freundin... Und Frau... Vor ein paar Jahren hab ich mir dann gesagt: Wieso trauerst du ihm hinterher, wenn er wirklich irgendwas gefühlt hätte, hätte er genug Zeit gehabt um die Initiative zu ergreifen. Hat er nie. Sei's drum. Das Leben geht weiter. Wahrscheinlich war er eh nicht der Richtige. BAMM! Ich war drüber weg.“ Er nahm einen langen Schluck aus der Bierflasche. Dann legte er einen Arm um meine Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich ihn noch will-“, er wurde von seinem Handy unterbrochen. Er klemmte die Flasche zwischen seine Oberschenkel und griff nach dem Telefon. Als er die Nachricht las, lächelte er. Er tippte und schickte eine weitere SMS. Die fünfzehnte seit ich da war. Wir schwiegen eine Zeit. Dann entschloss ich mich, meinen Senf dazu zugeben. „Du solltest ihn nicht mehr wollen“, sagte ich und nahm wieder einen Zug vom Joint, „Ich denke, es wäre besser, wenn du das alles nicht mehr aufrollst.“ Ich sah ihn nicht an, aber spürte seinen Blick auf mir. „Ich will dich nicht aufhalten“, fügte ich hinzu, „Flieg ruhig hin. Aber beiß dir nicht die Zähne an jemandem aus, den du gar nicht haben kannst. Du hast hier' ne große Auswahl, weißt du?“ Ich glaube, dass da unterbewusst die Eifersucht aus mir sprach. Gott, ich war eifersüchtig auf einen Typen, den ich gar nicht kenne! „Hab ich das?“, fragte er interessiert, „Bist du etwa dabei?“ Mein Kopf drehte sich automatisch zu ihm, mein Blick war wohl ziemlich geschockt und ich spürte Blut in meinen Kopf schießen. Hier war ich, vollkommen unvorbereitet und errötet. Ed musste lachen. Marihuana machte auf sich aufmerksam. Denn er hörte gar nicht mehr auf zu lachen. Das fand ich unfair. Ich fühlte mich gar nicht danach zu lachen. Ich zog noch mal an der Tüte. Weitere Minuten vergingen und er hörte immer noch nicht auf zu lachen. Als ich den letzten Stummel ausdrückte, sah ich ihn kurz an. Ich fing selbst an zu lachen. Obwohl mir immer noch nicht danach war. Ich stellte den Aschenbecher auf den Tisch und lehnte mich wieder zurück. Immer noch lachend. Ed rückte näher zu mir. Nach einiger Zeit hörten wir langsam auf. Schwer atmend lehnte er sich an mich: „Wieso lachen wir?“ „Ich hab keine Ahnung...“, antwortete ich und fing wieder an. Er schubste mich, worauf ich zur Seite fiel. Ich drehte mich auf dem Rücken und spürte einen weiteren Schwall Gelächter hochkommen. Bevor ich den los wurde, pinnte er mich fest und küsste mich. Ich kam nicht dazu darauf einzugehen. Ich musste mein Lachen loswerden. „Bring me flowers And talk for hours And I like you And I like how you make me feel Kiss my face Your warm embrace And I like you And I like how you make me feel“ „Jordan?“, fing er an, „Bist du bescheuert?“ „Nein... nur total drauf!“, sagte ich lachend. Seine Nase berührte meine. „Ich küss dich jetzt nochmal“, sagte er und tat es auch. Es scheiterte wieder, weil ich an fing blöd zu kichern. „Machst du das jetzt immer?“, nuschelte ich gegen seine Lippen, „Warnst du mich jetzt vor bevor du was machst? 'Ich schieb jetzt meine Zunge in deinen Hals. Und jetzt steck ich meinen Schwanz in deinen Arsch.'“ Ich neckte ihn ein bisschen. Darauf biss er etwas zu sehr in meine Unterlippe. Den Schmerz spürte ich aber nur gering. „Wenn dir das hilft dich zu konzentrieren, dann ja“, sagte er und musste selbst lachen. Und ich, ich kicherte immer noch wie ein Vollidiot. Wir hatten uns beide einigermaßen ein gekriegt, da ergriff er wieder die Chance. Er küsste mich und diesesmal ging ich darauf ein. Es dauerte nicht lang bis unsere Zungen für uns den Kampf um Dominanz begannen. Wir hatten noch nie miteinander geschlafen, wenn wir drauf waren. Wir kamen nie dazu. Jetzt war eine gute Gelegenheit das auch mal zu testen. Ich legte meine Arme lasch um seinen Nacken und spürte sein Knie in meinem Schritt. Das war der Moment in dem ich registrierte wie eng meine Hose eigentlich war. Oder war sie auf einmal enger geworden? Auf jeden Fall war sie nicht mehr gemütlich. Er schob eine Hand unter mein Shirt und die war kalt. Ich zuckte ein wenig zusammen als seine Hand höher kroch und meinen Nippel berührte. Ich konnte ein Stöhnen nicht zurück halten, was Ed zum Grinsen brachte. Er ließ ab und richtete sich auf. Er legte seine Hände auf meine Taille und zog mich hoch. „Lass uns hochgehen... Ich hab kein Bock, dass Di sauer is', wenn sie Heim kommt und uns hier ficken sieht“, sagte er und stand auf. Er nahm meine Hand und ich tat es ihm gleich. Wir gingen hoch in sein Schlafzimmer. Und wir hatten unglaublichen, bekifften Sex. Ich blieb die Nacht. Er hatte auch nie von mir verlangt, dass ich ging, wenn wir fertig waren. Ich glaube er mochte es sogar recht gern, wenn ich bei ihm blieb. Meistens schlief ich auf ihm ein. So wie heute. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust, ein Arm um seinen Nacken. Meine freie Hand hielt er in seiner. Mit der anderen fuhr er durch mein Haar. Ich fragte mich immer wieder, wieso er nicht einfach einsehen konnte, dass wir eine perfekte Beziehung führen könnten. Aber nach diesem Abend war mir so einiges klar. Er sagte zwar, dass er über seinen vermeidlichen 'alten etwas mehr als Kumpel' hinweg war. Aber das redete er sich doch bloß ein. „Your heart cares for nothing in return And I'm just taking Taking you in Caught up in your smile I'm happy as a child But I'm still drowning Drowning in your love“ Kapitel 2: Our Hell (Song by Emily Haines) ------------------------------------------ „First went wrong is hard to find We’re paralyzed, we apologize Our hell is a good life Last went wrong, where’s my prize under the lights Can we call it in?“ Ed war vor mir wach. Als er merkte, dass ich auch langsam meine Geister wiederfand, hob er meine Hand und küsste sie. „Hey Darling...“, sagte er sanft. Ich grummelte nur. Ich war kein Morgenmensch. „Wie spät ist es?“, fragte ich und merke wie mir Speichel auf seine Brust entfloh. Ich seufzte und wischte es weg. Er schmunzelte: „Halb neun. Hast du' ne Vorlesung?“ Ich nickte und kuschelte mich näher an ihn. Wir hatten es scheinbar geschafft uns in der Nacht so zu bewegen, dass wir uns ansehen konnten. Mein Gesicht war allerdings noch an seine Brust gepresst. „Ja, aber ich geh nicht...“, sagte ich etwas trotzig. „Wäre auch schade. Dann könnten wir gar keine Zeit mehr miteinander verbringen“, sagte er behutsam. Ich mochte wie er morgens klang. So liebevoll und ruhig. Ich lächelte etwas. „Außerdem wollte ich nachher mit dir essen gehen, bevor mein Flieger geht“, fügte er hinzu. „Das klingt schön“, sagte ich leise, „Musst du denn unbedingt weg. Mir wär's lieber wenn du bleiben würdest.“ Er seufzte: „Naah... Ich will die Sache klarstellen.“ „Kann ich nicht mitkommen?“, fragte ich ein bisschen zu bettelnd. Er antwortete lange nicht. Er legte seinen Mund auf meinen Kopf und nuschelte in mein Haar: „Das ist keine gute Idee, Jordan. Außerdem ist der Flug eh schon gebucht.“ Ich sagte nichts mehr. Ich atmete seinen Duft ein und ließ mich davon wieder einlullen. In dem Moment war ich einfach zu müde um sauer zu sein. Außerdem war es so warm und schön hier in seinen Armen. Wir lagen einfach nur da und genossen den Morgen. Zu wach um wieder einzuschlafen, aber zu müde um aufzustehen. Nach einiger Zeit öffnete sich die Schlafzimmertür. „Hey, ihr Schlafmützen!“, sagte Dilylah gut gelaunt, „Kommt ihr runter? Ich mag nicht allein frühstücken.“ Ed erhob sich etwas und stützte sich auf seinem Ellbogen ab. „Ist die Kleine schon weg?“, fragte er. „Ich hab sie grad zur Schule gefahren“, antwortete Dilylah, „Na los! Bedeckt eure Männlichkeit und leistet mir Gesellschaft.“ Sie lächelte und verließ das Zimmer. Die Tür ließ sie offen stehen. Ich hörte sie summen, als sie die Treppe runterhüpfte. Ich mochte sie. Sie war eine tolle Frau. Und so eine Frohnatur. Ed küsste meine Schläfe ein, zwei mal und stand auf. Er kramte eine Pyjama Hose aus dem Schrank und warf mir ebenfalls eine und ein Shirt zu. „Na komm. Wer kann schon 'Nein' zu einem 'Spezial-Di-Frühstück' sagen?“, sagte er nun vollkommen wach. Ich musste lächeln. Dann zog ich das Shirt und die Hose an. Ed nahm meine Hände in seine und zog mich etwas spielerisch zu sich. Dann beugte er sich runter um meine Nase zu küssen. „Du siehst morgens so wunderschön aus“, säuselte er. Ich lächelte zwar wieder, aber mein Magen verdrehte sich. Das meinte ich. So was sagte er ständig und ich war mir überhaupt nicht sicher, ob er das nur so sagte, oder ob da vielleicht doch ein bisschen mehr ist. Und das tat ziemlich weh. Er machte mir damit Hoffnungen, was unfair war. Ich wollte einerseits, dass er aufhört so was zu sagen. Andererseits konnte ich nicht genug von diesen Komplimenten bekommen. Ich befreite meine Hände aus seinem Griff und machte mich auf den Weg zur Treppe. Er kam hinter mir her getapert. „Was ist los?“, fragte er. Er merkte wohl, dass mich was störte. „Nichts. Wie kommst du drauf?“, sagte ich und sah ihn über meine Schulter an. Er seufzte. Dann schlang er seine Arme um meinen Bauch und so tapsten wir die Treppe runter zu der offenen Küche, in der Dilylah schon auf uns wartete. „Pancakes?“, sie grinste mich an. Ich nickte. Ed ließ mich los. Eine Hand blieb aber auf meinem Rücken. Er setzte sich ans Tischende, ich neben ihm und Dilylah gegenüber von mir. Seine Hand ruhte immer noch auf meinem Rücken. Er kraulte mich ein wenig. Dilylah stand auf und machte sich daran jedem von uns Pancakes auf den Teller zu tun. „Seit wann bist du hier, Süßer?“, sie sah mich an. Dann legte sie eine Hand auf meine Wange und küsste meinen Kopf. „Seit du Gestern mit der Kleinen los bist“, antwortete Ed für mich und schob sich ein Stück Pancake in den Mund. Seine Frau schenkte mir nun Orangensaft in das Glas, dass vor mir stand. „Magst du einen Kaffee?“, fragte sie wieder. „Ja, gern“, entgegnete ich lächelnd, „Einen Latte Macciato, bitte.“ Sie musste schmunzeln und ging rüber zu der Kaffeemaschine. „We’ll be on the road Can we stop? When we stop my back will turn your face toward the fence What I thought it was it isn’t now All this weight, is honest worse We’re moderate, we modernize Till our hell is a good life“ Ich hab mich eigentlich immer gefragt, warum die beiden verheiratet waren. Sie gaben ein schönes Paar ab. Aber sie waren nicht wirklich zusammen. Dilylah hatte einen anderen Typen und Ed war schwul. Irgendwann hatte Dilylah mir die Situation mal erklärt: Ed war eine Art Prinz. Er sollte bald das Oberhaupt, des irischen Werwolfclans werden. Seine Eltern und Dilylahs waren miteinander befreundet und hatten die beiden schon früh verlobt. Die beiden waren erst vollkommen dagegen, aber als Ed seine Schule abgeschlossen hatte, entwickelte sich eine innige Freundschaft zwischen den beiden. Sie beschlossen, dass sie einfach eine Ehe eingingen. Zur Show. Denn Eds Eltern wussten weder, dass er von Frauen nichts wissen wollte, noch wussten Dilylahs, dass sie einen im Rang viel, viel tieferen Freund hatte. Damit nichts auf flog und Ed einen Nachfolger hatte, zeugten die beiden Audrey. Audrey wusste über die Situation bescheid, soweit ihr Wissenstand mit fünf Jahren ausreichte. Sie kannte mich und Dilylahs Freund. Sie wusste, dass Ed und Dilylah ihre Eltern waren und in der Öffentlichkeit als Familie auftraten. Aber sie wusste auch, dass ihre Eltern sich nicht so lieb hatten, wie normale Eltern. Natürlich lieben die beiden sich abgöttisch. Aber Ed erzählte mir mal, dass es sich immer anfühlte, als würde man seine Schwester küssen. Ich stellte mir das verdammt schwer vor. Ich könnte das nicht. Aber da ich, wie Dilylahs Freund, mit dem ich befreundet war, im Rang viel tiefer war, als die beiden, hatten meine Eltern nichts dagegen, dass ich mit Männern nach hause kam. Ich mochte auch Frauen, aber in Endeffekt interessierte mich das Geschlecht weniger. Ich hätte mich wahrscheinlich auch in Ed verliebt, wenn er eine Frau gewesen wäre. „Hier, bitte“, Dilylah reichte mir die Tasse Kaffee. Ich trank vorsichtig davon. „Danke“, sagte ich leise. Eds Hand verschwand von meinem Rücken und ließ die Stelle, auf der sie ruhte, sofort kalt werden. Er erkundigte sich nach dem Geburtstag von Dilylahs Schwester und die beiden verfielen in ein Gespräch. Ein paar Minuten später erklang Eds Handy wieder. Er sah zur Couch, wo es seit gestern Abend lag. Er stopfte sich noch ein Stück Pancake in den Mund und sprang auf um die Nachricht zu lesen. Er ließ sich über die Rückenlehne auf die Couch fallen. Dilylah sah mich an. Ich schenkte ihr einen fragenden Blick. Dann holte sie Luft und begann: „Wie geht’s dir, Jordan? Ich meine, wegen ihm.“ Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Couch. Ich seufzte: „Ich weiß nicht. Merkwürdig trifft es glaub ich ganz gut.“ Sie nickte. „Ich würde dir so gern helfen. Es tut mir irgendwie Leid, wie er mit dir umgeht“, sie sprach sehr ruhig um sicher zu gehen, dass sie Eds Aufmerksamkeit nicht auf sich zog. „Ist schon okay. Du kannst ja nichts dafür, dass er nicht über eine Verliebtheit von vor zehn Jahren weg kommt“, mein Tonfall war ziemlich sauer, aber ich sprach ebenfalls leise. „Er hats dir also erzählt?“, erkundigte sie sich. „Ja, weil ich gefragt hab“, antwortete ich. Diesmal musste sie seufzen. „Bleibst du hier, wenn er geht? Dann können wir reden. Jason kommt später“, teilte sie mir mit. Sie trank etwas Orangensaft. Ich lächelte leicht: „Er hat sowieso gefragt, ob ich nicht auf Audrey aufpassen könnte.“ „All we know what to forget, how to do right Coloring in the black hole Can’t we stop? When we stop My hands will shake, my eyes will burn My throat will ache, watching you turn From me toward your friends“ Der Tag verging viel zu schnell. Ich brachte Ed gegen 22Uhr zum Flughafen. Wir standen vor seinem Terminal und er sah mich an. Er lächelte etwas bedrückt, legte seine Hände auf meine Taille. „Hör mal, Jordan...“, fing er an, sein Blick lag auf dem Fußboden zwischen uns, „... Ich bin nicht blöd und ich weiß wie sich so was anfühlt.“ Ich war etwas verwirrt. Ich wusste im ersten Moment gar nicht, was er jetzt sagen wollte. Als ich Luft holte um nachzufragen, sah er mich an und legte eine Hand auf meinen Mund. „Ich merke, dass du Gefühle für mich hast. Du machst ja auch nicht wirklich ein großes Geheimnis daraus. Aber... Ich bin mir nicht sicher, ob da vielleicht doch noch irgendwas in mir ist, was Domenico angeht“, erklärte er mir. Ich war ein bisschen darüber geschockt, dass er scheinbar die ganze Zeit wusste, dass ich mehr für ihn empfand. Und jetzt, wo er mir das so ganz unverfroren sagte, fühlte ich mich wie der letzte Idiot. „Also, Jordan... Ich flieg nach Italien, weil ich mir dadurch endlich Gewissheit erhoffe. Ich will dir nicht so was erzählen wie 'warte auf mich'. Das wäre scheiße von mir. Aber du bedeutest mir was, ziemlich viel sogar“, er hob seine Hand von meinem Mund und legte sie stattdessen auf meine Wange, „Ich will es dir nicht sagen, aber ich hoffe, du wartest auf mich. Wenn ich zurück bin, sehen wir, was da zwischen uns ist, okay?“ Ich konnte nichts sagen. Ich nickte nur automatisch. Er lehnte sich vor und küsste meine Lippen. Ich ging auf den Kuss ein. Meine Arme legte ich um seinen Nacken. Er zog mich näher zu sich, so dass sich unsere Körper berührten. Und der Kuss fühlte sich anders an, als alle anderen die wir teilten. Ich konnte nicht sagen, was genau anders war, aber... es war anders. Er ließ ab und küsste meine Stirn. „Ich melde mich, wenn ich angekommen bin. Sag Audrey, ich hab sie lieb. Und pass auf 'unsere' Familie auf“, sagte er und drückte mich ein letztes mal. Er ließ mich los und nahm seine Tasche, dann ging er auf den Terminal zu. Ich blieb noch an der gleichen Stelle stehen, auch als er schon lange weg war. 'Unsere Familie' hat er gesagt. Heißt das, er zählte mich dazu? Ich sah auf den Boden, dann wieder zum Terminal. Als ob ich hoffen würde, dass er zurück kommt. Was er nicht tat. Ich kuschelte mich in meine Jacke und machte mich auf den Weg zu meinem Wagen. Ich fuhr zurück zu Dilylah. Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der mir so viel bedeutete und der so gut roch. Letzteres befand ich zwar als nebensächlich. Aber ich lernte bald, dass das alles andere als nebensächlich war. „There’s a pattern in the system There’s a bullet in the gun That’s why I tried to save you But it can’t be done „ Kapitel 3: Fool for Love (Song by Stefy) ---------------------------------------- „I'm feeling kinda strange 'Cause of all the things you say Yeah I know, too good to believe This probably won't work 'Cause you're kind of a jerk And for sure you're way too cool for me“ Er küsste mich. Anders als sonst. Viel gefühlvoller, aber auch viel fordernder. Nun sah er mich wieder an, schob mein Shirt hoch und zog es mir über den Kopf. Dann schmiss er es irgendwo hin. Ich revanchierte mich indem ich sein Hemd aufknöpfte. Meine Hände fuhren von seinen Hüftknochen hoch zu seiner Brust. Ihm entging ein Stöhnen, tief aus seiner Kehle. Für mich war das wie eine Aufforderung. Ich lehnte mich vor um seinen Nacken zu küssen. Währenddessen schob ich das Hemd von seinen Schultern. Seine Hände fuhren langsam meinen Rücken hoch und runter, bis sie schließlich in den Hintertaschen meiner Jeans verschwanden. Er griff harsch zu und zog mich näher an sich. Unsere Oberkörper berührten sich. Eine meiner Hände verlief sich auf seinem Hinterkopf und pausierte da. Die andere ruhte auf seinem Brustkorb. Mein Mund war damit beschäftigt seinen Nacken zu markieren. Ich wollte, dass jeder wusste, was wir taten. Und jeder wusste, dass er mir gehörte. Er neigte seinen Kopf etwas zur Seite, um mir mein Vorhaben zu erleichtern. Als ich mit meiner ganz besonderen Markierung in Form eines Knutschflecks fertig war, presste ich einen Kuss auf seinen Unterkiefer. Er zog seine Hände aus meinen Taschen und legte sie stattdessen auf meine Wangen. Er zwang mich liebevoll ihm in die Augen zu sehen, was ich mit Freuden tat. Einen Moment lang sahen wir uns nur an. Dann waren seine Hände wieder auf meinem Hintern. Er hob mich hoch und meine Beine schlangen sich um seinen Unterleib. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und küsste seine Lippen, vielleicht etwas zu energisch. Ich spürte meinen Rücken gegen eine Wand prallen. Es tat nicht weh, es half eher dem Gefühl, dass sich in meiner unteren Region befand, sich noch mehr zu entfalten. Unsere Erregungen rieben an einander als wir einen erbitterten Zungenkampf führten. Der einzige Störfaktor war der Stoff der sie von einander trennte. Er ließ mich wieder runter. Als meine Füße den Boden berührten, sah ich zu ihm hoch. Er grinste verschmitzt. Dann küsste er meinen Nacken und machte sich letztendlich mit seiner Zunge einen Weg von meinem Nacken zu meinem Bauchnabel. Er küsste meinen Hüftknochen und öffnete nebenbei meine Hose. Dann-- --klingelte mein Handy. Ich öffnete nur langsam meine Augen. Ich sah mich kurz um und stellte fest, dass ich in meinem Schlafzimmer war. In meinem Bett. Und mein Handy klingelte. Ich fluchte leise vor mich hin und griff nach dem Telefon. „Was is'?“, meckerte ich und legte einen Arm auf meine Augen. „Ich mag dich auch sehr gern, Addi“, lachte mich Jason an. Ich wusste sofort,dass er es war. Niemand außer ihm und meinen Eltern nannte mich Addi oder Addison. Normalerweise sagte jeder Jordan. „Hey Jason. Was gibt’s?“, fragte ich diesmal netter. Er musste immer noch lachen: „Zieh dich an, ich bin in fünf Minuten da.“ Ich stutzte: „Wieso?“ Jason seufzte: „Addison. Du hast heute Geburtstag. Es ist 16Uhr und das heißt unsere Geburtstags Tour fängt an.“ Scheiße. Da hatte ich doch wirklich Geburtstag. Ich schoss fast schon hoch und erst jetzt bemerkte ich, dass mein Schwanz mehr als hart war. „Oh Fuck!“, gab ich von mir und Jason musste wieder lachen, „Kannst du... Lass dir Zeit, okay?“ „Alles klar, Kumpel. Zehn Minuten reichen dir ja wohl. Ich hol mir noch' nen Kaffee“, sagte er und legte auf. Ich warf mein Handy auf mein Kopfkissen und sprang auf. Was keine so gute Idee war, weil ich mir fast den Fuß dabei brach. Ich humpelte ins Bad, zog mich aus und nahm erstmal eine kalte, eiskalte Dusche. „Yeah I'm a fool for love 'Cause I just can't give you up I'm a fool for love Wish I could stop, Wish I could stop I'm a fool love I just can't get enough I'm a fool for love Can't get enough, can't get enough of your... I'm a fool for love“ Als Jason vor der Tür stand hatte ich mein 'kleines Problem' glücklicherweise gelöst. Er klopfte und ich rief ihm zu er solle einfach reinkommen. Ich zog mich nebenbei an. Als ich mir gerade ein Shirt über den Kopf ziehen wollte kam er in mein Schlafzimmer getapert. Ich unterbrach mein Vorhaben kurz und sah ihn an. Da stand Jason mit einem Kaffee für sich und einem für mich im Türrahmen. Er sah mich irgendwie merkwürdig an. Ich zog skeptisch meine Augenbrauen hoch. „Was?“, fragte ich und zog mir nun mein Shirt über. „Nichts weiter“, sagte er und trank von seinem Kaffee. Er taperte zu mir rüber, gab mir den Kaffee und umarmte mich freundschaftlich. „Zwanzig!“, sagte er glücklich, „Alles gute, Kleiner.“ Ich lächelte in seine Schulter. „Danke“, murmelte ich. Er ließ mich wieder los. Die vielen Jahre Unterschied zwischen uns taten unserer Freundschaft nicht ab. Er war eine Art Cousin von mir. Über ziemlich viele Ecken. „Okay! Na los! Hopp! Zieh dir Socken, Schuhe und' ne Jacke an. Dann stromern wir los und holen Dilylah ab. Die hat nämlich ein tolles Geschenk für dich!“, teilte er mir fröhlich mit. Ich tat was er mir sagte und als ich fertig war, legte er einen Arm um meine Schultern. Ich nippte an meinem Kaffee und als ich merkte, dass er nicht mehr heiß war, nahm ich einen großen Schluck davon. „Also“, fing Jason an, „Bei Di gibt’s erst ein super Kuchen und dann gegen 18Uhr starten wir unsere Club Tour. Das ist doch ein Plan.“ Ich musste lachen. Ich legte eine Hand auf Jasons Schulter und sah zu ihm hoch. „Sag mal, seit wann haben wir diese Club Touren zwei mal jährlich?“, fragte ich und grinste. „Ich glaube, seit du 16 geworden bist. Und enden werde sie erst wenn wir schrumpelig und alt sind!“, sagte er, zwinkerte mir zu und drückte den Knopf auf seinem Autoschlüssel, um dieses aufzuschließen. Wir stiegen ein. Er startete den Wagen und fuhr los. „Wie geht’s dir überhaupt?“, fragte er letztendlich. „Wie, wie geht’s mir? Was meinst du?“, kam die Gegenfrage von mir. „Wegen Ed. Er ist jetzt zwei Wochen weg. Wie geht’s dir dabei?“, er sah mich kurz an, dann aber wieder auf die Straße. Da fiel es mir wieder ein. Ich musste etwas darüber nachdenken. Ich hatte fast schon vergessen, dass er so lange weg war. „Ich... Weiß nicht genau. Irgendwie fühle ich mich merkwürdig. Er hat gesagt, wenn er wieder hier ist, sehen wir was zwischen uns ist. Aber er ist schon so lange weg. Ich hab Bedenken, dass sein 'alter etwas mehr als Kumpel' ihm noch was bedeutet. Ich meine klar bedeutet er ihm was, aber ich meine so... Liebesmäßig, weiß du?“, ich schweifte ein bisschen umher. Ich sah Jason auf dem Augenwinkel nicken. „Hör mal, Addison. Ich hab Ed gern, aber dich auch. Deswegen sag ich dir jetzt, dass er dir überhaupt nicht gut tut.“, fing er an, „ Er tut dir weh, oder nicht? Wie er mit dir umgeht, als wärt ihr ein Paar. Aber im Endeffekt seid ihr das gar nicht. Eigentlich behandelt er dich sogar ziemlich daneben. Ich kann mir vorstellen, dass du in ihn verliebt bist, aber denk mal genau darüber nach, ob so was das ist, was du dir vorstellst. Eine Beziehnung ist das nicht. Eher ein Affäre oder so ein 'Freunde mit Extras'- Ding. Willst du das?“ „Natürlich will ich das nicht“, versicherte ich ihm, aber schweifte wieder ab, „Aber er hat damit doch ausdrücken wollen, dass es möglich wäre, dass wir vielleicht irgendwann mal so was wie eine Beziehung haben könnten. Vielleicht hat er ja auch Gefühle für mich entwickelt. Das weiß man ja nicht.“ „Ach Mann, Addison!“, nörgelte Jason, „Du bist doch nicht wirklich so naiv!“ Ich war still. Ich wollte nichts dazu sagen. Ich wusste ja selber, dass das naiv war. Aber die Hoffnung aufgeben, wollte ich nicht. Immerhin war da doch ein Fünkchen an dem ich mich festhalten konnte. Und wollte. Es war ziemlich lange still im Auto. Dann klopfte mir Jason aufs Knie und sagte: „Tut mir Leid, dass ich das so sage. Ich will dich nicht angreifen. Aber ich möchte, dass du weißt, dass du was besseres haben könntest. Anstatt von diesem Abklatsch von Beziehung.“ Ich sagte nichts mehr, die ganze Fahrt über zu Ed und Dilylahs Haus. Weil ich wusste, dass Jason Recht hatte. „No matter how I try Cannot plot to make you cry So I won't take you seriously 'Cause I miss you so much I get my panties in a bunch Everytime you're not next to me“ Als ich den Kuchen sah, den Dilylah gebacken hatte, kam meine gute Laune wieder. Wir tranken Kaffee, aßen den Kuchen und spielten ein bisschen mit Audrey. Dilylahs Schwester kam später noch um auf die Kleine auf zu passen. Und ich wurde fast minütlich von irgendwem angerufen oder bekam Glückwünsche per SMS. Und eben so eine Text Nachricht kam auch von Ed. Das war der Tag an dem ich anfing SMS zu hassen. In dieser Nachricht stand drin: „Hey! Alles Gute. Ich ruf dich demnächst mal an. ; )“ Ich hätte ihn für diese dämliche Nachricht köpfen können, Gott bewahre. Ich schrieb ein einfaches 'Danke' zurück und ignorierte mein Telefon den Rest des abends. Ich hatte unglaublichen Spaß. Ich war schon lange nicht mehr mit meinen Leuten feiern gewesen. Die waren ganz fasziniert von Dilylah. Jeder kannte sie in unseren Kreisen. Genau wie Ed. Und ich dachte schon wieder an ihn. Ich versuchte ihn einfach aus meinem Gedächtnis zu saufen. Erst klappte das auch ganz gut. Im Laufe des Abends fragten mich allerdings ständig irgendwelche Leute, wieso Ed nicht dabei war. Irgendwann war ich so sauer, dass ich sogar meinen Tonfall vergaß. Ich blökte eine mir fremde Person dermaßen unhöflich an, dass ich und meine Gruppe um einen Clubrausschmiss reicher wurden. Später sprach mich Dilylah darauf an. „Jordan!“, sie drängelte sich zu mir auf die Tanzfläche, „Lass uns mal ein paar Takte reden.“ Sie schrei fast, aber anders verstand ich sie auch nicht. Ich nickte, sie nahm meine Hand und führte mich von der Tanzfläche. Wir verließen den Club. Draußen reichte sie mir eine Zigarette und steckt sich selbst eine an. Sie gab mir ihr Feuerzeug und ich tat es ihr gleich. „Das mit Ed macht dir ziemlich zu schaffen, was?“, fragte sie etwas bedrückt. Hier in der Kälte merkte ich erst richtig, wie viel ich getrunken hatte. Ich konnte nicht mal mehr richtig stehen. „Ach was!“, fing ich an, „Is' ja eh scheiß egal. Ich meine... Ich schein' ihm ja scheiß egal zu sein. Dann ist er mir auch scheiß egal. Scheiße is' das beschissen kalt hier!“ Dilylah sah mich fragend an. Sie holte Luft und sagte dann: „Du bist ihm nicht egal, Jordan.“ Ich musste lachen. Ziemlich lange sogar. Irgendwann klang mein Lachen aber nicht mehr belustigt, sondern verzweifelt. „Er hat geschrieben er ruft mich an! Er hat nicht mal angerufen, nachdem er gesagt hat er meldet sich, wenn er angekommen ist! Weißt du was ich mir für scheiß Sorgen gemacht hab, bis du mir gesagt hast, dass bei ihm alles okay ist? Drei verfickte Tage später!“, ich wurde ziemlich laut, „Wenn er sich wirklich irgendwas aus mir machen würde, hätte er sich gemeldet. Zumindest heute! Ich bedeuten ihm einen Scheiß! Ich bin offenbar nur zum Ficken gut.“ Ich taumelte an die Wand vom Club und ließ mich auf den Boden fallen. Das tat weh und war kalt, aber das kümmerte mich herzlich wenig. „Fuck!“, fluchte ich und legte meinen Kopf auf meine Knie. Dilylah hockte sich vor mich und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. „Süßer... Und wenn ich es dir doch sage, du bist ihm nicht egal. Er hat dir doch gesagt, dass du ihm viel bedeutest u-“, ich unterbrach sie. „Man kann viel sagen... Es meinen ist was anderes“, sagte ich leise. „Das kann sein. Aber denk mal drüber nach. Er versucht einiges aus seiner Vergangenheit zu richten. Das kann manchmal dauern“, sagte sie sachte. Ich sah sie an. „Und was mach ich, wenn das mit seinem 'alten etwas mehr als verficktem Kumpel' klappen sollte?“, fragte ich sie und jetzt merkte ich erst, wie verzweifelt ich eigentlich war. „Das wird es nicht. So wie ich Domenico kenne, findet er die Idee mit' nem Mann zusammen zu sein eher inakzeptabel. Kann ja sein, dass er in Edward verliebt war oder ist, aber damit das was anständiges werden sollte, müsste da mehr als nur platonische Liebe sein“, versicherte sie mir, „Und das ist bei den beiden einfach nicht der Fall.“ Ich sah sie lange an. Versuchte das zu verarbeiten, was sie mir da erzählte. Ich rauchte die Zigarette zuende und schnippte sie weg. „Aber das garantiert mir nicht, dass er sich für mich entscheidet“, stellte ich fest. Dilylah sah mich traurig an und strich durch mein Haar. „Ach, Schätzchen.... Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst“, sagte sie und küsste meinen Kopf. Eine Weile waren wir still. Sie reichte mir eine weitere Zigarette, die ich dankend annahm. Sie zündete sie für mich an. „Di, ich hab heute Nacht von ihm geträumt. Ich hab geträumt, dass wir Sex haben. Ich bin wach geworden, als Jason mich angerufen hat“, fing ich an, „Mit' nem Steifen!“ Ich sah sie durchdringen an. Sie starrte irritiert zurück. Dann fing sie an zu lachen. Nach einem Moment fing ich dann auch an. Wir blieben noch einen Moment lang draußen, dann beschlossen wir wieder rein zu gehen. Meine Laune wurde wieder besser. Es fühlte sich gut an darüber gesprochen zu haben. Auch wenn ich immer noch gar keine Ahnung hatte, wie ich mit allem umgehen sollte. Dafür wusste ich, dass ich mich auf Dilylah und Jason verlassen konnte. Manchmal merkt man erst später, wer zu einem hält. Aber man weiß, dass es da jemanden gibt. Sie gaben mir Halt und das tat mir gut. Der Rest der Clubtour war relativ Event frei. Ich hatte noch bis morgens Spaß und wurde vollkommen hacke von Jason nach Hause kutschiert. Morgens wachte ich zwar zufrieden, aber mit einem der schlimmsten Kater meines Lebens auf. „So just want me, say you want me I don't know if I belong Do you, not sure I believe but You could prove me wrong I'm a fool for love“ Kapitel 4: Release Me (Song by Agnes) ------------------------------------- „Yeah, it's perfectly clear That it's not what you need I tell you that I don't care But I don't want to Anything that you say I hear myself agree And I don't recognize What I've turned into“ Sechs Wochen. Sechs verfickte Wochen! Sechs Wochen in denen er sich kein einziges Mal gemeldet hatte. Ich war sauer. Ich hatte sogar davon geträumt Ed den Kopf ab zu reißen. Wort wörtlich. Mit viel Blut. Und Innerrein. Und Gehirn. Ich saß an meinem Schreibtisch und büffelte für eine anstehende Klausur. Es fiel mir zwar schwer mich zu konzentrieren, aber ich versuchte mir den Stoff einfach rein zu prügeln. Bis ich meine Klingel hörte. Ich schreckte dadurch auf und sah zur Tür. Dann seufzte ich. Ich stand auf, stapfte zur Tür und öffnete sie. Vor meiner Wohnung stand Ed. Ganz unverblümt und grinsend. Als wäre nichts passiert. Mein Gesichtsausdruck war monoton. Ich machte die Tür einfach wieder zu. Und es kam auch sofort ein Protest von Ed. „Jordan!“, er klopfte gegen die Tür, „Jordan komm schon, lass mich rein.“ „Fick dich, nein!“, entgegnete ich gereizt, „Du gibst sechs Wochen kein Ton von dir und jetzt kommst du einfach so wieder und erwartest von mir, dass ich dich mit offenen Armen begrüße. Spinnst du?!“ Ich war so sauer, dass ich gar nicht merkte, dass mir Tränen die Wangen runter liefen. Ein Schwall Tränen nach dem anderen. „Es tut mir Leid, Jordan. Ich will's dir ja erklären. Aber durch die Tür ist das ganz schlecht“, sagte er etwas bettelnd. „Ach, was willst du mir erklären? Dass du jetzt überglücklich mit deinem scheiß Italiener zusammen bist?“, fragte ich immer noch gereizt. Er muss irgendwie an meiner Stimme gemerkt haben, dass ich weinte. Denn er erkundigte sich danach: „Weinst du? Jordan... Mach die Tür auf, bitte.“ Ich hielt einen Moment lang inne. Dann öffnete ich die Tür wieder. Ed legte sofort seine Hände auf meine Schultern und schob mich weiter in die Wohnung, damit er die Tür hinter sich schließen konnte. Dann zog er mich an sich und umarmte mich. Jetzt war es soweit. Ich merkte selbst, dass ich weinte. Ich konnte meine Arme nicht dazu bringen Ed zu umarmen, obwohl ich das wollte. Stattdessen nuschelte ich in seine Brust: „Du bist so ein Arsch! So ein riesen Arsch. Du verdammter Wichser. Ich bin so unglaublich sauer auf dich!“ „Ich weiß“, entgegnete er. Wir blieben einfach so stehen. Irgendwann konnte ich meine Arme dazu bewegen Ed zu umarmen. Meine Hände krallten sich nahezu in seiner Jacke fest. Er war so gemein. Erst gab er kein Zeichen von sich und jetzt war er hier und umarmte mich. Und ich war so dumm! Ich sollte ihn echt verprügeln, ihm den Kopf ernsthaft abreißen, seine Leiche vergraben und auf dem Erdhaufen tanzen. Aber hier war ich nun, total aufgelöst und nicht dazu in der Lage ihn zu hassen für das was er mit mir machte. Für das was er aus mir machte. Nämlich ein einziges Wrack. „Wieso machst du das, Ed?“, fragte ich ihn, meine Stimme kratzig vom Weinen, „Wieso tust du mir das an? Du hast gesagt du meldest dich. Aber das hast du nicht. Ich hab mir Sorgen gemacht. Und dann schreibst du mir nur' ne dämliche SMS zum Geburtstag.“ Ed legte seine Wange auf meinen Kopf und seufzte. „Ich weiß... Ich bin schrecklich, Jordan. Und es tut mir Leid. Aber ich hab mir die Situation auch nicht ausgesucht“, sagte er und ich hörte ein kleines bisschen Verwirrung in seiner Stimme. Die letzte Aussage brachte mich dazu ihn von mir zu stoßen. Ein Anflug von Aggression kam wieder. „Sag mal, meinst du ich hab mir ausgesucht, dass ich in dich verliebt bin, oder was?!“, ich sah ihn ungläubig an, er wollte was sagen, aber ich kam ihm zuvor, „Bist du eigentlich vollkommen bescheuert, Edward? Ich hab dir nicht gesagt, dass du mich behandeln sollst, als wäre ich der einzige Mensch in deinem Leben! Ich hab dir auch nicht gesagt, dass du mich wegwerfen sollst wie Abfall! Das kommt von dir! Du spielst verdammt nochmal mit mir! Und du sagst, dass du keine andere Wahl hast? Warum? Wegen diesem bescheuertem Italiener, der dir vor zehn Jahren den Kopf verdreht hat? Tickst du noch sauber?!“ Wir schwiegen. Dann fasste ich mir ein Herz. Diesmal sprach ich wieder leiser: „Ich will dich nicht lieben. Aber ich kann einfach nicht anders. Wenn du nicht gerade ein dämliches Arschloch bist, bist du die wunderbarste Person, die ich jeh kennen lernen durfte. Aber ich kann das nicht. In einem Moment ist alles so, wie ich es mir wünsche. Im anderen dann tust du mir so weh, dass ich wünschte, wir hätten uns nie kennen gelernt.“ „Jordan“, fing Ed an, „Ich wünschte, dass alles anders gelaufen wäre. Nicht, dass wir uns kennen gelernt haben, sondern die Geschichte mit Domenico. Ich hab wirklich gehofft, dass das mit dir und mir klappt. Aber da ist etwas was mich davon abhält. Und ich weiß einfach nicht, was ich will.“ „Das hab ich gemerkt“, gab ich schnippisch zurück. Er hob eine Augenbraue und räusperte sich. Wir sahen uns einen Moment lang an. „Ich weiß, dass ich das alles irgendwie ändern kann. Ich will es auch. Aber ich weiß nicht wie“, teilte er mir mit. Dann kam er auf mich zu und legte seine Hände auf meine Taille. „Dann überleg dir was“, sagte ich, „Ich will nicht einfach nur deine Affäre sein.“ Er berührte meine Stirn mit seiner. Ich schloss meine Augen. „Lass mich nicht einfach so in der Luft hängen, bitte...“, fügte ich leise hinzu. Er küsste mich und ich war so blöd darauf einzugehen. „I don't know why I want you so 'Cause I don't need the heart break I don't know what love addictive hold You have on me I can't shake No, I'm not in control So let me go“ Komischerweise blieb er die Nacht bei mir. Ich hätte damit nicht gerechnet. Wir schliefen nicht miteinander. Er erzählte mir nur, was in Italien alles passiert war. Irgendwann war ich davon so angewidert. Weil die beiden offenbar festgestellt haben, was sie für einander empfanden. Und das war scheinbar mehr als Freundschaft. Er erzählte mir immer und immer wieder wie gut Domenico roch. Und dass er sich in seiner Gegenwart so wohl fühlt, wie bei niemandem sonst. Ich fragte ihn, was das mit dem Geruch eigentlich auf sich hatte. Er antwortete ein wenig irritiert: „Sag bloß du weißt nicht, was man darüber sagt? Oh, Jordan... Unter uns gesagt, Wölfe merken am Geruch eines anderen, wer der oder die Richtige ist. Das heißt nicht zwangsweise, dass es auch geistig oder körperlich passen muss. Nur wenn jemand für dich riecht, wie das, was du am liebsten hast, dann bedeutet das, dass ihr für einander geschaffen seid. Quasi dein Gegenstück.“ „Okay...“, ich stutze ein wenig, „Wie riecht er denn für dich?“ „Wie Baby Katzen und Zuckerwatte...“, antwortete Ed unheimlich verträumt. Ich sah ihn fragen an, aber sagte nichts dazu. Dann überlegte ich. Ich lehnte mich vor, um an seinem Nacken zu riechen. Ziemlich lange. Ich seufzte, kroch auf seinen Schoß und umarmte ihn. Dann stellte ich ihm erneut eine Frage: „Und was ist, wenn jemand diesen einen besonderen Geruch an sich hat, aber der andere nicht?“ „Du willst mich eigentlich fragen, ob du für mich nach Baby Katzen und Zuckerwatte riechst, oder nicht?“, er legte seine Arme lasch um meine Taille. Ich nickte und legte meine Wange auf seine Schulter. „Wonach rieche ich für dich“, fragte er flüsternd. „Nach Winter... Nach Äpfeln und Zimt.... Nach Weihnachten“, entgegnete ich. Ich schloss meine Augen und genoss den Duft, den er für mich ausstrahlte. Er schmunzelte leise. Dann streichelte er meinen Nacken. „Du riechst für mich nicht nach Baby Katzen und Zuckerwatte, Jordan“, sagte er sachte und mein Herz tat weh, „Du riechst für mich nach...“ Er pausierte, krauelte meinen Nacken weiter und roch an meinem Haar. „Du riechst nach... Organen und Zitronengras. Nach Sahne und Zucker“, sagte er. Das klang zwar schön, aber trotzdem verdrehte es meine Gedärme. „Aber nicht nach Kätzchen und' ner blöden Kirmes“, stellte ich leise, kaum hörbar fest. Ed seufzte in mein Haar und küsste meinen Kopf. „Gott, es tut mir alles so Leid, Jordan. Ich wünschte wirklich, dass ich alles irgendwie für dich ändern könnte“, sprach er wehmütig in mein Haar. Er küsste meinen Kopf noch ein paar mal. Ich umarmte ihn daraufhin fester. Ich wollte ihn nicht loslassen. Ich wollte ihn für mich. Ich wollte für ihn nach bescheuerten Kätzchen und' ner blöden Kirmes riechen. Wieso konnte ich nicht sein Gegenstück sein? Ich war doch viel präsenter für ihn. Ich war hier und nicht in Italien. Ich war derjenige, der für ihn da war und alles für ihn tun würde. Das alles war einfach so verdammt ungerecht. Gerade jetzt sollte ich eigentlich loslassen, sagen er soll gehen, aus meinem Leben verschwinden und mich einfach in Selbstmitleid versinken lassen. Und doch konnte ich es einfach nicht. Ich konnte einfach nicht so was wie Hass für ihn empfinden. Meine Liebe war eben viel zu groß. Obwohl er mir so sehr weh tat. Es fühlte sich an, als würde er mein Herz aus meiner Brust reißen, auf den Boden schmeißen und drauf herum trampeln. Es ging einfach nicht. Ich wollte ihn weder teilen, noch wollte ich ihn loslassen. Wir schliefen Arm in Arm ein. Mir war egal, was sich in den nächsten Tagen entwickeln sollte oder würde. In diesem Moment zählte für mich nur, dass Ed bei mir war, mich festhielt. Es fühlte sich einfach so richtig an. Auch wenn ich wusste, dass es das nicht war. Er war nicht der eine für mich. Aber ich wollte weiterhin glauben, dass es so ist. Dass er für mich bestimmt ist und ich für ihn. Diese Nacht stieß ich seinen blöden Italiener einfach aus meinem Kopf. Ich presste mich so sehr wie es ging an Eds Körper. Bis er einschlief streichelte er meinen Rücken. Ich dagegen brauchte unglaublich lange um einzuschlafen. Ich sah hin und wieder auf meine Armbanduhr. Das letzte mal war es halb fünf morgens. „I could sleep by myself you would burn me alive Find me somebody else But I don't want to Try to leave out the love That goes against the grain But I can rationalize it If I have to“ Gegen acht war Ed wach. Er weckte mich sachte. „Hey Darling...“, hauchte er in mein Ohr und küsste es dann. Ich grummelte irgendetwas, was ihn zum Schmunzeln brachte. Ich drückte ihm einen Kuss auf seinen Adamsapfel. Dann kuschelte ich mich wieder an ihn. „Geh nicht...“, murmelte ich an seinen Hals. „Okay“, sagte er. Er stützte sich auf seinem Ellbogen ab und sah mich an. Langsam konnte ich meine Augen öffnen. An meiner Stimmung stellte ich fest, dass bald Vollmond war. Wenn der Vollmond näher rückte wahr ich verdammt leicht reizbar, schlecht gelaunt und meistens unausstehlich. Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass das bei uns 'Welpen' normal war. Das würde sich mit dem Alter legen. Ich nahm es einfach so hin, denn ich hatte ja mehr als genug Exempel. Trotz meiner Stimmung sah ich lächelnd zu ihm hoch. Für einen Moment hatte ich vergessen, was am Vorabend alles passiert war. Ich war einfach nur so zufrieden und glücklich neben ihm aufzuwachen. Es fühlte sich an wie der Himmel. „Morgen“, säuselte Ed. Ich musste noch etwas mehr lächeln. „Morgen“, seufzte ich noch sehr verschlafen, aber fröhlich. „Wie geht’s dir?“, fragte er mich und strich ein paar Haarsträhnen aus meinem Gesicht. Ich sah ihn einen Moment lang nur an. Dann fiel mir alles wieder ein. Ich spürte meine Mundwinkel fallen. „Okay“, gab ich bedeckt zurück. Er wollte mich küssen, aber ich zog meinen Kopf zurück. Er sah mich fragend an. Ich gab genau den gleichen Blick zurück. „Küss mich nicht, wenn du dabei nichts empfindest, Edward“, sagte ich. „Jordan...“, fing er an, „Ich würde dich nicht küssen, wenn ich dabei nichts empfinden würde.“ Er richtete sich auf und ich tat das Selbe. Wir saßen uns gegenüber in einer merkwürdigen Stille. Dann fing er wieder an sich zu erklären: „Ich hab dich gern. Sehr gern sogar. Ich würde vielleicht nicht ganz so weit gehen und sagen, dass ich dich liebe. Vielleicht doch. Doch. Ich liebe dich. Aber... Irgendwie anders, als du es dir vielleicht wünscht. Ich liebe deine Nähe, ich liebe wie du aussiehst und wie du dich gibst. Es bedeutet mir unwahrscheinlich viel dich in meinem Leben zu wissen. Zu wissen, dass auf dich Verlass ist. Und du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Gefühlschaos in mir herrscht, wenn ich dich küsse, wenn ich dich berühre. Ich kann doch auch nichts dafür, dass da jemand anderes ist-“ Ich unterbrach ihn: „Der nach Kätzchen und Kirmes riecht.“ Mein Blick war skeptisch. Er verbesserte mich ein bisschen harsch: „Zuckerwatte.“ „Dann eben Zuckerwatte“, und schon war ich gereizt, „Nein, du hast recht! Ich kann mir nicht vorstellen, was du fühlst. Weil du es mir nicht sagst. Heute liebst du mich und morgen bin ich dir scheiß egal. DU kannst DIR nicht vorstellen, was in MIR vorgeht! Egal was du tust, du tust mir weh!“ Ed fing an seine Schläfen zu massieren. „Weißt du, Jordan. Du machst es dir ganz schön leicht“, sagte er und sah mich nicht an. Er stand auf und zog seine Schuhe an. Ich hätte platzen können vor Wut. „Ich mach es mir leicht?!“, ich wurde lauter, „Ich soll es mir, verdammt nochmal, leicht machen? Ich kanns echt nicht fassen. Du bist so ein verdammter Idiot, Ed!“ Ich stand ebenfalls auf und schrie ihn weiter an: „Warum gehst du nicht einfach? Geh zu diesem bescheuertem Domenico! Lass mich einfach in Ruhe! Ich kann das echt nicht gebrauchen.“ Ed zog seine Jacke an und sah mich etwas ungläubig an. Dann holte er tief Luft und warf mir an den Kopf: „Ich kann nichts dafür, dass du dich in mich verliebt hast, Jordan! Ich hab mir das nicht ausgesucht. Ich kann auch nichts dafür, dass das Schicksal ungerecht zu dir ist. Und ich bin NICHT dein scheiß Sündenbock! Denk vorher darüber nach, was du zu mir sagst und wie du es mir sagst, mein Freund! Vergiss nicht mit wem du hier redest!“ Er machte Anstalten zu gehen. An der Tür blieb er stehen. Er drehte sich um und sah mich an. Dann fügte er hinzu: „Wenn du wieder von deinem hohen Ross, was dir erlaubt so mit mir zu reden, runtergekommen bist sag mir Bescheid.“ Er öffnete die Tür: „Ich glaube du weiß selber nicht, was du überhaupt willst. Und du beschuldigst nur mich. Ich könnte genauso gut sauer auf dich sein-“ Bevor er weiter kam, war ich zu ihm vorgeschossen um ihn zu ohrfeigen, ziemlich hart zu ohrfeigen. Als ich realisiert hatte, was ich tat, schlug ich mir die Hände vor den Mund. „Oh Fuck!“, fluchte ich. Ich war unheimlich geschockt über mein impulsives Verhalten. Ed fuhr sich mit einer Hand über den Unterkiefer. Ich hatte wohl wirklich hart zugeschlagen. Er sah mich kurz an. Und er sah so unheimlich wütend aus. Er sagte nichts, verließ meine Wohnung und ließ die Tür zuknallen. Ich taumelte zu der Tür, drehte mich um und rutschte daran runter. „Fuck, Fuck, Fuck, Fuck!“, wiederholte ich immer und immer wieder. Und ich fing an zu weinen. „Scheiße...“, ich merkte selber wie gequält ich klang. Ich rappelte mich wieder auf und suchte mein Handy. Als ich es gefunden hatte rief ich Jason an. Er hob ab: „Was is' los, Kleiner?“ Ich konnte mich gar nicht richtig artikulieren. Ich stammelte: „Jay... Ich... I-ich hab.... Scheiße... Ich ich hab mich... Ich weiß nicht... Das ist...“ Jason klang etwas besorgt: „Addi? Addison... Was ist passiert?“ Ich schluchzte ein, zwei mal. Dann brachte ich etwas zu Stande: „Kannst du... Kannst du herkommen.... bitte?“ „Natürlich! Ich bin sofort da. Bis gleich“, sagte er und legte auf. Ich ließ mich wieder auf den Boden fallen. So lag ich da... Einfach so. „Release me Release my body I know it's wrong So why do I keep coming back I say release me 'Cause I'm not able to Convince myself That I'm better off without you“ Kapitel 5: If I Leave (Song by A Day to Remember) ------------------------------------------------- „In the beginning I was up front Nothing to think about, you’d always hear me out We made a pact and never gave up When everything would change, we always stayed the same But something went wrong along the way You come around and there’s nothing left to say It's like we’re strangers anyway, what more could you ask of me“ „Wie geht’s dir?“, ein paar Tage später kam Jason mich wieder besuchen. Um zu sehen, wie es mir geht. Er setzte sich neben mich auf den Boden, wo ich wieder einfach nur so lag. „Geht“, sagte ich monoton. Jason seufzte und stand wieder auf. Er ging in die Küche und holte zwei Gläser und eine Flasche Whisky. Dann setzte er sich wieder zu mir. „Weißt du Addison“, er schenkte in beide Gläser etwas von dem Whisky ein, „Du kannst nicht die ganze Zeit nur auf deinem Boden herumlungern, finster gucken und gar nichts tun. Komm drüber weg. Ich meine, klar, du hast verdammt noch mal unseren Alphawolf verprügelt. Aber er hat ja nichts gemacht oder? Ich glaub nicht, dass das Konsequenzen für dich hat.“ Verprügelt. Das war übertrieben. Ich denke Ed hatte die Ohrfeige so oder so gut weggesteckt. Immerhin war er um Längen stärker als ich. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass mein Verhalten dermaßen respektlos war, dass ich riesige Panik hatte aus dem Rudel verbannt zu werden. „Außerdem“, fing Jason wieder an und trank einen Schluck Whisky, „Wenn er wirklich vor hätte sich an dir zu rächen, hätte er dich quer durch den Raum geprügelt. Und du wärst tot.“ Ich sah ihn ungläubig an. Er warf mir einen fragenden Blick zurück: „Was? Is' doch wahr.“ Als er merkte, dass ich immer noch nichts tat, seufzte er wieder. „Mann, Addi... Hör auf zu schmollen und fang wieder an zu leben. Dann hat's mit ihm halt nicht geklappt. Was soll's?“, er trank den Rest aus seinem Glas in einem Zug aus. „Was soll's?“, grummelte ich, „Herrgott, Jason. Du hast leicht Reden. Du hast ihn nicht geohrfeigt.“ „Weil ich nicht in ihn verliebt bin. Außerdem hat er die Ohrfeige mehr als verdient, Addi. Er behandelt dich wie Dreck. Wahrscheinlich wärst du sogar besser dran, wenn er dich verbannen würde“, gab er zurück und schenkte sich noch was ein. Ich sagte nichts. Ich tat nichts. Ich lag einfach nur da. Er sagte nichts. Er tat nichts. Er saß einfach nur da. Dann fummelte er sein Handy aus der Tasche und rief jemanden an. Einen Moment wartete er. „Oh hey, Ed. Hier is' Jason“, sagte er und ich saß auf einmal kerzengerade vor ihm, „Oh, danke gut. Wie sieht's bei dir aus? Alles fit?“ Nach einem Nicken und einer kurzen Pause sagte er: „Achso... Okay. Du sag mal, ich hab da ein Anliegen. Kannst du mir' ne Frage beantworten? ... Ja? ... Verbannst du Addi, weil er dich verprügelt hat? ... Ja, gut, dann eben geohrfeigt... Nein? Ah, gut. Das wollte ich wissen. Danke Mann... Jaah. Hmmhmm. Immer noch, ja. Ich meld' mich bei dir, 'kay? Hau rein, nech?“ Jason legte auf. „Jason!“, quiekte ich entsetzt, „Was sollte das denn jetzt?!“ Er sah mich an, als wäre das Telefonat so selbstverständlich gewesen, wie ein gutes Frühstück. Er grinste und steckte das Telefon wieder in seine Tasche. „Ich sagt dir mal was, Schätzchen“, er schloss seine Augen und trank wieder einen Schluck Whisky, „Man kann sich sein Leben schwer machen. Man kann einfach warten, bis sich alles in Wohlgefallen auflöst. Man kann aber auch die Initiative ergreifen. So wie ich eben. Unser ach so toller Anführer teilte mir soeben mit, dass es ihm schlecht geht, wegen dir. Weil er versteht, was in dir vorgeht. Und er wird dich nicht verbannen. Er ist zwar etwas sauer auf dich, aber er sieht keinen Grund darin, dich auszuschließen.“ Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ein verdammt großer, verfickter Stein. Mir schossen Tränen in die Augen. Ich hatte in den letzten Tagen so viel geheult, wie noch nie vorher. Sogar beim Rudeltreffen. Da hielt ich mich an Jason und taperte ihm hinter her. Dem großen, weißen Wolf ging ich aus dem Weg. Er hatte mich einmal angesehen, worauf ich mich auf den Boden schmiss und winselte. „Ich sehe, du bist erleichtert“, sagte Jason und lächelte, „Nun komm schon! Leb' mal wieder. Und denk dran, dass du übermorgen von deiner Band gebraucht wirst!“ Er kabbelte zu mir und wischte meine Tränen weg. Dann hielt er mir das Glas Whisky vor die Nase, das für mich bestimmt war. Ich nahm es und trank es in einem Zug leer. „Mal langsam mit den jungen Pferden“, lachte Jason, „Steh auf! Zieh dich an! Sei wieder du selbst! Und denk nicht so viel an die Sachen, die du nicht mehr ändern kannst... Geh mit deinen Kumpels heute einen heben, okay?“ Er zwinkerte mir zu und das brachte mich zum Lächeln. „Okay“, ich nickte. Am Abend ging ich also mit meinen Freunden feiern. Ich tanzte mir meine Sorgen weg und hatte sogar Spaß. Sie gaben mir irgendwie Hoffnung, dass es alles nur besser werden konnte. Irgendwann ist man an einem Punkt, an dem man einfach nicht voran kommt. Dann ist es wichtig, dass man jemanden hat, der einen auffängt und zeigt, dass das Leben weiter geht. I’ve always been a man of action, Never let anything keep a hold of me Can always tell when something's missing, Like I know everything except for you and me I can’t make you want to stay, God knows I tried but this broke under our weight I still gave it everything, I guess I never catch my break Die nächsten zwei Tage ging es mir einigermaßen gut. Ich dachte wenig an ihn und besuchte meine Mutter. Ich traf mich mit meiner Band um die wichtigsten Sachen für den Auftritt zu besprechen. Und einen Tag vor dem Auftritt fiel mir erst ein, wo dieser statt finden sollte. Klassentreffen! Ausgerechnet das Klassentreffen von den Clanführern. Das war doch echt krank. Dann fiel mir aber ein, dass Ed da sein würde. Und ich hatte eine grandiose Idee. Ich grinste und rieb meine Hände aneinander. Worauf mich meine Bandkollegen skeptisch musterten. Am nächsten Tag also fuhren wir zu dem Internat. Es war irgendwo tief in den Wäldern nicht weit von Edinburgh entfernt. Als wir ankamen und gerade unser Equipment ausräumen wollten, fuhr ein protziger BMW durch die einfahrt. Der Fahrer stieg zuerst aus. Es war Robert. „Oh mein Gott, Joe!“, quietschte er und kam auf mich zu. Ich sah wie seine Frau ausstieg und ihre Augen verdrehte. Robert umarmte mich und ich bekam kaum noch Luft. „Es tut mir so Leid! Das ist alles meine Schuld!“, winselte er. Ich sah hilfesuchend zu seiner Frau. „Robert, bitte! Du zerquetscht ihn noch!“, meckerte Jill in einem grauenvollen deutschen Akzent, „Ich hatte gehofft, dass du nicht hier bist Jordan. Nichts für ungut, aber Rob hat ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil er Ed und Dino wieder zusammengeführt hat.“ Robert ließ mich los und ich sah ihm sein schlechtes Gewissen an. Er hatte es regelrecht auf der Stirn stehen. Ich sah ihn skeptisch an. Und ich spürte, dass meine Bandkollegen mich genauso ansahen. Einer von ihnen fragte mich leise, warum ich eigentlich alle hohen Häupter kannte. Ich zuckte nur mit den Achseln. Ehrlich? Ich hatte keine Ahnung, wieso ich die alle kannte. Na, alle war auch etwas übertrieben. Ich kannte die, die noch engen Kontakt zu Ed hatten. Freundschaftlichen Kontakt. Die, mit denen er politisch zu tun hatte, kannte ich auch nicht. Robert zum Beispiel besuchte Ed ziemlich oft mit seiner Frau Jill, die ebenfalls regierte. Robert war Oberhaupt des wohl größten Clans, Nordamerika. Er und Jill heirateten und bildeten so die Allianz zwischen Amerika und Deutschland. Jill teilte sich den Thron mit ihrem Zwillingsbruder, Marcel, den ich auch kannte. Manchmal verwirrte mich das alles ziemlich und ich war froh darüber nur ein ganz normaler Bürger zu sein. „Ist schon okay“, versicherte ich ihm und lächelte. „Nein! Das ist es nicht! Mann, Joe... Hätte ich das mit dir-“, ich hielt Robert den Mund zu, wozu ich auf Zehenspitzen stehen musste. Er war riesig. Jill kam rüber und bat meine Kollegen freundlich doch schon mal reinzugehen. Das taten sie auch. „Robert! Zügel dich gefälligst!“, ermahnte sie ihren Mann. Ich seufzte erleichtert. Es sollte immerhin keiner mitbekommen, was da in der Newton Familie alles schief ging. Ich sah an Jill runter und mir fiel auf, dass ihr Bauch etwas gewachsen war. „Bist du... schwanger?“, fragte ich sie neugierig. Sie wurde rot, lächelte mehr als glücklich und nickte. „Oh mein Gott! Das ist ja... Ich freu mich für euch!“, sagte ich euphorisch und umarmte beide. Das andere Thema war schnell abgehakt. Worüber ich wirklich froh war. Ich wollte nicht, dass sich Robert zu sehr damit befasste, obwohl ich wusste, dass er das wohl noch länger tun würde. Wir unterhielten uns viel über ihr Baby, bis Marcel ankam. Er begrüßte mich freudig und entschuldigte sich dafür die anderen beiden entführen zu müssen. Also ging ich meinen Pflichten wieder nach. Ich half meinen Kollegen alles fertig aufzubauen. Nach einiger Zeit begannen wir auch zu spielen. Alle wichtigen Leute trafen nacheinander ein. Es gab ein unglaublich lecker aussehendes Menü. Ich war fast neidisch, dass ich davon nichts abbekam. Ich entdeckte Dilylah und Ed. Dilylah lächelte mir zu. Mir fiel auf, dass Ed ziemlich schlecht gelaunt wirkte. Er versuchte es zu verstecken. Aber richtig klappen tat das nicht. Er wirkte immer etwas erleichtert, wenn ein blonder Typ bei ihm war. Das war offensichtlich Domenico. Und immer wenn ich die beiden sah kam ein Schwall Aggression in mir hoch, den ich versuchte weg zu räuspern. Als die Band gerade eine Pause machte, setzte ich meinen Plan in die Tat um. Ich legte eine CD in die Anlage. Die Musik begann und ich stellte mich vor das Mirko. Mir war scheiß egal, wie die Reaktionen ausfallen würden, wie die Konsequenzen sein würden. Ich zog mein Ding einfach durch. „Maybe I need some rehab; or maybe just need some sleep? I've got a sick obsession; I'm seeing it in my dreams“, fing ich an zu singen, als mein Einsatz kam, „I'm looking down every alley; I'm making those desperate calls! I'm staying up all night hoping, hit my head against the wall!“ Meine Band sah mich total verwirrt an. Der größte Teil des Publikums allerdings, war offenbar ziemlich angetan von meinem Kesha-Cover-Versuch. Ich sah Robert, der schon wieder kurz vor den Tränen stand und Jill, wie sie ihn tröstete. „What you've got boy, is hard to find“, mein Blick richtete sich an Ed, der mich ziemlich angepisst anstarrte, „I think about it, all the time!“ Ich zeigte auf ihn, das wurde aber meines Erachtens nach nur von Ed, Domenico und Dilylah regestriert. „I'm all strung up, my heart is fried; I just can't get you off my mind...“ Ich holte tief Luft und meine Performance fing erst richtig an. Ich nahm das Mikro aus der Halterung und lief die Bühne auf und ab, während ich weiter sang: „Because... Your love, your love, your love is my drug! Your love, your love, your love! I said your love, your love, your love is my drug...“ Ich sag fleißig weiter. An einer ganz bestimmten Stelle, ging ich von der Bühne und stellte mich mitten auf die Tanzflächen. Von allen hohen Häuptern umzingelt. Ich holte wieder tief Luft, sah Ed an und gab einfach alles, was ich in dieses Lied stecken konnte: „I don't care what people say; the rush is worth the price I pay; I get so high when you're with me; but crash and crave you when you are away!“ Wir sahen uns einen Moment an. Dann ging ich auf ihn zu, mein Zeigefinger piekste in seine Brust. Ich versuchte meinen Blick für den nächsten Part so lasziv wie möglich einzustellen: „So I've got a question; do you wanna have a summer party in my basement? Do I make your heart beat like an 808 drum? Is my love, your drug? Huh, your drug?“ Dann stieg ich auf einen der Tische und beendete den Song dort: „Because... Your love, your love, your love is my drug! Your love, your love, your love! I said your love, your love, your love is my drug...“ Ich war vollkommen fertig nach dem Song. Ich stand da auf dem Tisch und um mich herum wurde es still. Nur für kurze Zeit. Glücklicherweise dachten die meisten Gäste, dass das einfach zu dem Repertoire unserer Band gehörte. Sie waren begeistert. Außer Domenico und Ed. Und das gefiel mir. Ich grinste die beiden verschmitzt an und sprang vom Tisch. Dann verbeugte ich mich und ging zurück auf die Bühne. „Weil's so schön war, hier noch was nettes“, sagte ich ins Mirko und lächelte freundlich, „Sie dürfen jetzt tanzen.“ Ich zwinkerte dem Publikum zu und sagte einem Bandmitglied, welches Lied er anstimmen sollte. Dann fing ich wieder an: „I've been roaming around; always looking down and all I see... Painted faces fill the places I can't reach... You know, that I could use somebody...“ Das war mein Versuch an einen Kings of Leon Cover. In sehr langsam. Und es hatte einen Grund, warum ich gerade dieses Lied gewählt hatte. Den Grund kannte Ed genauso gut wie ich. Und das merkte ich auch. Als ich ihn entdeckte, sah er nicht mehr angepisst aus. Seine Züge waren weicher geworden und fast schon bedrückt. Er tanzte mit Dilylah, aber wahr nicht bei der Sache. Ich merkte, wie er immer wieder zu mir sah. Und ich spürte wie meine Stimme rauer wurde. Ich musste mich zusammen reißen, dass ich nicht wieder anfing zu weinen. Wirklich... Es war ein Samstag. Er war wie jeder andere Samstag. Ed war mit Dilylah und ihren Geschwistern unterwegs. Jordan mit seinen Leuten. Sie trafen sich zufällig in einem Club, dem 'Fever'. Das war ein beliebter Club unter den Wölfen. Als sie sich über den Weg liefen, auf der Tanzfläche, taten sie das, was man da auch macht. Tanzen. Sie kannten sich nun schon eine Weile. Eine Weile in der sie eine menge Zeit hatten, sich zu studieren, sich kennen zu lernen. Sie konnten sich einschätzen. Und beide spürten die Anziehung, die sie aufeinander ausübten. Was auch erklärte, wie sie miteinander tanzten. Es war alles, als wäre es so normal wie nichts anderes. Sie fühlten sich wohl. Im Hintergrund lief ein Song von Kings of Leon. Und es stellte sich heraus, dass genau dieser ab heute ihr Song war. Sie küssten sich. Das erste mal. Und für Jordan war es, als würde die Welt stehen bleiben... ... Deswegen wählte ich dieses Lied. Er war perfekt. Der Moment damals. Und jetzt fing ich an dieses Lied, obwohl ich es so liebte, zu hassen. I never thought you’d be the last one standing I never thought that we would come this far You’ll always be there looking over my shoulder I've come to terms with exactly what we are Einige Zeit später machten sich meine Band und ich auf den Weg. Wir bauten alles ab. Gerade als meine Kollegen die letzte Fuhre zum Wagen brachten, ich sah mich noch einmal um, um die Kleinteile einzusammeln, kam Ed auf mich zu. Der Raum war leer. Nur wir beide. Ich sah ihn an. Einfach nur so. Und er, ich merkte sofort, dass er einen im Tee hatte, starrte. „Was sollte das? Bist du jetzt zufrieden?“, fragte er mich irgendwie sauer. „Ähm... Mal ehrlich, Ed. Außer dir und mir hat niemand den Kontext gekriegt. Das ist was zwischen uns. Und ich wollte dir damit sagen, dass mir viel an uns liegt“, antwortete ich monoton. Ich stopfte ein paar Kabel in eine Tasche und machte mich daran den Rest einzusammeln. Ed blieb stehen. Er sah mir kurz zu. Dann fing er wieder an. „Jordan... Ich...“, er fing an zu stammeln. Das brachte mich dazu ihn anzusehen. Das tat er doch sonst nicht. „Was?“, fragte ich etwas zu gereizt. Ich war sauer. Ziemlich sogar, aber ich hab in dem Moment vielleicht etwas über reagiert. „Vergiss es. Schon gut“, er drehte sich um und wollte gehen. „Oh nein, mein Freund! Du gehst jetzt nicht! Du bleibst hier und sagst mir jetzt verdammt nochmal, was du sagen wolltest!“, ich stieg über das restliche Equipment zu ihm rüber, packte seine Schultern und drehte ihn um, „Sprich einmal richtig mit mir und lass mich nicht ständig blöd stehen. Sag mir was Sache ist!“ Er war still. Er schien sich zu sammeln. Dann legte er seine Hände auf meine Wangen. Er sah so bedrückt und besorgt aus. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Es tat mir fast schon Leid. Dann holte er tief Luft und fing an zu reden wie ein Wasserfall: „Oh Gott, Jordan! Du hast mir wirklich gefehlt. Du bedeutest mir so viel. Mir ist die ganze Zeit schlecht, wenn du nicht in meiner Nähe bist. Wir passen so gut zueinander und obwohl du scheinbar nicht der eine bist, gibst du mir so viel. Du machst mich immer wieder schwach und ich kann dir nicht böse sein, obwohl du so respektlos warst. Ich wünschte du wärst der Eine, der Einzige... Ich wünschte es.“ Das brach mir fast mein Herz. Das erste Mal, dass er Klartext sprach und dann so was. Irgendwie wusste ich überhaupt nicht, was ich sagen sollte. Ich war verwirrt. In dem Moment kam es dann einfach. Einfach so. „Ich liebe dich...“, sagte ich ruhig. „Ich liebe dich auch, Jordan“, er lehnte seine Stirn an meine. So schön es auch war, diese Worte so ehrlich zu hören. Und ausgerechnet von ihm. Aber mir kamen wirklich Zweifel. Auch wenn ich ihm glaubte, das alles war surreal und ich war mir einfach sicher, dass es zum Scheitern verurteilt war. „Aber ich kann das nicht“, fing ich an und schloss meine Augen, „Ich kann das nicht. Ich halte das nicht aus. Du machst mich kaputt. Ich liebe dich und deswegen will ich dich nicht teilen. Ich kann nicht mit dem Gedanken leben, dass ich nie das sein werde, was er für dich ist. Ich kann das einfach nicht.“ Ed ließ mich nicht los: „Ich weiß... ich weiß...“ Ich sah ihn wieder an und er sah so fertig aus. Und ich wollte das nicht sagen, aber ich musste einfach. Ich wollte nicht, dass er mir wieder so weh tun konnte. „Es ist besser...“, ich musste um meine Stimme kämpfen, „Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Besser, wenn ich gehe.“ Ed rieb mit seinen Daumen über meine Wangenknochen. Er schüttelte seinen Kopf leicht. Ich hörte ihn sehr leise 'Nein, nein, nein' sagen. Ich seufzte. „...Das... Jordan“, er räusperte sich, „Ich kann nicht ohne dich leben. Du bist so viel für mich. Ich brauche dich... Ich will nicht, dass das unser Ende ist.“ „Besser es ist das Ende von uns. Du wirst immer wissen, dass ich dir nicht alles geben kann, was du brauchst. Ich kann dir nicht das Gefühl geben, welches er dir gibt. Auch wenn ich es wollte“, meine Hände fanden den Weg zu seinem Nacken. Ed schob uns näher aneinander. Es kam mir wirklich so vor, als wolle er mich fest halten, davon abhalten zu gehen. „Geh nicht, Jordan. Geh nicht. Bleib bei mir, bitte...“, er klang so verzweifelt. Ich sammelte mich, um mich selbst davon abzuhalten ihm nachzugeben. Ich wusste, dass es einfach besser so war. „Ed... Glaub mir, die Entscheidung fällt mir mehr als schwer“, ich suchte wieder nach Worten, „Ich will nicht gehen. Aber ich muss.“ „Jordan-“, ich unterbrach ihn mit einem Kuss. Unseren Abschiedskuss. Nicht für sechs Wochen, sonder für immer. Ich rang wieder mit den Tränen. Es tat weh gehen zu müssen. Aber dieser Schmerz würde vergehen. „Ich liebe dich...“, sagte ich ein letztes Mal. Ich ließ ihn los und wand mich ab. Ich spürte, wie er mich an meinem Shirt festhielt. Aber als ich nach der Tasche griff, ließ er los. Ich ging. Ich hörte ihn noch einmal meinen Namen sagen. Auf dem Weg aus dem Ballsaal sah ich Domenico im Korridor. Ich sah ihn kurz an. Und ich spürte seine mehr als urteilenden Blicke sogar noch, als ich längst in dem Bus, eines der Bandmitglieder saß und heim fuhr. If I leave, bet you’ll wish I’d stayed Make you regret all the things you said to me You know that time can’t help us now, If I leave I'll still move away, And try to right all the wrongs we’ve ever made Won't let your problems weigh me down If I leave this, if I leave this way Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)