Ein ungewolltes Treffen mit dem Host Club und seine Folgen von Coni ================================================================================ Kapitel 11: Unruhen im Hause Kido --------------------------------- Die Mittagssonne steht hoch am Himmel, lässt die bunten Blätter umso intensiver in ihren Herbstfarben aufleuchten und kitzelt mir angenehm auf der Haut. Viel Zeit ist vergangen... Mittlerweile haben wir Ende August und die Sommerferien stehen dem Ende nah. Um wenigstens noch die letzten drei Tage Freizeit zu genießen, wenn man das bei den ganzen Privatunterricht und Meetings bei denen ich meinen Vater bisher begleiten durfte, so nennen konnte, habe ich es mir auf einer Hängematte in unserem Barockgarten gemütlich gemacht. Die Perfektion jedes einzelnen Grashalmes ist zwar irgendwo doch sehr unnatürlich, doch immer noch besser als gar kein Garten in dem man ab und zu Natur schnuppern kann. Und da Gott heute gnädig mit mir schien, hatte mich bis jetzt noch kein Mensch gestört, so dass ich wirklich das überraschend warme Wetter zum entspannen nutzen konnte. Ein wohliges Seufzen entglitt mir dabei glatt, als ich zufrieden meine Arme hinter den Kopf verschränke um sie als Ersatzkissen zu nutzen. Gerade will ich auch wieder in meine kleine Traumwelt abtauchen, da kommt das Übel persönlich um mich zu strafen. "Coni~", höre ich meine kleine Schwester nach mir rufen, ehe diese auch schon durch die Terassentür in den Garten stürmt. Wie nicht anders erwartet, steckte sie auch mal wieder von Kopf bis Fuß in rosanem Rüschenzeug. Wie um alles in der Welt konnte man derartiges nur bequem finden? "Coni!!", wiederholt sie ihren Ausruf mit singendem Unterton. "Was ist denn?", frage ich bloß genervt. "Ich will meine Ruhe haben, stör bitte wen anders, ja?" "Geht nicht, das wär nicht nett und nicht höflich wenn ich mich um deinen Besuch kümmern müsste!", belehrt mich meine kleine Schwester und sieht mich mit ihren grünen Augen mahnend an. Doch es dauert einige Sekunden bis ich ihre Worte gar realisiere. "Besuch?!" "Ja, diese ulkigen Typen bei denen du warst, als ich dich mal in der Schule besucht habe!", erklärt sie mir auch so gleich munter weiter und kichert vor sich hin. Innerlich bete ich zu Gott, dass ich noch in einem irren Traum gefangen bin und nicht in der Realität festsitze, doch mein rettender Kneifversuch scheitert zu meinem bedauern. "Schick sie weg und sag ich bin nicht da...", erkläre ich Reiko schnell, um wieder meine Ruhe haben zu können. "Geht nicht, die warten drinnen schon auf dich! Würde an deiner Stelle auch mal Gastfreundschaft zeigen, schließlich ist Papa zu Hause! Bei solchen Besuchern wird es ihm nicht freuen, wie unfreundlich seine älteste Tochter zu denen ist!", belehrt mich Reiko nun schon zum zweiten Mal an diesem Tage, was mir irgendwie ziemlich missfällt. "Du hast sie schon rein gelassen!?", stelle ich nur empört fest, wobei meine Kinnlade Richtung Boden fällt. Und wie auf Knopfdruck betreten die von mir unerwünschten Hosts genau in diesem Moment ebenfalls unseren Garten und sehen sich dabei neugierig um. "Oh ein Barockgarten!", staunen die Zwillinge gleichzeitig und bewundern die Perfektion der Grünanlage. "Welch gewählter Geschmack, interessant...", murmelt Kyouya währenddessen und rückt - wie so oft - seine Brille zurecht. "Hallo Coni-chan!", begrüßt mich Honey und winkt mir fröhlich von Moris Rücken aus zu, da dieser ihn gerade Huckepack trägt. "Warum muss ich nochmal dabei sein?", will Haruhi ebenso unbegeistert wie ich von der Situation von ihrem selbst ernannten 'Vater' wissen und würde anscheinend lieber gleich wieder kehrt machen. Tamaki aber scheint es besser zu wissen, da er die Braunhaarige darauf nur dramatisch in seine Arme schließt und ihr einzureden versucht, wie wichtig doch Kameradschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Freunden ist, was natürlich nicht entstehen würde wenn sie geht. Oh jemine.... Auf Wiedersehen mein ruhiger Tag~ Kopfschüttelnd erhebe ich mich aus meiner Hängematte, begrüße bloß Haruhi freundlich und begleite mit mulmigem Gefühl die anderen zusammen in unser Esszimmer. Irgendwas sagt mir, dass heute noch etwas Unschönes passieren wird... Nach einer guten Viertelstunde am runden, dunkel holzigen Esstisch haben dann meine 'Gäste' auch endlich mal ihre Gespräche beendet, so dass ich sie fragen kann was sie hier wollen. Nebenbei serviert uns einer unserer Butler jeder einen Kaffee und etwas Gebäck, auf das sich Honey auch so gleich mit leuchtenden Augen stürzt. "Haruhi hat Tamaki auf die Idee gebracht", erklärt mir Kyouya wahrheitsgemäß und nimmt einen Schluck von seinem dampfenden Kaffee. Gemeinte jedoch blickt ihn schlagartig irritiert an. "Hä? Ich?" "Ja, du hast doch in Karuizawa gesagt, dass du dich fragst wie es wohl Coni ginge!", antworten die Zwillinge ihr synchron, die heute ihre Haare leicht verstrubbelt frisiert haben. Nun schien sie langsam zu verstehen, "Aber damit meinte ich doch nicht das wir sie einfach ohne zu Fragen besuchen sollen und das auch noch heute, wo ich nochmal den wichtigsten Schulstoff der letzten Klasse durchnehmen wollte!" "Genau!", stimme ich ihr nickend zu und werfe den anderen vorwurfsvolle Blicke zu. "Beschwert euch bei Tamaki", meint Kyouya darauf nur trocken. Als ich mich nach dem blonden King-Trottel umsehen will, um ihm eine Standpauke zu halten entdecke ich ihn weiter abseits von uns wie er, wie schon einmal, meine kleine Schwester mit seinem Süßholz Geraspel vollsülzt. Der lernt's nicht... Mit zum Vorschein kommender Zornesfalte marschiere ich auf ihn zu, packe ihm am linken Ohr und ziehe ihn hinter mir her. Er kann unter Schmerzen nur noch laut jammernde Töne von sich geben, während meine Schwester alles mit einem schadenfrohen Grinsen verfolgt. Auch die anderen Hosts und insbesondere die Zwillinge lachen deshalb drauf los. Tamaki an seinen Sitzplatz verdonnert, wo er nun mit wehleidigem Hundeblick zu seinen Füßen sieht, möchte ich nochmal genauer auf ein eben kurz erwähntes Thema zurückkommen. "Ihr wart also in Karuizawa? Ich dachte ihr wolltet alle ins Ausland Urlaub machen?", hake ich neugierig nach. "Eigentlich schon, aber da Tama Tama dachte das Haruhi bankrott sei, abgehauen und dann entführt wurden ist nach Karuizawa, hat er uns zusammengetrommelt um nach ihr zu sehen", erzählt Honey lächelnd und knabbert an seinem Marmeladenkeks weiter. "Stimmt's Takashi?", fügt er noch hinzu, worauf ein stummes Nicken von dem schwarzhaarigen Riesen folgt. "Du wurdest entführt?", will ich schockiert und mit großen Augen wissen. "Nein, nichts dergleichen... Ich hatte nur in einer Pension von einem früheren Arbeitskollegen von meinem Vater ausgeholfen...", stellte Haruhi klar und so erzählten mir die sieben in aller Ausführlichkeit von ihrem Abenteuer das im Hubschrauber begann, vom erquickenden Kampf um ein Schlafzimmer, der Begegnung mit einem alten Schulfreund von Haruhi und der kindischen Eifersucht von Hikaru, der am Ende sogar noch sowas wie ein Date mit Haruhi hatte. Nebenbei wurden Tamakis Dramatisierungen immer wieder mit den üblichen Sprüchen kommentiert, so dass dieser zum Schluss wieder mal in einer Ecke saß und von einer dunklen Aura aus Selbstmitleid umgeben war. "Ihr habt also auch eine Tunte kennen gelernt!", staune ich nicht schlecht. Schade, ich hätte auch gern mal eine gesehen. "Glaub uns", beginnt Hikaru deshalb mit diesem uninteressierten Blick. "Du hast nicht viel verpasst", beendet Kaoru seinen Satz. Hm.. wenn sie meinen... Aber da fällt mir ein ich habe ja schon eine Tunte getroffen! Verstohlen fällt mein Blick auf Honeys rosa Häschen welches er vor sich auf dem Tisch platziert hat und dem er ab und zu einen Keks anbietet, den er letzt endlich dann aber doch selbst isst. "Ob das Teil nur im Traum 'n Kerl war?", murmele ich leise in mich hinein. Doch ehe ich mir weiter Gedanken darum machen kann, eröffnet Kyouya ein neues Thema. "Wie wäre es denn, wenn du uns mal ein bisschen rumführst als Gastgeber?", fragt er mit gespielt scheinheiligem Lächeln und legt den Kopf dabei auch noch leicht schief um wohl besonders unschuldig zu wirken? Der lügt mir doch eiskalt ins Gesicht, der hat irgendwas andres vor. Das wette ich! "Na gut, dann kommt mit....", gebe ich mich aber geschlagen, da mir auch nichts Besseres einfällt und beginne die Führung zu den wichtigsten Räumen, wobei mir die anderen im Gänsemarsch folgen. Zuerst zeige ich ihnen im Erdgeschoss die große Küche mit unseren privaten Köchen, darauf das weiße Gästebad und die Wohnstube, die mit einem hochwertigen Backstein-Kamin ausgestattet ist. Über eine der beiden Treppen im geräumigen Eingangsbereich gehen wir dann in die erste Etage. Dort gehen wir an dem Arbeitszimmer meines Vaters vorbei, weshalb ich die anderen bitte keinen Mucks von sich zu geben, da dieser nicht gerne gestört wird. Und wenn ich mich nicht täusche, kann ich aus den Augenwinkeln für einen kurzen Moment ein zufriedenes Lächeln auf Kyouyas Lippen erkennen. Aber ich kann mich auch geirrt haben... Als nächstes bleibe ich dann auch schon vor einer weißen Tür mit verschnörkelten Mustern im Holz stehen. - Meiner Zimmertür. Mit geübtem Handgriff drücke ich die goldene Klinke runter und ein heller Raum, mit vielen Fenstern kommt zum Vorschein. Ein weißer Kronleuchter mit bemusterten Lampenhütchen hängt an der Decke und die gesamten Möbel sind aus hellem Holz und teilweise mit lindgrünem Stoff überzogen. "Das ist mein Zimmer", offenbare ich den anderen nüchtern und mache es mir auch gleich auf meinem Himmelbett bequem. Interessiert beobachte ich die Reaktionen der anderen. "Das ist aber groß!", stellt Haruhi fest und begutachtet neugierig die große Manga Ansammlung in meinem Bücherregal. Honey rennt sofort auf meinen Couchtisch zu, auf dem ich immer eine Schale mit Süßem für Gäste bereit stehen habe. Ohne etwas retten zu können, stürzt er sich auch gleich auf die Süßwaren, wobei ein paar rosa Blumen um ihn herumschwirren, die vermutlich sein Glücks erfülltes Gesicht untermalen sollen? Mori hingegen ist wundersamer Weise von seiner Seite gewichen und scheint sich per Telepathie mit meinem grauen Wellensittich zu verständigen, der in seinem Käfig auf dem breiten Fensterbrett sitzt. Die beiden schauen sich nämlich ganz vertieft in die Augen und geben keinen Laut von sich, was mich doch sehr wundert, denn eigentlich pfeift Coco immer heiter drauf los sobald Besuch da ist. Tamaki steht währenddessen vor meinem Schreibtisch und schaut sich musternd die Fotos über und auf meinem Schreibtisch an, auf denen hauptsächlich Urlaubserlebnisse festgehalten wurden. Als ich meine Augen dann zu den Zwillingen wandern lassen will, laufe ich leicht rot an. Die beiden Rotschöpfe haben nämlich einfach die Schubladen meiner Kommode geöffnet und sich einen Ordner daraus genommen. Ausgerechnet der, in dem ich meine ganzen gezeichneten Bilder aufbewahre! Mit schnellen Schritten gehe ich auf die beiden zu und reiße ihnen den Ordner aus den Händen, den sie schon zur Hälfte durchgesehen haben. "Fragt gefälligst bevor ihr in den Schränken anderer Leute rumschnüffelt!", keife ich die beiden sauer an. Meinen Ordner drücke ich dabei noch fester an mich, während die Röte in meinem Gesicht nun statt Wut aus Scham entsteht, da alle mich perplex ansehen. Mist, das war unangebracht! "...Tut mir leid...ich wollte nicht so schreien..", entschuldige ich mich bei den beiden peinlich berührt, die mich noch immer erschrocken ansehen. Tamaki hingegen scheint auf meiner Seite zu stehen und ermahnt die Zwillinge mit tadelndem Zeigefinger, "Hikaru, Kaoru! Wo sind eure Manieren? Coni ist schon ok, es ist verständlich das sie nicht einfach in deinen Privatsachen rumwühlen können" Um mich zu trösten legt er obendrein noch seine Hand auf meinem Kopf und tätschelt mich sanft. "Ähh... gut...", bekomme ich deshalb nur kleinlaut heraus. "Was ist denn da drin?", fragt Haruhi mich von hinten und deutet auf meinen Ordner. Erneut steigt mir die Röte ins Gesicht bei dem Gedanken und ehe ich schüchtern antworte, erledigen das schon zwei andere für mich. "Da waren ganz viele tolle Bilder drin im Manga- und Animestil!", platzt es begeistert aus Kaoru heraus, der seine Sprache nach dem kleinen Schock wieder gefunden hatte. "Und die waren alle selbst gezeichnet!", meinte auch noch Hikaru anerkennend. "Dürfen wir die mal angucken Coni-chan?", fragt mich Honey auch noch plötzlich von der Seite und sieht mich mit seinem niedlichstem Gesicht an, das er zustande kriegt. Da würde man ihn am liebsten sofort Knuddeln! Kurz zögere ich noch, vertraue ihm dann aber besagten Ordner an. Interessiert versammeln sich deshalb alle um ihn und begutachten zusammen meine gesammelten Werke. Nebenbei hört man von ihnen ein staunendes "Ahhh" oder "Ohh", was mich gleich noch mehr erröten lässt, soweit das überhaupt noch möglich ist. Doch Momentchen... "Wo ist denn Kyouya?", frage ich leise in mich hinein und lege verständnislos den Kopf schief, wobei noch ein einzelnes Fragezeichen über meinem Kopf erscheint. War der nicht vorhin noch genau hinter uns? Da die anderen mich anscheinend überhört haben, mache ich mich alleine auf die Suche und begebe mich in den Flur. "Wo kann der sein?" Nichtsahnend klapper ich einen Raum nach den anderen ab und stolper so schließlich auch bei meiner Schwester rein, die es sich gerade auf ihrem Sofa bequem gemacht hat und wieder irgendwelche Kleiderstücke entwirft. Als sie mich reinkommen hört, schaut sie fragend auf. "Hast du Kyouya gesehen?", möchte ich von ihr wissen. "Wen?", ernte ich bloß eine Gegenfrage von ihr. "Den schmalen, dunkelhaarigen Typ mit der Brille", erkläre ich ihr, doch sie schüttelt nur verneinend den Kopf. Hm... Gerade will ich deshalb ihr Zimmer verlassen, da ruft sie mir noch etwas nach, "Heute Abend darfst du wieder Probe stehen und meine Sachen anprobieren!". Na toll... Als anziehpuppe werde ich also heute auch wieder missbraucht. Welch erfreuliche Nachricht... "Aber jetzt hab ich ein anderes Problem.. wo steckt der Kerl?!" Nachdenklich laufe ich an den bereits überprüften Räumen vorbei und somit auch an meinem Zimmer, wo noch immer die Tür offen steht. Was ich da sehe, lässt mir gleich einmal das Herz aussetzen. "Was macht ihr da?", will ich entsetzt wissen und beobachte wie sie die Käfigtür meines Vogels öffnen. Coco nutzt die Gelegenheit natürlich auch sofort und flattert fröhlich heraus um erst einmal ihre gewöhnlichen Kreise zu ziehen. "Nicht!", ist das letzte was ich sagen kann, ehe ich über meinen eigenen Fuß stolpere und Richtung Boden lande. Zur Untermalung ist dabei auch noch eine dramatische Hintergrundmelodie zu hören. "Aua....", bringe ich nur jammernd heraus. Während ich nun quer halb im Flur, halb im Zimmer liege, kommen die anderen auf mich zu. Hilfe anbietend hält mir Tamaki die Hand hin und zieht mich hoch. "Alles okay?", will er besorgt wissen, weshalb ich perplex nicke. Die anderen belächeln meine Situation nur. "Du bist vielleicht ein Tollpatsch", stellt Hikaru schief lächelnd fest. "Danke, dass weiß ich auch so..." erwidere ich deshalb mit Schmollmund, was die anderen zum Lachen veranlasst. Aber halt, eigentlich war mein Problem doch ein anderes! "Schnell wir müssen Coco wieder einfangen, wenn mein Vater da ist darf sie nicht raus!", erläutere ich den anderen schnell die Situation und genau als ich meinen Satz beende, fliegt mein grauer Sittich über unsere Köpfe hinweg in den Flur und verschwindet um die nächste Ecke. "Neiiiii~n", rufe ich ihr theatralisch hinter her. Au Backe, dass ist gar nicht gut! "Los wir müssen sie einfangen!", bestimme ich kurzer Hand und so machen wir uns alle auf Vogeljagd. Dummer Weise sollte sich das als schwieriger herausstellen, als ich mir das vorgestellt habe. Die Zwillinge liefen mit Keschern die Treppen hoch und runter, wo immer sie diese auch her hatten? Tamaki versuchte es immer wieder mit heldenhaften Sprüngen, landete am Ende aber bloß schmerzvoll auf der Nase. Honey versuchte durch die gewonnene Höhe auf Moris Schulter meinen Vogel zu erhaschen, stieß so allerdings ausversehen mit einer niedrig hängenden Deckenlampe zusammen und musste sich erst Mal Sterne sehend auf meinem Bett ausruhen, wo Mori nun natürlich über ihn wachte. Haruhi und ich wollten Coco mit Vogelfutter locken und haben uns hinter dem Sofa auf die Lauer gelegt und Kyouya... der war noch immer verschollen! Sogar Reiko, die nach einer halben Stunde ihr Zimmer verließ um sich eigentlich einen kleinen Snack zu holen, beteiligte sich dann noch an der Einfangaktion. Und so verging die Zeit wie im Flug, doch Coco blieb hartnäckig und schien sich sogar einen Spaß daraus zu machen uns jedesmal zu entwischen. So kam es bei dem regen hin und her irgendwann dazu, dass wir den erlaubten Lautpegel bei weitem überschritten. Fast schon intuitiv zuckte ich zusammen, als ich eine Tür laut zuschlagen hörte und ich ahnte bereits, dass die von meinem Bauchgefühl angekündikte Unannehmlichkeit jetzt realität an nehmen würde. Die anderen aber waren so sehr mit meinem Vogel beschäftigt, dass sie es gar nicht mitbekommen haben. Erst als jemand im schwarzen Anzug die Treppen herunter stolziert kam, bemerkten sie denjenigen. Und zu meiner Verzweiflung war es niemand anderer als mein Vater. Die Luft schien automatisch dünner zu werden durch die aufkommende Anspannung und meiner Schwester und mir stockte beinahe zeitgleich der Atem. Auch mein Sittich spürte die negative Schwingung und verkroch sich so gleich Schutz suchend hinter meinem Rücken. "Coni, Reiko was ist das für ein Krach!?", forderte er uns mit strengem Unterton zur Antwort auf. Seine dunklen Augen sahen uns dabei fast bedrohlich an, so dass mir glatt ein Schauer über den Rücken lief. "Äh... also Coco ist ausgebüchst... und", wollte ich kleinlaut erklären und sah dabei beschämt zu Boden. Mein Vater dachte aber gar nicht daran etwas zu erwidern. Stattdessen hörte ich nur seine Schritte näher kommen, was meine Nackenhaare automatisch aufstellen ließ. Was danach kam, war das was ich befürchtet hatte. Eine schallende Backpfeife traf meine rechte Wange, hinterließ einen geröteten Abdruck auf meiner Haut und die Standpauke folgte sofort. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass dieser Vogel nicht raus soll wenn ich da bin! Und dieser Krach schon wieder, ich glaube dir muss mal jemand Manieren bei bringen! Hätte ich damals gewusst was dieser Vogel für einen Dreck macht hätte ich ihn nie erlaubt!", diese Worte brachte er geradezu wutschnaubend heraus, nur um darauf mit verachtenden Blick sich von mir ab zu wenden. "Damit du zur Vernunft kommst, will ich dass der Vogel noch heute das Haus verlässt! Du musst endlich erwachsen werden und dich nicht andauernd mit solchen Kindeleien aufhalten!", schimpfte er mich aus. Die anderen sah er noch mit streng musterndem Blick an, ehe er sich verabschiedete. "Ich fahre jetzt zur Hauptfirma. Du könntest dir eine Scheibe von diesen jungen Männern abschneiden und besonders von dem Otori-Sprössling, er weiß im Gegensatz zu dir wie man sich zu verhalten hat. Nimm dir mal ein Vorbild an ihm", mit diesen Worten verließ er zügig das Haus. Den Tränen nahe blicke ich ihm hinterher. Die anderen sehen ihm noch genau so erschrocken nach und machen den Anschein als könnten sie nicht realisieren was gerade passiert ist. Coco klettert währenddessen auf meine Schulter hoch und schmiegt sich mit ihrem weichen Köpfchen tröstend an mich an, als hätte sie jedes einzelne Wort verstanden. Traurig senke ich den Kopf, so dass mein rechter Seitenpony mein Gesicht verdeckt. Die Tränen kann ich nicht mehr zurückhalten und so tropft die erste zu Boden. Ich muss hier weg... Schnell renne ich mit Coco die Treppen hoch, unter dem Vorwand eben diese wieder in ihren Käfig zu lassen. Oben angekommen renne ich vor lauter Eile fast Kyouya um, der von oben wahrscheinlich alles mitgehört hat. Nun weiß ich auch wo er war... Bei meinem Vater... Dann war das Lächeln vorhin doch keine Einbildung! Er wollte bloß meinen Vater zu seinen Bekanntenkreis an wichtigen Leuten hinzufügen... Was ich jedoch durch meinen flüchtenden Rückzug nicht mehr mitbekomme, ist wie er mir leicht anteilnehmend hinter hersieht. Unter Tränen betrete ich schließlich mein Zimmer und bringe Coco wieder in ihren Käfig, wo sie dies Mal auch ohne Probleme rein hüpft. Als ich mich dann umdrehe und mich auf ein Kissen meines Bettes schmeißen will, bemerke ich erst Honey der sich noch immer von seiner Konfrontation mit der Lampe erholt und Mori, der schweigsam daneben sitzt. Ach ja.. die waren ja auch noch da!.. Mori schaut mich stumm an, weshalb ich meine Tränen schnell mit den Handrücken wegwische. Mit einer deutenden Handbewegung macht er mir klar, dass ich neben ihm Platz nehmen soll. Ohne die Oberhand über meinen Körper zu haben, lässt sich dieser auch neben ihm nieder. Betreten sehe ich auf meine eigenen Hände und kriege kein Wort raus. Ich muss mir sogar auf die Unterlippe beißen um nicht wieder an zufangen vor mich hin zu schluchzen. Um mich ab zu lenken, schaue ich auf Honey, der mittlerweile friedlich schlummert und sich in die Embryo-Schlafposition gelegt hat. "Geht..geht es ihm besser?", murmele ich kleinlaut vor mich hin. "Ja, er ist nur noch etwas müde...", antwortet mir Mori auch sofort mit ruhiger Stimme. Dann folgt für ein paar Minuten eine bedrückende Stille. "Du musst nicht darüber reden...", fängt er rücksichtsvoll an. "Aber du brauchst dich nicht schämen..." Wieder den Tränen nahe sehe ich deshalb aufgelöst zu ihm auf. Er schaut mich verständnisvoll an und strahlt die Ruhe selbst aus. Wie ich ihn dafür beneide immer so Bodenständig bleiben zu können. Schließlich kann ich die Tränen nicht mehr unterdrücken und lasse alles raus. Meine Trauer, meine Wut, meinen Scham, einfach alles. Zu meiner Verwunderung schließt er mich sogar tröstend in seine Arme. Aber das stört mich weiter nicht, ich bin ihm sogar dankbar dafür. Und da ich zu doll mit Weinen beschäftigt bin, merke ich nicht wie Honey langsam davon wach wird, allerdings weiterhin so tut als würde er schlafen und das alles nur mit einem Lächeln hinnimmt. Zur selben Zeit muss sich auch Reiko unten erst mal wieder sammeln und ihre Trauer und Wut runter schlucken. Besorgt hat sie ihrer großen Schwester hinter her gesehen und sich mit den Jungs in einer Runde in der Sitzecke gesetzt. "Das war aber ganz schön grob von eurem Vater....", meinte Haruhi trüb. "Ist das öfter so?", wollte Tamaki interessiert und mit besorgter Miene wissen. "Ja... fast immer wenn er da ist mäkelt er an ihr rum...", begann sie zu erzählen. "Aber das war nicht immer so...", verteidigte die Ockerhaarige ihren Vater zu aller Verwunderung. "Und seit wann ist das so?", wollte nun auch Kaoru mit bekümmerten Unterton in der Stimme wissen. Doch ehe Reiko antworten konnte, setzte sich auch Kyouya dazu und äußerte sich sicher. "Seitdem eure Mutter im Krankenhaus liegt nicht wahr?" Die anderen sahen ihn aus diesem Grunde überrascht an, da er mal wieder vor allen anderen etwas wusste und es für sich behalten hatte. Um die fragenden Gesichter der anderen zu beantworten, erklärte er den Grund. "Ihr wisst ja, dass meine Familie eine Reihe an Krankenhäusern besitzt und eines davon bezieht sich auf Krebskrankheiten. Von Anfang an war mir der Name Kido bekannt, da ich von dem Fall durch meine älteren Brüder wusste. Bei der Gemahlin des Oberhauptes der Familie Kido wurde im vierunddreißigsten Lebensjahr Darmkrebs fest gestellt. Sie wurde richtig behandelt, doch eine Operation war nicht umwindbar und so entschloss sie sich als ihre jüngste Tochter, also du Reiko, in den Kindergarten kam der OP zu zustimmen. Alles verlief gut und sie ist nun theoretisch wieder gesund nur sie liegt seitdem im Koma." "Deswegen hat sie so reagiert...", kam es nachdenklich von Haruhi, in Erinnerung an den Strandausflug. Auch Hikaru verstand nun und sah mitfühlend und schuldig zu Boden, da er damals auch noch so genau auf das Thema eingehen wollte, obwohl sie es verneinte... "Ja... so war das.. Wir alle litten sehr darunter und unser Vater ist seitdem von seiner Trauer ganz eingenommen... Doch da er sie nicht zeigen kann, verwandelt sie sich in Wut und daher kommt seine leichte Reizbarkeit. Am Ende lässt er seinen Zorn über sich selbst leider fast immer an Coni raus, da sie eben nicht den perfekten Ansprüchen entspricht und eigentlich lieber was anderes machen würde, als sich mit den Banken und Finanzen zu beschäftigen, die unserer Familie gehören" ,erklärt Reiko den anderen, wobei jeder aufmerksam zuhört. "Ach und ich muss euch übrigens danken....", führt sie fort, wobei sich ein Lächeln in ihrem Gesicht bildet. "Wieso das denn?", möchte Tamaki deshalb verwirrt wissen. "Seitdem Coni mit euch zu tun hat, ist sie wieder viel mehr aus sich heraus gekommen. Sie hatte sich nämlich total zurückgezogen und wurde ganz still und hat ihre Gefühle teilweise auch unterdrückt. Mittlerweile lacht sie endlich wieder und lässt sich von ihren Emotionen mitreißen, so wie früher immer. Und außerdem fängt sie langsam an sich ihren Wünschen nach zu orientieren und versucht sich gegen Vater zu behaupten. Zwar hat sie da noch nicht die richtige Art und Weise gefunden, aber sie frisst endlich nicht mehr alles in sich rein und ich denke das verdankt sie Euch. Ihr scheint sie so genervt, aber auch berührt zu haben das sie als sie nach euren ersten Treffen zu Hause war, wie irre geflucht hat, aber trotzdem gelacht dabei. Ich dachte erst sie wär nicht mehr ganz dicht, aber die Gefühle gingen nur mit ihr durch..." Während sie all das erzählte hatten sich nun auch kleine Freudentränen in ihren Augen gebildet, weshalb ihr Haruhi ein Taschenbuch anbietet, dass sie auch dankend annimmt. Tamaki geht deshalb auf sie zu und tätschelt ihr, sowie zuvor schon Coni, den Kopf. Nebenbei kniet er sich zur ihr auf Augenhöhe und lobt sie mit einem weichem Lächeln, "Du bist aber ganz schön weit für dein Alter, dass du das alles so gut durchschaut hast. Du machst dir so viele Gedanken um die anderen, dabei muss es dir im inneren auch alles sehr viel ausmachen.. Du bist wirklich ein tapferes Mädchen" Mit einem Schniefen nickt die Grünäugige deshalb beschämt darüber, dass sie anscheinend so leicht zu durchschauen ist. Und während die anderen Tamakis Menschenkenntnis wieder einmal nur mit einem bewunderten Lächeln hinnehmen können, müssen auch die Zwillinge zu den Taschentüchern greifen. "So eine ergreifende Story!", kommt es schniefend von ihnen. Als Tamaki sich wieder aufrichtet, sieht er leicht ernst, jedoch auch mit einem Lächeln zu Kyouya. "Über was hast du dich eigentlich vorhin mit Herrn Kido unterhalten?", will er wissen, da es ihm nicht entgangen war wie sein bester Freund verschwunden ist. "Das erzähle ich dir später, wenn wir unter uns sind", kommt bloß seine gefasste Antwort, worauf die Zwillinge gleich protestieren, da sie auch wissen wollen, was vorgefallen war. Und nach einigen Diskusionen und Spekulationen seitens der Zwillinge darüber, was in dem Arbeitszimmer denn wohl besprochen wurde kamen auch Coni und Mori herunter, wobei zweiterer Honey wieder Huckepack trug. An Conis Augen konnte man noch deutlich sehen, dass sie noch viel geweint haben muss, aber darauf gingen die anderen nicht weiter ein, wofür sie sehr dankbar war. Und so verabschiedeten sich alle nach diesem Ereignisreichen Tag und freuten sich auf ein baldiges Widersehen in der Schule. Mori hatte zudem Coco auf die Bitte von Coni erst mal mit nach Hause genommen, da sie der Meinung war, dass es ihm wenn schon bei ihm am besten ginge. Am Abend saßen dann die beiden Sprösslinge der Kidos in dem Zimmer der Jüngeren, wo die Ältere wie so oft wieder Modepuppe spielen musste. "Aua du ziehst zu doll, das tut weh!", beschwerte sich Coni lautstark bei ihrer Schwester, die gerade ihre Haare hoch zustecken versuchte. Zuvor hatte sie schon ein in Pastelltönen, eher kurz gehaltenes Kleid mit dünnen Trägern anziehen müssen, unter dass sie sogar noch eine rötliche Ballonartige Hose tragen musste und mehrere Accessoires, wie z.B. eine Stulpe am rechten Bein oder Schleifen und Rüschen. * "Ja ja, bin ja schon fertig...", kam es nur grinsend von Reiko. "Du Schwesterchen... ", fing sie dann an, wobei sie letzteres Wort extra lang zog. "Ja?", hakte Coni neugierig nach. "Du hast echt nette Freunde, weißt du das eigentlich?", beendete die Jüngere ihre Frage und befestigte noch eine kleine Spange in den roten Haaren ihrer Schwester. Es dauerte etwas, aber dann folgte mit einem verträumten Lächeln die zart ausgesprochene Antwort. "Ja, das weiß ich..." ~Fortsetzung folgt...~ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Das war auch schon das Kapitel, dass doch länger wurde als ich eigentlich dachte... :'D Ich möchte mich noch einmal entschuldigen, dass es so lange gebraucht hat, bis es nun da ist und weiter geht mit der Story. Außerdem danke für all die Favoeinträge und generell für das lesen! liebe grüße Coni =) *Wassermelone hinstell* Ps. Das * bei der Kleidung die sie von Reiko verpasst bekommt, ist das Outfit was Coni auf dem Bild in der Charavorstellung trägt. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)