Naturliebe von GeZ ================================================================================ Kapitel 1: Kornblumenblau und Glockenblumenblau ----------------------------------------------- Disclaimer: Sämtliche auftretenden Charaktere sind von mir frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder fiktiven Personen sind nicht beabsichtigt. Selbiges gilt ebenfalls für die Handlung und die Schauplätze. _________ Kornblumenblau und Glockenblumenblau Ich kenne Mark schon seit dreizehn Jahren. Im Kindergarten wurde ich von seinen blauen Augen in Bann genommen und nie mehr ließen sie mich los, auch wenn ich damals natürlich nicht wusste, was genau für Gefühle ich für ihn hegte. Ich möchte auch stark annehmen, dass sie noch harmlos waren und nicht über Freundschaft und Schwärmerei hinausgingen, sonst müsste ich mich wohl für perverse Neigungen schämen. Gut, dass ich auf Männer stehe, ist für meine Eltern heute schon pervers genug, da dürfte es sie sicher freuen, dass ich mit vier Jahren noch nicht so ‚schlimm‘ war… Aber Fakt ist, dass ich mit meinem ersten Tag bei den „Glückskäfern“ voll auf Mark gepolt wurde. Er hatte honigblondes Haar, rote Pausbäckchen, weil es mitten im Winter war und einen Spielzeugbagger in der Nase. Doch das Beeindruckendste waren die beinahe violetten Augen, die mich sofort an Glockenblumen erinnerten. Mein Vater ist Geologe und oft wandert er in seiner Freizeit stundenlang im Gebirge nahe der Stadt. Dabei begleiteten meine Mutter und ich ihn ab und an und mir machte das schon als Kind viel Spaß und Glockenblumen betrachtete ich bei den Wanderungen am liebsten. Später gingen Mark und ich in dieselbe Grundschule und im Gymnasium sind wir beide in der elften und besuchen ein paar Kurse zusammen. Er ist mein einziger richtiger Freund. Klar, ich habe ein paar Bekannte, mit denen ich auch ganz gerne etwas unternehme, aber wirklich reden kann ich nur mit Mark. Er weiß seit ungefähr einem Jahr, dass ich schwul bin und bevor ich es ihm anvertraute, habe ich lange nachgedacht, ob und was ich ihm sagen soll. Schließlich entschied ich mich, ihm nur zu offenbaren, dass ich auf Männer stand und nicht, dass er es mir angetan hatte. Dass ich ihn liebe, merkte ich bei der Feier zu seinem fünfzehnten Geburtstag. Es war das erste Mal, dass ich bei ihm zu Hause war, denn schon seit Ewigkeiten zofften sich seine Eltern und eigentlich ist es ein echtes Wunder, dass sie immer noch zusammen sind. Ich teile da allerdings Marks Meinung, dass es wohl besser für sie beide wäre, wenn sie sich trennen würden, denn dann wären sie sicher glücklicher als so, wo sie sich jeden Tag streiten. Jedenfalls nimmt Mark das ziemlich mit und früh begann er darum, sich von seinem großen Bruder Mike Bier zu schnorren und trank zumeist viel zu viel. Auch zu seinem Geburtstag war das so. Wir feierten lange, tranken Bier und Hannes, einer von Marks Freunden, hatte Absinth mitgebracht. Anfangs tranken wir das Zeug noch ganz zivilisiert aus Gläsern und mein Blick ging oft zu meinem Freund und als er einen Tropfen, der vom Rand seines Glases zu rinnen drohte, wegleckte, wurde mir schlagartig klar, dass ich ihn liebe. Dieses Zungenspiel war dermaßen sexy gewesen und den ganzen restlichen Abend über drehten sich meine Gedanken darum, was er mit dieser Zunge bei mir anstellen könnte. Als wir nach vier Uhr schließlich so dicht wie zehn Russen waren, beschlossen die noch übrig Gebliebenen gleich bei Mark zu schlafen und weil sich dessen Eltern mal wieder stritten, zogen wir mit Luftmatratzen, Kissen, Decken und den restlichen Bierflaschen in den Keller. Neben mir waren nur noch Hannes und Mike da. Und Mark natürlich. Nachdem mir eben erst bewusst geworden war, dass ich ihn liebe, war die Aussicht, die Nacht mit ihm zu verbringen, wunderschön und schrecklich zugleich. Ich war wirklich froh, dass die anderen beiden ebenfalls bei uns waren, sonst wäre ich vor Nervosität sicher gestorben. So wurde es aber ein toller Morgen, denn wir redeten und tranken noch eine Weile, spielten dann Monopoly. Als Hannes jedoch das Spielfeld versehentlich mit Bier tränkte, lachten wir über diese Geldwäsche und beendeten die Runde. Es war gegen sechs Uhr, als wir uns mit den Luftmatratzen, Decken und Kissen ein kuschliges Lager gebaut und uns zum Schlafen hingelegt hatten. Hannes, der wirklich viel zu viel getrunken hatte, wollte unbedingt, dass ich mich neben ihn legte und nannte mich andauernd Elinchen. Diesen Spitznamen hatte er mir bei unserem ersten Treffen verpasst, was dazu geführt hatte, dass ich mich aus Furcht vor dem drei Jahre Älteren hinter Mark versteckt hatte, der wiederum ganz locker und unbefangen mit Hannes umgegangen war, der eigentlich ein Freund seines Bruders gewesen war, aber im Laufe der Zeit immer mehr zu seinem geworden war. Mike nahm ihm das nicht krumm, die Brüder hielten im Gegensatz zu ihren Eltern nämlich zusammen wie Pech und Schwefel und ihre Freundeskreise waren überhaupt miteinander verschwommen. Mikes Freunde waren auch Marks und umgekehrt. Aber obwohl ich mittlerweile weniger Respekt vor Hannes hatte, wollte ich nicht neben ihm liegen, da er mir mit seinen Kommentaren wie niedlich ich sei, doch etwas suspekt war und zum Glück rettete mich Mark, indem er mich einfach mit zu sich zog. Irgendwas sagte er noch zu Hannes, aber das nahm ich nicht mehr so richtig wahr, denn an seine warme Brust gedrückt schlief ich schnell ein. _________ Dass sie mich mit vier Jahren in den Kindergarten steckten, war wohl das Beste, das meine Eltern für mich getan haben. Zwar war ich am Anfang ein richtiger Stänkerer und ärgerte die Jungs und Mädels furchtbar gern, aber das änderte sich, als ungefähr ein halbes Jahr später Rafael zu den „Glückskäfern“ kam. Ich hatte gerade irgendeinem der Jungs seinen Spielzeugbagger geklaut, weil der damit angegeben hatte. Meine Eltern kauften mir sowas nicht und ich war eine Weile echt wütend, wenn andere mehr hatten als ich und um zu verhindern, dass der Kerl seinen Bagger zurückwollte, stopfte ich ihn mir in die Nase, denn mit dem Schleim würde er ihn sicher nicht haben wollen, dachte ich. Falsch gedacht. Der Junge verfolgte mich und ich rannte vom Hof schließlich hinein und stoppte abrupt, als mir dunkelblaue Augen entgegenblickten. Rafael, so hieß unser Neuzugang und hatte mittellanges, dunkelbraunes Haar. Ich hielt ihn für ein süßes Mädchen und er strahlte so viel Ruhe aus und gackerte und kicherte nicht so viel wie die anderen dummen Gänse, sodass ich doch dachte, an dieser Sache mit den Mädchen könnte was dran sein. Mike, mein Bruder, war zu der Zeit schon in der Schule gewesen und hatte mir erzählt, wie er mit Susi, einer aus seiner Klasse geknutscht hatte und als ich Rafael sah, kam ich selbst zum ersten Mal in die Versuchung, das auch zu tun. Das Ganze ist jetzt etwas mehr als dreizehn Jahre her und he, ich würde Rafael immer noch knutschen. Er ist zierlicher als andere Elfklässler und seine Haare reichen ihm bis zur Taille, aber wie ein Mädchen sieht er nun echt nicht mehr aus. Macht aber nix, denn am Wichtigsten sind mir an ihm seine Augen. Damals im Kindergarten gefielen sie mir schon und seinetwegen benahm ich mich besser – zumindest wenn er in der Nähe war – und das, obwohl er sich als Junge herausgestellt hatte. Ich machte ihm da auch nix vor, denn bei ihm wollte ich wirklich lieb sein und obwohl ich mich mit den Jahren mäßigte und viele Freunde gewann, war mir Rafael immer am liebsten und ihm erzählte ich stets alles, was mich bekümmerte – soll heißen, ich sprach oft mit ihm über meine Eltern. Beispielsweise erfuhr er als Erster davon, dass meine Oma meine Zuflucht war. Zu ihr ging ich, wenn meine Alten sich stritten. Sie wohnte am Stadtrand und auf dem Weg zu ihr kam ich beinahe schon in ländliche Gefilde und an ein paar Äckern lief ich da vorbei. Klatschmohn und Silberdisteln wurden mir vertraut, aber am meisten mochte ich die Kornblumen, denn sie hatten genau dieselbe kräftig blaue Farbe wie Rafaels Augen. Leider starb meine Oma als ich dreizehn war und von da an ging’s ein bisschen bergab mit mir. Ich hielt mich von da an an Mikes Art der Problemlösung: sehr viel Bier. Den Noten tat das nicht gut und ich quälte mich eigentlich nur noch wegen Rafael zur Schule. Ich wollte auf dem Gymi bleiben, damit ich ihn sehen konnte, denn außerhalb der Schule war ich so oft mit anderen Freunden zusammen, dass uns beiden manchmal die Zeit fehlte, in Ruhe etwas zu unternehmen. Ich versuchte das dadurch auszugleichen, dass ich Rafael in meine Clique integrierte, doch das war ein schweres Unterfangen, denn der Kleine gehörte nicht wirklich zur kontaktfreudigen Sorte Mensch. Am schlimmsten war aber das erste Treffen mit Johannes, einem Freund meines Bruders Mike. Hannes, wie er genannt wurde, war eigentlich vollkommen in Ordnung und es war unproblematisch, mit ihm umzugehen. Allerdings war seine lockere Art für Rafael etwas befremdlich und schüchterte ihn total ein. Erst recht als er anfing, Rafael Elinchen zu nennen und als der sich hinter mich stellte, kam Hannes nicht umhin, ihn andauernd als niedlich zu bezeichnen und ich muss zugeben, dass ich dieser ‚Einstufung‘ sehr gut zustimmen kann. Trotzdem mag ich Hannes Sichtweise auf Rafael nicht so sehr, denn ich weiß, dass er schwul ist. Im Gegensatz zu Rafael hält er damit nämlich nicht hinter den Berg. Nicht dass ich es schlimm finden würde, dass Rafael seine Sexualität lieber geheim hält. Ich bin froh, dass er mir es überhaupt erzählt hat, dass er schwul ist und dass er da vorher gezögert hatte, kann ich leicht nachvollziehen, denn seine Eltern sind davon nicht gerade begeistert. Aber sie akzeptierten es immerhin und waren, soweit ich mitbekommen habe, glücklich, dass ihr Sohn ihnen genug vertraut hat, sich ihnen zu offenbaren. Ich für meinen Teil tue das bei meinen jedenfalls nicht. Wahrscheinlich würden sie sich noch gegenseitig vorwerfen, mich schwul gemacht zu haben. Dabei hatte ich einige Freundinnen. Aber nur mit einer habe ich auch geschlafen. Katrin. Eine echte Schlange, ein dummes, zickiges Biest. Immerhin habe ich dank ihr rausgefunden, dass Mädels nichts für mich sind. Eigentlich hätte gerade ich wohl die Courage haben sollen, es Rafael eher zu sagen, dass ich auch schwul bin, aber das habe ich bis heute noch nicht geschafft. Schließlich war ich bei meinem ersten Mal erst vierzehn und vielleicht stünde ich ja später doch mehr auf Frauen… Obwohl ich nach dem Katrin-Desaster kaum daran glauben konnte und vor allem nach meinem fünfzehnten Geburtstag nicht mehr, denn den feierten wir zum ersten Mal bei mir zu Hause. Natürlich waren Mike und Hannes da, aber leider auch Susi, Mikes Ex-Ex und Katrin. Beide belagerten meinen Bruder und mich und wir warfen uns immer verstehende, mitleidende Blicke zu. Doch auch einen anderen Blick als den meines Bruders spürte ich. Rafael. Er sah mich eigentlich andauernd an und obwohl er es versuchte zu verdrängen, war da Eifersucht in seinen Kornblumenaugen, wenn Katrin auf meinem Schoß saß und sich an mich schmiegte. Zum Glück rettete Hannes Absinth Mike und mich, denn die Mädels vertrugen das Zeug nicht so gut und zogen sich gegen halb zwei zurück. Danach waren wir Kerle unter uns und ich trank einen Absinth nach dem anderen, leckte sogar einen Tropfen ab, der am Glas entlanglief. War schließlich alles kostbarer Alkohol. So richtig genial wurde der Abend aber erst nach vier, als nur noch Mike, Hannes und Rafael da waren und wir uns in den Keller verkrümelten und dort Monopoly spielten. Es war bereits gegen sechs Uhr, als wir uns mit den mitgenommenen Luftmatratzen, Decken und Kissen eingerichtet und uns zum Schlafen hingelegt hatten. Hannes wollte zwar, dass sich Rafael neben ihn legte, doch ich zog ihn zu mir und raunte dem anderen böse und nicht mehr ganz nüchtern zu, er solle die Pfoten von meinem Freund lassen. Rafael bekam das nicht mehr mit, er war sofort eingedöst und kuschelte sich unwillkürlich an meine Brust und sein warmer Alkoholatem streifte meinen nackten Oberkörper. Ich konnte nicht anders und musste ihm einfach sanft über den Rücken streicheln, bis mir ein Ziehen im Unterkörper ein langsam hart werdendes Problem ankündigte, wenn ich weitermachen würde. Deshalb drehte ich mich schließlich unwillig um und spürte, wie Rafael sich daraufhin an meinen Rücken drängte. Ich drehte den Kopf ein wenig, um ihn nochmal anzusehen und als ich mich umwand, um endlich wirklich zu schlafen, blickte ich in Hannes dunkle Augen. _________ Eine kleine Geschichte, einfach so. Dementsprechend auch nix Besonderes, aber ich würde mich freuen, wenn sie doch bei einigen Lesern Gefallen finden würde. Wenn ja, schaut euch doch mal "TDmhHs" (http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/139146/258102/) und "Feuertänzer" (http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/139146/253500/) an. (: Die beiden Geschichten gehen voraussichtlich dann in ca. 3 Wochen auch endlich weiter [wenn ich meine Prüfung überlebt habe *g*]. ,) Kapitel 2: Einfach blau ----------------------- Danke für die Favos und besonderer Dank an Onlyknow3 für den Kommentar. (: Wegen der Adult-Kennzeichnung bin ich mir nicht ganz sicher... Also bitte nicht schlagen, wenn ich's falsch gemacht habe. XD" Das nächste Kapitel verdient die Markierung dann definitiv. *hüstel* _________ Einfach blau Hannes war eigentlich immer ein guter Kumpel für mich gewesen, aber seit dieser Nacht hatte er es sich irgendwie in den Kopf gesetzt, Rafael für sich haben zu wollen. Das hatte zur Folge, dass ich mehr mit dem Kleinen unternahm, um auf ihn aufpassen zu können. Das ließ erst wieder ein wenig nach, als er mir vor ein paar Monaten gestanden hatte, dass er schwul ist. Ich machte mir Gedanken, ob er vielleicht in Hannes verliebt sein könnte und das gefiel mir eigentlich gar nicht, aber ich wollte ihm nicht im Wege stehen, wenn es tatsächlich so wäre. Trotzdem wollte ich wenigstens dabei sein, wenn die beiden sich über den Weg liefen. Ich konnte einfach nicht anders, denn die Vorstellung der zwei alleine machte mich ganz kirre. Umso wütender machte mich eine SMS von Hannes vor drei Tagen, in der er schrieb, er würde gleich mit Rafael ins Kino gehen. Natürlich war ich sofort dorthin gefahren, doch der Film lief schon längst, als ich endlich da war und ich musste draußen warten bis die Vorstellung zu Ende war, doch unter den den Saal Verlassenden waren die beiden nicht und ich ging irritiert nach Hause. Ich war durch den Wind und rief Rafael an, wollte, dass er zu mir kam, doch er würgte mich ab, meinte, er müsse noch viel lernen für die Bio-Klausur seines Leistungskurses. In dem Moment wusste ich, dass etwas nicht stimmte, doch ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, außer ihm anzubieten, zu mir zu kommen und mit mir zu reden. Und heute Morgen in Ethik nahm er mein Angebot an und versprach, nach der Schule bei mir auf der Matte zu stehen. _________ Nach der Nacht bei Mark wachte ich verkatert und mit schlechtem Gewissen auf. Ich hatte meinen Eltern nicht mehr Bescheid gegeben, dass ich bei ihm übernachtete und demzufolge zeigte mir mein Handy vier Anrufe in Abwesenheit an und das zweite nachdem ich munter geworden war, war mit ihnen zu telefonieren. Das erste, was ich getan hatte, war von Mark wegzurobben, dem ich in der Nacht scheinbar arg auf die Pelle gerückt war. Ich konnte nur hoffen, dass er genauso dicht wie ich gewesen war und es nicht mitbekommen hatte. Seinem Verhalten nach der Party zu schließen war dies glücklicherweise der Fall, auch wenn zwei Dinge nun doch anders waren. Hannes wurde aufdringlicher und Mark wollte plötzlich viel öfter etwas mit mir unternehmen. Letzteres störte mich weniger und wir fingen sogar irgendwann an, an den Wochenenden zusammen durch die Berge zu wandern. Ich genoss diese Ausflüge sehr und das stärker werdende Band zwischen Mark und mir gab mir schließlich den Mut, ihm zu sagen, dass ich schwul bin. Danach blieb unser Verhältnis zwar gut, aber so lange Wandertouren unternahmen wir kaum noch. Mark begründete das damit, dass er besser in der Schule werden musste und das konnte ich nachvollziehen und auch wenn ich glaubte, dass das nicht alles war, so war mir das doch recht, weil ich unbedingt wollte, dass er auf dem Gymnasium bleiben konnte. Darum überraschte es mich doch, als ich vor drei Tagen eine SMS von Hannes bekam, dass Mark und er ins Kino wollten und ich mitkommen sollte. Aber wenn Mark endlich mal wieder Zeit hatte, nahm ich auch Hannes Anwesenheit in Kauf. Er war ja ohnehin nicht ‚böse‘, nur nervte er mich in den letzten Monaten eben etwas. Irgendwie hegte ich die Vermutung, dass er ahnte, dass ich schwul bin und dass er mich nur aufziehen wollte. Diese Annahme sollte sich leider noch am selben Tag als falsch erweisen. Als ich vor dem Kino ankam, war von Mark weit und breit keine Spur. Nur Hannes war da und strahlte mich an, sodass das mulmige Gefühl, das mich kurz ergriffen hatte, wieder nachließ. Mark würde noch nachkommen, meinte Hannes und wir gingen schon mal hinein, kauften Tickets und suchten uns Plätze. Hannes hatte eine riesige Tüte Popcorn mitgenommen und ich bezweifelte, dass wir die aufessen konnten, aber momentan hatte ich noch Heißhunger auf das süße Knabberzeug und schlug gutgelaunt zu. Es war sogar richtig schön und wir beide schwatzten angenehm und ich lachte vergnügte, wenn Hannes was Komisches erzählte. Als ich satt war, leckte ich meine Finger ab und fing den Blick des Anderen auf, der mich beinahe so ansah, als wäre ich sein Popcorn. Mein mulmiges Gefühl war wieder da und das nahm mit seinen folgenden Worten noch zu, weil er mich fragte, ob ich schwul wäre, er selbst sei es nämlich und er fände mich wirklich niedlich, er würde das nicht einfach so daher sagen. Ich antwortete, indem ich fragte, wann Mark endlich komme und er ergab sich seufzend und schlug vor, ihm eine SMS zu schreiben. Kurz nachdem er damit fertig war, lief der Film schon an und ich gab so langsam die Hoffnung auf, dass ich hier nicht alleine mit Hannes wäre. Aber das würde ich schon verkraften, nahm ich mir vor. Ich war ja kein kleines Kind mehr, das nur mit Mama und Papa und Mark klarkam. Doch als Hannes seine Hand in meinem Schritt gleiten ließ, könnte ich nicht anderes, als wie ein quengelndes Kind zu kreischen, auch wenn ich versuchte, das so leise wie möglich zu machen, was er jedoch nur mit einem Lächeln quittierte, bevor er mit seiner Hand ohne Scham direkt unter meine Jeans und Unterhose fuhr. Ich keuchte erschrocken auf und schüttelte vehement den Kopf, aber er hörte nicht auf und mein Glied gehorchte leider mehr meinen Trieben statt meinen Gefühlen und wurde unaufhörlich härter. Ich stöhnte leise und biss auf meine Lippe, um weitere ‚Geräusche‘ zu vermeiden, was Hannes noch mehr anzustacheln schien und ich verfluchte meine Zurückhaltung in sexuellen Dingen. Eventuell hätte ich mir einmal mehr einen runterholen sollen, dann würde ich jetzt vielleicht nicht dermaßen abgehen. So jedoch konnte ich mich ab einem gewissen Punkt nicht mehr zurückhalten und stieß rhythmisch in Hannes Hand, denn mein Penis pochte langsam schmerzhaft und ich wollte kommen. Als ich mich schließlich in die Hand des Anderen ergoss, konnte ich mir ein leises Schreien wieder nicht verkneifen und schnappte erschöpft nach Luft. Als er mich noch küssen wollte, drehte ich mich schnell weg und er seufzte. Als er flüsternd fragte, ob es so schlimm gewesen wäre, konnte ich nur ein weiteres Mal stumm den Kopf schütteln, denn es war nicht furchtbar gewesen, aber es war etwas, das ich viel lieber mit Mark erlebt hätte. Hannes lächelte daraufhin erleichtert und bat mich, nicht wegzurennen, während er auf die Toilette verschwand, um sich die Hände zu waschen. Ich war aber viel zu verwirrt, um wirklich dort sitzen zu bleiben und suchte das Weite. Der Film lief zwar erst seit ein paar Minuten, doch er war mir gerade sowas von egal. Als ich zu Hause war, stellte ich mich sofort unter die Dusche und versuchte, das Geschehene abzuwaschen, was leider wenig erfolgreich war. Ich war gerade fertig und überlegte, ob ich mich noch ein zweites Mal unters Wasser stellen sollte, als mein Hand klingelte, das in der Jeans war, die ich vor dem Duschen in die andere Ecke des Bades geschleudert hatte. Zögernd näherte ich mich den Klamotten, zog das Handy heraus. Mark… Ich nahm den Anruf mit klopfendem Herzen an. Es war ja nicht so, dass ich mit ihm zusammen war und mich vor ihm verantworten musste, aber trotzdem hatte ich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Mark irritierte mich nur noch mehr, weil er darauf bestand, dass wir uns trafen, doch ich wollte ihm jetzt keinesfalls in die Augen blicken müssen und redete mich damit heraus, dass ich für eine Klausur meines Biologie-Kurses lernen müsste. Das akzeptierte er zwar, jedoch beharrte er die nächsten Tagen weiterhin darauf, dass wir uns einmal trafen und heute Morgen stimmte ich dem zu, denn ich konnte das ohnehin nicht ewig vor mir herschieben. Schließlich wusste er ja nichts von der Sache mit Hannes und wenn ich mein Gewissen in Zaum halten konnte und mich nicht verplapperte, würde alles wie immer sein. _________ Es ging um eine Biene und einen Autofahrer. Dieser verursachte einen Unfall, als er versuchte, die Biene loszuwerden. Wer hatte die Schuld daran? In den ersten beiden Stunden Ethik zu haben, war wirklich ermüdend… Doch der Umstand, dass ich zuvor hatte mit Rafael reden können, beflügelte mich nicht nur den Anfang des Schultages, sodass es mir wie Sekunden vorkam, bis ich das Gebäude der geistigen Quälerei verlassen konnte. Ich bin richtig hibbelig, als ich nach Hause gehe und auf Rafael warte. Er hat noch eine Doppelstunde und ich lenke mich mit Hausarbeit ab, was Mike, der heut früher von der Uni zurück ist, mehr als irritiert, denn ansonsten steche ich nicht gerade durch meine Hausmannsambitionen heraus. Seinen blöden Kommentar darüber ignoriere ich einfach. „Kannst du dann nicht noch mal weggehen? Rafael kommt dann“ meine ich stattdessen schlicht und Mike struppelt mir lachend durchs Haar. „Willst mich wohl loswerden, Brüderchen? Aber ich wollte eh noch mal zur Bibliothek“ sagt er dann gutgelaunt und schaut im Kühlschrank nach, ob es was zu essen gibt. „Und?“ frage ich misstrauisch nach und er dreht sich kopfschüttelnd zu mir um. „Sieht nach nem Ehekrach der Kategorie 3 aus – keiner hat was gemacht. Ich werd mir nen Döner holen. Willst du auch einen?“ „Nein danke“ meine ich ernüchtert. Der Appetit ist mir jetzt eh vergangen. Kategorie 1 war noch harmloses Anschweigen zwischen unsren Eltern, Kategorie 2 waren ständige Streitereien, aber Kategorie 3 war eingetreten, wenn die beiden das Weite suchten und demzufolge nichts zu essen da war. Jedes Mal, wenn diese Stufe erreicht war, machte ich mir noch mehr Gedanken, ob die beiden je wieder zusammen kamen. „Gut, dann geh ich jetzt. Und mach dir keinen Kopf, Mark. Du weißt doch, wie das mit denen ist. Werden sich schon wieder vertragen“ meint Mike aufmunternd und verschwindet schließlich mit seinem Kram. Ich seufze und setze mich vor den Fernseher, kriege aber kaum mit, was dort in der Flimmerkiste läuft. Als es endlich klingelt, schalte ich ihn aus und öffne Rafael die Tür, der auf seine Schuhe starrt. „Hi“ piepst er leise, zieht seine Turnschuhe aus und tritt ein. Ich lächele nur und bugsiere ihn zum Sofa, hole tief Luft, als er neben mir sitzt. „Hannes hat mir geschrieben, dass ihr im Kino wart?“ Großartig, lobe ich mich sarkastisch. Ich falle ja gleich toll mit der Tür ins Haus. Rafael wird bleich und seine kornblumenblauen Augen starren mich an. „Da…Das wollte ich nicht. Ich wollte es nicht“ stammelt er und ich habe den Eindruck, dass er kurz davor ist, zu weinen. Reflexartig hebe ich die Hand und lege sie ihm tröstend auf den Schenkel, dann sehe ich kurz schwarz und anschließend Sternchen. Er hat mich geschlagen und will aufspringen. Völlig verwirrt will ich ihn festhalten und habe sofort seinen Ellenbogen zwischen den Rippen und bevor ich auch nur noch irgendetwas anderes machen kann, ist er zur Tür raus und ich reibe mir abwechselnd die schmerzenden Stellen. Ich brauche noch eine Weile, bis meine Beine mich zur Haustür tragen und meine Hände sie schließen. Was sollte das? Was war so schlimm daran, dass ich ihn nach dem Kinobesuch gefragt hatte? Was war da passiert? Hatte ihm Hannes etwas getan? Es machte ganz den Anschein. Ich bin nun vollkommen ratlos und rufe Rafael an, doch er hat sein Handy offensichtlich ausgestellt. Seufzend gehe ich in den Keller, hole ein paar Bierflaschen hoch, lasse mich auf die Couch fallen und trinke den restlichen Tag so viel, dass ich nicht einmal Mikes Rückkehr bemerke. Am nächsten Tag brummt mein Schädel – ich weiß nicht ganz genau ob vom Alkohol oder Rafaels Ohrfeige. An der Seite habe ich einen blauen Fleck. Es ist Samstag und es geht mir richtig beschissen und Schule wäre jetzt zur Ablenkung vielleicht gar nicht so schlecht. Stattdessen esse ich miesgelaunt die kalten Überreste von Mikes Döner und wecke meine Lebensgeister mit einer kalten Dusche. Als ich zurückkomme, habe ich eine Nachricht auf meinem Handy. „Treffen uns in einer Stunde bei mir zum Wandern, okay?“ lese ich und meine Verwirrung sagt mir mal wieder guten Tag. Rafael ist eigentlich kein Typ, der feste Entschlüsse fällt und will, dass andere diesen folgen. Aber das ist mir zurzeit total egal. Er will mich sehen und mit mir zusammen sein, das ist das Einzige, das zählt. Blitzschnell packe ich meinen Rucksack und bin auf dem Weg zu Rafael. Kapitel 3: Naturliebe --------------------- Sorry, dass ihr lange warten musstet, aber hier ist endlich Kapitel 3 von ‚Naturliebe‘ – viel Spaß beim Lesen. ^-^ Gewidmet ist dieses Chapter übrigens Gela und auch allen anderen Lesern, denen ich ein Kribbeln verursachen konnte. (: _________ Naturliebe Ich hatte Mark verletzt. Nicht nur körperlich. Das schlechte Gewissen war gestern gleich nach dem Schlag da und es hat nicht nachgelassen, eher zugenommen. Und ich weiß genau, dass es auch nicht weggehen wird, bevor ich mich beim ihm entschuldigt habe. Also habe ich ihm vor ein paar Minuten eine SMS geschrieben. Wandern. Das haben wir ja schon oft gemacht, aber diesmal wirkt dieses Wort so leer, es ist einfach nur ein Vorwand, damit er herkommt. Vielleicht hätte ich besser schreiben sollen, dass ich mich entschuldigen möchte. Wahrscheinlich war die ganze Nachricht ohnehin viel zu harsch formuliert, passte eigentlich gar nicht zu mir. Da konnte es doch gut sein, dass Mark gar nicht kommen würde. Um mich von diesen unschönen Gedanken abzulenken, packe ich meine Sachen zusammen. Wetterfeste Kleidung, Wasser, etwas zu essen, Digitalkamera… Das Klingeln lässt mich zusammenschrecken und ich gehe wie automatisch zur Tür, vor der ich stehen bleibe. Eine Weile starre ich die Klinke an, bevor ich tief Luft hole und es wage, sie zu öffnen. _________ Rafael steht in der Tür und schaut mich an, als würde er einen Geist sehen. Ich kann nicht anders und muss grinsen deswegen. „He, der Schlag war zwar heftig, aber ich lebe noch. Bin kein Gespenst, also guck nicht so geschockt“ versuche ich ihn aus seiner Starre zu lösen und tatsächlich bewegt er sich, tritt einen Schritt zurück, sodass ich die Wohnung betreten und er die Tür hinter mir schließen kann. Noch immer ist er stumm und das macht mich nervös. Irgendwie fühle ich mich verantwortlich für das, was passiert ist, obwohl ich nicht wirklich weiß, was ich falsch gemacht habe. Aber Rafael scheint noch mehr durch den Wind zu sein als ich, denn er fährt sich unruhig durch sein dunkles Haar und fummelt mit der anderen Hand am Saum seines Pullovers herum. Den Blick hat er auf seine Schuhe gerichtet. Warum hat er die eigentlich schon an? Wenn das jetzt kein Zeichen ist, dass er wirklich durcheinander ist, dann bin ich eine Hexe. Aber wenn er nun schon mal seine Wanderschuhe anhatte, sollte er auch nicht länger hier rumstehen, sondern nach draußen. „Lass uns erst mal gehen und dabei reden, okay?“ meine ich und bin kurz versucht, ihn an der Hand zu nehmen, doch das lasse ich lieber. Der noch vorhandene, leichte Schmerz zwischen meinen Rippen rät mir davon nämlich momentan ab. Stattdessen begebe ich mich wieder hinaus und drehe mich erst um, als ich draußen auf der Straße stehe. Mein Herz macht einen glücklichen Hüpfer, als ich sehe, dass Rafael mir gefolgt ist. Seinen Rucksack hat er über die Schulter geschwungen und er lächelt mir leicht zu. „Standardroute, würd ich sagen“ raunt er leise und ich nicke nur und gehe voran. So weit ist es nicht, dann sind wir aus der Stadt heraus und bis zum Gebirgszug in der Nähe ist es dann auch nur ungefähr eine Stunde. Dort haben wir einen Lieblingsberg und eine Geheimaussicht, die ursprünglich ausgebaut war, doch vor ein paar Jahren wurden dort die Leitern und Kletterbügel entfernt, die den Aufstieg vereinfachten. Rafael kennt die Aussicht noch von damals, als er mit seinen Eltern dort war und fand es immer toll, darum zeigte er auch mir den ehemaligen Weg, als wir zum ersten Mal gemeinsam wandern gewesen waren. Danach hatte er einfach gehen wollen, doch ich hatte ihn überredet, ohne die vorherigen Sicherungen zu der Aussicht zu klettern und wir hatten dann sogar eine Möglichkeit gefunden, über ein paar Umwege relativ sicher nach oben zu gelangen. Seitdem war das unsre Geheimaussicht, schließlich kam dort niemand anderes hin, weil es keinen offiziellen Zugang gab. Und es war etwas, das uns noch mehr miteinander verbunden hatte, darum wurde die Strecke, die an der Aussicht vorbeiführte, schnell zu unserer Standardroute. Während wir beide unseren Gedanken nachzuhängen scheinen, haben wir die Stadt hinter uns gelassen. Es ist ziemlich warm geworden, was wohl eher an der Bewegung liegt, als am Wetter, denn der Himmel ist wolkenverhangen. Eigentlich war Sonnenschein angesagt, doch mittlerweile sieht es eher nach Regen aus und leider muss ich feststellen, dass es nicht nur so aussieht, nachdem wir den Schutz des Waldes, durch den wir eben noch liefen, verlassen. Ob wir umkehren sollten? Fragend sehe ich zu Rafael und begegne dessen Blick… _________ Ich war so feige, dass ich es nicht zustande brachte, Mark zu sagen, dass es mir Leid tat, ihn geschlagen zu haben. Zumindest vorhin hatte ich es nicht geschafft, als wir noch bei mir zu Hause gewesen waren. Und er war so süß gewesen, hatte mal wieder sofort gespürt, dass ich unruhig gewesen war und hatte mich nicht bedrängt. Stattdessen war er ohne irgendwelche großen Worte mit mir losgelaufen. Genauso mochte ich ihn. Nicht wie gestern, als er versucht hatte, mich auszufragen. Aber nun ist der Moment gekommen. Eine ganze Weile sind wir schon unterwegs und jetzt bin ich so weit, dass ich den Mut gefasst habe, ihm alles zu sagen und mich zu entschuldigen. Ein Regentropfen trifft auf mein Gesicht und läuft meine Wange hinunter, doch ich bemerke ihn nicht einmal, weil ich ganz auf Mark konzentriert bin und ihn mit meinem Blick fixiere, den er fragend erwidert. Noch einmal hole ich Luft, dann beginne ich zu reden. „Es tut mir Leid, dass ich dich gestern geschlagen habe. Du warst nur so aufdringlich und als du mich angefasst hast… Weißt du, Hannes hat… Also im Kino, da hat er mich auch angefasst und das wollte ich eigentlich nicht“ stammel ich mehr oder weniger vor mich hin und versuche, ihn weiteranzusehen. „Das mit Hannes sollte nicht sein, weil ich dich liebe…“ nun war es raus und ich konnte nicht anders und starrte jetzt doch den Boden an „…Tut mir Leid“ haspel ich noch einmal und stocher mit dem Fuß unruhig im Gras herum – wie ein verrücktes Huhn, dass im Dreck scharrt – und apropos Dreck: Meine Schuhe werden schmutzig, Schlamm bedeckt sie, verzieht von hellgrünen Grashalmen und jetzt erst begreife ich langsam, dass es zu regnen angefangen hat. „Was tut dir Leid?“ fragt Mark nach einem Moment der Stille. Seine Stimme klingt rau, aber ruhig, so als hätte er versucht, das Wichtigste zuerst zu fragen – und das betrifft nicht mein Liebesgeständnis. Über die Tropfen von oben bin ich nun sehr froh, weil sie sich nicht nur mit denen aus meinen Augen vermischen, sondern diese auch verdecken. Nicht, dass es mich hätte überraschen müssen, dass Mark nichts von meiner Liebe für ihn hält, aber irgendeine Reaktion – wenigstens ein ‚Ich will aber nichts von dir.‘ – hatte ich schon erwartet. Wie oft hatte ich mir ausgemalt, wie ich es ihm sage und mir vorgestellt, wie er wohl reagieren würde… Dass absolut nichts passieren würde, damit hatte ich jedoch nie gerechnet. „Das mit Hannes tut mir Leid“ bringe ich dennoch tonlos und leise hervor. Natürlich bekümmert mich immer noch, dass ich ihn verletzt habe, doch die Sache im Kino finde ich viel schlimmer, auch wenn sie Mark letztendlich egal sein wird, weil er nichts für mich empfindet… Schniefend hänge ich meinen düsteren Gedanken nach, als die Kälte des Regens nachlässt. Verwirrt bemerke ich, dass Mark seine Arme um mich gelegt hat und fest an seine Brust drückt. Ich kann seinen schönen, starken Körper ganz nah an meinem fühlen, kann das Herz schlagen spüren. Es ist schnell, aufgeregt, fast so wie meines. Mir wird ziemlich warm. „Ich liebe dich auch“ haucht Mark mir ins Ohr und ich weiß nicht, ob ich nun sterbe, weil mein Herz nicht weiß, ob es nun stehen bleiben oder bis zum Zerspringen weiterschlagen soll… _________ Mir ist gerade unheimlich heiß, obwohl der Regen mich eigentlich abkühlen müsste. Nein, ich selbst müsste mich abkühlen. Ich sollte ganz locker sein, denn schließlich kann mir ja nichts passieren… Rafael liebt mich. Er wird mich also nicht abweisen. Ganz einfach, oder? Trotzdem bin ich unheimlich nervös. Auch, dass es ihm Leid tut, hat er gesagt. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Erst diese süßen Worte, er würde mich lieben und dann sein Bedauern. Ohne groß nachzudenken formten meine Lippen sofort die entscheidende Frage: Was Rafael Leid tat? Meine Unruhe hatte extrem zugenommen, als ich sah, wie er reagierte. Sehr erfreut war er jedenfalls nicht, doch seine Antwort hatte mich glücklich gemacht. Rafael liebt mich. Und es tut ihm nicht Leid, das gesagt zu haben. Er bereut es nicht, diese Gefühle für mich zu haben. Dennoch stand er traurig und verloren im Regen. Unwillkürlich legte ich die Arme um ihn und zog ihn zu mir. Sein Herz schlug schnell, so wie mein eigenes. „Ich liebe dich auch“ hauchte ich in sein Ohr und spürte, wie sein Herzschlag kurz aussetzte. Und nun ist mir heiß. Beinah unerträglich heiß. Rafaels Herz tut seinen Dienst wieder. Es schlägt heftig, fast sogar noch schneller als zuvor. Ein wenig nur lockere ich meine Umarmung, um sein Gesicht, seine wunderschönen Augen sehen zu können, doch er schlingt nun seine Arme um mich, zieht mich an sich. Er will nicht, dass ich mich entferne. Will nicht, dass ich die Umarmung löse. Unsere Umarmung… „Du liebst mich auch?“ fragt er schließlich leise, als könne er nicht glauben, dass es so ist. Mir geht es ähnlich was seine Gefühle betrifft. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass wir zueinanderfinden würden. „Ich liebe dich“ bekräftige ich und diesmal ist meine Stimme tief und ruhig. Ich meine es ernst. Nun bringt Rafael doch etwas Abstand zwischen uns, sieht mich an und kann nicht anders, als mein sanftes Lächeln zu erwidern. Seine kornblumenblauen Augen sind leicht verklärt, voller Gefühl, voller Liebe. Voller Liebe für mich. Das Glück kribbelt unter meiner Haut wie tausende Marienkäfer. „Ich liebe dich“ sage ich nochmals. Ich will es wieder und wieder sagen, zu jeder Stunde, an jedem Tag, mein ganzes Leben lang. „Ich liebe dich“ dringen die Worte, die ich so lange nicht zu sagen wagte, ein weiteres Mal aus meinem Mund, diesmal sehr leise und doch laut, zart, aber stark, liebe- und lustvoll. Zärtlich legt sich Rafaels Hand auf meine Wange, streichelt sanft über sie. „Die Ohrfeige tut mir Leid“ raunt er leise und leckt sich aufgeregt über die Lippen, bevor er sich hochbeugt und die Stelle küsst, die er gestern geschlagen hat. Ein wohliges Seufzen entweicht meinem Mund und kurz ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass ich noch viel mehr Schläge in Kauf nehmen würde, wenn Rafael sich hinterher immer so liebevoll um die wahnsinnig schweren ‚Verletzungen‘ kümmern würde. Ich muss grinsen, als mir eine andere Wunde einfällt und trete ein wenig von Rafael zurück, der mich verwirrt anblickt und dann rot wird, als ich meinen Oberkörper entblöße. Mein Rucksack liegt im nassen Gras der kleinen Lichtung, Jacke und Pullover obenauf. Der Regen auf meiner nackten Haut ist mir total egal. „Tut dir der blaue Fleck auch Leid?“ frage ich leise lachend. Ich weiß, dass es ein bisschen fies von mir ist, Rafael so herauszufordern, doch ich kann nicht anders und als er nach einem kurzen Augenblick tatsächlich auch die durch seinen Ellenbogen in Mitleidenschaft gezogene Stelle an meiner Seite küsst, bin ich noch ein wenig glücklicher als vorher. _________ Mit der Scheu vor den Worten habe ich auch die vor den Taten verloren, scheint mir. Mein Hirn fühlt sich wie Watte an… Irgendwie kann man damit zwar nicht mehr denken, aber es ist leicht und weich und fluffig – so schön. Selbst wenn in meinem Kopf jetzt nicht diese Watte wäre, würde ich kaum denken wollen. Ich will fühlen. Lange genug hatte ich es mir schließlich verwehrt, den Empfindungen für Mark nachzugeben und sie auszuleben. Nach mehreren sanften Küssen auf den blauen Fleck weiche ich etwas von ihm ab und betrachte die Umgebung genauer. Immer noch regnet es, aber das stört mich kaum, als ich mich mit dem Rücken zu Mark gewandt ausziehe. Erst landet mein Rucksack neben seinem ihm Gras, dann die Schuhe, meine Jacke, mein Pullover… Ich bin immer langsamer geworden, unsicherer. Ohne mich umdrehen zu müssen, weiß ich, dass Marks Blick nur auf mir liegt. Mir ist so heiß… Mit zitternden Händen öffne ich meine Jeans, werfe sie und anschließend meine Boxershorts zu den restlichen Klamotten. Ich versuche, ruhiger zu atmen und mich zu entspannen, mich nur auf das Gefühl des Regens auf meiner nackten Haut zu konzentrieren. Es hilft sogar ein wenig und beruhigt mich etwas. Ich schließe die Augen und streckte die Arme aus. Zehn Grad mehr und ich könnte mir wirklich vorstellen, unter der Dusche zu stehen. Aber so ist es nicht. Es ist kälter um mich, aber wärmer in mir… Nun wo ich die Augen geschlossen habe, lausche ich. Zu sehen war weit und breit kein Mensch und hören kann ich auch nichts, was auf andere Leute in der Nähe schließen lässt. Nur ein kleiner Bach muss wohl in der Nähe sein, vielleicht ist es aber auch nur ein durch den Niederschlag bedingtes kleines Rinnsal. Ansonsten ist nichts weiter außer Regen- und Wipfelrauschen zu vernehmen. Gut so. Ich hole noch einmal tief Luft, bevor ich es wage, mich umzudrehen. „Ich finde es schön hier“ bringe ich leicht stotternd heraus und spätestens jetzt bin ich knallrot und lächle dazu bestimmt noch total dämlich, um die Scham zu überspielen, die mich jetzt erneut voll überrannt hat. Und leider denkt meine Watte momentan auch wieder und fragt sich, warum sie nicht vorher mal nachgedacht hat und was ich hier eigentlich tue. _________ Träume ich? Bestimmt. Das ist so unwirklich, dass es ein Traum sein muss. Rafael und ich. Alleine im Wald, ohne bösem Wolf oder Lebkuchenhäuschen. Dafür mit Regen und einer blühenden Lichtung. Liebesgeständnisse. Die Marienkäfer unter meiner Haut sind nicht totzukriegen, doch zu dem Glückskribbeln kommt gerade eines ganz anderer Art. Rafael zieht sich aus. Ich träume nicht. Ich seufze leise, sehnsüchtig. Die wundervollen, dunkelblauen Augen kann ich nicht sehen, aber die bis zur Taille reichenden Haare auf dem nackten Rücken stehen ihnen in nichts nach. Sie wirken beinahe schwarz und kräuseln sich wegen des Niederschlags leicht, während die Haut wie gewohnt sehr hell ist, beinahe strahlt. Es ist keine Marmorhaut, die Rafael hat, man kann nicht die Adern durchscheinen sehen, aber viel fehlt dazu nicht mehr. Umso reizvoller dazu die dunklen Haare, die einen kräftigen Kontrast mit dem restlichen Körper bilden. Dunkles und Helles, so traut miteinander vereint und so ein schönes Bild ergebend. Ein kleiner Leberfleck zittert auf Rafaels linkem Schulterblatt, weil er selbst vor Nervosität bebt, als er sich des letzten Stückchens Stoff an seinem Körper entledigt. Ich tue es ihm gleich. Ganz automatisch öffnen meine Hände meine Hose. Schuhe, Socken, Unterhosen – alles landet auf unsrem Kleiderhaufen. Völlig egal, dass es nass und schmutzig wird. Ein zweideutiges Lächeln huscht über mein Gesicht, bevor sich mein Verstand doch noch einmal kurz einschaltet. Zu schmutzig muss es ja nicht werden… Ich hocke mich neben unsre Sachen, krame in den Taschen meines Rucksackes herum, bis ich gefunden habe, was ich suchte. Als ich mich aufrichte, hat mir Rafael immer noch den Rücken zugewandt. Ob er ewig so stehenbleiben will? Nicht, dass ich etwas gegen diese Rückenansicht hätte – und vor allem habe ich nichts gegen diesen süßen, knackigen Po – aber dass Rafael vor Furcht oder vor Scham erstarrt, das möchte ich nicht. Behutsam will ich meine Hand auf seine Schulter legen, als er sich doch umdreht, knallrot und verlegen lächelnd. „Ich finde es schön hier“ meint er und scheint dann etwas zu erschrecken, weil er wohl nicht damit gerechnet hat, dass ich ihm so nah bin. Und das auch noch nackt. Darum lege ich ihm nun doch sanft den Arm um die Schulter, ziehe ihn an mich. „Ich finde dich schön“ sage ich leise. Die Umgebung ist mir gerade völlig egal. Die Kornblumenaugen strahlen mich an, bevor mir der beschämt gesenkte Kopf den Blick in sie verwehrt. „Willst du… ähh… also…“ Weiter lasse ich Rafael gar nicht kommen. Unsre Lippen treffen sich zu einem Kuss. Sein Kinn habe ich angehoben, die Berührung unserer Münder begonnen, doch einen winzigen Augenblick später sind wir es beide, die einander zu verschlingen drohen. Mit Haut und Haaren. Mir war nicht bewusst, dass wir die bösen Wölfe hier sind. Zaghaft fährt Rafaels Zunge über meine Lippen. Langsam ist mir nicht mehr nur heiß – ich glühe, stehe in Flammen. Ich gewähre seiner Zunge nur zu gerne Einlass, empfange sie freudig mit meiner eigenen. Gemeinsam tanzen und spielen sie, ringen und liebkosen einander. Wir sind außer Atem und müssen beide nach Luft schnappen, als wir uns schließlich voneinander lösen. Rafaels Haut ist leicht rosig und heißer geworden als gewöhnlich. Er schmiegt sich an mich und nicht nur er kann nun meine Erregung spüren. Auch ich merke, dass er selbst ziemlich eindeutig auf mich reagiert. Wir sehen uns an, mein Arm liegt immer noch auf seiner Schulter. Er seufzt leise, als ich mich vorlehne und seine Halsbeuge küsse, den Nacken und wieder bei seinen schönen Lippen lande wie eine Biene auf einer Blume. Kein Nektar könnte süßer sein. Unsre Zungen suchen und finden sich erneut, während Rafaels Hände erst noch zögerlich, dann sicherer über meine Brust gleiten. Das Kondom, das ich vorhin aus meinem Rucksack geholt habe und die ganze Zeit über in meiner freien Hand gehalten habe, verfluche ich jetzt. Ich wollte ja, dass es nicht zu schmutzig wird, aber dass ich nun nur eine Hand habe, um Rafaels Berührungen zu erwidern, ist eine ziemliche Folter für mich. „Was hast du?“ fragt Rafael, nachdem wir ein weiteres Mal aus lufttechnischen Gründen unseren Kuss beenden. Ihm ist meine ‚Zurückhaltung‘ also aufgefallen. Grinsend halte ich ihm das Kondom vor die Nase, was als Antwort wohl genügen sollte. Das tut es auch, so rot wie seine Wangen werden, nochmal ein bisschen stärker als ohnehin schon. „Oh“ haucht er nur und ich sehe ihn etwas unsicher an. „Geht es dir zu schnell?“ frage ich sachte. Okay, ich hab wirklich nicht viel Zeit verloren, aber eigentlich hatte ich doch den Eindruck gehabt, dass er mit mir… „Nein, nicht zu schnell!“ meint Rafael und schüttelt entschieden den Kopf, bevor ich mich noch weiter verrückt machen kann. „Ich hab nur grade gemerkt, dass das alles wirklich richtig real ist“ murmelt er leise und sehr verlegen. „Ich kann es auch kaum glauben“ gebe ich zu und mein Herz macht einen freudigen Hüpfer, als er erleichtert lächelt. Die Marienkäfer werde ich gar nicht mehr los – will ich auch nicht. Meine Lippen ziert sicher ein grenzdebiles Lächeln, aber ich kann nicht anders, bin im Moment zu glücklich. Eine Ecke der Gummiverpackung nehme ich zwischen die Zähne, halte es so fest und streichle Rafael sanft über die Seiten. Er lässt seine Hände derweil weiter liebkosend über meine muskulöse Brust gleiten. Meine Finger fahren zärtlich seinen Rücken kosend über die weiche, warme, regennasse Haut. Schließlich legen sich meine Hände auf seinen Po und das Rot auf Rafaels Wangen nimmt ein weiteres Mal die Farbe eines Sonnenaufgangs an. Liebevoll gleiten meine Hände über das feste Fleisch seiner Backen, trennen sie langsam, wagen sich in noch intimere Zonen vor. Rafael stöhnt leise, was mich nur weiter anspornt und mittlerweile ist mein Glied vollständig erigiert. Ich reibe meins an seinem, das auch sehr hart geworden ist. Ein wundervolles Keuchen entrinnt Rafaels süßen Lippen, die ich jetzt einfach unbedingt küssen möchte. Meine Hände etwas bedauernd von seinem Po nehmend, um den Gummi wieder festhalten zu können, pressen sich unsere Münder verlangend aufeinander. Danach wende ich mich Rafaels Brust zu, lausche genüsslich seinem leisen Keuchen, als meine Zunge seine Brustwarzen umspielt. Seine Finger, die bisher meine Brust liebkosten, legen sich nun vorsichtig um meinen Penis, fahren bedächtig den Schaft entlang. Sie sind feingliedrig und sanft und es fühlt sich unglaublich gut an, was sie da machen. Nun ist es an mir, wohlig zu stöhnen und zu keuchen, erst recht, als Rafael seinen Daumen aufreizend langsam über meine Eichel gleiten lässt und zärtlich in meinen Hals beißt. Mein heißer Atem streicht nun stoßweise über Rafaels Brust, der ich gerade nicht so viel Aufmerksamkeit schenken kann, wie ich gerne würde. Dazu macht Rafael mich momentan viel zu verrückt. Ich klemme mir das Kondom wieder zwischen die Zähne und lasse meine Hände zwischen seine Pobacken gleiten, streichle das weiche, feucht werdende Fleisch seines Eingangs. Bebte sein zierlicher Körper vorher vor Aufregung, so ist es jetzt die Erregung, die ihn erschauern lässt, als er die Arme um mich schlingt und seine Fingernägel sich leicht in meine Schultern graben, so behutsam, wie es ihm noch möglich ist, um mir keine blutigen Striemen zu hinterlassen. Zudem verbeißt er seine Zähne in meinem Nacken und seine Atmung geht immer schneller. Rafaels Leidenschaft überrascht mich ein wenig, aber ich kann nicht sagen, dass ich davon nicht angetan wäre, im Gegenteil. Mein Glied pocht beinah schmerzhaft vor Vorfreude und sein williges Fleisch, das ich liebkose, zuckt leicht in ungeduldiger Erwartung meines Eindringens. Nur kurz mit den Streicheleinheiten aufhörend packe ich den Gummi aus, streife ihn über meinen bereits durch Präejakulat feuchten Penis und lege Rafael ins nasse, weiche Gras. Es riecht nach feuchter Erde und den Wildblumen, die hier wachsen. Und nach Rafael. Ein unglaublich feiner, sanfter Geruch, lieblich und angenehm, unaufdringlich und süß. Einfach wunderbar, so wie er selbst. Ich beuge mich zu ihm herunter, küsse ihn heftig. Meine Haare fallen mir über die Stirn. Nur einzelne Strähnen kleben regennass an meiner Haut, die anderen dagegen streifen zart sein Gesicht. Dann dränge ich ihm meinen Unterleib entgegen. Meine Erregung sucht den Weg in sein begieriges Fleisch, das mich verlangend aufnimmt und umschließt, als wolle es mich nicht mehr gehen lassen. _________ Es tut ein wenig weh und fühlt sich an, als werde ich von innen heraus gespalten, aber es ist ein süßer, wonniger Schmerz, der mir die Tränen in die Augen treibt und mich aufschreien lässt, als sich unsre Lippen voneinander lösen. Es wird besser werden, wenn die Bewegung dazukommt, dessen bin ich mir sicher, aber momentan ist es doch noch ein bisschen… herausfordernder für mich, zumal nicht nur Marks Körper, der mir nun Schutz vor dem Regen bietet, gut gebaut ist. „Be… beweg dich erst mal… ein wenig…“ bitte ich keuchend, mir auf die Lippen beißend. Bevor er tiefer dringen kann, sollte sich mein langsam verkrampfendes Fleisch mehr auflockern… Mark schaut mich erschrocken an und streichelt mir sofort beruhigend über die Oberarme und die Seiten und entschuldigt sich, bevor er meiner Bitte nachkommt, sich behutsam in mir zu bewegen beginnt und anfängt, mein Glied sanft zu pumpen. Erleichtert atme ich auf, doch schon bald ist mein Keuchen und das folgende Stöhnen nicht mehr der Erleichterung geschuldet, sondern resultiert aus purer Lust. Dass auch Mark sich steigernde Laute der Lust von sich gibt, regt mich nur noch mehr an. Seine Küsse bedecken meinen Hals. Brust und Mund folgen und ich genieße jeden Moment, in dem seine Lippen meinen Körper berühren. Eine seiner Hände gleitet meinen gesamten Körper entlang, streichelt sanft über meine Seiten, meine Hüftknochen, meine Schenkel, während die andere weiterhin über meinen Penis reibt. Ich habe die Arme um Mark geschlungen – wann genau ich das gemacht habe, weiß ich gar nicht mehr – und meine Nägel krallen sich ein weiteres Mal in seine Haut, tiefer diesmal, weil meine Beherrschung inzwischen dahin ist. „Nochmal… küssen.“ fordere ich heiser vor Leidenschaft und schließe genüsslich die Augen, als sich Marks Mund auf meinen legt. Im Gegensatz zu den hemmungslosen Bewegungen unserer Körper ist der Kuss diesmal geradezu keusch, fast nur auf die Lippen des Anderen gehaucht. Wir halten die Zärtlichkeit dieser Verbindung lange aufrecht, auch jetzt noch, wo er vorsichtig tiefer in mich dringt. Diesmal verkrampft sich mein Fleisch nicht, sondern lässt Mark willig noch weiter in mich. Es tut mittlerweile auch nicht mehr so weh, es ist sogar mehr als angenehm geworden. Ich öffne die Augen wieder, als der Kuss gelöst wird und mir läuft ein Schauder über den Rücken, als Mark mir in mein Ohr haucht, dass er mich liebt. „Ich liebe dich auch“ raune ich zwischen lustvollem Keuchen und Stöhnen, unter das sich mittlerweile auch langsam erste, leise Lustschreie mischen. Seine Worte haben mich nicht nur wohlig erschauern lassen, sondern mir eine Gänsehaut verursacht, die durch seine Küsse auf meinen Hals und meine Brust nicht gerade abklingt. Diese Berührungen sollen niemals aufhören, denke ich und dränge mein Becken fordernder gegen Marks. Als sich unsre Münder ein weiteres Mal treffen, sind sie weniger sittsam. Meine Zähne knabbern an Marks Lippen, schaben so sanft, wie es mir noch möglich ist, über dessen Unterlippe und schließlich tanzen auch unsere Zungen wieder einen heißen Tanz. Unser Rhythmus wird derweil ebenfalls heftiger, begieriger, schneller und es gibt ein klatschendes Geräusch, immer dann, wenn Mark in mich eindringt und seine Hoden meinen Po berühren. Mir ist so heiß, dass es fast den Anschein hat, als würden die Regentropfen im Gras neben mir verdunsten, wenn sie mit meiner erhitzten Haut in Berührung kommen. Doch das kann eigentlich nur eine Einbildung sein. „Ich kann… nicht mehr…“ warne ich Mark vor, als wir den Kuss lösen und mir weitere und immer lautere Lustschreie über die Lippen kommen. Bald werde ich den Gipfel der Lust erreicht haben und will das so gern mit Mark zusammen, doch meine Ankündigung ist vermutlich gar nicht nötig gewesen, denn er scheint ebenfalls nahe dem Höhepunkt zu sein und sein Griff um mein Glied wird stärker, seine Bewegungen legen nochmals an Tempo zu und werden fahriger, sodass ich schließlich laut aufschreiend komme, mein Sperma in seine Hand und auf seinen Bauch spritzend, während sich mein Muskel fest um Marks Penis zusammenzieht, was ihm ein wahnsinnig erotisches Stöhnen entlockt. Ich spüre, wie er gleich darauf in mir kommt und sich dann erschöpft auf mir niederlässt. Wir müssen beide erst einmal wieder zu Atem kommen. Meine Nägel haben sich während des Höhepunkts tief in Marks Schultern gekrallt und nun doch blutige Kratzer hinterlassen, aber das ist ihm und mir gleichgültig. Nach Luft schnappend halten wir einander eng umschlungen. Als Mark nach einer Weile aus mir gleitet und sich neben mich legt, geht der Regen wieder voll auf mich nieder und ich muss kurz aufkeuchen. Meine Haut nimmt die Frische dankbar an, obgleich sie immer noch warm und rosig ist und gleichsam hat sich zwar meine Atmung, nicht aber mein Herz beruhigt. Mark scheint es genauso zu gehen, denn sein Herz schlägt ebenfalls noch heftig, als ich mich an ihn schmiege und meinen Kopf auf seine Brust bette. Nachdem er sich das Kondom von seinem erschlaffenden Glied gezogen hat, legt er den Arm um mich und streichelt zärtlich über meinen Rücken, während meine Finger sacht um seinen Bauchnabel kreisen. Wir genießen die kleinen Nachbeben und die Nähe und Wärme des Anderen, küssen uns ein ums andere Mal und liegen eine ganze Weile ruhig nebeneinander. „Das war dann wohl ein klares Ja auf meine Frage von vorhin, ob du willst…“ meine ich schließlich und kann mir ein leises Kichern nicht verkneifen. Mark grinst nur und nickt, dann wird sein Gesichtsausdruck ernst. „Und, es tut dir nicht Leid, oder?“ fragt er ruhig und ich sehe ihm fest in die Augen. „Nein, ich bereue es nicht. Es war schön und… ich würde es gerne wieder tun.“ sage ich aufrichtig und doch etwas verlegen. „Ich hoffe, du möchtest das auch…“ füge ich hinzu und bin immer leiser geworden, fast sind die letzten Worte nur dahingehaucht und vermutlich kaum zu verstehen… _________ Marienkäfer, überall. Und schon wieder ein unglaublich grenzdebiles Lächeln auf meinen Lippen, die durch Rafaels Zähne etwas wund geworden sind und leicht nach Eisen schmecken. „Natürlich will ich das“ wispere ich unendlich glücklich und wir küssen uns. So oft haben sich unsere Münder an diesem Tag schon berührt, dass es fast unfassbar ist, dass wir erst heute damit angefangen haben. Und so schnell werden wir auch nicht mehr damit aufhören, wird mir freudig bewusst, als sich unsre Lippen liebkosen. ~~~ „Das ist sooo unfair!“ bringe ich röchelnd heraus, bevor mich ein weiterer Hustenanfall ereilt. Dass das Leben gemein ist, denkt Hannes zurzeit sicher auch. Seit ein paar Tagen wird er massiv von Katrin belagert. Irgendjemand muss ihr wohl gesteckt haben, dass Hannes auf sie stehen würde, nur zu schüchtern wäre, es ihr zu sagen. Nun kann er am eigenen Leib erfahren, wie das so ist, wenn einem eine Person nachstellt, für die man nichts übrig hat. Selbstverständlich habe ich mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun… Nachdem mich der Husten durchgeschüttelt hat, lege ich meinen Kopf erschöpft in die Kissen meines Bettes. Eine Woche ist seit unserer Wanderung vergangen – eine Woche lang sind wird nun ein Paar. Und eigentlich habe ich überhaupt keinen Grund zum Klagen. Rafael und ich sind kaum noch getrennt voneinander, übernachten beim jeweils anderen und sind sehr glücklich – abgesehen davon, dass mich seit dem Intermezzo im Regen eine dicke Erkältung plagt und ich vor mich hin sieche, während Rafael das blühende Leben ist. Unfair eben. Und er lacht nur über mein Leid! Was für einen bösen Freund ich doch habe! „Ach komm schon“ meint er zwinkernd. „Du stellst dich doch nur so an, damit ich Krankenschwester spiele“ behauptet er und ich muss grinsen. „Hmm, da hast du schon irgendwie Recht… Du bist ja auch ne scharfe Krankenschwester“ stimme ich ihm zu und muss mich gegen seine augenblicklich einsetzenden, scherzhaften Boxattacken wehren. Als ich seine Handgelenke schließlich gefangen habe und festhalte, ziehe ich ihn zu mir und küsse ihn, was er widerstandslos mit sich geschehen lässt. Er schließt sogar die Augen und erwidert den Kuss innbrünstig. Nachdem wir uns voneinander lösen, sind die Kornblumenaugen leicht verklärt. Wir hatten die letzten Tage keinen Sex mehr… „Werd schnell wieder gesund“ fordert Rafael streng und Sehnsucht schwingt in seiner Stimme mit, die mir wohlige Gänsehaut beschert. „Keine Sorge, ich bin bald wieder fit“ meine ich optimistisch und grinse ein bisschen verschlagen. „Hä?“ macht Rafael verständnislos und schaut mich fragend an. „Naja, ich hab ja eben sämtliche Bakterien und Viren auf dich übertragen, also geht’s mir sicher bald prima…“ kläre ich ihn lachend auf und muss mich erneut vor seinen Fäusten in Acht nehmen. „Na wenn du schon solche blöden Witze machen kannst, bist du vermutlich echt auf dem Weg der Besserung“ meint er nach einer Weile und schenkt mir ein warmes Lächeln. _________ Wie ihr vermutlich gemerkt habt, war das Kapitelchen extralang. Dafür aber (leider?) das letzte dieser Geschichte. [Eventuell gibt’s eine Fortsetzung, wenn ich ‚Feuertänzer‘ und ‚TDmhHs‘ beendet habe – es würde mich ohnehin auch sehr freuen, wenn ihr einen Blick in die Stories werfen würdet, wenn ihr sie noch nicht kennt. ^^] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)