Naturliebe von GeZ ================================================================================ Kapitel 1: Kornblumenblau und Glockenblumenblau ----------------------------------------------- Disclaimer: Sämtliche auftretenden Charaktere sind von mir frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder fiktiven Personen sind nicht beabsichtigt. Selbiges gilt ebenfalls für die Handlung und die Schauplätze. _________ Kornblumenblau und Glockenblumenblau Ich kenne Mark schon seit dreizehn Jahren. Im Kindergarten wurde ich von seinen blauen Augen in Bann genommen und nie mehr ließen sie mich los, auch wenn ich damals natürlich nicht wusste, was genau für Gefühle ich für ihn hegte. Ich möchte auch stark annehmen, dass sie noch harmlos waren und nicht über Freundschaft und Schwärmerei hinausgingen, sonst müsste ich mich wohl für perverse Neigungen schämen. Gut, dass ich auf Männer stehe, ist für meine Eltern heute schon pervers genug, da dürfte es sie sicher freuen, dass ich mit vier Jahren noch nicht so ‚schlimm‘ war… Aber Fakt ist, dass ich mit meinem ersten Tag bei den „Glückskäfern“ voll auf Mark gepolt wurde. Er hatte honigblondes Haar, rote Pausbäckchen, weil es mitten im Winter war und einen Spielzeugbagger in der Nase. Doch das Beeindruckendste waren die beinahe violetten Augen, die mich sofort an Glockenblumen erinnerten. Mein Vater ist Geologe und oft wandert er in seiner Freizeit stundenlang im Gebirge nahe der Stadt. Dabei begleiteten meine Mutter und ich ihn ab und an und mir machte das schon als Kind viel Spaß und Glockenblumen betrachtete ich bei den Wanderungen am liebsten. Später gingen Mark und ich in dieselbe Grundschule und im Gymnasium sind wir beide in der elften und besuchen ein paar Kurse zusammen. Er ist mein einziger richtiger Freund. Klar, ich habe ein paar Bekannte, mit denen ich auch ganz gerne etwas unternehme, aber wirklich reden kann ich nur mit Mark. Er weiß seit ungefähr einem Jahr, dass ich schwul bin und bevor ich es ihm anvertraute, habe ich lange nachgedacht, ob und was ich ihm sagen soll. Schließlich entschied ich mich, ihm nur zu offenbaren, dass ich auf Männer stand und nicht, dass er es mir angetan hatte. Dass ich ihn liebe, merkte ich bei der Feier zu seinem fünfzehnten Geburtstag. Es war das erste Mal, dass ich bei ihm zu Hause war, denn schon seit Ewigkeiten zofften sich seine Eltern und eigentlich ist es ein echtes Wunder, dass sie immer noch zusammen sind. Ich teile da allerdings Marks Meinung, dass es wohl besser für sie beide wäre, wenn sie sich trennen würden, denn dann wären sie sicher glücklicher als so, wo sie sich jeden Tag streiten. Jedenfalls nimmt Mark das ziemlich mit und früh begann er darum, sich von seinem großen Bruder Mike Bier zu schnorren und trank zumeist viel zu viel. Auch zu seinem Geburtstag war das so. Wir feierten lange, tranken Bier und Hannes, einer von Marks Freunden, hatte Absinth mitgebracht. Anfangs tranken wir das Zeug noch ganz zivilisiert aus Gläsern und mein Blick ging oft zu meinem Freund und als er einen Tropfen, der vom Rand seines Glases zu rinnen drohte, wegleckte, wurde mir schlagartig klar, dass ich ihn liebe. Dieses Zungenspiel war dermaßen sexy gewesen und den ganzen restlichen Abend über drehten sich meine Gedanken darum, was er mit dieser Zunge bei mir anstellen könnte. Als wir nach vier Uhr schließlich so dicht wie zehn Russen waren, beschlossen die noch übrig Gebliebenen gleich bei Mark zu schlafen und weil sich dessen Eltern mal wieder stritten, zogen wir mit Luftmatratzen, Kissen, Decken und den restlichen Bierflaschen in den Keller. Neben mir waren nur noch Hannes und Mike da. Und Mark natürlich. Nachdem mir eben erst bewusst geworden war, dass ich ihn liebe, war die Aussicht, die Nacht mit ihm zu verbringen, wunderschön und schrecklich zugleich. Ich war wirklich froh, dass die anderen beiden ebenfalls bei uns waren, sonst wäre ich vor Nervosität sicher gestorben. So wurde es aber ein toller Morgen, denn wir redeten und tranken noch eine Weile, spielten dann Monopoly. Als Hannes jedoch das Spielfeld versehentlich mit Bier tränkte, lachten wir über diese Geldwäsche und beendeten die Runde. Es war gegen sechs Uhr, als wir uns mit den Luftmatratzen, Decken und Kissen ein kuschliges Lager gebaut und uns zum Schlafen hingelegt hatten. Hannes, der wirklich viel zu viel getrunken hatte, wollte unbedingt, dass ich mich neben ihn legte und nannte mich andauernd Elinchen. Diesen Spitznamen hatte er mir bei unserem ersten Treffen verpasst, was dazu geführt hatte, dass ich mich aus Furcht vor dem drei Jahre Älteren hinter Mark versteckt hatte, der wiederum ganz locker und unbefangen mit Hannes umgegangen war, der eigentlich ein Freund seines Bruders gewesen war, aber im Laufe der Zeit immer mehr zu seinem geworden war. Mike nahm ihm das nicht krumm, die Brüder hielten im Gegensatz zu ihren Eltern nämlich zusammen wie Pech und Schwefel und ihre Freundeskreise waren überhaupt miteinander verschwommen. Mikes Freunde waren auch Marks und umgekehrt. Aber obwohl ich mittlerweile weniger Respekt vor Hannes hatte, wollte ich nicht neben ihm liegen, da er mir mit seinen Kommentaren wie niedlich ich sei, doch etwas suspekt war und zum Glück rettete mich Mark, indem er mich einfach mit zu sich zog. Irgendwas sagte er noch zu Hannes, aber das nahm ich nicht mehr so richtig wahr, denn an seine warme Brust gedrückt schlief ich schnell ein. _________ Dass sie mich mit vier Jahren in den Kindergarten steckten, war wohl das Beste, das meine Eltern für mich getan haben. Zwar war ich am Anfang ein richtiger Stänkerer und ärgerte die Jungs und Mädels furchtbar gern, aber das änderte sich, als ungefähr ein halbes Jahr später Rafael zu den „Glückskäfern“ kam. Ich hatte gerade irgendeinem der Jungs seinen Spielzeugbagger geklaut, weil der damit angegeben hatte. Meine Eltern kauften mir sowas nicht und ich war eine Weile echt wütend, wenn andere mehr hatten als ich und um zu verhindern, dass der Kerl seinen Bagger zurückwollte, stopfte ich ihn mir in die Nase, denn mit dem Schleim würde er ihn sicher nicht haben wollen, dachte ich. Falsch gedacht. Der Junge verfolgte mich und ich rannte vom Hof schließlich hinein und stoppte abrupt, als mir dunkelblaue Augen entgegenblickten. Rafael, so hieß unser Neuzugang und hatte mittellanges, dunkelbraunes Haar. Ich hielt ihn für ein süßes Mädchen und er strahlte so viel Ruhe aus und gackerte und kicherte nicht so viel wie die anderen dummen Gänse, sodass ich doch dachte, an dieser Sache mit den Mädchen könnte was dran sein. Mike, mein Bruder, war zu der Zeit schon in der Schule gewesen und hatte mir erzählt, wie er mit Susi, einer aus seiner Klasse geknutscht hatte und als ich Rafael sah, kam ich selbst zum ersten Mal in die Versuchung, das auch zu tun. Das Ganze ist jetzt etwas mehr als dreizehn Jahre her und he, ich würde Rafael immer noch knutschen. Er ist zierlicher als andere Elfklässler und seine Haare reichen ihm bis zur Taille, aber wie ein Mädchen sieht er nun echt nicht mehr aus. Macht aber nix, denn am Wichtigsten sind mir an ihm seine Augen. Damals im Kindergarten gefielen sie mir schon und seinetwegen benahm ich mich besser – zumindest wenn er in der Nähe war – und das, obwohl er sich als Junge herausgestellt hatte. Ich machte ihm da auch nix vor, denn bei ihm wollte ich wirklich lieb sein und obwohl ich mich mit den Jahren mäßigte und viele Freunde gewann, war mir Rafael immer am liebsten und ihm erzählte ich stets alles, was mich bekümmerte – soll heißen, ich sprach oft mit ihm über meine Eltern. Beispielsweise erfuhr er als Erster davon, dass meine Oma meine Zuflucht war. Zu ihr ging ich, wenn meine Alten sich stritten. Sie wohnte am Stadtrand und auf dem Weg zu ihr kam ich beinahe schon in ländliche Gefilde und an ein paar Äckern lief ich da vorbei. Klatschmohn und Silberdisteln wurden mir vertraut, aber am meisten mochte ich die Kornblumen, denn sie hatten genau dieselbe kräftig blaue Farbe wie Rafaels Augen. Leider starb meine Oma als ich dreizehn war und von da an ging’s ein bisschen bergab mit mir. Ich hielt mich von da an an Mikes Art der Problemlösung: sehr viel Bier. Den Noten tat das nicht gut und ich quälte mich eigentlich nur noch wegen Rafael zur Schule. Ich wollte auf dem Gymi bleiben, damit ich ihn sehen konnte, denn außerhalb der Schule war ich so oft mit anderen Freunden zusammen, dass uns beiden manchmal die Zeit fehlte, in Ruhe etwas zu unternehmen. Ich versuchte das dadurch auszugleichen, dass ich Rafael in meine Clique integrierte, doch das war ein schweres Unterfangen, denn der Kleine gehörte nicht wirklich zur kontaktfreudigen Sorte Mensch. Am schlimmsten war aber das erste Treffen mit Johannes, einem Freund meines Bruders Mike. Hannes, wie er genannt wurde, war eigentlich vollkommen in Ordnung und es war unproblematisch, mit ihm umzugehen. Allerdings war seine lockere Art für Rafael etwas befremdlich und schüchterte ihn total ein. Erst recht als er anfing, Rafael Elinchen zu nennen und als der sich hinter mich stellte, kam Hannes nicht umhin, ihn andauernd als niedlich zu bezeichnen und ich muss zugeben, dass ich dieser ‚Einstufung‘ sehr gut zustimmen kann. Trotzdem mag ich Hannes Sichtweise auf Rafael nicht so sehr, denn ich weiß, dass er schwul ist. Im Gegensatz zu Rafael hält er damit nämlich nicht hinter den Berg. Nicht dass ich es schlimm finden würde, dass Rafael seine Sexualität lieber geheim hält. Ich bin froh, dass er mir es überhaupt erzählt hat, dass er schwul ist und dass er da vorher gezögert hatte, kann ich leicht nachvollziehen, denn seine Eltern sind davon nicht gerade begeistert. Aber sie akzeptierten es immerhin und waren, soweit ich mitbekommen habe, glücklich, dass ihr Sohn ihnen genug vertraut hat, sich ihnen zu offenbaren. Ich für meinen Teil tue das bei meinen jedenfalls nicht. Wahrscheinlich würden sie sich noch gegenseitig vorwerfen, mich schwul gemacht zu haben. Dabei hatte ich einige Freundinnen. Aber nur mit einer habe ich auch geschlafen. Katrin. Eine echte Schlange, ein dummes, zickiges Biest. Immerhin habe ich dank ihr rausgefunden, dass Mädels nichts für mich sind. Eigentlich hätte gerade ich wohl die Courage haben sollen, es Rafael eher zu sagen, dass ich auch schwul bin, aber das habe ich bis heute noch nicht geschafft. Schließlich war ich bei meinem ersten Mal erst vierzehn und vielleicht stünde ich ja später doch mehr auf Frauen… Obwohl ich nach dem Katrin-Desaster kaum daran glauben konnte und vor allem nach meinem fünfzehnten Geburtstag nicht mehr, denn den feierten wir zum ersten Mal bei mir zu Hause. Natürlich waren Mike und Hannes da, aber leider auch Susi, Mikes Ex-Ex und Katrin. Beide belagerten meinen Bruder und mich und wir warfen uns immer verstehende, mitleidende Blicke zu. Doch auch einen anderen Blick als den meines Bruders spürte ich. Rafael. Er sah mich eigentlich andauernd an und obwohl er es versuchte zu verdrängen, war da Eifersucht in seinen Kornblumenaugen, wenn Katrin auf meinem Schoß saß und sich an mich schmiegte. Zum Glück rettete Hannes Absinth Mike und mich, denn die Mädels vertrugen das Zeug nicht so gut und zogen sich gegen halb zwei zurück. Danach waren wir Kerle unter uns und ich trank einen Absinth nach dem anderen, leckte sogar einen Tropfen ab, der am Glas entlanglief. War schließlich alles kostbarer Alkohol. So richtig genial wurde der Abend aber erst nach vier, als nur noch Mike, Hannes und Rafael da waren und wir uns in den Keller verkrümelten und dort Monopoly spielten. Es war bereits gegen sechs Uhr, als wir uns mit den mitgenommenen Luftmatratzen, Decken und Kissen eingerichtet und uns zum Schlafen hingelegt hatten. Hannes wollte zwar, dass sich Rafael neben ihn legte, doch ich zog ihn zu mir und raunte dem anderen böse und nicht mehr ganz nüchtern zu, er solle die Pfoten von meinem Freund lassen. Rafael bekam das nicht mehr mit, er war sofort eingedöst und kuschelte sich unwillkürlich an meine Brust und sein warmer Alkoholatem streifte meinen nackten Oberkörper. Ich konnte nicht anders und musste ihm einfach sanft über den Rücken streicheln, bis mir ein Ziehen im Unterkörper ein langsam hart werdendes Problem ankündigte, wenn ich weitermachen würde. Deshalb drehte ich mich schließlich unwillig um und spürte, wie Rafael sich daraufhin an meinen Rücken drängte. Ich drehte den Kopf ein wenig, um ihn nochmal anzusehen und als ich mich umwand, um endlich wirklich zu schlafen, blickte ich in Hannes dunkle Augen. _________ Eine kleine Geschichte, einfach so. Dementsprechend auch nix Besonderes, aber ich würde mich freuen, wenn sie doch bei einigen Lesern Gefallen finden würde. Wenn ja, schaut euch doch mal "TDmhHs" (http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/139146/258102/) und "Feuertänzer" (http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/139146/253500/) an. (: Die beiden Geschichten gehen voraussichtlich dann in ca. 3 Wochen auch endlich weiter [wenn ich meine Prüfung überlebt habe *g*]. ,) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)