Traum aus Eis von Senshi (SesshoumaruxOC) ================================================================================ Kapitel 9: Aufeinandertreffen ----------------------------- Nach den merkwürdigen Geschehnissen am Vorabend war ich viel zu erschöpft, um nochmal Schießen zu können. Ich konnte nicht einmal mehr von selbst laufen, Jinenji musste mir hoch helfen. Das Training mit dem Bogen begann am darauf folgenden Tag. Hikaru zeigte mir über mehrere Stunden die richtige Haltung und wie man einen Pfeil anlegte. Sie war der Meinung, dass ich ohne die richtige Technik nicht einmal die Bogensehne spannen dürfte... Ich trainierte den ganzen Tag, von morgens bis abends. Am Mittag half ich beiden bei der Ernte und lernte noch vieles mehr über die Behandlung von Wunden und Verletzungen. Als wir nach dem Abendessen noch am Feuer saßen, lernte ich auch noch, aus kleinen, unscheinbar wirkenden Zweigen, spitze und gefährliche Pfeile zu schnitzen. Diese wurden noch mit schönen Vogelfedern ausgestattet. Eigentlich sah der Haufen Äste mit Federn nicht sonderlich bedrohlich aus, aber ich hatte ja am eigenen Leib spüren müssen, dass der Schein trügt. Die Wunde war noch immer nicht komplett verheilt, doch Hikaru-obaasan meinte, es könnte eine kleine Narbe bleiben, aber die Wahrscheinlichkeit war gering, wenn ich mein Bein sorgfältig schonte. Nach einigen weiteren Tagen durfte ich endlich meinen ersten eigenen Pfeil anlegen, die Sehne vorsichtig spannen und schießen. Nun ja, deutlich besser als mein letzter Schuss war der hier nicht, aber immerhin. Nun verbrachte ich die Tage damit etwas abseits im Wald auf eine bestimmte Stelle am Baum zu schießen. Wenn man wirklich Stunde für Stunde die Augen auf einen einzigen Punkt richtet, bekommt man wirklich ein Gefühl für Entfernungen. Nachdem ich nun einige Zeit darauf verwendet habe, nur auf unbewegliche Ziele zu schießen, beschoss ich, auch mal auf bewegte Objekte zu zielen. Damit meinte ich keinesfalls Tiere! Ich würde niemals nur aus Trainingsgründen auf ein unschuldiges Lebewesen schießen... Also sammelte ich mit meinem Langbogen auf dem Rücken, ein paar größere und kleinere Früchte, um sie als Zielscheiben zu benutzen. Ein großer Apfel war eine gute Wahl für den ersten Versuch. Die Beeren legte ich erst einmal zur Seite. Man sollte es ja nicht gleich übertreiben! Gesagt, getan. Ich warf den Apfel in die Höhe und legte blitzschnell einen Pfeil auf die Bogensehne, spannte und ließ dann einfach los. Was genau hatte ich eigentlich erwartet? Natürlich traf ich den Apfel nicht. Er war schneller wieder herunter gefallen, als ich gedacht hatte. Meine Geschwindigkeit, den Pfeil abzuschießen war ganz gut, aber ich hatte noch eine Menge Arbeit vor mir. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, Obst in die Luft zu werfen und mit Pfeilen auf Äpfel zu schießen. Schwieriger, als ich gedacht hatte... Gegen Nachmittag machte ich eine kurze Pause. Mein Körper war heiß gelaufen, meine Wangen rot. Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir. Instinktiv sprang ich auf, zielte mit dem Bogen auf den Ursprung des Raschelns. „Wer ist da? Komm raus!“ Mit einem Fuß trat ich einen auf dem Boden liegenden Apfel in das Gebüsch. Man hörte nur einen dumpfen Laut und darauf folgendes Gemecker. Hm, das kam mir sehr bekannt vor... Das kleine Etwas trat durch die kleinen Blätter ins Licht. „Jaken!“ Ich war heilfroh den Gnom zu sehen, ließ sofort den Bogen fallen und schloss ihn in die Arme. Ich hatte ihn so sehr vermisst. Nachdem ich ihn losgelassen hatte, um ihn nicht zu erdrücken, begann ich ihn mit Fragen zu löchern. „Warum bist du hier? Wo ist Aun? Was ist mit Sesshoumaru-sama?! Kommt ihr mich endlich abholen? Ich habe in der letzten Zeit unglaublich viel gelernt! Was..?“ Jakens böser Blick brachte mich schließlich zum Schweigen. „Schön, dass du auch mal nichts sagen kannst..“ Er war sichtlich genervt. Eine entschuldigende Geste reichte, damit er endlich von sich gab, warum er hier war. „Sesshoumaru-sama hat mir aufgetragen, dich unverzüglich zurückzubringen. Also los, wir gehen!“ Er schnappte meinen Ärmel und fing an, mich hinter sich her zu ziehen. Moment, ich konnte noch nicht gehen! Ich hatte Jinenji und Hikaru-obaasan nicht Bescheid gesagt! Sollte ich jetzt einfach verschwinden, machten sie sich doch Sorgen! „Warte, Jaken!“ Ich leistete Widerstand, doch er antwortete nicht, sondern zog noch fester. Solche Kräfte hätte ich dem Gnom nicht zugetraut! Aber ich durfte nicht aufgeben! Hilfesuchend sah ich mich um, erblickte einen stabil aussehenden Ast und hielt mich daran fest. Eigentlich sollte ich Jaken kräftemäßig ebenbürtig sein, ich als mittelgroßer Halbdämon und er als kleiner vollwertiger Dämon. Ich versuchte ihn weiterhin zu überreden, doch nichts half. Der Ast , an den ich mich klammerte, sollte noch ein wenig halten. „Jetzt sei endlich still! Es ist ein Befehl von Sesshoumaru-sama! Also vergiss die Beiden! Sie haben ihre Aufgabe, dich zu heilen gut erfüllt. Eigentlich solltest du schon viel früher von hier weg sein, sodass du keine so starke Verbindung zu ihnen entwickelst.“ Er seufzte. „Was haben diese Menschenfrau und der Halbdämon nur angerichet?“ Er hatte mich losgelassen während er so verächtlich über die Heilerin und Jinenji spach. So vertieft in seine Rede bemerkte er nicht, dass ich mich langsam aufrichtete. Zu Schlitzen verengte, rote Augen starrten ihn an. Mir war warm. Mein Kopf schien zu zerbersten. Alles um mich herum war getaucht in leuchtendes Rot. Meiner Erinnerung nach war ich auf dem Boden gelandet. Doch irgendwie stand ich wieder auf meinen Beinen. Obwohl die Welt einen Rotstich bekommen hatte, war der Rest völlig normal. Okay, beinahe normal. Mein Gehör funktionierte nicht richtig! Ich hörte nur ein leises Rauschen... Durch den blutroten Schleier hindurch sah ich Jaken, der die gelben Augen weit aufgerissen hatte und vor mir zurückwich. Ich war zwar sehr wütend wegen seiner Worte, doch ich könnte ihm doch nichts antun. Ich wollte ihn beruhigen, aber mein Körper gehorchte mir nicht weiter! Gefangen und unfähig, etwas zu tun, musste ich mit ansehen, wie ich eine Klaue (?!) hob und nach dem kleinen Gnom schlug. In meinem Inneren schloss ich die Augen, wollte nicht zusehen, wie ich Jaken verletzte. Glücklicherweise ging der Schlag ins Leere. Erleichtert öffnete ich ein Auge, nur um meinen nächsten Angriff mitzuverfolgen. Beim ersten Mal hatte er sich noch retten können, doch für den zweiten Schlag war es schon zu spät. Die Krallen rissen ihm die Kleidung am Rücken und die darunter liegende Haut auf. Tiefe Schrammen verliefen von einer zur anderen Seite. Blutend lag er am Boden, nicht mehr fähig, vor mir zu fliehen. Dann stand ich direkt über ihm, bemerkte, dass ich grinste (es fühlte sich eher so an, als ob ich mordlustig die Zähne fletschte...). Mein Arm holte zum finalen Schlag aus. Mein Innerstes wehrte sich dagegen, ich versuchte, die Kontrolle über meine Handlungen wiederzuerlangen. Kurz bevor sich meine Klauen ein weiteres Mal in seinen Rücken bohren konnten, schaffte ich es, meine Bewegungen zu stoppen. Ein paar Momente später und Jaken hätte sein frühes Ende gefunden. Ein Zittern durchlief meinen gesamten Körper, der dämonische Teil versuchte immernoch den am Boden liegenden Gnom zu erreichen! Stück für Stück näherten sich bereits rote Krallen. Nein, halt! In meinem Kopf drehte sich alles, eine Stimme flüsterte mir unverständliche Dinge zu, und doch schien mein Zorn dadurch nur zu steigen. Ich versuchte, den Drang meiner dämonischen Hälfte zu unterdrücken, doch langsam begann mein Widerstand zu bröckeln. 'Nicht aufgeben, das kommt nicht in Frage!' Diese letzten Gedanken rasten mir durch den Kopf bevor ich die Kontrolle verlor und mein anderes Selbst übernahm. Boden. Harter Boden. Schwarze Dunkelheit um mich herum, eine unangenehme Stille sirrte durch meine Gedanken. Ich musste die Augen öffnen... Ich lag mit dem Rücken auf der nassen Erde. Benommen richtete ich mich auf. Alles drehte sich, Farben des Waldes verschwammen vor meinen Augen. Ein rotes Pochen. Durch das Rauschen meiner Ohren hörte ich leise Schritte und das Geräusch, wenn ein Schwert gezogen wurde. Noch ein Pochen. Meine Sicht verbesserte sich schlagartig, alles schien gestochen scharf. Langsam hoch ich den Kopf um den Ursprung beider Geräusche zu finden. Über mir stand Sesshoumaru-sama mit einem gezogenen Schwert im wehenden Wind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)