Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 178: Plasmakugel ------------------------ 178) Plasmakugel Plötzlich schoss ein Auto von der Tischplatte, quer durch den Raum und verschwand unter dem Tisch auf der gegenüberliegenden Seite. Dean kletterte von der Bank, flitzte durch den Raum, kroch unter den Tisch und suchte das Spielzeug. Es war schließlich sein Lieblingsauto! Dass er sich dabei den Kopf an der Tischplatte stieß, ignorierte er. Sam stand auf, klappte nebenbei den Laptop zu und folgte seinem Bruder. Dean hockte unter dem Tisch und spielte. „Komm vor, der Tisch ist zu klein für dich“, bat Sam den Blonden. „Entschuldigen Sie bitte“, wandte er sich dann an die Personen, die an dem Tisch saßen. Sie nickten irritiert. „Nich zu klein“, erklärte Dean, richtete sich etwas auf und stieß sich wieder den Kopf. Die Gläser auf dem Tisch klirrten leise. „Wohl zu klein“, grinste der Jüngere als Dean dann doch unter dem Tisch hervor krabbelte. Er wuschelte ihm durch Haar. „Bist du nicht zu groß dafür?“, fragte jetzt auch der ältere Herr, der vorn an dem Tisch saß und den Blonden interessiert musterte. „Nich zu groß! Bin fünf!“, erklärte Dean stolz und hielt dem Mann seine Hand mit fünf abgespreizten Fingern hin. Das Murmeln der Menschen in dem Raum wurde lauter und Sam konnte einige schadenfroh kichern hören. „Deine Cola ist da“, wandte er sich an seinen Bruder. Der strahlte, sauste an ihren Tisch und kletterte auf die Bank. „Was ist mit ihm?“, wollte der ältere Herr am Tisch wissen, „Ich bin Psychologe“, fügte er erklärend hinzu als er Sams irritierten Blick sah. Der warf einen Blick zu Dean, der mit seinem Strohalm Luft in die Cola blies und sich freute als das Getränk überschäumte. Er lächelte. Hatte die Bedienung gleich wieder was zu meckern. „Er ist mein Bruder“, begann er dann, als er den fragenden Blick sah. Er hatte sich eine halbwegs plausible Geschichte ausgedacht. Was wollte er auch sagen? Mein Bruder ist irgendwie wieder zum Kind geworden, weil eine Hexe irgendwas mit ihm gemacht hat? Dann würde man sie beide einliefern. Er warf noch einen Blick auf den Blonden. „Ich war damals noch keine zwei Jahre und lag mit einer schweren Lungenentzündung und Bronchitis im Krankenhaus. Mein Bruder durfte mich wegen der Ansteckungsgefahr nicht besuchen, also musste ein Elternteil bei ihm zu Hause bleiben. An diesem Abend war Dad bei mir. Als er nach Hause kam, wimmelte es in unserer Straße von Polizei und Feuerwehr und unser Haus war eine qualmende Ruine. Zwei Polizisten haben ihn sofort weggebracht und ihm so schonend wie möglich beigebracht, dass Mom bei dem Feuer ums Leben gekommen war. Dad stand unter Schock und hat immer wieder nach meinem Bruder gefragt, doch niemand hatte einen kleinen Jungen gesehen und auch die Feuerwehrleute, die Moms“, Sam schluckte hart. Er konnte sich zwar an nichts erinnern, doch das hier ging ihm verdammt an die Nieren, immerhin war diese Geschichte auch ziemlich nah an ihrer Vergangenheit. „Sie müssen nicht...“, versuchte der Psychologe ihn zu beruhigen. „Schon okay, ich kenne das nur aus Erzählungen meiner Großeltern.“ Er zuckte entschuldigend mit den Schultern bevor er fortfuhr. „Sie haben ihn am nächsten Tag halb erfroren ein paar Gärten weiter gefunden. Er war blutverschmiert und hatte einige teils schwere Verletzungen und leichte Verbrennungen. Wie er aus dem Haus gekommen ist, konnte niemand erklären. Die Autopsie hat ergeben, dass Mom schon tot war, als das Feuer ausbrach. Sie war brutal ermordet worden. Die Polizei vermutete einen Raumbord und das Feuer sollte wohl die Spuren verwischen. Der Typ, der sie angegriffen hatte, hatte wahrscheinlich auch meinen Bruder misshandelt. Die Polizei meinte, dass der in ihm wohl eine Gefahr für sich gesehen haben muss. Er war sechs! Wie kann man...?“ Sam schluckte. „Lange sah es so aus, als ob auch er sterben würde. Er hat überlebt, aber er war danach nie wieder der Alte.“ Schweigen hatte sich in den Raum ausgebreitet. Alle Anwesenden lauschte interessiert Sams Erzählung. Der schaute wieder zu Dean, der inzwischen den halben Tisch überschwemmt hatte. „Die Ärzte sagten, dass er wahrscheinlich gesehen hat, wie der Typ Mom … und dass was der danach mit ihm gemacht hat und die Nacht in der Kälte draußen... Sie meinten, dass es zuviel für ihn war und er es nicht verarbeiten konnte. Er hätte verdrängt was passiert war. Sein Bewusstsein hatte dieses Ereignis gelöscht und ihn in eine Zeit gebracht, zu der seine Welt noch in Ordnung war. Dad konnte das nicht verstehen. Mein Bruder wurde von einer Klinik in die nächste gebracht. Es hat es nur noch schlimmer gemacht. Er zog sich immer weiter zurück. Dann haben ihn unsere Großeltern zu sich genommen. Sie haben ihn einfach so akzeptiert. Mein Dad hat irgendwann wieder geheiratet und ich bin auch zu meinen Großeltern gezogen. Bis dahin war ich immer nur in den Ferien da gewesen. Meine Großeltern haben ihn gefördert so gut sie konnten. Aber sie konnten ihn auch nicht aus seiner Isolation holen. Ich kenne ihn nicht anders.“ Der Psychologe nickte bedächtig. Er hatte von solchen Fällen schon gehört und er wollte sich zu gerne selbst mit Dean unterhalten. Plötzlich ertönten in der Ferne Sirenen. „Scheiße!“, fluchte Sam. Dean erstarrte, dann rutschte er von der Bank und rannte in die entfernteste Ecke des Lokals. Dort kauerte sich zusammen, hielt sich die Fäuste vor Ohren und weinte. Langsam wiegte er sich vor und zurück. Sam lief sofort zu ihm, er setzte sich auf einen Stuhl und zerrte einen mehr als widerstrebenden Dean auf seinen Schoß. Kaum fühlte der Blonde die Berührung, begann er um sich zu schlagen. „Nein, nein, ich will nicht, nein!“, schrie er immer wieder. Sam brauchte eine Weile um ihn an sich zu drücken und zur Ruhe zu bringen, dann krallte der Blonde sich in dessen Hemd fest, versteckte sein Gesicht an Sams Schulter. Er weinte noch immer haltlos. Sanft strich der Jüngere ihm immer wieder über den Rücken. „Schsch. Ich bin hier. Keiner wird dich holen. Das lasse ich nicht zu“, flüsterte er ihm immer wieder ins Ohr. Seine Augen suchten die junge Frau, die ebenfalls am Tisch des Psychiaters saß. „Der Esel“, formte er lautlos mit den Lippen und ließ seinen Blick zu ihrem Tisch wandern. Die junge Frau verstand seine Bitte beim zweiten Mal und holte das Stofftier. „Dean?“, fragte Sam leise und drehte seinen Kopf mit leichter Gewalt zu der Frau. „Caro?“, schluchzte er den Namen seines Kuscheltiers, griff danach und drückte ihn ganz fest an sich. „Danke!“, lächelte Sam sie an. „Gern geschehen“, antwortete sie und ging zu ihrem Platz zurück. Es dauerte noch eine Zeit, bis Dean sich endlich soweit beruhigt hatte, dass er sich ein Stück von seinem Bruder löste und ihn aus geröteten Augen anschaute. „Hey“, sagte der Jüngere leise und wischte ihm vorsichtig die Tränen von den Wangen. Dean zog schniefend die Nase hoch und wischte sie dann an seinem Ärmel ab. Die Bedienung, die sie vorhin noch so ruppig angefahren hatte, wischte ohne ein Wort die braune Pfütze von ihrem Tisch und stellte ein neues Glas Cola auf Deans Platz. „Es hat aufgehört zu regnen“, stellte der Jüngere übergangslos fest. „Was hältst du davon, wenn du deine Cola austrinkst und wir dann Eis essen gehen?“ Ein kurzes Lächeln huschte über Deans Gesicht. Er nickte, rutschte von Sams Schoß und ging zu seinem Platz. In Rekordzeit hatte er das Glas geleert, während Sam seinen Laptop und Deans Autos einpackte und bezahlte. „Na komm“, sagte er und hielt dem Blonden die Hand hin. Vertrauensvoll schob der seine hinein und drängte sich schutzsuchend an ihn. Draußen schaute die Sonne immer wieder zwischen den dahin rasenden Wolken hindurch und brachte die vielen Pfützen zum Funkeln. Mit großen Augen schaute der Blonde auf diese glitzernden Flächen. Fragend blickte er zu dem Langen. Sam ahnte nur zu gut, worum es bei diesem Blick ging. „Caro solltest du aber bei mir lassen“, sagte er ruhig und bekam den Esel sofort in die Hand gedrückt. Ein weiterer fragender Blick folgte. „Na los“, lachte der Jüngere. Das ließ sich Dean nicht zweimal sagen. Er lief zur ersten Pfützen die sich ihm in den Weg gelegt hatte und hopste mit beiden Beinen hinein, dass das Wasser nur so nach allen Seiten spritzte. Ein Strahlen lag auf seinem Gesicht, als er sich zu Sam umdrehte. Bis zum Impala nahm der Kleinere jede Pfütze mit, die auch nur halbwegs zu erreichen war. „So willst du Eis essen?“, fragte der Jüngere skeptisch. „War ja klar“, grinste er, als er seinen Bruder heftig nicken sah. „Wir fahren vorher besser ins Motel und ziehen dir trockene Hosen an.“ Dean zog eine wundervolle Schmollschnute und brachte seinen Bruder so richtig zum Lachen. Endlich betraten sie die Eisdiele. „Will ein ganz Großes“, erklärte der Blonde und zeigte auf eines der Bilder. Sam bestellte es und ein kleineres Eis für sich und dann setzten sie sich an einen der hinteren Tische. Während des Essens wanderte Deans Blick immer wieder zu der Plasmakugel, die auf der Theke lag. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Er stand auf, ging zu der Kugel und bevor Sam etwas sagen, oder es verhindern konnte, hatte er sie in den Händen. Ernst blickte er seinem Bruder in die Augen. Sam erstarrte. Dieser Blick, das war eindeutig sein großer Bruder. Was wollte der ihm damit sagen? Was hatte die Kugel zu bedeuten? „Dean?“ Der Jüngere rutschte aus der Bank und machte einen Schritt auf den Blonden zu, dessen Blick immer verzweifelter wurde. Er streckte die Arme und schlug sich dann die Kugel vor die Brust. Sie entglitt seinen Händen, fiel zu Boden und zerbrach in unzählige Stücke. „Ka-putt“, erklärte er Sam und schaute ihn aus großen Augen fragend an. Eine Welle der Frustration erfasste Sam. Er wollte schreien, Dean schütteln oder auf irgendetwas einschlagen. Sein Bruder, sein großer Bruder Dean, hatte ihm etwas sagen wollen! Warum so? Warum nicht mit Worten? „Dean! Bitte, was sollte das bedeuten?“, fragte er ihn eindringlich. „Weiß nich“, erklärte der Blonde irritiert und schniefte. Die Bedienung kam nach vorn gestürzt. Sie hatte etwas zersplittern gehört. „Tut mir leid“, stammelte Sam. „Er wollte sie sich wohl ansehen. Ich ersetze sie Ihnen natürlich.“ „Lassen Sie mal. Ich hab das Ding ja auch nicht gemocht. Sie passte hier so gar nicht rein. Aber Sie sollten ihn hier wegbringen, bevor er sich noch verletzt. Und Sie sollten besser auf ihn aufpassen!“ „Ja tut mir leid. Er lebt noch nicht so lange bei mir. Wir versuchen immer noch, uns aneinander zu gewöhnen“, erklärte der Jünger hastig. „Schon okay!“, wehrte sie ab und ging um Kehrschaufel und Besen zu holen. Sam brachte Dean in der Zwischenzeit wieder zum Tisch. Was hatte sein Bruder ihm mit dieser Aktion sagen wollen? Schon den ganzen Tag kreisten Sams Gedanken um diese Kugel. Immer wieder hatte er sich regelrecht zwingen müssen, sich um seinen Bruder zu kümmern und nicht gänzlich in seiner Gedankenwelt abzutauchen. Dass Dean, der echte Dean, damit etwas bezweckt hatte, stand für ihn außer Frage, nur was? Sein Bruder konnte ihm mit Sicherheit die Funktionsweise einer solchen Plasmakugel erklären, aber warum sollte er ihn auf Ionen aufmerksam machen wollen? „Warum konntest du es mir nicht sagen?“, fragte er den schlafenden Dean, der sich tief unter den Decken versteckt hatte. Nachdem sie aus der Eisdiele gekommen waren, war sein Bruder sehr anhänglich und erschöpft gewesen. Immer wieder wollte er kuscheln und vorgelesen bekommen. Letztendlich hatten sie es sich wieder auf dem Bett bequem gemacht. Er hatte vorgelesen, während Dean sich an ihn gekuschelt und schweigend zugehört hatte. Schon lange vor seiner eigentlichen Bettzeit hatte der Blonde geschlafen und er konnte sich endlich daran machen, das Rätsel um die Kugel zu lüften. Sein Blick wanderte wieder zu dem Älteren, den er unter den Decken wusste. War sein Bruder noch in dem Körper? War seine Seele irgendwie darin gefangen? Hatte doch ein Dämon Macht über ihn? Aber es war eindeutig er gewesen, der die Kugel benutzt hatte, um ihm etwas zu sagen. Nur was? Hatte es ihn so sehr mitgenommen, seinen eigenen Körper zu steuern? Das war doch höchstens eine Minute gewesen! Auch das würde eher auf einen Dämon oder einen sehr starken Geist hinweisen. War die deVendt vielleicht doch nicht tot? War sie noch hier auf der Erde und als Geist unterwegs? Zu einer Hexe würde auch die magische Kugel passen. Dean hatte sich die Kugel eindeutig vor die Brust geschlagen. Hatte ihn eine magische Kugel getroffen? In der Kugel waren Blitze gewesen. Ein Kugelblitz? Die Blitze waren Energie. Ein Energieblitz? Eine Energiekugel? Sam rieb sich seine Schläfen. In seinem Schädel breitete sich unangenehm pochender Schmerz aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)