Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 159: Addidas-Turnschuhe ------------------------------- 159) Addidas-Turnschuhe „In den Berichten, die uns Detective Agron freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, stand bei allen Opfern eine Todeszeit zwischen 23 und 1 Uhr. Was ist mit ihr?“, fragte Sam. „Die selbe Zeit.“ Die Brüder warfen sich einen weiteren Blick zu und Dean nickte. „Könnt ihr das nicht laut bereden?“, grummelte Nick. Sam grinste und warf seinem Bruder einen weiteren Blick zu und schaute dann zu Nick. „Wir haben beschlossen uns die Straße zu der Zeit mal anzuschauen“, übersetzte er. „Was ist es?“, wollte der Agent jetzt wissen. „Wir vermuten einen kopflosen Reiter.“ „Ihr meint wirklich einen…den Kopflosen Reiter?“ „Wir haben Hufabdrücke am Fundort der letzten Leiche gefunden. Allerdings haben wir keine Ahnung warum er hier aufgetaucht ist oder wer er sein könnte. Wir haben schon alle einschlägigen Archive durchsucht, aber niemanden gefunden, der durch Enthauptung gestorben wäre und wenn es wirklich der Hesse gewesen sein soll, dann ist die Frage, warum er erst jetzt hier herumspukt.“ Nick kratzte sich am Kopf. Er hatte sich nach diesem Fall in der Nähe von Bangor, bei dem er die Brüder kennen gelernt hatte, mehr mit Mythologien befasst. Er kannte die Legenden von Wendigos, Werwölfen und Vampiren und er war geneigt den Brüdern zu glauben, nicht zuletzt, weil er diesen Geisterhund mit eigenen Augen gesehen hatte, aber trotzdem konnte sich sein rationell denkendes Gehirn nicht so richtig mit der Existenz eines mordenden Geistes anfreunden. „Ihr meint wirklich, die Legende ist wahr?“, fragte er deshalb skeptisch. „Ich meine, der Hufabdruck kann sonst wann dahin gekommen sein!“ „Der Hufabdruck war gestern Nacht sehr deutlich und heute morgen schon fast verblasst. Wir haben einen weiteren Hufabdruck gleich neben dem Fundort der Leiche entdeckt. Auch schon fast verblasst und ja, sie können sonst wann entstanden sein. Allerdings hat das EMF regelrecht verrückt gespielt. Das heißt, es war ein Geist“, erklärte Dean ruhig. „Außerdem würde der Regen sie sehr schnell wegwaschen. Es hat gestern geregnet. Über Nacht war es trocken und seit heute Morgen regnet es wieder. „Und ihr meint, dass die Opfer angehalten haben, weil sie einen Geist gesehen haben?“ „Wohl eher, weil ihr Auto gestreikt hat.“ „Ein Geist bringt Autos dazu stehen zu bleiben?“, jetzt war sich Nick sicher, dass die Jungs übertrieben. „Wir hatten einen Fall, da hat ein wütender Geist jedes Jahr zur selben Zeit auf dem Highway 41 gespukt. Wenn in dieser Nacht jemand auf dem Highway unterwegs war, dann ist der da gestorben. Und ja, auch der Impala hat an dieser Stelle gestreikt.“ „Okay. Ich gebe mir Mühe, euch zu glauben, auch wenn es nicht besonders einfach ist“, gab sich der Agent geschlagen. „Was braucht ihr um das zu beenden?“ „Wir haben keine Ahnung. Wir könnten eine Seance abhalten und ihn beschwören. Allerdings halte ich das bei einem wütenden, säbelschwingenden Geist für keine gute Idee, zumal es keinen festen Ort gibt, an dem er erscheint. Mal mordet er auf der Interstate mal auf dem Loop. Im Moment bleibt uns wirklich nur, ihn persönlich zu sehen. Wir wissen ja, was passieren wird und können uns wehren.“ Sam zuckte mit den Schultern. Solange sie nicht wussten wer ihr Geist war, waren ihre Möglichkeiten tatsächlich begrenzt. „Was machst du jetzt eigentlich hier? Haben sie dich nach Albany versetzt?“, wollte Dean wissen. „Die Zentrale war der Meinung, dass die örtlichen Kollegen wohl Unterstützung in dem Fall brauchen würden. Wir haben inzwischen fünf Leichen ohne Kopf und noch keinen Verdächtigen, deshalb haben sie mich hierher geschickt. „Und warum seid ihr dieses Mal bei einer Versicherung?“ „Dean war der Meinung, dass wir vor der Nase des FBI nicht unbedingt als FBI auftreten sollten.“ „Ihr habt … Nein, ich will überhaupt nicht wissen, als was ihr schon alles unterwegs ward. Solange ihr damit Menschenleben rettet werde ich mich nicht einmischen“, hob er lachend die Hände. Er wollte noch etwas fragen, doch das Klingeln seines Handys unterbrach ihn. „Ich muss los. Meine Partnerin meint etwas gefunden zu haben. Ihr haltet mich auf dem Laufenden?“ Die Brüder nickten. Sam geleitete den Agenten aus dem Zimmer. Gemütlich rollte der Impala den Wrights Loop entlang. Dean bog auf die Interstate ab und schloss den Kreis, als er wieder in den Loop einbog. Sie drehten jetzt schon die 9. Runde. „Wie lange wollen wir das noch machen?“, fragte Sam. „Warum versuchst du nicht einfach zu schlafen? Oder ich setze dich im Motel ab. Auto fahren kann ich auch allein!“, grummelte Dean. „Und was machst du wenn der Geist plötzlich kommt?“ „Ich kann auch alleine mit einem Geist fertig werden! Ich habe auch schon alleine gejagt, nachdem du…“, Der Rest ging in einem Grummeln unter. „Sprich es ruhig aus: Nachdem ich abgehauen war.“ „Sam bitte, ich will mich nicht mit dir streiten. Das ist lange vorbei und wir sind auch keine Teenager, die sich wegen jedem Wort in die Wolle kriegen müssen.“ Sam holte tief Luft, rutschte in seinem Sitz etwas tiefer und schloss seine Augen. Morgen würde er sich seinen Laptop mitnehmen! Zwei Nächte lang geschah nichts. Deans Theorie, dass es mit dem Wetter zu tun haben könnte, hatten sie inzwischen auch beerdigt. Sie hatten sich noch einmal mit Nick Traven getroffen, doch auch der konnte ihnen keine neuen Hinweise geben, genauso wenig wie anders herum. Jetzt saßen sie, ziemlich gereizt, wieder im Impala und drehten ihren Runden. Dean trommelte den Takt von Led Zepplin auf dem Lenkrand mit und Sam starrte aus dem Fenster. Er wollte nicht schon wieder etwas sagen. Sie hatten sich den halben Tag lang angezickt. Sie hatten alle Möglichkeiten ausgeschöpft, den Ursprung des Geistes zu finden. Es gab keine Erzählungen über einen kopflosen Reiter in dieser Gegend, außer die von dem Hessen. Aber wenn ein Anderer seit 1771 kopflos hier lag, dann hätte der Geist schon früher einmal herumspuken müssen. Sie hatten sämtliche Friedhöfe abgesucht, ob es irgendwann in letzter Zeit Grabschändungen gegeben hatte, bei denen ein Schädel gestohlen worden war. Was zwar noch nicht erklärt hätte, warum dieser Kopflose auf einem Pferd daher kam, aber auch diese Spur hatte sich zerschlagen. Dean war den ganzen Tag fahrig und zappelig gewesen und das nervte Sam zusätzlich. Er kam sich vor wie ein Hamster im Rad oder Don Qichote. Plötzlich rauschte das Radio und der Impala stotterte kurz und ging aus. Sofort blickten sich die Brüder um, konnten aber keinen Geist sehen. Leise fluchend lenkte der Blonde den Wagen an den Straßenrand. Er holte die Schrotflinte unter seinem Sitz hervor, legte sie auf seine Oberschenkel und starrte weiter angestrengt in die Dunkelheit. Nichts geschah. Dean stieg aus. Sich weiterhin sichernd umschauend ging er nach vorn und öffnete die Motorhaube. Vielleicht gab es ja wirklich doch ein Problem am Wagen, obwohl er das nicht glaubte. Auch Sam stieg ebenfalls aus und schaute sich um. Er gab einen leisen Pfiff von sich und bedeutete seinem Bruder zu lauschen, als der zu ihm blickte. Kurz konzentrierte sich der Blonde, dann nickte er. Auch er hörte den leisen Hufschlag, der von der Kurve kurz hinter ihnen zu kommen schien. Mit wenigen Handbewegungen erklärte Sam, dass er nachschauen gehen würde. Dean schüttelte vehement den Kopf. Er würde gehen und Sam beim Wagen bleiben, doch der Jüngere ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen und lief einfach los. Wieder fluchte Dean leise. Er schloss die Motorhaube und lauschte weiter angestrengt in die Dunkelheit. Plötzlich kam der Hufschlag nicht mehr von hinten sondern von vorn. Sam stoppte und sah sich irritiert um. Immer wieder schaute er nach vorn, von wo der vermeintliche Gegner eben noch hätte kommen müssen und zurück zu seinem Bruder, der seelenruhig am Impala lehnte. Und dann tauchte eine schemenhafte Gestalt, ein paar hundert Meter vor Dean, auf. Schnell kam er näher und wurde deutlicher. Ein echter kopfloser Reiter. Jetzt war auch Sam überzeugt, dass es sich um den Hessen handeln musste. Selbst von hier aus konnte er den weißen Dampf sehen, den das Pferd aus den Nüstern blies. Ein weißer Umhang blähte sich hinter dem Reiter im Wind. Mit unmenschlicher Geschwindigkeit näherte er sich Dean und dem Wagen und der Blonde stand noch immer tatenlos da. „Dean!“, brüllte Sam und rannte los. Er wusste, dass er zu spät kommen würde und doch musste er versuchen Dean vor dem säbelschwingenden Reiter zu erreichen. Der ältere Winchester war wie erstarrt und blickte dem Geist entgegen. Er wollte die Schrotflinte hochreißen und dem Hessen wenigstens für einen Augenblick vom Antlitz dieser Erde vertreiben. Dean wusste seinen kleinen Bruder hinter sich. Ein ungeschütztes Ziel, selbst wenn der Reiter ihn nicht treffen würde. Doch die Waffe in seiner Hand schien Tonnen zu wiegen. Er schaffte es nicht, den Arm zu bewegen. Der Reiter war nur noch ein paar Pferdelängen entfernt. Ruhe breitete sich in Dean aus. Er würde hier sterben! Ermordet von einem kopflosen Reiter, und das nur, weil er seine Waffe nicht heben konnte! Wenn das keine Ironie des Schicksals war, dann wusste er es auch nicht. Sein Herz schlug immer hektischer. Mit großen Augen starrte er seinem Tod entgegen. ‚Tut mir Leid, Sammy.’ Jetzt musste sein kleiner Bruder zum zweiten Mal mit ansehen, wie er ermordet wurde. Doch dieses Mal würde es keine Ruby geben, die ihn retten konnte. Der Reiter schwang seinen Säbel. Das Gewicht der Schrotflinte in seiner Hand normalisierte sich, Dean riss sie hoch, ließ sich auf sein Hinterteil fallen und schoss. Sam war stehen geblieben und hatte seine Waffe ebenfalls in Anschlag gebracht. Kurz bevor er den Abzug betätigen konnte, zerplatzte der Geist regelrecht. Noch immer waren seine Augen auf die Stelle gerichtet an der der Geist verschwunden war. „Dean!“, brüllte er in die Dunkelheit. Was war mit seinem Bruder? Warum regte der sich nicht? War er verwundet? Er begann zu rennen. „Dean!“, sagte er noch einmal laut und wäre fast über dessen Beine gestolpert, als er um den Wagen biegen wollte. Der Blonde reagierte nicht. Schnell ging er vor ihm in die Hocke und musterte ihn besorgt. „Dean?“ „Der hatte Adidas-Turnschuhe an!“, erklärte der Ältere mit geschlossenen Augen. Um nichts in der Welt würde er zugeben, was gerade passiert war. Auf keinen Fall wollte er seinen Bruder sagen, dass seine Waffe plötzlich viel zu schwer für ihn gewesen war. Sam würde ihn sofort in ein Krankenhaus schleifen und davor hatte er mehr Angst als vor dem Tod. Sam starrte ihn ungläubig an. Wieso redete Dean jetzt von Turnschuhen? „Dean! Der Geist hätte dir fast den Kopf abgeschlagen! Was war los mit dir? Wieso hast du nicht schon viel eher geschossen?“ „Er hatte Adidas-Turnschuhe an!“, wiederholte er und stemmte sich in die Höhe. Mit wackeligen Knien stand er vor Sam und blickte seinem Bruder ins Gesicht. Die Sorge, die der sich um ihn gemacht hatte, konnte er noch viel zu deutlich in dessen Zügen sehen. Beschämt senkte er den Blick. Sammy sollte sich nicht um ihn sorgen müssen. „Du willst mir jetzt nicht erklären, dass du dich für Turnschuhe hättest umbringen lassen!“, fauchte der Jüngere wütend. Der Blonde hatte sich wieder gefangen. Sein Herz schlug ruhig in seiner Brust und seine Atmung ging normal. Er verdrängte diesen Vorfall, so wie er alles verdrängte, was er nicht erklären konnte oder wollte und ging zur Tagesordnung über. „Es ist nicht der Hesse. Er trug Turnschuhe und ein T-Shirt mit der Jahreszahl 1987.“ „Verdammt noch mal, Dean! Er hätte dich fast getötet!“, brüllte Sam seinen Bruder an. Wie konnte der so tun, als ob alles normal wäre? Das war es nicht! „Ich lebe aber noch und ich sehe nicht ein, warum du unbedingt darauf rumhacken musst, dass etwas fast passiert wäre.“ „Eben weil es FAST passiert ist.“ „Fast, Sammy, fast!“ „Du bist so ein Arschloch, Dean! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und jetzt komme mir nicht wieder mit „Es ist deine Aufgabe dir um mich Sorgen zu machen!“ Das ist es nicht! Ich bin genauso dein Bruder und mache mir um dich Sorgen!“ „Sammy, ich …“ Dean schluckte hart. Er wollte nicht, dass sein kleiner Bruder sich um ihn sorgte. „Vergiss es, Dean!“, wütend wandte er sich ab und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Der Blonde holte tief Luft und rutsche dann hinter das Lenkrand. In eisigem Schweigen fuhren sie zu ihrem Motel zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)