Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 150: Noch ein Engel --------------------------- 150) Noch ein Engel Befriedigt und fest aneinander geschmiegt schliefen sie ein. Ihre Monster waren Geschichte. Sie träumte von einem hellen, friedlichen Ort und sie fühlte sich zu Hause, umsorgt und geliebt. Eine Stimme rief sie. Sie wollte nicht hören. Sie wollte hier nicht weg! Wieder rief die Stimme und sie klang schon viel drängender. „Nein! Ich will nicht!“, antwortete sie trotzig. „Anna! Du musst mir zuhören! Sie werden wieder kommen! Er wird andere schicken und er wird nicht locker lassen. Aber ich kann dir helfen. Ich kann dich schützen!“ „Dean schützt mich!“, begehrte sie auf. „Dean ist gut! Er hat dich befreit, aber er kann nicht immer an deiner Seite sein.“ „Ich will mich nicht von ihm trennen!“ „Schon bald wird jemand kommen und ihn holen und du wirst es nicht verhindern können. Anna! Hör mir gut zu! Es gibt einen Ort, an dem du dich schon immer geborgen gefühlt hast. Dort musst du hingehen! Bitte Anna! Geh, bevor es zu spät ist!“, drängte die Stimme. Anna riss die Augen auf. Sie lag noch immer in ihrem Zimmer, in ihrem Bett, in Deans starken Armen. Schnell schloss sie ihre Augen wieder und versuchte einzuschlafen. Doch ihr war, als drängte sie die Stimme noch immer. ‚Ein Ort, an dem ich mich schon immer geborgen gefühlt hatte?’, überlegte sie. Ja, es gab einen solchen Ort. Und sie wusste auch, dass Dean wohl nicht immer bei ihr bleiben würde. Sollte sie der Stimme folgen? Was aber, wenn diese Stimme sie wieder in die Hände ihrer Entführer treiben wollte? Wer wusste denn schon, was die mit ihr gemacht hatten? „Würde ich dann von deinem Lieblingsort wissen?“, fragte die Stimme in ihrem Kopf. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Du hast keine Wahl, Anna. Entweder du hörst auf mich, oder sie werden dich wieder finden und dann gibt es vielleicht keinen Dean, der dir hilft!“, drängte sie Stimme. Bevor die junge Frau antworten konnte, fühlte sie eine Berührung. Mit einem Mal wusste sie, dass sie keine Angst zu haben brauchte und dass die Stimme Recht hatte. Vorsichtig arbeitete sie sich aus der Umarmung des Mannes, der sie nicht nur von den realen Monstern gerettet hatte. „Keine Angst, er wird schlafen“, sagte die Stimme. Trotzdem versuchte sie vorsichtig und leise zu sein. Schnell suchte sie sich saubere Kleidung zusammen und verließ dann das Zimmer. Die Tür ließ sie nur angelehnt. Ein Knall riss Dean aus dem Schlaf. „Anna?“, fragte er in die Stille. Er erhielt keine Antwort. „Anna?“, fragte er noch einmal und stand auf. Sich müde die Augen reibend tappte er zum Bad. Die Tür war nur angelehnt in den dem Raum war es dunkel. „Anna?“, rief er. Aber er bekam noch immer keine Antwort. Hastig suchte er seine, um das Bett verstreuten Kleidungsstücke zusammen und zog sich an. Er ging in den Flur und rief wieder nach ihr. Nichts. „Sam!“, brüllte Dean und polterte die Treppe herunter. „Was?“, fragte der Jüngere verschlafen und blickte seinem Bruder entgegen. „Anna ist weg!“ „Du warst doch bei ihr“, stellte Sam verständnislos fest. „Entschuldige, dass ich eingeschlafen bin!“, knurrte der Blonde. „Natürlich hätte ich Wache halten müssen, während du deinen Schönheitsschlaf genießt!“ „So war das überhaupt nicht…“ „Vergiss es!“ „Dean ich…“, versuchte der Jüngere noch einmal die Wogen zu glätten. Dean hatte in den letzten Tagen um einiges weniger Schlaf bekommen als er und er wusste ja, dass auch bei seinem großen Bruder irgendwann die Leistungsgrenze erreicht war. Aber auch er war müde, und unausgeschlafen funktionierte seine Diplomatie nicht richtig. Trotzdem sollte er vielleicht erst denken und dann reden. Oder seinen Bruder endlich von dem Sockel holen, auf den er ihn wohl noch immer stellte. Dean war sein Idol gewesen, solange er denken konnte. Nie so, wie Dean Dad verehrt hatte, aber ja, er verehrte seinen Bruder noch immer, auch wenn er das nicht mehr wahr haben wollte. „Hilf mir lieber suchen!“, grummelte der Blonde. Er wollte sich nicht streiten. Dazu war er viel zu müde. Sam rappelte sich auf, zog sich seine Schuhe an und schaute dann zu seinem Bruder. „Ich geh noch mal hoch und du suchst hier unten!“, erklärte der und polterte die Treppe wieder nach oben. Er schaute in jedes Zimmer, rief immer wieder nach der jungen Frau, doch er konnte noch nicht einmal eine Spur von ihr entdecken. Unten ging es dem Jüngeren nicht viel anders, bis er in das Esszimmer kam. Ein leichter Luftzug erregte seine Aufmerksamkeit. Suchend blickte er sich um. Die Tür zur Veranda stand leicht offen. Sofort zog er seine Waffe und ging geduckt auf die Tür zu. Vorsichtig spähte er hinter die Vorhänge und dann, als er im Raum nichts Verdächtiges entdeckt hatte, nach draußen. „Dean!“, rief er seinen Bruder. „Wo bist du?“, wollte der Blonde wissen und rannte die Treppe wieder herunter. „Esszimmer“ Gleich darauf kam der Blonde ins Zimmer. „Was?“, wollte er leicht keuchend wissen. Wortlos deutete der Jüngere aus dem Fenster. Der fast volle Mond erhellte die Nacht und sie konnten mit ihren in der Dunkelheit geübte Augen fast so gut sehen wie im hellsten Sonnenschein. Hinter dem Grundstück erstreckte sich ein Feld. Auf diesem stand ein riesiger Baum und genau auf diesen Baum lief eine Person zu. „Anna?“ Die Brüder tauschten einen Blick, holten ihre Jacken und stürmten aus dem Haus. „Anna!“, riefen sie die junge Frau immer wieder, während sie versuchten, sie zu erreichen. „Geh weiter, Anna“, sagte die Stimme, als sie sich umdrehen wollte und wieder umgab sie dieses warme Gefühl des Vertrauens und sie ging weiter. „Anna!“, brüllte Dean wieder und versuchte seine Anstrengungen zu verdoppeln. Sein Hals brannte von der eisigen Luft, die er beim Laufen in seine Lungen pumpte. Er hatte, genau wie sein Bruder, seine Waffe in der Hand, doch es gab nichts, worauf er hätte schießen können. Die junge Frau erreichte den Baum, auf den sie als Kind immer geklettert war und an dem sie immer wieder gespielt hatte. Oft hatte sie sich ihren Weg durch Mais kämpfen müssen, der doppelt so hoch war wie sie selbst, aber sie hatte sich nie verlaufen. Sie legte ihre Hand an den Stamm. „Anna!“ Sie blickt auf und sah ihre Retter auf sie zu stürmen. Sie wollte ihnen zurufen, dass alles gut werden würde, doch die beiden waren noch zu weit weg. Also winkte sie kurz. Dann erregte ihr etwas zwischen den Wurzeln des Baumes ihre Aufmerksamkeit. Es schimmerte matt. Sie hockte sich hin und begann Blätter und Erde beiseite zu schieben. Gleich darauf hielt sie eine kleine, leuchtendblaue Phiole in der Hand. „Anna!“, sagte ein Mann im Trechcoat, der plötzlich neben ihr stand. Erschrocken wich sie zurück. Er folgte ihr. Mit einer Hand am Stamm tastete sie sich weiter rückwärts. Sie stolperte. Die Phiole fiel ihr aus der Hand und landete auf dem Stein, der zwischen den Wurzeln lag und sie zum Stolpern gebracht hatte. Sie zerbrach. Gleißendes, blaues Licht hüllte sie ein. Anna schrie! „Nein!“, keuchte der Engel und machte einen Schritt auf sie zu, doch es war zu spät. Das Leuchten hatte sie schon verschluckt. Die Winchester-Brüder waren stehen geblieben, kaum dass sie den Fremden bei Anna hatten stehen gesehen. Gleichzeitig hatten sie ihre Waffen in Anschlag gebracht, doch Dean hatte sie fast sofort wieder sinken lassen. Es brachte nichts, auf den Engel zu schießen! „Ist ein Engel“, sagte Dean ruhig. Er legte seine Hand auf Sams Beretta und drückte den Lauf nach unten. „Woher…?“, fragte Sam nur um fast sofort den Kopf zu schütteln, als er das Leuchten sah. Das Licht wurde immer greller. Geblendet schlossen die Brüder die Augen und drehten sich weg. Der Schrei verstummte und es wurde wieder dunkel. Die Winchesters drehten sich wieder zum Baum um und begannen zu laufen. „Das hättest du nicht tun dürfen, Gabriel!“, sagte der Engel und drehte den Brüdern den Rücken zu. Seine Augen waren fest auf die Gestalt gerichtet, die jetzt, nur für ihn sichtbar, hinter dem Stamm hervortrat. „Warum nicht? Ihr hättet sie nicht schützen können. So ist sie aus der Schusslinie!“, antwortete Gabriel. „Sie hat sich fallen lassen! Sie hätte nie wieder einer von uns werden dürfen! Das ist nicht Recht!“ „Na und? Ich bin auch die meiste Zeit hier unten!“ „Aber du…“, Castiel brach ab. Sein Gesprächspartner war verschwunden. „Wo ist Anna!“, verlangte der blonde Winchester zu wissen, kaum dass sie den Baum erreicht hatten. „Sie ist weg“, antwortete Castiel und in seiner Stimme schien ein bisschen so etwas wie Wut mitzuschwingen. „Wie weg?“, wollte jetzt auch Sam wissen. „Und was war das für ein Leuchten?“, platzte Dean heraus. „Sie ist wieder nach Hause gekommen“, beantwortete der Engel beide Fragen, „auch wenn sie da nicht mehr willkommen ist.“ „Wie nach Hause gekommen?“ „Du meinst sie ist … ein Engel?“, beantwortete Sam Deans Frage mit einer weiteren. „Ja. Sie hat sich fallen gelassen. Sie hätte nie wieder einer von uns werden dürfen.“ „Sie ist ein richtiger Engel?“, wollte jetzt auch Dean wissen, dessen Gehirn zu übermüdet war und einfach langsamer schaltete. „Ja. Sie wird nie wieder die Stellung haben, die sie vorher hatte, aber sie ist wieder eine von uns.“ „Es ist wirklich wahr? Es gibt Menschen, die einmal Engel waren?“ „Hin und wieder lässt sich ein Engel fallen und wird dann menschlich!“, antwortete Castiel ruhig. „Ich dachte gefallene Engel kommen in die Hölle?“, überlegte Dean laut. „Gefallene Engel, ja. Sie wurden aus dem Himmel verbannt, weil sie sich gegen unseren Vater gestellt haben. Aber ein Engel kann sich auch fallen lassen. Dann wird er menschlich.“ Dean zuckte mit den Schultern. Gefallen oder fallen gelassen? Ihm war das im Moment ziemlich egal. Er fror. Er wollte hier weg und in ein Bett. „Und was jetzt?“, fragte er deshalb. „Ich bringe euch zurück“, erklärte Castiel und trat an Dean heran. Der machte schnell einen Schritt zurück. Natürlich wollte er hier weg, aber es gab noch etwas zu klären! „Was ist mit den Toten in der Kirche? Und auch hier. Wir müssen unsere Spuren verwischen!“, brachte er hervor. Sam nickte. „Das ist schon passiert!“, erklärte Castiel ruhig. „Und mein Rucksack?“, warf Sam jetzt ein. Plötzlich hatte der Engel den in der Hand und reichte ihn Sam, der ihn mit großen Augen musterte. „Okay! Dann los“, seufzte der Blonde, schloss die Augen und hielt die Luft an. Hoffentlich half das gegen die Übelkeit, die ihn das letzte Mal überfallen hatte. Er fühlte die Berührung und war gleich darauf in ihrem Motelzimmer. Es hatte nicht geholfen. Ihm war schon wieder mehr als nur übel. Diese Art der Fortbewegung hatte ja vielleicht für Engel etwas für sich. Er brauchte sie nicht öfter. Schwer ließ er sich auf sein Bett fallen. Gleich darauf stand auch Sam im Zimmer. „Oh man, was für eine Nacht“, sagte der Jüngere und ging zu seinem Bett. Dean nickte nur. Er kämpfte noch damit sein Essen im Magen zu behalten, obwohl davon sicherlich kaum noch etwas drin sein dürfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)