Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 65: In einem Land vor unserer Zeit ------------------------------------------ 65) In einem Land vor unserer Zeit Dean zermarterte sich das Hirn. Was war hier falsch? Er kam sich vor wie bei diesen Suchbildern mit Fehler in den Zeitungen. Nur dass er die immer sofort lösen konnte. ‚War es richtig, dass ich ihr meinen richtigen Namen gesagt hatte? Aber Henriksen und Sam hatten ganze Arbeit geleistet. Ich bin nicht mehr im Fandungscomputer.’ ‚Sarahs Kleid!’, schoss ihm ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf. Doch bevor er ihn genauer ergründen konnte war er eingeschlafen. In seinem Traum sah er lauter verdrehte Dinge. Autos fuhren auf dem Dach. Rehe hatten Reißzähne. Löwen mit Tigerstreifen. Vollkommen verwirrt wachte er wieder auf. Sarah saß wieder an seinem Bett und … stickte? Wer machte denn sowas heute noch? ‚Verdammt noch mal!’, fluchte er in Gedanken, ‚Wo bin ich hier? Hutterer? Amish? Aber die sind doch dunkel gekleidet, oder? Sarahs Kleid ist hell und hat eine Blütenranke am Kragen. Was hat dieser verdammte Trickster mit mir gemacht? Träume ich noch immer?’ Er kniff sich in den Arm und zuckte zusammen. Der Schmerz fühlte sich real an. Oder konnte auch das ein Traum sein? Sie hatte das leichte Zusammenzucken ihres Patienten gesehen. „Wie geht es Euch?“, fragte sie und legte ihr Stickzeug weg. „Keine Ahnung. Wo bin ich hier?“ Mühsam setzte er sich auf. „Auf der Harrison-Ranch. Etwa drei Stunden nördlich von El Paso.“ Dean überlegte: ‚Das musste so etwa Socorro sein. Aber warum sagte sie es dann nicht? Und warum von El Paso aus? Zwei Stunden südlich von Santa Fe wäre doch näher wenn sie es schon so ausdrücken wollte!’ Er verschob das Problem auf später. „Wo ist Sam?“, stellte Dean erneut die Frage, die ihm am meisten auf der Seele brannte und vor deren Beantwortung er die meiste Angst hatte. „Sie haben nur Euch gefunden.“ „Sie haben nur mich gefunden?“ „Ja, meine Brüder haben Euch in der Ebene gefunden und hierher gebracht. Sie haben die Ebene am nächsten Tag noch mal bis in die Berge abgesucht, aber da war niemand. Ihr müsst allein gewesen sein.“ Dean schloss die Augen. Genau diese Antwort hatte er befürchtet. Er versuchte sich die Worte des Tricksters ins Gedächtnis zu rufen. Er hatte gesagt, dass er nie wieder zu Sam kommen würde. Aber wo war Sam dann und wo war er? Er musste hier raus. Er musste Sam finden! Seine Gedanken fuhren Achterbahn. Immer schneller drehten sie sich und jedes Mal wenn er sich auf einen konzentrieren wollte, entwand der sich ihm sofort. Was war nur los? Er versuchte wieder aufzustehen und diesmal schien es sogar zu klappen. Zumindest sein Kreislauf spielte mit. „Wartet, ich hol meinen Bruder. Der hilft euch.“ Schnell lief sie zur Tür und rief nach einem Jacob. „Hallo, schön Euch endlich wach zu sehen. Ich bin Jacob Harrison“, stellte er sich auch gleich vor. „Dean Winchester.“ Schnell fasste Jacob zu, als er sah, dass der Winchester versuchte aufzustehen. Deans Blick wanderte an sich herab. Seine Wangen färbten sich rosa. Sie hatten ihn in ein Nachthemd gesteckt! Nur mit äußerster Kraft widerstand er dem Drang sich sofort wieder in seinem Bett zu verkriechen. Was war hier nur los?!? Schwer auf Jacob gestützt ließ er sich zur Veranda führen. Sie blieben am Geländer stehen und Deans Blick wanderte über die Ranch. Schon wieder drängte sich ihm das Gefühl eines Suchbilds mit Fehlern auf. Es gab keine Freilandleitungen, keine Traktoren, kein Auto. Standen die alle in der Garage? Ein furchtbarer Verdacht beschlich ihn. Dean schwankte. „Ihr solltet euch hinsetzen“, sagte Jacob mitfühlend und drückte den Blonden auf die Bank. Dem war übel. Alles in ihm weigerte sich diese eine Frage zu stellen, weigerte sich, diesen Gedanken überhaupt zuzulassen. Aber auch dieses verdammte „ihr“ mit dem sie ihn immer anredeten würde dazu passen! Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein. Diese Macht konnte der Trickster nicht haben! Aber wenn er ein Gott war? Konnten Götter…? Kalter Schweiß brach ihm aus allen Poren. Sein Blick verschwamm. „Das ist nicht wahr. Das geht nicht. Das kann er nicht!“, murmelte der Blonde leise vor sich hin. „Ich bringe Euch besser wieder ins Zimmer“, sagte der Jüngere und fasste sofort dessen Oberarm. Willenlos zog er den Winchester neben sich hier. Behutsam brachte er ihn ins Bett und Sarah deckte ihn zu. Dean drehte sich sofort zur Wand und schloss die Augen. Er wollte sprichwörtlich die Augen vor seiner Vermutung verschließen. Er wollte schlafen. Vielleicht war es ja doch alles nur ein Traum. Und wenn er morgen wieder aufwachte, dann würde seine Welt wieder in Ordnung sein und er würde Sammy diesen verrückten Traum erzählen und sie würden sich kaputtlachen! Ja, genau so würde es werden! Als er am nächsten Morgen erwachte schaute er sich um und stellte fest, dass er noch immer in dem Zimmer war, in dem er schon gestern aufgewacht war. Musste er den Tatsachen jetzt ins Auge blicken? Er war doch sonst nicht so ein Angsthase, der vor jeder Kleinigkeit die Augen verschloss. „Das hier ist nur keine Kleinigkeit!“, sagte er sich leise und holte tief Luft. Aber davon, dass er hier rumlag würde es auch nicht besser werden. Er setzte sich auf, ließ die Beine aus dem Bett baumeln und wartete, bis sein Kreislauf sich beruhigt hatte. Dann stand er auf. Auf bloßen Füßen und wieder nur mit diesem lächerlichen Nachthemd bekleidet, tapste er in die Diele. „Guten Morgen, Dean!“, wurde er von Jacob und Sarah begrüßt. „Morgen“, grüßte er. „Möchtet Ihr Frühstück?“ „Ja gerne, aber vorher hätte ich gerne was anderes zum Anziehen...“ „Oh, natürlich“, entgegnete Sarah und wurde rot. „Eure Kleidung liegt in der Kommode in Eurem Zimmer, im obersten Fach.“ „Danke!“, sagte Dean und ging langsam wieder zurück. Schnell hatte er alles auf dem Bett verteilt. Sie hatten seine Sachen gewaschen und geflickt. Ohne weiter zu überlegen tauschte er sein schickes Nachthemd gegen Shorts und T-Shirt, zog sich Hemd und Jeans über und fand seine Boots neben der Kommode an der Wand. Nur was er mit diesem schicken rosa Einteiler anfangen sollte? Da war doch wohl nicht wirklich als Unterwäsche gedacht? Nie und nimmer würde er so was anziehen! NIE Er hatte sich doch in dem Einkaufszentrum T-Shirts und Shorts gekauft, fiel ihm wieder ein und die hatte er nicht aus der Innentasche genommen. Wo waren die? Wo waren seine Waffen? Dean setzte sich auf sein Bett und stützte den Kopf mit beiden Händen. Wo war er hier nur gelandet? Was lief hier? So langsam sollte er sich wirklich mal Gewissheit verschaffen. Er holte tief Luft und ging wieder in die Küche. Jacob warf gerade Holz in den Ofen. Sarah kratze Rührei aus der Pfanne auf einen Teller und stellte es auf den Tisch. Sie legte Maisbrot dazu und goss schwarzen Kaffee in eine Tasse. Mit wachsender Unruhe aß er. Sollte er jetzt gleich fragen? Dann hatte er vielleicht keinen Hunger mehr. Oder nachher? Nachher!, entschied er. „Euch geht es wirklich langsam besser“, lächelte Sarah als sie seinen Appetit sah. „Das ist gut!“, erklärte der Winchester nachdem er geschluckt hatte. „Und der Kaffee… So gut kriegt Sammy den nie hin!“ „Sammy?“ „Mein kleiner Bruder … verdammt! Ich muss ihn anrufen. Mein Baby steht auch noch vor dem Motel“, überlegte er laut und griff in seine Tasche. Sein Handy! Wo war das Teil? „Kann ich mal ihr Telefon benutzen?“, wollte er wissen und erhob sich. Die beiden starrten ihn mit großen Augen an. Wovon sprach der Mann? „Was ist ein Telefon?“, wollte Jacob wissen. Er hatte seinen Arm um seine Sarah gelegt und drückte sie schützend an sich. Der Mann war ihm nicht mehr geheuer! „Ich will Sam anrufen! Der kann mich dann gleich abholen! Keine Ahnung wie ich hier gelandet bin, aber mein kleiner Bruder wird sich Sorgen machen. Und ich mach mir Sorgen um mein Auto. Sam hat den Hang mein Baby irgendwie zu demolieren, wenn er es fährt. Bitte, ich will sie auch nicht länger …“ Dean verschluckte sich fast an seinen Worten. Die beiden starrten ihn an, als wäre er ein grünes Marsmännchen. Aber … Erst jetzt drang Jacobs Frage in sein Gehirn. »Was ist ein Telefon?« Amish und Hutterer wussten was ein Telefon ist! Wo war er hier? „Sie wissen nicht was ein Telefon ist?“, fragte er entsetzt. Die beiden schüttelten den Kopf. Deans Gedanken hetzten durch seinen Kopf. „Was für ein Tag ist heute?“, platzte es endlich aus ihm hervor. „Der 25. März“ „März? Wieso März? Ich bin … wie lange lieg ich denn schon hier?“ „Knapp drei Wochen.“ „Das kann nicht sein!“ „Doch! Wenn ich es Euch doch sage! Ich habe William vor knapp drei Wochen von der Postkutsche geholt“, sagte Jacob mit Nachdruck. „Postkutsche? Hier gibt es keine Autos?“ Dean war immer verwirrter. „Was ist ein Auto?“ „Halt! Stopp! Sie wollen mir jetzt nicht sagen, Sie wissen nicht was ein Auto ist?“ Die Geschwister schüttelten die Köpfe. „In welcher Zeit leben sie denn?“, wollte er unwirsch wissen. Die verarschten ihn doch. „Was in welcher Zeit leben wir?“, fragte Jacob irritiert. Langsam wurde auch er wütend. „Welches Jahr ist hier?“ „1855“ „Ja klar. Hier vielleicht! Und in der restlichen Welt?“ „Wir haben das Jahr 1855. den 25. März 1855!“ Jacob platzte so langsam der Kragen. Für wen hielt sich dieser Dean Winchester eigentlich? „1855?“, fragte Dean noch einmal mit großen Augen. So langsam drang die Erkenntnis zu ihm durch. „Ja!“, bestätigte Sarah ernst. „Oh mein Gott!“ Dean taumelte. Die Farbe war komplett aus seinem Gesicht verschwunden. Schreckgeweitete grüne Augen huschten hektisch hin und her. Seine Lunge schien plötzlich unfähig den Sauerstoff aufzunehmen, den er brauchte. Er atmete immer hektischer. Jacob wollte den Mann stützen. Warum hatte ihn das Jahr so außer Fassung gebracht? Wovon hatte er vorhin gesprochen? Der Winchester riss sich los und stürzte nach draußen. Mitten auf dem Hof gaben seine Knie nach. Hilflos japsend hockte er auf allen Vieren. Vor seinen Augen tanzten bunte Sterne. Er fühlte eine Hand auf seiner Schulter und schüttelte sie ab. Es war nicht Sam! Der Jüngere nahm seine Hand weg und wartete. Dean richtete sich, auf den Knien hockend, auf. „SAM“, brüllte er alle sein Verzweiflung mit dem letzten bisschen Luft heraus und kippte wieder nach vorn. Tränen tropften in den roten Staub. Jacob zog ihn auf die Beine und führte ihn zum Haus. Auf der Veranda riss Dean sich los und ließ sich auf die Bank fallen. Apathisch starrte er ins Nichts. „Was ist passiert?“, fragte Margaret atemlos. Sie war, kaum dass sie Deans Schrei gehört hatte, aus ihrem Garten gestürzt gekommen. „Es ist okay, Mama. Niemand wurde verletzt“, sagte ihr Sohn ohne Überzeugung. Aber er wusste auch keine bessere Antwort. Der Tag ging zur Neige. Dean rührte sich nicht. Er saß noch immer auf der Bank. Unfähig einen Gedanken zu fassen. Unfähig zu begreifen was passiert war oder wie er hier gelandet war. Ein paar Mal hatten sie versucht ihn anzusprechen und ihn dazu zu bewegen, ins Haus zu kommen. Der Winchester reagierte nicht und so ließen sie ihn schweren Herzens in Ruhe. Auch am nächsten Morgen war von Dean keine Reaktion zu bekommen. Er hockte auf der Bank und starrte blind vor sich hin. Sarah drückte ihm einen Becher Kaffee in die Hand und strahlte regelrecht, dass sie den nach einer Weile leer wieder aus seiner Hand ziehen konnte und so versuchte sie ihn weiterhin wenigstens mit heißer, brauner Flüssigkeit zu versorgen. Trotzdem konnte keiner der Hausbewohner verstehen, was mit dem Mann passiert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)