Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 43: Eine unerwartete Begegnung -------------------------------------- 3) Eine unerwartete Begegnung „Und was haben unsere Toten mit dem Naturschutz zu tun?“, wollte Sheriff Jackson ungehalten wissen. „Die Toten nicht wirklich, aber selbst bis zu uns ist die Geistergeschichte durchgedrungen, die sich die Leute darüber erzählen. Ich meine, mir ist es ziemlich egal, WAS sie sich erzählen, ich glaube nicht an Geister, aber es ist uns nicht egal, wenn die Leute hier wie die Heuschrecken einfallen nur weil sie einen Geist sehen wollen. Dabei könnten dann Natur und Menschen zu Schaden kommen“, schaltete Dean sich ruhig in die bislang eher von seinem Bruder geführte Unterhaltung ein und erntete wieder einen erstaunten Blick von dem. Der Sheriff holte tief Luft und war nach einigen weiteren von Sam gestellten Fragen bereit ihnen Antworten zu geben. Er ließ sich sogar ebenfalls dazu bewegen, ihnen Kopien seiner Akten zu überlassen. „Du fährst“, sagte Dean und hielt dem völlig verdutzten Sam den Schlüssel hin. Was war das denn? Sein Bruder wollte nicht fahren? Wieder schüttelte der Jüngere nur den Kopf. Dean ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder, blätterte in den Akten und studierte immer wieder Sams Notizen, die er sich mit einer fordernd vor Sams Nase gehaltenen Hand erobert hatte. Der Jüngere hatte diesmal wirklich mitgeschrieben und nicht wieder irgendwelche Strichmännchen gemalt. Aber immerhin hatten sie ja hier auch keine Beschreibung eines Verdächtigen bekommen. Der Sheriff glaubte natürlich auch nicht an einen Geisterhund. Wo käme man denn hin, wenn selbst die Gesetzeshüter an übersinnlichen Quatsch glauben würden. Nein, das musste irgendein Vieh gewesen sein. Aber was für eins? Das wusste der etwas übergewichtige Jackson auch nicht zu sagen. Dean hatte bis auf seinen Einwurf nur freundlich gelächelt, sich in dem Büro umgesehen und die gewichtige Miene aufgesetzt, von der er meinte, dass sie einem staatlichen Forstbeamten zu eigen sein müsste. Sam gähnte schon wieder. Wieso war er eigentlich so müde? Dean war doch die ganze Nacht gefahren! Konnte man sich müde schlafen? Oder hing ihm dieser blöde Bildhauer noch in den Knochen? Er hatte immer noch keine eigenen Erinnerungen an die Zeit und die würden wohl auch nicht kommen. Selbst Dean fehlte fast ein Tag. Er schaute kurz zu ihm hinüber. Der Blonde starrte auf die Papiere. Ob er wirklich las konnte Sam nicht feststellen. Er vermutete eher nicht. Sam legte seine Hand auf Deans Arm. Es dauerte eine Weile bis der Ältere zu Sam schaute. Dann nickte er kurz, versuchte ein Lächeln und starrte erneut stur geradeaus. Was wenn hier wirklich ein Höllenhund herumlief? Für alle sichtbar? Oder hatten die Opfer unabhängig voneinander einen Pakt geschlossen? Wie viele Opfer gab es dann? Hatte es hier vor zehn Jahren dämonische Aktivitäten gegeben? Gab es jetzt welche? Er fühlte sich noch nicht wirklich in der Lage jetzt schon wieder einem Höllenhund gegenüber zu treten. Aber immerhin hatten sie jetzt den Colt mit und es gab keine Lilith, die ihn an einen Tisch kleben konnte. Ein entscheidender Vorteil, oder? „Wir werden ihn kriegen, Dean!“, sagte Sam leise und sein Bruder nickte einfach nur. Dann schluckte er hart und wandte seine Aufmerksamkeit endgültig wieder den Papieren zu. Kaum hatten sie ihr Zimmer betreten, als Dean sich auch schon seines edlen Zwirns entledigte und wieder in Jeans und T-Shirt stieg. „Schlaf dich aus Sam. Ich fahr noch zu der Stelle, an der er gefunden wurde.“ „Du fährst nicht alleine! Wenn es wirklich ein Höllenhund sein sollte, dann brauchst du meine Hilfe.“ „Du hast ihn beim letzten Mal auch nicht gesehen Sam. Meinst du das hat sich jetzt geändert?“ „Jetzt können ihn ja alle sehen!“ „Hmhm!“ „Aber du denkst, du kannst ihn besiegen?“ „Ich nehme den Colt mit. Außerdem glaube ich nicht, dass er hinter mir her ist. Lilith ist tot!“, versuchte er sich selbst, wohl noch mehr als Sam, zu beruhigen. Doch der schnaubte nur. „Dean! Ich will nicht, dass du alleine losfährst!“ „Ich hab dich zwar eben noch den Impala fahren lassen, aber jetzt will ich, dass du dich ausschläfst. So fällst du mir doch beim Laufen über deine eigenen Füßen oder ertrinkst im Sumpf. Ich verspreche dir auch, dass ich vorsichtig fahre und nicht zu weit raus schwimme“, grinste er. „Idiot!“ „Schlampe!“ Sam gab sich geschlagen. Es hatte keinen Sinn gegen Deans Sturkopf anreden zu wollen. So konnte er noch eine Weile im Internet recherchieren, was sich hier zu der Gegend und den Sümpfen an Legenden finden ließ. Vielleicht gab ihnen das ja schon einen Hinweis, womit sie es hier zu tun hatten. Er zuckte mit den Schultern. Dean grinste und verschwand bevor Sam es sich doch wieder anders überlegen konnte. Die Musik bis zum Anschlag aufgedreht rollte er über den Asphalt. Die Dämmerung überzog alles mit einem rosigen Schimmer. Er hatte das Fenster runter gekurbelt und genoss die Wärme und den Fahrtwind auf seiner Haut. An der beschriebenen Stelle fand einen geeigneten Parkplatz für sein Babe, stieg aus und lief, den Colt hinten in seinen Bund steckend, die paar Meter zurück. Natürlich fand er nichts. Selbst die Sprühfarbe der Polizei war schon wieder verschwunden. Moskitos umschwärmten ihn, als er langsam weiter in den Sumpf hinein ging. Die Mistviecher schienen ihn zum Fressen gern zu haben und dabei trug er schon ein Hemd über seinem Shirt. „Himmel!“, fluchte er und schlug zu. Schon wieder hatte er einen Blutsauger erwischt und zum ersten Mal bedauerte er, dass er sich vor kurzem wieder einen ordentlichen Dean-Haarschnitt hatte schneiden lassen. Mit den Sammy-Fransen wäre er jetzt wahrscheinlich besser gegen diese fliegenden Vampire geschützt. Und kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, als es ihn auch schon am ganzen Körper juckte. Er holte das EMF aus der Tasche und schaltete es ein. Vor jedem Schritt prüfte er, ob der Boden ihn tragen würde. Es war zwar ein wenig wackelig, aber durch die lange Trockenheit schien es kaum die Gefahr des Einsinkens zu geben. Plötzlich schüttelte er den Kopf, kniff die Augen zusammen und schnaubte empört. Die Moskitos flogen gezielte Attacken auf seine Nase und Augen! Wütend biss er die Zähne zusammen und schlug um sich. Immer wieder versuchte er die lästigen Insekten abzuwehren und sich dabei trotzdem auf das EMF und den Weg zu konzentrieren. Aber das Gerät zeigte nichts an. Er steckte es weg und erschlug im nächsten Augenblick einen Moskito, der sich auf seiner Nase niedergelassen hatte. „Au!“, knurrte er und wurde jetzt wirklich wütend. „Verdammt!“, brüllte er und zog den Colt. „Dean?“, fragte er sich selbst, „du weißt, dass du ein kleines bisschen überreagierst?“ Wieder schlug er nach den fliegenden Angreifern und machte sich dann, den Colt wieder in seinen Hosenbund steckend, auf den Weg zurück zur Straße. Dean schnaubte und spuckte und beschloss am nächsten Supermarkt anzuhalten und ein paar Flaschen Wasser in den Impala zu legen. Er hatte das dringende Bedürfnis sich jetzt sofort eine Flasche über den Kopf zu schütten, um die Moskitospuren zu beseitigen. Sammy würde sich kaputt lachen und ihn morgen ordentlich damit aufziehen, wenn er die ganze Zeit dastehen und sich jeden einzelnen Mückenstich aufkratzen würde. Verdammtes Viehzeug. Da war ihm ein Geist doch wesentlich lieber, aber der wollte sich ja nicht blicken lassen. Er hatte nicht mal eine Spur von ihm gefunden. Obwohl er damit eigentlich auch nicht gerechnet hatte. Geister hinterlassen selten wirkliche Spuren und selbst wenn es ein sehr wütender Geist gewesen sein sollte, nach vier Tagen war auch davon nichts mehr zu finden. Den Gedanken an den Höllenhund verdrängte er fast erfolgreich. Dean beschloss nicht direkt zurückzufahren, sondern der Straße um den Sumpf zu folgen. So lieb wie er Sam auch hatte, er genoss die Zeit ohne ihn. Niemand, der über seine Musik, oder auch nur über die Lautstärke meckerte, niemand, der ihm sagte, dass er langsamer fahren sollte. Auf Dauer würde es verdammt langweilig werden ohne Sams ständige Nörgeleien, und er bezweifelte, dass er, ohne ihn neben sich atmen zu hören überhaupt schlafen könnte, aber für eine Stunde oder zwei konnte er ganz gut ohne seinen kleinen Bruder. Der Blonde hatte die Scheibe wieder runter gekurbelt. Sein Arm ruhte lässig im Fenster und er genoss den Fahrtwind, der an seiner Seite vorbei zog. Er sah das Heck eines Wagens auf die Straße ragen. Zwei Männer kamen ihm winkend entgegen. Dean spannte sich. Er ließ den Impala langsam ausrollen. Gleich neben dem Heck hielt er an. Sofort kam ein Mann auf ihn zu. Er hatte dunkelblonde Haare, etwas heller als er selbst und obwohl er sie nur wenig länger trug als Dean, kringelten sie sich zu Locken. Er hatte ein freundliches Lächeln, musterte Dean aber auch prüfend. Dean schob den Colt in seinem Bund zurecht und stieg aus. „Kann ich helfen?“, fragte er sofort. „Wenn sie uns mit in den nächsten Ort nehmen könnten?“, fragte der Andere. Dean schaute zu dem Wagen, der mit der Schnauze in einem Graben stand. „Was ist passiert?“, wollte er wissen. „Uns ist ein Reifen geplatzt. Ich hab die Kontrolle verloren und wir sind gegen einen Stein geschleudert und dann in dem Graben da gelandet. Gut, dass ich angeschnallt war“, erklärte er noch und rieb sich die Schulter. „Ist Ihnen was passiert?“ „Außer ein paar Prellungen? Nein. Uns geht’s ganz gut.“ „Soll ich mir’s mal anschauen? Ich versteh ein bisschen was von Autos.“ Deans Gegenüber nickte: „Das wäre nett. Wir haben beide nicht wirklich Ahnung. Ich bin übrigens Nicholas Traven.“ Er hielt Dean die Hand hin. Dabei öffnete sich seine Jacke ein weinig mehr und die am Gürtel befestigte Marke blitzte hervor. „Dean Ford.“ Als sie sich die Hände schüttelten kam auch endlich der Zweite der „beiden“ hervor. „Das ist mein Partner Luca Lorenzo Tarrington Toulouse.“ Dean hielt den Atem an und versuchte meisterhaft das aufsteigende Grinsen zu verdrängen. „Partner?“, fragte er dann auch etwas atemlos. „FBI“ erklärte Traven. „Was macht das FBI denn hier?“, wollte der Winchester wissen. Er konnte es sich ja schon denken, schließlich hatte Dr. Miller von ihnen gesprochen. Traven schaute Dean skeptisch an. „US Wildlife Service“, erweiterte er seine Vorstellung. „Mein Partner und ich sind wegen einiger Morde hier, oder eher deren möglichen Folgen.“ „Das ist unser Fall!“, bellte jetzt der Dunkelhaarige. „Seit wann fallen Bären oder Wölfe, die Beute reißen, wenn auch menschliche, in den Bereich des FBI?“, fragte der Winchester. „Wer sagt denn, dass es Bären oder Wölfe waren?“ „Die Wunden der Opfer sehen verdammt nach einem dieser beiden Tiere aus. Es sei denn sie ziehen die Geschichten der Einheimischen in Erwägung“, sagte Dean ruhig. „Aber ich würde vorschlagen wir lassen das Kompetenzgerangel erstmal und ich seh mir ihren Wagen an.“ Der blonde FBI-Agent nickte, der Dunkelhaarige brummelte etwas von: „Seit wann hat ein Förster Ahnung von Autos?“, in seinen Kinnbart. Dean überhörte die Stichelei. Er brauchte nur einmal um den Wagen zu gehen und sein vernichtendes Urteil stand fest. „Mit dem kommen sie hier nicht mehr weg. Die Radaufhängung ist gebrochen. Wollen sie gleich von hier einen Abschleppwagen rufen? Ich könnte sie auch in den nächsten Ort mitnehmen und sie rufen von da aus an.“ „Das klingt gut“, sagte Traven und folgte Dean zum Impala. „Ein Impala?“, fragte er und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ja, ein ’67er.“ „Original?“ „So original, wie er nach einem Totalschaden sein kann.“ Luca Lorenzo Tarrington Toulouse verdrehte nur die Augen. Jetzt hatte sein Partner einen gefunden mit dem er seine unverständliche Affenliebe zu alten Autos teilen konnte. Für ihn mussten diese Teile bequem und vor allem mit Klimaanlage ausgestattet sein. Diese alte Kiste, in der er jetzt schwitzend auf der Rückbank hockte, hatte zumindest letzteres nicht. Missmutig schaute er aus dem Fenster. Na ja, sie würden ja bald wieder im Motel sein, und das hatte Gott sei Dank dieses Attribut moderner Wohnkultur. „Wo wohnen sie?“, fragte Dean, es war schließlich immer gut, zu wissen, wo der Feind hauste. „Vielleicht kann ich sie gleich in ihrem Motel absetzen?“ „Wir wohnen im Motel 6 in Bangor.“ „Das ist witzig, wir wohnen auch da.“ „Sie sagen immer wir. Wo ist ihr Partner?“ „Der wollte noch mit unserem Boss sprechen und was recherchieren.“ Die FBI-ler nickten nur. Eine Weile sagte keiner der drei etwas. Traven genoss den Impala und sein Partner schwitzte vor sich hin. Dean versuchte sich ein Bild über die Beiden zu machen. Wie weit würden sie ihnen in die Quere kommen? Was wussten sie von ihnen? Hatte Henriksen sie wirklich komplett aus den Akten gelöscht? Er griff zum Radio und schaltete es ein. Die Stille im Wagen störte ihn beim Denken. „Darf ich?“, fragte der Beifahrer und griff zum Lautstärkeregler. Dean nickte und bekam große Augen, als der FBI-Mann das Radio nicht ausschaltete sondern lauter drehte. Das war er von dem sonstigen Inhaber dieses Platzes nicht gewohnt. „Ich liebe Metallica“, erklärte der dann auch noch. Von der Rückbank kam ein gequältes Stöhnen. Dean schaute mit einem breiten Grinsen zu seinem Beifahrer. So langsam schloss er den Mann in sein Herz. „Ich auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)