Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 29: Kondolenzen und ein Museumsbesuch --------------------------------------------- „Das ist mein Fall!“, wurden sie von einem jungen, drahtigen Officer im Haus des Opfers empfangen. „Wer sind sie überhaupt?“ Die Winchesters zückten erneut ihre Ausweise. „Wir wollen Ihnen Ihren Fall nicht wegnehmen“, erklärte Sam ruhig, „aber Sie werden verstehen, dass sich das FBI so langsam dafür zu interessieren beginnt. Ich schlage Ihnen vor, wir arbeiten zusammen. Sie sagen uns, was Sie haben und wir geben Ihnen unsere Ermittlungsergebnisse.“ Der Officer nickte gezwungenermaßen und sah dabei nicht glücklich aus. Der Hausherr und Ehemann der Toten, Matt, brachte Kaffee und bat die Herren Platz zu nehmen. Er selbst setzte sich in einen Sessel, während sich Sam und Dean auf der Couch ihm gegenüber niederließen und den beiden Polizisten, Officer Daniels, der sie so unwirsch begrüßt hatte, und seinem Partner Officer Johnson die zweite Couch überließen. „Ist Ihnen an Ihrer Frau etwas aufgefallen, in den letzten Tagen?“ „Nein, nichts.“ „Wirklich nichts?“, hakte Sam nach. „Sie war irgendwie fahrig“, versuchte er zu erklären. „Fahrig?“ Dean wechselte einen Blick mit Sam und erhob sich. Er wollte sich etwas im Haus umsehen. Sam nickte und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem verstörten Ehemann zu. „Na ja, sie“, der Mann stockte, „sie wurde immer weniger. Irgendwie durchsichtig.“ „Durchsichtig? Was soll denn der Quatsch?“, platzte Officer Daniels dazwischen. Sam warf ihm einen warnenden Blick zu. Dean ging langsam die Treppe nach oben und schaute sich in den Zimmern um. Fotos in den Schränken, Bilder an den Wänden. Eine blaue Tagesdecke über dem Bett und ein großer, weißer Kleiderschrank, der eine Seite des Schlafzimmers für sich beanspruchte. Das hier war eine ganz normale Familie! Er wollte gerade wieder nach unten gehen, als ihm ein kleines Mädchen aus einem der Zimmer hinterher gerannt kam. „Hey!“ sagte er leise und fing sie auf, als sie über eine Falte im Teppich stolperte und fast gegen ihn gefallen wäre. Sie machte sich von ihm los und schaute aus großen, braunen Augen zu ihm auf. „Bringst du mich zu meiner Mom?“, fragte sie vertrauensvoll. Der Blonde setzte sich auf die Treppe. Er schluckte und überlegte, wie er dem Kind jetzt am wenigsten schmerzhaft begreiflich machen konnte, dass das nicht ging. „Deine Mom ist nicht mehr hier“, begann er. „Dad sagt, sie ist bei den Engeln.“ „Ja, und da kannst du nicht hin.“ „Warum nicht?“ „Dann wäre dein Dad hier ganz alleine. Willst du ihn alleine lassen?“ Verwirrt schüttelte die Kleine den Kopf. „Aber ich möchte doch zu meiner Mom!“ „Sie wird immer bei dir sein. Tief hier drin“, Dean nahm ihre kleine Hand in seine und legte sie auf ihr Herz. „und sie wird immer auf dich und deinen Dad aufpassen.“ „Wirklich?“ „Wirklich!“, erwiderte er ernst. Sie schaute ihm in die Augen und holte ganz tief Luft. Dann nickte sie: „Okay“ „Wollen wir runter gehen?“ Sie nickte und schob ihre kleine Hand wieder in seine. Gemeinsam gingen sie in das Wohnzimmer und Dean wurde nicht nur von Sam fragend gemustert. Dann zuckte der Jüngere mit den Schultern. Sein Bruder und Kinder. Das war halt so. Dabei konnte er sich noch gut erinnern, dass er ihm unterstellt hatte, er könnte nicht mit Kindern umgehen. Wie hatte er sowas nur denken können. Dean hatte ihn großgezogen! „Ich hab Durst!“, sagte die Kleine plötzlich und schaute ihren neuen Freund breit lächelnd an. Ihr Vater wollte sofort aufspringen, aber Dean schüttelte den Kopf. Er konnte das übernehmen. Noch ein Grund sich um die Befragung zu drücken. Sammy würde ihn nachher schon über alles informieren. „Was magst du?“, fragte er sie und ging mit ihr in die Küche. „Kakao!“, erklärte sie und zeigte ihm auch gleich wo alles Nötige stand. Dean reichte der Kleinen das Glas und setzte sich ihr gegenüber. „Ich bin Maddy“, stellte sie sich vor, „und du?“ „Deacon“, erwiderte er. Dann schwiegen sie wieder. „Dad ist so komisch“, sagte sie plötzlich. „Er möchte mich immer in seiner Nähe haben.“ „Dein Dad braucht dich jetzt. Er hat Angst, dass er dich auch noch verlieren könnte, so wie deine Mom“, sagte Dean leise und die Kleine schien einen Moment zu überlegen. Dann nickte sie. Im selben Moment kamen die Männer aus dem Wohnzimmer. Maddy schaute zu Dean auf und der lächelte ihr aufmunternd zu. Sie rutschte von ihrem Stuhl und flitzte zu ihrem Vater um sich sofort von ihm auf dem Arm nehmen und knuddeln zu lassen. „Vielen Dank Mr. Hamilton. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen Sie mich bitte an.“ Sam gab dem Mann seine Karten und verließ dann, gefolgt von Dean, das Haus. „Mein Gott, ich hasse es!“, grummelte Sam neben dem Impala und sah sich einen spöttischen Blick „Ich brauch einen Kaffee!“, erklärte er und stieg ein. Dean warf seinem Bruder einen leicht spöttischen Blick zu, sagte aber nichts und startete den Wagen. „Der Mann konnte uns auch nichts Neues erzählen. Seine Frau war vor ihrem Tod immer unscheinbarer geworden. Das ist ihm aber auch erst aufgefallen, als er jetzt darüber nachgedacht hatte. Sie hatten sich gestritten und seine Frau ist für ein paar Tage zu ihrer Schwester gefahren. Die hat zwar behauptet, sie wäre nicht da, aber da sie das nicht zum ersten Mal gemacht hatte, geht er davon aus, dass sie doch da war.“ Der Blonde schüttete den Kopf: „Also ist alles, was wir haben, eine wage Vermutung, dass alle wahrscheinlich für ein oder zwei Tage verschwunden waren bevor sie dann später gestorben sind.“ „Ja ungefähr eine bis maximal zwei Wochen bevor sie aus irgendeinem Grund keine Flüssigkeiten mehr in ihrem Körper hatten, scheinen alle verschwunden zu sein.“ Beide starrten in ihren Kaffee. Beide hatten keine Idee wie es weitergehen sollte und vor allem, womit sie es zu tun haben könnten. „Steht irgendetwas in Dads Tagebuch?“, fragte Sam in die Stille. Der Blonde schüttelte den Kopf. Er musste nicht erst nachsehen. Er kannte das Buch auswendig. Sam könnte ihn mitten in der Nacht wecken und ihn nach irgendeiner Stelle fragen und er würde sie ihm wortwörtlich wiedergeben können. „Das hast du gestern schon gefragt.“ „Ja, aber vielleicht ... dir hätte ja was eingefallen sein können.“ „Nein, ist es nicht. Tut mir leid.“ „Wir sollten uns die Ausstellung dieses Bildhauers mal ansehen.“ „Muss das sein?“, wollte der Blonde wissen und er sah aus als hätte er mindestens drei vereiterte Zahnwurzeln. Es reichte doch wohl wenn er sich seit zwei Tagen mit trauernden Angehörigen herumschlagen musste, jetzt noch auf Kultur zu machen, war echt ein bisschen zuviel verlangt. „Es ist die einzige Spur, die wir noch haben. Oder wir warten bis weitere Menschen sterben.“ Das saß! Dean holte tief Luft und nickte dann: „Lass uns zu dieser Ausstellung gehen.“ Dean brauchte etwas um sich zu beruhigen, also nahm er ihre Waffentasche mit ins Zimmer und begann ihre Waffen auseinander zu nehmen und jedes auch noch so kleine Stäubchen von ihnen zu entfernen. Er wusste selbst nicht warum, aber es beruhigte ihn. Er musste nicht darüber nachdenken was er tat, er konnte die Gedanken einfach abschalten. Seine Finger kannten jeden Handgriff auswendig. Sam schaute seinem Bruder kopfschüttelnd zu. Der machte daraus ja schon fast ein Ritual. Für ihn schien das wie ein Mantra zu wirken. Sam lächelte und fuhr seinen Laptop hoch. Er bekam gar nicht mit wie Dean die Waffen wieder wegräumte und länger wegblieb als er eigentlich hätte wegbleiben dürfen, um die Waffen im Impala zu verstauen. Er erschrak regelrecht als ein Pizzakarton auf dem Tisch landete und zwei Kaffee daneben gestellt wurden. „Dir geht’s wieder gut?“, fragte der Jüngere und Dean legte den Kopf schief und zuckte dann mit den Schultern. Er wollte endlich wieder Action und nicht nur Hände schütteln. Und dass sie jetzt auch noch in ein Museum mussten, ging ihm so gehörig gegen den Strich, dass er Sam am liebsten alleine losgeschickt hätte. Doch sein kleiner Bruder war ja so unbeholfen, der würde sich glatt zwischen all den Statuen und was die Leute sonst noch so für Kunst hielten verlaufen. Langsam gingen sie von einer Plastik zur anderen. Einige waren aus Holz geschlagen oder, Dean konnte es nicht anders sagen, aus Schrott geschweißt. Bei einer Figur konnte er ganz deutlich verschiedene Autoteile ausmachen. Gut, dass sein Babe nie zu so einem Schicksal verdammt sein würde! Viele waren aus rotem Ton. Schien so eine Art Markenzeichen dieses Künstlers zu sein, obwohl Dean das wenigstes von dem, was er bis jetzt gesehen hatte, als Kunst bezeichnen wollte. Sie umrundeten den Schrottberg und der Blonde zuckte zusammen. Dahinter saß eine Frau auf einer Bank, der ein riesiger Hund den Arm abriss. In seinem Schreck hatte er Sams Arm gepackt und der drehte sich nun ebenfalls zu der Frau um. „Es ist nur eine Plastik“, beruhigte er seinen Bruder. „Aber eine verdammt real aussehende!“, er schaute sich den Hund näher an und ein nicht zu unterdrückendes Zittern lief durch seinen Körper. Sam zog seinen großen Bruder zum nächsten Ausstellungsstück. Und doch wanderten Deans Augen immer wieder zurück. „Dean!“ Deans Kopf ruckte zu Sam, die Augen immer noch fast ängstlich geweitet. „Dean?“, fragte Sam mit leicht besorgtem Unterton in der Stimme. „Der ist verdammt ähnlich!“, krächzte der Blonde und jetzt sah auch Sam genauer hin. Dieser Hund konnte einem wirklich Angst machen, stellte er fest. Noch einmal musterte er seinen Bruder eindringlich. Er wusste genau was Dean meinte. Sie gingen weiter in den nächsten Raum. In der Mitte der einen Wand hing ein breiter schwerer Vorhang. Wieder gab es mehrere menschliche Figuren, von denen vor allem eine Sams Aufmerksamkeit auf sich zog. Er grübelte, woher er das Gesicht kannte, doch es wollte ihm nicht einfallen. Der Blonde beobachtete unterdessen den Vorhang. Er stand mit gerunzelter Stirn davor. Ha! Er hatte sich nicht geirrt. Der Vorhang hatte sich leicht bewegt. Und auch Sam war wieder eingefallen, woher er dieses Gesicht kannte. Er hatte am Nachmittag, als Dean sich den Waffen gewidmet hatte, die Suchmaschine mit den wenigen Angaben gefüttert, die sie zusammengetragen hatten. Erschreckenderweise hatte seine Suche etwas ergeben. Er hatte noch ein paar weitere Opfer gefunden. Unter anderem war da auch ein Foto dieses jungen Mannes dabei. Dieses Mannes und von der Frau, die gleich neben diesem stand. Sam hatte es für einen Moment die Sprache verschlagen. Bevor er seinem Bruder jedoch von seiner erschreckenden Entdeckung berichten konnte, stand Dean hinter ihm. „Kannst du mal Schmiere stehen, ich will mir ansehen, was hinter dem Vorhang ist.“ Noch bevor Sam antworten konnte war der Blonde verschwunden, und ihm blieb nichts anderes übrig, als mit viel Interesse die ausgestellten Statuen zu betrachten. Er hatte Dean noch nichts von seiner Entdeckung am Nachmittag erzählt. Der regte sich schon genug über die inzwischen sechs Toten hier in Portland auf. Und Sam überlegte, ob sie jemals eine Routine darin bekommen würden. Ob sie jemals einem Toten gleichgültig gegenüber stehen würden. Das wäre dann wahrscheinlich der Moment an dem sie diesen Job an den Nagel hängen oder sich gleich erschießen sollten. Denn dann hätten sie wohl ihre Menschlichkeit verloren. Dean hatte sich hinter den Vorhang geschlichen und ließ den Strahl seiner Taschenlampe durch den Raum schweifen. Er befand sich in einem weiteren Ausstellungsraum. Allerdings gab es hier keine Plastiken sondern Bilder zu bestaunen. Der Blonde schnaubte. Das war dann wohl wieder Sams Metier. Oder vielleicht das von Sarah. Wie es der wohl ging? Vielleicht sollten sie doch mal einen Abstecher nach New York machen. Sam hatte Sarah gemocht und sie würde ihm bestimmt gut tun. Allerdings konnte sich der Blonde nicht so ganz vorstellen, dass sie auf seinen kleinen Bruder gewartet haben würde. Zu lange war ihr Zusammentreffen schon her. Schade eigentlich. Sammy könnte ein wenig Spaß vertragen. Aber auch er selbst hatte im letzten Jahr eher wie ein Mönch gelebt. Er hatte sich sein letztes Jahr so schön vorgestellt. Ein paar Dämonen jagen, Spaß haben. Doch dann hatten sich die Ereignisse regelrecht überschlagen. Er war nur noch damit beschäftigt gewesen, Bela zu jagen, Sam davon abzuhalten den Pakt irgendwie zu brechen und sich selbst damit umzubringen, und auch das Übernatürliche hatte ihnen kaum eine Minute zum Durchatmen gelassen. Dean holte tief Luft. Das könnte er demnächst ändern, aber jetzt hatte er einen Job zu erledigen. Einen an dem Menschenleben hingen. Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe über die Gemälde wandern und schnaubte. Nichts was er sich an die Wand hängen würde. Auf einem Bild war eine Frau zu sehen. Sie war sogar hübsch. Langes braunes Haar, große freundliche Augen. Aber da wo Mund und Nase sein sollten sah es aus als hätte jemand mit viel Terpentin versucht einen Fleck vom Bild zu wischen. Er sah sich weiter um. Die Bilder waren verstörend, selbst für ihn. Oder gerade für ihn, weil er wusste, dass das, was der Maler hier fabriziert hatte auch Wirklichkeit werden konnte. Menschen mit trüben und doch sehenden Augen, mit seelenlos entstellten Gesichtszügen, herzlos. Er wollte hier nur noch raus. Vorsichtig schaute er um den Vorhang, die Luft war rein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)