Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 9: Ein perfekter Tag ---------------------------- 9) Ein perfekter Tag Die Sonne ging über dem See auf. Ein junger Mann saß auf einer Bank. Seine Hände hatte er in den Taschen seiner Lederjacke vergraben. Er schaute ruhig auf das Wasser hinaus. Wind raschelte in den Blättern der Bäume und ein paar Schmetterlinge gaukelten in der leichten Brise. Es versprach ein sonniger, warmer Tag zu werden. Dean lächelte. Es würde ein sonniger, warmer Tag werden. Er lauschte den Vögeln und sah den Schmetterlingen zu. Die Sonne stieg höher und die Temperaturen ebenfalls. Der Blonde überlegte, dass er schon ewig nicht mehr schwimmen war. Er schaute auf den See, der einladend schimmerte. Er wandte sich zum Wald um und schaute dann zur Sonne. Sie würden noch nicht kommen. Er stand auf, entledigte sich seiner Kleidung. Dann ging er langsam zum See. Kurz blieb er am Ufer stehen. Das Wasser leckte immer wieder an seinen Füßen. Es war ganz schön kalt, fand er. Aber bange machen galt nicht. Ohne ein weiteres Zögern ging er weiter ins Wasser. Als es seine Hüften umspülte tauchte er mit einem Hechtsprung ganz hinein. Er tauchte wieder auf und schüttelte kurz den Kopf um das Wasser aus den Augen zu bekommen. Dann kraulte er mit ruhigen Zügen auf den See hinaus. An einer sonnigen Stelle hielt er an und legte sich auf den Rücken. Gemächlich ließ er sich treiben. Nach einer Weile drehte er sich wieder um und schwamm mit ruhigen weit ausgreifenden Zügen noch ein paar Bahnen hin und her und machte sich dann wieder auf den Weg zum Ufer. Gerade als er aus dem Wasser kam, schob die junge blonde Frau den Kinderwagen auf die Bank zu, auf der Deans Sachen lagen. Er schüttelte sich noch einmal das Wasser aus den Haaren und ging weiter auf sie zu. Eine feine Gänsehaut überzog seinen Körper als der Wind leise über die Wassertropfen strich. Sie lächelte ihn an: „Sieht so aus als könntest du ein Handtuch brauchen“, stellte sie lachend fest und griff in den Korb unter dem Wagen. Sie reichte ihm ein großes weiches Handtuch und rubbelte ihm dann den Rücken trocken. Er schloss die Augen und genoss dieses Gefühl. „Hallo”, grüßte sie als er sich wieder zu ihr umdrehte, ihr das Handtuch aus den Händen nahm und sich weiter abtrocknete. „Hallo, ihr drei!”, lächelte er sie an. „Bringst du mir schwimmen bei?“, fragte der kleine Blonde und Dean nickte lächelnd und schaute zu, wie sich der Kleine sofort seiner Schuhe entledigte. „Jetzt sofort?“, wollte der große Dean wissen und der Kleine nickte aufgeregt. Der Große zuckte mit den Schultern. Sein Blick suchte Marys. Sie nickte. „Okay“, sagte Dean zu dem Kleinen, ließ sein Handtuch fallen und half ihm beim Ausziehen. Gemeinsam gingen sie zurück zum See und Mary breitete lächelnd die Decke aus und ließ sich darauf nieder. Gut, dass sie heute Morgen eine zweite Garnitur für ihren Jungen eingepackt hatte. Dean und sein jüngeres Pendant waren inzwischen am Ufer angekommen und der Kleine ging ohne Zögern ins Wasser. 'War ich schon immer so unerschrocken?' fragte sich der Große unweigerlich. Er hob sie Schultern. 'Musste wohl so gewesen sein.' Er drehte sich zu seinem jüngeren Ich um und wurde mit einer Ladung Wasser empfangen. Wasserschlacht. Warum nicht. Dean grinste und gab sich Mühe den Kleinen auch hin und wieder zu treffen. Endlich hatten sie genug. „Hast du denn jetzt noch Kraft zum Schwimmen?“, fragte er den Kleinen als der dann neben ihm stand und ihn an sein Versprechen erinnerte. „Klar“, nickte der Kleine eifrig. Dean zeigte ihm wie man Arme und Beine zu bewegen hatte und nahm ihn dann mit ins tiefere Wasser. Er legte eine Hand unter die Brust des Kleinen und hielt ihn so über Wasser. Und der Kleinere ruderte wie wild mit Armen und Beinen. Irgendwie erinnerte ihn das an Sam. Der war auch immer so hektisch gewesen. „Langsam“ versuchte er den kleinen Dean zu bremsen. 'Eigentlich war das hier falsch', schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Dad hatte ihm schwimmen beigebracht. Begann sich die Erinnerung schon zu verändern? Begann er die Erinnerung zu verändern? Unwirsch schüttelte er den Kopf. Diese Erinnerung würde sich nicht verändern. Er würde heute hier verschwinden. Und der kleine Junge in seinen Armen würde diese Erinnerungen nie haben, der war er selbst und er konnte sich ja wohl nicht selbst so das Schwimmen beibringen. In dem Augenblick schluckte der Kleine Wasser und Dean hob ihn automatisch hoch, hielt ihn fest und klopfte ihm sanft auf den Rücken. „W-weiter sch-schwimmen“ forderte der Kleine bald darauf mit blauen Lippen. „Ich denke wir sollten erstmal zurück zu deiner Mom gehen. Die fühlt sich sonst noch einsam. Und du solltest deinen Dad fragt, ob er dir das Schwimmen beibringt“, erklärte der Große und trug den Kleinen aus dem Wasser. Sofort war Mary mit Handtüchern zur Stelle und rubbelte erst den Kleinen trocken und setzte ihn auf die Decke. Danach half sie auch dem Großen sich den Rücken abzutrocknen. Wenig später saßen sie einträchtig, die Jungs noch immer in Handtücher eingemummelt, auf der Decke und tranken Kakao und Kaffee, der in den Tassen dampfte. Doch schon bald wurde es dem Kleineren zu langweilig. „Spielst du mit mir fangen?“, fragte er den Großen und der sah keinen Grund ihm das zu verweigern. Also schlüpften sie wieder in ihre Sachen und schon tobten sie über die Wiese. „Baust du mit mir eine Sandburg?”, wollte der kleine Dean wissen, als er sich japsend gegen den Großen geworfen und diesen mit umgerissen hatte. Schließlich war er ja schon stark! „Klar”, lächelte der Große. Er hatte noch nie eine Sandburg gebaut, aber was sollte es. Es war ein perfekter Tag und an einem perfekten Tag würde er auch eine tolle Sandburg bauen können. Also krempelte er seine und Deans Hosen bis zu den Knien hoch und lief mit dem Kleinen zum Ufer. „Machst du mir auch ein Schiff?”, wollte der Kleine wissen und hielt ihm ein dickes Stück Rinde und ein paar Stöckchen hin. Dean nickte: „Wo soll deine Burg denn stehen?“ „Weiß nicht“, überlegte der Kleine. „Dann lass und mal den richtigen Platz suchen gehen.“ Der Kleine nickte und so marschierten sie am Ufer entlang. Endlich hatten sie einen Bauplatz gefunden, der den beiden kritischen Baumeistern zusagte. Dean machte aus dem Rindenstück ein Schiffchen und als er sich sein Werk besah musste er lächeln. Dad hatte ihm, als die Erinnerung noch Wirklichkeit war, ein solches Schiffchen gebaut. Sie ließen das Boot zu Wasser und der Kleine freute sich riesig als es auch wirklich schwamm. „Ich bin ein Entdecker und das ist eine unbekannte Insel“, erklärte der Junge und schob das Schiffchen an den Strand. Doch immer wieder wurde es von zurücklaufenden Wellen auf den See gezogen. „Wir brauchen einen Hafen!“, stellte der Kleine fest, also bauten sie noch einen Hafen. Dann begannen sie ihre Burgbaupläne zu verwirklichen. Sie gruben einen breiten Burggraben und bauten eine hohe Sandburg mit vielen Türmen und einer Brücke über dem Graben. Dann rief Mary sie zum Kaffee und die Männer ließen sich mit roten Wangen und leuchtenden Augen auf der Decke nieder. Dean, der Ältere, fütterte den kleinen Sam, wiegte ihn in seinen Armen bis er schlief und legte ihn dann vorsichtig wieder auf die Decke. Auch der kleine Dean gähnte. Der Große streckte sich auf der Decke aus, stützte jedoch seinen Ellenbogen auf und legte den Kopf in die Hand. Der Kleinere kuschelte sich an den Großen und legte seine Arme schützend um Sammy. Der große Blonde lächelte. Ja, er hatte seinen kleinen Bruder schon immer geliebt und beschützen wollen. Aber auch ein perfekter Tag ging einmal zu Ende. Die Sonne senkte sich zum Horizont und Mary war heute schon viel länger geblieben als sonst. Der Blonde half seiner Mom alles wieder einzupacken. Zum Abschied umarmte er sie fest. „Sag Sam, dass ich ihn liebe”, trug Mary ihm auf und Dean spürte einen Stich der Eifersucht in seiner Brust. ‚Was soll das?’ schimpfte er sich in Gedanken. ‚Ich hab Mom vier Jahre haben dürfen, Sam nur sechs Monate!’ Seine Mom musste die Eifersucht wohl trotzdem deutlich in seinen Augen gesehen haben, sie wuschelte ihm durch sein Haar und lachte: „Du wirst immer mein Großer bleiben. Ich liebe dich, Dean. Ich habe mit dir einige der schönsten Momente meines Lebens erleben dürfen. Dass kann uns keiner nehmen.” Dean schämte sich noch ein wenig mehr. Doch auch dieses Gefühl schmolz unter Marys Lachen. Sie umarmte ihn fest und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wir sehen uns, Schatz”, dann drehte sie sich um und schob den Kinderwagen wieder zum Waldrand. Der kleine Dean rannte lachend um sie herum. Dean setzte sich auf die Bank und hielt sein Gesicht, mit geschlossenen Augen, der untergehenden Sonne entgegen. Er wartete bis sie fast ganz hinter dem Horizont versunken war, dann stand er auf. Noch einmal ließ er seinen Blick über diese friedliche Idylle schweifen. Er holte tief Luft und machte sich auf den Weg zum Waldrand. Er hatte Mom versprochen in seine Welt zurückzukehren und er würde sein Versprechen halten, egal wie schwer ihm das fiel. Egal ob er nicht wirklich daran glaubte in seine Welt zurückkehren zu können. Er war immer noch der Meinung, dass er in die Hölle gehen würde. Aber er hatte es ja so gewollt. Er hatte diesen Pakt geschlossen und jetzt musste er ihn auch erfüllen. Dean betrat den Wald. Das Laub des letzten Jahres verschluckte seine Schritte. Er drehte sich noch einmal zum See um. Doch er hatte seine Entscheidung getroffen. Er würde diesen Ort verlassen. Egal wie ungern er das tat. Er dachte nicht länger darüber nach. Er hatte zu oft das tun müssen, was er nicht wollte. Er hatte etwas entschieden und nichts würde ihn von diesem Weg abbringen. Dean ging durch den Wald, hinein in die Dunkelheit. Es war später Nachmittag. Sam saß wie immer am Bett seines Bruders und hielt dessen Hand. Ruby und Bobby hatten sich am Tisch niedergelassen und schwiegen vor sich hin. Plötzlich änderte sich das Piepsen eines Monitors. Es wurde hektischer und unrhythmischer. Die Drei sahen erschrocken auf. Schauten sich an und wieder auf Dean. Sein Herzschlag hatte sich geändert. Und dann bäumte sich der Körper in dem Bett auf. Dean hatte die Augen fest zusammengekniffen und kämpfte um Luft. „Dean? Dean!”, Sam war aufgesprungen und hielt immer noch die Hand seines Bruders, „Dean! Du bist immer noch intubiert. Bitte versuch ruhig zu bleiben, du wirst beatmet. Gleich kommt Hilfe! Dean, bitte!” Ruby war kaum, dass Dean sich im Bett geregt hatte, aufgesprungen, auf den Gang hinaus gelaufen und hielt den ersten Pfleger fest, den sie zu Gesicht bekam. „Wir brauchen Hilfe!”, fuhr sie den erschrockenen Mann an. Der nickte, machte sich los und flitze davon. „Hey...!” brüllte die Blonde ihm hinterher. Doch der Pfleger war schon weg. Sie ging zurück ins Zimmer, in dem Dean immer noch nach Luft japste, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sam drückte ihn sanft zurück, strich ihm beruhigend mit der Hand über die Stirn und versuchte noch immer, ihn auch mit Worten zu beruhigen. Gerade wollte Ruby die Tür hinter sich schließen als die energisch wieder aufgedrückt wurde. Dr. Bagley betrat den Raum, gefolgt von einer Schwester. „Mr. Fletcher, bitte bleiben sie ruhig. Wir werden sie jetzt von dem Tubus befreien, okay?”, versuchte der Arzt zu erklären. Dean hatte seine Augen inzwischen geöffnet und versuchte zu nicken. Keine Minute später war er das Ding in seinem Hals endlich los und konnte seine Lungen endlich wieder selbstständig mit Sauerstoff füllen. Der Arzt wollte ihn noch etwas fragen, wurde aber von Sam rigoros zur Seite gedrängelt. Dean lächelte als er das besorgte Gesicht seines kleinen Bruders über sich sah. „Soll... Mom... liebt...” flüsterte er kaum hörbar. Dann schloss er seine Augen wieder. Er war erschöpft und so müde, als hätte er wochenlang nicht geschlafen. Sein Kopf rutschte zur Seite und gleich darauf verkündeten seine ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge, dass er eingeschlafen war. Der Arzt kontrollierte Deans Werte, brummte zufrieden und verließ, nachdem er dem Blonden eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht gedrückt hatte, mit der Schwester im Schlepptau das Zimmer. Bobby musterte den blonden Winchester, brummelte ebenfalls etwas Unverständliches und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Ruby ließ sich neben ihn fallen. Auch sie strahlte vor Freude. Nur Sams Stirn war gerunzelt. Er setzte sich auf seinen Stuhl neben dem Bett, ergriff wieder Deans Hand und grübelte über dessen Worte nach. Was wollte sein Bruder ihm damit sagen? Wie kam er jetzt auf Mom? Hatte er ihn überhaupt richtig verstanden? Verdammt! Warum musste sein Bruder auch gleich wieder einschlafen? Hatte der nicht lange genug faul rumgelegen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)