Gegen alle Regeln von abgemeldet
(Lars Brandson + Thomas Bosch)
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Kapitel 1: Aufstieg
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Kapitel 1 Aufstieg
Lars kennt diese Stadt wie seine Westentasche. Ein neuer Rohbau oder ein Nachbar
in seiner Umgebung, all das wäre ihm bekannt.
Aber doch wurde er vor wenigen Tagen überrascht. Noch nie hatte er den
Verlobten seiner Schwester Helen persönlich getroffen. Lars ist kein Mensch der
mit verschlossenen Augen durch die Welt wandelt. Er ist geradezu süchtig nach
Informationen.
Umso mehr bereitet es ihm Kopfschmerzen. Natürlich ist ihm bewusst, dass er
sich von ihm fern halten sollte. Lars macht seit er klein ist ein Geheimnis aus
seiner Neigung. Er bringt fast jedes Wochenenden ein anderes fremdes Mädchen
vom Feiern mit nach Hause. Sein Leben musste eben genau so von ihm gelebt
werden, wie es andere erwarten.
Durch die strenge Erziehung seiner Eltern ist es für ihn selbst verständlich
sich zu verstellen. Seine linke Hand wandert in eine seiner Jackentaschen. Mit
einer gezielten Bewegung schnappt er nach seinen Zigaretten. Nachdem er sich
eine entnommen hatte, steckt er die Packung wieder zurück. Das Klacken seines
Zibo Feuerzeug, welches er zu seinem 17. Geburtstag von seinem Vater geschenkt
bekommen hatte, ertönt und kurze Zeit später zieht Lars genüsslich den ersten
Tabakgeschmack in seine Lungen.
Wie lange es doch bereits her ist, seit er Lars Brandson mit dem Bus nach Hause
fahren musste. Warum will auch ausgerechnet heute sein Liebling nicht
anspringen. Er verflucht den Verkäufer, ein Mann mit Glatze und einem
teuflischem Grinsen, der nur darauf lauerte ihm ein Schrottauto zu verkaufen.
Mit Freude bemerkt der Schwarzhaarige, dass es leicht zu nieseln beginnt.
Vielleicht hatte er sich genau deswegen unsterblich in diese Stadt verliebt.
Genüsslich zieht Lars so viel frische Luft wie es ihm möglich ist in seine
Lungenflügel. Für wenige Sekunden senken sich seine Augenlieder.
Eine sanfte, weibliche Stimme ertönt dicht an seiner rechten Ohrmuschel.
Verwundert öffnet Lars darauf hin wieder seine Augen, bewegt den Kopf etwas
nach rechts und blickt direkt in zwei azurblaue Augenpaare.
Ein angenehm warmes Lächeln legt sich auf Lisas Lippen. Ihre Augen sind
umrandet mit Kajal. Viel zu viel davon was Lars auch jedes Mal bei ihren Treffen
bemängelt.
Ein amüsantes kaum hörbares Lachen entkommt dem Schwarzhaarigen.
Kurz herrscht Stille zwischen den Freunden, bis beide zusammen in schallendes
Gelächter ausbrechen.
Die genervten Personen um sie herum welche ebenso auf den kommenden Bus warten,
beobachten die zwei Teenager mit missmutiger Miene. Vermutlich liegt es an ihrem
außergewöhnlichen Dialog.
< Ein Kompliment?>
Lisa Maier, 16 Jahre alt und beste Freundin von Lars. Er kennt sie seit dem
Kindergarten. Jeden Tag dankt er Gott dafür sie zu haben, denn jeder Mensch den
er kennen lernte, hatte es nur auf den guten Ruf seiner Familie abgesehen. Wie
gerne würde er mit ihr tauschen. Ihre Eltern sind Beamte der Stadt Hamburg,
nicht wirklich Personen auf die jeder Mensch seine Tentakeln ausbreiten
möchte.
Überrumpelt erwacht der Schwarzhaarigen durch ihre Frage aus seinen
Tagträumen.
Sie zeigt mit einem ihrer Finger auf die gegenüberliegende Straßenseite.
Erschrocken weiten sich seine Augen als er ihn erkennt.
Entspannt lehnt Thomas vor seinem Sportwagen. Die dunkle Sonnenbrille verdeckt
gekonnt seine Augen vor Lars. Ohne es beeinflussen zu können,kehren unzählige
verschüttete Gefühle in seiner Magengegend zurück.
Plötzlich bildet sich ein breites Grinsen auf Thomas Lippen, sogar Lars der
viele Meter von ihm entfernt steht kann es noch erkennen. Was würde er jetzt
dafür geben um in seine Gedanken eindringen zu können.
Lisas Stimme dringt an sein Ohr. Erst jetzt bemerkte Lars diese Handbewegung
welche es deutlich signalisierte.
Lars zieht seine beste Freundin noch kurz in eine Umarmung bevor er sich von ihr
entfernt. Sein Kopf schwingt von links nach rechts. Nachdem er sich vergewissert
hatte das kein weiteres Auto folgt, überquert er die Straße.
Je weiter er Thomas entgegen kommt umso mehr Unsicherheit sammelt sich in seinem
Körper. Fest presst er seine Hände zu Fäusten um diesem widerspenstigen
Zittern nicht nach zu geben. Mit einem kurzen Kopfnicken auf die Beifahrerseite
deutet Thomas ihm an ein zusteigen. Ohne Wiederwillen kommt er seiner Bitte
nach.
Angespannt sinkt Lars auf den weichen Ledersitz und starrt missmutig nach
draußen. Das Quietschen der Reifen lässt ihn aufschrecken. Lichter fliegen an
ihnen vorbei und spiegeln sich unangenehm grell im Inneren des Autos wieder.
Vorsichtig dreht Lars seinen Kopf etwas nach links, Thomas somit entgegen. Es
herrscht eine bedrückende Stille. Tausende Gedanken schwirren durch den Kopf
des Schwarzhaarigen. Immer wieder bleibt er an ihm hängen.
Ein tiefer Seufzer entkommt seiner ausgetrockneten Kehle.
Durch diesen Laut wird Thomas wieder auf ihn aufmerksam. Verstohlen lugt er
unter seiner Sonnenbrille hervor um in das makellose Gesicht eines Teeangers zu
blicken. Lars hatte seine Augen geschlossen, seine flache Atmung ist kaum zu
vernehmen.
Die Stille wird durch seine Stimme zerstört.
Ein sanftes Lächeln legt sich auf die Lippen von Thomas. Der Kleine hatte echt
eine merkwürdige Art, doch er will ihm diesen Wunsch erfüllen. Zielsicher
steuert er seinen Porsche Boxter Richtung Landungsbrücken. Fast jede Ampel die
sich ihm in den Weg stellt, schaltet sogleich auf Rot. Thomas hasst diese
Uhrzeit. Ein kurzer Fluch entkommt ihm als eine alte Frau die Straße direkt vor
ihm versucht zu überqueren. Das passierte hier andauert.
Als er ein erfreutes Kichern neben sich ausmachen kann, zieht er seine Stirn in
Falten. Diese Situation sieht einfach viel zu amüsant aus für seinen
Beifahrer. Als Lars das genervte Gesicht von Thomas erblickt, verstummt sein
Kichern und er flüstert eine Entschuldigung.
Wenige Minuten später parkt Thomas sein Auto etwas abseits der Menschenmengen.
Lars ist bereits vorgelaufen. Ein glückliches Lächeln legt sich auf seine
Lippen als er die Landungsbrücken erblickt. Ohne über seine Tat nachzudenken,
klettert er an einem Gerüst nach oben und streckt seine Hände aus. Mit
erschrockener Miene beobachtet Thomas sein Verhalten.
Er will ihm soeben eine Predigt über Sicherheit halten, doch seine Stimme
versagt als er in das Gesicht von Lars sieht. Seine Augen strahlen voller
Ehrfurcht auf die Wellen unter ihm die hart gegen massive Metallstangen
prallen.
Thomas wird von diesem Anblick in Gefangenschaft genommen. Die sinkende Sonne
rundete das unglaublich schöne Bild für ihn ab, und lies ihn einfach nur
sprachlos dastehen. Alles hier kommt ihm so fremd vor.
Wann er selbst so unbeschwert durchs Leben ging, daran kann sich Thomas nicht
mehr erinnern.
Nur spät realisiert Thomas die Worte von Lars. Mit jeder Faser seines Herzens
glaubt er daran.
Soeben als Lars zum protestieren beginnen will, spürt er plötzlich zwei starke
Arme die sich um seine Hüften schlingen und ihn nach hinten weg ziehen. Sein
Puls beginnt zu rasen. Der feste Griff um seinen Körper jagt ihm eiskalte
Schauer über den Rücken. Der regelmäßige Herzschlag, welcher sich gegen
seinen Rücken drückt lindert sein Problem in keinster Weise.
Ohne wirklich wahr zu nehmen was um ihn passiert, entkommt Lars ein
genüssliches Stöhnen. Es liegt viel zu lange zurück dass er sich wirklich
geborgen fühlte in den Armen eines anderen Menschen. Durch das Verhalten des
Kleineren fühlt sich Thomas zunehmend überrumpelt, er versucht genügend
Abstand zwischen ihn und Lars zu erlangen. Mit missmutiger Mimik stellt der
Schwarzhaarige fest, dass die wohlige Wärme verwunden ist.
Beschämt senkt Lars seinen Kopf. Er hatte sich mitreißen lassen von seinen
Gefühlen.
Natürlich machte es ihm etwas aus. Immerhin passierte es nicht jeden Tag dass
ein attraktiver junger Mann für ihn stöhnte. Innerlich will sich Thomas für
diesen Gedanken ohrfeigen.
Nervös kaut Lars auf seiner Unterlippe als die letzten Wörter seine Lippe
verlassen.
Thomas schenkt dem Schwarzhaarigen ein sanftes Lächeln, ehe er voran geht.
Wenige Sekunden später bewegt sich Lars dicht neben ihm.
Verträumt beobachtet Lars von der Ferne die Bewegungen des Wassers eher er sich
an Thomas wendet.
Ohne es richtig zu realisieren bleibt sein Gesprächspartner stehen. Thomas
fällt das Fehlen von Lars erst auf als er ihm eine Frage stellen will.
Verwundert dreht er sich um und erblickt den Schwarzhaarigen weit hinter sich.
In seinen Augen flackert ein dunkler Schatten.
Seine Lippen bilden tonlose Wörter die er nicht verstehen kann. Er wirkt so
klein in mitten von all den fremden Menschen die sich an ihm vorbei drängen. In
Thomas erwacht etwas völlig ungeahntes. Er verspürt eine zu tiefste
Verbundenheit zu dem so jüngeren Mann vor sich. Mitleid.
Seine Beine beginnen sich zu bewegen steuern ihn an, suchen seine Nähe. Er
fühlt sich als würde er auf Wolken schweben, dicht kommt er vor ihm zum
stehen. Ohne Herr seines Körpers zu sein, erreichte seine linke Hand eine der
unterkühlten Wangen des Schwarzhaarigen.
Verwundert weiteten sich seine braunen Augenpaare als er die hauchzarte kaum zu
erahnende Berührung an seiner Wange verspürt.
Warum er so zerbrechlich wie Glas wirkt?
Eine Frage auf der er selbst keine Antwort geben kann. Seit Jahren fragt Lars
sich nach dem Sinn des Lebens, nach seinem persönlichen Sinn. Er war niemals
arm, lernte nicht was es heißt um sein Überleben zu kämpfen, aber doch tat er
es auf eine Art und Weise die viele Menschen nicht verstehen können. Er sucht
nach Anerkennung, nach Geborgenheit und nach Liebe die ihm verweigert wurde. Die
hauchzarte Berührung an seiner Wange brennt sich tief in ihn ein.
Genüsslich schließt Lars seine Augen, sein Atem beginnt unregelmäßig zu
stocken.
Wie in einer anderen Welt gefangen bemerkt der Schwarzhaarige nicht einmal, dass
der Regen langsam beginnt seine Schuhsohlen durch zu weichen. Thomas Augen die
ihn versuchen aufzumuntern, seine Hand die liebevoll über eiskalte Haut
streift. Die Umgebung um sie herum verändert sich.
Als wären sie nicht mehr in Hamburg sondern längst viele tausende Kilometer
davon entfernt. Die tiefe Verbundenheit welche die Berührung in Thomas
auslöst, überwältigt den sonst so harten Geschäftsmann. Er bemerkt selbst
nicht, dass er mit jeder Sekunde die vergeht dem Schwarzhaarigen näher kommt.
Jeder einzelne Zentimeter wirkt wie eine Ewigkeit.
Es jagt Thomas Schauer über den Rücken als eine vereinzelnde abstehende
Haarsträhne kurz seine Nase kitzelt. Die Augenpaare von Lars wirken so gierig
als würden sie nur darauf warten ihn zu verschlingen.
Fasziniert von der Schönheit des Anderen, sucht seine freie Hand den Weg zu den
Lippen von Lars. Zitternd erhebt sich der junge Körper unter dieser Berührung.
Hauchzart wandern vereinzelnde Fingerkuppen über die weichen Unterlippen. Er
will ihn kosten, jeden Fleck seines Köpers mit Küssen bedecken.
Ohne daran zu denken wo sie sich befinden, ohne darüber nachzudenken das die
Welt um sie herum nicht still steht, benetzt Thomas die Lippen von Lars mit den
eigenen. Ein atemberaubendes Gefühl nimmt die zwei willigen Körper ein.
Ungezügelt bewegen sich ihre Lippen gegeneinander, versuchen so viel wie
möglich von ihrem Gegenüber in sich auf zunehmen.
Hart presst Lars seinen Körper gegen den von Thomas. Aggressiv bittet er mit
seiner Zunge um Einlass der ihm sogleich gewährt wird. In seiner Magengegend
breiten sich unzählig viele Schmetterlinge aus. Niemals zu vor hatte er einen
Kuss so intensiv erlebt. All die flüchtigen Küsse von den Mädchen kommen
nicht einmal annähernd an das heran.
Wie soll Lars jemals wieder aus diesen Teufelskreis hinaus kommen.
Als eine Person durch ihr stürmisches Liebkosen angerempelt wird, keucht der
Schwarzhaarige auf und blickt in zwei erstaunte Augenpaare dicht vor sich.
Mit aller Kraft stößt Lars Thomas’ muskulösen Oberkörper von sich.
Doch der 17 jährige hört seinen verzweifelten Ruf nicht, er will es nicht
hören.
So schnell ihn seine Füße tragen können, sucht Lars sich seinen Weg nach
Hause.
Durch den eiskalten Wind, der ihn ins Gesicht peitscht, bemerkt er nicht dass
Tränen sein Gesicht hinab fließen.
Kapitel 1 Ende
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