Vielleicht von abgemeldet (Auch: Tsume - Der Guru) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Zu viert irrten sie durch die schneebedeckte Landschaft, die ihre Augen trüben ließ. Es war einfach zu viel weiß und zu viel Kälte. Eigentlich müssten sie ein solches Terrain gewohnt sein... Kiba ging es mehr als gut, doch das Küken der Truppe schlang die Arme um den Körper. Er fror. Selbst der in schwarz gekleidete Tsume fror nicht – Was also machte er falsch? Anscheinend gab es da etwas Elementares, das er nicht zu begreifen schien. Ob er recht gehabt hatte, als er sagte, dass er zu schwach war? Tôboe zweifelte an sich selbst und blickte Tsumes Rücken an. Sein Blick klebte fast an ihm.Dann wandte er sich ab, sah zu Hige hinüber. Auch er schien nicht zu frieren. „Hige?“ Scheu brachte der Jüngste den Namen über die Lippen und brach die eiserne Stille, worauf sich alle Blicke zu ihm wandten. Dabei wollte er doch nur mit Hige reden... So viel Aufmerksamkeit machte ihn gleich noch nervöser. „Warum ist euch allen nicht kalt?“, fragte der Kleine mit anklagender Stimme, wurde von Tsume gemustert, der den Blick kopfschüttelnd wieder abwandte. Wieder stellte er ihn als schwach dahin, doch er mochte wohl Recht behalten. Leider. Schon, als er die Frage geistig formulierte, kam Tôboe sich schlecht vor. Was für eine dumme Frage... Und er hatte sie auch noch gestellt! Peinlich... „Kannst du nicht von etwas anderem reden?“, fragte Hige, verzog das Gesicht. „Oh, entschuldige...“ Tôboe senkte den Blick. „Du musst verstehen, Hige ist genau so kalt. Er versucht es nur zu verdrängen.“ Kiba rang sich ein leichtes Grinsen ab, während nur ein: „Oh nö, jetzt ist mir kalt!“ zu vernehmen war. Tôboe hatte wohl die Verdrängung gestört und nun war er nicht mehr der Einzige der fror. Das Küken konnte sich aber nicht darüber freuen, hatte gar Schuldgefühle. Nun wandte auch Kiba den Blick ab und die vollkommene Beachtung lag wieder auf dem Weg vor ihnen. „Tsume?“ „Oh Gott, Knirps, bitte, halt die Klappe!“ Er wurde angeranzt und zuckte zusammen. Tsume schien wirklich schlechte Laune zu haben... War ihm etwa auch kalt? „Du bist so luftig gekleidet...“, murmelte Tôboe. „Ich dachte nur, ob dir nicht auch kalt ist.“ „Uns allen ist kalt, okay? Aber das macht es nicht besser, wenn man darüber redet.“, murmelte Hige. „Nein.“, widersprach Tsume und blickte recht genervt in die Runde. Das tat er seit ein paar Stunden oft... Aufmerksam folgte Tôboe dem Gespräch. „Mir ist nicht kalt. Und können wir jetzt aufhören, zu reden? Bitte?“ Er bat selten um etwas. Eigentlich nie. Umso ernster nahm Tôboe es zum Anlass, nicht mehr zu reden, nicht einmal mehr den Mund aufzumachen, doch eine Frage hatte er noch, die er stellen musste. „Nur noch eine Frage...“ Die Truppe wurde sichtlich angespannter und Tsume spannten schon die Finger. Wollte er sich doch am liebsten umdrehen und ihm einen Schlag in das Gesicht geben, dass er leise war. „... Glaubt ihr, Hunden wäre auch so kalt? Ich meine, wir haben ja ein Fell und trotzdem frieren wir...“ Niemand ging darauf ein und die eigentliche Hoffnung war gewesen, dass er auch nicht mehr nachfragte, doch wandte sich Tsume um, beugte sich zu Tôboe herunter. „Das hatte weder Zusammenhang, noch ist es wert, beantwortet zu werden. Geh zurück in den Kindergarten oder halt dein Maul.“ Kiba drehte sich zu den Beiden um und hielt inne, verdrehte die Augen. Das musste ja nun wirklich nicht sein – Streit. Auch der Nächste blickte die beiden lebenden Gegensätze an, schnupperte und gab ein etwas nervös klingendes: „Ich rieche dicke Luft.“ von sich, ehe er versuchte, die Situation mit einem schiefen Grinsen beizulegen. „Es tut mir...“ Tôboe konnte nicht weiter reden, wurden ihm die scharfen Klauen über den Mund gestriffen, dass er blutete. Er leckte sich über die Wunde, worauf der große, graue Wolf nur drohend knurrte. Er sollte doch den Mund halten – Er hatte es nicht getan, so musste er die Reaktion selbst verschulden. „Tsume.“ Verwirrt blickte Hige zu dem schneeweißen Wolf. „Beherrsche dich oder du wirst heute Kindergärtner spielen. Wir können hier keinen Streit gebrauchen...“, brummte er schlechtgelaunt. „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Also, weiter.“ Sie setzten ihren Weg fort... Erst Stunden später rasteten sie. Hige warf sich auf den Boden und streckte sich – Sie hatten eine Höhle gefunden, in der sie bleiben konnten, um sich aufzuwärmen. Kiba setzte sich neben ihn und nur Tsume kapselte sich ab, verzog sich in die hinterste Ecke. Tôboe blickte zwischen Hige und Tsume hin und her, schien bedacht. „Lass es lieber. Der hat wieder miese Laune...“ Hige klopfte neben sich. „Setz dich lieber zu uns.“ Tôboe ging ein Seufzen über die Lippen, als er sich neben Hige fallen ließ und trotzdem zu Tsume hinüber blickte, der ihnen nur den Rücken zeigte. Er ließ die Rute still auf dem Boden verweilen und gab keine weitere Reaktion von sich – Wollte er schlafen? Der Jüngste sah zu Kiba, dann zu Hige. „Was hatte der Hund eigentlich gegen uns? Sind wir so schlimm?“ „Hunde sind eh so ein Fall für sich! Das geht mir so ziemlich an der Rute vorbei...“ Hige reckte sich, gähnte. „Aber schöne Augen hatte sie, das muss man ihr lassen! Schön blau... Ich mag blau...“ „Ich mag blau auch...“, gab Tôboe geistesabwesend von sich. „Das ist eine tolle Farbe...“ Es ertönte ein lautes Geräusch, dass Tôboe erst definieren konnte, als er sich umsah und zur Kenntnis nahm, dass Tsume mit einem Ruck aufgestanden war, zu ihnen blickte und „Fresse halten, ich will schlafen!“, schnarrte. Seine raue Stimme dröhnte durch die ganze Höhle und Tôboe zog die Schultern hoch, wollte sich am liebsten irgendwo verstecken. Leiser, mit Blick zu Hige, fuhr er fort: „Hunde sind gar nicht so anders, als wir, oder?“. „Hunde sind erbärmlich!“, kläffte Tsume, trabte auf die Drei zu. „Schoßhündchen, gehorchen den Menschen! Bah!“ Kiba lächelte ruhig, sah zu dem grauen Wolf. „Wohl doch nicht so müde?“ Tôboe sah bedacht in die Runde. „Nur, weil sie den Menschen gehorchen, macht sie das doch nicht wertlos... Vielleicht können sie gar nicht anders... Arme Wesen... Sie tun mir richtig Leid...“ „Wenn man das so sieht...“, stimmte Hige zu, verzog das Gesicht. Nur einen kurzen Augenblick später spürte der Kleine erneut Krallen, die sich in seinem Gesicht, unweit seines Auges, im Fell versenkten. Er jaulte auf und entzog sich dem Grauen, der wutentbrannt die Zähne fletsche. Er schien Hunde wirklich nicht zu mögen... „Widerlich... Wie kannst du deinen Stolz nur so verraten? Ich dachte schon er hier“, er deutete auf Kiba... „Wäre ein Idiot, aber du bist ein noch größerer. Du widerst mich an. Hunde sind einfach anders. Ich will mit diesen Wesen nichts zu tun haben, dass das klar ist!“ „Ich dachte ja nur....“ „Du denkst zu viel, Winzling!“, knurrte er, kläffte ihn an, ehe er sich wieder hinlegte. „So so, wir haben also einen allwissenden Guru unter uns.“ Higes Anmerkung brachte sogar Kiba zum Grinsen. Tsume äußerte sich nicht mehr, während Tôboe sich ihm vorsichtig näherte, über seine Pfote leckte. Die Reaktion war alles andere als wünschenswert. „Verpiss dich!“, knurrte er, wollte ausholen und wieder zulangen, doch Tôboe schaffte es, auszuweichen. „Es tut mir Leid. Ich wollte mich nur entschuldigen...“ Die Gruppe schlief schon, als Tôboe wieder erwachte... Er konnte einfach nicht schlafen. Sein Rudel lag dort... Hige hatte sich sehr ausgebreitet und gab seltsame Laute von sich, denn er schien zu träumen. Tôboe verkniff sich ein Kichern, während er zu Kiba blickte, der ziemlich zusammengekauert dalag. Und wo war Tsume hin? Er sah durch die Höhle. Selbst im hintersten Winkel war er nicht zu sehen... War er auf Streife? Tôboe schlich sich aus der Höhle und tatsächlich – Dort saß Tsume. Unbeteiligt blickte er in die Ferne, weniger verbittert als sonst, nachdenklicher. Aber ob er sich ihm nähern sollte? Er sammelte sich und nahm sich zusammen, überwand sich und ging zu ihm. Tsume schreckte auf, als er Schritte hörte, blickte sich um und resignierte. Sofort war er böse Wolf wieder da. „Kannst du mich nicht einmal hier alleine lassen?“ „Ich konnte nicht schlafen... Sorry, wenn ich störe... Was machst du hier draußen?“ Mit einem glücklichen Grinsen setzte er sich neben Tsume, sah ihn erwartungsvoll an. „Mich von dir fernhalten?“ Tôboe lachte leise. „Das war kein Witz.“ „Oh...“ Eine ganze Weile waren sie schweigend bei einander gesessen, als Tôboe sich erhob. „Hm?“ Ein fragender Laut ertönte von Tsumes Seite. „Ich gehe wieder schlafen. Du scheinst nicht reden zu wollen...“ Der graue Wolf nickte, blickte dann wieder in die Ferne. „Nur eine Frage noch, wobei... Nein, ist schon gut... Ich weiß, du magst es nicht.“ Tsume blickte ihn an, seufzte genervt. „Frag.“ „Meinst du wirklich?“ „Mach, oder ich zerfleische dich.“ Tôboe lächelte, setzte sich wieder zu ihm, blickte ihn an. „Du glaubst nicht an das Paradies, hast du gesagt?“ „Ich wiederhole mich ungern.“ Der Kleine nickte. „Dann... Wollte ich dich fragen... Ob wir vielleicht so was wie Freunde sein können?“ Tsume hielt inne. Tôboe erhob sich, sah ihn traurig an, und bewegte sich wieder Richtung Höhle. … „Die Rede war von einer Frage. Nicht von Zweien.“ Der graue Wolf blickte hinter sich, doch der Junge war schon weg. Vielleicht war es gut so, dass er es nicht mehr gehört hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)