Bloody Violin von Astre ([SasuxSaku]) ================================================================================ Kapitel 7: Quid pro Quo ----------------------- Kapitel 7 Vereinzelt brach das aufgehende Sonnenlicht durch die dünnen Vorhänge des Musikzimmers. Zeigten tanzende Staubpartikel, die ansonsten in der Dunkelheit versanken. Hier in diesem ruhigen Spiel, wo nur der Wind durch das offene Fenster drang, saß Sakura auf dem Hocker des Flügels. Schmerzen, die entstanden, weil sie mit dem Tuch gleichmäßigen über die Violine in ihrer Hand strich, ignorierte sie. Der gestrige Tag und auch die Nacht, ein heilloses Durcheinander, wo ihr der Schlaf verwehrt blieb. Sasuke reinigte, nähte und verband ihre Schulter. Schickte sie danach, wie ein kleines Kind in ihr Zimmer. Sein Brüllen danach mit Naruto, sie hörte jede Silbe. Auch die Reue durchzogenen Entschuldigungen. Sie konnte ihm nicht böse sein. Sein Handeln, gezeichnet von seinem bisher entstandenen Menschenbild und in einem stickigen Auto zu warten, ohne Erklärung passte einfach nicht zu so einem Mann. Sie wusste es und erwartete dennoch ein richtiges Verhalten. Ihr Fehler nicht der Seine. Es gab Menschen, so wie Naruto die in jeder Situation, in der Finsternis einen Funken Licht erspähten. Diese glaubten an das Gute. Ein Charakterzug, den sie nie besaß und in einer anderen Welt würde sie ihn wahrscheinlich beneiden. Ein Stich, der sie kurz verweilen ließ. Hinata, mit schmerzlindernden Tabletten und einem Glas Wasser kam diese gestern zu ihr. Die Sorgen, offen auf den Zügen. Sakuras Mundwinkel zuckten hinauf. Eine liebenswürdige Geste, die sie auch als solche anerkannte aber sie lehnte dankend ab. Der Körper hielt mehr aus. Eine gewisse Schmerzgrenze überschritt er nur dann, wenn die Ohnmacht bereits über einen herfiel. Ein dummer Mann aus ihrer Vergangenheit sprach einst; „Nur die Stärksten überleben, heute wie damals. Die Menschheit hat mit ihrer Medizin nur einen Weg gefunden die natürliche Auslese hinauszuzögern.“ „Wahre Worte“, flüsterte sie leise und lehnte sich zurück. Der alte Greis, er starb daher auch durch ihre Hand. Hinata auf jedenfall ließ trotz der Ablehnung beides auf ihrem Nachttisch stehen. Und danach passierte die nächste tollpatschige Katastrophe, als Naruto, trotz Sasukes gefauchtem „Lass es“, seinen Kopf durch den Spalt ihrer Schlafzimmertür steckte. „Sakura, bist du wach?“, fragte er leise und grinste. Direkt nach dem er Hinata und ihre fragende Mimik sah. Triumphierend warf er einen Blick über die Schulter. „Sie ist wach, selbst Hinata ist bei ihr!“ „Die bringt sie auch nicht um!“, knallte es ihm trocken entgegen. „Ich hab sie auch nicht umgebracht!“, murrte der Uzumaki zurück. Die Tür mit seinem Körper aufschiebend, präsentierte er das Tablett auf seinen Armen. „Ich hab dir etwas zu Essen gemacht“, sprach er das offensichtliche aus, fügte reumütig und auch ein wenig stolz auf sich hinzu; „Obst und einen Tee. Alles selber gemacht.“ Sasuke, der hinter ihm den Raum betrat, lehnte sich mit überkreuzten Armen an den Türrahmen. Er beobachtete, genau wie sie selbst Naruto dabei, wie er das Tablett auf den Nachttisch stellte. Wobei Hinata lächelnd das Glas beiseiteschob um ihm mehr Platz zu schaffen. Überrascht betrachtete Sakura den Teller und hörte stumm Narutos Ausführungen zu, wie er sich mühe gab, ihr etwas Anständiges zu machen. Sie runzelte die Stirn. Er hatte wirklich versucht aus dem Obst Hasen zu schnitzen. „Den Tee hab ich aus den Blüten in deinem Schrank zusammengemischt. Ich hoffe er schmeckt dir“, meinte er fürsorglich, griff nach dem heißen Porzellan. Bevor irgendjemand noch ein Wort der Warnung aussprechen konnte, riss er seine Hand jaulend zurück. Schmiss durch diese abrupte Bewegung die Tasse um und stieß somit das Tablett auf den Boden. Abrupt richtete Sakura sich auf. „Alles in Ordnung?“, wollte sie unwillkürlich wissen und wurde von Sasukes harsche Stimme übertönt. „Idiot!“ „Es tut mir so Leid“, überging der Uzumaki beide. Beschämt, traurig und wütend auf sich selbst musterte er das Desaster auf dem Boden. „Ich mach das gleich weg, Sakura.“ Er kniete nieder. „So etwas kann jedem passieren. Ich helf dir“, versuchte Hinata leise zu beschwichtigen, wo es überhaupt keinen Grund gab. Mit hektischen Handgriffen versuchte er das Chaos zu beseitigen, wobei seine Kollegin, ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte. „Keine Angst Sakura. Der Boden wird gleich wieder glänzen und ich mach dir auch einen neuen Tee.“ Er sah auf. „Ich weiß, ich habe Mist gebaut aber bitte sei mir nicht böse!“ Momente der Stille, in denen sie den Mann, der wie ein begossener Pudel wirkte, anstarrte. Und dann, als selbst Sasuke zu ihr sah, fing Sakura an zu lachen. Verwirrt, ungläubig und überrascht. Die Blicke die ihr zuteil wurden. „Naruto Uzumaki, ich habe in meinem Leben noch nie jemanden gekannt der dir auch nur im entferntesten ähnelte. Deine Tollpatschigkeit ist einmalig“, schmunzelte Sakura, deutete ihm aufzustehen ehedem sie weiter sprach, ruhiger, da ihre Wunde wieder brannte. “Sag mir, wie ich dir böse sein kann und ich werde es versuchen. Naruto, der Charakter eines Menschen ruht auf der persönlich und nicht auf seinen Talenten oder Taten. Tu mir den Gefallen, behandle deine Hand mit der Salbe im Bad.“ „Ich...“, brach er ab, schluckte und sprang auf. „Danke, ich mach dir etwas Neues zu trinken.“ Sakura sah ihm nach, wie er samt Scherben aus dem Zimmer verschwand. Hinata ihr kurz zulächelnd hinterher. Nur Sasuke blieb, musterte sie mit unverblümtem Interesse. „Warum?“, fragte er. Auch ohne Erklärung verstand sie ihn. „Uns alle verbindet nichts. Trotzdem kümmert ihr euch um mein Belangen. Selbst Kakashi, der mit vorher einige Bücher brachte. Eigentlich müsste ich um Entschuldigung bitten.“ Sasuke runzelte die Stirn. „Naruto ist an dieser Situation verantwortlich, nicht du.“ „Das Leben ist nicht lange, Sasuke. Es sind nur wenige Minuten im Zeitgefüge. Naruto ist, wie er ist und er wird auch so bleiben. Sein Herz lässt ihn so handeln. Warum sollte ich so jemanden die Schuld geben?“ Nach diesen Worten verschwand er tonlos. Sakura öffnete die zuvor geschlossenen Augen. Vielleicht verwirrte sie den Uchiha überlegte sie und begutachtete die spiegelnde Violine ehedem sie aufstand. Den Lappen auf das Klavier legend, nahm sie den Bogen aus dem Koffer vor ihr und setzte die Geige an. Mit einem kräftigen Anfang begann sie das Lied. Ein Lied, welches sie damals lernte, als sie glaubte ewig verloren zu sein. In einer Zeit, in der sie so apathisch wurde, dass sie nichts mehr spürte. Einer Zeit, in der sie des Lebens müde wurde. Ihre Finger wechselten in schneller Reihenfolge ihre Position. Eine Emotion der Schwerelosigkeit drängte sich in ihr Bewusstsein, überlagerte einfach das stechende Brennen und auch das feuchte Gefühl an ihrem Schulterblatt. Eine schöne Empfindung dachte Sakura. Sie drehte sich, merkte das Reißen und lächelte. Die Musik, seit einst der einzige Weg aus ihrer Existenz auszubrechen. Ihrem Leben, den Begebenheiten und der Vergangenheit davon zu laufen. Das Zeitgefühl, sie verlor es irgendwann zwischen den Noten und dem Einstimmen eines neuen Liedes. Erst Sasukes Stimme, die rau, leise und ein wenig fassungslos klang, riss sie aus ihrem eigenen Universum heraus. „Ich weiß noch nicht, ob du einfach nur dumm bist oder ob du beabsichtigt deinen Körper an die Grenzen treibst.“ Sakura betrachtete seine an der Tür stehende Gestalt und antwortete; „Wenn man die Wahl zwischen dem Nichts und dem Schmerz hat, dann wählt man den Schmerz.“ „Ist das so?“, wollte er wissen, löste sich aus seiner Position. „Ja, der Mensch sucht immer einen Ausweg, auch wenn er weiß, es nützt nichts. So ist die Menschheit, genauso heuchlerisch wie blind.“ Er hob seine Augenbrauen, beobachtete, wie der Bogen immer langsamer in tiefe Töne überging. „Du hast ein ziemlich hartes Bild von der Menschheit.“ Sakura lächelte; „Vor einiger Zeit hat Joshua Bell auf einem öffentlichen Platz die schwersten Stücke Bachs gespielt. Eine halbe Stunde lang und wie viel Leute glaubst du haben angehalten? Nicht mehr, als eine Handvoll, obwohl Tausende an ihm vorbei gelaufen sind.“ „Es gibt Ausnahmen.“ „Nein, die gibt es nicht. Selbst du bist blind vor dem Offensichtlichen und läufst davon.“ „Ich bin weder blind noch ein Feigling“, knurrte er, verschränkte die Arme. Sakura hörte auf, als das Lied sein Ende erreichte, und ließ die Hand samt Bogen her abfallen. „Du bist das vierte Mal in diesem Raum und hast das Klavier kein einiges Mal registriert.“ Sie sah, wie er erstarrte. Sein Blick, er wanderte bewusst zu dem Flügel. „Man sieht nur das, was man sehen will. Frag deine Freunde, sie werden dir selbst die Farbe des Holzes sagen“, meinte sie. Leiser nicht mehr so aggressiv. Sasukes Mundwinkel zuckten kopfschüttelnd hinauf. „Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht.“ Sakura lächelte, legte Geige samt Bogen an ihren Platz. „Christian Morgenstern“, eröffnete sie, schritt zu ihm und fügte hinzu; „Ich habe lange kein Zitat mehr von ihm gehört.“ „Welchen Schriftsteller kennst du nicht, mh?“, antwortete er ihr und streckte die Hände in die Hosentaschen. „Es gibt kaum einen, der mir kein Begriff ist.“ Sakura legte ihre Hand auf das Klavier und fing an zu erzählen; „Ich habe ihn vor Jahren einem alten Greis abgekauft. Er wollte ihn nicht mehr, weil die Saiten verrostet sind.“ Ihre Finger strichen über die Tasten. Ein tiefes D erhob sich, gab preis, wie voll sich die Noten anhörten. Sasuke hob seine Augenbrauen. „Nach Rost hört sich das nicht an.“ „Ich habe sämtliche Saiten ausgetauscht“, erklärte Sakura ihm. Seine Gänsehaut und obwohl er versucht die Anspannung seiner Muskeln zu vertuschen sah sie die Abwehrhaltung dennoch. Jedes Mal, wenn sie erneut eine Taste anspielte. „Alleine?“ Sie nickte; „Möchtest du spielen?“ „Ich hab kein Talent für Musik.“ „Schade“, schmunzelte Sakura, versuchte sich an dem Anfang von Elise. Er log. Sie bemerkte es an vielen kleinen Dingen, wie das kurze auf die Seite Sehen oder dem immer fester werdenden Griff seiner Hände in den Taschen. „Du bist ein interessanter Mann, Sasuke.“ Ein trockener Laut, den sie fließend überging. „So viele Widersprüche in einer einzigen Person. Du bist hier, hörst meinem dilettantischen Versuch zu und willst eigentlich nur aus diesem Raum flüchten. Alles an deinem Körper weigert sich den Klängen des Flügels zuzuhören und dennoch gelingt es dir nicht deine Beine zu bewegen.“ Sie sah auf, begegnete seinem Blick. „So verhält sich nur jemand, der seiner Vergangenheit davon rennen will.“ Sein Kiefer verspannte sich. „Und der Kreis schließt sich. Blind und ein Feigling.“ „Sakura“, knurrte er. „Ich weiß nicht auf was du hinaus willst aber...“ „Auf was ich hinaus will? Ich will wissen wovor du Angst hast“, unterbrach sie ihn, hörte auf zu spielen und sah direkt in den Lauf seiner Glock. Wie ein in die enge getriebenes Tier, dachte sie und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Flügel. „Dein Psychospiel, sparr es dir!“ Sakura lachte auf. „Warum leidest du so?“ Seine nächste Handlung überraschte sie nicht, als er sich umdrehte und fauchend sprach; „Verarzte dich, bevor du abkratzt!“ „Die Musik, sie ist zeitlos, frei und ohne zwang. Daher wird sie immer auf dich warten, Sasuke.“ Ein kurzes Stocken und dann knallte die Tür zu. Sakura atmete belustigt aus, musterte ihre Schulter und murmelte; „Wahrlich ein interessanter Mann.“ Was er hier tat, die reine Zeitverschwendung. Sasuke wusste es, als er die Arme verschränkte und starr auf den Flügel sah, vor dem er saß. Dummes Frauenzimmer fluchte er in Gedanken, während sich sein Blick verdunkelte. Und um wie viel dümmer musste er sein. Sakura schien seit der Begegnung gestern unauffindbar. Weder weckte ihn die Geige noch deutete irgendein Indiz auf ihre Anwesenheit hin. Doch eines wog noch schwerer, ihre Worte. Sie brannten sich ein. So tief, dass er jetzt mitten in der Nacht vor einem alten Klavier saß. Seine feste Haltung löste sich ein wenig. Seine Mutter, er konnte sich wieder daran erinnern. Früher, wenn sie nicht schlafen konnte, schlich sie durch das Haus und am nächsten Tag fand man sie neben den Instrumenten auf der Couch. Er weckte sie dann meist mit einer Tasse Kaffee auf. In solchen Momenten hatte sie immer entschuldigend geschmunzelt und gesagt; „Es ist diese magische Stille, die einen zur Ruhe kommen lässt, mein Schatz. Tut mir leid.“ Vielleicht fand er sich deswegen hier, in diesem vom Mondlicht beleuchteten Raum wieder. Sasuke seufzte, legte die Finger auf eine der Tasten ohne sie zu betätigen. „Heuchlerisch und blind, huch?“ Seine Mundwinkel zuckten ironisch hinauf. Diese Frau sah ihm die Wahrheit so erschreckend einfach an und er würde darauf wetten, in diesem Moment wusste sie genau, was in ihm vorging. Was sie mit ihren Worten anrichtete. Seit Jahren hörte er auf vor der Vergangenheit davon zu laufen. Die erste Note löste sich. Ihr Nachklang, voll und kräftig. Sein rechter Ringfinger folgte und irgendwann vermischten sich die Klänge, bis er abrupt abbrach. Im klar wurde, was er gerade tat. „Spiel doch weiter.“ Sein Kopf fuhr hoch, genau, wie es sein Körper tat. Sein Blick traf den Sakuras, die seufzend nicht weit der Tür stand. Und ihn dabei beobachtete, wie er Abstand von dem Klavier nahm. „Das verlorene Schaf ist zurückgekommen“, gab Sasuke kühl von sich. Er fühlte sich in diesem Moment angreifbar und irgendwie ausgeliefert. Weil ihre Augen, die immer mehr sahen, ihn musternd begutachteten. Er ging an ihr vorbei, mit starrer Haltung, darauf bedacht ihr keinen weiteren wunden Punkt zu zeigen. „Feigling.“ Sasuke stoppte abrupt, drehte sich langsam zu ihr um. „Was hast du gesagt?“, knurrte er, betrachtete ihre zum Geigenkoffer gehende Gestalt. „Du bist ein Feigling, der wieder angefangen hat davon zu laufen“, erwiderte sie eisig. „Sagt mir eine Mörderin ohne Gewissen und Skrupel. Los Sakura, wie viel Unschuldige hast du auf dem Gewissen?“ Sakura sah über die Schulter. „Fünf.“ Aus dem Konzept gekommen, schluckte Sasuke. Sprachlos, da er nicht mit einer solch Antwort rechnete. „Geh, renn weiter weg“, setzte sie in demselben Tonfall wie er hinzu. Seine Hände ballten sich zusammen. „Ich renn nicht weg!“, fuhr er Sakura geräuschvoll an. Sie stand mit der Geige auf, gab ebenso zurück; „Dann Beweis es! Spiel mit mir.“ Seine aufwallende Wut, sie verpuffte und die Worte, sie trafen ihn wie ein Schlag in das Gesicht. Sakura hob ihr Kinn, schmunzelte wissend und setzte den Bogen an die Saiten. Sein Herz setzte aus, als die ersten Klänge des Liedes in sein Bewusstsein drangen. Und seine Gefühle, in diesem Moment standen sie still. „You Raise me up“, flüsterte er belegt. Eines der Lieder, die seine Mutter liebte zu spielen. Sakura fing an zu lächeln, ehrlich ohne Kälte. „Spiel mit mir“, wiederholte sie, fegte einfach über den Einsatz des Klaviers hinweg. Seine Hand zuckte und dann schien etwas in ihm seine Ruhe zu finden. Kein Sturm, kein Wind, keine Furcht. Sakura schloss die Augen. Wartend auf das Klavier, wiederholte sie die Strophe und setzte nur Sekunden aus, da es für ihn so einfacher war seine Position zu finden. Am Anfang noch tat Sasuke sich unheimlich schwer ihre Geschwindigkeit einzuhalten. Wahrscheinlich auch deswegen, weil er auf das wartete, vor dem er sich fürchtete. Das Gesicht seiner Mutter, wie sie einst in dem Auto starb. Dann, indessen Sakura sich drehte, löste sich ein Laut aus seiner Kehle. Belustigend und erleichtert. Nichts. Absolut nichts suchte ihn heim. Keine tragischen Szenen oder gar blutigen Bilder Mikotos. Jeden Fehler, Sakura gleichte ihn mit geübter Leichtigkeit aus und irgendwann, als er nicht mehr auf die Tasten achten musste. Weil man einmal gelerntes doch nicht vergaß, sah er auf. In diesem Augenblick, beabsichtigt oder nicht, mischten sich beide Bilder. Und plötzlich, während das Lied sein Ende erreichte, gelang es Sasuke nicht mehr, nur die Mörderin in Sakura zu sehen. „Wunderschön“, kommentierte sie kurz darauf, setzte die Violine ab und schmunzelte ihm entgegen. Ja, wunderschön dachte er und schüttelte verwerfend den Kopf. Die ganze Nacht, eine seltsame Situation nach der anderen. „Lass uns das wiederholen, irgendwann.“ Er stand auf, währendem sie ihr Instrument wegräumte. „Eines würde mich interessieren, Sakura. Wie hast...“ „Später, zuerst mache ich uns einen Tee“, unterbrach Genannte ihn zwinkernd. „Ich habe selbst einige Fragen an dich, die ich nicht mehr verwerfen möchte.“ Er hob seine Augenbrauen, folgte ihr allerdings hinaus. Erst nach dem Sakura in der Küche Wasser aufsetzte, unterbrach sie die Stille. „Was hältst du von einem Spiel?“ Sasuke lehnte sich hinter ihr an die Theke. „Noch eines?“ „Quid pro Quo. Ich erzähle dir etwas und du mir.“ Sie wandte sich um. „Du hast es irgendwie geschafft meine Neugierde so weit zu steigern, dass ich bereitwillig Informationen über mich preis gebe.“ „Du wirst alles sagen, egal was ich wissen will?“ „Ja.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. Es würde an Wahnsinn grenzen, dieses Angebot auszuschlagen sinnierte Sasuke und stellte seine erste Frage; „Ich will wissen, welche Tricks du angewandt hast um mich nach Jahren wieder zum Klavierspielen zu bringen.“ „Das ist nicht so leicht zu beantworten“, gab Sakura zu und richtete vorsichtig beide Tassen her. „Die menschliche Psyche ist relativ leicht zu manipulieren, wenn man einige Regeln einhält.“ Ihm die Tasse reichend, erzählte sie überlegend weiter; „Du bist ein Mann der auf gewisse Schlüsselreize aggressiv und trotzig reagiert. Ich habe einfach einige ausprobiert. Sie haben funktioniert und mir ist klar geworden, es liegt in deiner Vergangenheit. Ich musste dich also lediglich zum Nachdenken bringen. Aber...“ Sie stockte. „Ich habe eigentlich nicht vorgehabt dich zu manipulieren.“ „Nicht?“ Ein belustigter Laut. „Dafür ist es dir gut gelungen.“ „Bring da nichts durcheinander. Ich war nur der Auslöser für deine Gedanken. Du musstest selbst entscheiden, was du damit anfängst.“ „Na gut. Stell deine Frage“, meinte Sasuke abwartend. „Deine Kindheit, wie bist du aufgewachsen? Warst du oft alleine oder in Gesellschaft?“ Seine Mundwinkel zuckten hinauf. „Ich werde das Gefühl nicht los, einem Test unterzogen zu werden.“ „Nein, das ist nur Neugierde“, lachte sie leise. „Nun. Ich bin so normal aufgewachsen, wie man in einer Anwaltsfamilie aufwachsen kann. Mein Vater hat mich immer mit meinem Bruder verglichen. Und da hat es nicht geholfen, dass dieser alles besser konnte.“ „Deine Mutter, die Ausnahme oder?“ Sasuke nickte. „Ja. Wann hast du das Morden zu deinem Beruf gemacht?“ Sakura neigte das Gesicht. „Jetzt kommen wohl die richtigen Fragen, hm? Ich habe mit zwölf dafür Geld genommen.“ Überrascht musterte er ihre Gestalt. „Mit zwölf?“, wiederholte er. Sie nickte. „Warum bist du Polizist geworden?“ „Ich wollte nicht so werden wie mein Vater.“ „Das heißt?“, fragte sie nach und nippte an dem mittlerweile lauwarmen Tee. „Wegen ihm laufen Dutzend Mörder und Drogendealer frei herum“, antwortete Sasuke und überlegte sich seine verfolgende Frage gut, als er wissen wollte; „Wann hast du das erste Mal getötet?“ „Mit sieben.“ Jetzt entgleisten ihm unter ihren amüsierten Augen die Gesichtszüge. „Sag mir den ausschlaggebenden Punkt, an dem du wusstest, was du werden willst.“ Natürlich sah sie, ihre Antworten brachten ihn durcheinander. Aber sie musste dieses Detail noch wissen und vielleicht ergab sich dann ein Bild, weshalb er so undurchschaubar schien. „Mein Vater hat einen gesuchten Vergewaltiger vertreten und gewonnen.“ Schnell und präzise. Seine Gedanken, noch immer bei ihrer Offenbarung. „Wen hast du mit sieben umgebracht?“ Sakura stellte die Tasse in die Spüle. „Meinen Großvater“, verkündete sie, schmunzelte und sprach unter seinem entsetzten Blick weiter; „Weil das Spiel zwar lustig aber es draußen bereits hell wird, erzähle ich dir bevor wir aufhören auch noch, warum.“ Sie stieg die drei Treppen in das Wohnzimmer hinunter. „Er wollte mich verkaufen, deswegen habe ich ihm eine Kugel zwischen die Augen geschossen. Glaub mir, manche Menschen verdienen Schlimmeres.“ Sasuke sah ihr nach. Sprachlos, da er sich nicht vorstellen konnte, wie ein kleines Mädchen zu so etwas fähig war und was alles falsch laufen musste, um solch eine Reaktion hervorzurufen. „Gute Nacht Sasuke.“ Diese Worte rissen ihn aus der entstandenen Starre. Eines musste er noch wissen. Etwas Banales aber Wichtiges. „Dein Name!“ Sakura hielt an, blickte über die Schulter. „Wie heißt du wirklich?“ Kurz schwieg sie. „Ich habe Hinata damals meinen richtigen Namen genannt. Ironisch nicht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)