Bahnsteig von FirimaElda ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Auf dem Bahnsteig ist es still, alle Züge sind schon gefahren und beide warten auf den letzten Zug, ihren Zug. Er sitzt auf einer Bank und sie steht vor ihm, ihre Augen schweifen über den Bahnhof und versuchen in der Ferne den Zug auszumachen. Aber der Zug kommt nicht. Es dämmert bereits und der Zug kann jede Sekunde auftauchen. Sie dreht sich zu ihm und sie sehen sich in die Augen. Er sieht Trauer und Schmerz. Sie sieht das, was sie immer in seinen Augen gesehen hat, einfache Neugier ist es. Auch wenn nichts Böses in seinem Blick liegt, so schmerzt es sie doch jedesmal, wenn sie in diese Augen schaut. Er schaut sie an und in diesem Moment hört er das Rattern des Zuges auf den Gleisen. Er schickt sich an aufzustehen, doch irgendetwas hält ihn zurück. Er bemerkt, dass ihr Gesicht nun genau vor seinem ist. Man sagt, dass die Augen eines Menschen wie Fenster zu seiner Seele sind. Und sie fragt sich ob er gerade in ihre schauen kann. Aber wenn es so wäre, dann wäre vielleicht alles anders gekommen. Als zwei Welten aufeinandertrafen bemerkte es zunächst niemand, schließlich war niemand mehr auf dem Bahnsteig der es bemerken könnte. Als ihre Lippen die seinen berührten stand die Zeit still und der Raum um sie herum schien zu verschwinden. Sie hatte sich nicht mehr beherrschen können. Wenn er nun mit einer Anderen ausgehen würde, so wollte sie doch nur ein einziges Mal diesen Mund spüren, aus dem so viele nette Worte flossen. Worte, die sie wie ein Schwamm in sich aufgesogen hatte und sich an ihnen labte als ob diese Worte das einzige auf der Welt wären. Vielleicht spielte er nur mit ihr, doch war es ihr egal, trotz all den Dingen, die er nicht für sie übrig hatte. Es ist eine Frage des Herzens, sagte sie sich immer wieder und doch waren diese Gedanken nicht laut genug um ihre schreiende Sehnsucht zu übertönen. Sie würde niemals zu ihm gehören, das war ihr so klar wie der Sternenhimmel in einer kalten Winternacht. Er war nicht an ihr interessiert und doch wünschte sie ihm nur das Beste. Er solle glücklich sein, zur Not auch ohne sie. Jedesmal wenn sie an ihn dachte machte ihr Herz einen Sprung, doch schlug es danach umso härter wieder auf, wenn sie sich an seine Liebe erinnerte. So ging es nun schon seit zwei Jahren. Sie wollte ihre Liebe nicht gestehen, ja, es hatte sogar gedauert bis sie sich es eingestehen konnte. Sie wollte ihn nicht verlieren, das war ihre ursprüngliche Intention gewesen, doch so langsam sah sie ein, dass egal wie es ausgehen wird, sie ihn nur verlieren konnte. Er würde für sie sterben und sie konnte nichts dagegen tun. Sie kam sich vor wie in einem Albtraum. Eine scheinbar heile Fassade und dahinter nichts als Chaos und Zerstörung. Oft hatte sie nach dem 'wieso' gefragt und hatte wie immer keine Antwort erhalten. Wenn Menschen ihre Gefühle kontrollieren könnte, dann wären es keine Menschen. Und das schlimmste an all dem war, das er weiterleben würde ohne jemals zu wissen, was sie für ihn empfunden hatte. Sie hatte das Gefühl zu sterben, als ob es sie von innen heraus zerreissen würde. Sie dachte sich, dass bevor sie in Schmerz untergehen würde, sie es ihn wissen lassen sollte. Für sie gab es nur diesen einen Menschen. Und dieser Mensch sollte wissen, dass er für sie alles war. Zuerst bemerkte er nicht, dass sie ihn geküsst hatte. Ihre Lippen waren so weich, dass er sie kaum spürte und doch fühlte er ein brennendes Verlangen in diesem Kuss, etwas, dass er von einem Kuss nicht erwartet hatte. Es schmeckte süß und bitter zugleich. Bitter wie die Verzweiflung. Bitter wie der Kummer. Und süß wie die Liebe aber vor allen Dingen schmeckte der Kuss bitter. Er sank zurück auf die Bank und ehe er es sich versah, war der Zug abgefahren und Sie mit ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)