Cita moris ruit. von JO89 (... zu diesen Stunden) ================================================================================ Kapitel 5: insightful supper – part one --------------------------------------- »Plane nicht für die Zukunft, wenn es das Morgen nicht gibt, das du willst, denn Überraschungen warten überall um das zu zerstören, was sich lieb und teuer bezeichnen lässt.« »Dare plan a future that won't exist. Not the one you want, because surprises are waiting anywhere to destroy what is called dear and valuable.« Der Wind wehte leise, während die Vögel immer neue Lieder anstimmten in dieser kleinen, wirklich ruhigen Gegend, abseits der Stadt, diesem beinah immergrünen Vorort. Die Sonne brannte hartnäckig durch das Geäst, die raschelden Blätter der Bäume, auf die Terrasse im Hintergarten des cremefarbenen Hauses mit den dunkelbraunen Dachziegeln, an dessen Front der Eingangsbereich mit den Stiegen in die oberen beiden Stockwerke fast gänzlich mit gläsernen, teils klaren, teils milchig, teils durch grüne oder kaffeefarbene Farbpigmente streifenweise getrübten Fliesen getäfelt worden war. Es brauchte nur einen tiefen Atemzug in der Natur, in ihrem Garten auf dieser Terrasse, das Gesicht zur Sonne gewandt, die Augen geschlossen, und schon vergaß sie den ganzen Stress um sich herum. Im selben Moment, als sie ihr Kleid um ihre Waden tanzen spürte und ihr blondes, mit der Zeit immer heller gewordenes Haar, vom Wind gefangen, zurück strich, nur um zu bemerken, dass dieses keinen Wimpernschlag später, wieder von dem lauen Lüftchen durchgewirbelt wurde. So war das Leben, wie sie es liebte, friedlich, entspannend, mit dem wohl besten Mann an ihrer Seite, der in der Hängematte keine zwei Meter von ihr entfernt das noch unveröffentlichte Skript „Naturgeister und ihre Lebensräume“ ein weiteres Mal gedankenverloren durchblätterte; eine Fortsetzung, oder Erweiterung, wie ihr Mann es nannte, zu „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ von Newton Scamander. Sanft lächelnd blickte sie zu ihrem Göttergatten, daran denkend wie glücklich sie mit ihm doch war. Und wenn sie sagte, sie liebte dieses Leben so sehr - genauso wie sie an die Existenz der Krickschnäbligen Elfenköpfchen glaubte, dann musste sie zugeben, vergötterte die Hexe die Sommerferien, denn da kamen ihre Kinder von Hogwarts nach Hause, und natürlich wurde es da immer etwas lauter… Es krachte im ersten Stock und die Frau öffnete nur für einen kleinen Moment die blauen Augen, um diese im nächsten wieder flatternd zu schließen. Sie sah es bildlich vor sich, wie ihr älterer Sohn in größter Hektik gegen seinen Schreibtisch gerannt war, um schließlich auf einem Bein einmal um die eigene Achse springend den Schreibtischstuhl, mit den auf der Lehne hängenden Jacken, mit sich zu reißen. Das Resultat nicht zu vergessen, ihr einst kleines Baby war auf der Nase gelandet, wie eigentlich fast immer, wenn es eilends aus dem Haus wollte. Die Frau blickte in den Himmel und seufzte leise, denn sie wusste in etwa, wie es weitergehen würde; und das alles nur wegen einer einzigen Hexe. Es glich schon einem Ritual, das nun offensichtlich auch das fünfte Jahr anhielt. Grundsätzlich mochte sie das Mädchen wirklich, sie war ein Engel, allerdings wenn sie daran dachte, was sie unbewusst aus ihrem Jungen machte, war Luna Scamander weniger begeistert. Ein weiteres Mal rumpelte es und die blonde Hexe hörte wegen der offenen Tür zum Garten hinaus, die in die Küche und, durch eine Theke getrennt, ins Esszimmer führte, wie die Bilder an den Wänden wackelten. Sie fühlte es in ihren Venen, in ihrem Herzen, das sie nur aufgrund ihrer mütterlichen Liebe bemerkte - wusste, ja spürte -, ihr lieber Lysander war gegen seine Zimmertür gerannt. Und dann fiel eben diese lautstark erneut ins Schloss. Eine Eigenart, die sich ihr älteres Kind angeeignet hatte, es zog die Türen immer mit Schwung hinter sich her, wenn ihm das Gefühl überkam, die Zeit rinne ihm wie Sand durch die Finger. Und Luna schmunzelte wie sie ihren Mann mit einem warmen Blick bedachte und murmelte: „Mir kommt es vor, als würde eine Herde Hippogreife durch die Räume fegen.“ Rolf hatte es nicht nötig aufzusehen, um zu wissen, mit welchem Blick seine Frau ihn segnete. Er erkannte es an ihrer Stimme, die so melodisch und verträumt geblieben war, wie an dem Tag, an welchem er sie kennen und lieben gelernt hatte. Und deswegen legte er das Werk beiseite und schwang sich aus der Hängematte, denn er wusste, seine Frau hatte bis heute nicht die Fähigkeit erworben mit den lieben Kindchern zu schimpfen – nur dafür hätte sie nun schon fast 18 Jahre Zeit gehabt. Gut, es war bekannt, dass Luna ihm nur zu gerne diesen Part der Erziehung überließ, und auch nur dann, wenn es wirklich nötig war. Gefrustet und etwas wütend trottete Rolf ins Haus und blieb im Rahmen stehen. Ein Blick quer durch den Raum, über die Theke, auf der ein Kuchen von Hermione stand; sie bug viel und brachte bei Besuchen immer gerne etwas mit. Er erblickte seinen zweiten Sohn, der eigentlich dafür bekannt war Lärm zu veranstalten wie ein Affe im Zirkus, oder wie auch immer Rons Frau einmal zu sagen gepflegt hatte. Rolf interessierte sich nicht sonderlich für Muggelkunde, Muggelartefakte, Geschichte oder sonstige Redewendungen, mal abgesehen davon, dass er bis dato keine Ahnung hatte, was so ein Zirkus eigentlich sein sollte. „Diese ruhige Musik ist man von dir gar nicht gewöhnt, Lorcan.“, begann Rolf mit der Absicht beiden Söhnen eine Lehre zu erteilen, und ging mit schnellen Schritten durch die Küche, um schließlich bei der Theke angelehnt stehen zu bleiben. Der angesprochene saß mit dem Rücken zu seinem Vater und blickte auch nicht auf, als er völlig vertieft in sein Blatt starrte. „Bedank dich bei Azalea, Dad.“ Das wohlgemerkt einzige Mädchen im Raum, schaute sofort mit einem breiten Lächeln auf den Lippen auf. „Merlin, Greengrass, kein Schwein hört sich noch die ‚Klänge der Feen‘ an“, brummte Albus Severus neben der jungen Hexe genervt und kräuselte seine Stirn etwas stärker, sowie er noch einmal seine Karten betrachtete. „Halt die Klappe, Albus Severus, und kümmer dich lieber darum, nicht gleich als erster auszuscheiden. Deine Karten sind grottig!“, pfefferte die Blondhaarige gleichgültig zurück, wohl wissend, dass sie nur das Blatt des Potters hatte ansehen dürfen, weil sie von Anfang an gesagt hatte, dass sie nicht mitspielen und sich gänzlich raushalten wollte. Doch der Hut hatte seine Gründe gehabt, sie nach Slytherin zu schicken. „Na, vielen Dank, Süße“, lachte Zabini heiter auf und blickte über den Tisch zu Albus, der dem Mädchen neben sich mit bitterbösen Blicken drohte, welche die Hexe gekonnt ignorierte. Nun kam der nächste Versuch, als Rolf Scamander die Hände in die Hüfte sämmte und erklärte: „Draußen ist es schön und -“ Eigentlich wollte der Hausherr noch weiterreden, doch das genervte Seufzen Lorcan‘s ließ ihn für ein paar Sekunden ungläubig verstummen, ebenso wie es die Wut in ihm schürte. „Wir könnten schwimmen gehen…“, schlug Scorpius Malfoy nachdenklich vor, als er einen Blick aus dem Fenster warf und seine Karten auf den Tisch verdeckt platzierte. „Wie wär’s?“, fragte er nocheinmal nach, da nicht wirklich jemand reagiert hatte und blickte in die Runde. Und die einzige Person, die davon begeistert schien, nannte sich seine Cousine, deren Lächeln anscheined wuchs, wenn das noch dem Möglichen entsprach. Mister Scamander hob skeptisch die Augenbraue, denn als ob es Draco‘s Sohn hätte riechen können, wollte auch er auf das Becken im Garten verweisen. Endlich kam eine weitere Reaktion, denn Albus murmelte stockend, als überlege er den nächsten Zug in dieser Magie-Poker-Runde: „Wenn das hier zu Ende ist…“ Und Zabini erhöhte in diesem Moment den Einsatz aufs Doppelte; die Burschen spielten nicht um Geld oder sonstige materiellen Dinge, nein, - unter anderem ließ sich das als den Grund schlechthin nennen, warum die hübsche Greengrass sofort abgelehnt hatte und auch ihr Cousin bedurfte hartnäckigen Überredungskünsten bis er einwilligte - denn ein intimerer Einsatz war geboten, eines der kleinen, dreckigen, verruchten Geheimnisse, die man mit wirklich keinem anderen teilen wollte, preiszugeben. Auf einem kleinen handlichen Block, der in der Luft schwebend mitschrieb, standen alle Namen der Teilnehmer und eine Zahl, ein Betrag, der zuvor ausgemacht worden war, in diesem Fall 200, ähnlich dem Muggel-Kartenpoker, statt der Münzen, und Zabini hatte nun insgesamt 60 gesetzt, 140 verblieben. Der Spieler mit den schlechtesten Karten wurde um ein Geheimnis ärmer. Auf dem Tisch lagen die Zehn Elfen, Zwei Gnome, Trolldiener, Acht Wichtel und die Madam Gnom. Als Malfoy sah, wie die letzte Karte, die Zehn Elfen, aufgeweckt worden war, schlich sich ein wahrhaft fieses Grinsen in seine Züge. „All in.“, feixte er gehässig. „Das gewinnst du nie!“, warf Lorcan im nächsten Augenblick lachend ein, während Albus bitter schluckte. Alle zogen mit, auch der Potter, der eigentlich nicht wirklich wollte, aber sonst hätte auch er mit dem Verlierer ein Geheimnis preisgeben müssen, wenn er kniff. Und vielleicht gab es ja noch jemanden der miserablere Karten hatte als er. Sie deckten auf und Scorpius hatte mit einem Elfen-Royal Flush gewonnen, und, zu der Überraschung Greengrass‘, deren Nebenmann mindestens genauso verdutzt dreinblickte, war es Sabastin, der eiskalt verloren hatte und seinem fahlen Gesichtsausdruck nach mit Worten rang. Dann trat Rolf in den Flur und sein Blick wanderte zur Haustür, wo rechts davon die Stiegen in die Obergeschoße führten, weiter über das Geländer in den ersten Stock. Es rumpste noch einmal und Mister Scamander sah, wie sein Sohn zischend die Luft inhaltierte und über die ersten Stiegen stolpernd, schließlich die Treppen herunter fiel. Lediglich ein Griff zum Geländer rettete den Ravenclaw davor nicht Bekannschaft mit den Kanten der Stufen zu machen. „Pass doch auf! Du hast doch wirklich alle Zeit der Welt, also nimm sie dir...“, tadelte Rolf sichtlich entsetzt über seinen sonst nicht derart tollpatschigen Sohn Lysander. „Hab ich eben nicht!“, widersprach ihm der Junge und rannte die Treppen weiter runter, wobei er die letzten drei Stufen einfach übersprang. „Gut, dann bist du eben einmal nicht zehn Minuten früher da, als abgemacht. Ich bin sicher, Rose wird es nicht auffallen.“ Just dachte Rolf, sein Sohn Lysander stände eben nicht vor ihm, als dieser ihn mit einem Blick fixierte, der so geschockt und beschämt war, dass er errötete und dass Rolf vor seinem inneren Auge die Vergangenheit einholte, als gäbe es kein Morgen, in der Lysander wirklich noch ein ängstliches Kind gewesen war und noch Jahre davon entfernt so selbstbewusst zu werden wie er heute war; beim Quidditchspielen, unter seinen Freunden, gegenüber Fremden, eigentlich hatte sich der ältere Zwilling zu einem jungen Mann gemausert, der das Wort „Verantwortung“ kannte und auch genug davon übernahm, wenn ihm die Chance dazu geboten wurde. „Dad!“, empörte sich der Rabe, - dessen ertapte, peinlich berührte Mimik so schnell wieder verschwunden war, wie ein Dementor wenn er hatte,was er wollte - und schritt zur Komode und holte seine Jacke raus. „Wo willst du denn hin, Bruderherz?“, mischte sich nun Lorcan interessiert ein, welcher eben hinter Rolf erschienen war und schnurstracks zu seinem Beinahe-Ebenbild weiter trottete, gelassen, feixend, mit diesem ganz gewissen Grinsen. Und der ältere Zwilling verdrehte genervt die Augen. Es war nicht so, dass Lysander den Jungen nicht mochte, der ihm so verdammt ähnlich sah, viel eher gab es Seiten an Lorcan mit denen der Ravenclaw schwer, schlecht bis gar nicht umgehen konnte und dazu zählte diese Situation. „In die Winkelgasse“, antwortete er schließlich ruhig und die Wortwahl offensichtlich wohl überlegt. „Gehst du einkaufen?“, folgte die nächste Frage etwas zu süßlich für Lysanders Geschmack und aufgrund dessen schaute er mit Skepsis in das Gesicht seines Bruders. Und Lorcan wusste, weil er ihn kannte, dass sein Zwilling gerade abwägte, wie viele Informationen er preisgeben wollte, so war er, der Ravenclaw, analytisch. „Nein.“, erwiderte der Ältere der beiden, wohl wissend, wie zögerlich er gewesen war und dass ihr Vater sie noch immer mit strengem Blick bedachte. Als müsse er überlegen, blickte Lorcan zur Seite, faltete die Hände und wippte etwas nach vor und zurück. „Sondern?“ Ein Seufzen entwich seiner Kehle und in diesem Augenblick, als der Rabe in die Ärmel seiner Jacke schlüpfte, den Blick gegen die Decke richtete und die Augen schloss, wusste er, wäre es zu viel der Worte, ehe er murmelte: „Ich treffe mich mit -“ „Ui, ein Date! Ein richtiges Date!“, warf Lorcan gespielt aufgeregt ein, natürlich ließ er Lysander nicht zu Ende reden. „Leute! Mein Bruder, der Spätzünder hat heute sein erstes Date!“ Irgendwie wuchs Lysanders Unbehagen, als Albus Severus‘ und Sabastins grinsende Köpfe hinter der Tür hervorhuschten und er den stetig größer werdenden Kloß im Hals spürte, den er nicht und nicht hinunterschlucken konnte. Natürlich war das nicht sein erstes Date, das behielt er mit schlechten Gedanken daran ganz tief in seinem Hinterkopf - um zu wissen, wie man es nicht machte. Denn er wollte dem Mädchen, das alleine zu feige zum Fliegen gewesen war und Hogwarts schon immer mal von oben sehen wollte, auf dem Besen mitnehmen und dabei hatte er ihr beim Aufsteigen des Fluggerätes mit dem Fuß einen Tritt ins Gesicht gegeben, sodass sie Sternchen sehend ins Gras gesunken und erst im Krankenflügel wieder aufgewacht war. Manchmal hasste er Lorcan, und sich selbst, weil er immer wieder in derartige Situationen rutschte. „- mit Freunden.“, versuchte Lysander dieses Thema mit Nachdruck abzuwehren, eine völlig sinnlose Absicht wie er sich eingestehen musste. Denn schon legte sein Bruder ihm den Arm vertraut um die Schulter, hob den Zeigefinger und fing an: „Mach immer schön die Tür auf. Nimm ihr die Jacke ab. Und das aller wichtigste, sei beim ersten Mal nicht zu aufdringlich, sonst wird sie dich nicht küssen!“ Die letzten Worte waren Lorcan immer schwerer gefallen, weil er mehr und mehr zu lachen angefangen hatte, letzlich kamen ihm die Tränen und er ließ von seinem Bruder ab um sich auf seine Oberschenkel zu stützen. „Alles Idioten, wirklich allesamt …“, dachte sich der Ravenclaw in seiner Ehre gekränkt und setzte nocheinmal an, in der Hoffnung keine weiteren Kommentare mehr hören zu müssen: „Mit Alice.“ Und dann war es still, Albus schien das Gesicht einzuschlafen, Sabastin wandte sich nun weniger interessiert ab und Lorcan lachte endlich nicht mehr. „Seit wann willst du was vom Professoren-Engel? Erhoffst du dir bessere Noten von Neville, wenn du seine Tochter maust?“, zischte Zabini boshaft und Lysanders Bruder antwortete zuerst begeistert und endete gehässig: „Eigentlich keine schlechte Idee, warum hab ich nie daran gedacht? Ach ja, es ist erbärmlich…“ Und der Ravenclaw atmete noch einmal ganz tief durch, denn sonst würde es in diesem Hause Tote regnen. Das nächste schien Lysander wie ein fieser Schlag ins Gesicht, nur vom Täter völlig unbeabsichtigt, soweit kannte er den Schuldigen auch. „Ich würde mich für euch freuen, ihr wärt ein schönes Paar.“ Scorpius Malfoy schaffte es immer die richtigen Worte zu finden, dass diese Scherze seiner Freunde ein Ende fanden, wie auch jetzt, als er den sonst so schlauen Ravenclaw ansah, respektvoll, denn das hatte sich dieser erworben, als beide einmal als Vertauensschüler hatten zusammenarbeiten müssen, und dann nach seiner Cousine blickte. „Lea?“ Die Greengrass lachte heiter auf und trat neben Scorpius. „Habt ihr mir nicht zugehört? Mit Freunden!“, presste Lysander hervor, und tat sich immer schwerer die Geduld nicht zu verlieren, obgleich er wusste, dass er durch seinen Mangel an Beherrschung mehr Fehler machen würde. „Das heißt mit Alice und Rose.“ Diesmal war es Lorcan, der augenverdrehend zu seinem Bruder blickte und seufzte: „Also doch Rose.“ Nach all der Zeit, die er dieses Mädchen nicht mehr getroffen hatte, mit ansehend, wie sich sein Bruder zum Hampelmann machte, war Lorcan dieses Thema Leid; er nannte es elendig, denn für Lorcan selbst wäre es viel zu übertriebene Liebesmüh einem Mädchen nachzuhecheln, das er nur das ein oder andere Mal in der Ferien sah und sonst nur ein paar Briefen wegen wusste, wie es diesem ging. „Werden dir zwei Frauen nicht zu viel, Lysander?“, säuselte Zabini, der mit einem lässigen Schwung in der Hüfte dessen Bruder ansteuerte und neben diesem stehen blieb. Der Ravenclaw schnaubte, - diese Vollpfosten wussten nicht einmal wie anstrengend sie waren -, griff nach seinen Schuhen und stürmte an den beiden Schlangen vorbei, auf dem Weg ins Wohnzimmer, am anderen Ende des Flures. „Macht doch, was ihr wollt, aber lasst mich in Ruhe!“ „Wie geht es Rose?“, kam die Frage von Azalea Greengrass nett lächelnd, das Lysander doch dazu bewegte, stehen zu bleiben und sich nach ihr umzudrehen, was er eigentlich nicht mehr vorgehabt hatte. „Wie, wie geht es Rose?“, hakte er nach und blickte das Mädchen stirnrunzelnd an, welches zwischen Albus und Scorpius stand. „Na, ich habe sie lange nicht gesehen…“, erklärte Azalea noch genauso freundlich und der Ravenclaw wunderte sich, warum ausgerechnet sie zu den Schlangen gekommen war. „Aber sie war doch auf der Party - vor ungefähr einer Woche….“, stutzte Lysander und hörte, wie Sabastin gehässig zischte: „Dann ist sie ja ein ganz schönes Mauerblümchen, passt auch nichts anderes zu dir.“ Der Kopf des Ravenclaw’s schnellte nach rechts, die Augen fixierten Blaise’s Sohn kühl, und etwas spitz fing er an: „Aber du hast dich ja auch ganz wunderbar mit ihr unterhalten -!“ Das fragende Gesicht trug wesentlich dazu bei, als Lysander seine Lungen mit Luft füllte und er das, was er eigentlich als nächstes schimpfen wollte, abbrach, weil ihm eine unglaubwürdige Idee kam. Wussten sie denn alle nicht, dass es Rose Weasley war? Hatte sie sich denn so sehr verändert nach diesen fünf Jahren? „Potter, weißt du wie deine Cousine Rose aussieht?“ Was eigentlich ein Gedanke hätte bleiben sollen, kam viel zu schnell über Lysanders Lippen und mit einem Mal fühlte er sich deswegen unwohl, denn diese Frage war dämlich, richtig bescheuert. Wieso sollte er denn nicht? Sie war immerhin seine Cousine und nicht irgendwer. Und dann füllte die Leere Lysanders Kopf, die Glieder erschlafften und bescherrten ein unangenehemes Kribbeln. Besonders, als Albus mit den Schultern zuckte und erklärte: „Ich seh sie eigentlich nie. Die Familienfeste hat sie immer etwas früher verlassen, als all die anderen. Und ich bin immer viel zu spät gekommen.“ Um nicht ganz so lange bleiben zu müssen, denn diese Feiern vermied er seit seiner Hogwartszeit so gut es ging. „Nein. Ich habe keine Ahnung.“ Und Albus Severus’ Haltung strotze genauso gleichgültig, wie seine Worte über die Weasley geklungen hatten. Langsam, stockend folgte ein Nicken, ehe sich der Ravenclaw umdrehte und die Wohnzimmertür hinter sich schloss. Interessante Neuigkeiten, wie Rolfs erstgeborener Sohn fand. * Die Kerzen flackerten just, als schliche der Wind durch die Räume, während ein Mann etwas nervös vor dem Kamin auf und ab schlenderte. Die Uhr schlug beinah halb Fünf, als sich der Zauberer noch ein wirklich allerletztes Mal den Kragen richtete, wie er sich selbst einzureden versuchte, nur um sich zu beruhigen. „Astoria! Wir sind zu spät!“, hallte Dracos eisige Stimme an den Wänden seines noblen Wohnzimmers wider und ließ den kleinen Elfen an der Tür erschaudern. Mit wehendem Umhang schenkte er nun seine Aufmerksamkeit dem Kamin, durch welchen er eigentlich schon längst im Haus des Gastgebers eingetroffen sein wollte. Fahrig fuhr sich Lucius’ Sohn durchs Haar und beäugte ein Familienfoto; an seiner Seite seine Frau und in ihren Armen ihr gemeinsames Kind, kein Jahr alt - wie doch die Zeit verging. Wenn Draco Malfoy eines hasste, dann waren es Unhöflichkeiten, und wenn er etwas verachtete, dann nannte es sich schon lange nicht mehr Nichtmagier, Muggelgeborene oder Halbblüter, sondern schicht Unpünktlichkeiten. Für den Hauch eines Augenblickes sinierte er, alleine zu gehen und seine werte Gattin nachkommen zu lassen. Dieser Einfall allerdings verschwand schneller wieder in den Tiefen seines Gedächtnisses, als er gekommen war, denn Draco Malfoy konnte nicht ohne Familie hin, wenn der Zaubereiminister geladen sein würde. Das gehörte sich nicht. „Astoria!“, donnerte seine tiefe Stimme wütend erneut. Und als er sich wieder zur Wohnzimmertür wandte, stolzierte die bezaubernde ehemalige Greengrass ins Zimmer, mit der Art, wie sie es geschafft hatte, ihm den Kopf zu verdrehen. „Du bist spät“, brummte er pampig und trat zum Flohpulver. „Nein, langsam“, widersprach seine Frau und holte aus: „Denn ein schönes Weib nennt sich nicht schlicht schön, weil es ihm die Natur gegeben hat. Wenn es nichts dafür tut, kann der hässlichste Trampel es übertreffen, weil er sich ordentlicher richtet.“ Doch Draco Malfoy würdigte sie keines weiteren Blickes. „Also sei froh, und schiebe die paar Minuten auf mich, wegen Nasepudern oder was weiß ich! Oder willst du dich für meine Aufmachung schämen?“ Wenn Astoria eines in den Jahren ihrer Ehe gelernt hatte, dann sich gegen Draco Malfoy zu wehren, mit derselben Mixtur, mit welcher er mischte: Hohn, Spott, Arroganz. Und damit trieb sie ihn zur Weißglut, auch wenn er ihr den offensichtlichen Triumph nicht gönnen wollte. „Wo hast du das schon wieder aufgegabelt? Im Theater?“, raunte der platinblonde Mann weniger begeistert und griff zum Pulver. „Ja! Und es war herrlich, Draco. Du hättest dabei sein sollen, Liebling. Falesha und ich waren begeistert von dem Stück. Wir haben Tränen gelacht.“ Dem begeisterten, etwas schrillen Schrei folgte der Singsang von Astoria, die mit funkelnden Augen an diesen einen Abend dachte. Und dann wanderte der Blick der Braunhaarigen zum gut gepolsterten Sessel, in welchem Scorpius seit einer scheinbaren Ewigkeit schweigend lümmelte.Und erst als seine Mutter ihn darum bat, machte der Junge einmal Anstalten, aufzustehen. Nur leicht war er genervt, und eigentlich müsste er es mittlerweile gewohnt sein, denn mit seinen Eltern war es immer dasselbe. Wenige Sekunden darauf nannte sich Malfoy Manor um drei Seelen ärmer. Kaum wankte Draco durch den Kamin, stieg ihm der Duft frischer Blumen in die Nase und als er sich etwas umblickte, schien ihm, als wäre dieses Wohnzimmer etwas kleiner geworden, seit er dieser Familie das letzte Mal einen Besuch abgestattet hatte. Die Tür zur Terasse stand sperrangelweit offen und Astoria eilte winkend zum gläsernen Eingang und drückte die Gastgeberin an ihre Brust. Auch wenn sie nie wirklich einen guten Draht zu Ginny Potter gehabt hatte, wusste sie sich schon allein der Kinder wegen zu arrangieren. „Hallo! Gut siehst du aus! Wie machst du das, dass du nicht alterst?“, lächelte die Malfoy der rothaarigen ins Gesicht, welche kurz schmunzelte. „Draco, wenn du Harry suchst, der ist im Arbeitszimmer.“, grüßte Ginevra und hakte sich bei dessen Gattin ein und schliff sie mit sich, als sie freundlich die Worte an Scorpius richtete: „Albus findest du draußen in einer Liege.“ Und dann steckte sie mit Astoria die Köpfe zusammen und flüsterte: „Du musst mir erzählen wie Italien war.“ Und natürlich wusste Harrys Frau Themen anzusprechen, für jene die dunkelhaarige Hexe großes Interesse hegte, wie Städtereisen, durch die Welt tingeln und mit ihrer Arbeit punkten. „Wunderbar, ich sag’s dir! Ich hab‘ Wein mitgebracht. Den musst du unbedingt probieren!“, lachte die stolze Frau und zog eine Flasche aus ihrer kleinen Tasche hervor, in der sie eigentlich gar keinen Platz haben dürfte, mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich ohne Geschenk hier aufgetaucht wäre.“ Als Ginny das Etikett genauer betrachtete, wusste sie, dass für diese Flasche ein kleines Vermögen verblitzt worden war und begegnete Astoria endlich mit ungläubigem Blick und offenem Mund. Seine Hand blieb noch am Geländer, als er die letzte Stufe in den Keller überwand und die zweite Tür links anblickte, die zu Potters Heimarbeitsbereich führte. Es war noch etwas düster, doch als er sich seinem Ziel noch einen Schritt näherte, flammten die magischen Kerzen an den Wänden auf, welche zwar Licht spendeten, aber nichts in Asche und Rauch aufgingen ließen. Draco klopfte, ehe er eintrat und blieb stutzend an der Tür stehen. „Das war am 17. November 2022, letztes Jahr, ich erinnere mich noch genau wie die Medien darüber berichtet haben. Es war grauenvoll.“ Harry James Potter, rechts vom Schreibtisch, stütze sich auf dessen ab und beugte sich über etwas, das Draco bis dahin nicht wirklich identifizieren konnte - , und hörte zu. Auf dem Stuhl, wo sein alter Schulkollege sonst saß, hatte es sich Albus gemütlich gemacht – das war zumindest seine erste Vermutung. Seit wann hegten die beiden wieder ein besseres Verhältnis zueinander? Leise schloss er die Tür hinter sich und der Mann drehte den Kopf. „Hallo Draco.“ Harry lächelte und dann fragte sich der angesprochene, welcher leicht nickte, seit wann Potter etwas über die Arbeit mit seiner Familie teilte; in letzter Zeit war es belastend genug und der Held von damals war doch immer jemand gewesen, der seine Familie da raushalten wollte. Besonders er wollte nicht alles sofort dramatisieren, wenn es keinen driftigen Grund dafür gab. „Grüß dich, Harry…“, murmelte der Blondhaarige noch einmal als er neben ihm stehen blieb und nun die Zeitungsartikel erkannte, weswegen er lange genug schlaflose Nächte verbracht hatte. Mittlerweile schockten sie ihn, traurigerweise, nicht mehr. Der Sessel drehte sich und Draco blickte in ein ihm völlig unbekanntes Gesicht, denn der Junge war definitiv nicht der beste Freund seines Sohnes, auch wenn sie sich ähnlich sahen. Der Jugendliche stand mit langsamer Eleganz auf - etwas, das dem Malfoy sofort aufgefallen war, weil ihm sein Großvater immer geprädigt hatte, wie wichtig ein solches Auftreten für einen Malfoy doch sei - und streckte Draco die Hand entgegen. „Ich freue mich Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Malfoy.“ Zögernd folgte der Händedruck, nur da Draco alle Mitglieder des Ministeriums, der Aurorenzentrale und des Phönixordens bildlich vor sich rief, die er kannte - und bei Merlin, das waren nach all den Jahren verdammt viele - um schließlich frustriert festzustellen, dass er dieses Gesicht wirklich noch nie gesehen hatte. Also warum gab Harry James Potter derartige Informationen bekannt? „Sie können mich Andrew nennen, das reicht vollkommen.“ Ein leichter Akzent schwang in der Stimme des Zauberers mit, welcher Malfoy anfangs gar nicht aufgefallen war und den er just im Moment nicht zuzuordnen wusste. * „Al, was ist los?“, begann er mit der simplen Frage, als er die Beine seines Freundes etwas zur Seite drückte und sich setzte. Es war dem Potter ins Gesicht gemalt, dass etwas nicht stimmte, und als sei es eine Bestätigung, brummte er. „Albus. Red‘ mit mir“, forderte Scorpius noch einmal auf, kniff die Augen zusammen und spürte die Sonne im Rücken. Dann schaute der Schwarzhaarige weg und Scorpius wandte sein Gesicht zum Garten und wollte das genervte Stöhnen einfach nicht unterdrücken, schließlich war es kein Geheimnis, dass Albus stur sein konnte. Die Minuten verstrichen und Scorpius schloss die Augen um einfach einmal abzuschalten. „James kommt sich unheimlich cool mit seinen beiden Freunden vor“, brummte Albus und setzte sich nun aufrecht hin. „Die beiden sind die größten Idioten, die ich je gesehen habe und Mum und Dad sind von ihnen hellauf begeistert“, erläuterte er spitz und verdrehte die Augen, allein schon weil er ahnte, wie der weitere Abend verlaufen würde. Und dabei ignorierte der dunkelhaarige Junge gekonnt, dass derweil eigentlich nur einer anwesend war, weil sich der andere wegen irgendeiner ach so wichtigen Sache verspätet hatte. Und Albus sprach auch nicht darüber, dass ihn James’ Freund wirklich nett begrüßt hatte, dafür, dass sie sich eigentlich gar nicht kannten und sein älterer Bruder ihn folgend vorgestellt hatte: „Ignorier ihn einfach, das ist nur mein kleiner, bescheuerter Bruder Albus …“ Der jüngere Potter hatte es sich nicht verkneifen können mit den Augen zu rollen, gereizt zu stöhnen und blickte schließlich etwas genervt zu dem Freund seines Bruders, der ihn relativ emotionslos aus seinen grauen Augen musterte - nur ein kleines Funkeln war das einzige, das sein Gesicht nicht völlig leblos wirken ließ - und dieser ihm schließlich die Hand entgegen streckte mit den Worten: „Ich habe schon viel von dir gehört, es freut mich sehr dich endlich kennen zu lernen, Albus. Ich bin Andrew.“ Den Händedruck hatte der jüngere Zauberer wortlos erwidert, allein schon, weil der warme Klang der Stimme seines Gegenübers so gar nicht zu dem Zauberer passen mochte, sie war freundlich, etwas melodisch - wirklich konträr zu seinem sonstigen Erscheinungsbild. Und dann, als James seine Aufmerksamkeit seinem Vater widmete, der gerade in den Gang schritt, fügte Andrew leise hinzu: „Und mach dir nichts draus, Zuhause bin auch ich nur der kleine, lästige Bruder.“ Albus schnaubte, - auch wenn er etwas verwundert war - als er noch einen letzten Blick zu seinem Bruder warf und gehässig schnarte; James’ Freund sollte bloß nicht denken, dass er sich so leicht einwickeln ließ. „Glaub ja nicht, dass du nett sein musst, nur weil ich zu James’ Familie gehöre. Ich mag keine Heuchler. Und überhaupt, was willst du schon groß über mich wissen? James hat sicher nicht über mich in den höchsten Tönen geschwärmt …“ Während Andrew in aller Ruhe seine Hände hinter dem Rücken faltete und Albus ruhig ansah, sodass der junge Potter so irritiert war, dass er zu reden aufgehört hatte und ihn lediglich angriffslustig beäugte und die Hände zu Fäusten ballte, erklärte der ältere Zauberer schließlich mit unglaublich samtiger Stimme: „James nicht, da hast du Recht. Aber deine Cousine Rose hält viel von dir und sollte ich mich irren, was ihre Einstellung zu dir angeht, dann hat sie es über die Jahre wirklich gut verbergen können. Und lass dir gesagt sein: täuschen lass ich mich nicht so leicht.“ Dann wandte sich der schwarzige Zauberer zu Harry, und grüßte den alten Helden genauso freundlich wie Albus zuvor. „Komm Andrew, wir haben doch letztens über Zaubereigeschichte geredet, ich würde dir gerne darüber etwas zeigen.“ James’ Freund nickte und folgte Harry schweigend in sein Arbeitszimmer. Albus’ Vater kannte den Freund des Gryffindors anscheinend schon etwas länger. „Jungs, kommt ihr? Harry schmeißt den Griller an“, schrie Ginny lächelnd und die Köpfe von Scorpius und Albus fuhren erschrocken herum, sahen wie Hermione mit einer Torte in den Händen zu ihrer Schwägerin tänzelte und etwas fragte, - was die beiden Burschen aus der Entfernung einfach nicht mehr hörten - und schließlich ins Haus verschwand, und Ron neben Harry stehen blieb und über Muggel-Geräte fachsimpelte. Astoria saß bereits an dem einen Ende des Tisches und hatte einen Platz für ihren Mann freigehalten, weil sie nicht wusste, ob ihr Sohn lieber bei seinen Freunden sitzen wollte. Und als die beiden Slytherins zum Tisch kamen, apparierten gerade sechs weitere Personen hier her. Azalea lächelte entzückt, als sie feststellte, dass ihre Eltern und sie weder die ersten noch die letzten Gäste waren. Higgs schüttelte allen die Hand und ließ den Blick über den Garten schweifen. „Nett hast du es hier, Potter.“ Harry, der zuerst noch den Zauberer angesehen hatte, und sich nun grinsend seinem Griller widmete, antwortete ruhig: „Danke, Terence.“ * Er wusste, er wirkte müde, erschöpft und desinteressiert, und leider stimmte alles davon, denn wenn er recht überlegte, schritt er gerade schwerfällig zu seiner Henkersmahlzeit, denn Neville wäre da, und der wusste meist sein Maul nicht zu halten. Weshalb er auch leicht aufatmete, als er ihn beim ersten Hinausblinzeln nicht sah, als er bei der Wohnzimmertüre hielt und in den Garten blickte. Seine fast gesammte Familie war bereits am Tisch versammelt, nur seine Schwester fehlte noch, die, die er sich eigentlich am dringendsten wünschte, die er brauchte. Auf sie konnte er sich verlassen, denn sie stand hinter ihm, immer. Wie in Trance war er durch das Gras geschlurft in seinen Flip-Flops, das ihn an den Knöcheln kitzelte während er weiter zu dem Tisch trat, die Füße ihm immer mehr vorkamen als wären sie aus Blei, riss ihn eine bekannte Stimme aus seinen trüben Gedanken - ein erster Lichtblick. „Hallo Hugo.“ Erfreut über die neutrale, tiefe Stimme, die eigentlich selten Emotionen preisgab, den Blick zu dem schwarzhaarigen jungen Mann gerichtet, dessen dunkelgrüne Augen dem Gryffindor wissend entgegen sahen, bescheunigte der Weasley seinen Schritt und setzte sich in die Nähe Andrews, wobei er gekonnt ignorierte, dass er seinen Platz zwischen Scorpius und Sabastin gefunden hatte. „Lange nicht gesehen. Wie geht es dir?“, lachte der Fünfzehnjährige und hatte seine beiden, eigentlich besten Freunde, - in jeder erdenklichen Lebenslage -, Louis und Lily, die rechts von Andrew saßen, noch immer nicht bemerkt. Ein langsames Nicken kam als Antwort, ein Zeichen des jungen Zauberers, dass das Leben nie allzu schlecht um ihn stand, denn von ihm hörte man selten die Sätze: Es geht mir gut. - Blendend. - oder Ähnliches und wenn doch, dann ging es ihm wirklich beschissen. Ein leichtes Schmunzeln huschte über seine Lippen, ehe Hugo den Blick nachdenklich über den Tisch schweifen ließ, um zu sehen, wer schon da war, und doch keinen zu registrieren, bis er bei Familie Scamander und Familie Longbottom hängen blieb, und es wunderte ihn keineswegs, als sich just in diesem Moment sein Magen verkrampfte und seine sonst so freundlichen Züge wegen Unbehagen gefroren. * Lachend stolperte sie aus dem Kamin und klopfte sich ihren limonengrünen Rock mit weißem und dunkelgrünem Muster ab, ehe sie sich umdrehte und nach ihren beiden Freunden sah. „Ich hoffe, Bobby ist uns nicht allzu böse, dass wir früher gegangen sind“, murmelte der Zauberer und richetete sich sein Jackett. Die Hexe neben ihm zog ihre roten Haare aus dem Sommermantel und erwiderte lächelnd: „Ich hoffe doch, Andrea weiß die richtige Methode zur Besänftigung.“ „Ach, sie werden es allesamt verkraften. Seht es so, Andrew ist erst gar nicht erschienen!“, winkte das Mädchen in dem grünen Rock wieder ab und fuhr sich durch ihr braunes Haar, ehe sie zielstrebig Richtung Garten marschierte, und hörte, wie ihre Freundin Elizabeth neben Matthews entzückt preisgab: „Gemütlich haben es deine Verwandten hier. Schön.“ Und die Braunhaarige lachte glockenhell und warf einen letzten Blick zu ihren Freunden, als sie die Glastür aufriss und lächelnd nach draußen sah. * Während Victoire sich ihr rotes Haar nach hinten strich, ihrem Freund Ted einen schüchternen aber liebevollen Blick zuwarf, antwortete sie gedankenverloren: „Oh, Amerika war wirklich atemberaubend. Ich will unbedingt wieder hin, allein weil New York nicht ausreicht. Es gibt so viele schöne Plätze dort, die sehenswert sind. Aber es war ein guter Anfang.“ Dass sie dabei in Schwärmerei verfiel und Roxanne mit ihrer Euphorie mitriss, die wissen wollte wie die drei Wochen waren, fiel ihr anfangs gar nicht auf. Freds Schwester seufzte verträumt und bat: „Ihr müsst mir unbedingt Fotos zeigen!“ Und als Lupin die Hand seiner Freundin sanft drückte, seine Aufmerksamkeit wieder der gesamtren Gruppe schenkte, und nicht nur Fleur und Bill, mit denen er über gemeinsame Zukunftspläne von Victoire und ihm geplauscht hatte, versicherte er lächelnd: „Oh, das machen wir. Komm uns doch mal in Toulouse besuchen. Du hast doch jetzt Ferien, also, wenn du Zeit hast, schnei’ einfach rein.“ Es war für Victoire der größte Liebesbeweis, den Ted ihr machen konnte - ihr endlich fester Freund seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr - , denn er hatte alles in Großbritannien stehen und liegen gelassen und war mit ihr von heute auf morgen nach Frankreich gezogen, weil sie ihre Liebe zu diesem Land einfach nicht aufgeben konnte. Die Hexe spürte die tiefe Verbundenheit zu diesem Fleckchen Erde noch genauso, und das obwohl sie seit einem halben Jahr dort lebten, ihre grand-mère. Die mamie hatte, obwohl sie über diese Fügung glücklich war, abgewunken und es als Flausen der Jugend geschimpft, dass Victoire unbedingt in ein Land wollte, dass sie nur im Urlaub erlebt hatte. Und als die schöne Veela erneut anfangen wollte, etwas zu erzählen, stutzte sie, sowie ihre Aufmerksamkeit dem Haus der Potters galt. Und wie sie sah, dass Fred und Molly, Lucys Schwester, interessiert ihre Köpfe drehten. * Er hob den Blick, wandte ihn von Albus ab, der ihm gegenüber saß, auch nur, weil er für einen Moment gedacht hatte, dieses bezaubernde, helle Lachen zu kennen. Und Sekunden später stockte ihm der Atem. Er hätte wirklich nie gedacht, dass er dieses Mädchen wieder sehen würde, schon gar nicht hier, auf einer simplen Grillerei, und in den Sekunden, in denen er dem Mädchen Bewunderung geschenkt hatte, füllten die nächsten Scham. Und trotzdem brachte er es nicht zustande, den Blick abzuwenden. Als die Braunhaarige mit den zwei ihm Unbekannten zu ihnen an den Tisch schritt. „Wo bist du denn geblieben, Matthews?!“, hörte er, wie sich James empörte und den Jugendlichen freudig begrüßte. „Na, du Anhängsel bist auch immer dabei!“, lachte James und sah das rothaarige Mädchen daneben an, welche ihm erzürnt entgegensah. „Es ist mir auch ein Vergnügen, dich wieder zu sehen. Du beehrst uns ja mit deiner Anwesenheit so oft“, sprach die Hexe kühl und etwas sarkastisch, ehe Elizabeth stolz an ihm vorbeischritt. Während Matthews Mistress Potter eine Kleinigkeit als Dankeschön, wie er es nannte, überreichte, drückte die braunhaarige Hexe Hermione Weasley und ihren Mann, und im selben Atemzug beichtete sie schuldbewusst: „Ich habe euch vermisst.“ Und dann schritt sie die Reihe entlang und grüste jeden freundlich, manchmal schüttelte sie Hände, manchmal folgte eine Umarmung. Und Scorpius bemerkte den alarmierenden Blick Zabinis, der zuvor diese Hexe interessiert gemustert hatte, genauso wie Scorpius, und sich nun zu eben jenen umwandte. Selbst Albus sog kurz die Luft ein, mit dem Gedanken einer flüchtigen Erinnerung, als er sich etwas über den Tisch beugte und murmelte: „Scorp, könnte es sein, dass…“ Der Potter redete gar nicht mehr weiter, als der Malfoyspross bissig ein Ja zischte und die Hexe sich aus der stürmischen Umarmung Lysanders löste und letzlich vor Hugo stehen blieb. „Und wie hast du die Party überstanden?“, lächelte die Hexe und der Weasley stand auf, mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, und drückte das Mädchen an sich. „Ach, das weißt du ganz genau. Mum hat es dir doch sicher erzählt, dass ich den nächsten Tag lang fast gänzlich damit verbracht habe, mit der Welt zu kommunizieren.“ Und Scorpius merkte, wie ihm langsam schlecht wurde, als er Hugo Weasley mit dem Mädchen so vertraut gesehen hatte, und ihm seine Worte einfielen, die er bei der Party gefragt hatte, der Scamanderjunge, - der Ravenclaw -, war ihm dabei gänzlich egal. Und dann glaubte er, ihm bliebe das Herz stehen, als der Gryffindor zu dem wohl interessantesten Mädchen auf Finnigans Party sagte: „Aber du bist ja nicht bis zum bitteren Ende geblieben, Rosie.“ Und die Braunhaarige lächelte entschuldingend und fuhr sich durch ihr seidig glänzendes Haar: „Es ging leider nicht anders. Verzeih, aber ich habe bestimmte Prioritäten im Leben.“ Und dann blickte sie zu Scorpius, seiner Mutter und Draco Malfoy und fuhr charmant fort: „Ich freue mich Sie wiederzusehen. Lange ist es her.“ Er blickte sie an, wusste, dass sie bezaubernd war, und brachte kein Wort über die Lippen, auch erkannte Scorpius nicht, woran es lag, aber es stand fest; er sah es nicht gerne, wie Lysander Rose mit teils bewundertem, teils verlegenem Blick bedachte. Falesha Zabini, die die letzten Minuten ganz begeistert von Rose’ Benehmen schien, rief lachend: „Ronald, du hast eine nette Tochter. Und hübsch ist sie auch. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut!“ Und als Rose sich lächelnd umdrehte, bemerkte wie das stolze Lächeln ihres Vaters langsam bröckelte, und die sechzehnjährige begann eine Locke um ihren Zeigefinger zu wickeln. Sie fing Mistress Zabinis Aufmerksamkeit von neuem, als sie verträumt anfing zu schwärmen: „Ihre letzte Arbeit ist unglaublich! Wie sind Sie nur auf diese grandiose Idee gekommen? Ich bin jetzt noch hin und weg, wenn ich daran denke …“ * Kaum, dass sie alle am Tisch saßen, Andrew Rose den Stuhl neben sich zu recht rückte, - so wie er erzogen worden war, ruhig, zuvorkommend, höflich -, drängte sich das Verlangen nach der Antwort dieser einen Frage: „Wie geht es Eric?“ Und Elizabeth und Matthews lächelten liebevoll. „Ihm geht es gut. Heute ist er bei seiner Oma Cordelie“, erklärte das rothaarige Mädchen und betrachtete die gefalten Finger. „Er wollte zwar mit, aber der Tag war dann doch zu lang“, fuhr Matthews fort, und ignorierte gekonnt den irritierten Blick von James, welcher bei der Ankunft noch damit geprahlt hatte, wie gut sie sich doch kannten, und welch dicke Freunde sie doch waren. „Wer um alles in der Welt ist Eric?“, forderte der älteste Pottersohn zu wissen, und blickte nur noch verwirrter drein, als Andrew kühl antwortete: „Mein Patensohn.“ Und dann schweifte sein Blick zu Albus, der bis über beide Ohren grinste, weil James unwissend den Kopf schüttelte: „Und weiter?“ Ein gespieltes Räuspern folgte von Elizabeth, die ihren Blick auf die Serviette richtete und diese schließlich über ihre überkreuzten Beine legte, ehe sie ausholte: „Unser Sohn.“ Und als sie merkte, dass James Sirius Potter, der berüchtigte neue Auror, wie er zu sagen pflegte, der er sein würde, wenn er die Ausbildung erst abgeschlossen hatte, noch immer nicht folgen konnte, ergänzte sie süß lächelnd: „Unser Baby, das von Matthews und mir. Zu dessen Taufe wir dich eingeladen haben und du nicht erschienen bist, weil du lieber in irgendeiner Gosse mit irgendwelchen Weibern gesoffen hast.“ Matthews war kein nachtragender Mensch, seine bezaubernde Beth, oder Liz, wie er sie manchmal beim Namen rief, schon. Und natürlich schrie es nach Sieg, als James Sirius Potter überfordert nach Luft schnappte und nichts mehr zu erwidern wusste, wo er doch noch zuvor so viel zu sagen gehabt hätte. * Es war mäuschenstill, und als diese schier erdrückend wurde, knallte es beim Gartentor, welches eingegrenzt von zwei mit Efeubewachsenen Bäumen war. Und Harry James Potter blickte schockiert zu dem Szenario, wo schwarzer Rauch aufstieg. Ein Husten ertönte und eine wütende Mädchenstimme schrie: „Dave, du Idiot!“ Und ein belustigtes männliches Lachen folgte. „Einen wunderschönen guten Tag, Mister Potter!“, grüßte der Junge schon von weitem, als er aus dem Rauch getreten war und winkte, mit diesem breiten ehrlichen Lächeln im Gesicht. Die ersten, die sich von dem Schock erholt hatten, waren Andrew, welcher geschmeidig die Hände faltete, und Rose, die entzückt lächelte. Ihm hinterher kamen zwei junge Hexen, eine Blonde und eine Brünette, bei letzterer sank Hugo in seinen Sessel mit dem Wunsch, gänzlich zu verpuffen. Als der Junge stehen blieb und die Runde musterte, nickte er anerkennend und begann lächelnd: „Die Herren. Meine Damen.“ Dann wandte er sich wieder Harry zu, der auf ihn zukam und ihm auf die Schulter klopfte mit dem einladenden Worten: „Setzt euch doch.“ Und dieser junge Zauberer kam der Aufforderung nur zu gerne nach, nachdem er Ginny einen Früchtekuchen in die Hand gedrückt hatte, und sich zwischen Rose und Albus setzte, was dem Slytherin weniger gefiel, allein, weil er das begeisterte Gesicht seines Bruders bemerkte, der offensichtlich von diesem Dave genauso viel hielt wie von diesem Andrew und diesem Matthews, außerdem sah er Scorpius verdammt ähnlich, mit diesen hellen, blonden Haaren, nun ja, die Augen waren tiefblau wie die See, aber es reichten doch - in Merlins Namen - die Haare. „Na, Rosie, hast du dich an das Wetter schon gewöhnt?“, lächelte Dave freundlich und wechselte den Blick zwischen Andrew und Rose. „Mittlerweile geht es, die Themperaturunterschiede sind ja extrem“, antwortete die Weasley und trank an ihrem Glas Limonade. Und dann sog Dave die Luft ein, als wolle er ausholen. Doch Andrew, der ihn keines Blickes würdigte und stur gerade aus blickte, ließ ihn wissen: „Sieh mich nicht so an, es reicht doch, dass ich Bob gestern meine Glückwünsche per Eulenpost geschrieben habe.“ Der schwarzhaarige Zauberer, der Albus auf gewisse Weise ähnlich sah, kannte Dave’s Spielchen, sich an ein Thema heranzutasten, was zwar nicht immer so funktionierte wie geplant, allerdings trotzdem zum gewünschten Endergebnis führte. Doch etwas wütend fuhr der Blonde Andrew an: „Es tut mir ja wirklich Leid, dir das sagen zu müssen, aber du weißt, wie viel du Bobby bedeutest, immerhin ward ihr immer gute Freunde. Dass jemals mehr daraus werden könnte, daran denkt selbst Bob nicht mehr. Und ich finde es schade, dass du so abblockst wenn es um …“ Just verstummte Dave, als ihn Andrew mit einem etwas zu finsteren Blick bedachte. Nur Rose, die still und leise zwischen die beiden Männer hin und her gesehen hatte, die geschockten, stierenden Blicke der restlichen Anwesenden spürte, und etwas hilflos ihr Glas wieder auf den Tisch stellte, begann stotternd, weil selbst ihr Bruder sie mit diesem Blick strafte: „Bob, oder Bobby…. ist… ist…. Robyn, eine Hexe und gute Freundin aus Amerika, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hat und heute in Australien feiert.“ Etwas beschämt blickte Rose zu Boden, als sie merkte, wie Dave sie mit hochgezogener Augenbraue musterte und verständnislos murmelte: „Aber das wissen wir doch, Rosie.“ Und der Blonde Zauberer schenkte seine Aufmerksamkeit binnen Sekunden demjenigen, der einen Stuhl weiter saß, weil dieser verächtlich schnaubte als er seinen Blick schweifen ließ und kühl murmelte: „Aber die restlichen Anwesenden nicht.“ Und sein Sichtfeld blieb bei Dominique stehen, die ihn mit eifersüchtigen Blicken durchbohrte, just unterdrückte er das Bedürfnis zu seufzen. „Das ist bestimmt eine widerlische, kleine, dicke ‘äxe, die keinen abkriescht“, empörte sich die blonde Veela in übertrieben hohem Ton und warf ihr lockiges Haar nach hinten. Scorpius musterte seine noch nicht Ex-Freundin, weil er schlicht und ergreifend weiterhin keine Lust hatte, sich für sie Zeit zu nehmen, denn er hasste ihre falschen Heulattacken, den Schmollmund, das Geklimper mit den Wimpern, wenn es nicht so lief, wie sie es wollte - eine Zeit lang hatte er es akzeptiert, weil ihn so viele um sie beneidet hatten, doch jetzt schämte er sich für sie, und das nicht nur, weil ihn sein Vater mit einem wütenden Blick strafte - stark verwundert, weil sie einen französischen Akzent nachmimte, den sie sonst nicht inne wusste. Und Andrew streckte die Schultern, als er in ruhigem, charmantem Ton, fast schwärmerisch, dagegenredete: „Oh, sie ist eine bezaubernde junge Frau, mit welligen Haaren, strohblond, und so dunklen Augen, dass diese nach flüssiger Sch …“ Der junge Zauberer mit den schwarzen Haaren brach in seiner Erklärung ab, da Dominique ihm für wenige Sekunden glauben ließ, die blonde Weasley springe ihm jeden Augenblick an den Hals, ehe er fortfuhr: „... flüssiger Schokolade aussehen. Nichts Besonderes also.“ Der letzte Satz kam so kühl rüber, dass dem Jungen sichtlich fröstelte, der ihn so überfordert anstierte, so gedrungen, dass Andrew den Blick von Dominique Wealsey desinteressiert abwandte und Hugo fragend in die Augen schaute, dabei nichtsahnend wissen wollte: „Ist irgendetwas?“ Und Rose räusperte sich. „Du redest normalerweise weniger, wenn du von Jemandem so viel hältst“, fing sie an und bedachte ihren Nebenmann mit einem Blick, als wolle sie mehr sagen, und die Hexe wusste, der Schwarzhaarige würde in ihren Augen auch mehr lesen. „Ich finde es immer wieder faszinierend, wie man in einem Satz zwei so gut versteckte Beleidigungen einbauen kann, Andrew“, murmelte Hugo anfangs etwas stockend und begann breit zu grinsen und ignorierte Zabinis abfälligen Blick. „Also, isch ‘abe keine Beleidigüng ge’ört, ‘ügo. Aber es ist ja sischerlisch bekannt, dass du ünter meinem Niveau ‘erümirrst.“, flötete Dominique gehässig, die anscheinend ganz auf Andrews Seite stand, welcher Hugo entrüstet beäugte und mit seiner tiefen Stimme nochmal nachhakte, während er den Satz nocheinmal in Gedanken überflog, den er eben gesprochen hatte: „Bitte? Ich verstehe nicht…“ Doch der Weasley grinste nur und bettete sein Kinn auf der Innenfläche des Arms, mit dessen Ellenbogen er sich am Tisch abstützte. Er wusste, es war nicht das richtigte Thema, um es anzuschneiden, noch dazu wenn Tante Ginny und seine Eltern neben dem Zaubereiminister und seiner Frau saßen, und sich köstlich amüsierten, zumindest bis jetzt. Deswegen stocherte auch der Junge in seinem Essen herum und zögerte somit die Antwort hinaus, in der Hoffnung, ihm würde doch nicht mehr ganz so viel Beachtung geschenkt werden. Es reichte ja schon, dass Malfoy neben ihm ihn anstarrte, als sei Hugo völlig plemplem. „Hugo?“, begann Andrew von Neuem und schien noch genauso freundlich wie zu Beginn dieses dämlichen Gespräches. „Ach gut, ich finde es immer wieder fazinierend, wie du es durchsickern lässt, was du von den Menschen hältst, ohne beleidigend zu werden. Zumindest so, dass es nicht alle überreißen. Immerhin hast du gerade über Robyn gesagt, dass sie blöd ist und ihre Augenfarbe wie Scheiße aussieht und keine geschockten Blicke einkassiert, so wie ich jetzt.“ Ein Seufzen war der Schluss seiner Rede, ehe er die Arme wieder sinken ließ, die er zuvor in seinem Übereifer in die Luft geworfen hatte und sich zurück in den Sessel lehnte und belustigt feststellte, wie sich Albus an seinem Stück Grillfleisch verschluckt hatte. Es war ihm egal, dass er jetzt ins Fettnäpfchen getreten war, weil er wusste, dass es noch schlimmer kommen würde und als er Andrew wieder anblickte, schnappte dieser nach Luft und verteidigte sich bestürzt: „Das habe ich nie gesagt, Hugo! Das ist eine fiese Unterstellung!“ „Aber gedacht…“, murmelte Ron’s Sohn und drehte den Kopf zu James Sirius, der böse schimpfte: „Du hörst die Flöhe husten!“ Und Hugo seufzte erneut, als er mit den Augen rollte und murmelte: „So ein Pech, Jamie, dass ich deine Freunde eben etwas besser kenne als du…“ * Diese Spannung herrschte in der Luft seit dieser kleinen Diskussion, der Schweigen wie ein Schatten gefolgt war und sich über die Anwesenden wie ein hauchzarter Schleier gelegt hatte. Hugo zählte nur noch die Minuten, in denen das Unglück über ihn hereinbrach, denn so war er sich sicher, Neville würde dieses Thema sicherlich ansprechen, bestimmt noch heute Abend. Und dann…. „Also ich finde es bewundernswert, wie leicht ihr damit klarkommt, Ron.“, fing Neville an, als hätte er auf sein Stichwort gewartet und blickte zu den beiden: „Hermione.“ Er konnte es nicht mitansehen, wie seine beiden Eltern seinen Kräuterkundelehrer ahnungslos die Aufmerksamkeit schenkten, weswegen Hugo die Hände faltete und den Blick in die andere Richtung lenkte, wo Scorpius leicht schmunzelte, wahrscheinlich noch wegen den letzten Sätzen, die wie Pingpongbälle in die Runde geschossen worden waren. „Der Salat ist gut, Tante Ginny“, warf Rose ein und lächelte kurz zu ihrer Tante, ehe ihre Augen besorgt ihren Bruder suchten. „Worum geht es?“, wollte George Weasley interessiert wissen und reckte den Kopf. Keiner beachtete Hugo, dessen Blick seltsamerweise immer leidender wurde, außer Scorpius, der stirnrunzelnd in das Gesicht des Fünfzehnjährigen blickte, der schier immer kleiner wurde. „Wisst ihr das noch nicht?“, entgegnete Mister Longbottom verblüfft und entschuldigte sich mit dem nächsten Atemzug: „Oh, es tut mir so Leid, Ron und Hermione, ich wollte wirklich nicht vorgreifen… Aber ich finde es bewundernswert, wie zwei so stolze Gryffindors das so gekonnt wegstecken, dass eines ihrer Kinder das Haus wechseln muss, weil sich der Hut bei der Einteilung vor Jahren geirrt hat.“ Augenblicklich trat erneutes Schweigen ein und Hugo hätte am liebsten geschrien, oder wäre im nächstbesten Erdloch verschwunden. Lediglich Rose bewahrte Haltung und lächelte Hugo entgegen, als sie in aller Ruhe ihre Hände in den Schoss bettete und die bohrenden Blicke gekonnt ignorierte. „Bitte?“, spie James gehässig und blickte zuerst zu Rose, dann zu Hugo, und wieder zurück, dabei nicht vergessend, Albus mit einem genauso verhassten Blick zu begutachten, weil er vor Jahren nach Slytherin gegangen war. Unbeirrt sprach Neville endlich weiter, dass Hugo mit dem Gedanken spielte sich sein eigenes Grab zu schaufeln, während er das Gefühl hatte, das Ticken seiner Armbanduhr würde immer lauter: „Ich meine, ich wüsste nicht, ob ich so leicht damit umgehen kann, wenn mein Sohn nach fünf Jahren Schule auf einmal nach Slytherin versetzt werden würde…“ Und Hugo wurde schlagartig schneeweiß im Gesicht, als sich die Köpfe nun vollständig zu ihm wandten und manche seiner Verwandten zu flüstern und tuscheln begannen. Nun ja, nicht alle schenkten ihm Beachtung, nicht diese Art des Interesses, denn Rose lächelte, so wie sie es immer tat, wenn sie ihn ermutigen wollte. Die beiden Zauberer neben ihr, waren herzlich wenig daran interessiert, aus dem wohl simpelsten Grund; weil er mit ihnen darüber schon gesprochen hatte, und das vor Jahren. Ach ja, und zu den wissenden zählten natürlich Matthews und Liz, und die beiden Hexen neben ihnen, die mit Dave gekommen waren, Kathryn und Ayanna. Hugo hörte schon seinen Vater wie eine Stinkbombe hochgehen, als Ron sich endlich wieder rührte und zu seinem Sohn blickte, wobei er von seiner Mutter lediglich mutmaßen konnte, ob sie schon wieder atmete. Ein Schnaufen ließ der rothaarige, und jüngste Sohn Molly und Arthurs hören, während er noch einmal zu seinen Eltern blickte – Molly, die sich ans Herz griff und Arthur, der noch immer mit der Reglosigkeit, dieser heimtükischen Lähmung kämpfte. „Schön, dass nicht in allen Familien so viel Wert auf die Häusereinteilung gelegt wird wie in meiner. Der alte Herr hätte mich sicherlich gemeuchelt, wäre ich nicht nach Belvery gekommen“, säuselte Andrew schmal lächelnd und blickte Ronald schließlich, nachdem er den Tisch und das Essen ausgiebig gemustert hatte, an, der gerade aufstehen wollte, es schließlich aber doch darauf beließ, sitzen zu bleiben. Und das erste Mal seit langem, so fühlte es sich für Hugo an, atmete er erleichtert auf, denn er wusste, auf jemanden wie Andrew war Verlass in jeder Lebenslage, und ohne seine Schwester Rose, hätte er nie so einen guten Freund gefunden, der leider auch seinem ehemaligen besten Freund so verdammt ähnlich sah. Wie zufällig wanderte Hugos Blick weiter zu Albus, der ungläubig zurückstarrte. Ja, Hugo und Al waren einmal Freunde gewesen, vor langer Zeit. Er konnte sich noch genau daran erinnern, als wäre es gestern gewesen, als er im September 2018 am Gleis 9 ¾ stand und mit den braunen Augen aufgeregt alles absuchte... »Es ist immer wieder überraschend, wenn man überlegt, was alles nicht bedacht worden war, in manchen Fällen. Andere hingegen treten zu früh ein, um sich darauf einzustellen. Die Zukunft hat doch etwas spannendes an sich.« »It's always surprising when you think what had not been considered, in some cases. Others, whereas, occur too early to reckon with it. Well, the future has something exciting in itself.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)