Cita moris ruit. von JO89 (... zu diesen Stunden) ================================================================================ Kapitel 1: without heart ------------------------ »Der Friede wird in dieser Welt ausbleiben solange es Menschen gibt.« »The peace will be missing in this world as long as there are people.« Tief unter der Erde im Dezember 2021 keimte zum ersten Mal seit langem wieder etwas auf, ein Wunsch, eine Bitte, eine Hoffnung - Meilen entfernt von England, von Europa, weit im Süden verborgen vor der Hitze, der Wärme, der Freude, die ein Herz berühren könnte, erschuf ein Mann ein Buch, in welches er alles schrieb, seine Erfahrungen, seine Entdeckungen, seine Pläne für die Zukunft, doch für die Liebe fand er keine Worte- denn Liebe brauchte er nicht, die gab es nicht. Liebe wollte er nicht. Ihm strebte nach anderen Dingen – Macht. Bei trübem Kerzenschein verbrachte er etliche Stunden in seinen Mauern, in seinem selbstgeschaffenen Gefängnis, mit seinem Leben, das er so nie führen wollte. Und er hatte sich trotzdem dafür entschieden, weil er nicht anders konnte. Es war sein Schicksal, eine Bürde, eine Last, die er angenommen hatte, da niemand anderer sie tragen würde, schon gar nicht für ihn. Nun saß er wie so oft auf seinem Stuhl bei seinem Tisch aus Ebenholz und schrieb mit der Feder alles nieder, das für ihn wichtig war, bedeutend genug um es schriftlich festzuhalten. „Sag mal, dass du in dem Dunkel nicht blind wirst, ist ein Wunder!“, hörte er eine wohl bekannte Männerstimme hinter sich, nachdem das Knarren der alten, morschen Holztür verstummt war. „Vom Anklopfen hast du auch noch nie etwas gehört, Mad. Wo bleiben deine Manieren?“, gab der Mann seinem Besuch ruhig bekannt, legte die Feder nieder und stand auf, sein Blick blieb am Buch haften. „Verzeih. Aber du bist ohnehin alleine hier herunten. Also wobei sollte ich dich stören?“, erwiderte der Gast tonlos und klopfte nachträglich dreimal an die offenstehende Tür, bevor er gänzlich in den Raum trat. „Du hast also keine Angst davor mich einmal mit Frauenbesuch zu erwischen?“, fragte der Mann mit spitzbübischem Grinsen und sah seine neue Gesellschaft dabei zum ersten Mal an, während er seine Hände hinter seinem Rücken verschränkte. „Du bist nicht ich“, bekam er als trockene Antwort. Nein, der Mann war seinem Besuch keinesfalls ähnlich, in keinster Weise. Denn abgesehen von den äußerlichen Unterschieden, die schlicht und ergreifenend unter genetischer Veranlagung zu verbuchen waren, glänzte der Gast, der Mad genannt wurde, mit Liebe, Nächstenliebe und Selbstliebe – ein offener Genosse mit viel Geduld. Das war doch etwas Bewundernswertes, Beneidenswertes, wenn es noch so selbstlose Menschen wie Mad gab, die fast alles viel zu schnell verziehen, wie sein Gegenüber fand. Nicht? War es sogar wünschenswert? „Ich habe auch kein Herz so groß wie die Welt, Mad“, zischte der Mann leise und musterte seine Gesellschaft misstrauisch. Und dann knallte die noch sperrangelweitoffene Tür ins Schloss. „D, manchmal weiß ich wirklich nicht, was du hast. Jeder andere an deiner Stelle wäre glücklich, oder zumindest zufrieden“, unter einem schweren Seufzen kam die wohlüberlegte Antwort Mad’s, welcher sich die roten Harre zurückstrich, die ihm ins Gesicht hingen. Und da dem Besuch der stechende Blick nicht entgangen war, redete er ruhig weiter: „Ich meine, du wirst doch bald in der Position sein, die Welt zu verändern.“ Der Mann blickte wieder zu seinem Buch und nahm mit Freude wahr, wie es sich von alleine zuklappte und zu Staub zerfiel. Ja, er wollte die Welt verändern, sie nach seinen Vorstellungen gestalten. Und er würde jeden in seine Schranken weisen, der versuchte, ihm in die Quere zu kommen. Ein teuflischböses Grinsen huschte über seine Züge und er legte seine Hand auf die Lehne seines Stuhls. „D, wo ist dein Herz geblieben? Du bist so jähzornig geworden“, hörte der Mann seinen eigentlich langjährigen Freund besorgt fragen. „Ich habe keines. Das müsstest du mittlerweile wissen“, entgegnete er Mad unbekümmert und sah ihn an, mit noch hässlicherer Mimik, woraufhin sein Gast ein erneutes Seufzen nur schwer unterdrücken konnte. „Ist es das alles wirklich wert?“, fragte der Mann mit Herz, obwohl er die Antwort schon kannte. D nickte schwach und blickte auf die Tischplatte, auf der eine ins Holz eingeritzte Weltkarte erschien. Seine Finger fuhren langsam über die eingezeichneten Grenzen, Flüsse, Seen und Länder. „Er hat mich unterschätzt, ein fataler Fehler. Denn so hatte ich 17 Jahre Zeit mich auf meinen Rückschlag vorzubreiten. Er konnte mich knechten, aber nicht besiegen. Er konnte mich foltern, aber nicht biegen. Bald wird er seine Welt in Scherben sehen. Sie wird einfach untergehen“, säuselte D mit sich zufrieden und klopfte seinem gleichaltrigen Freund Mad auf die Schulter. „Du kannst mich auch nicht aufhalten.“ Es gab nichts Beunruhigendes auf der Welt, wenn man die Zukunft kannte. Und gleichzeitig war es die Hölle, da man mit der Gewissheit durchs Leben schritt, nichts verhindern oder auch nur ändern zu können. „Soll ich meine Frage wiederholen?“, hörte D seinen besonnenen Freund, der es schaffte ihn aufrichtig anzulächeln, trotz der vielen, schwer verdaulichen Informationen, welche er ihm eben offenbart hatte. „Natürlich“, murmelte D und konnte ein schallendes, hasserfülltes Lachen nicht verkneifen. Und zum ersten Mal seit langem machte sich Mad wieder wirkliche Sorgen um den Mann neben sich. Lange hatte Mad geglaubt, durch Reden und gegenseitiges Vertrauen, durch wahre Freundschaft, würde sein bester Freund irgendwann erkennen, dass es auch für ihn so etwas wie Liebe gab. Liebe, auf welche er immer wieder traf, die er immer wieder genoss. Liebe, die er nie festhalten wollte, nicht in Worte, nicht in Schrift, vielleicht aber in seinem Herzen mit den schönen Erinnerungen des Lebens, denn irgendwo, da war sich Mad sicher gewesen, musste auch D eines haben, ein Herz. Doch nun, wo eine Boa aus der hintersten Ecke des Raumes zu ihnen schlängelte, sich um das Bein seines Freundes D wand und er nichts unternahm außer weiterzulachen und der Glanz in seinen oft so grauen Augen, eigentlich ein Grund zur Freude sein sollte, da D generell viel zu ernst das Leben betrachtete, holte Mad das ungute Gefühl ein einen Fehler begangen zu haben. D war mächtig geworden, und er hatte dabei zugesehen, sich selbst nicht um seine Kräfte gekümmert, oder zu wenig. „Ich hoffe, du machst nichts, das du später bereuen könntest“, murmelte Mad und lächelte schief. „Bei der Oberschlange Barsile, nein.“, erwiederte D noch immer gut gelaunt und tätschelte die Schlange fast liebevoll, die sich um seinen Bauch zog. Die in den Tisch eingeritzte Weltkarte ebnete sich wieder, die Ritzen füllten sich auf und D forderte seinen besten Freund auf: „Nimm es nicht so schwer. Freu dich, du wirst Vater und willst heiraten. Du hast selbst genug Pläne im Leben, die du verfolgst. Kümmer dich also nicht so sehr um meinen Kleinkram.“ Mad schloss kurz die Augen und nickte schwach, ja, er wollte heiraten, die Frau, die er so sehr liebte. Und er hoffte, D würde auch irgendwann erkennen, dass es ein Mädchen in seinem Leben gab oder irgendwann geben würde, das ihn bedingungslos liebte und lieben würde, und für welches sein Freund nicht minder empfinden würde, und er hoffte, die Erkenntnis würde D bald treffen. Als Mad wieder in das Gesicht seines Freundes sah, stockte ihm der Atem, denn die Augen D’s leuchteten unnatürlich stark, unnatürlich grün. „Gaff mich nicht so an, in jedem Menschen steckt etwas Besonderes“, kam die grobe Bemerkung seines Gegenübers und dann blickte dieser zur Tür. „Heute hab ich aber wirklich viel Besuch“, murmelte D spitz und er und Mad hörten und sahen wie die Klinke erneut runtergedrückt wurde. Eine junge Frau mit dunklen Harren trat ein und fragte selbstbewusst: „Und was für fiese Pläne heckt ihr nun schon wieder aus? Wollt ihr Voldemord auferstehen lassen?“ Und dann grinste sie die beiden Männer an. „So ähnlich“, kam es mit süffisantem Grinsen von D. „Ich lass euch beide mal mit eurem schwarzen Humor alleine, denn ich habe noch ein Rande mit meinem Mädchen“, verabschiedete sich Mad, gab seinem Freund die Hand und ging Richtung Tür. Er nickte der Hexe mit den langen Locken zu und schloss dann die Tür leise hinter sich. Tisch und Stuhl versanken im Boden und stattdessen formten sich aus Luft zwei Sessel und ein schwebendes Tablett mit Tee und Kuchen. D ließ sich in einen der beiden gemütlich gepolsterten Sessel nieder und warf einen prüfenden Blick auf seinen neuen Gast. „Und was verschafft mir die Ehre?“ Die junge Frau ging leichten Schrittes zu ihm und lächelte ihn unschuldig an. Angst vor Schlangen hatte sie jedenfalls nicht. Dann setzte sie sich auf seine Lehne und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Ich kenne dich lange genug. Ich weiß, was du vorhast, so eisern kann deine Maske nicht sein, um mir irgendetwas zu verheimlichen.“ Dann legte die Hexe eine Pause ein um die Worte wirken zu lassen. Sie sah ihn an, mit den leuchtend grünen Augen, die ihr dennoch so vertraut waren. „Und eines weiß ich auch. Du willst mich“, hörte er sie selbstbewusst sagen, und er begann zu grinsen. „Du bist ganz schön von dir überzeugt, Mädchen.“ Sie blickte kurz zur Tür um sich zu überzeugen, dass sie wirklich alleine waren. „Ich bin zwar keine Veela, aber dein Veelablut hat bei mir auch noch nie gezogen. Und nur zur Info, ich will einen Mann mit Herz und Verstand. Und kein Monster.“ Er verschränkte die Arme und musterte sie eindringlich. „Glaubst du wirklich, ich hätte meine Veela-Magie schon einmal wegen dir verwendet?“ Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und beugte sich etwas zu ihm. „Hättest du, wenn du dir damit sicher gewesen wärst, dass ich dich aus den richtigen Gründen liebe.“ Und dann drückte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und lächelte anschließend wissend. D hatte zu atmen aufgehört, zu tief saß der Schock, dass es wirklich noch jemanden gab, der so frech und respektlos war, immerhin hatte er sich bereits einen Namen gemacht. „Du weißt, wie du mehr bekommen könntest“, lächelte sie und strich noch mal über seine Wange. „Und sowas soll mich jetzt von den Socken fegen oder wie?“, zischte D sauer und sah die Hexe empört an, die nun über den Kopf der Schlange streichelte. Dann blickte sie ihn erneut an und als sie ihm liebevoll durch sein schwarzes Haar strich. „Nein, aber er soll dich daran erinnern, was du haben könntest, wenn du es gut anstellst“, dann stand sie auf und wollte gehen. Doch er nahm sie am Handgelenk, zog sie auf seinen Schoß zurück. „Du weißt, wofür ich es tue“, flüsterte er leise und seine Finger fuhren unter ihr Oberteil und verweilten auf ihren Seiten. „Ich bin nicht blöd“, murmelte sie und sie spürte wie ihr die Röte langsam ins Gesicht stieg. „Aber du musst dir im Klaren sein, dass du mit deinen Plänen, solltest du sie in die Tat umsetzten, meine Familie womöglich zerstörst. Und deine.“ Er legte seinen Kopf auf die Lehne und murmelte: „Und?“ Sie drehte sich zu ihm. „Ich kann keinen Mann lieben, dem ich so wenig bedeute, dem unsere Mitmenschen so wenig bedeuten, du schadest unseren Familien und unseren Freunden. Wenn du nicht einlenkst, gehe ich.“ Der Raum erhellte sich und nach einigen Minuten des Schweigens sagte er langsam: „Wenn ich es nicht tue, haben wir keine Zukunft.“ „Wenn du es tust, auch nicht“, erwiederte die Hexe stur und sah ihn hoffnungsvoll an. Das Leuchten in den Augen verschwand, das Grün blieb. „Ich will keinen Mann mit so wenig Herz“, gab sie mit Nachdruck von sich und die Verzweiflung schlich sich in ihre Züge. „Ich habe keines“, murmelte er ungerührt und strich ihre Haare hinter ihr Ohr. „Du hast es ja auch mir gegeben“, verstand sie seinen Wink mit dem Zaunphal und sah verlegen zu Boden. Doch eines war bereits in Stein gemeiselt, die Tatsache, dass er seine Ideen nicht einfach so verwarf. Dafür hatte er viel zu lange getüftelt um sie dann nicht in die Tat umzusetzen. Und so hatte es doch einen Anfang, etwas anders als geplant, aber es war der Anfang vom Ende. Denn sie würde ihn nicht verlassen, dafür liebte sie ihn zu sehr und das wusste er. D musste das Mädchen auf seinem Schoß nur immer wieder etwas gnädig stimmen, denn im Grunde lag sie ihm zu Füßen und er gehörte nicht zu der Sorte Mann, die viele Frauen wollten, wenn es eine gab, bei der er das Gefühl hatte, der Einzige zu sein. Und nein, er konnte nicht von Liebe reden, denn Liebe hatte er nie bewusst wahrgenommen, und er hatte noch nie eine Frau kennengelernt, bei der er den Wunsch gehegt hätte, so etwas sinnloses wie Liebe zu beteuern – Wofür gab es denn Hormone? Und sie, ja sie hatte noch nicht die Sätze gefunden, die ihn berühren oder hindern könnten, die Sätze, die sein Herz und seinen Verstand erreichen, waren noch nicht gesprochen. »Nichts im Leben ist verdient, gerecht oder geschenkt. Träume vergehen. Doch im Geiste gesponnen und mit Fleiß und Schweiß verfolgt, finden diese Träume in die Realität.« »Nothing in the life is earned, fair or given. Dreams pass. Pursued, however, in spirit spun and with diligence and sweat, these dreams find into reality.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)