Die Camper - Aprils Tagebuch von Bluey ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hallo liebes Tagebuch, unser diesjähriger Urlaub verläuft ganz anders, als ich dachte. Wir haben uns doch tatsächlich von Colt überreden lassen, ein Wohnmobil auszuleihen und Campen zu gehen. Wir sind gerade zwei Tage da und ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber alles verändert sich. Trotz aller Entspannung und Erholung, die Gedanken in meinem Kopf geben keine Ruhe. Colt ist wie ein kleines Kind. Er ist überschwänglich, begeistert, aufgeregt, hibbelig – keine Spur von dem Colt, der Outrider jagt, als ob sein Leben davon abhängen würde. Er denkt nicht daran, dass das Grenzland in großer Gefahr schwebt, er lebt eine kleine, heile Welt – in welcher er, glaube ich zumindest, das letzte Mal in seiner Kinder- und Jugendzeit gelebt hat. Er zeigt uns Seiten an sich, die er bisher tief im Inneren verborgen hatte, es öffnen sich Türen, die er wohl sehr, sehr lange verschlossen gehalten hat. Colt teilt uns auf seine Art und Weise mit, was früher für seine Welt ausmachte, welche positiven Erinnerungen er hat. Saber hat für solche Sachen ein sehr gutes Gespür. Schon als Colt anfing uns mit seiner Urlaubsidee zu bestürmen, hat er die Nuancen richtig gedeutet und Fireball und mich darauf hingewiesen, das möglicherweise mehr dahinter steckt, als der Wunsch, nur Campen zu gehen. Eigentlich wollten wir ja auch unseren Urlaub ganz anders verbringen. Dennoch, Saber hat auch unser Gespür geweckt, Colts Drängelei zu hinterfragen. Und auch wenn es manchmal sehr nervenaufreibend ist, ich glaube, wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Colt öffnet sich endlich, teilt seine Kindheitserlebnisse mit uns und das bedeutet, dass ein Stück seiner verletzten Seele beginnt zu heilen. Man muss dazusagen, dass Colts Erinnerungen wahrscheinlich auch gerade Achterbahn fahren und dass unser Chaot vermutlich alles mit einmal machen möchte und damit heilloses Durcheinander auslösen würde, wenn wir ihn nicht schon ein wenig kennen würden. Das meiste Chaos konnten wir bisher abwenden, aber wir haben ja auch noch einige Tage vor uns. Und ich gebe ihm recht, bisher habe ich keine Minute bereut, dass wir uns von ihm haben überreden lassen. Außerdem sind da noch diese merkwürdigen Gefühle wegen Fireball. Ich glaube nicht, dass ich schon bereit bin, genau erkunden zu wollen, was ich für ihn empfinde, aber es ist mehr als geschwisterliche Zuwendung, da bin ich mir sicher. Erst neulich, als wir seinen letzten Grand Prix von der Zuschauertribüne aus verfolgt haben und nach dem Rennen die ganzen Mädels auf ihn losgestürzt sind… Und er war auch noch so lieb zu ihnen, hat sich endlos Zeit für Autogramme und Fragen genommen. Er hat sogar noch gelacht, als eins der Mädchen ihm einen Zettel mit ihrer Adresse und Telefonnummer zugesteckt hat. Ich hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht. Dann heute morgen… Ich war schwimmen, noch ehe die anderen wach waren. Fireball ist aufgestanden, da war ich gerade zurück und ich könnte schwören, das in seinen Augen auch mehr als brüderliches Interesse gestanden hat. Dann hat er mich durchgekitzelt und auf einmal stand er so dicht vor mir, dass ich dachte, jetzt passiert noch ganz was anderes. Colt und Saber sind aufgewacht, bevor was passieren konnte. Dafür will Fireball allerdings morgen mit schwimmen gehen und ich bin mir nicht sicher, was überwiegt, die Freude, mit ihm einige Minuten allein zu sein, oder die Angst, dass er von meiner inneren Zerrissenheit etwas merken könnte. Vielleicht habe ich mich ja auch getäuscht und er will wirklich nur mit mir schwimmen, weil er eben gerne schwimmt? Das wäre so peinlich, wenn ich dann mit irgendwas rausplatzen würde und hab mir mehr eingebildet als da ist. Wie soll ich dann weiter mit ihm zusammenarbeiten? Ich glaube, es ist besser, ich behalte das alles für mich. Ich habe einfach zu große Angst, ihn als Freund zu verlieren und unsere Arbeit zu gefährden. Das war’s erst mal von mir. Die Jungs sitzen draußen noch zusammen und quatschen bei einer Flasche Bier über Angelgeschichten und Urlaubserinnerungen aus früheren Zeiten, wo wir noch nicht als Team unterwegs waren, wo wir uns noch gar nicht kannten. Ich denke, ich leiste ihnen noch ein paar Minuten Gesellschaft und freue mich daran, dass wir eine Woche lang nur Entspannen dürfen, keine Jesse, kein Nemesis, keine Outrider, keine Kämpfe – einfach nur ungestörter Urlaub in diesem kleinen Campingparadies, wo man so schön ignorieren kann, dass es den Krieg überhaupt gibt. Bis bald Deine April April klappte ihren Laptop zu und lächelte, als sie draußen das leise Lachen ihrer Kollegen hörte. Sie legte den Minicomputer sorgfältig zurück in seine Tasche, schob diese unter ihr Bett und trat mit ihrem Rotweinglas in der Hand wieder nach draußen. „Hola Prinzessin, wir dachten schon, du bist da drin eingeschlafen.“, begrüßte Colt sie fröhlich und Fireball schob ihr einen Stuhl neben sich zurecht. „Der Cowboy hat Recht, schön dass du uns noch ein wenig Gesellschaft leistest.“, meinte er mit sanftem Lächeln. Die Blondine erwiderte seinen Blick gebannt. Keiner der Beiden bemerkte den wissenden Blick, den ihre Kollegen austauschten, ehe Colt uns Saber ihre Bierflasche beziehungsweise das Weinglas aneinander klirren ließen und sich gegenseitig verschwörerisch zuprosteten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)