Seven deadly sins von Fera (Fortsetzung zu 'Breaking Dawn') ================================================================================ Pflege ------ ~*~ „Was ist passiert?!“ Nach einer knappen Erklärung seitens Edward hatte Carlisle es gemeinsam mit Esme geschafft, den Begleiter, der sich als Corin, Caius‘ Leibwächter, herausgestellt hatte, dazu zu bringen, sich wieder hinzulegen. Dann der Arzt ihm mehrere Blutkonserven, die er aus dem Krankenhaus mitgebracht hatte, und über die Corin wie ein verhungerndes Tier herfiel, während Esme auch den Rest der Familie zusammenrief. Als alle Konserven leer waren, sah der Wächter sich suchend um, dann blieb sein immer noch fiebriger Blick an Carlisle hängen: „B… Blutgruppe AB?“ Er griff über die Lücke zwischen den beiden Sofas nach Caius‘ Hand. „Er nimmt nur Blutgruppe AB an…“ Bella ließ von weiter hinten, immer noch in Edwards Armen, ein kurzes Keuchen hören. „Er nimmt nur AB?“, fragte Carlisle scharf nach. „Die ist recht selten. Warum nur diese Blutgruppe?“ „Ich weiß nicht… sein Körper stößt im Moment alles andere ab. Als er noch sterblich war, hatte Meister Caius selbst AB, vielleicht…“ Esme hatte sich neben ihren Mann gestellt, ging jetzt jedoch rasch zur Tür. „Ich hol die Konserven. Linkes unteres Kühlfach, zweiter Schrank, nicht wahr?“ Carlisle nicke und sagte dann an Corin gewandt: „Ich werde mir solange die Verletzungen ansehen. Wenn alles wieder einigermaßen gerichtet ist, musst du mir erklären, wie es dazu gekommen ist!“ Der Leibwächter nickte schwach und man konnte ihm seine Beschämung deutlich ansehen. Esme betrat mit sechs Konserven den Raum und legte sie neben Corin aufs Sofa. Dann machten sich die beiden daran, Caius‘ schwere Mäntel zur Seite zu nehme. Was darunter zum Vorschein kam, glich am ehesten einer völlig zersprungen Porzellanpuppe, die irgendjemand aus ihren tausenden Splittern wieder zusammengesetzt hatte. Tiefe Risse und feine Verästelungen überzogen, durchdrangen, den gesamten alabasterfarbenen Körper wie Flüsse eine Landkarte. Die Cullens zogen scharf die Luft ein, während von Corin kurz ein leises Wimmern zu hören war, dann fasste sich Carlisle jedoch wieder halbwegs: „Erklärung.“, verlangte er mit tonloser Stimme. „Wie ist das passiert?“ Doch Corin schüttelte nur den Kopf. „Der Meister muss trinken!“, stöhnte er gequält. „Sonst zerbricht er wieder!“ „Er zerbricht?! Wie meinst-“ „Splitter brechen aus dem Körper, einmal ist der halbe Arm abgebrochen!“ Corin strich mit dem Daumen über den tiefen Riss in der Hand, der sich vom Ringfinger bis zur Schulter zog und sich dort in kleinere Risse verlief. „Das Blut hält ihn zusammen, hilft bei der Regeneration. Er muss trinken, jetzt!“ Carlisle nickte fast mechanisch und beeilte sich, nach einer der Konserven zu greifen und sie zu öffnen – doch dann zögerte er. „Wie hast du ihn überhaupt zum Trinken gebracht? Er ist bewusstlos, nicht wahr?“ „So in der Art…“, murmelte Corin. „Aber die… Instinkte oder was auch immer funktionieren noch. Ich hab es ihm eingeflößt…“ Der Wächter ließ ein seltsames Keuchen hören, das man mit viel Fantasie zu einem kläglichen Auflachen interpretieren konnte. „Oh, er bring mich wahrscheinlich um, wenn er das erfährt. Wenn nicht, bringt Meisterin Athenodora mich um… nicht, dass ich’s nicht verdient hätte…“, fügte er murmelnd hinzu. Carlisle wollte gerade etwas erwidern, da schwang die Tür auf und Alice, gefolgt von Rosalie, Jasper und Emmett, stürmte in den Raum. Als sie ihren wachen Blick über die Sofas streifen ließ und an den beiden Verletzten hängen blieb, schlug sie entsetzt die schmalen Hände vor den Mund. „Es ist nicht so, dass ich es nicht gesehen hätte…“, hauchte sie bestürzt, „aber in „real“ sieht es noch zehnmal so schlimm aus! Und so unglaublich!“ Dann lief sie zu Bella, die immer noch fest und wie gelähmt in Edwards Umarmung lehnte, und nahm sie ebenfalls in den Arm. „Oh, meine arme Bella! Ich hätte dich vorwarnen müssen, aber ich war mir so sicher, dass meine Vision nicht stimmen konnte! Das tut mir so leid.“ „I… ist schon okay, Alice…“, murmelte die Braunhaarige mit leicht brüchiger Stimme, erwachte endlich aus der Starre. Edward stieß erleichter die Luft aus und lockerte den Griff um sie ein wenig. Die drei anderen Neuankömmlinge traten neben ihrem „Vater“ hinter das die Wohnzimmercouch. Rosalies Mine war starr, man konnte unmöglich erraten was sie dachte, während Emmett die Volturi mit neugieriger Faszination musterte. Jasper hatte die Stirn krausgezogen und wandte sich jetzt an Carlisle: „Die Narben werden bleiben, nicht wahr?“ Corin riss entsetzt die - jetzt wieder roten – Augen auf. „Nein! Mr. Carlisle, sie sind doch Arzt, sie können doch dafür sorgen, dass da keine Narben bleiben, nicht wahr?!“ Seine Stimme überschlug sich fast und Carlisle hob abwehrend die Hände. „Ich werde mein Möglichstes tun“ – Bella zucke zusammen – „aber versprechen kann ich nichts. Zuerst sollte er wohl wirklich trinken.“ Damit überreiche er Corin die geöffnete Blutkonserve und Esme trat neben den Wächter, um ihn beim Aufstehen zu stützen. Der hatte jedoch nur einen kurzen dankbaren - und erstaunten - Blick für sie übrig. Er war schon dabei, einen großen Schluck Blut in seinen Mund fließen zu lassen. Dann hob er vorsichtig Kopf und Oberkörper seines Meisters ein wenig an und beugte sich über ihn. Emmett ließ ein kurzes, lautes Lachen hören, schlug bei Esmes bösem Blick jedoch die Hände vor den Mund – das schelmische Funkeln in seinen weit geöffneten Augen machte allerdings deutlich klar, dass er noch zu gerne den einen oder anderen Kommentar abgegeben hätte zu dem Bild, das sich ihm jetzt bot. Corin hatte seine Lippen fest auf Caius‘ zersprungene gepresst, der das Blut tatsächlich irgendwie schluckte, und massierte ihm vorsichtig die Kehle, um ebendies zu erleichtern. Rosalie sah etwas pikiert zur Seite, während Carlisle den Vorgang aufmerksam und nachdenklich beobachtete. Es wirkte so… menschlich. Gab es unter den Volturi auch so aufrichtige Treue, die nicht durch Chelseas Gabe erzwungen wurde? ~ „Also: Was hat euch so zugerichtet?“ Carlisle und Corin hatten sich in Carlisles Büro zurückgezogen, während Esme, Rosalie, Jasper und Emmett im Wohnzimmer „Wache hielten“. Edward, Bella und Alice waren frisch Luft schnappen. Corin ruckte wieder unruhig auf seinem Stuhl herum. „Wir sind aufgebrochen, um Joham zu exekutieren. Meister Caius, Demetri und ich, und Santiago, der uns auf Meister Aros Befehl hin gefolgt war. Alles lief problemlos, bis wir Joham vernichtet hatten – diese Amazonen, eure Zeugen, hatten ihn mit Unterstützung, unwissend, als „Köder“ manipuliert, um uns in eine Höhle zu locken, die sie dann zum Einsturz brachten. Wir wurden getrennt. Als ich Meister Caius wiederfand, hatte er, bis auf zwei, alle Gegner verbrannt, aber lag jetzt in… Stücken aus Sich…“ Corin schauderte. „Und diese Illusionistin war noch am Leben! Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, ich war einfach nur wütend – und habe sie frontal angegriffen… Wäre Santiago im letzten Moment nicht dazu gestoßen, wäre ich jetzt endgültig tot. Für ihn hat es kein glückliches Ende genommen. Er hat Meister Caius‘ Flammenstab benutzt, und das Ganze ist wortwörtlich nach hinten losgegangen. Dann habe ich die Splitter gesucht und mich auf den Weg hierher gemacht – wie gesagt, AB ist sehr selten, und ich hätte schlecht ganze Dörfer abschlachten können auf der Suche. Das ist nicht im Sinne der Volturi. Sie als Arzt mussten so etwas vorrätig haben, also…“ Carlisle nicke benommen. Sie waren angegriffen worden?! Das war zuletzt zur Zeit der Echten Werwölfe und der unsterblichen Kinder geschehen! Was war der Auslöser? „In Ordnung. Bitte geh jetzt wieder runter und leg dich hin, ein bisschen Ruhe kann nicht schaden.“ Nachdem Corin den Raum verlassen hatte, lehnte Carlisle sich auf dem Stuhl ein wenig zurück und ließ die Gedanken schweifen. Der Auslöser war vorerst unwichtig, vielmehr sollte man sich auf die Folgen konzentrieren: Wenn der Respekt vor den Volturi verloren ginge, würden die „Wilden Vampire“ bald wieder in die Dörfer und Städte der Menschen einfallen und es gäbe viel unnötiges Leid. Die Geheimhaltung würde gefährdet, oder schlimmer, gänzlich ignoriert werden. In diesem Fall mochte man sich das Chaos, das auf der ganzen Welt ausbrechen würden, wenn die alten Mythen plötzlich zum Leben erwachten, gar nicht vorstellen. Carlisle schüttelte den Kopf. So weit würde es nicht kommen, die Volturi würden auch ohne Respekt jeglichen Verstoß gegen das Gesetz bestrafen. Aber wenn sich zu viele Vampire zusammentun würden… Der Arzt schauderte. Ein Vampirkrieg. Was würde aus den Menschen werden? Natürlich, die Cullens und die Denalis würden alles in ihrer Macht stehende tun, die Menschen zu schützen – und würden sich so zur Zielscheibe der Wilden Vampire machen. Und würden nicht überleben. Laut Schätzungen betrug die Anzahl der Vampire auf der Erde etwa 1% der menschlichen Bevölkerung. Die Volturi-Wache bestand aus etwa vierzig Elite-Kriegern, die Cullens waren zu acht, die Denalis zu viert und Wölfe gab es derzeit sechzehn. Erneutes Kopfschütteln. So ein Blödsinn, selbst, wenn der mehr als unmögliche Fall eintreten würde, dass sich mehr als 50 Vampire zusammenschließen würden, müssten sie doch merken, dass das nur in sinnlosem Gemetzel enden konnte. Trotzdem. Carlisle hatte sowieso vorgehabt, Aro eine Nachricht über den Verbleib seines ‚Bruders‘ zu schicken, da konnte er auch dieses Thema kurz anreißen. ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)