Shadowwalkers II von FaithNova (Kampf und Flucht) ================================================================================ Kapitel 46: Lucas' Niederlage ----------------------------- Lucas kochte vor Wut. Sein Büro sah aus wie ein Schlachtfeld. Alle Möbel waren umgeschmissen oder gar völlig zertrümmert. Die Tür war aus den Angeln gerissen und lag im Flur. Hunderte Blatt Papier waren überall im Raum verstreut, teils zerrissen oder verknittert. Wie konnte er nur so vorgeführt werden? Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis Lloyd wieder zu sich gekommen war und ihn von den Fesseln, die ihn gehalten hatten, befreien konnte. Lucas hatte vergeblich versucht, seine Kräfte ein zu setzen, um ihn zu wecken oder anderweitig Hilfe zu holen. Das einzige, was ihn ein bisschen beruhigte, war die Tatsache, dass die beiden Schattengänger ihn nicht in seiner misslichen Lage gesehen hatten, denn beide waren noch bewusstlos gewesen, als Lloyd ihn befreit hatte und sie so schnell es ging mit ihrem Wagen weggefahren waren. Was mit ihnen passierte oder ob sie überhaupt noch am Leben waren, kümmerte Lucas nicht. Auch Duncans Reaktion darauf, war ihm völlig gleichgültig. Er hatte sie schon gehabt. Für ein paar Sekunden hatte er Lily in seiner Gewalt gehabt und dann war sie ihm entrissen worden. Von jemanden, den er niemals auf der Rechnung gehabt hatte. Er kannte Samuel, der früher ein sehr skrupelloser, grausamer und bei den Erzdämonen angesehener Dämon war. Auch er selbst hatte einige Male mit ihm zu tun gehabt und den größten Respekt gehabt. Viele hatten geglaubt, dass er bald in den inneren Kreis aufgenommen werden würde. Doch dann war Samuel einfach verschwunden. Niemand hatte mehr von ihm gehört. Gerüchte hatten sich verbreitet, dass es Schattengängern gelungen war, ihn zu töten. Doch Samuel war sehr mächtig und schlau. Keiner nahm diese Gerüchte ernst. Aber sein Verschwinden erklären konnte niemand. Schließlich hatte man einfach beschlossen, sich darüber auszuschweigen und im Laufe der Zeit war er in Vergessenheit geraten. Wie ein Phantom, welches nur ab und an die Erinnerungen von einigen wenigen heimsuchte. Warum aber war er jetzt aufgetaucht? Was hatte ihn dazu veranlasst, gegen seine eigenen Leute vorzugehen? Und warum hatte er Lily mitgenommen? Etwas in Lucas wollte die Möglichkeit nicht ausschließen, dass auch er von der Schattengängerin gehört hatte, die wahrscheinlich wusste, wo das Manuskript sich befand und dass Lily Zugang dazu hatte. Vielleicht versuchte auch er einfach daran zu kommen und Lily als Köder für die Schattengängerschlampe zu benutzen. Doch so wie Samuel sich verhalten hatte und das was er gesagt hatte, ließen diese Vermutung auf wackeligen Beinen stehen. Was hatte das alles zu bedeuten und wer waren diese "Ausgestoßenen" mit denen er sich identifizierte? Während er noch darüber nachdachte, trat Darius in das Chaos, das er in seiner Wut hinterlassen hatte, ein. Lucas bemerkte ihn nicht. Er starrte ins Leere und knirschte mit den Zähnen. Erst als Darius ihn ansprach, reagierte Lucas auf ihn. "Nun ich sehe, dass du mit dieser Entwicklung nicht zufrieden bist." stellte Darius fest. Lucas sah ihn direkt an, schien aber erst nach einer Weile zu begreifen, wer da in seinem verwüsteten Büro stand und ihn ansprach. Als es ihm dann endlich bewusst wurde, fuhr er herum und stand wie vom Blitz getroffen vor Darius. "Verzeiht, Meister, dass ich euch nicht sofort nach meiner Rückkehr Bericht erstattet habe, aber ich..." stammelte er wie ein Kind, das gerade bei etwas unerlaubtem erwischt worden war. Darius hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. "Ich sehe, womit du beschäftigt warst, Lucas. Bitte versucht nicht es zu erklären oder zu entschuldigen." Ertappte blickte Lucas zu Boden und schwieg. Darius zog einen Stuhl aus dem Durcheinander aus zerborstenem Holz und Papier. Er setzte sich und verschränkte die Arme. "Nun, dann solltest du jetzt nachholen, was du schändlicher weise bisher versäumt hast." forderte er Lucas auf. Der nickte nur und begann Darius in aller Ausführlichkeit zu berichten, was sich am Treffpunkt im Forst zugetragen hatte. Darius hörte ihm geduldig zu und unterbrach ihn kein einziges Mal. "... das Eingreifen von Samuel konnte ich nicht vorhersehen, Meister. Er ist ein Faktor, den wir nicht bedacht haben." endete Lucas seinen Bericht. Darius sah ihn durchdringend an. "Also hast du versagt. Du hättest dich besser absichern sollen." kommentierte er Lucas' Ausführung. Panisch versuchte Lucas zu erklären: "Aber woher sollte ich denn wissen, dass Samuel eingreift? Er ist schon lange verschwunden, viele dachten er sei tot und..." weiter kam er nicht. Darius hob noch einmal die Hand um ihn zum Schweigen zu bringen. "Du hattest wirklich geglaubt, dass ihre Geliebte es hinnehmen würde, wie du Ilyana in die Hände bekommst. Und du vergisst Ilyanas Halbblutbastard, hattest du wirklich geglaubt, sie würde nicht versuchen das zu verhindern. Du warst unvorsichtig Lucas! Und das ist unverzeihlich." Lucas wollte etwas erwidern, aber der Blick, dem ihm Darius zuwarf, war ihm ein deutliches Anzeichen dafür, lieber zu schweigen. "Wie auch immer," fuhr Darius fort, "du hast durch deine Dummheit auch eine Entdeckung gemacht, die eine meiner schlimmsten Vermutungen bestätigt." Lucas sah verwirrt aus und fragte: "Und welche soll das sein?" Darius funkelte ihn kurz böse an, da er ohne seine Erlaubnis gesprochen hatte, aber fing sich gleich wieder und sprach weiter: "Es gibt da draußen wesentlich mehr Abtrünnige als du dir vorstellen kannst und ich glaube, dass sie alle Samuel folgen. Und er hat uns herausgefordert. Das können wir nicht einfach so hinnehmen!" Lucas brannten Fragen auf der Seele über diese Abtrünnigen und wer sie denn wohl waren, aber er hielt sich zurück, stattdessen meinte er nur: "Was ist also zu tun? Gebt den Befehl und ich werde alles in die Wege leiten." Dieses Mal schien Darius nicht wütend, diese Aussage gefiel ihm wohl, denn er antwortete zufrieden: "Du musst alle deine Untergebenen zum Kampf rüsten. Es wird zu einer großen Auseinandersetzung kommen und wir müssen bereit sein." Lucas nickte: "Sie können in wenigen Tagen kampfbereit sein." Doch Darius winkte ab: "Das ist nicht nötig, es gibt noch einige Entwicklungen, die wir unbedingt abwarten müssen." Lucas starrte ihn an. "Welche Entwicklungen?" fragte er entrüstet. Darius strafte ihn erneut mit einem drohenden Funkeln. Lucas wich zurück. Er wollte es sich nicht gleich wieder verscherzen. Immerhin schenkte Darius ihm noch eine Antwort: "Wir warten auf meinen Trumpf, den ich noch in der Hinterhand habe - sobald wir den haben, brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen. Aber zerbrich dir nicht den Kopf darüber, das wird noch eine Weile dauern." Lucas wagte es nicht, etwas zu sagen, obwohl ihm eine Frage auf der Zunge brannte. Er schwieg und Darius fuhr fort. "Es gibt noch Neuigkeiten, von denen du nichts weißt. Einer deiner Kundschafter hat mir vor kurzem Bericht erstattet." Lucas war neugierig und zog die Brauen hoch. Darius schien über diese Reaktion erfreut, denn er erzählte gleich weiter: "Das Schattengängermädchen wurde gesehen." Lucas war sofort wie elektrisiert, doch bevor er Darius unterbrach, bedeutete er ihm erneut, zu schweigen, damit er weiter machen konnte. "Sie wurde von einer Menge anderer Schattengänger verfolgt, aber es ist ihr wohl gelungen, sie auszutricksen. Bis jetzt ist sie sowohl unseren als auch Duncans Leuten entwischt. Und mit jeder Stunde die vergeht, glaube ich, dass wir sie auch erstmal nicht finden werden. Aber das macht nichts, denn das heißt, dass auch Duncan sie nicht findet." Lucas starrte ihn nur an. Er verstand überhaupt nicht, was gerade hier abging. Darius hatte die Kontrolle über sein Territorium übernommen und alles was er tun konnte, war es geschehen zu lassen. Irgendjemand würde für diese Schmach büssen, dafür würde er schon sorgen, egal wie lange das dauern würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)