Shadowwalkers II von FaithNova (Kampf und Flucht) ================================================================================ Kapitel 22: Ein zündender Funke ------------------------------- Kaum eine Minute, nachdem Lily das Schlafzimmer verlassen hatte, schälte sich Ashley langsam aus dem Bett und humpelte auf die Tür zu. Trinity, die wohl noch etwas zu sehr damit beschäftigt war, die Lage zu sondieren, fiel erst im letzten Moment auf, dass sie vor hatte, Lily zu folgen. Sie stellte sich zwischen Ashley und die Tür. Ashley sah sie mit einem unergründlichen Blick an, bei dem Trinity nicht sicher war, ob sie nun einfach nur noch nicht richtig wach war oder so weggetreten war, dass sie die Hälfte um sich herum nicht wahrnehmen konnte. Die Ringe unter ihren Augen waren so dick wie Untertassen und dicke Schweißperlen rannen ihr die Stirn runter. „Lass mich vorbei, Trinity.“ Sagte sie schwach und wenig überzeugend. Trinity hatte das Gefühl, dass sie eigentlich gar nicht gehen wollte. Ein Lächeln zierte ihre Mundwinkel als sie ihr antwortete: „Nur über meine Leiche. Wenn du ihr nämlich nachgehst, wird sie mich umlegen und da ziehe ich es doch lieber vor, dass du das erledigst. Allerdings siehst du nicht so aus, als könntest du irgendjemandem was zuleide tun.“ Ashley seufzte und sank langsam zu Boden. Trinity saß sich neben sie und legte den Arm um sie. Ashley zitterte wie Espenlaub und dennoch schien ihr nicht kalt zu sein. Trinity legte die Hand auf ihre Stirn und stellte fest, dass sie fast verbrannte. Besorgt griff sie nach einer Decke auf dem Bett und legte sie um Ashleys Schultern. „Himmel, du wirst dir doch nichts eingefangen haben, oder?“ Ashley sagte nichts, sie schloss nur die Augen und atmete schwer. Nach einer Weile flüsterte sie: „Warum ist er hier?“ Trinity überlegte einen Moment, ob sie antworten sollte, dann seufzte sie und meinte emotionslos: „Kannst du dir das nicht denken? Er will das haben, was alle von dir wollen. Und vielleicht, na ja vielleicht ist es was Persönliches.“ Ashley öffnete die Augen kurz „Was Persönliches?“ fragte sie tonlos. Trinity schloss einen Moment die Augen. „Persönlich deswegen, weil du ihm die Frau geklaut hast.“ Ashley entkam ein röchelndes Lachen. „Und ich habe gedacht, sie hatte schon eine Weile nichts mehr mit ihm gehabt.“ Trinity grinste „Das stimmt auch, aber ihm ist das nicht so egal. Sie gibt dir, einer Sterblichen und noch dazu einer Schattengängerin den Vorzug vor ihm und seinesgleichen.“ „Soll das heißen, es wäre ihm egal, wenn ich ein Dämon wäre oder was?“ Ashley zwang sich zu einem sarkastischen Ton, doch alles war im Moment zu anstrengend. Trinity lächelte etwas, dann antwortete sie: „Nein wahrscheinlich nicht. Aber das spielt auch keine Rolle, er ist ein Idiot.“ Einige Augenblicke schwiegen beide, bis Ashley wieder das Wort ergriff: „Warum kann ich ihn spüren?“ Trinity wog ihre Antwort ab, denn eigentlich konnte sie sich nicht im Mindesten vorstellen, warum sie ihn spüren konnte, egal wie stark ihre Instinkte als Schattengänger waren, einen reinblütigen Dämon würde sie niemals damit aufspüren können. Schließlich meinte sie: „Vielleicht wollte er, dass wir ihn spüren können. Ich denke er steht auf starke Auftritte.“ Ashley sah sie an mit einer ungläubigen Miene an „Und warum konntet ihr ihn dann nicht spüren?“ Trinity war sprachlos. Daran hatte sie nicht gedacht. Er hatte dafür gesorgt, dass sie und Lily ihn nicht bemerken würden, bis es schon zu spät war, aber bei Ashley war das ohne Wirkung geblieben. Und in dem Moment schien ihr klar zu werden, dass diese Tatsache eigentlich nicht möglich sein könnte. Trinity schwieg und Ashley verstand, was das heißen sollte. Sie wusste genauso wenig, was das hier sollte, wie sie selbst. Die Stille schien sowieso im Moment besser für sie zu sein. Das Ziehen in ihrem Hinterkopf hatte zwar ein bisschen nachgelassen, dafür aber war das Kribbeln in ihrem Inneren um ein vielfaches intensiver geworden. Und hinzu kam noch, dass sie das Gefühl hatte, innerlich zu verbrennen. Vielleicht hatte Trinity Recht, vielleicht hatte sie sich nur erkältet und kämpfte jetzt mit Fieber und Schüttelfrost. Aber es fühlte sich nicht wie eine Erkältung an oder irgendetwas anderes, was sie jemals gehabt hatte. Es war anders. Nach einer Weile stand Trinity auf und ging etwas ungeduldig im Zimmer auf und ab. Ashley wusste nicht, wie lange Lily schon mit Charon sprach, aber in Trinitys Augen dauerte es wohl inzwischen zu lange, denn sie schien langsam nervös zu werden. Ashley sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. Bis schließlich alles vor ihren Augen verschwamm. Das Kribbeln in den Fingerspitzen wurde heftiger und zog sich nun über die ganze Handfläche und Ashley hatte das Gefühl, sie bekam keine Luft mehr. Sie ballte die Fäuste und versuchte den Schmerz zu unterdrücken. Ihr wurde schwindlig und in ihren Ohren sammelte sich ein schrecklich lautes Rauschen. Doch bevor sie sich fragen konnte, wo es herkam, drang Trinitys Stimme wieder zu ihr durch. Und die hörte sich alles andere als positiv an. Ashley zwang sich die Augen aufzuschlagen und Trinitys Gesicht, welches kaum einen Meter vor ihr war, zu fixieren. In ihren Augen stand das blanke Entsetzten und Ashley überlegte einen Moment, warum Trinity so entsetzt dreinschauen würde. Doch dann erkannte sie warum. Ihre eigenen Hände schienen Feuer gefangen zu haben. Ungläubig fixierte Ashley, wie sich kleine, orangerote Flammen wie ein Handschuh um ihre Hände legten. Ein kurzer Moment der Faszination schien Ashley wieder in die Nähe der Ohnmacht abdriften. Doch dann begannen sich die Flammen auszubreiten und langsam spürte Ashley, dass dieses Schauspiel nicht ohne Nebenwirkung stattfand. Sie konnte die Flammen auf ihrer Haut spüren. Zwar sah sie, dass sie nicht verbrannt wurde, doch der Schmerz war keineswegs gemildert. Trinity saß sich neben sie und wiegte sie im Arm. Sie flüsterte ihr Worte der Beruhigung zu, aber Ashley konnte sie kaum wahrnehmen. Sie schrie auf vor Schmerz und langsam überkam sie Panik. Da war nichts dass ihr irgendwie helfen konnte. Sie konnte es nicht kontrollieren und auch Trinitys Versuche, sie zu beruhigen scheiterten kläglich. Schließlich schwang die Tür mit solcher Wucht auf, dass Trinity schon glaubte, sie würde durch das Zimmer fliegen. Lily war wie ein wilder Derwisch hereingestürzt und beobachtete nun diese ungewöhnliche Szene. Und nur wenige Sekunden später kniete auch sie vor Ashley. Sie ignorierte ihre Arme völlig und nahm Ashleys Kopf in beide Hände. Obwohl auch sie von Panik ergriffen war, schien sie erstaunlich ruhig. Und langsam drang ihre Stimme zu Ashley durch. „Ashley du musst dich beruhigen. Wenn du Panik bekommst, dann machst du es noch schlimmer.“ Ashley versuchte sich zu beruhigen, aber die Schmerzen schienen erbarmungslos zu sein und bewirkten, dass sie noch mehr in Panik geriet. Lily sah, dass alles Reden keinen Sinn hatte und zog Ashley näher zu sich in eine Umarmung. Dass sie dabei von Ashleys Armen gestreift wurde und auch die eine oder andere Wunde davon trug, schien sie nicht zu stören. Sie hielt Ashley fest in den Armen und strich ihr durch die Haare. Ashleys Atmung beruhigte sich wieder und langsam ließ der Schmerz nach und der Schwindel, das Fieber und das Kribbeln in ihren Fingern verschwanden von einem Moment auf dem anderen. Doch die Erschöpfung forderte ihren Tribut. Ashley nahm zwar noch wahr, dass ihre Arme und Hände wieder völlig normal waren, aber danach wurde alles dunkel. Das einzige was sie noch für einige Augenblicke spürte war der Herzschlag und die Atmung ihrer Freundin, in deren Armen sie langsam einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)