Shadowwalkers II von FaithNova (Kampf und Flucht) ================================================================================ Kapitel 17: Drei Worte ---------------------- Zwei Stunden später saß Ashley in ihrem alten Zimmer am Kopfende lehnend auf dem Bett und blätterte in einem alten Buch, welches sie als Kind früher immer gerne gelesen hatte. Lily kam gerade aus dem Badezimmer nebenan und nahm am Fußende des Bettes Platz. Sie strich das übergroße T-Shirt, welches Ashleys Bruder Chris gehört hatte, glatt und sah etwas verloren zu Ashley rüber. Eine Weile lang bemerkte Ashley die Unsicherheit der Dämonin nicht, doch dann sah sie am Buch vorbei zu ihr hin und meinte mit Unverständnis in der Stimme „Was ist los?“ Lily spannte sich daraufhin deutlich an und wich Ashleys fragender Miene aus. „Ich kann wirklich im Wohnzimmer auf der Couch schlafen. Da ist doch nichts dabei.“ Ashley legte das Buch weg und gab einen seufzenden Laut von sich. „Willst du meiner Mutter wirklich erklären, warum du es für sinnvoller hältst auf der Couch zu schlafen?“ gab sie als Antwort zurück. Lilys Augen weiteten sich und vor ihrem geistigen Auge fügte sich eine erschreckende Vorstellung zusammen. Sie hatte wirklich keine große Lust, Grace gewisse Einzelheiten zu erklären. Allerdings bewegte sie sich auch keinen Millimeter von der Stelle. Ashley musterte sie einige Augenblicke und meinte dann schließlich besänftigend. „Ich werde es überleben, Lily. Ich habe auch nicht vor, dich im Schlaf zu erwürgen, okay?“ Lily verzog das Gesicht und erst als Ashley einen Moment lang ein Lächeln nicht mehr zurückhalten konnte, kroch Lily ins Bett und legte sich neben sie. Ashley rieb sich müde die Augen und hielt sich einen Moment lang wieder den Kopf. Besorgt richtete Lily sich auf und beugte sich zu ihr rüber. „Ist alles mit dir in Ordnung? Hast du wieder Kopfschmerzen?“ fragte sie. Ashley nahm die Hand weg und sah Lily einen Moment verständnislos an, dann schüttelte sie den Kopf und meinte: „Nein, ich bin nur ziemlich erledigt, das ist alles. Ich glaube für heute war es das mit den Kopfschmerzen. Zumindest hoffe ich das“ Lily streckte die Hand aus und fuhr ihr mit dem Zeigefinder sanft über die Stirn und auch über die weiße Linie, welche sich über ihre Schläfe zog. Ashley beobachtete sie prüfend und schließlich trafen sich ihre Blicke für einen kurzen Augenblick. Aber Lily konnte dem Blick nicht standhalten. Nervös nahm sie die Hand weg und versuchte Ashley nicht wieder direkt anzusehen. Aber die dachte nicht daran den Blick auch nur einen Moment lang abzuwenden. „Woran denkst du grade?“ fragte sie schließlich mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war. Lilys Augen verrieten für einen Augenblick, dass sie lieber nicht darüber reden wollte. Sie schüttelte den Kopf und versuchte so gelassen wie möglich zu klingen. „An nichts Besonderes.“ Ashley verengte die Augen für einen Augenblick zu Schlitzen. Sie wusste genau, dass das nicht stimmte. „Das glaube ich dir kein bisschen.“ Meinte sie als Antwort. Sie fand es geradezu amüsant, dass Lily im Moment einen schüchternen Eindruck machte – wenn nicht sogar eingeschüchtert. Ashley musste sich zusammenreißen, um nicht laut los zu lachen, als sie sah, dass Lily etwas errötete und versuchte eine passende Antwort zu geben. Doch alles, was ihren Mund verließ waren nur einzelne, zusammen gestammelte Wortfetzen. „Ich… denke nicht… ich will… das ist nicht… Ich weiß nicht wirklich wovon du… wovon du da redest.“ Allein der Blick, den Lily dabei aufsetzte enthüllte das sie nur dem eigentlichen Thema ausweichen wollte. Ashley beschloss schließlich, diesem Spiel schnell ein Ende zu machen und gab Lily einen Kuss auf die Wange. „Du bist so süß, wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, weißt du das?“ hauchte sie ihr ins Ohr. Lily starrte sie verdutzt an. Sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass Ashley soweit gehen würde. Sie griff nach Ashleys Hand und streichelte ihr mit den Fingern über den Handrücken. „Ich bin viel zu leicht zu durchschauen, was?“ Ashley kicherte und meinte belustigt. „Nur, wenn du mit mir schlafen willst.“ Lily entkam ein Lächeln. „Ja, daraus habe ich sonst aber keinen Hehl gemacht.“ Ashleys Finger griffen nach denen von Lily, welche sie die letzten Minuten sanft gestreichelt hatten. Sie zog sie nach oben und hauchte der Hand ihrer Freundin einen Kuss auf. „In gewisser Weise tust du das jetzt auch nicht.“ Flüsterte sie kaum hörbar. Lily beobachtete, wie Ashleys Finger mit den ihren spielten. Und letztlich fragte sie jene Frage, die ihr schon seit heute morgen auf den Lippen brannte. „Willst du mich denn noch?“ Ashley blickte auf und einen Augenblick lang war sie sich nicht sicher, was Lily eigentlich damit meinte. Als ihr aber schließlich dämmerte, was es war, lehnte sie sich vor und fuhr ihr mit der Fingerspitze über die Lippen. Lily wartete sehnsüchtig auf eine Antwort und hatte Mühe, sich angesichts der Zärtlichkeiten von Ashleys Seite zurück zu halten. Nach einer gefühlten Ewigkeit erlöste Ashley Lily von dem quälenden Gefühl der ungewissen Warterei. „Ich war wütend auf dich. Und ein Teil von mir ist es immer noch. Ich weiß, dass du mir versprochen hast, alles zu erklären und keine Geheimnisse mehr vor mir zu haben, aber es tut weh zu wissen, dass du mir solche Dinge nicht anvertrauen wolltest.“ Lily unterbrach sie. Sie wagte die Flucht nach vorne. Ashley war verdutzt, als ihre Lippen von Lilys sanft berührt wurden. Und obwohl sie im ersten Moment Lily für diese Dreistigkeit ohrfeigen wollte, wurde dieser Drang sehr schnell von dem Gefühl verdrängt, welches dieser Kuss in ihr auslöste: Geborgenheit. Es schien ewig zu dauern, bis Lily schließlich – allein um wieder Luft zu holen – den Kuss unterbrach. Ashley hatte die Augen geschlossen gehabt und schlug sie nun wieder auf. Nur Zentimeter voneinander entfernt versuchte Lily zu verhindern, dass Ashley wieder verärgert wurde und lehnte ihre Stirn an die ihrer Freundin. Dann, nachdem sie nach einigen ziemlich heftigen Atemzügen wieder klar denken konnte, versuchte sie sich zu erklären. „Ich habe viele Dinge falsch gemacht, ich bin nicht perfekt und ich werde es nie sein. Aber ich weiß, dass es einen Fehler gibt, eine Sache, von der ich mir heute wünsche, dass ich sie anders gemacht hätte.“ Ashleys Blick war ernst, als Lily sich etwas zurück zog um ihr in die Augen zu schauen. „Und was wäre das?“ meinte sie forschend. Lily studierte ihre Gesichtszüge, versuchte zu erkennen, was Ashley in dem Moment dachte. Schließlich gab sie zur Antwort: „Ich hätte dich an dem Tag, als du mir erzählt hast, sie hätten dich gefunden, einfach mitnehmen sollen. Dann wäre das alles nicht passiert. Dann hättest du nicht so viel durchmachen müssen.“ In Lilys Augen glitzerten Tränen. Nicht einmal sie selbst hatte diese bemerkt, bis Ashley schließlich eine mit einem sanften Kuss auffing. „Ich mache dir deswegen keinen Vorwurf. Ich glaube, dass es genauso passieren musste, wie es passiert ist.“ Flüsterte sie. Lily wischte sich eine neuerliche Träne weg. „Ich hätte dich dadurch aber beinahe verloren. Und alleine dieser Gedanke macht mich fertig. Und das ist meine Schuld.“ Ashley lächelte „Mag sein, aber dadurch, dass du mich beinahe verloren hättest, habe ich dich erst wirklich gefunden.“ Lily runzelte die Stirn in Unverständnis. Im nächsten Moment hatte Ashley die Arme und sie geschlungen und küsste sie. Lily spürte durch den Kuss deutlich zwei Dinge, zum einen Ashleys eindeutiges Verlangen nach ihr und zum anderen den Wunsch, dass sie sich das nicht nur einbildete. Und eben dieses Gefühl führte dazu, dass sie den Kuss abbrach. Ashley dachte aber nicht daran sich davon entmutigen zu lassen und fing stattdessen an, mit ihren Lippen langsam Lilys Hals zu liebkosen. Einige Augenblicke war Lily wie benebelt und vergaß sich in diesen lange ersehnten Zärtlichkeiten. Doch dann kam zumindest teilweise ihr Gehirn wieder in Gang und sie erinnerte sich warum sie den Kuss vorhin abgebrochen hatte. „Ashley… warte bitte.“ Röchelte sie schwach. Insgeheim hoffte ein Teil von ihr, Ashley würde es ignorieren und einfach weiter machen, doch diese vage Hoffnung wurde nicht erfüllt. Ashley hielt inne und musterte Lily mit einer Mischung aus Schadenfreude und Ärgernis. „Was ist?“ fragte sie forsch. Lily fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte sich die ersten Schweißperlen weg. Sie konnte sich nicht erinnern, dass das so anstrengend war, allerdings hatte sie sich auch noch selber dazu gebracht, Ashleys Liebkosungen zu unterbrechen. Sanft strich sie Ashley über die Wange und meinte dann: „Bist du dir ganz sicher, dass es das ist, was du willst? Ich meine… immerhin wolltest du mich vor 24 Stunden noch lieber umbringen, als mich in deine Nähe zu lassen.“ Ashley lächelte. „Stimmt, also solltest du meine Stimmungsschwankung ausnutzen, bevor ich es mir doch wieder anders überlege.“ Ashley beugte sich vor und hauchte einen weiteren Kuss auf Lilys Schlüsselbein. Lily fluchte innerlich. Es war ihr unbegreiflich, wie Ashley es fertig brachte, sie mit so einfachen Dingen so um den Verstand zu bringen. Aber schließlich war das letzte Mal ja wirklich schon eine Weile her. „Was ist mit deiner Mum?“ Fragte sie schließlich und erntete von Ashley ein unterdrücktes Lachen. Das hatte zur Folge, dass Ashley sich schließlich wieder in die Kissen fallen lies und sich erst wieder beruhigen musste, bevor sie antwortete: „Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Sie denkt sowieso, dass wir nichts anderes als das machen, also was soll’s!“ Auch Lily lächelte nun und meinte frech: „Was ist, wenn sie uns erwischt?“ Ashleys Grinsen wurde noch breiter. „Was sollte sie anderes machen, als die letzten beiden Male, als sie uns erwischt hat?“ Und in dem Moment brachen beide in ein Gekicher aus, dass mehrere Minuten anhielt. Schließlich schmiegte Lily sich sanft an Ashley und küsste ihre Wange. „Also, was hast du jetzt vor?“ meinte sie mit einem neckenden Unterton. Ashley drehte sich sanft zu ihr und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Etwas ziemlich unanständiges.“ Lily lächelte, aber ohne, dass Ashley es sehen konnte. Sie hatte eine Hand unter das Oberteil von Ashleys Pyjama auf ihren Bauch gelegt und fuhr langsam nach oben. „Und mit wem genau hast du das vor?“ Ashley beobachte Lilys Hand, die ihren Weg in Millimeterschritten weiter fortsetzte und antwortete dann „Mit jemandem, den ich liebe.“ Lily hielt kurz inne, dann hob sie den Kopf leicht und die Blicke der beiden trafen sich und in diesem Moment wusste Lily genau, was Ashley dachte und ihre stumme Bitte erhörte sie Augenblicke später. „Ich liebe dich auch, Ashley.“ Dann zog Ashley sie wieder zu sich in einen zärtlichen, innigen Kuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)