Shadowwalkers II von FaithNova (Kampf und Flucht) ================================================================================ Kapitel 8: Was du willst ------------------------ Nach Ashleys unruhiger Nacht konnte selbst dieser wunderbar sonnige Tag die Gemüter nicht erhellen. Lily schluckte immer noch schwer an dem was Ashley ihr so an den Kopf geworfen hatte und ging ihr aus dem Weg. Trinity war das Ganze nicht verborgen geblieben und sie hatte nach einigen nervigen und unbequemen Fragen schließlich erfahren, was genau vorgefallen war. Gegen Mittag hatte Ashley sich nach draußen auf die Terrasse verzogen. Sie saß mit angezogenen Beinen in einem Schaukelstuhl und kritzelte mit einem Bleistift auf einem Zeichenblock herum, den ihr Trinity vor ein paar Wochen mitgebracht hatte, um ihr eine Beschäftigung zu ermöglichen. Allerdings benutzt Ashley diesen eher, um ihre Wut etwas besser unter Kontrolle zu kriegen und nicht selten zeichnete sie Strichmännchen, die eine etwas auffällige Ähnlichkeit mit Lily hatten und hämmerte dann stundenlang mit dem Bleistift auf das Blatt ein. Unter anderen Umständen wäre dies wohl komisch gewesen, aber Trinity war klar, dass Ashley das nicht tat, um sich oder andere zu belustigen. Da gab es einfach sehr viel, was sie Lily liebend gerne an den Kopf werfen wollte, aber niemals wirklich den Mut oder die Motivation hatte, es auch tatsächlich auszusprechen. Und weil Lily schon nach gestern Nacht ziemlich am Boden zerstört war, hielt es Trinity für das Beste, sich letztlich doch in diese Angelegenheit einzumischen, da es nicht so aussah, als würden sich die Beiden demnächst aussprechen. Viel eher war es wohl der Fall, dass sie aufeinander losgehen würden. Deswegen setzte sie sich wieder einmal nach draußen gegenüber von Ashley auf einen etwas unbequemeren Stuhl. Ashley sah nur kurz auf, reagierte aber sonst gar nicht auf die Gesellschaft. Vielleicht hoffte sie, Trinity würde dann einfach wieder gehen. Allerdings wurde diese Hoffnung nicht erfüllt. „Ich habe gehört, du hast eine schlimme Nacht hinter dir. Ist alles okay?“ Ashley sah nicht auf und malträtierte den Block mit zunehmender Härte. „Bestens.“ Meinte sie schließlich mit einem auffällig sarkastischen Unterton. Trinity entkam ein Lächeln. So sehr sie dieser Zirkus auch nervte, so lächerlich war es doch andererseits. „Das sieht man.“ Antwortete sie schließlich nicht minder sarkastisch. Ashley legte daraufhin den Block und den Bleistift auf einen kleinen Tisch neben ihrem Stuhl und starrte Trinity herausfordernd an. „Du willst mich doch nicht etwa zu Recht weisen, weil ich sie gestern so dumm angemacht habe, oder?“ zischte Ashley. Trinity zog die Brauen hoch. „Nein, und selbst wenn, wäre es dir sowieso egal. So deutlich wie du ihr gesagt hast, dass sie dich zufrieden lassen soll.“ Ashley wog einen Moment ab, ob Trinity das auch so meinte und murmelte dann. „Das wird sie aber nicht tun.“ Trinity lächelte gequält. „Wenn du so weiter machst, wird sie es eines Tages sicher tun. Aber ich glaube nicht, dass du das auch wirklich willst. Ich glaube, du willst genau das Gegenteil.“ Ashley funkelte sie düster an. „Was soll denn das bitte heißen?“ Trinity lehnte sich nach vorne und flüsterte „Du willst, dass sie sich auch weiterhin um dich bemüht. Dass sie das wieder gut macht, was sie die letzten Jahre versäumt hat. Und gleichzeitig bist du auch immer noch wütend auf sie, und willst, dass sie endlich zugibt, was sie alles falsch gemacht hat.“ Auch wenn Ashley sich innerlich dagegen wehrte, wusste sie doch, dass diese Worte genau ins Schwarze trafen. „Vielleicht will ich das, aber das wird sie nicht.“ meinte sie schließlich kleinlaut. Trinity legte den Kopf schief. „Und wieso denkst du das?“ Ashley seufzte traurig. „Weil sie das noch nie getan hat, selbst als ich noch kein Schattengänger war. Sie war sich nie irgendeiner Schuld bewusst oder hat über ihre Gefühle gesprochen. Sie war immer nur der gefühlskalte Dämon, der lieber in Strategien denkt, als auf sein Herz zu hören. Wahrscheinlich hat sie keins, sonst hätte sie mal irgendwann darüber geredet.“ Trinity sah zu Boden und verkniff sich ein Lächeln. „Hast du das denn getan?“ Ashley sah sie an. „Öfter als ich das zählen kann. Aber sie hat es immer abgewiegelt und mir deutlich gesagt, ich solle aufhören von Dingen zu träumen, die nie passieren werden. Denn ich habe ja keine Gefühle für sie. Das darf ich nicht. Denn immerhin bin ich ein Schattengänger und sie ein Dämon.“ Trinity nickte. „Ja das hört sich nach ihr an.“ meinte sie schlicht. Nach kurzem Schweigen fügte sie hinzu. „Ist es das was du brauchst? Dass sie dir das sagt, was sie fühlt?“ Ashley schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich.“ Trinity hakte nach „Was dann?“ Diese simple Frage veränderte etwas in Ashley. Die Maske aus Wut und Trauer, welche sie in den letzten Wochen so erfolgreich aufgesetzt hatte, schien nun zu bröckeln. An ihre Stelle trat ein Aufblitzen von Angst und echter Verzweiflung. Es war als wäre nun endlich eine Mauer überwunden worden, denn Ashley schien zum ersten Mal selbst klar zu werden, warum sie einfach nur wütend sein konnte. In ihren Augen glitzerten Tränen und sie kämpfte merklich dagegen an, dass sie jeden Moment fließen würden, aber Trinity erkannte schon sehr bald, dass sie diesen Kampf verlieren würde. Sie stand auf und kniete sich vor Ashley hin, die ihren Kopf inzwischen leise schluchzend in ihren Händen vergraben hatte. Sie legte ihre Arme um ihre Schultern und nahm sie in den Arm. „Was ist es, dass du von ihr brauchst, damit sie dich wieder in den Arm nehmen darf?“ flüsterte sie in ihr Ohr. Einige Augenblicke später konnte Ashley aufsehen und mit gebrochener Stimme antworten: „Dass sie mir zuhört, wenn ich es ihr sagen will.“ Trinity schenkte ihr ein ehrliches, aufmunterndes Lächeln und nickte. „Kann ich gut verstehen.“ Ashley schüttelte kaum merklich den Kopf „Nach allem, was ich getan habe, was sie getan hat, wird das wohl nicht passieren. Ich glaube, dass die Chance darauf verloren gegangen ist.“ Trinity nahm sie wieder in den Arm und meinte dann. „Verlier nicht die Hoffnung. Für alles gibt es den richtigen Augenblick.“ Und während Trinity Ashley tröstete und sie im Arm hielt, solange immer wieder die Tränen auf den Boden fielen, bemerkten sie beide nicht, dass drinnen im Haus hinter der offenen Tür schon seit einigen Minuten Lily stand und mit Tränen in den Augen zugehört hatte. Und nun fasste sie den Entschluss, dass es Zeit war, eine andere Art und Weise zu finden, mit dieser ganzen Situation umzugehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)