Drei Minuten mit dem Hauch des Schicksals von Dahlie (Das ist das Ende.) ================================================================================ Kapitel 11: … desto mehr kannst Du hören. ----------------------------------------- Es fühlte sich an, wie nach Luft schnappen. Fred war, als hätte er lange unter Wasser zugebracht und gelang nun endlich notgedrungen an die Oberfläche. Eine schwere Last löste sich von seiner Brust und er hustete. Es dauerte ein paar Herzschläge, bis der Weasley begriff, dass er nicht aus der Tiefe eines Gewässers kam, sondern zurück in die Realität katapultiert worden war. Helles Licht blendete ihn und Fred begriff, dass es sich nicht um die Kerzen handelte, welche den Raum zuvor in warmes Licht getaucht hatten. Seine Kleidung war Schweiß durchtränkt und nur zögerlich wurde sein Blick schärfer. Noch kam es Fred so vor, dass sein Onkel und sein Cousin wie aus weiter Ferne zu ihm sprechen wollten, doch kein Ton erreichte sein Bewusstsein. Die Todesfee schien zu verstummen, aber alles worauf Fred sich konzentrieren konnte, war jede kleine Regung unter seinen Handflächen die auf der nackten Brust seines besten Freundes lag. So bemerkte er auch nicht die seltsamen Lichter, welche die Kerzen ersetzten und nun orientierungslos wie Glühwürmchen durch den Raum schwebten. Sie strahlten Wärme aus und verschwanden, wenn sie mit jemand in Berührung kamen, fast wie Seifenblasen. Fred neigte den Kopf und sah in das starre Gesicht seines besten Freundes. Kein Herzschlag, kein Atem war zu spüren. Er hatte es nicht geschafft. Irgendetwas in ihm zerriss und er ließ den Kopf auf den leblosen Körper sinken. Der Boden unter seinen Füßen brach nun endgültig ein, denn die Tatsache, dass er zu spät gekommen war, ließ ihn begreifen, dass er Albus trotz all der Wut und der Enttäuschung immer als seinen besten Freund angesehen hatte. Doch jetzt war er tot. Heiße Tränen rannten über sein blasses Gesicht. „Fred“, sprach James mit kränzender Stimme, aber mehr als den Namen seines Cousins brachte er nicht über seine Lippen. Dafür fühlte sich sein Körper zu taub an. Ginny vergrub das Gesicht in dem Pullover ihres Mannes und Harry konnte nicht anders als sie einfach nur festzuhalten und die Augen zu schließen. Die Realität sollte verschwinden, zumindest für den Augenblick. „Es ist alles meine Schuld“, flüsterte Fred heiser, kaum hörbar. „Ich hätte sofort reagieren müssen, dich nicht alleine lassen dürfen… ich hätte vertrauen müssen…“ Es war alles sein verfluchter Fehler! Als er den Kopf hob und über den vernarbten Körper seines besten Freundes sah, wurde ihm langsam das Ausmaß an Einfluss bewusst, welche die schwarze Magie auf Albus gehabt hatte. Die Stellen an denen die unnatürlichen schwarzen Adern zu sehen gewesen waren, waren nun aufgerissen und rotes Blut tropfte heraus. Wie ein Häufchen Elend starrte Fred auf die offenen Wunden. Er fühlte sich müde und so ausgelaugt, sodass er begriff, dass es dem Gefühl gleichkam, das er immer nach einem harten Tag hatte, wenn er bereit war ins Bett zu gehen um in den traumlosen Schlaf zu gleiten. Nur, dass er dieses Mal die Schlacht verloren hatte… „Es tut mir leid“, sprach er trocken und richtete sich schwerfällig auf, dabei konnte er seiner Familie nicht in die Augen sehen. Feige wich er ihren Blicken aus. Ganz plötzlich riss ihn etwas wieder herunter. Der gesamte Körper des Weasleys versteifte sich. Eine blasse, knochige Hand hatte seinen Ärmel erfasst und hielt ihn fest. Der Griff lockerte sich und die Hand sank. Gerade noch rechtzeitig erfasste Fred sie. Sein Herz setzte einen Vierteltakt aus. Albus hustete, es war als würden sich seine Lungen erst wieder an Luft gewöhnen müssen. Der Schwarzhaarige hielt sich an seinem Cousin fest, so als müsste er einen Anker fingen, der ihn in der Wirklichkeit behielt. Die grünen Augen suchten den Blick des Weasleys und ganz langsam formte sich ein erleichtertet Lächeln auf den angespannten Lippen des Potters. Noch immer sah er aus wie der Tod, doch dieses Mal eher wie ein Lebendiger. Die weiße Haut war zum zerreißen gespannt, unter den Augen lagen dunkle Schatten, aber es konnte nichts daran ändern, dass ein Stück Leben eben in jenen wieder zurückgekehrt war. Vorsichtig versuchte Albus sich aufzurichten und Fred half ihm dabei. Ohne es verhindern zu können rollte eine Träne über die blassen Wangen des Dunkelhaarigen, der Griff um die Hand seines besten Freundes wurde fester. Sein Atem hing weiterhin keuchend, jedoch beruhigte er sich allmählich wieder. „Zitronenbrausebonbon, ja?“ Fred nickte heftig, unfähig etwas zu sagen, zu groß war die Welle des Glücksgefühls, die nun seinen Körper überrollte. Er spürte, dass die anderen Potters zu ihnen traten. Weinend strich Ginny ihrem Sohn durch das schwarze Haar, während Harry sich sofort mit James zusammen um die offnen Wunden, auf dem ausgemergelten Körper kümmerten. Lily ließ sich neben Fred nieder und versuchte erst gar nicht den Tränenfluss, der sich seinen Weg bannte, stoppen zu wollen. Als Albus auf seine offenen Hände sah, die von seinem Vater gesäubert wurden und schließlich verbunden, spürte er zum ersten Mal wieder sein Herz schlagen. Es war, als würde er wirklich existieren und nicht auf sich herab schauen, oder von jemand in seinem inneren in eine andere Ecke gedrängt werden. „Das, was ich gesehen habe, war das?“, begann Fred langsam und Albus schluckte um seinen Hals zu befeuchten: „Eine Todsünde. Luna ist daran gestorben, denn sie jagen jeden Erben Hogwarts.“ James und Harry tauschten einen Blick aus, ehe der Auserwählte fragte: „Dann wird jeder von euch in den Tod getrieben?“ „Schluss damit“, führ Ginny energisch dazwischen. „Lasst ihn in Ruhe mit der Befragung!“ Es war jedoch Albus selbst der freiwillig auf die Fragen antwortete: „Ja, außer Alice, ihr Fluch traf mich.“ „Ich verstehe nicht-“, gab Harry zu und runzelte verwirrt die Stirn. Albus holte tief Luft, dabei spürte er jede einzelne Rippen und tastete an seiner Seite entlang. Es tat gut diese Art von Schmerz zu spüren, so war er doch so nichtig und harmlos, ganz anders als den, den er in den letzten Monaten ausgehalten hatte. „Die Wahnvorstellungen, dies war der Fluch der mir galt“, begann er trocken zu erklären. „Ich bin ein Pakt mit Superbia eingegangen, nämlich, dass Alices Fluch mich treffen würde, was folgte-!“ „War das Koma“, schlussforderte James hastig, das Entsetzen war ihm anzusehen. „Weißt du, wie viele Todsünden beteiligt sind?“ Albus schloss kurz die Augen, so als müsste er sich erinnern. „Wirklich gesehen habe ich nur Suberbia und Luxuria, aber da war noch etwas… etwas dunkles“, er sah Fred an. „Und immer, wenn Es da war, fühlte ich mich so…“, er suchte nach dem richtigen Wort und sein bester Freund versuchte auszuhelfen: „Alleine, traurig, enttäuscht?“ „Wütend“, schloss Albus und bemerkte, dass die Todesfee ihn mit entsetzen ansah. „Zorn“, flüsterte sie ehrfürchtig. „Die älteste und mächtigste Todsünde des Diabolus, Ira.“ Albus sah die Todesfee direkt an und fragte: „Ist einer von ihnen hier im Zimmer?“ Die schwarzhaarige Gestalt sah sich um, keine Regung war in ihrem Gesicht zu sehen und sie verneinte. Erleichtert atmete der Potter aus und spürte wie eine Last von seinen Schultern wich. Dafür versteifte sich neben ihm Fred. „Al… du hast gesagt, dass Luna dran gestorben ist und die Alice´s Fluch übernommen hast, aber, was ist mit Scorpius?“ Die beiden sahen sich einen Bruchteil der Sekunde an. Eine schreckliche Vorahnung befiel sie. - - - Im Ministerium herrschte Chaos. Überall schrien Menschen durcheinander, Halbriesen wollten sich mit Gewalt Gehör zu schaffen und übereifrige Auroren versuchten diese festzunehmen. Die rechtschaffene Handlung sorgte jedoch lediglich dafür, dass noch mehr Unruhe unter den Angestellten verbreitet wurde. Noch nie hatte jemand die Zaubergesellschaft so offensichtlich angegriffen. In Russland war eine große Abteilung des Ministeriums unter der Erde Opfer eines Anschlags. Frankreich kämpften, seit Anbruch des Tages, Auroren damit, dass die renommierte Beauxbaton-Akademie in der Nähe von Cannes nicht sichtbar wurde. Auch der Süden Europas versuchte die Krise einzudämmen, welche ein schwerer Orkan verursacht hatte, dessen Ursprung eindeutig nachweisbar magisch war. Erst als eine Stunde nach der Hysterie Harry Potter im Ministerium eintraf und zu einer Sitzung der geschätzten Auroren der Welt einberief. Seine strikten Anweisungen wurden direkt befolgt und zum ersten mal in seinem Leben beobachtete Elliott Parkinson, welchen Respekt man den einstigen Auserwählten entgegen brach. Niemand gab ein Widerwort, alle hielten sich an dem was er verlangte. Es war als hätte Harry Potter sämtliche Züge wieder auf die richtigen Schienen gesetzt. Das Chaos lichtete sich allmählich. Jemand kümmerte sich um die Reporter der Tageszeitungen, trennte hitzige Auroren voneinander und sorgte dafür, dass Angehörige in Kenntnis über die schweren Anschläge gesetzt wurden. Ebenso schickte man eine Suchtruppe los, um Vermisste aufzuspüren. „Parkinson!“ Elliott zuckte kaum merklich zusammen und hielt sofort inne. Potter hatte ihn gerufen und sofort ließ er die Akten sinken. Der ehemalige Gryffindor kam eilend auf ihn zu. „Was tun Sie da?“ – „Wooder verlangt das ich-!“ Unwirsch unterbrach ihn Harry: „Das kann warten, Sie machen sich jetzt sofort auf den Weg nach unten, Sie passieren Percy und sagen ihm, Hexenbesen, Zauberhut, heute hab´ ich den größten Mut. Und wenn Sie schon dabei sind, schicken Sie eine Nachricht an Scorpius, er soll so schnell wie möglich anwesend sein.“ „Ich verstehe nicht, was genau Sie damit vezwecken wollen“, brachte Elliott gerade noch heraus, denn Harry hatte sich bereits wieder zum gehen gewand. Immer wieder eilten hektische Auroren an ihnen vorbei, der Boden war übersäht von Unterlagen die normalerweise geordnet in einem Regal verstaut lagen. Der Lärmpegel war ungewöhnlich hoch. Der Auserwählte blieb stehen und kam noch einmal auf Elliott zu. Seine Miene war ernst: „Unten findet das Treffen des Ordens statt, Sie werden dran teil nehmen und jetzt setzten Sie sich mit Scorpius in Kontakt. Ich weiß, dass Sie beide den einen oder anderen Trick beherrschen, um das Ganze ein wenig zu beschleunigen.“ Er zwinkerte und Elliott sah ihn verdattert an. Erst als die grünen Augen des Potters auf seinen rechten Unterarm fielen, begriff er, was ihn der Ältere zu verstehen gegeben hatte. Dann machte er auf den Absatz kehrt und Elliott zögerte nicht. Hastig legte er die Spitze seines Zauberstabs auf das dunkle Mal, welches mit den Jahren war blasser geworden war, aber die Vergangenheit nicht ruhen ließ. Der Malfoy würde wissen, dass nur zwei Leute ihn hätten rufen können. Draco oder er. Dann eilte Elliott zu den Aufzügen. Dort prallte er fast mit Ted Lupin und Molly Weasley zusammen. Keiner von ihnen sagte etwas, auch als sie zu dritt Percy Weasley passierten, verlor nicht einer einen Ton. Elliott dagegen musste hart schlucken als er die gigantische Halle betrat. Der Raum war rund und hatte mehr als zwanzig Kamine aus denen ununterbrochen Auroren flohten. Der ehemalige Todesser musste den Hals recken, um die Stockwerke, über dessen Gelände ebenfalls Auroren aus aller Welt lehnten, sehen zu können. Alle redeten durcheinander und Elliott erkannte verschiedene Sprachen. Natürlich kannte er das Bild solcher großen Versammlungen aus seiner Zeit, als er noch unter Voldemort agiert hatte. Doch jetzt eine zu sehen, wo sich das Gute der Welt vereinte, nahm Elliott die Sprache. Die Farben der Aurorenumhänge verwandelten den gigantischen Saal in ein buntes Meer der Hoffnung. Nur die angespannte Stimmung trübte die eigentliche Bedeutung des Anwesenden. Elliott stieß fast mit jemand zusammen und erkannte Ronald Weasley, den Mann, den er es zu verdanken hatte das er noch lebte. Knapp nickte er den in die Jahre gekommenen rothaarigen Mann zu. Dann beobachtete Elliott, wie sich in der Mitte des runden Saals eine Lücke bildete und eine Hexe mit verstärkter Stimme sprach: „Ich bitte um Ruhe!“ Sie wiederholte sich noch zweimal und die tobenden Stimmen verstummten. Hermione Weasley, geborene Granger genoss nun die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Anwesenden. Das lange braune Haar, das nun ein paar graue Strähnen aufwies, war streng zurück gekämmt. Sie trug den pflaumenblauen Umhang für Britannien und hielt sicher ihren Zauberstab in den Händen, um sich gegebenen Falls mit Gewalt Gehör zu verschaffen, obwohl solch eine Tat nicht zu ihrer Art passen erschien. Die Lücke um sie wurde größer und drei weitere Auroren traten zu ihr. Victor Krum mit einem grünen Umhang, an dessen Kragen Pelz zu sehen war. Maria von Ulrich, eine alte Hexe in einem leuchtend gelben Umhang und links von ihr einen greisen Chinesen. Hiro Chow stützte sich auf seinem Stock, die weiße Farbe seines Mantels und der große schwarze Stern auf seinen Rücken schien die schmächtige Gestalt zu erdrücken. „Sicherlich wissen Sie bereits von den Anschlägen“, sprach die Stimme der einstigen Granger ruhig und betont eindringlich. „Aber das ist kein Grund in Panik auszubrechen. Ich bitte Sie deshalb ruhig zu bleiben und sich in den Räumen ihrer jeweiligen Vorgesetzten einzufinden.“ Leises Getuschel ertönte, doch noch bevor sich auch nur einer zum gehen wenden konnte, erhob Victor Krum seine Stimme: „Der Sinn darin verfehlt sich!“ Sofort hielt jeder inne, alle Blicke waren auf ihn gerichtet. „Die Ermittlungen haben bereits einen Verdächtigen ergeben, der sich mit Nichtanwesenheit verrät.“ Hermine sah ihn verwirrt an, doch Krum schien dagegen genau zu wissen, was er sagen wollte. Seine Miene war kalt und ausdruckslos. Die schwarzen Augen spiegelten Verachtung wieder. Er wand sich an die Menge Auroren: „Wir wussten immer, dass der Name Malfoy mit Verrat verbunden Wir wussten alle, dass es ein Fehler ist, einen einstigen Todesser so viel Vertrauen entgegen zu bringen. Denn jetzt sehen wir ja, wo er ist, in solch einer dunklen Stunde.“ Der Bulgare hob seine Stimme an. „Wir alle sehen, dass weder Scorpius Malfoy noch sein geistig verwirrter Vater hier sind!“ In der Halle war es so still, das man eine Stecknadel hätte fallen hören. Keiner regte sich, weshalb Victor Krum ausführte: „Das bedeutet nun, dass die Jagt auf ihn eröffnet wird, mit oder ohne Einwilligung der Minister. Wer das Wohl der Allgemeinheit gefährdet, gehört verhaftet und zum Tode verurteilt!“ „Scorpius gefährdet nicht das Allgemeinwohl!“, entfuhr es Elliot laut und sofort sonnte er sich ungewollt in der Aufmerksamkeit sämtlicher Anwesenden. Dass jeder ihn ansah, machte ihn nervös, er hatte sich noch nie wohl im Mittelpunkt gefühlt. Heute nicht und früher auch nicht. Die Handflächen des russischen Aurors waren schweißnass und er schluckte hart. „Er ist seit Monaten ununterbrochen dabei Unschuldige zu schützen.“ Es war, als würden seine Worte kein Gewicht haben, denn sofort hielt Krum dagegen. Höhnend wollte er wissen: „Wenn er so vorbildlich ist, wie ihr sagt, wo ist er dann? Ich will es euch sagen; er hat sich feige auf und davon gemacht!“ Unsicher stützte sich der Älteste unter ihnen von einem Bein auf das andere. Hiro Chow räusperte sich: „Wir sollten diesem Verdacht nachgehen, aber auch berücksichtigen, dass sich Mr. Malfoy durch hervorwagender Führung bereits Verdienst erworben hat. Einen solchen Verdacht sollten Sie mit Vorsicht aussprechen, Mr. Krum.“ „Er nimmt sich zu viel heraus, missbraucht die Macht von Ministerin Greengrass für eigene Interessen und nutzt so die Schwachstellen der englischen Regierung!“ Von den Worten des weisen Alten ließ sich der Bulgare jedoch nicht einschüchtern. „Die fehlende Anwesenheit ist Beweis genug, ebenso seine fehlende Qualifikation seine Mitarbeiter gewissenhaft einzusetzen! Statt Verdächtigen nachzugehen, behindern sie seit zwei Wochen meine Leute!“ „Vielleicht müssen Sie das, um andere Hindernisse aus dem Weg zu räumen!“, meldete sich eine weibliche Stimme zu Wort und die Haltung des Bulgaren spannte sich an, als er die Ministerin des englischen Ministeriums einschreiten sah. Der pflaumenblaue Umhang mit den goldenen Stickereien unterstrich ihren Rang. Das lange, schwarze Haar war zu einem Zopf geflochten und die hellbraunen Augen wachsam. Unter ihren Mantel trug sie schwarze, elegante Kleidung, jederzeit einsatzbereit. Hinter ihr traten zwei weitere Auroren ein und mit ihnen ein weißblonder Mann mit Stock, der sich sofort neugierigen Blicken ausgesetzt fühlte. Draco hatte schon lange keine Versammlung mehr erlebt, bei der so viele Zauberer und Hexen anwesend waren. Die Pompösität kam ihm seltsam unangebracht vor und er ließ die grauen Augen knapp schweifen, ganz so als wäre er auf die Suche nach jemanden. Astoria baute sich vor den vier Leitern des Phönix Ordens auf. „Ich wurde in Kenntnis gesetzt, dass Sie eine Versammlung wegen der Anschläge einberufen. Niemand hat ein Wort darüber verloren, dass es hierbei darum geh,t jemanden zu verurteilen, der sich als Schuldigen anbietet.“ „Und noch dazu keine Chance hat sich zu verteidigen, weil er nicht anwesend ist“, setzte Draco ohne Scheu hinzu und strafte Krum mit einem ungehaltenen Blick. „Allerdings sind seine Anschuldigen auch nicht aus der Luft gegriffen“, mischte sich ein Auror aus Irland ein, der sich zum Rand der Menge durchgekämpft hatte. Mehrere Leute gaben ihre Zustimmung kund und erneut stieg der Lärmpegel. Hysterische Stimmen erfüllten die Halle. Hermine wurde dem plötzlichen Trubel nicht mehr Herrin und versuchte nach ein paar erfolgslosen Aufforderungen keine Ruhe mehr zu schaffen. Draco und Victor sahen sich ausdruckslos an, doch Astoria bemerkte beim genaueren Hinsehen, dass sie einander nicht mit Abneigung, sondern mit tiefem Hass begegneten. In solchen Augenblicken erkannte die Dunkelhaarige, dass aus ihm ein typischer Vater wurde. Nur mit viel Selbstbeherrschung gab der Malfoy dem Verlangen, den alten Rivalen nicht zu verfluchen, nicht nach und wandte sich ab. Er sah gerade noch, wie Harry Potter die Halle betrat, gefolgt von zwei weiteren Personen. Verwirrt runzelte der Blonde die Stirn, denn er erkannte Fred Weasley den Zweiten und den Sohn des ehemaligen Auserwählten, der vor wenigen Stunden noch in einer Art Koma gelegen hatte. Die Haut des Quidditchspielers war mit Blutergüssen überzogen und die dunkle, improvisierte Kleidung gab ihm das Abbild eines Menschen, der dem Tod so gerade von der Schippe gesprungen war. Dass er damit fast ins Schwarze traf, ahnte Draco nicht. „Was ist hier los?“, fragte Harry in einem scharfen Ton, niemand schien sein Eintreten bemerkt zu haben und Draco erklärte: „Krum beharrt darauf, dass Scorpius der Anführer einer Neo-Todesser-Generation ist.“ Der ehemalige Gryffindor sah ihn an, als würde er das ganze für einen schlechten Scherz halten, doch Draco war noch nicht fertig: „Seine Idee findet natürlich vorbildlichen Anklang.“ Er nickte auf die diskutierende Menge von Auroren. Die Idee von einer gemeinsamen Einheit, die gegen eine neue Bedrohung kämpft verlor mehr und mehr an Umsetzungsmöglichkeit. Hilflos strich sich Harry durch das angegraute schwarze Haar. Sein Blick fiel auf Albus, der ihnen von der tatsächlichen Bedrohung erzählt hatte und der lebende Beweis war. Doch niemand würde ihnen zuhören. Die Pflanze namens Misstrauen hatte ihre Wurzeln gestreckt und war nun dabei den ganzen Asphalt für sich einzunehmen. Sie standen vor einer neuen Bedrohung und statt sich mit dieser auseinander zu setzten versanken sie in einem privaten Kleinkrieg aus Misstrauen und Hetzerei. Harry Potter sah sich um. Er konnte nicht glauben, dass diese Nichtigkeiten sie bei einem Krieg hinderten, den sie zu verlieren drohten. Der einstige Held wurde wütend und richtete die Zauberstabspitze vertikal in die Luft. Ein greller Blitz erschien und mit ihm ein gewaltiger Knall, der Augenblicklich sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Im nu herrschte eine erschreckende Stille. Die grünen Augen des Aurors funkelten und jeder Funken Güte war aus seinem Gesicht verschwunden. Nun vollzog die blanke Wut eine Maske. Es war ein Ausdruck, den keiner der Anwesenden seit der Schlacht gegen Voldemort je wieder gesehen hatte. „Ruhe!“, brüllte Harry unnötigerweise, sein Gesicht verfärbte sich rot und er ließ seinen Blick schweifen. „Vor unserer Tür steht ein Krieg, der sich nicht mehr vermeiden lässt und ihr habt nichts anderes zu tun, als wilde Vermutungen anzustellen?“ Harry zwang sich zur Ruhe. Er zeigte mit den Finger auf eine Tür und erklärte mühsam beherrscht: „Die Anschläge sind eindeutig nicht menschlicher Natur! Mehrere Spezialisten waren dort draußen und können dies bestätigen und falls Misstrauen regt: Bei den Spezialisten handelt es sich um die Familie Weasley!“ Harry trat auf Viktor zu und sah diesen verstimmt an, doch statt das Wort an ihn zu richten rief er: „Ich werde Scorpius Malfoy herzitieren lassen und dann gehen wir den Anschuldigungen nach. Aber vorher verlange ich, dass ihm auch nicht nur ein verdammtes Haar gekrümmt wird!“ Erleichtert atmete Draco aus und Harry wandte sich an seinen Patensohn und seine Nichte. Molly wusste bereits, was auf sie zukommen würde. „Ich wünsche, dass ihr versucht Scorpius ausfindig zu machen! Sofort!“ „Das ist nicht nötig.“ Die Menschen fuhren herum und Scorpius schritt durch eine Schneise aus Auroren. Er trug den blutroten Umhang des russischen Ministeriums. Unter seinen Augen lagen tiefe Ränder und er wirkte merkwürdig fiebrig. Dennoch waren seine Schritte kraftvoll und bestimmt. Sein Herz klopfte bis zum Hals, hinter sich spürte er die Anwesenheit von Rose und das Gefühl von Sicherheit schlich sich durch seinen Körper. Knapp sah er auf Albus, der schwach neben Fred stand und ihm ein angedeutetes Lächeln schenkte. Scorpius erwiderte es, dann widmete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Mitte des Kreises. Seine linke Hand umklammerte den Zauberstab fester und er versuchte jeden Funken Abneigung, den er gegen Viktor Krum hegte, zu verdrängen. „Sie klagen mich des Ministeriumsverrat an?“, sprach er ruhig, doch der Klang seiner Stimme zerschnitt die Anschuldigung förmlich in der Luft. „Darf ich erfahren, welche Beweise Sie mir diesbezüglich vorwerfen wollen, oder stützt sich ihre Aussage einzig auf die Vergangenheit?“ Um seine Worte zu unterstreichen, entblößte er das dunkle Mal, welches nun dank Elliott auf seiner Haut brannte. Sofort hielt die Menge erschrocken die Luft an und Scorpius beobachtete, wie Viktor Krum die Lippen aufeinander presste. Da keine Antwort folgte, streifte sein Blick kurz Harry Potter und dieser nickte ihm aufmerksam zu. Unruhig schritt Scorpius Hyperion Malfoy vor den geschätzten Auroren der Welt auf und ab. „Wir alle verfolgten ein einziges Ziel; der Welt den wohl verdienten Frieden zu sichern. Denn nach sieben Jahren, vier Monaten, achtundzwanzig Tagen, dreizehn Stunden und sechs Minuten ist er vorbei!“ Er holte tief Luft, seine Worte hallten beinahe an den hohen Wänden wieder. Der einstige Todesser erblickte erschrockene, aber auch gefasste Gesichter. Die Menge schien aus gänzlich Unbekannten zu bestehen, doch je genauer Scorpius sie musterte, umso mehr Bekannte erkannte er. Der alte russische Zauberminister Romanov, stützte sich auf seinem feinen Stock, er trug den blutroten Umhang und hinter ihm bildeten die Kollegen aus dem langzeitigen kommunistischen Land eine geschlossene Einheit. Ein Lächeln umspielte Scorpius Mundwinkel. Jedoch nicht lange, denn er fand bereits die neuen vernichtenden Worte, welche die Realität in Stein meißelten und für die nächsten Tage sämtliche Zeitungen füllen würde. „Es herrscht ein neuer Krieg!“ Ein jeder schien es geahnt zu haben, doch bislang verschloss die Menschheit die Augen vor der unvermeidlichen Tatsache. Scorpius blieb stehen und er sah seinen einstigen Schwager an. „Unsere Feinde haben dieses Mal nichts Menschliches mehr an sich, stattdessen haben wir es mit den sieben Todsünden zu tun.“ Zum ersten Mal unterbrach jemand Scorpius Ansprache. Ungehalten polterte Viktor Krum: „Dafür hast du nicht den geringsten Beweis! Und ist dir klar, was es bedeuten würde, wenn wir auch nur gegen eine peccatum mortiferum ankämpfen müssen? Ein Sieg wäre unmöglich!“ Scorpius sah seinen Mitstreiter nicht an, sondern sein Blick unentwegt auf Elliott gerichtet. Statt Gräm, verspürte er eine tiefe Traurigkeit. „Du hast sie gesehen, nicht war, Elliott? Sie haben nicht nur Potter heimgesucht, sondern auch dich.“ Der gesamte Saal sah nun zum letzten Familienmitglied der Familie Parkinson. Elliott spürte, dass sein Hals trocken wurde. Er zwang sich den Blick aufrecht zu behalten und antwortete: „Ja, Luxuria erschien mir zum zweiten Mal.“ „Was soll das bedeuten?“, mischte sich Hermione Granger ein und er gestand schamvoll: „Kurz, bevor ich siebzehn wurde, suchte sie mich zum ersten Mal auf und vor wenigen Wochen trat sie erneut in Erscheinung und machte mir ein Angebot.“ Einige Auroren in seiner Nähe rückten ein paar Schritte zurück und er sah stumm zu Boden. Niemand sagte etwas, erst als Hiro Chow sein Wort an ihn richtete, zog sich zum ersten Mal an diesem Abend sein Magen zusammen: „Erzählt uns davon.“ Elliott kam der Bitte des Alten nach und berichtete von dem Versprechen, eine Welt nach den alten Gesetzen wieder auferstehen zu lassen. Er beschönigte nichts und gestand, dass er sich die Herrschaft vom dunklen Lord zurück gewünscht hatte, weil er in der neuen Ordnung keinen Anschluss fand und sich nicht zu Recht finden konnte. „Sie wollte meine Hilfe und ich hätte beinahe meine Seele für ein Leben in Dunkelheit und Krieg gegeben.“ Die deutsche Maria von Ulrich musterte ihn ausdruckslos. „Was hat dich davon abgehalten?“ Zum ersten Mal an diesem Abend reckte Elliott das Kinn und ein sanftes Lächeln huschte über seine Lippen. Sein Gesicht strahlte pures Glück aus und er wirkte so gelöst, wie Scorpius ihn noch nie gesehen hatte. Stolz sah er der deutschen Hexe direkt ins Gesicht und sprach: „Ich bin Vater.“ Es war, als würden diese drei Worte alles erklären. Elliott sah nicht, wie hinter ihm der russische Minister Romanov das Gesicht verzog und anerkennend nickte. Scorpius schloss sich ihm an und zum ersten Mal sah er, dass Elliott nicht im Zwiespalt mit sich selbst stand. Er hatte sich für eine Seite entschieden, ob bewusst oder unbewusst, Tatsache war: er stand mit beiden Beinen in einer Schlacht neben ihm. „Wissen Sie“, sprach Elliott ruhig, aber mit einer Stimme, so klar wie die Tiefe eines Sees. „Ich möchte nicht, dass meine beiden Jungen in derselben Welt aufwachsen, wie ich. Sie verdienen etwas Besser und vor allem verdienen sie es, Kinder sein zu dürfen.“ Er sprach von seiner eigenen Kindheit, welche mit acht Jahren bereits vorbei war und Scorpius sah das unsichtbare Band vor sich, dass sie einander für verbunden erklärte. Ein Blick auf Hiro Chow und Maria von Ulrich verriet dem Malfoy, dass auch sie den Wandel in Elliott bemerkt hatten. Er nickte und wandte sich wieder dem Meer aus Auroren zu. „Elliott Parkinson und ich sind ehemalige Todesser. Es ist nicht zu verleugnen, dass wir auf der Seite des dunklen Lords aufgewachsen sind und wir seine Ideologie geteilt haben.“ Es war ein Zugeständnis, dass mit unruhigen Lauten aufgenommen wurde, doch Scorpius setzte hinzu: „Allerdings möchte ich Sie daran erinnern, dass wir keine andere Chance hatten. Wir waren Kinder und haben uns den Worten der Erwachsenen gebeugt. Jetzt, sieben Jahre später, haben wir in der neuen Welt Fuß gefasst und keinen Grund für einen neuen Krieg.“ Niemand sagte etwas, alle starrten ihn schweigend an und Scorpius atmete tief durch. „Wenn es uns nicht gelingt, das Unvergessliche zu vergessen, bemühen wir uns das Unvergessliche zu verzeihen.“ Unweigerlich schrieben seine Worte in diesem Augenblick Geschichte. Scorpius spürte sein heftig schlagendes Herz und Hitze überkam ihm. Es war, als würde Fieber in seinem Körper ausbrechen. Eine kalte Hand griff um sein Herz und Scorpius wurde bewusst, dass er nicht mehr all zu lange aufrecht stehen würde. Das Blut in seinen Adern rauschte ungewöhnlich laut, doch er zwang sich standhaft zu bleiben. Jemand trat neben ihm und legte eine Hand auf seine Schulter. „Der Junge hat recht“, sprach Hiro Chow. „Statt zu streiten und einander zu misstrauen, sollten wir einen Weg finden, die Todsünden davon abzuhalten, unsere Welt ins Chaos zu stürzen!“ Ganz plötzlich platzte der Knoten und die Menschen jubelten. Die Zustimmung fand keine Grenzen. Vergessen war der Gräm und die Anklage wegen Ministeriumsverrat. Sofort sprang Harry ein und begann zusammen mit Hermione die Gruppen einzuteilen, denn es war höchste Eile geboten. Eine Gruppe von Deutern musste sich mit Albus befassen, andere sollten bedeutungswichtige Orte beobachten, denn jeder Zeit konnte ein weiterer Anschlag verübt werden. Ein heiloses Durcheinander begann und es war für Scorpius der Augenblick, einen Moment der Schwäche zu zulassen. Die Hand umklammerte sein Herz fester und ganz langsam schien er die Anzeichen deuten zu können. Die ständigen Kopfschmerzen, die Alpträume und nun seine realen Schmerzen, welche von Minute zu Minute schlimmer wurden. Unauffällig sah sich Scorpius um. Er musste hier verschwinden und zwar so schnell wie möglich und ohne, dass ihn jemand aufhielt. Draco humpelte durch das Chaos. Seine grauen Augen suchten den blonden Haarschopf seines Sohnes, doch dieser schien sich in Nebel aufgelöst zu haben. - - - Scorpius apparierte so bald er konnte. Die Hitze schien ihn innerlich aufzufressen. Erst, als er die kühle Luft auf seiner Haut spürte, öffnete er erneut die Augen. Sie waren blutunterlaufen und schmerzten. Hastig sah er sich um und erkannte, dass er sich in einem unbekannten Feld befand. Die Weizen standen hoch und unter seinen Füßen fühlte sich der Boden matschig und haltlos an. Die Hände des Malfoys lösten den Umhang und er glaubte kurz, wieder frei atmen zu können. Allerdings nur einen Augenblick. Der Himmel verdunkelte sich und ein heftiger Sturm kam auf. Scorpius keuchte und ohne, dass er aufsehen musste, wusste er, wer ihn mit seiner Anwesenheit beehrte. Wie von selbst umklammerte er seinen Zauberstab fester. „Ira.“ Nichts war zu hören, außer das Rauschen eines weiteren Umhangs und Scorpius zwang sich, der Todsünde mutig ins Gesicht zu sehen. Stattdessen erblickte er allerdings eine Maske und kurz war ihm, als hätte man ihn zurück in die Zeit des dunklen Lords katapultiert. Die Todsünde kam einem Diener des Lords gleich und unwillkürlich straffte sich die Haltung des Malfoys. „Was willst du von mir?“ Genüsslich hüllte sich Ira in Schweigen und begann sich zu bewegen. Seine Hände, welche aus blanken Knochen bestanden, strichen über die Oberfläche der Weizen und nachdenklich neigte die Todsünde den Kopf. »Wieso kommst du auf den Gedanken, dass ich etwas will, Scorpius?« Ira schmunzelte und Scorpius rieselte eine Gänsehaut über den Körper. Erneut bemerkte er, dass seine Sicht nachließ und er die Umrisse der Todsünde als einziges wahrnahm. »Ich habe doch schon alles, was ich wollte. « Die Haltung des Auroren versteifte sich und er sprach: „Ich weiß, dass ihr hinter den Erben Hogwarts her seit, was genau bezweckt ihr damit?“ Statt auf die Frage einzugehen, musterte Ira ihn und ihm war, als würde er bis auf den Grund seiner zerrüttelten Seele blicken. »Dafür, dass du ein so berüchtigter Auror bist, hast du relativ spät begriffen, in welche Richtung sich die Welt nun dreht. « Scorpius wusste nicht wovon er sprach und schwieg. Ira dagegen schien seinen Auftritt zu genießen. »Deine Kopfschmerzen, die Alpträume, ich habe nur ein bisschen Nachhelfen müssen, alles andere erledigte dein Unterbewusstsein von ganz alleine. « Ihm wurde Bange und Scorpius schluckte hart. „Wovon redest du?“ Nun sah ihn die Todsünde direkt an und die Knochenhände glitten zu der eisernen Maske, der Umhang bauschte erneut auf. »Scorpius, weißt du welche Todsünde ich bin? « Der Angesprochene hüllte sich in Schweigen, sein Herz klopfte bis zum Hals, trotzdem wagte er es nicht zu antworten. »Ich bin Ira, die Todsünde der Rachsucht und Vergeltung. « Ganz langsam zog er sich die Maske vom Gesicht und als Scorpius begriff, wenn er vor sich hatte, riss der Boden unter seinen Füßen in zwei. Das Gesicht hatte er seit sieben Jahren nicht mehr Gesehen und mit einem Mal schien es wieder gegenwärtig zu sein. Geschockt schnappte Scorpius nach Luft und hatte das Gefühl, dass ihn jemand das Herz aus der Brust riss. Er erkannte die aristokratischen Züge seines besten Freundes. Richard Zabini. Er war in der Schlacht gegen den dunklen Lord gefallen und Scorpius hatte ihn das letzte Mal gesehen, kurz nachdem er Rose kennen gelernt hatte. Danach war jeder Gedanke an seinem besten Freund so gut es ging verdrängt worden. Es fiel dem Malfoy schwer, seine Lippen zu befeuchten und seine Stimme wieder zu finden. „Mach dich nicht lächerlich, Richard war ein Sterblicher!“ Die Todsünde grinste so gehässig, als hätte sie mit dieser Äußerung gerechnet. »Natürlich war dein treuer Begleiter ein Sterblicher, aber du musst gestehen, er wusste mehr als ein anderer über dich. Er kannte deine Schwächen, deine Stärken und ganz besonders deine Ambitionen. « Ira blieb stehen und sah in den Himmel. »Aber noch mehr kannte er dein Herz und den Drang nach Anerkennung und einem Platz in der Welt. « Scorpius wurde schwindelig und seine Beine knickten unter seinem Gewicht ein. Kaum berührten seine Knie den matschigen Boden, trat Ira näher. Er roch Tod und verbranntes Fleisch. »Du hattest für einen Augenblick alles. Jemand, der dein Herz erwärmte, Anerkennung und du hast töricht geglaubt, in der neuen Welt Fuß fassen zu können. « Ein wirres Kichern ertönte und Scorpius bemerkte erneut den kalten Griff um sein Herz. Unbarmherzig fuhr Ira fort und es schien, als würde er jedes Wort genießen. »In einer Nacht wurde dir alles genommen, die Frau die du liebst, deine Freiheit und die Anerkennung, die dir zustand. Und wessen Schuld war das? « Kurz machte er eine Kunstpause und sprach schließlich jene vernichtenden Worte: »Ronald Weasley hat die Früchte für dein Unglück zu tragen und das hast du ihm nie vergessen. Doch statt deiner Wut und deinen Rachegelüsten freien Lauf zu lassen, hast du sie unterdrückt. « Scorpius spürte, wie die knochige Hand über seinen Kopf strich, er roch den Atem der Todsünde und sein Bewusstsein verschwand. Haltlos fiel sein Körper in sich zusammen und Ira sah auf ihn herunter. »Es ist an der Zeit, dass du zu Ende führst, wonach sich dein Geist die ganze Zeit sehnt. Rache.« Die Gestalt der Todsünde veränderte sich und er sah ausdruckslos auf den Bewusstlosen herunter. Ira setzte sich erneut seine Maske auf und als er den Kopf hob, sah er auf die blassen Gestalten, die einen Kreis um ihn herum bildeten. Ihr Dasein kam einem Nebel gleich, doch trotzdem besaßen sie die Macht, in der neuen Welt etwas zu bewegen. Mehr und mehr erreichten die Körper eine menschliche Form, schließlich blieben die Gestalten stehen. Sie alle trugen die Farbe schwarz und wirkten so finster wie die Nacht. Ira drehte sich einmal um sich selbst und breitete die Arme aus. Seine Lippen zierten ein hämisches Lachen, es klang wahnsinnig und weltfremd. »Liebe Freunde«, verkündete er feierlich. »Es ist an der Zeit, die neue Welt wissen zu lassen, dass auch ihr über den Tod hinaus mächtiger den je seid! « Die Schatten der Vergangenheit brachen in lautes Gebrüll aus und Ira sah zufrieden von einem Gesicht ins nächste. Laut seinem Herrn, würde die Arme am Sonntag, in zwei Tagen vollzählig sein. Es würde eine Schlacht beginnen, wie die Welt sie noch nie gesehen hatte. Es mochte sein, das zwei Erben es geschafft hatten Luxuria und Superbia auszutricksen, aber mit ihm, Ira, würde dies nicht passieren. Diabolus setzte sein Vertrauen in ihm, dass er den Auftrag gebührend ausfüllte und mit den Fähigkeiten eines Scorpius Malfoy würde sich die Schlacht in ein wahres Gemetzel verwandeln. Die Sterblichen hatten keine Chance, jeder einzelne von ihnen war den Tod geweiht. Da half weder das Einhornhaar, was dieser Knilch seinem Onkel zugesteckt hatte und vor bösen Träumen schützen sollte, noch die Tatsache, dass Albus Potter wieder unter den Lebenden war. Luxuria hatte sich zu sehr von diesen Parkinson verführen lassen, anstatt selbst zu verführen, während an Superbia die Unwissenheit nagte. Ira würde ihnen keine Vorwürfe machen, doch sie sollten aus seinen Erfolgen lernen. »Lasst den Krieg beginnen! « Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)