Sommerliebe von Rhodenia (Wenn die Liebe zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Kapitel --------------------- Es war nun schon fast fünf Jahre her wo sich Salvatore in Deutschland nieder gelassen hatte. Im Schwarzwald nahe der französischen Grenze. In gewissen Abständen zog er weiter. Mal in das eine, Mal in das andere Land. Eine wirklich Heimat hatte er nicht. Spanien war seine Herkunft. Ein wirklich wunderschöner Fleck auf dieser Erde. Aber es hatte ihn trotzdem nicht dort gehalten. Schon nachdem seine Mutter gestorben war hatte es ihn in jungen Jahren durch die Weltgeschichte getrieben. Zeit hatte für ihn niemals eine Bedeutung gehabt. Und Geld hatte am Anfang nur ein Problem dargestellt. Nun war auch das Nichts mehr worum er sich scheren musste. Er war rastlos, schon immer gewesen und würde es wohl auch immer bleiben. Da war viel Geld zu besitzen gar kein so schlechter Vorteil. Auch seine Rastlosigkeit hatte etwas Gutes an sich. Vor ungefähr anderthalb Monaten hatte ihn eine Nachricht erreicht das man Jagd auf Männer wie ihn machte. Weil sie zu den Mächtigsten gehörten. Einige hatte man schon erwischt. Es wäre ein guter Grund gewesen weiter zu ziehen. Und dennoch war er weiterhin geblieben. Obwohl er alleine war fühlte er sich doch recht sicher in dem Anwesen, welches im südlichen Schwarzwald lag. Wenn er starb weinte eh niemand um ihn. Wirklich etwas verpasst hatte er nicht im Leben, gab es auch nichts auf das er wartete. Und Vieles was er gesehen hatte könnte er auch nur zu gerne einfach wieder vergessen, was nur leider nicht möglich war. Salvatore war alt. Sehr alt sogar. Gezählt hatte er die Jahre nicht, auch kein Datum konnte er nennen damit man es nachrechnen konnte. Es war ihm egal. Er sah aus wie Ende zwanzig. Allein seine waldgrünen Augen konnten eine Vorstellung davon geben, was er alles bereits gesehen hatte. Wie viel Zeit bereits an ihm vorbei gegangen war. Er war kein gewöhnlicher Mann. Für die Menschen existierte das was er war nur in der Fantasie, in Büchern oder Filmen. Aber er lebte, war anwesend und durchaus echt. Salvatore war ein Stammesvampir, dazu noch von der ersten Generation. Unter den Ältesten aber doch einer der Jüngsten. Was nicht weiter tragisch war, fand er. Aus den Angelegenheiten der Vampirwelt hatte er sich raus gehalten. Immer nur im Hintergrund sein und gelangweilt von einem Ort zum Nächsten ziehen. Wie alle Vampire hatte er aber ebenso das Problem mit der Nahrung. Er hatte sich immer schon gerne sehr abgelegene Orte gesucht wo er sein Dasein fristete, damit ihn einfach niemand störte. Nur war es so schwieriger an Menschen heran zu kommen, die ihm als Blutwirt dienen konnten. Von Tieren konnte er nichts nehmen. Und Konserven brachten auch nichts. Es musste frisches Blut sein. Warm, gerade erst aus der Vene eines Menschen um ihn am Leben zu erhalten. Ebenso auch Mal den anderen Trieb zu befriedigen der mit dem Stillen des Durstes kam, sofern es gerade eine Frau war. Für ihn aus der ersten Generation war es am besonders wichtig das er regelmäßig Blut zu sich nahm. Die Gefahr sonst durchzudrehen stieg. Genauso wenn er zu viel davon bekam. Der Stammesvampir konnte sich somit nicht von der Welt abschotten. Und sich Menschen zu halten um das zu tun war gegen sein Prinzip. Außerdem brachte es dann nur Ärger ein. Zum Einen wenn andere Vampir, die für Ordnung standen, dahinter kamen. Zum Anderen weil die Menschen auch gesund bleiben mussten. Dazu die Versorgung und alles drum herum. Nein, er behielt lieber Abstand und blieb doch noch Nahe genug als das er sich diesen Stress antat. Er liebte es ruhig und bequem. Aus diesem Grund bestand Salvatores Anwesen aus einem großen Herrenhaus mit einer Garage und anderen Annehmlichkeiten, welche er eigentlich nicht gebrauchte. Sie waren Zeitvertreib. Ebenso sein riesiger Garten. Er hegte und pflegte ihn eigenhändig. Das Grundstück war von einem Sicherheitszaun umgeben. Ein altertümliches, doch sehr schickes Tor war an der Schotterzufahrt, die ungefähr 500 Meter von dem Haus entfernt begann. Ein schmaler Pfad führte vom Gebäude durch den Garten zu dem See. Es war nur ein Kleiner. Keine zwei Stunden brauchte man zu Fuß um ihn zu umrunden. Es wäre kein Problem sich in ein Auto zu setzen und bis zu dem nächsten Ort zu fahren. Dieser war eine Stunde entfernt, wo er kein Aufsehen erregen würde um sich eine Blutwirtin zu suchen. Nur warum sollte er aber so weit fahren, wenn er in der Nähe ein Landheim hatte? Im Sommer sowie selbst im Winter waren meistens Leute da. Häufig Familien, doch auch so einfach Menschen die sich nur erholen wollten. Dieser Vorzug war es wohl der den Vampir bisher nicht weiter ziehen ließ. In den kurzen Nächten der heißen Jahreszeit brauchte er sich keine Gedanken machen rechtzeitig wieder zurück zu sein. Genauso wenig wenn es kalt war und Eis und Schnee ihm Stress auf den Straßen bedeuten könnte. So war das auch in dieser schönen, warmen Sommernacht. Salvatore verließ sein Haus kurz nach Sonnenuntergang. In einer lockeren braunen Hose und einem schwarzen Hemd. Beides teure Stoffe, die bei diesem Wetter doch sehr angenehm auf der Haut waren. Wie so oft ging er Barfuß. Der Mann mochte es lieber über weiches Gras zu gehen und es zu spüren. Oder wenn er am See entlang ging auch Mal eine kleine Abkühlung zu genießen. Kleine Steine waren immer unangenehm. Es gehörte aber dazu und er machte es ja nicht erst seit gestern. Wusste er darauf zu achten nicht überall rein zu treten und dann Schmerzen zu erleiden oder eine andere Unannehmlichkeit. Bei seinem Anwesen hatte er einen Weg entlang des Ufers frei gelassen, damit die Leute bei einem Rundgang um den See nicht um das gesamte Anwesen herum laufen musste. So ging er wie ein ganz normaler Mann einfach spazieren. Hielt dabei aber nach potenzieller Beute Ausschau. Nur heute war niemand sonst auf dem Weg, weshalb er bis zum Landheim weiter ging. Dort in der Nähe wurde Salvatore verschlagener. Immerhin wollte er doch noch länger hier bleiben und nicht riskieren das man ihn bei einer Gewalttat, in den Augen der Menschen, entdeckt wurde. Er ging durch den Wald versteckt auf sein Ziel zu. Das Landheim bestand aus mehreren Blockhütten im Wald, was um die 200 Meter vom See entfernt war. Die Zufahrt von der Straße war holprig und nicht mit jeden Auto zu erreichen. Am besten man stellte es auf der Rasenfläche ab, die man als Parkplatz am Straßenrand zurecht gemacht hatte, und ging das Stück zu Fuß. Leichtes Gepäck war deswegen doch zu empfehlen oder man fand jemanden der einem half. Es waren insgesamt zehn Hütten. Die Größte beinhaltete die Küche und den Gemeinschaftsraum. Die Zweitgrößte war die sanitäre Anlage. Rechts daneben war die Hütte zur medizinischen Versorgung und zur Unterbringung für die Aufseher, wenn Mal eine Schulklasse oder ähnliches hier her kam. Alle Anderen beinhalteten Schlafräume, sowie je einen Aufenthaltsraum. Falls man eben nicht bei der großen Gemeinschaft sein wollte konnte man dort oder eben in der Umgebung bleiben. Drei dieser sieben Hütten hatten zwei Etagen, da es neuere Bauten waren. Der obere Teil war zum Schlafen, der Untere war der Aufenthaltsraum. Bei den Flachbauten war der hintere Teil zum Schlafen angelegt. Diese hatten auch nur ein Gemeinschaftszimmer mit je drei Betten. Während die drei Häuschen mit Etagen separate Schlafzimmer hatten. Die Hütten selber waren reine Holzbauten mit Reetdach. Eine kleine überdachte Verander bot im Sommer etwas Schutz vor der Sonne oder bei Regenwetter um Nass zu werden. Aufgestellt waren die Hütten in einem Kreis, dass die Tür in das Innere davon zeigten. Salvatore schlich sich zu einer der flachen Unterkünfte. Bei diesem Wetter war es nicht verwunderlich das die Fenster aufgemacht wurden. Dummheit der Menschen die ihm nur Zugute kam. Es wäre auch so kein Problem für einen Vampir seiner Generation gewesen dort rein zu kommen. In den meisten Unterkünften brannte noch Licht. Scheinbar waren die Leute erst angekommen. Hatte er ja Glück gehabt. Wäre keiner hier gewesen hätte er bis zur nächsten Nacht hungern müssen um sich dann zu entscheiden ob er nicht eher in die Stadt ging um Bkut zu bekommen. Von einer Unterkunft kam ein sanfter, betörend süßer Duft der sofort seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Salvatore änderte seine Richtung und schlich dort hin wo der Ursprung des Duftes war. Ihm lief das Wasser im Mund allein davon schon zusammen. Im Schatten einer Hüttenecke verborgen konnte er die Person auf der Verander stehen sehen. Der Vampir leckte sich unbewusst über die Eckzähne, die nun langsam zu Fangzähnen ausfuhren. Es hatte eigentlich nur eine Frau sein können. Bei einem Mann hätte es ihn stark gewundert oder er müsste sich Fragen was hier gerade für eine Gruppe unterwegs war. Seine Gedanken konnten nicht lange dabei verbleiben. Musterte er sie von oben bis unten. Für heute war damit seine Beute besiegelt. Und er würde sich wohl auch mehr holen als nur Blut, wo ein Bedürfnis sich gerade in seiner Hose regte. Sie trug ein lockeres ärmelloses Shirt, was eine Handbreit über den Bund der engen, kurzen Hosen hinaus ging. Dies schmälerte ihre Kurven trotzdem nicht. Ihre Figur war grazil. Für die Körpergröße keineswegs zu dünn. Man hatte noch etwas zu packen als bloß etwas Haut über Knochen. Aber auch nicht zu viel. Sie schien gut durch trainiert zu sein. Üppiges blondes Haar fiel in Locken bis zur Mitte ihres Rückens. Ihre Gesichtszüge waren weich, schmal und gaben ihr etwas edles. Sie wirkte natürlich, was sie nicht schöner erscheinen lassen könnte. Auf dem rechten Oberarm fiel ihm ein Tatoo auf. Ein blauer Nachtfalter, der von verschlungenen Linien passend zu seiner Form umrandet war. Er lag leicht schräg nach vorne. Salvatore musste schwer schlucken. Er hielt sich zurück und beobachtete sie als das er sie einfach ansprang und ins nächste Gebüsch zerrte. Bei ihr war es gar nicht Mal so abwegig das der Vampir so etwas tat, wo er doch eigentlich mehr Stil bevorzugte. Er wollte gerade aus dem Schatten heraus treten damit er seine Beute einsammeln konnte. Auf die eine oder andere Art. Da aber seufzte sie leise und drehte sich um zur Tür. Es waren für sie nur ein drei Schritte. Die Frau hatte ihn so gefangen, dass Salvatore zu spät reagierte. Er hatte gerade wirklich vorgehabt sie einfach zu verschleppen. Doch bevor er sie in die Finger bekam war sie drinnen und die Tür vor seiner Nase zu. Für den Vampir war es kein Problem gewesen leise so urplötzlich dort zu stehen. Fest biss er die Zähne zusammen und starrte das Holz wütend an. Nur dem war es völlig egal und war einfach nur weiterhin eine Holztür. Er hörte Geräusche von drinnen die ihn neugierig werden ließen. So schlich Salvatore um die Hütte herum bis er zu einem offenen Fenster beim hinteren Teil kam. Die Frau war nicht alleine. Wie hätte es auch anders sein können? Wäre aber schön gewesen... Unter dem Fenster hockend späte er vorsichtig hinein. Die frische Luft hatte gut getan. Seit sie aus Hamburg los gefahren war hatte sie keine Ruhe mehr gehabt. Ein Freund hatte ihr eine Reise zur Erholung in den Schwarzwald geschenkt gehabt. Zum Anlass für ihre neustes Werk. Azzurra war Autorin und hatte es geschafft mit einem Roman über eine abenteuerlustige Frau einen größeren Erfolg zu landen. Die Story war ihr selbst eigentlich zuwider, doch sie musste auch irgendwie Geld verdienen. Die Reise hier her hatte den ganzen Tag über gedauert. Schlimm daran war nur ihre Begleitung gewesen, die sie dort ab dem Bahnhof dazu bekommen hatte da sie den gleichen Weg gehabt hatten. Es war keine Stunde vergangen wo sie keine Worttirade hatte hören müssen. Über Schönheit, Kosmetik, der gewonnen Reise, Schönheit und so weiter. Nach einem Telefonat mit dem Freund hatte er sie dazu ermuntert diese Erfahrung für ein neues Buch zu verwenden. Die Frau musste zugeben das der Schwarzwald ein wirklich schöner Ort war. Der Himmel war auch klar, so dass man den abnehmenden Mond und die Sterne wunderbar bewundern konnte. Nur Ewigkeiten wollte sie jetzt hier auch nicht stehen bleiben, so schön es auch war. Azzurra entschied sich das hier wirklich auszunutzen. Da sie nicht müde war und der See nicht weit entfernt könnte sie ja doch noch etwas ins Wasser gehen. Auch wenn es Dunkel war konnte sie genug sehen. Bei diesen Temperaturen war es ihr zu warm um im Schlafraum zu liegen. Zugegeben, Nachts war es noch immer besser als am Tag. Nur eine Abkühlung vor dem Schlafengehen konnte auch nicht schaden. Ihre Badesachen hatte sie drinnen weshalb sie wieder in die Hütte zurückkehrte. Die Tür musste sie hinter sich schließen, da sonst wieder gemeckert wurde das es zog obwohl kein Wind ging. Schon in dem Gemeinschaftsraum war das Zettern zu hören was Monic, ihre Begleitung seit Hamburg, veranstaltete. Die Frau war von dem Schlag den man gerne als Aufgesetzt, Eitel und von sich selbst sehr eingenommen bezeichnete. Für sie drehte sich die Welt nur um sie und die Anderen darin hatte zu ihr auf zusehen. Es war ermüdend mit ihr. Im Zug hatte sie keine Möglichkeit gehabt ihr aus dem Weg zu gehen. Hier allerdings schon. Ein weiterer Grund warum sie nur zu gerne noch mal zum See wollte. „Ich will noch ein wenig schwimmen gehen.“ Sagte Azzurra, als sie einmal eine Pause von Monic erwischte. Es war an die dritte Frau in diesem Raum gerichtet gewesen, Sandra. Sie war aus Regensburg angereist um hier ihren Urlaub zu verbringen. Ihre Kollegen hatten das für sie arrangiert damit sie einmal etwas entspannen konnte. Bei der Art wie Azzurra sie kennen gelernt hatte durchaus nach zu vollziehen. Sandra war wohl das beste Gegenstück zu der Schönheitskönigin, wie sich Monic wohl gerne selber sah. Sie war hart und direkt, darüber hinaus eiskalt. Sie rückte sich die Welt so zurecht wie sie es brauchte, nahm dabei keine Rücksicht auf jemand Anderen und setzte ihre Meinung hart durch. Dazu war sie auch noch Jähzornig, besonders dann wenn sie Zucker gegessen hatte. Sandra nickte. „Du gehst aber nicht alleine. Nicht das dich noch etwas anfällt.“ Es war nicht fest zu stellen ob sie einfach nur hier raus wollte und die Gelegenheit beim Schopf packte. Oder ob ihr doch ein wenig etwas an den Mitmenschen lag. „Was sollte sie denn schon anfallen? So ein Mauerblümchen. Nicht mal Insekten. Wenn du etwas mehr aus dir machen würdest... Ein wenig die Nase korrigieren lassen, mehr abnehmen und bessere Klamotten. Dazu dann-“ „Danke, Monic. Das ist wirklich lieb von dir. Hast du deinen Spiegel schon gefunden?“ Azzurra hatte keine Lust sich das jetzt schon wieder anhören zu müssen. Monic wurde auf ihre Tätigkeit wieder aufmerksam und suchte wieder wie eine Furie, wobei sie sich weiter über den Ort und die Unterkunft ausließ. Wenn sie nichts zu tun hatte um ihre Schönheit zu präsentieren dann lästerte sie. Da war es wirklich besser ihr eine Beschäftigung zu geben. Die Sache, dass sie ihren Spiegel verlegt hatte kam Azzurra nur Recht. Sie holte aus ihrer Tasche ihren schwarzen Badeanzug heraus. Versteckt allerdings, damit sie sich nicht noch mehr anhören musste was sie angeblich besser machen könnte. Immerhin konnte sie damit schwimmen gehen. Was nun Mal der Sinn der Sache war warum sie ihn anzog. Zum umziehen ging sie in den Gemeinschaftsraum. Sandra war so taktvoll und kam nicht hinterher. Azzurra hatte nichts zu verbergen. Doch es war ihr angenehmer wenn keine fremde Person dabei zusah. Die Frau schlüpfte wieder in die kurze Hose und zog sich ihr Shirt über den Kopf als sie den Badeanzug an hatte. Ihre Haare waren ein wenig zerzaust, was sie aber nicht weiter störte. Ihre Unterwäsche ging sie wieder zu ihrer Tasche bringen, um sich im Gegenzug dazu ein Handtuch heraus zu holen. Fertig wie sie war ging Azzurra zusammen mit Sandra hinaus und sie ließen Monic allein mit ihrer Suche. Aus den anderen Hütten ließen sich die Leute weniger blicken. Alle schienen damit beschäftigt zu sein ihre Sachen zu verstauen und sich dann schlafen zu legen. Die Beiden waren noch nicht all zu weit von ihrer Unterkunft weg da hörten sie einen Schrei von Monic. „Klang wie 'Spinne'.“ Kommentierte Sandra kaltschnäuzig. Zuckte dann mit den Schultern, wandte sich aber doch im nächsten Moment um. „Ich geh Mal eben nachsehen. Brauchst nicht mitkommen.“ Meinte sie um dann auch schon los zu stiefeln. Azzurra blieb ein wenig verwundert stehen. Dann aber lud die Nacht zu einigen ruhigen Momenten ein. Wegen so etwas war sie hier. Um sich zu entspannen, nicht um den Babysitter zu spielen. Entsprechend ging sie auch zum See hinunter. Das Ufer war mit Sand aufgeschüttet. Er war angenehm weich unter den Füßen. Sie suchte sich eine schöne Stelle, die Sandra auch gut finden konnte wenn sie zurück kommen würde. Dort zog die Frau ihre Hose und das Shirt aus. Beides ließ sie neben dem Handtuch auf den Sand gleiten. Danach machte sie sich auf um die letzten Meter zum Wasser zu überwinden und dort dann hinein zu gehen. Es war wesentlich kälter, aber doch noch sehr angenehm. Die Gerüche beim Fenster waren nicht sehr Appetiterregend. Der Cocktail bestand nun aus Rosen, Flieder und einem penetrant süßen Geruch von etwas was er einfach nicht zuordnen konnte. Das Letzte roch verdammt künstlich. Es verdarb das was Salvatore so wahnsinnig machte. Doch der Duft der Frau war ebenso darunter. Was er erblickte ließ ihn eine Augenbraue fragend nach oben gehen und seine Miene etwas Zweifelndes ausdrücken. Den Geruch von Rosen und dem Künstlichen kam von einer Frau bei der er nicht einordnen konnte ob sie jetzt eine Puppe war oder ein Mensch. Die blond gefärbten Haare waren so frisiert das es aussah als hätte für das Volumen in eine Steckdose gefasst. Unter der ganzen Schminke konnte er nur erahnen das dort Haut war und wirklich kein Plastik von einer Barbie in Übergroß. Nun gut... Es gab Menschen die so etwas Schön fanden. Nur sein Geschmack lag dann wohl doch eher bei der Natürlichkeit seiner potenziellen Blutwirtin. Den Blick bekam er aber dennoch nicht so einfach von dieser 'Puppe' weg, die in Pink und Weiß bekleidet war. Scheinbar suchte sie ganz hysterisch nach etwas. „Das hier soll wirklich meiner Schönheit gut tun? Die haben sich doch ganz eindeutig in der Unterkunft vertan. Ich meine, jemand wie ich schläft doch nicht auf so etwas. Ein Wasserbett oder eine weiche Matratze, ja. Aber doch nicht auf einem Strohsack. Und dann nicht Mal einen vernünftigen Kleiderschrank. Nicht Mal einen einzigen Spiegel gibt es in diesem Zimmer. Dazu habe ich nicht einmal ein eigenes Badezimmer!“ Salvatore hielt sich die Ohren zu. Das war ja der reinste Alptraum! Seine Augen wurde wieder von seiner potenziellen Blutwirtin gefangen, da sie sich gerade durch sein Blickfeld bewegte. Sie wirkte nicht in dem Sinne genervt, sondern eher erschöpft. Bei dieser Zimmergenossin würde er wohl nicht anders sein. Wobei, doch... er würde ihr den Mund zustopfen und sie gefesselt in den Schrank sperren! „Ich will noch ein wenig schwimmen gehen.“ Salvatore hörte es nur dumpf, aber er hörte es! Sofort war er wieder hellauf begeistert. Ohne sein Zutun bekam er die Gelegenheit die er hatte haben wollen. Auf die nachfolgende Worte konnte er nur verächtlich Schnauben. Natürlich würde etwas diese Frau anfallen. Und zwar er! Wie wohl auch jeder andere Vampir, wenn er die Wahl zwischen den Beiden hätte. Das eine dritte Frau dabei war fiel ihm erst jetzt auf. Wie hatte er sie übersehen können? Sie saß in einer Ecke auf einem Stuhl. Eine breitschultrige, schwarzhaarige Frau. Nach der Körperhaltung zu urteilen hatte sie mehr den Charakter eines Mannes. Sie weckte genauso wenig sein Interesse wie die püppchenhafte Frau. Als seine Blutwirtin den Raum wechselte schlich er sich davon. Er brauchte einen Grund das die Andere nicht mit zum See ging. Der Vampir ging zurück in den Schutz der Bäume und etwas in die Richtung zu dem Pfad, der zum Wasser hinunter führte. Es gab nur Diesen oder man ging umständlich durch das Unterholz des Waldes. In der Nähe dieses Weges positionierte er sich. Lange wartete der Vampir nicht, da kamen die erwarteten Frauen heraus. Ihm fehlte es in dieser Nacht einfach ein Einfallsreichtum. Doch ihm war das Schicksal hold. In der Hütte war scheinbar etwas los. Nichts Lebensbedrohliches, denn hier gab es keine Spinnen die einem Menschen gefährlich werden konnten. Er schickte einen mentalen Befehl an die störende Person, dass sie Nachsehen gehen sollte. Dem wurde folge geleistet und seine potenzielle Blutwirtin setzte den Weg weiter zum See fort. War ihm nur Recht. Salvatore wartete ein wenig bis er ihr nachging. Seine Augen waren besser als die der Menschen. Weshalb er keine Probleme damit hatte sie ausfindig zu machen. Allein schon dieser betörende Geruch reichte ihm. Etwas von ihrem Platz entfernt setzte der Vampir sich in den Sand um ihr zu zugucken. Wie gut er es sich vorstellen konnte mit ihr zusammen sich im Wasser zu tummeln. Nach gut einer halben Stunde kehrte sie wieder an Land zurück. Ihr Blick schien ihn zu erfassen, denn sie blieb mit einem mal stehen. Azzurra hatte nicht bemerkt wie sich jemand ebenso hier nieder gelassen hatte, obwohl sie immer ein Auge auf das Ufer gehabt hatte. Wegen Sandra und auch damit ihr unliebsame Überraschungen erspart blieben. Entsprechend erschrocken war die Frau als sie jemanden nicht all zu weit von ihren Sachen entfernt saß. Aber sie war hier nun Mal nicht alleine und verboten war es auch nicht. Sie ging weiter um ihr Handtuch aufzusammeln, was sie erst einmal etwas ausschüttelte und dann das Gesicht damit abtrocknete. Die Frau warf einen Blick auf die Person. Soweit sie es sehen konnte ein gut aussehender Mann. Und er blickte ebenso in ihre Richtung. „Guten Abend.“ Begrüßte er sie. Seine tiefe Stimme klang etwas rauchig, was ihm nur noch interessanter machte. Dazu hatte er einen spanischen Akzent, was einem die Knie weich werden lassen konnte. „Guten Abend.“ Erwiderte Azzurra, wickelte sich das Handtuch um die Hüfte und trat einen Schritt auf ihn zu. Der Mann hatte dunkles, schulterlanges Haar. Sein Körperbau war sehr muskulös, wie sie so auf den zweiten Blick sagen konnte. Jetzt hätte die Frau nur zu gerne etwas mehr Licht gehabt um ihn wirklich ganz sehen zu können. „Mein Name ist Azzurra. Sie haben es in Ihrer Hütte wohl auch nicht mehr ausgehalten, wie?“ Der Vampir lächelte freundlich. Achtete trotz des wenigen Lichtes darauf seine Zähne nicht zu zeigen. „Freut mich Sie kennen zu lernen. Ich heiße Salvatore. Aber nein, ich bin nicht hier untergebracht. Mein Anwesen ist auf der anderen Seite des Sees und habe nur einen nächtlichen Spaziergang machen wollen. Da es zu dieser späten Stunde gefährlich ist noch baden zu gehen dachte ich das ich ein wenig aufpassen könnte.“ Die Frau wirkte überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet einen Spaziergänger zu treffen. Erst recht nicht, dass dieser dann auch noch ein Auge auf sie hatte damit ihr nichts passierte. Es ergriff sie deswegen aber auch Unsicherheit. „Nun... Danke sehr. Das ist wirklich freundlich von Ihnen. Ich denke, ich werde aber wieder zurück zu meiner Unterkunft. Die Reise hier her war lang.“ „Woher kommen Sie denn? Ihrem Akzent nach zu urteilen aus dem Norden.“ Azzurra ging den Schritt zu ihren Klamotten wieder zurück und war schon dabei sich danach zu bücken, als er fragte. Sie richtete sich wieder auf und sah ihn an. „Entschuldigen Sie meine Neugier.“ Sagte der Mann, erhob sich und klopfte den Sand von der Hose. „Ich komme aus Hamburg.“ Meinte sie mit einem Lächeln. Seine Größe war beeindruckend. Um die zwei Meter schätzte sie ihn. Bei der breite seiner Schultern könnte der Mann bedrohlich wirken. Doch er hatte etwas sehr anziehendes an sich. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. „Sie haben einen südländischen Akzent.“ Bemerkte Azzurra, wobei sie versucht nicht zu interessiert zu klingen. „Ich wurde in Spanien geboren und bin da aufgewachsen. Danach bin ich umher gereist bis ich hier gelandet bin. Mein Erbe habe ich in der Zeit jedoch nicht verloren.“ Meinte er und zuckte mit den Schultern. „Azzurra... Ein schöner italienischer Name.“ Salvatore senkte seine Stimme noch etwas weiter ins Dunkle, um sie verführerisch klingen zu lassen. „Das ist aber auch das einzige was an mir italienisch ist.“ Entgegnete sie lachend. Die Frau ließ es zu, dass er soweit heran kam das sie keinen halben Meter mehr voneinander entfernt standen. Sie war zu gefesselt von ihm. Salvatore blieb das nicht verborgen. Freute sich bereits sehr auf dieses Festmahl. „Wo waren Sie denn bereits überall?“ Fragte die Frau nach. Ihre Stimme war leiser geworden und klang etwas verträumt. „In Europa so ziemlich überall. Ich bin durch Amerika gezogen und einen Teil im südlichen China.“ „Wow. Da waren sie aber Ihr Leben lang schon unterwegs.“Azzurra war wirklich erstaunt darüber. Salvatore zuckte mit den Schultern. „Sind Sie immer alleine gereist?“ Der Vampir hätte fast gegrinst, was dann aber fatale Folgen gehabt hätte. Sie war tatsächlich an ihm interessiert. Bei seinem Charme wunderte es ihn nicht. „Ja, ich bin immer alleine unterwegs. Auch zur Zeit wohnt bei mir niemand.“ Er konnte sehen wie sich ihre Miene ein wenig aufhellte, auch wenn die Frau versuchte es zu verstecken. „Es überrascht mich ein wenig, dass eine Frau wie Sie alleine unterwegs ist.“ Azzurra wurde noch nervöser. Sie hatte nicht bemerkt wie er ihr noch ein Stückchen näher gekommen war. „Ich... ich bin nicht allein.“ Sagte sie hastig. Warum sie log wusste die Frau gerade selber nicht. Doch gerade stellten sich ihre Nackenhaare auf. „Meine... meine Begleitung hat sich noch zu Ende einrichten wollen.“ Salvatore wich nicht zurück. Innerlich trug er einen harten Kampf aus sie nicht einfach zu packen, zu Boden zu drücken und seine Zähne in ihren Hals zu rammen. Seine Fangzähne stachen schon eine ganze Weile in sein Zahnfleisch. Er hatte höllischen Durst. Der Vampir blickte trotzdem auf und in die Richtung des Pfades von dem sie aus gekommen war. Als er sie wieder ansah musste er feststellen das die Frau sich umgedreht hatte und ihre Sachen gerade aufheben wollte. Ein einfacher kleiner mentaler Befehl und ihr Handtuch rutschte von der Hüfte. So dass es aussah, als hätte sich bloß der Knoten gelöst. Mit einem leichten Grinsen schaute er ihr auf den Po. Bis er etwas kleines auf der linken Backe bemerkte was nicht vom Badeanzug verdeckt wurde. Erst wurde ihm heiß, dann drehte sich ihm der Magen um und es kam ihm so vor als hätte man ihm einen Eimer mit eiskaltem Wasser über dem Kopf ausgekippt. Dieses kleine verfluchte Mal schilderte die Frau als Stammesgefährtin aus. Sie war damit für ihn tabu, außer er wollte sich für immer an sie binden. Azzurra hob ihre Sachen auf und stieß einen gedanklichen Fluch aus. Nicht nur wegen ihrem Handtuch. Da traf sie Mal einen so umwerfenden Mann der mit ihr flirtete und sie machte einen Rückzieher. Was sprach denn dagegen einen Sommerflirt zu haben? Sie hatte keine Beziehung oder so. Aber sie war wohl einfach nicht der Typ zu so etwas. Allgemein war sie wohl nicht für Beziehungen geschaffen. Mit den Sachen in der Hand drehte sie sich um, bereit etwas zu sagen. Ihm doch zu sagen das es nur Frauen waren oder so. Doch er war weg. Am gesamten Ufer stand nur noch sie alleine. Das kam ihr merkwürdig vor. War er nur eine Einbildung gewesen? Sie blickte nach unten, wo seine Fußspuren waren. Aber wo war er so schnell hin? Und vor allem: Wieso? Azzurra wurde etwas traurig darüber, aber auch wütend. Eine Weile blieb sie da noch stehen, dann ging sie zu der Unterkunft zurück. Was Monic und Sandra machten war ihr ziemlich egal. Ihre Gedanken drehten sich allein um diesen Mann. Salvatore... Der Name löste ein angenehmes Kribbeln in ihr aus. Kapitel 2: 2. Kapitel --------------------- Der Vampir raste vor Wut. Er hatte sich im Wald ausgetobt nachdem er einfach abgehauen war wie ein Feigling. Aber nur noch eine Sekunde länger bei dieser Frau und er hätte sich an sie gebunden. Seinen Durst hatte er bei einem Spaziergänger gestillt, der noch unterwegs gewesen war. Trotzdem hatte es irgendwie nicht gereicht. Auch Stunden nach Sonnenaufgang konnte er sich nicht mehr einkriegen. Immerzu schwebte ihm der Geruch dieser Gefährtin in der Nase. Dabei hatte er sich schon mehrere Male geduscht. Alles probiert um ihn los zu werden. Doch er blieb hartnäckig. Salvatore bekam seine Gedanken auch gar nicht mehr von ihrem Bild los. Er tigerte in seinem Anwesen auf und ab. Niemals zuvor hatte er sich je so gefangen gefühlt. Nur raus zu gehen hieß sich der Sonne aus zu setzen was dazu führen würde das er ein Aschehäufchen werden würde. Salvatore musste also warten bis es dunkel wurde und dann... Ja, und was dann? Etwa zu ihr gehen? Sie aufklären? Ausgerechnet er, der sich stets von allem zurück gezogen hatte. Es war doch wahrscheinlicher das er sie anfiel als das er auch nur ein Wort raus bringen konnte über das was sie war. Der Vampir konnte aber auch an nichts anderes mehr denken. Er wurde schon fast wahnsinnig, wenn er nicht wenigstens ein Stück von ihr bekam. Er stützte sich auf einer Kommode in der Wohnstube ab und atmete tief durch. Der Geruch war so intensiv als würde sie direkt neben ihm stehen. Er drehte den Kopf nach links und schaute dort hin. Aber da war sie nun Mal nicht. Mit einem Aufbrüllen fegte er die Sachen von der Kommode. Der Atem ging ihm schwer als sein Blick von etwas gefangen wurde. Eine Blume die er vor zwei Tagen dort hingestellt hatte. Eine schöne violett-pinke Staudenblüte... Hyazinth! Unbekümmert der Wut des Vampirs stand sie unschuldig da und verströmte den süßen sinnlichen Duft, den er von der Gefährtin kannte. Salvatore lachte über seine eigene Dummheit. Nur um im nächsten Moment zornig mittels eines mentalen Befehls die Blume quer durch den Raum gegen die nächste Wand zu schleudern. Er hatte sich wegen dieser dämlichen Blume verrückt gemacht! Nun... trösten tat es ihn nicht. Denn das Verlangen nach der Gefährtin blieb noch immer vorhanden. Das herum tigern ging somit weiter. Azzurra war den größten Teil des Tages damit beschäftigt durch den Wald spazieren zu gehen und sich Gedanken um die nächtliche Begegnung zu machen. Er hatte ihr gesagt wo er wohnte. Sie war sogar an dem riesigen Anwesen vorbei gegangen. Es war alles verdunkelt gewesen, soweit sie es hatte sehen können, und sie hatte sich nicht getraut zu klingeln oder sonst wie auf sich aufmerksam gemacht. Eine Stunde lang hatte sie dort verbracht gehabt. In der stillen Hoffnung, dass er vielleicht im Garten war oder anderweitig zufällig auf sie aufmerksam wurde. Nur war nichts geschehen. So hatte sie sich auf den Rückweg gemacht. Dabei sehr viel herum getrödelt und war noch etwas am Wasser geblieben. Die Frauen mit denen sie die Hütte teilte kümmerte das herzlich wenig. Nur irgendwann kam sie nicht drum herum auch Mal zu ihnen zurück zu gehen. Die Veranstalter hatten sich etwas zum gemeinschaftlichen Zusammenleben ausgedacht und für diesen Abend Lagerfeuer errichtet und Feuerkörbe aufgestellt was für eine lustige Runde sorgen sollte und womit man sich das Abendessen machen konnte. Es gab Fleisch und Stockbrot. Azzurra konnte sich schon denken wie die Aufgabenverteilung unter ihnen Dreien ausging. Als sie wieder zur Hütte zurück kam lag Monic auf einer Decke auf dem Rasen. Dazu hatte sie ein Kopfkissen. Mit einem knappen Bikini bekleidet und genügend Sonnencreme schien sie den ganzen Tag über nichts anderes gemacht zu haben als in der Sonne zu liegen. Sandra saß auf der Verander und schnitzte bereits ein paar Stöcke für das Abendessen zurecht. Als sie die Kommende erblickte nickte sie kurz zur Begrüßung und machte sich dann wieder an das Werk. Azzurra erwiderte es knapp und ging hinein um sich erst einmal etwas anderes an zu ziehen. Dabei fiel ihr Blick auf eine Kühlbox und Zutaten für den Teig. Da es offensichtlich war das noch keiner sich daran gemacht hatte übernahm sie eben diese Aufgabe, bevor wirklich Eine alles alleine machte. Der Teig musste noch ein wenig gehen. Bis dahin vertrieb sie sich die Zeit um draußen ein wenig mit Sandra zu reden. Nur nach bereits einer halben Stunde war ihr die kühle, arrogante Art der Frau zu viel. So ging Azzurra noch einmal zum See hinunter. Dort hielt sie nach Salvatore Ausschau. Zugeben würde sie es aber nicht. Sie guckte sich einfach nur die herrliche Landschaft an, ihrer Meinung nach. Der Hunger war es der sie wieder zu den Hütten zurück trieb. Mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt. Also wirklich Mal Zeit das sie etwas Festes zwischen die Zähne bekam. Zurück bei ihren Mitbewohnerinnen für diese Woche musste feststellen das nur Sandra draußen am Feuer etwas Teig garrte. „Monic ist drinnen und heult sich darüber aus das so etwas doch nicht gut für ihre Figur ist. Außerdem das sie einen Sonnenbrand bekommen hat. Sie ist nur ein wenig rot geworden. Was erwartet sie auch mitten im Juli? Sie macht sich auch nicht die Finger schmutzig. Das täte ihrem Nagellack nicht gut. Und überhaupt über alles.“ Ließ sich Sandra aus. Sie war sichtlich genervt. Azzurra seufzte innerlich, nickte einfach nur als Zeichen dafür das sie die andere Frau gehört hatte und machte sich dann daran die Kühlbox und die Pfanne zu holen. Etwa zehn Meter von dem Lagerfeuer entfernt stand der Feuerkorb. Auf diesem lag ein Gitter, wo sie die Pfanne dann drauf stellte. Aus der Kühlbox holte sie Fleisch sowie Butter zum anbraten heraus. Auch hatte man Knoblauchsoße, Ketchup und Ähnliches rein gepackt. Ja, mit einer guten Gesellschaft würde das sogar ein wundervolles Festmahl sein, dachte sich Azzurra. „Hast du etwas gesagt?“ Fragte Sandra. An ihrem Tonfall konnte man hören das sie nicht gerade begeistert war. „Wie?“ Fragte die Hamburgerin verwirrt. Das war nicht Mal gespielt. Sie hatte es nur gedacht und doch schien es gehört worden zu sein. Es passierte ihr öfters. Jedes Mal fragte sie sich ob sie wohl nicht doch leise sprach ohne es mit zu bekommen. Musste ja so sein. „Ich dachte, du hättest etwas gesagt.“ Meinte Sandra, zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder dem Teig zu. Azzurra gab dem Fleisch auch wieder ihre Aufmerksamkeit. Sie gab etwas Butter in die Pfanne und sah dabei zu wie es zerfloss. Irgendwie bekam sie den Gedanken von Salvatore nicht los. Wie schön es wäre mit ihm jetzt Essen zu machen. Es dann in gemütlicher Zweierrunde zu verspeisen mit einem Glas lieblichen Rotweines dazu. Sie seufzte und legte das Fleisch in die Pfanne. Und nach diesem wundervollen Essen? Einen kleinen Spaziergang vielleicht. Am See entlang oder über sein gewaltiges Grundstück. Danach in ein weiches Bett zurückziehen, sich an ihn kuscheln... Azzurra führte den Gedanken nicht weiter, sondern stand auf und ging in die Hütte hinein um sich von dort eine Gabel zum Wenden holen ging. Sie begrüßte Monic nur knapp, die fleißig dabei war sich einzucremen. Der Geruch von süßlichen Parfum war stechend. Als sie wieder raus kam schien die Luft hier doppelt so frisch zu sein. „Essen wir draußen?“ Fragte Sandra nach. Scheinbar hatte sie versucht witzig zu sein. Nur durch ihre kühle Art ging das verloren. „Drinnen ist es etwas zu warm, finde ich.“ Meinte Azzurra mit einem leichten Lächeln und begab sich wieder zu dem Feuerkorb. Da die andere Frau nicht die beste Gesprächspartnerin war hatte sie kaum Ablenkung von ihren Gedanken, wo der attraktive Mann sein Unwesen trieb. Irgendwie war sie erleichtert das endlich das Fleisch fertig war. Aber in einem kleinen Teil von sich wiederum überhaupt nicht. „Monic? Magst du dir ein Stück Fleisch holen?“ Rief sie in die Hütte hinein, während sie für Sandra ein Stück auf einen Pappteller legte und es ihr reichte. Dasselbe tat sie auch für sich und Monic. Sandra legte jeweils einige der fertigen Teige hinauf. Ohne groß zu warten setzte sie sich wieder an das Lagerfeuer und begann schon zu essen. Die Gerufene kam heraus. Trotz das es spät war und sie wohl auch nirgendwo mehr hingehen würde, war sie aufgedonnert als würde sie auf ein Festival gehen. Azzurra hielt ihr den Teller hin und erntete damit eine Miene die Abscheu und Ekel zeigte. „Das ist viel zu viel Fett.“ „Dann geh in den Wald und pflück dir Beeren.“ „Da sind Spinnen und Insekten und ähnliche Viecher. Und dann ist das doch nicht Mal sauber.“ „Dreck reinigt bekanntlich den Magen.“ „Viecher haben dagegen gemacht.“ Azzurra seufzte und hielt ihr weiterhin den Pappteller hin. „ Das hier ist Rind. Da ist kein Fett dran. Und der Teig hat kaum Kalorien.“ Meinte sie. Ihr war es egal ob sie log oder nicht. „Der ist geröstet. Davon kann man Krebs bekommen.“ „Es ist nicht verbrannt und nicht frittiert.“ „Da schwimmt etwas.“ „Das ist Butter um das Fleisch zart zu halten und damit es beim Braten nicht schwarz wird. Du kannst es abtupfen oder du nimmst dir einfach etwas Sauce dazu. Wir haben Knoblauch, Zigeuner, Schaschlik und noch etwas. Dazu noch Ketchup und etwas Mayonnaise.“ „Von Saucen wird man fett.“ „Du brauchst ja nur etwas zu nehmen. Es war auch nur ein Vorschlag gewesen.“ „Von Knoblauch stinkt man immer.“ „Wir haben ja auch noch etwas anderes da.“ „Gibt es denn keinen Salat?“ „Nein, so etwas war nicht dabei. Das Essen ist aber genauso gut wie ein Salat.“ „Um diese Uhrzeit sollte man aber nicht mehr so viel Essen.“ „Hast du denn heute schon etwas gegessen?“ „Heute Morgen etwas Brot.“ „Dann solltest du das jetzt besser essen. Und sei es nur den Teig. Sonst kippst du um bei diesem Wetter. Und dann kannst du auch nicht mehr in der Sonne liegen.“ „Gibt es etwas zu trinken?“ „Wasser und etwas Cola, soweit ich gesehen habe.“ „Cola enthält viel zu viel Zucker. Das macht dick.“ „Du kannst ja auch Wasser trinken.“ „Ähm.. Mädels? Ich will euch ja nicht in eurer Debatte stören. Aber... wo sind die Anderen?“ Mischte sich Sandra ein. Azzurra war doch recht gereizt obwohl sie sich bemüht hatte ruhig zu bleiben. Ihr war gar nicht aufgefallen das sie nur noch zu dritt in diesem Lager waren. Alle Anderen... verschwunden. „Ich habe Angst.“ Wimmerte Monic leise. „Rein in die Hütte.“ Murmelte Azzurra. Ihre Nackenhaare haben sich aufgestellt. Etwas war hier ganz und gar nicht richtig. Monic ließ es sich nicht zweimal sagen und war auch schon drinnen. Laut krachten die Fenster zu, als sie diese schloss. Sandra stellte den Pappteller neben sich und stand auf. Wachsam schaute sie in die nur von den Feuern und Feuerkörben erhellten Nacht. Mit dem Rücken zur Tür zog sie sich langsam zurück. Sie griff noch nach der Kühlbox und nahm sie mit hinein. Azzurra spitzte die Ohren. Sie war der Meinung über dem Knacken der Feuer hinaus ganz leise etwas Rascheln zu hören. Es war Windstill, also nicht das Laub der Bäume. Dann ein Knurren. Aus einem Reflex heraus schnappte sie sich die heiße Pfanne vom Feuer und rannte in die Hütte. Donnernd knallte sie die Tür zu, packte sich einen Stuhl und klemmte ihn unter den Griff. Im gleichen Moment stieß Monic einen schrillen Schrei aus. Vor Schreck erstarrt zeigte sie panisch auf eine Gestalt am Fenster. Auch die beiden anderen Frauen stockte der Atem. Augen wie glühende Kohlen starrte die Drei an. Die Züge waren animalisch. Die dunklen Haare wirkten wie eine Mähne aus Schatten. Der Blick war von Wahnsinn gezeichnet. Und er grinste sie an wobei er riesige Fangzähne entblößte. „Also wenn das hier eine Spuknacht werden soll, okay. Habt ihr echt super hinbekommen. Und jetzt hau ab. Ich hab Hunger.“ Die trockene Stimme von Sandra schnitt durch den Raum. Sie klang dabei extrem gelangweilt. Nur schien sie die Einzige zu sein, die diese Situation so eiskalt betrachten konnte. Der Mann am Fenster legte die Hände auf die Scheibe, grinste weiter und leckte sich über die Reißzähne. Die sahen, Azzurras Meinung nach, verdammt echt aus. Was dann auch Sandra wieder sehr erstaunen ließ und Angst eintrieb war das Klicken am Fenster als sich der Riegel einfach umlegte. Wie von unsichtbarer Hand gesteuert. „Okay... Der Trick war ja auch ganz nett.“ Gab Sandra zu. Ihre Stumme zitterte, was ihre Anzeichen für hohe Unruhe zeigte. „Das reicht jetzt aber auch. Hau endlich ab.“ Die Gestalt drückte sich gegen das Fenster, was nun langsam aufschwang. Bei seinem guten Körperbau hatte man allerdings keine Zweifel daran das er die Scheibe nicht auch einfach so zertrümmern könnte. Er spielte mit ihnen, schoss Azzurra der Gedanke durch den Kopf. Völlig erstarrt konnte sie nur mit ansehen was Monic machte. Die Frau, bei der man am ehesten erwartet hatte das sie in Ohnmacht fiel oder in wilder Panik ausbrach, stürmte auf den Tisch zu, schnappte sich von dort etwas und rannte weiter auf den Mann zu. Bei ihm angekommen blieb sie abrupt stehen, riss den Arm hoch und sprühte ihm etwas ins Gesicht. Er heulte auf vor Schmerz. Ein beißend süßlicher Geruch machte sich breit. Er hielt seine Hände vor sein Gesicht und taumelte etwas zurück wobei er wild knurrte. Monic zog sich eilig zurück. Nun hatte wieder die Angst Besitz von ihr ergriffen. Doch mit der Aktion mit ihrem Parfum hatte sie Azzurra dazu gebracht ebenfalls zu reagieren. Nun war sie es die zum Fenster lief. Gerade in dem Augenblick in der die Gestalt die Hände weg nahm fasste die den Griff mit beiden Händen und holte weit aus. Er blickte sie wütend an und war wohl kurz davor sie anzufallen. Doch die Frau war um eine Sekunde schneller. Mit voller Wucht eines Adrenalinschubes schlug sie ihm die gusseiserne Bratpfanne ins Gesicht. Etwas wurde zu Brei geschlagen und das Zischen ließ deutlich vernehmen, dass sie gerade erst vom Feuer runter gekommen war. Auch der üble, süße Geruch von verbranntem Fleisch gab einen guten Hinweis darauf. Azzurra wurde schlecht von dem Geruchscocktail. Die Gestalt heulte vor Schmerzen auf. Dieses Mal ging sie weitere Schritte zurück und landete dann auf seinen Knien. Blut floss in Strömen aus seiner zertrümmerten Nase. Die Frau kletterte aus dem Fenster, war nach wenigen Schritten bei ihm und donnerte die Pfanne seitlich gegen seinen Kopf. Reglos fiel die Gestalt zu Boden. Die Pfanne fest im Griff starrte sie auf den Mann hinunter. In ihren Ohren rauschte es. Ihr entging der panische Schrei einer Frau, der plötzlich verstummte. Dafür aber nicht Monic und Sandra. Die Beiden waren ebenso aus der Hütte gekommen und starrten auf den Mann hinunter. „Wow. Erinnert mich bitte daran, dass ich mich nicht mit euch anlegen sollte.“ Meinte Sandra, wie üblich ziemlich trocken. „Wir müssen hier weg. Zu den Autos“ „Aber meine Sachen.“ Entrüstete sich Monic. „Nun.. Du hast die Wahl deine Sachen zu packen und deine drei Koffer den Weg entlang zu schleppen mit der großen Garantie in einem Leichenschauhaus zu landen. Oder du nimmst deine Handtasche mit und kommst mit dem Leben davon.“ Monic versuchte noch etwas zu erwidern. Ein Blick auf den Mann am Boden später rannte sie in die Hütte und kam wirklich keine Minute später mit einer Handtasche heraus. Auch die der anderen Frauen hatte sie mitgenommen. Dazu noch Mal zwei Parfumfläschen. Eine davon drückte sie Sandra in die Hand. Sie sah zu der Dritten ihrer Runde, die sich neben dem Kerl gekniet hatte. Azzurra schaute sich das zertrümmerte Gesicht an. Ihr war so als hätte sie ihn schon einmal gesehen. In Verbindung mit diesem Landheim. „Komm schon.“ Forderte Sandra kaltschnäuzig auf. Sie nickte knapp und erhob sich wieder um dann auch schon an den Beiden vorbei zu marschieren in Richtung des Weges der zum Parkplatz führte. Doch ehe sie ihn auch nur erreicht hatten kam ihnen ein junger Mann entgegen. Er war Blutüberströmt und völlig panisch. Er lief vor etwas weg. Dieses Etwas sprang ihn gerade dann an als Azzurra zu ihm hatte hinlaufen wollen um ihm zu helfen. Ein massiger Körper riss ihn zu Boden, wo der junge Mann sich wehrte. Versuchte weg zu kommen. Die Gestalt riss ihren Kopf nach oben, wobei es mit einem Aufbrüllen seine Fangzähne offenbarte die scheinbar seinen ganzen Mund ausfüllten und rammte sie ihrem Opfer in den Hals. Der Mann schrie entsetzt, doch nicht lange danach rührte er sich gar nicht mehr. Schlürfende Geräusche untermalten die Szene welche die drei entsetzten Frauen mit ansahen, die regelrecht aus einem einem Horrorfilm stammen könnte. Zu allem Überfluss kam eine weitere hünenhafte Gestalt aus dem Wald. Diese bewegte sich relativ ruhig. Trotz der bernsteinfarbenden, glühenden Augen und den leichten wilden Veränderungen erkannte Azzurra um wen es sich handelte. Hatte sie schon den ganzen Tag über nur an ihn denken können. Nun aber freute sie sich nicht Salvatore zu sehen. Nicht wie er auf die Bestie zuging als wäre das nicht Außergewöhnliches um sie dann zu packen und in den Schutz der Bäume zu schleifen. Salvatore hatte kaum ein paar Stunden Schlaf finden können. Er war unruhig und voller Träume gewesen, die von Azzurra gehandelt hatten. Am Ende war er soweit das er, wenn er ihr Blut schon nicht bekommen konnte, eben den körperlichen Reiz mit ihr befriedigen würde den sie bei ihm auslöste. Als es dunkel war marschierte der Gen-Eins nicht gerade langsam um den See herum, immer weiter seinem Ziel entgegen. Doch bevor er dort ankam wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas Anderes gelenkt. Es war verdammt ruhig hier. Keine Tiere schienen in der Nähe zu sein. Nicht Mal Vögel. Denen war es im Grunde egal ob Menschen bei den Hütten waren oder nicht. Nur jetzt hatte sie etwas verschreckt. Er sog die Luft tief ein. Rogues waren nicht in der Nähe, soweit er das einschätzen konnte. Trotzdem war er vorsichtiger geworden. Salvatore schlich sich durch den Wald entlang weiter auf das Landheim zu. Nicht viel weiter hörte er bereits panische Schritte. Scheinbar ein Mensch der von etwas verfolgt wurde. Blutgeruch stieg ihm in die Nase und bewirkte bei seinem Durst eine sofortige Veränderung. Seine Fangzähne schossen hervor und seine Augen verfärbten sich. Im Dunkeln hatte er eh schon gut gesehen schärfte sich das nun noch weiter. Er konnte eine junge Frau sehen, die Bisswunden am Hals und am Arm hatte. Hinter ihr, leise und unauffällig, jagte ein Vampir her. Dieser schien den weiteren Ankömmling zu bemerken und raste auf seine Beute zu, die er dann auch schon anfiel. Ein Schrei von ihr schallte durch den Wald, was dann in ein Röcheln überging. Salvatore knurrte wütend auf und rannte hin. Er riss den Anderen von ihr runter und schleuderte ihn gegen den nächsten Baum. Ein Blick nach unten zeigte ihm das die Frau tot war. „Verdammt, was sollte das?“ Knurrte er. Der Spanier schaute zu dem anderen Vampir. Dieser schien nicht Mal hundert Jahre auf dem Buckel zu haben. „Verpiss dich, Alter. Das ist unser Jagdgebiet.“ Salvatore kniff die Augen etwas zusammen und fixierte den Burschen misstrauisch. Um ihn herum hörte er noch weitere gehetzte Schritte. Weitere schwere Verfolger. Blutclub, schoss ihm das Wort durch den Kopf. Sein nächster Gedanke war Azzurra. Wenn diese Bastarde ihr auch etwas angetan haben würde er sich jeden einzelnen Kopf von ihnen holen. „Geh lieber nach Hause, bevor ich dir zeige was ich hiervon halte.“ Sagte Salvatore mit rauer, tiefer Stimme. Der jüngere Mann lachte nur hämisch, was ihm im Hals stecken blieb als er mit einem Mal an der Kehle gepackt wurde. Der Gen-Eins schlug dreimal hart auf ihn ein bis er bewusstlos liegen blieb. Der ältere Mann kümmerte sich nicht weiter um ihn sondern setzte hastig seinen Weg zu den Hütten fort. Dabei versuchte er den Geruch von Hyazinth zwischen allen Anderen heraus zu filtern und diesem zu folgen. Er hoffte und bangte, bis er ankam und die Frau erblickte, die er gesucht hatte. Sie schien unverletzt zu sein und bewaffnet mit einer Pfanne. Die Beiden, die er in der Hütte mit ihr zusammen gesehen hatte waren ebenso bei ihr. Erleichtert von diesem Umstand erblickte er nun einen weiteren Vampir, der sich über einen Menschen her machte. Dieser lebte nicht mehr lange, weshalb jeder Grund sich zu beeilen verflogen war. Der Spanier ging auf den trinkenden Vampir zu, um mit ihm dann wenig später auch schon im Wald zu stehen. Wenn er ihn bearbeitete dann nicht vor den Augen der Frauen. So gerne er ihm auch die Eingeweide raus reißen wollte vor Wut drehte er ihm nur den Kopf um, bis ihm das Genick brach. Den Rest ließ er die Sonne machen, wenn sie aufging. Dieser hatte kein Welpenschutz gehabt, da er doch einige Jahrhunderte schon gelebt hatte. Er hätte dem Jugendlichen diese Flausen austreiben sollen und nicht hier mitmachen. Salvatore kam wieder aus dem Wald hervor. Die Frauen standen noch immer da wo er sie zuletzt gesehen hatte. Nun starrten sie ihn voller Schrecken an. Es war verständlich, doch tat es weh zu sehen wie Azzurra die Pfanne fester griff und bereit hielt zum zuschlagen. „Kommt mit. Bei mir seid ihr in Sicherheit. Ich schwöre es.“ sagte der Vampir beschwichtigend. Keine von ihnen rührte sich. „Wenn wir hier noch länger stehen kommen Weitere wie der von eben. Sie wollen euch töten. Rein aus Vergnügen. Bei mir wird euch wirklich nichts geschehen.“ „Und wie kommst du darauf? Du siehst nicht anders aus.“ Giftete Sandra ihn an. „Nun.. Ich kann euch beschützen und erklären was hier los ist.“ „Wir brauchen nur zum Auto und dann sind wir hier weg.“ Salvatore seufzte etwas entnervt. Warum konnten Frauen nicht einmal mehr heutzutage das machen was man ihnen sagte? Von einer Sekunde auf die Nächste stand er vor Sandra. Die anderen Beiden wichen erschrocken zurück, sie konnte nicht weil er sie am Arm gepackt hatte. „Keine gute Idee.“ Knurrte er und zwang sie sich in die andere Richtung zu drehen. „Da entlang bitte, die Damen.“ Es war vielleicht höflich formuliert aber doch im Grunde nichts weiter als ein Befehl. Die Frau in seinem Griff wollte sich dagegen wehren, nur gegen seine Kraft kam sie nicht an. Monic schaute zu Azzurra, die hin und her gerissen war. Doch diese wollte Sandra nicht alleine lassen und auch nur zu gerne verstehen was hier los war. So blieb ihnen nichts anderes übrig als mit ihm mit zugehen. Kapitel 3: 3. Kapitel --------------------- Salvatore sprach nicht während der Zeit in der sie gingen. Er trieb sie nur zu sehr großer Eile an. Bis sie bei seinem Anwesen angekommen waren ereignete sich kein weiterer Zwischenfall. Azzurra war als Einzige nicht sonderlich erstaunt über die Größe des Geländes. Erst als sie hinter der Hecke war konnte sie nicht verbergen das die Schönheit des Gartens sie beeindruckte. In großer Sorgfalt waren Blumen und Bäume passend zueinander gepflanzt und noch immer war weiter Boden nur Rasen. Dennoch wirkte es nicht kahl, sondern einladend sich in die Mitte zu legen und den Anblick zu genießen. „Weiter.“ Der Vampir drängte die Frauen weiter und schritt den Kiesweg vom See hinauf zu der Villa. An der Tür tippte er einen Zahlencode auf das entsprechend dafür vorgesehene Schloss und ging dann hinein. Dort wartete er bis die Drei drinnen waren und schloss dann wieder. Er führte sie in den Wohnbereich, wo er auf die Sitzmöglichkeiten zeigte. „Nehmt Platz. Ich muss eben telefonieren.“ Sagte er, zog sein Handy auch schon raus und verschwand in einem der Nebenräume. Es war ja nicht so das er gar keine Kontakte pflegte. Nur nutzte er sie verdammt selten. So wählte er die Nummer eines Freundes, der in dem Ort eine Stunde von ihm entfernt wohnte. Dieser pflegte wiederum Kontakt zum Hafen. Er selbst mochte sich denen nicht offenbaren wo er steckte. Auch waren ihm die Leute von dort zuwider. „Hi, Alter. Was gibt es? Du rufst sicherlich nicht an damit ich zum Kaffeekränzchen vorbei komme?“ Erklang eine Stimme vom anderen Ende der Leitung. Salvatore lächelte etwas amüsiert. „Hi, Chris. Nein, dass muss ein anderes Mal stattfinden. Meine Nachbarn haben etwas Ärger. Einige Vampire meinten dort einen Blutclub veranstalten zu müssen. Kannst du Mal bei deinen Frackträgern Bescheid geben, dass der Müll entsorgt wird?“ Die Stimmung seines Freundes kippte. Ihm war klar gewesen das der Gen-Eins sich nicht wegen etwas Banalem meldete. Aber das war doch eine Nummer größer. „Klar, kein Problem. Alles in Ordnung bei dir?“ „Alles Bestens sonst. Ich habe bei mir aber zwei Frauen sitzen, die etwas Hilfe gebrauchen könnten um das zu vergessen.“ Salvatore spähte durch einen Spalt der Flügeltür. Die Frauen hatten sich gesetzt. Einer nach der Anderen legte er seinen Willen auf, dass sie schliefen. Bis auf Azzurra würde er Anderen das Problem überlassen. Bei ihr... Er wurde etwas knurriger als er daran dachte, wie sich jemand Anderes ihr näherte. Zumal sie dann auch in den Hafen kommen würde. Dort dann wahrscheinlich einen anderen Vampir der seine Finger von keiner Stelle ihres Körpers lassen können wird. „Alles klar. Ich hol sie ab. Bis später.“ „Bis später.“ Der Spanier hörte noch wie sein Freund nach dessen Gefährtin rief. Er würde sie brauchen um wieder zurück zu kommen. Es war schon spät und auf der Rücktour würde die Sonne aufgehen. Tödlich für den Vampir. Nur seine Frau konnte dann ja fahren. Er hätte ihm auch anbieten können zu bleiben und erst in der nächsten Nacht zu fahren. Nur war es dem Gen-Eins ganz recht wenn sie gleich die Frauen einsammelten und dann wieder verschwanden. Er trat in den Wohnbereich wieder zurück, wo sie alle ruhig dalagen. Der Vampir steckte sein Handy zurück in die Hosentasche und blieb erst vor Azzurra stehen. Sie wirkte friedlich und unschuldig. Er nahm ihr die Pfanne aus der Hand. Ein übler Gestank ging von ihr aus. Verbranntes Fleisch, Blut eines Stammesvampirs, gebratenes Essen und ein Hauch von Parfum wie es an der püppchenhaften Frau klebte. Er legte sie beiseite, auf den Tisch, und beugte sich hinunter. Es wäre jetzt zu leicht einfach in ihren Hals zu beißen und seinen Durst an ihr zu stillen. Seine Fangzähne pochten schmerzhaft. Salvatore schluckte und schob dann seine Hände unter die Gefährtin um sie hoch zu heben. Mit ihr ging er eine Wendeltreppe hinauf in den zweiten Stock, wo er sie in ein Zimmer brachte in dem er selbst auch ab und an Mal schlief. Dort legte er sie ins Bett. Dem Drang ihr mit einer Hand über den Körper zu streichen konnte er nicht unterdrücken. Sie war atemberaubend weich. Er riss sich von ihr los, stapfte zur Tür und schloss diese hinter sich. Dann setzte er seinen Weg nach unten fort und wieder raus aus der Villa und runter von dem Grundstück. Innerhalb der zwei Stunden die er warten musste verbrachte er damit wieder zu dem Landheim zurück zu kehren. Dort waren nun keine Vampire mehr und er begann ein wenig mit den Aufräumarbeiten. Scheinbar hatten sie Wind davon bekommen, dass er ihnen auf die Schliche gekommen war. Wie lange das hier schon betrieben wurde wusste er nicht. Wahrscheinlich zum ersten Mal und sie hatten verpennt in Erfahrung zu bringen das ein Stammesangehöriger in der Nähe wohnte. Er holte ein paar der Sachen von den Frauen, die in seinem Anwesen waren. Mit drei Taschen kehrte er dorthin zurück als es an der Zeit dazu war. Zwei der Taschen stellte er unten in den Flur, die Dritte nach oben vor die Tür der Gefährtin. Wenn er zu ihr rein gehen würde könnte es passieren das er doch mehr anstellte als sie nur kurz zu berühren. Die Begrüßung war knapp, aber herzlich als sein Freund bei ihm ankam. Sie packten die beiden Frauen ein, dazu das Gepäck. Salvatore erzählte noch kurz was vorgefallen war und was er jetzt zurück gelassen hatte beim Landheim, wobei er gepflegt Azzurra heraus ließ. Als die Vier weg waren begab der Spanier sich wieder in das Herrenhaus zurück. Dort holte er die Handtasche von der Frau, die hier geblieben war, heraus und begann diese zu durchsuchen. Scham fühlte er dabei nicht und es meldete sich auch kein Gewissen. Das Handy von ihr schaltete er aus. Durch den Personalausweis stieß er auf einen ganz anderen Namen. „Susanne Jäger. Der ist doch wirklich hübsch. Wieso versteckst du dich, mein Süße?“ Murmelte der Vampir und suchte weiter. Er fand heraus das sie eine freie Autorin aus Hamburg war. Der Name: Azzurra. Es ließ ihn Schmunzeln. Im Internet schaute er danach was für Bücher die Gefährtin schrieb. Azzurra erwachte aus einem erholsamen Schlaf ohne einen Alptraum gehabt zu haben. Was bei den Ereignissen durchaus denkbar gewesen war. Die Erinnerung daran kam auch nur nach und nach. Als sie sich weiter in das Kissen einkuschelte. Das kam ihr mehr als Falsch vor. Sie richtete sich mit einem Mal auf, konnte aber nicht viel sehen weil sie noch schlaftrunken war. In dem Zimmer brannte eine kleine Lampe auf dem Nachttisch. Ein Blick zum Fenster sagte ihr, dass es noch immer Nacht war. Oder eher früher Morgen. So genau konnte sie es nicht sagen. Es gab in dem Zimmer einen Schrank und zwei große Spiegel. Ansonsten eine Kommode und ein Schreibtisch mit einem gemütlich wirkenden Bürostuhl. Die Einrichtung ist mehr in dunklen Tönen gehalten, in einem Kirschholz wahrscheinlich. Als sie die Beine aus dem Bett schwang und die Füße auf den Boden stellte spürte sie einen weichen Teppich. Die Frau blickte nach unten. Er war hingegen schwarz. Die Wände hatten einen hübschen Okkerton. Bilder gab es hier keine. Dafür hingen zwei schwarze Kerzenhalte mit drei Armen links und rechts von der Tür. Sie war alleine hier. Und alles war still. Azzurra stand auf und ging zur Tür um dort vorsichtig auf den Flur zu spähen. Die Lampe ging an. Scheinbar durch einen Bewegungsmelder. Als sie raus trat bemerkte sie ihre Tasche. Kurz schaute die Gefährtin hinein. Dort waren ihre Sachen drinnen. Alles was sie für diese Woche eingepackt hatte. Nur wie kam die hier her? Das Letzte woran sie sich erinnern konnte war, dass sie sich auf das Sofa gesetzt hatte. Sie war wohl so erschöpft gewesen und das Polster so einladend weich, dass sie eingeschlafen sein musste. Dann hatte man sie wohl in das Zimmer hier gebracht. Oder eher Salvatore. Der Gedanke an ihn ließ Azzurra schaudern. Er hatte vielleicht nicht so extrem wild gewirkt wie diese Anderen, aber er hatte genauso ausgesehen. Sie war froh am leben zu sein. Er hatte ihr scheinbar nichts getan. Nur wo waren Monic und Sandra? Die Frau ging unsicher durch den langen Flur, schaute Mal hier und Mal da in ein Zimmer rein. Viele waren nur mit dem nötigsten ausgestattet. Sie wirkten kalt und unbewohnt. Aber stets sauber. Kein Staub oder sonst etwas. Auf diesen Stockwerk fand sie aber Niemanden sonst. Keine Frauen, kein Mann. Sie ging die Wendeltreppe hinunter. Der Flur im unteren Stock schien genauso verlassen zu sein wie der Obere. Von weiter unten drangen aber Geräusche herauf. So nahm sie vorsichtig die letzten Stufen bis sie in dem Wohnbereich stand wo sie eingeschlafen war. Erst jetzt fiel ihr wirklich auf das es hier wesentlich freundlicher wirkte. Helle Möbel bildeten einen guten Kontrast zu dem dunklen Parkettboden. Hier und da lagen ein paar gemütlich wirkende Felle herum. Die Wände waren in weiß gehalten. Doch hingen hier wenigstens Bilder von Landschaften. Auch zwei Wandteppiche, die wirklich faszinierend aussahen. Eine Glasfassade ließ einen umwerfenden Ausblick auf den Garten und sogar über die Hecke hinauf auf ein Stück See zu. Dort eingelassen war eine Glastür zum aufschieben. Genau in dieser stand Salvatore und blickte sie an. Die Stimmung war bei Azzurra sofort wieder gekippt. Sie drehte sich fluchtartig um und wollte die Treppe wieder hinauf stürmen. Doch ehe sie auch nur den Fuß auf der ersten Stufe hatte legte sich ein Arm sanft um ihren Bauch und hielt sie davon ab weg zu laufen. Panisch drehte sie den Kopf herum, versuchte weg zu kommen. Der Griff war zwar lockern, aber doch fest. „Ich tue dir nichts.“ Murmelte Salvatore mit ruhiger, dunkler Stimme in ihr Ohr. „Ich habe dir etwas zu Essen geholt. Ich hoffe, es reicht dir erst einmal.“ Er ließ sie los und hielt der Frau eine Schüssel entgegen. Es waren Kirschen und Pflaumen drin. Dazu sehr viele verschiedene Beeren. Erdbeere, Johannisbeere, Him- und Brombeeren, Heidelbeeren, Blaubeeren und Stachelbeere, soweit sie das alles zuordnen konnte. „Ich wusste nicht was du magst, deswegen hab ich einfach Mal von allem was reif ist etwas geholt. Gerade erst gepflückt und sicher frei von Pestiziden.“ Meinte der Mann. Azzurra schaute wieder auf und schien völlig verwirrt zu sein. Das konnte doch nicht der Mann sein der noch vor Kurzem auch diese glühenden Augen gehabt hatte. Salvatore blieb weiterhin ruhig stehen. Musste sich aber stark zusammen reißen sich an sein versprechen zu halten ihr nichts zu tun. Sie war so wunderschön. Ihre Augen hatten die Farbe eines sanften türkis. Dazu der betörende Geruch, der dieses Mal wirklich von ihr kam und nicht nur von einer Blume im Topf. Er lächelte ihr sanft zu, ließ bewusst die Lippen verschlossen da er merkte wie sich seine Fangzähne allmählich wieder ausfuhren. Sie brauchte wirklich nur in der Nähe zu sein und der Vampir verlor fast jede Selbstbeherrschung. Die Gefährtin blieb stehen und nahm die Schüssel mit Obst entgegen. Hunger hatte sie bis eben weniger gehabt. Nun aber stellte er sich etwas ein. Doch war sie misstrauisch. Sie stellte sich die Frage wieso dann überhaupt nur das und nichts anderes. Lebte er denn von nichts? Was ihr nicht bewusst war, dass es auch bei Salvatore ankam. „Ich brauche nichts zu essen, wie du es wohl erwartest. Setzen wir uns besser. Dann erkläre ich dir alles.“ Sagte er, drehte sich dann auch schon um und ging zu einem Sessel hinüber wo er sich drinnen nieder ließ. Dort wartete er darauf das sie rüber kam. Hätte es am liebsten wenn sie sich auf seinen Schoss setzen würde. Davon konnte er wohl nur träumen. Azzurra blieb einige geschlagene Minuten dort stehen wo sie war mit der Schüssel in der Hand und starrte den Mann einfach nur an. Dieser aber guckte sie nicht einmal während der Zeit an. Langsam rang sie sich dazu durch zu dem Sofa ihm gegenüber zu gehen und sich dort nieder zu lassen. Das Obst stellte sie vor sich auf den niedrigen Tisch, rührte es aber noch nicht an. „Wo sind die Anderen?“ Fragte die Frau etwas kühler nach als sie eigentlich beabsichtigt hatte. „Ein Freund von mir hat sie abgeholt und kümmert sich um sie, dass sie diesen Vorfall vergessen.“ Antwortete er ohne zu zögern. Dabei sah er sie auch wieder an. Azzurra schaute sich unsicher in dem Raum um. Das Gefühl ganz alleine mit ihm hier zu sein verstärkte sich nur noch. „Was ist dort überhaupt passiert? Was war das? Bist du auch so etwas? Und wieso bin ich noch hier und nicht bei den Anderen? Was heißt überhaupt 'vergessen'?“ Die Fragen platzten aus ihr heraus. Zu aufgebracht war sie um überhaupt noch ruhig sitzen bleiben zu können. Lange stehen traute sie ihren Beinen aber auch nicht zu. Salvatore seufzte leise. Es war mehr das sie ihn als 'Etwas' bezeichnet hatte als die Masse dessen was die Gefährtin wissen wollte. „Fangen wir mit dem Harmlosen an. Du bist hier, weil ich dir hier behalten wollte. Nicht gleich ausrasten, bitte. Lass mich erklären. Das Vergessen heißt wirklich das sie vergessen sollen was geschehen ist. Sie werden keine Erinnerungen mehr daran haben. Nicht an dich, nicht an mich, nicht Mal daran das sie diese Ort jemals gesehen haben. Bei dir können wir das nicht machen. Selbst wenn wir wollten. Du würdest dich wieder daran erinnern, sobald dir etwas Bekanntes begegnen würde oder etwas was dein Unterbewusstsein damit verbindet. Du bist eine ganz besondere Frau. Das soll jetzt nicht nur als Kompliment gemeint sein. Es ist eine Tatsache. Du bist Eine von einer halben Millionen Menschen und noch mehr die mit einem kleinen purpurnem Mal geboren werden. Das können nur Frauen bekommen. Eine Träne in der Wiege einer Mondsichel. Wir nennen sie Stammesgefährtinnen.“ Salvatore hatte ruhig gesprochen, mit äußerst einfühlsamer Stimme. Und doch fühlte es sich für Azzurra an als hätte er ihr einen harten Faustschlag mitten ins Gesicht verpasst und noch Mal einen hinterher in die Magengrube. Ihr war die Luft weg geblieben und alles Denken hatte ausgesetzt. Es klang einfach nur Unsinnig was er da sagte. Doch es hörte sich durchaus glaubwürdig an. Das mit dem Mal stimmte. Sie hatte so etwas. „Was glaubst du, was das waren was die Leute angefallen hat?“ Fragte er ruhig nach. „Was glaubst du hast du gesehen?“ Sie versuchte eine logische Erklärung dafür zu finden. Ihr fiel aber nichts weiter ein. Vampire, das war das einzige Wort was ihr in den Sinn kam und treffend passte. Blut saugende, nichtaktive Wesen gab es aber nicht. Der Spanier nickte aber gelassen. „Doch, es ist zutreffend.“ Azzurra kniff die Augen etwas zusammen und schaute ihn nur noch misstrauischer an. „Können Sie etwa Gedanken lesen?“ Fragte sie, was ihr ganz und gar nicht behagte. „Kann ich unter Anderem. Nur hast du es eben gedacht und an mich übertragen.“ Sie starrte ihn an als hätte er eine Vollmeise. Abrupt stand die Frau auf und ging einige Schritte zur Glasfassade hinüber. Mit dem Drang einfach die Tür aufreißen und raus stürmen zu wollen. Das hier war doch einfach alles verrückt! „Bitte, setz dich wieder. Hör dir das an was ich dir erklären möchte und bilde dir danach ein Urteil. So wie es Fleur in deinem Roman 'Sieben goldene Tränen' gemacht hatte.“ Er erntete einen überraschten und dann vernichtenden Blick. „Entschuldige. Ich habe im Internet nachgesehen was du für Bücher schreibst.“ „Das war in einem Roman. Das ist alles ausgedacht.“ Giftete Azzurra ihn an, weiterhin um einen klaren Kopf bemüht der sich einfach nicht einstellen wollte. „Es muss ja aber von irgend woher kommen. Jeder Autor steckt etwas von sich selbst in seine Bücher.“ Sagte der Vampir beschwichtigend. Seine Augen konnte er nicht von ihr lassen. Egal wie sehr er es auch versuchen würde. Diese atemberaubende Schönheit hatte ihn ganz gefangen. Sein Durst wurde aber genauso angesprochen. Darauf war nun auch die Frau Mal aufmerksam geworden. „Was... was ist mit deinen Zähnen?“ In ihrer Stimme lag ein Ton unheilvoller Vorahnung. Salvatore lächelte vorsichtig und zeigte seine Fangzähne. Ein erschreckendes Keuchen entfuhr der Gefährtin und sie starrte ihn an. „Sind.. sind die wirklich echt?“ Nun hörte der Mann Zweifel, allerdings auch eine Spur Neugierde. Darauf könnte er mit etwas Glück aufbauen. „Ja, das sind sie. Genauso echt wie ich es bin. Du kannst sie ja Mal anfassen, wenn du magst.“ Oder in deinem Hals spüren, dachte er sich ergänzend. Die Frau wich noch einen Schritt zurück sichtlich von diesem Vorschlag schockiert. Das war wohl auch der Grund warum sie keine zwei Sekunden später den Kopf heftig schüttelte. „Nein, danke.“ Sagte sie bissig. Zu schade aber auch. Salvatore sollte sich besser zusammen reißen. Er machte es sich nicht einfacher wenn er ständig nach einem Weg suchte ihr Blut zu trinken. Er wäre dann an sie gebunden. Doch hieß das ja noch nicht, dass sie auch wirklich seine Gefährtin werden wollte. „Also? Magst du dir anhören was ich zu sagen habe? Ansonsten ist es leider meine Pflicht dich in einen Hafen bringen zu lassen, wo man sich dann um dich kümmern kann.“ „Das ist Erpressung.“ Plötzlich hatte sie einen Stimmungswandel bekommen und konterte ihm auf trotzige Art. Die Frau gefiel dem Vampir immer besser. Nachdem er sie nur weiterhin anlächelte und damit es nur bestätigte rang sich Azzurra dazu durch sich wieder auf das Sofa zu setzen. „Gut, dann erzähl. Aber an einem Stück. Ich mag keine Lücken haben oder nur die schöne Seite hören.“ Der Vampir grinste leicht. Nickte dann und setzte eine ernstere Miene auf. „Ich fange ganz vorne an. Es wird vieles dabei sein was dir verrückt vorkommen mag. Aber es ist so wie ich es dir erzähle.“ Salvatore blickte ihr tief in die Augen. Skepsis war darin zu lesen, aber auch Neugier sowie Bereitschaft dafür es sich anzuhören. „Vor ungefähr tausend Jahren sind acht Außerirdisch auf der Erde gelandet. Bitte bleib sitzen.“ Azzurra war bereits nach diesen Worten aufgesprungen vor Fassungslosigkeit. Sie blickte den Mann ungläubig an. Doch er wirkte so ernst und gefasst. Ihr blieb nichts anderes übrig als tief durch zu atmen und sich wirklich wieder zu setzen. „Es ist wahr. Es gibt Leben nicht nur auf der Erde. Diese Acht waren die Letzten die wohl von ihrem sterbenden Planten hatten fliehen können. Ihr Raumschiff muss bei der Landung zerstört worden sein. Sie kamen hier zumindest nicht mehr weg. Sie sind die Urväter von dem was Menschen mangels eines besseren Begriffes Vampire nennen. Diese Acht, die Alten wie wir sie nennen, waren aggressiv, wild und übernatürlich mächtig. Um zu überleben brauchten sie Blut. Allein das von Menschen konnte dafür Sorgen das sie nicht verdursteten. Sie wüteten unkontrolliert um ihren unersättlichen Durst zu stillen. Dabei vernichteten sie sogar ganze Kulturen. Ihre Körper waren groß, hatten massive Muskeln, waren haarlos und von Kopf bis Fuß mit Dermalglyphen überzogen. Die Alten mordeten sich durch die Welt und vergewaltigten auch Frauen. Manche von ihnen waren die ersten Stammesgefährtinnen die bemerkt wurden. Ihre Gene ist mit denen der Vampire als einzige kompatibel. Jene die überlebten trugen den Samen aus und die ersten Vampire waren geboren. Vampire der ersten Generation, also die direkten Abgestammten der Alten, sind die Mächtigsten unter ihnen. Sie erbten die Eigenschaften des Vaters noch völlig rein. Doch durch die Mutter kam auch menschliches Blut dazu, weshalb sie eben nicht ganz so wurden wie ihre Väter. Die Dermaglyphen reichen nicht mehr über den ganzen Körper und die Macht nahm etwas ab. Der Durst nach Blut war ihnen vererbt. Sie können keine menschliche Nahrung zu sich nehmen. Nur ganz wenige Bissen, was sie gerne vermeiden. Doch sie können es besser regulieren. Jeden zweiten, spätestens dritten Tag brauchen sie Blut um nicht durchzudrehen. Mit der Vereinigung ist nämlich auch eine Abspaltung dazu gekommen. Trinken Vampire zu viel Blut oder zu wenig kann es passieren das sie der Blutgier verfallen. Sie können an nichts anderes mehr denken als an ihren nächsten Schluck. Ähnlich wie bei Junkies, die alles tun um an den nächsten Schuss zu kommen. Rogues sind die dunkle Seite der Vampire. Das Tier, was nicht mehr von der Wildheit, von dem Bann des Blutes weg kommt. Neben diesem Durst und den Glyphen haben die Vampire auch die typischen Fangzähne, wie sie die Menschen kennen, geerbt. Dazu das sich die Augen verfärben zu einem bernsteinfarbenen Glühen und die Pupille wird zu Schlitzen. Daneben noch Regeneration, Gedankenkontrolle, übermenschliche Schnelligkeit, etcetera. Mit jeder Generation nehmen diese Kräfte ab. Nur die Verwandlung bleibt erhalten. Was wahr ist was die Menschen in ihren Geschichten über Vampire haben ist die Sonnenempfindlichkeit. Wir verbrennen darin und sterben. Ein Vampir der ersten Generation kann höchsten zehn Minuten ihr ausgesetzt sein bevor die Verbrennungen zu schwer werden. Das nimmt auch ab, allerdings sind das nur lächerliche Minuten. Höllenqualen die keiner auf sich nimmt. Außer zu gewissen Anlässen. Das kann ich aber auch später erklären, wenn du alles weitere verarbeitet hast. Neben den Eigenschaften des Vaters bekommt er auch etwas von der Mutter jeder Vampir auch eine Gabe von der Mutter geerbt. Jede Stammesgefährtin hat dieses mal was sie auszeichnet und die Gene. Dazu einen ganz speziellen Geschmack des Blutes, was ihr auch diesen Duft gibt. Bei manchen mehr, bei manchen weniger. Das ist nur für die Vampire wahrnehmbar. Aber jede von ihnen hat auch eine besondere Gabe. Etwas übernatürliches. Manche können Heilen, Stürme herauf beschwören oder Feuer, Gefühle lesen, Erinnerungen aus Gegenständen lesen und so weiter. Manche Gaben wirken sich auch nur auf Vampire aus. Die Meisten davon nicht besonders angenehm. Diese Gabe wird an den Sohn weiter gereicht. Stammesgefährtinnen können von Stammesvampiren nur Söhne empfangen. Gegenüber Menschen ist es egal. Deswegen ist es wichtig für die Vampire um den Fortbestand der Rasse zu sichern, dass es diese Frauen gibt. Sie sind uns heilig und werden grundsätzlich von uns respektvoll behandelt. Es gibt aber immer Arschlöcher die sich nicht daran stören. In mancher Hinsicht sind wir eben genauso wie Menschen. Eine Gefährtin kann nicht einfach so schwanger werden. Sie und der Vampir müssen das Blut des jeweils Anderen getrunken haben in einer Nacht des zunehmenden Mondes beim Sex. Das allerdings bedeutet auch, dass sie eine unwiderrufliche Verbindung zueinander eingegangen sind. Er spürt sie durch ihr Blut in seinen Venen und sie ihn auf gleiche Weise. Sie fühlen die Gefühle des Anderen. Es ist ein heiliger Akt sich zu vereinen. Es reicht so lange bis einer der Beiden stirbt. Es ist ein tieferes Versprechen als eine Hochzeit bei Menschen. Es hat eine wesentlich tiefere Bedeutung. Deswegen geht niemand damit leichtfertig um. Die Frau hört ab dem Moment auf zu altern wo sie das Blut eines Vampirs trinkt und wird auch nicht weiter altern wenn sie regelmäßig von ihm trinkt. Der Prozess des körperlichen Verfalles würde erst wieder einsetzen wenn sie aufhört. Er geht dann einfach normal weiter. Das heißt, eine Gefährtin kann noch so viele Jahrhunderte mit einem Vampir zusammen gelebt haben. Wenn die Verbindung endet und sie sich keinen Neuen sucht wird sie ab da an einfach normal altern. Nicht beschleunigt, aber auch nicht verlangsamt. Sie wird dann irgendwann sterben.“ Salvatore hatte das meiste jetzt auf einen Schlag erklärt, lehnte sich in dem Sessel zurück und schaute Azzurra abwartend an. Die Frau war im ersten Moment einfach nur überrumpelt. Es waren zu viele Informationen auf einmal. Außerirdische, Frauen die sich mit denen paaren konnten, Blut trinken, Unsterblichkeit und was nicht noch alles! Sie saß eine ganze Weile einfach nur da, starrte ihn an und ließ sich alles durch den schmerzenden Kopf gehen. „Und du hast jetzt was genau mit mir vor?“ Fragte sie nach einer guten halben Stunde. Dem Vampir klappte der Mund auf. Er hatte so ziemlich alles erwartet, aber nicht so etwas. „Hast du keine Fragen? Keine Lust dich einfach nur zu verstecken weil es zu viel ist? Oder sonst etwas zu tun?“ Fragte er recht fassungslos. „Doch, aber das bringt mich auch nicht weiter.“ Konterte sie nur trocken. Das war Mal wirklich eine Frau nach seinem Geschmack. In all seinen Jahrhunderten die er schon lebte war sie die Erste die er aufklärte. Doch dafür fand er lief es wirklich wunderbar. „Ich habe nichts Bestimmtes mit dir vor. Ich würde gerne. Aber ich fass dich nicht ohne deine Erlaubnis an. Und im Moment sind wir mitten in der Aufklärung.“ Eine Augenbraue hob sich bei Azzurra. Sie schien zu überlegen was sie machte. „Was würdest du denn gerne machen?“ Sie wusste das es ein Fehler war, aber trotzdem tat sie es. „Dir die Kleider runter reißen, dich hart nehmen und dabei dein Blut trinken.“ Meinte Salvatore ohne es zu verschönern. „Bist du immer so radikal?“ „Warum sollte ich lügen? Bringt nur Probleme.“ Die Frau blickte abschätzend in sein grinsendes Gesicht. Verdammt noch Mal, sie konnte sich sogar sehr lebhaft vorstellen wie sie unter ihm lag und er seine Zähne in ihren Hals schlug. Sie schluckte, rieb sich über die Seite ihres Halses und schüttelte den Gedanken ab. „Was ist mit den Alten?“ Fragte sie nach um einfach auf etwas Anderes zu kommen. Der Mann lächelte und nickte knapp. „Sie wurden getötet. Lucan, ein Vampir der ersten Generation, hat einige Vampire um sich gescharrt und ihnen den Gar ausgemacht. Sein Vater hatte seine Gefährtin, also Lucans Mutter, in einem Rausch angefallen und getötet. Dafür hatte er sich dann den Kopf des Alten geholt. Das war die Nacht in der der Orden seine Geburtsstunde hatte. Lucan lebt heute noch und führt diesen an. Das liegt bereits Jahrhunderte zurück seit er in diesen Krieg gezogen ist. Nach den Alten hatten er und seine Männer es sich zur Aufgabe gemacht Jagd auf Rogues zu machen. Den Abtrünnigen unserer Art, wie ich ja schon erklärt habe. Sie sind nur wenige und soweit ich weiß haben sie ein Hauptquartier irgendwo bei Boston in Amerika. Dort Sorgen sie für Ordnung. Allerdings ernten sie dafür nicht den Respekt in der Vampirgesellschaft der ihnen eigentlich zusteht. Sie werden verachtet und als altertümliche Bastarde bezeichnet die einfach nur ihre Zeit überstanden haben. Ich selbst find sie ganz nett. Hatte letztens das Vergnügen mit einem von ihnen telefonieren zu können. Die meisten Vampire leben in extra für sie angelegten Reservaten. Die dunklen Häfen, nennen wir sie. Zivilisten die meinen auf einer höheren Ebene stehen zu müssen. Reiche Leute die den ernst des Lebens nicht kennen. In diesen Häfen leben auch Gefährtinnen. Entweder mit oder ohne einen Vampir im Verbund. Die Agentur ist die Verwaltung. Also die ganzen Politiker für uns. Die sind besonders feindlich gegenüber jenen eingestellt die nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Wobei sie besonders gerne jene auf der Abschussliste haben, die Rogues jagen und für mehr Sicherheit sorgen, außer es sind natürlich ihre eigenen Leute. Die meisten Agenten kümmern sich aber nicht darum was außerhalb von ihrem Hafen passiert.“ „Also bestrafen sie im Grunde die Retter ihrer Welt.“ Fasste Azzurra zusammen. Salvatore nickte. Es entzog sich ihrem Verständnis. „Und was ist mit dir?“ Fragte sie weiter. „Ich bin Zivilist. Es gibt Vampire die nicht in Häfen leben wollen. Die Agentur kümmert sich nicht um sie, solange sie ihnen nicht im Weg stehen.“ Meinte er und grinste dann etwas breiter. „Ich habe aber noch einige Sonderrechte aufgrund meiner Generation.“ Die Frau schaute ihn forschend an. Ihr Blick blieb auf den Mustern hängen, die ihr nun erst wieder wirklich auffallen. Sie hatten die Farbe geändert und pulsierten etwas stärker. Sie waren wunderschön in einem gold, indigoblau und rot. Dazu so verworren und verschnörkelt das einem vom Zugucken schon fast schwindelig werden konnte. „Ich bin von der ersten Generation. Mein Vater war ein Alter.“ Offenbarte der Vampir mit einem kurzen Schulterzucken. „Was hat das mit der Verfärbung auf sich?“ „Die Glyphen sind die Spiegel unserer Gefühle, könnte man sagen.“ „Und was bedeuten deine gerade?“ „Durst und Lust.“ Azzurra verzog bei dieser Direktheit ein wenig das Gesicht. Er grinste sie frech an, dem sie nun wieder trotzig entgegen sah. „Was ist das mit der Gabe? Du sagtest ich hätte meine Gedanken an dich weiter gegeben.“ Sein Grinsen wurde noch breiter. Hatte sie etwa wieder Mal etwas gedacht was sie weiter gereicht hatte? Scheinbar schon. Da konnte sie wohl nur hoffen, dass es nichts war was sehr privater Natur gewesen war. „Soweit ich das einschätzen kann hast du die Gabe der Telepathie.“ Meinte Salvatore schlicht. „Wenn du das Blut eines Vampirs trinkst kann es sein das sich diese Gabe verstärkt und besser kontrollieren lässt.“ Das war die Erklärung für so ziemlich viele Situationen in ihrem Leben. Für ihre nächste Frage brauchte sie keine paar Sekunden um sie zu stellen. „Was hast du für eine geerbt bekommen?“ Er blickte sie an und lächelte. Sein Blick musterte sie ein wenig. Anscheinend war sie mehr Interessiert als verschreckt. Der Vampir hob den linken Arm hoch, drehte die Handfläche nach oben und konzentrierte sich. In seiner Hand bildete sich eine Kugel aus Wasser. Die Gefährtin holte erschrocken Luft. Salvatore ließ die Kugel zu ihr rüber fliegen. „Trink. Es ist ganz normales Süßwasser. Du hast sicherlich Durst.“ Sagte er auffordernd. Die Frau starrte eine Weile auf das Dargebotene. Dann beugte sie sich unsicher der Kugel etwas entgegen und setzte die Lippen an um einen Schluck davon zu saugen. Es platzte nicht, wie sie es erwartet hatte. So zu trinken war irgendwie komisch. Die Kugel war nicht sonderlich groß und sie trank es aus der Luft einfach auf. Wobei sie aufpassen musste keinen Kicheranfall zu bekommen. „Das ist ja unglaublich.“ Meinte sie völlig begeistert und blickte den Mann wieder an. „Ja und praktisch wenn man es gerade braucht. Nur hat es auch für mich seinen Preis. Verwende ich es zu stark dann wird mein Blutdurst größer. Ich habe gelernt es zu kontrollieren. Aber es bleibt trotzdem immer die Gefahr das ich bei zu großen Gebrauch durch den Rückschlag zum Rogue werde.“ Sein Lächeln war sanft als sie ihn betroffen, gar bestürzt anschaute. „Das konntest du nicht wissen.“ Verdammt, sie hatte es schon wieder getan! Azzurra ärgerte sich allmählich wirklich über diese Gabe, die sie angeblich haben sollte. „Mach dir nichts daraus. Willst du noch etwas erklärt haben oder lieber erst einmal Pause?“ Fragte der Spanier nach. Sie überlegte etwas wobei sie ihn anschaute. Ein klackendes Geräusch und dann ein stetiges Summen ließ sie zusammen schrecken. „Das sind nur die Sonnenblenden. In keiner halben Stunde geht die Sonne auf. Ich sagte dir ja, dass ich das nicht so gut vertrage.“ Beschwichtigte Salvatore sie und deutet dabei zu der Glasfassade. „Das heißt, du hast deinen Garten niemals bei Tag gesehen?“ Fragte sie nach, wobei sie etwas traurig klang. „Nein. Ich mach mir da auch keinen Kopf drum. Es ist nun Mal so und lässt sich nicht ändern. In der Nacht ist er ja auch wunderschön.“ Das war er in der Tat, wie die Frau zugeben musste. Und sie hatte ihn nur flüchtig gesehen gehabt. Sie seufzte und griff nun endlich mal nach ein paar Beeren, welche auch gleich schon in ihrem Mund verschwunden waren. „Was machst du wenn du jetzt kein Blut bekommst?“ Fragte sie nach und warf wieder einen Blick auf seine Glyphen. „Entweder bis zur nächsten Nacht warten oder etwas Bestellen und den Fahrer beißen.“ Antwortete der Vampir völlig gleichgültig und zuckte mit den Schultern. „Das ich gerne von dir trinken würde weißt du ja schon.“ Sie warf ihm einen mahnenden Blick zu, was er nur mit einem Grinsen quittierte. „Was war da drüben in der Nacht los? Waren das Rogues?“ Fragte Azzurra weiter. „Nein, dass waren einfach Stammesvampire. Sie haben einen Blutclub veranstaltet. Das ist ein Freizeitsport der verpönt und verboten ist. Ihr hattet großes Glück das ihr dort heil raus gekommen seid. Jetzt habe ich mir den Mund fusselig geredet. Erzähl du doch Mal, wie ihr das überhaupt geschafft habt.“ Die Frau blickte ihn an. Etwas Herausforderndes trat in ihre Augen. Sie erzählte dann auch während sie weiter das Obst verspeiste von den Ereignissen die sie erlebt hatte von dem Punkt an wo sie bemerkt hatten das außer ihnen keiner mehr da war bis dahin wo Salvatore aufgetaucht ist. Der Vampir amüsierte sich köstlich. „Mit Parfum und einer Bratpfanne.“ Sagte er schallend lachend. „Was hätten wir denn sonst nehmen sollen? Etwas Knoblauchsauce?“ Fragte sie leicht empört. „Nein, nein. Das ist einfach nur zu köstlich. Der Vampir wird sich wohl in Grund und Boden schämen. Das hätte ich wirklich gerne mit angesehen.“ Er atmete tief durch und musste sich stark zusammen reißen um nicht weiter zu lachen. „Das habt ihr wirklich verdammt gut gemacht. Viele überleben das nicht. Eigentlich nicht Mal ein Prozent. Knoblauch hilft rein gar nichts gegen Vampire. Ich mag den Geruch nicht so gerne wenn es zu intensiv wird. Aber das tun manche Menschen ja auch nicht. Weihwasser und Kreuze sind uns ebenso völlig egal. Was hilft ist eben Sonnenlicht, Herz zerstören, Kopf voll Blei pumpen oder ihn abtrennen. Rogues reagieren auch auf Titanium. Es ist Gift für sie und zersetzt sie innerhalb von Sekunden. Frag mich nicht warum. Ihr Kreislauf tickt so. Einen Vampir der ersten Generation tötet man zuversichtlich damit das man ihm den Kopf abtrennt. Wir halten eine ganze Menge aus und unsere Regeneration ist enorm. Die jüngeren Generationen bekommt man schneller tot.“ Erklärte er ihr. „Es ist gut das du dich auf etwas Handfestes gestützt hast und nichts aus der Fantasie. Sonst könnte ich jetzt wohl nicht mehr mit dir reden.“ „Reden oder mich begehren?“ Fragte sie nach. Er blickte sie neugierig an und folgte dann dem Wink als sie auf seine Arme zeigte. Salvatore lachte vergnügt. Seine Glyphen hatten sich noch etwas mehr ins Dunkle verfärbt. „Was wäre dir denn lieber?“ Konterte er. Dabei hatte er bewusst eine verführerische Tonlage. Azzurra zog eine Augenbraue hoch. „Entschuldige Mal. Ich hab gerade eine der verrücktesten Geschichten von dir zu hören bekommen, bin knapp dem Tot entkommen und völlig am Ende!“ Entrüstete sie sich. „Nun... Scheint dich ja nicht zu stören nicht doch etwas an mir zu finden.“ Entgegnete er gelassen. „Ich kann dein Herzschlag hören. Außerdem sehe ich deinen Puls an der Seite deines Halses. Wenn mir danach wäre könnte ich auch deine Gedanken lesen. Nur du bist so unkonzentriert das genug von dir aus auf mich übertragen wird. Dazu deine Mimik und deine Augen sprechen auch Bände.“ Azzurra errötete. „Na..na und?“ Meinte sie verunsichert. „Ich habe aber nicht gesagt das ich mich dir anbiete. Und mich auch gar nicht dafür entschieden.“ Versuchte die Frau zu kontern. Der Spanier grinste und legte den Kopf etwas schief. „Ich kann dir ein angenehmes Leben bieten.“ Versuchte er sie zu locken. „Du kannst dir auch aussuchen wohin du willst und wir ziehen dorthin. Ich würde versuchen dir jeden Wunsch zu erfüllen, wenn es in meiner Macht liegt.“ „Versuchst du mich gerade mit Geld dazu zu bringen deine Gefährtin zu werden?“ Fragte sie fassungslos. „Nein.“ Gab er schlichtweg einen Konter. „Ich mache dir einen Heiratsantrag.“ Azzurra fiel aus allen Wolken. „Wir kenne uns doch gar nicht!“ „Ändert nichts an der Tatsache das ich keinen anderen Kerl mehr an dich ran lassen will und ich es nicht ertragen kann das du von mir gehst. Erst recht nicht das dir irgendwer etwas antut.“ Bei den Worten war sie einfach nur sprachlos. Salvatore saß ihr völlig ruhig gegenüber und wirkte so entspannt als sei es das Normalste auf der Welt. „Was ich aber am allerwenigsten möchte ist dich unglücklich zu sehen. Deswegen werde ich damit leben müssen das du gehst, wenn du es willst.“ „Kann ich denn wenigstens erst einmal alles verarbeiten und dann meine Entscheidung fällen?“ Fragte sie aufgebracht. Er zuckte mit den Schultern. „Hast du das nicht schon? Du hegst keine Zweifel daran das es Wahr ist was ich dir erzählt habe.“ „Es ist trotzdem noch immer neu für mich.“ „Du sitzt mir gegenüber und reagierst auf meinen Charme. Scheint dir ja ganz gut zu gehen in dieser neuen Situation.“ „Du bist ganz schön arrogant!“ Salvatore zuckte wieder nur mit den Schultern. „Kommt vor wenn man ungefähr 900 Jahre auf dem Buckel hat.“ Er grinste. Azzurra atmete einmal tief durch. Leider hatte er Recht in den Punkten, dass sie wirklich auf ihn ansprang. Die Informationen die er ihr erzählt hatte sorgten glatt weg das sie sich am liebsten für die nächsten drei Tage einfach nur verkriechen wollte. „Dir würde es bei mir an nichts Mangeln. Und deine Bücher kannst du ebenso weiter schreiben. Nur müssen wir aufpassen das man unser Geheimnis nicht entdeckt wird.“ „Kannst du kochen?“ Die Frage überraschte ihn etwas. „Nein.“ Meinte er ehrlich, grinste dann wieder. „Aber das kann ich ja lernen, wenn du willst.“ „Selbstgefälliger Mistkerl.“ „Och, Süße. Ein bisschen weniger vom verliebten Ton und ich kauf es dir beim nächsten Mal vielleicht ab.“ Azzurra blieb der Mund offen stehen. Sie versuchte noch etwas zu erwidern, doch ihr fiel beim besten Willen nichts mehr ein. Salvatore hatte sie voll und ganz um den Finger gewickelt. „Das glaub ich jetzt einfach nicht!“ Meinte sie eher mehr entsetzt über ihre eigene Einstellung. Der Mann grinste sie weiterhin an. „Also... Du kannst bei mir verruchtem, alten Vampir bleiben oder in dein altes Leben zurück kehren. Ich denke beim Hafen wirst du keine Schwierigkeiten haben dich durchzusetzen.“ Seine Stimme hatte nun ganz und gar einen verführerischen Ton. Was durch die Fangzähne nur noch rauchiger klang. Der Spanier stand auf, ging zu ihr hinüber und hielt ihr eine Hand hin. „Und was mach ich um mich nicht zu langweilen.“ Der Vampir grinste breit und legte sich über die Fangzähne. „Ich denke, dann wird mir sicherlich etwas einfallen. Sofern du jemals dazu kommst.“ Azzurra blickte ihn noch eine ganze Weile lang an. „Das ist verrückt.“ Murmelte sie und ergriff seine Hand. Wohl wissend das sie sich gerade in ein neues Leben ziehen ließ. „Das ist doch verrückt!“ Kam es von ihr als er sie hoch zog und an sich drückte. Sanft legte der Vampir die Arme um sie und küsste zärtlich ihre Lippen. „Mag sein. Aber so ist die Realität nun Mal.“ Meinte er leise lachend, als er sie hoch hob und dann in Richtung der Treppe ging. „Eine Frage hab ich da noch.“ Sagte Azzurra und schaute ihm in die Augen. „Und die wäre?“ „Warum hast du so viel Obst in deinem Garten?“ „Es sieht gut aus.“ Gab er schlicht die Antwort als sei es logisch. „Und was machst du mit dem ganzen Essen?“ „Das war jetzt die zweite Frage.“ Die Frau blickte ihn böse an, worauf hin der Spanier anfing zu lachen. „Ich spende es einem Kinderheim im nächsten Ort. Sie kennen mich nicht und glauben einfach das was ich bin. Ein reicher Mann der ihnen etwas Gutes tun will.“ Die Frau auf seinem Arm wurde still und schmiegte den Kopf an seine Schulter. Der Gedanke gefiel ihr. Meine Gefährtin, dachte Salvatore als er Azzurra in eines seiner Schlafzimmer trug und um genau dort diesen Gedanken in die Wirklichkeit umzusetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)