The Birdcage von F (~BDSM~) ================================================================================ Kapitel 1: Das Vögelchen ------------------------ Der mit schwarzem Kunstleder ausgelegte Boden, fühlte sich unter Jasons nackten Füßen vertraut an. Unsicher machte er zwei Schritte nach vorne, bis er von einer Hand aufgehalten wurde, die sich leicht gegen seine bloße Brust presste. Die Augenbinde roch leicht nach Lederöl, welches zwecks Geschmeidigkeit aufgetragen worden war. Der Geruch steigerte seine Lust, brachte den aufgerichteten Schwanz zwischen seinen Beinen dazu einige Tropfen Flüssigkeit zu weinen, welche dann an der Unterseite des Schafts entlang glitten. Jason konnte hören wie Ryan hinter ihn trat, hörte das metallische Klirren des Halsbandes, das geöffnet wurde, bevor es sich kalt um seinen Hals legte und sich mit einem leisen klicken schloss. Erst als die vertraute Schwere sich um Jasons Hals gelegt hatte, atmete er langsam und sehr bewusst aus, als wäre er erst jetzt aus seinem Trancezustand erwacht. Auf einmal fühlte sich alles viel intensiver an, als es noch vor Sekunden gewesen war. Die Augenbinde auf seiner Haut, die Schnallenfesseln an seinen Handgelenken und selbst die kleinen Karabinerhacken welche leicht seine Handballen berührten. Aber all das war nichts zu dem heißen Atem, der Jasons Nacken streifte und das Herz des blinden Mannes, schneller schlagen ließ. Ohne seine Haut auch nur zu streifen, griff Ryan nach den Schnallenfesseln an Jasons Händen, zog sie nach oben und machte die Karabinerhacken am Ring fest, der vorne am Halsband festgemacht war. Ryan hielt sich nicht mit Erklärungen auf. Er hielt sich überhaupt selten mit Worten auf, die eine Vorbereitung oder Erklärung hätten sein können. Er zog es vor sein Opfer zu überraschen, ihn die Macht fühlen zu lassen, welche man in seine Hände gelegt hatte und in diesem Fall, welche Jason in seine Hände gelegt hatte. Diese Art von subtiler Dominanz war eine von Jasons Lieblingsspielchen und er biss sich auf die Unterlippe, als das Warten, bis ihn Ryan endlich berühren würde, fast unerträglich wurde. Diese Art von subtiler Dominanz war eine von Jasons Lieblingsspielchen. Er biss sich auf die Unterlippe, als das Warten auf eine Berührung, fast unerträglich wurde. Aber Ryan berührte ihn nicht, verwehrte die Liebkosung seiner Hände, welche den überreizten Jason sicher zum Höhepunkt getrieben hätte. Stattdessen durfte Jason hören, wie sein Herr sich entfernte, eine Schublade aufzog und mit voller Absicht mehr Geräusche erzeugte, als nötig gewesen wären. Was mochte er suchen? Würde es Jason Schmerz oder Vergnügen bringen? Die Fragen hallten fast schmerzhaft in seinem Innersten, als Ryan endlich wieder zurückkam und sich vor seinem Sklaven hinkniete. Jason zog den Bauch ein, als er weiche, warme Lippen auf seiner Bauchdecke spürte, die sacht an seiner Haut nippten und bis zur Leiste rutschten, bevor sie wieder verschwanden. Jason keuchte verhalten auf und bemühte sich, still stehen zu bleiben, was angesichts seiner weit vorangeschrittenen Überreizung schwer war. Nervös leckte er sich über die Lippen, bemüht keinen Laut von sich zu geben, während Ryans Hand nach seinen Hoden griff und sie kurz wog, als wollte er ihr Gewicht prüfen. Dann legte Ryan Jason die Ledermanschette an und dieses Mal konnte dieser gar nicht anders als aufzustöhnen, als seine Hoden schmerzvoll nach unten gedrückt wurden. „Still“, hörte er Ryans dunkle Stimme murmeln, als würde er ein unruhiges Pferd beruhigen wollen und tätschelte Jasons Schenkel, der nun ernsthaft gegen den Orgasmus ankämpfte, der in ihm ausbrechen wollte. Nur zu gut konnte Jason sich Ryans Gesicht vorstellen, wie die dunklen Augen ihn amüsiert ansahen, während sein wunderschöner Mund sich zu einem abfälligen Lächeln verzogen hatte. Jason konnte sich diesen Gesichtsausdruck so gut vorstellen, weil er ihn schon oft gesehen hatte. Zum ersten Mal, als sie nach der Arbeit etwas trinken gegangen waren und Ryan ihm einfach vorgeschlagen hatte, einen SM Club aufzusuchen. Es war nur zwei Monate her, aber Jason kam es wie keine Ewigkeit vor, die alles davor gewesene ausgelöscht hatte. Die Erinnerungen wurden unterbrochen, als ein Cockpin in seine Röhre geschoben wurde. Die verdickte spitze, ließ Jason sich auf die Zehnspitzen stellen, als würde er so dem Reiz entkommen wollen, der sich wie ein Elektroschock durch seinen Körper ausbreitete und ihn beinahe die Fassung verlieren ließ. Sein Gleichgewicht geriet durcheinander und er wäre fast gestrauchelt, wenn Ryans Hände ihn nicht an den Hüften festgehalten hätten. Das war die einzige Geste, welche Jason als Höflichkeit geschenkt wurde, bevor Ryan ihm am Arm mit sich zog. Voller Vertrauen ging Jason in kleinen Schritten seinem Herrn nach, stieß mit dem Knien schließlich gegen die niedrige Bank und kletterte auf diese hinauf, bevor Ryans Hand im Rücken, ihm signalisierte, dass er sich vorbeugen sollte. Voller Vertrauen ging Jason in kleinen Schritten seinem Herrn nach, stieß mit den Knien schließlich gegen eine niedrige Bank und kletterte auf diese hinauf. Ryans Hand in seinem Rücken signalisierte ihm, dass er sich vorbeugen sollte. Die Haltung war demütigend, denn nun war Jasons Po der höchste Punkt seines Körpers, während der Oberkörper sich auf den angewinkelten Unterarmen abstützte. Um den Hals nicht zu überanstrengen lehnte Jason die Wange in die Hände. Sein Schwanz zuckte, als ihm wieder bewusst wurde, dass Ryan ihn genau betrachten und ihn genau einsehen konnte. „Willst du die Reitgerte auf deinem Arsch und Rücken spüren?“ erklang die dunkle Stimme und ließ Jason wohlig erschaudern, der nur verhalten nicken konnte, während er sich über die zitternden Lippen leckte. „Dann sag es“, forderte Ryans Stimme weiter, unterdessen der süße Klang der Reitgerte, die Luft probeweise schon zerschnitt. „Ich will die Reitgerte auf mir spüren, Herr“, krächzte Jason und schnappte keuchend nach Luft, als unvermittelt der erste Schlag auf seinen Rücken niedergesaust war. Er war nicht besonders fest und wurde begierig aufgenommen. Jason liebte diese langsame Steigerung, welche seinen Körper immer mehr an die Grenze brachte. Sein Hintern begann zu brennen, als die Hiebe fester wurden und von Schmerz in Lust umgewandelt wurden. Keuchend und stöhnend rieb er sich an der Bank und erst als er sich windend den Schlägen zu entziehen versuchte hörte Ryan auf. Jason atmete schwer, während sein Rücken und seine Hinterbacken wie Feuer brannten. Leicht zuckte er zusammen, als kühle Finger über seine Hüfte rutschten und einen Striemen nachzogen, während die Bank unter Ryans zusätzlichem Gewicht sich leicht bewegte. Er kniete hinter ihm, Jason wusste es und dann griffen starke Hände nach seiner Brust, zogen Jasons Oberkörper zurück, bis sein Rücken an Ryans Brust ruhte und der steife Schwanz des anderen, sich leicht in seine Spalte drückte. Immer wieder ließ Ryan seinen Schwanz durch den tiefen Spalt zwischen den perfekten Hügeln gleiten, bis Jasons Körper vor Anspannung zu zittern begann. „Bitte“, wimmerte Jason endlich und lehnte sich auffordernd an Ryan. „Bitte, fick mich endlich.“ Sein Flehen wurde von einem leisen Lachen beantwortet, ganz nah an seinem Ohr. „Und du meinst, dass du dir diese Belohnung verdient hast?“ fragte Ryan und ließ seine Hand über Jasons Bauch nach unten gleiten, bis er mit der Hand den harten Schaft umschloss, der sehnsüchtig in seiner Hand zu zucken begann. Jason konnte die angemessenen Worte nicht in seinem Kopf zusammenlegen, denn er war viel zu sehr auf die Finger seines Herrn konzentriert, die bis zur der purpurnen Spitze geglitten waren und an dem Cockpin zu spielen begonnen hatten. Der kleine Stab wurde gedreht und schlussendlich raus gezogen, was weitere Tropfen von Jasons Sperma hervor quellen ließ. Ryan fing sie mit den Fingern auf und begann mit den feuchten Fingern an Jasons Eingang zu reiben, was diesen willig die Beine spreizen ließ. „Du warst heute sehr brav und das nicht nur hier“, säuselte Ryan weiter in Jasons Ohr, „sondern auch im Büro.“ Die Erwähnung ihres gemeinsamen Arbeitsplatzes ließ Jasons Wangen brennen. „Damit hast du tatsächlich eine kleine Belohnung verdient“, sprach Ryan weiter und schob unvermittelt zwei Finger in Jason, was diesen stöhnend erzittern ließ. „Sag es.“ Es war keine Bitte, sondern ein Befehl und Jason zweifelte nicht daran, dass Ryan ihn in diesem Zustand lassen würde, wenn er jetzt nicht einlenkte und nachgab. „Ich will deinen Schwanz in mir spüren“, brachte er endlich hervor, spürte die Scham in sich aufsteigen, welche überhaupt erst durch die kurze Bemerkung über das Büro hatte entstehen können und dann wurden die Finger endlich entfernt. Eine breite, heiße Spitze wurde an seinen zuckenden Muskeln gesetzt und unnachgiebig, sowie stetig in Jason geschoben, der nicht wusste ob er vor dem dumpfen Schmerz fliehen oder sich ihm entgegen schieben sollte. Die kühlen Lenden des andere drückten sich an Jasons Po, kühlten und reizten die Haut zu gleich, bevor rhythmische und harte Bewegungen einsetzten und Jasons Gedanken auflösten. Alles was er noch wahrnahm, war das was Ryan ihn wahrnehmen ließ und das war eben der Schwanz tief in ihm, sowie die kräftige Hand, um seinen Schaft die ihn drückte und rieb. Ryans Händen ausgeliefert, konnte Jason sich nur dem Moment des Genusses hingeben, genauso wie es sein Herr sich gedacht hatte. Seine Muskeln brannten aufgrund der großen Reibung, seine Beine zitterten und die Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Die vollkommene Unterwerfung wurde vom einem Meer befriedigter Gefühle abgelöst, die nach und nach jeden Knoten in Jasons Körper lösten und ihn nicht nur mental, sondern auch körperlich schweben ließen. Der Orgasmus war hart und Kräfte zehrend und hätte Ryan Jason nicht gehalten, wäre er einfach nach vorne gekippt. Doch die starken Arme hielten Jason sicher, lösten erst die Hände vom Halsband und erst danach zog sich Ryan aus Jason zurück. Warmes Sperma sickerte aus Jason heraus und lief an seinem Oberschenkel langsam hinab. Jetzt wo das Spiel mit der Aufhebung der ersten Einschränkung beendet war, zog Jason selbst die Augenbinde von seinen Augen und blicke vor sich, wo sein eigens Sperma kleckernd auf die schwarze Bank getropft war. Erst danach drehte er den Kopf, um Ryan anzusehen, der sich bereits erhoben hatte und zu seinen Sachen gegangen war. Jason hasste diesen Teil ihrer Treffen, wenn Ryan immer so tat, als hätte es die Momente davor nicht gegeben. Er setzte sich auf die Bank und fummelte die Ledermanschette von seinen Hoden, welche sich gegen sie gepresst hatten. „Sehen wir uns nächste Woche wieder hier?“ fragte Jason und versuchte jene Angst aus seiner Stimme zu treiben, die ihn immer befiel, wenn er zusah, wie sich Ryan, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, ankleidete. „Ich weiß noch nicht. Diese Woche ist viel zu tun“, war die Antwort die alles und nichts bedeuten konnte. Während Jason schmollend die Lippen verzog und darum kämpfte ebenso unverbindlich dreinzuschauen wie Ryan, richtete dieser seine Krawatte und kam dann noch einmal zu seinem Sklaven, der noch immer nackt auf der Bank saß und sein Halsband trug. „Ich werde sehen, was sich machen lässt“, war das einzige vage Versprechen, welches er Jason, außer einem Kuss, auf die Stirn gab. Dann drehte er sich um und verließ, ohne einen weiteren Blick auf Jason, den Raum. Als die Tür sich geschlossen hatte, pressten sich Jasons Lippen zu einem Strich zusammen. Die Befriedigung von eben wurde von reservierter Eifersucht überschattet. Jason wusste woher sie kam. Die leichte Unverbindlichkeit mit welcher alles begonnen hatte, wurde langsam zur Last, getragen von der Ungewissheit, wann Ryan das Interesse an Jason verlieren und ihn schlussendlich verlassen würde. Kapitel 2: Das Kätzchen ----------------------- Mit Jason in einem Raum zu sitzen war nicht einfach, denn die wohlklingende, volle Stimme, fraß sich in Ryans Kopf und drängte dann den Körper hinab. Das Wochenende war gut gewesen und Ryan war es gar nicht so einfach gefallen, heute Morgen, den jungen Mann zu verlassen, der wirklich alle Register gezogen hatte, um ihn doch im Bett zu behalten. Immer wenn Ryan an Patrick dachte, musste er ein wenig lächeln. Er vermochte Ryans Gedanken wieder zur Ruhe zu bringen, den Körper von Jason ablenken, bis nur eine erschöpfte Befriedigung blieb. Ryans Augen legten sich auf Jason, der am Laptop stand und sich gerade über die Diagramme und Tabellen ausließ, welche den Kunden überzeugen sollten. Wahrscheinlich wäre er gerade nicht so selbstsicher und lebhaft, wenn er gewusst hätte, dass Ryan noch mit jemand anderem schlief. Mit einem jungen Mann, dem Eifersucht vollkommen fremd war und der absolut blind, jedem von Ryans Worten gefolgt wäre. Manchmal spielte Ryan mit dem Gedanken es Jason zu sagen, nur um den Schmerz in seinen Augen zu sehen. Doch soweit kam es nie. Stets verwarf er den Gedanken und zwar immer, wenn er sich in Patricks Arme flüchtete, was so ziemlich jeden Abend war. „Mit dieser Kampagne werden wir die höchste Gewinnmaximierung erreichen“, schloss Jason seinen Vortrag, woraufhin dezent geklatscht wurde. Seine Augen huschten mit leichter Unsicherheit zu Ryan, der noch immer mit der milden Mine dasaß und auf den Kunden starrte, der seinerseits mit funkelnden Augen auf Jason blickte. Der Chef der Agentur begann zu sprechen, aber Ryan hörte nicht zu. Er wusste bereits wohin der Hase laufen würde und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um zu Jason zu blicken, der in dem Augenblick aufzuatmen begann. Nicht zuletzt, weil Ryan ihm ein warmes Lächeln schenkte. Dann war die Besprechung vorbei und Ryan gesellte sich zu seinem Chef, ebenso wie Jason, wobei Ryan nicht beachtet wurde. „Das war eine sehr interessante Ausführung, Mr. Moore“, sagte Robert Denver zu Jason, der mit einem steifen Lächeln antwortete. „Er ist einer unserer Besten“, funkte der Chef dazwischen und klopfte auf Jasons Schulter. „Ich dachte mir, dass wir heute Abend noch einmal über den Auftrag sprechen könnten, Mr. Moore würde uns begleiten“, sagte er, was Denver nicken ließ. „Sie brauchen wir heute Abend nicht mehr“, warf der Chef Ryan hin, der wir üblich links liegen gelassen wurde. Vor Wochen hatte es Rayn noch etwas ausgemacht, wie das fünfte Rad am Wagen behandelt zu werden, aber mittlerweile war es ihm einerlei. Es interessierte ihn nicht mehr und als er sich entfernte, spürte er Jasons Blicke, die ihm folgten. Sie wussten beide, was für ein Spielchen für Jason folgen würde. Doch seit Jason in Ryans Hände geraten war, fiel es ihm zunehmend schwer die Dinge zu erledigen, welche von ihm erwartet wurden. Ryan hatte gerade sein Telefonat beendet, welches er geführt hatte, nachdem er sich in sein Büro zurückgezogen hatte, als es leise klopfte und Jason dann den Kopf reinsteckte. Fast sofort fiel ein Teil des Lächelns von Ryans Zügen ab und der kühle, und von Jason etwas gefürchtet, Ausdruck, kehrte auf sein Gesicht zurück. „Du warst heute sehr überzeugend“, begann Ryan zu sprechen und packte seine Unterlagen zusammen, welche er mit nach Hause zu nehmen gedachte. „Du wirst Denver sicher mit einem einzigen Fingerschnippen heute Abend überzeugen können, uns den Auftrag zu übertragen.“ Jason zuckte unter den Worten merklich zusammen, denn obwohl Ryan nichts böses sagte und neutral sprach, waren seine Worte wie Peitschenhiebe, die auf Jasons unvorbereiteten Geist niedersausten. „Ich werde nicht das tun“, sagte er entschlossen und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, was Ryan kurz den Blick zu ihm heben und ihn belustigt ansehen ließ. „Das?” fragte Ryan mit einer Stimme, als würde er nicht wissen, was Jason meinte. „Du vergisst, dass du nicht mein Eigentum bist und alles machen kannst, was dir beliebt, ohne jegliche Konsequenzen meinerseits fürchten zu müssen. Es ist genau das Arrangement, welches du haben wolltest.“ Ihre Affäre war nichts festes und das war Jasons Idee gewesen. Er hatte gewollte, dass die Sache zwischen ihnen locker blieb. Auf diese Weise hatte er sich die Möglichkeit offenhalten wollen, von heute auf Morgen ihre Treffen beenden zu können, wenn er denn jemanden fand, der besser als Ryan war. Nur war ihm nach all den Wochen klar geworden, dass es nichts besseres als Ryan gab. Ryan verkörperte alles was Jason sich jemals gewünscht hatte. Der Masochismus, welchen er bei ihm ausleben konnte, war nicht nur eine neue Erfahrung für Jason, sondern die Präzision seiner Wünsche. Aber gerade diese Vollkommenheit schaffte eine Abhängigkeit, welche langsam in Angst überschwang, dass Ryan genauso plötzlich aus seinem Leben verschwinden könnte, wie er in dieses getreten war. Für Jason war es das erste Mal, dass er so intensiv an jemandem hing und obwohl er das Gefühl hasste, schätzte er Ryan einfach zu sehr, um sich aus dieser Knechtschaft zu befreien. „Du siehst, du kannst alles machen, was dir bliebt“, fuhr Ryan weiter fort und schloss seine Aktentasche, während Jason spürte, wie ihm die Angelegenheit aus den Händen glitt. „Ganz ohne Gewissensbisse.“ Als Ryan sich an Jason vorbei zur Tür begeben wollte, packte ihn dieser am Arm. Angst. Sorge. Unsicherheit. All das spiegelte sich in Jasons Augen, während er sich zitternd über die Lippen leckte. „Geh nicht“, perlte es schließlich von seinen Lippen. „Komm bitte mit...“ Aber noch bevor er zu Ende sprechen konnte, legte Ryan einen Finger auf Jasons Mund. „Du weißt genau, dass es nicht geht. Denver will mich ganz sicher nicht in seiner Nähe haben. Außerdem, sehen wir uns doch wieder Samstag.“ Das war ganz sicher nicht die Aufmunterung und Rettung die Jason sich erhofft hatte. Doch Ryan hatte keine andere für ihn. In seinen Augen hatte Jason sich selbst in diese Hölle geritten, in welcher er nun lebte und Ryan verspürte nicht das Bedürfnis ihm da raus zu helfen. „Den heutigen Abend wirst du mit Leichtigkeit bestehen, mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Es gehört eben zum Job.“ Noch während Ryan sprach, schob er Jason, aus dem Büro, der mehr verletzt, als wegen der Abschiebung, verstimmt gewirkt hätte. „Man sucht dich schon“, wisperte Ryan ihm noch rasch ins Ohr und lenkte seine Schritte zum Fahrstuhl, während Jason ihm nachsah. „Mr. Moore, man wartet auf Sie“, richtete ihm eine Sekretärin aus, was Jason mechanisch nicken ließ. Er war schon ein paar Schritte gegangen, als er sich aus seinem Reflex heraus doch noch einmal umdrehte und erstarrte. Die Fahrstuhltür hatte sich geöffnet. Dort stand ein junger, schwarzhaariger Mann, der Ryan sich an den Hals warf und ihm einen Kuss auf den Hals hauchte. Jason hatte das Gefühl, als würde sich ihm der Magen umdrehen, doch anstatt, dass er den Blick abwandte, starrte er auf die Szene, welche ihm das Herz und die Lunge zusammen drückte. Er konnte sehen, wie Ryans Arm sich besitzergreifend, um die Taille des jungen Mannes legte und der andere sich an ihn schmiegte. Bevor die Tür sich schloss, fing er den Blick des Schwarzhaarigen auf, der ihn freundlich und heiter anlächelte. „Was machen wir heute Abend?“ fragte Patrick nachdem sie Ryans Wohnung betreten hatten. Die ganze Fahrt über hatte er munter geplappert und an jeder Ampel über Ryans Schenkel gekratzt. Dadurch war nicht schwer zu erahnen, wonach es den jungen Mann gelüstete. Als Ryan nicht sofort antwortete, verzog er das Gesicht und schmiegte sich an Ryans Brust, der sich eben erst von seiner Krawatte befreit hatte. „Habe ich denn gar keine Belohnung verdient? Wo ich doch so brav deine Anweisungen erfüllt habe?“ fragte er und schob die Lippe etwas vor, als würde er schmollen, wozu seine lachenden Augen nicht passen wollten. „Und an was für eine Art von Belohnung hast du da gedacht?“ Ryan drängte Patrick durch den Flur Richtung Schlafzimmer, was die Sorte der Entlohnung nur zu leicht erraten ließ. Patrick antwortete nicht, aber seine gesamte Körpersprache sagte aus, dass er bereit war. Ihr Spiel begann wie immer und ganz anders, als zwischen Ryan und Jason. Hier übernahm Patrick die ersten Schritte, fast als wollten sie ihr erstes Zusammenstein ständig lebendig halten. Während Ryan an der Tür stehen blieb, ging Patrick zum Bett und kleidete sich langsam aus, die Blicke genießend, welche seinen Körper liebkosten. Patrick war ein Exhibitionist, ein vollendeter Sub, einzig und allein von dem Wunsch beseelt seinem Herrn zu gefallen, auch wenn er nicht jedem mit solchem Eifer gedient hätte, wie er es bei Ryan tat. Bei ihrem ernsten Zusammentreffen, war das erste was Ryan an Patrick aufgefallen war sein Gesicht, welches die Unschuld eines Engels widerspiegelte und damit verbarg, dass in dem zarten Körper der Geist einer launischen Hure lebte. Hätte Ryan Patrick vor der Begegnung mit Jason kennen gelernt, wäre seine Seele nie so in Aufruhe geraten. Doch das war Vergangen. Nachdem Patrick auf das Bett gekrochen war, setzte sich auch Ryan in Bewegung. Ohne wirklich hinsehen zu müssen griff er nach dem Bondageseil, das seit Patricks regelmäßigen Besuchen immer auf der Kommode lag. In Patricks Augen funkelte es, bevor er den Kopf demütig senkte und Ryan sich auf den Rand des Bettes setzte, um das Seil dem Körper des Schwarzhaarigen anzulegen. Es dauerte beinahe eine Stunde, bis Patrick in jener Lage festgebunden war, welche Ryan beliebt hatte. Das wellenartige Muster welches das rote Bondageseil auf Patricks Oberkörper gezaubert hatte war eng, von fünf festen Knoten unterhalb des Halses, auf dem Brustbein, über dem Magen, dem Bauchnabel und auf dem Unterbauch geziert. Patricks Arme lagen eng am Körper. Die Handgelenke waren an seinen Oberschenkel fixiert, was jegliche Bewegung der Beine unterband. Das Seil schnitt in die blasse Haut und rötete die Ränder wo das Seil anlag. Die Augen des jungen Mannes funkelten wie schwarze Edelsteine, als er sah, wie Ryan seine gespreizten Beine an den Bettpfosten befestigte, nachdem er ihm noch ein Kissen unter den Hintern gestopft hatte. Das Gefühl war wie jedes Mal atemberaubend. Die Aufgabe jeglicher Kontrolle mochte bei vielen Menschen Angst auslösen, aber Patrick schenkte es eine Freiheit, welche die wenigsten Menschen kennen lernten. Alles was ab hier geschah, lag nicht mehr in seiner Hand, er konnte ohne Reue genießen, ohne sich für die Konsequenzen schämen zu müssen, über welche er ohnehin keine Macht mehr hatte. Als nächstes folgten die Nippelklammern, doch bevor Ryan sie anlegte, rieb er über die hellen Brustwarzen, welche sich durch den Reiz, zu harten dunklen Beeren zusammenzogen. Die Klammern fraßen sich in die kleinen Hautstücke, pressten sie zusammen und entlockten Patrick ein Japsen, welches Ryan aufblicken ließ. Schon jetzt fürchtete Patrick den Moment, an welchem sie abgenommen werden würden und die süße Taubheit verloren gehen würde. Das kühle Kettchen, welche beide Klammern miteinander verband, ruhte auf Patricks zitternden Brust, während dunkle Augen zusahen, wie Ryan sich entkleidete. Er tat es so, als würde er gleich zu Bett gehen wollen, um den Stress des Tages zu vergessen. Aber auch das gehörte zum Spiel, das nicht beachten des Pakets, welches gut verschnürt auf Ryans Bett lag und stumm vor sich hinbettelte. Er ließ sich Zeit mit jeder Bewegung, mit jeder Geste, damit seine eigene Geduld auf die Probe stellend. Dass sich ein Mensch so vollkommen in seine Hände begab, hatte Ryan noch immer nicht ganz akzeptiert. Und doch tat Patrick seit zwei Monaten nichts anderes, als sich freiwillig in die Gefangenschaft eines Mannes zu begeben, welchen er genaugenommen kaum kannte. Eine Perlenschnur in der Hand, setzte sich Ryan wieder aufs Bett und betrachtete Patricks Erektion, welche wippend über seinem Bauch schwebte. Der Genuss, der sich in Patricks Gesicht spiegelte, reichte an Verzückung heran. „Das nächste Mal, werde ich dich in der Öffentlichkeit fesseln“, begann Ryan mit sachlicher Stimme zu sprechen und wickelte die Perlenschnur langsam um die Erektion, wobei er an der Wurzel anfing und sich nach oben arbeitete. „Ich dachte dabei an ein Seeufer, welches vom hohen Gras umwachsen ist. Das Gras wird gerade so hoch sein, dass man dich auf einen flüchtigen Blick hin, nicht sehen wird.“ Von Patrick kam ein Keuchen. Es war nicht einzuordnen, ob es nun an der Perlenkette lag, oder an Ryans Worten, welche aufreizende Bilder in Patricks Verstand malten. „Aber diejenigen die einen schärferen Blick haben, werden dich entdecken und näher kommen. Sie werden sich wundern, warum du gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen daliegst. Vielleicht werden sie dich auch aus Neugierde berühren, die Gelegenheit nutzen sich einem Fremden auf eine Art zu nähern, die sonst nicht möglich wäre.“ Ryan sah wie Patricks Augen sich schlossen, wie seine Phantasie ihm zu klar das Bild zeichnete, welches Ryan für ihn entworfen hatte. Über die festgemacht Perlenschnur quollen die ersten Lusttränen hinab, doch Ryan hielt ihn auf. „Noch nicht. Noch darfst du nicht kommen“, wisperte er mit sanfter Stimme und ging zum Fußende des Bettes, wo er sich zwischen Patricks weit geöffneten Beine kniete. Der Anblick der ihm geboten wurde, ließ Ryan erschaudern. Aber es war nicht die Fesselung, die Ryans Puls in die Höhe trieb, sondern der funkelnde Stein, der am Plugende zwischen Patricks samtweichen Pobacken hervorblitze. Ryan hatte den jungen Mann angewiesen ihn zu benutzen, bevor er ihn aus dem Büro abholte und wie es aussah, hatte Patrick sich penibel an diese Vorgabe gehalten, um Ryan zu gefallen. Die Finger des Älteren glitten über den roten Stein, der sich von Patricks Körpertemperatur leicht erwärmt hatte. Von Patrick kam ein Wimmern, als Ryan den Plug endlich herauszog und ein wenig von dem, durch die Wärme flüssiger gewordenem, Gleitgel herauslief. Instinktiv versuchte Patrick durch das zusammenziehen der Muskeln, es in sich zu behalten, was natürlich nicht funktionierte. „Du läufst aus, mein Kätzchen“, sagte Ryan belustigt, was Patricks blasse Wangen sich röten ließ. Er biss sich auf die Unterlippe, als Ryans Finger den Weg in ihn suchten, dabei seine sensibilisierten Nerven reizend. Alles in Patrick verspannte sich und er hatte das Gefühl jeden Moment kommen zu müssen, wenn Ryan nicht seine Hand wieder zurückgezogen hätte. Seine Faust schloss sich, um die perlenumwickelte Erektion, während der Daumen sich auf die kleine Öffnung presste. „Ich habe noch nicht gesagt, dass du kommen darfst“, mahnte Ryan ihn mit leiser und gütiger Stimme, so ganz anders, als wenn er zu Jason gesprochen hätte. Seine Hand bewegte sich leicht über die Perlen, die sich wiederum in die gespannte Haut seiner Erektion drückten. Es war nicht auszuhalten, schon fast zuviel und doch bemühte sich Patrick nach Kräften, seinen Wunsch zu erfüllen. Für ihn ging es nicht darum, vordergründig alles fressende Lust zu erleben, sondern Ryan zu mit Bewunderung erfüllen. Für ihn ein perfekter Sub zu sein. Rascher, keuchender Atem erfüllte den Raum, durch welchen Patrick sich zu beherrschen suchte. Er hörte nicht wie Ryan seinen Gürtel und danach den Reißverschluss öffnete. Allerdings spürte er wie der andere sich in einer einzigen, raschen Bewegung in ihn schob. „Ah...“, entfloh es seinen knallroten Lippen, während er mit glasigem Blick Ryans Gesicht suchte. Es war ihm unmöglich Ryans Augen zu erkennen, da es im Schlafzimmer zu dunkel war. Ryan brauchte die Hand gar nicht zu bewegen, denn bei jedem seiner Stöße bewegte sich seine Hand minimal und die Perlen sorgten für einen maximalen Reiz, ebenso wie der Daumen, der massierend über Patricks feuchte Spitze glitt. Sie liebten sich langsam, wobei Ryan immer wieder dafür sorgte, dass Patrick kurz davor war zu kommen. Erst als er selbst soweit war, erlaubte er Patrick mit ihm zusammen den Orgasmus zu erreichen. Der schlanke, gefesselte Körper, wandte sich unter Ryan, wälzte sich in den Laken und schließlich schrie Patrick auf, als ihn der Höhepunkt endlich erlöste. Später lag Patrick in Ryans Armen, der seinen Nacken kraulte und an die Decke blickte. „Ich hätte nie gedacht, dass du mich ihn sehen lassen würdest“, sagte Patrick, nachdem sie beide wieder runtergekommen waren. „Warum hätte ich es nicht tun sollen?“ Ryans Hand rutschte über Patricks geraden Rücken hinab und blieb an der Taille liegen. Ein Zeichen, dass dieses Thema für ihn ernst war. „Weil er zu deinem... anderen Leben gehört.“ Patrick klang ein wenig unsicher. Seit er von Jason wusste, hatte er nie ernsthaft nach ihm gefragt. Hier oder dort einen amüsierten Kommentar fallen gelassen, aber nie über Ryans Verhalten Jason gegenüber geurteilt. Ebenso war er niemals auf die Idee gekommen, Jason einmal sehen zu wollen. Es war ihm einerlei gewesen und hätte Ryan an diesem Abend nicht darauf bestanden, dass Patrick ihn abholen sollte, hätte er Jason nie gesehen. Nun aber hatte der Schatten, welcher über Ryans Geist hing, ein Gesicht und nicht nur einen nichtssagenden Namen. „Es wird ohnehin bald zu Ende sein, da macht es auch keinen Unterschied, ob du ihn gesehen hast oder nicht.“ Immer wenn Ryan von Jason sprach und das geschah selten genug, bekam seine Stimme etwas kaltes und metallisches. Wahrscheinlich wäre es nicht jedem aufgefallen, aber Patrick, dessen Lebensinhalt Ryan geworden war, fielen auch solche Kleinigkeiten an ihm auf. „Bist du sicher, dass du das willst? Als ich heute in seine Augen sah, konnte ich Verzweiflung sehen“, wisperte Patrick und schmiegte sich an den athletischen Körper neben sich. Im Gegensatz zu Ryan selbst, hatte er die Gefühle des Blonden für Jason längst entschlüsselt. Aber ihm stand es nicht zu, seinem Herrn Vorträge zu halten. „Die Verzweiflung eines Kindes, was nie weiß was es will“, gab Ryan zurück und hob Patricks Kopf an, um ihn sehen zu können. „Du dagegen weißt immer was du willst“, wisperte er und beugte sich vor, um Patrick zu küssen, als das Telefon klingelte. Ein kurzes Stirnrunzeln, doch dann ging er ran. „Ja?“ seufzte er entspannt in den Hörer, während Patrick sich aufrichtete, um auf Ryans Schoss zu rutschen. Sein Körper war noch immer von dem roten Bondageseil eingeschnürt, wenn die Hände jetzt auch frei waren. Patrick liebte diese Art von Fesselungen und trug sie manchmal sogar unter der Kleidung. Er hielt in der Bewegung inne, als er sah, wie Ryans Blick sich veränderte. „Ich bin’s, Jason. Kannst du bitte in den Club kommen?“ Jasons Stimme klang so, als wenn er geweint hätte. „Kann es nicht bis morgen warten?“ fragte Ryan und setze sich auf, während Patrick neugierig neben ihm saß und wartete. Er konnte Jasons Stimme leise bis zu sich hören und fragte sich, was wohl geschehen sein musste, dass es einen Anruf um zwei Uhr Nachts gerechtfertigt hätte. „Bitte, ich muss jetzt mit dir sprechen“, erklang es vom anderen Ende. In den letzten Worten schwang Verzweiflung mit. Ryans Blick legte sich auf Patrick, der nur leicht mit den Schultern zuckte. „Ich bin in einer halben Stunde da“, sagte Ryan und legte dann auf. Kapitel 3: Der Meister ---------------------- Gleich nach dem Anruf bereute Jason es Ryan angerufen zu haben. Er wollte sich vor ihm nicht schwach zeigen, aber nachdem er Ryan mit diesem Kerl gesehen hatte, war ihm bewusst worden, dass er Ryan eher verlieren könnte, als er dachte. „Du siehst gar nicht gut aus, mein Lieber.“ Jason hob den Kopf und blickte in das ruhige Gesicht des Clubinhabers Miron, der hinter der Theke stand und ihm höchstpersönlich seinen Drink servierte. „Das zu erkennen ist wohl nicht schwer“, erwiderte Jason trocken und nippte an seiner Bloody Mary, welche Miron gerade vor ihn hingestellt hatte. „Ich habe dich schon einige andere Male schlecht gelaunt gesehen, aber heute würde ‚am Boden zerstört’ gut zu dir passen. Damit machst du sogar Youju Konkurrenz.“ Miron grinste und auch Jason musste zu dem jungen Barkeeper blicken, der am anderen Ende des Tresens stand und Miron einen ärgerlichen Blick zuwarf. Der junge Mann war wortkarger als sein Chef, weswegen es Jason gerade lieber gewesen wäre, wenn dieser ihn bedient hätte. „Also? Was ist vorgefallen?“ bohrte Miron weiter und lehnte sich etwas vor, als würde er darauf warten, dass Jason ihm gleich ein Geheimnis anvertrauen würde. „Nichts“, versuchte Jason ihn abzuwimmeln, aber er kannte den Besitzer der Weißen Lilie einfach zu gut, um hoffen zu können, dass Miron sich taktvoll erweisen würde. „Nichts?“ wiederholte Miron und hob die Augenbrauen. „Lass uns mal sehen, ob das passt. Ich kenne dich schon seit über einem halbem Jahr, hab dich schon öfters enttäuscht gesehen, aber so wie du gerade dreinschaust, tut mir leid mein Lieber, aber du siehst geradezu verzweifelt aus.“ Das waren nun ganz sicher die letzten Worte, welche Jason hören wollte. Aber ihm war klar, dass Miron recht hatte. Wenn sich auch nur ein Bruchteil von dem was er fühlte, in seinem Gesicht spiegelte, dann konnte ihm wirklich jeder ansehen, was los war. Wortlos ließ er den Kopf hängen, bevor er nervös an seinem Drink nippte, ohne die Schärfe oder den Geschmack recht wahr zu nehmen. „Nun sag schon was los ist“, drängte Miron weiter. „Ist was mit Ryan? Er wird dich wohl nicht verlassen haben“, lachte er und hielt inne, als Jason den Blick hob und ihn entsetzt anstarrte. „Wieso? War er mit jemand anderem hier?“ fragt Jason sofort nach und spürte wie sein Magen sich brechbereit zusammenzog. War es etwa jetzt schon soweit? Die Aussicht zog Jason den Boden unter den Füßen weg. „Was? Nein! Junge, das war nur ein Scherz, einfach so dahin gesagt“, beruhigte Miron ihn sofort und bereute es diesen Scherz von sich gegeben zu haben. „Warum sollte er auch? Er kommt nur mit dir hierher. In schöner Regelmäßigkeit. Jeden Samstagabend. Nach euch beiden, könnte ich die Uhr stellen.“ Allerdings vermochte auch dieser Scherz Jasons Stimmung nicht zu heben, geschweige denn ihn zu entspannen. Schweigend nahm er seinen Drink und schlenderte zu einem der wenigen Tische, die im dunkleren Bereich des Raums standen, um sich in einem der Sesseln nieder zu lassen. Youjus Augen folgten Jason und er schüttelte leicht den Kopf, als Miron sich zu ihm gesellte. „Es wäre besser gewesen, du hättest ihn nicht angesprochen“, sagte der 20jährige und zog den Kopf weg, als Mirons Finger Anstalten machten, sich an seinem weißblond gefärbten Igelschnitt zu vergreifen. „Stimmt, das wäre deine Aufgabe gewesen. Kennst du die Regel nicht, dass Barkeeper die geistigen Mülleimer der Gäste sind?“ witzelte Miron und sah mit Befriedigung zu, wie Youju vor unterdrücktem Zorn leicht rot wurde. „Danke, aber mir reicht es schon, wenn ich mich mit dir rumärgern muss“, murrte Youju und begann demonstrativ ein Glas zu putzen, während die Tür zum Club sich öffnete und eine wohlbekannte Person eintrat. Mirons und Youjus Augen legten sich sofort auf Ryans überraschend nachlässig gekleidete Gestalt. Wenn er zu seinen Samstagstreffen mit Jason in den Club kam, trug er immer einen Anzug, mit Krawatte versteht sich. Und auch davor, als er Jason noch hinterher spioniert hatte, war er nie anders angezogen gewesen. Ryans Augen glitten über den Raum. Er nickte Miron und Youju kurz zu bevor er sich zu Jason an seinen Tisch begab. „Die werden ganz sicher nicht mehr lange zusammen bleiben“, wisperte Miron in Youjus Ohr, was diesen leicht erschaudern ließ. „Woher willst du das wissen?“ fragte der Barkeeper und bemühte sich sichtlich, sich nichts anmerken zu lassen. „Weil ich schon viele gesehen habe die sich lieben und hassen und bei den beiden ist das jeweilige Gefühl immer nur einseitig. Darum.“ Miron wollte seine Ausführung mit einem Kuss auf Youjus Hals beenden, aber dieser zog sich zurück, bevor es soweit kommen konnte. „Idiot“, fauchte Youju und begab sich wieder an seine Arbeit, während Miron leise lachte. „So, hier bin ich“, sagte Ryan und ließ sich in den bequemen Sessel Jason gegenüber fallen, während der andere den Kopf hob. Erst in diesem Augenblick fiel Jason auf, dass Ryan seinen Namen so gut wie nie aussprach. Genaugenommen konnte er sich gar nicht daran erinnern, dass Ryan ihn jemals beim Vornamen angesprochen hatte. Jason dagegen sagte Ryans Namen oft. Selbst wenn er alleine war, gab er sich dem Genuss hin, den Namen des Menschen auszusprechen, welcher seine Wünsche so vollkommen befriedigte. „Tut mir leid, dass ich dich mitten in der Nacht rausgeklingelt habe. Ich hoffe, ich habe dich nicht gestört.“ Jasons Augen huschten über das legere Shirt, welches Ryan trug und tasteten automatisch Ryans Hals nach Spuren eines anderen ab. Nichts zu finden. „Schon gut, was ist passiert?“ Ryan kam sofort zur Sache und warf einen abgelenkten Blick zur Bar, der von Youju aufgefangen wurde. Die stumme Bestellung war klar. Ein Martini. Jason spürte wieder einen Stich in seiner Brust. Ryans Frage klang nicht nach Sorge um Jason, sondern eher danach, dass ein Problem gelöst werden sollte, welches Ryans Leben störte. Als Jason nicht sofort antwortete, erübrigte Ryan ein paar genauere Blicke auf Jason. Er trug noch die gleiche Kleidung wie im Büro. Einzig die Krawatte war etwas gelockert und der erste Knopf des Hemds offen. „Ist was mit Denver schief gelaufen?“ fragte Ryan schließlich weiter und unterdrückte den Impuls die Hände ineinander zu verschränken. „Nein, mit Denver war gar nichts los“, antwortete Jason fast gereizt und wurde danach wieder leiser. „Ich habe den Abend nicht mit ihm verbracht“, versuchte er sich zurechtfertigen, obwohl ihm klar war, dass es lächerlich wirkte. „Ich habe dem Chef gesagt das ich krank bin und bin schon vor Mitternacht gegangen.“ Er musste vor Ryan keine Rechenschaft ablegen, aber er tat es dennoch und hoffte buchstäblich, dass Ryan ihm verzeihen würde, obwohl nichts gelaufen war. „Hättest du nicht nach Hause fahren sollen, wenn du so krank bist?“ Ryans Stimme hatte den gleichen Klang wie am Nachmittag bekommen, bevor ihn der fremde junge Mann abgeholt hatte und das stach in Jasons Herz. „Ich bin nicht krank, ich musste mit dir reden“, platzte es aus Jason heraus, der einen Augenblick erschrocken innehielt, als würde er erwarten, dass Ryan ihn für diesen Ausbruch tadeln würde. Es kam aber keine Zurechtweisung. „Wer war dieser Junge von heute, der dich abgeholt hat.“ Die Frage verließ Jasons Mund, während er das Gefühl hatte, nicht mehr weiteratmen zu können. Auf eine Antwort war er nicht vorbereitet, das merkte er jetzt wo die Antwort greifbar war. Er hatte sich keinerlei Gedanken darüber gemacht, dass er eventuell schon an diesem Abend einen Korb kriegen könnte. Bis eben war er sich noch ganz tief in seinem Herzen sicher gewesen, dass er mit Ryan etwas teilte, was Ryan immer Jason wählen lassen würde, aber jetzt wo er dem Älteren gegenüber saß, der so unbeteiligt und nicht interessiert wirkte, kamen ihm bittere Zweifel. „Du hast mich mitten in der Nacht hierher kommen lassen, nur um mich zu fragen, wer der junge Mann war, der mich heute abgeholt hat?“ fragte Ryan und schmunzelte. Er hatte diese Frage von Jason erwarte. Sicherlich nicht jetzt, nicht in dieser Nacht, aber er war auf sie vorbereitet gewesen und hatte mögliche Antworten durchgespielt, welche Jason beruhigen oder sein Herz zerfetzten könnten. Doch nun, wo Ryan die Frage gehört hatte, wollte er seinerseits mit seiner Frage Zeit gewinnen. Einige weitere Sekunden wurden ihm geschenkt, als Youju an den Tisch trat und Ryan seinen Martini brachte, nach welchem dieser sofort griff und leicht nippte. Über den Glasrand hinweg konnte er sehen, wie Jason den Kopf etwas hängen ließ. „Aber wenn es dich so sehr interessiert, Patrick ist mein Nachbar. Er war in der Nähe und darum sind wir zusammen zurück gefahren.“ Diese knappe Antwort war nicht direkt eine Lüge, aber auch ganz gewiss nicht die volle Wahrheit, welche er Jason mitteilte. Trotzdem nahm sie Jason die Kraft nachzufragen, ob Ryan mit Patrick schlief. Noch mehr Blöße wollte er sich nicht geben. Er sah ein, dass er diesen Punkt verloren hatte. Doch aufgeben wollte er nicht so einfach. „Ich verstehe“, erwiderte Jason, auch wenn er alles andere als glücklich klang. Obwohl er jetzt sicher einen Schluck von seiner Bloody Mary hätte vertragen können, griff er nicht nach dem Glas. Er musste jetzt auf den Punkt kommen, selbst wenn ihm die Unsicherheit im Nacken saß. „Unsere Beziehung, so wie sie jetzt läuft... ich will es ändern.“ Jason konnte regelrecht spüren, wie er sich mit diesem Satz auf eine Ebene katapultierte, welche er nicht kannte. „Du willst Schluss machen?“ fragte Ryan, woraufhin Jason energisch den Kopf schüttelte. „Nein, auf gar keinen Fall! Aber, ich... ich will nicht, dass die Sache zwischen uns so unverbindlich ist. Nach den ganzen Wochen habe ich erkannt, dass ich... mehr will.“ Das alles war einfach so aus Jason gerutscht und wäre da nicht die Aufregung, wäre er erleichtert gewesen. Von Ryan kam eine ganze Weile gar nichts, bevor er sein Glas zurück auf den Tisch stellte und die Hände locker im Schoß faltete. „Warum?“ Ryans Mine war nicht zu deuten, was Jasons Unsicherheit nur noch mehr wachsen ließ. „Langweilt es dich, mit anderen zu schlafen, oder hat dir Denver einfach nicht gefallen. Das kann beim Nächsten schon wieder anders sein. Es ist also kein Grund gleich so drastisch von deinen gewohnten Wegen abzukommen.“ Das waren harte Worte, aber Ryan war neugierig, wollte herausfinden, was Jason antrieb, diese Wahl getroffen zu haben. In seinen Augen war Jason ein Kind, welches an keiner Süßigkeit vorbei gehen konnte, ohne sie zu probieren. Jasons Gesichtsausruck war verletzt und gekränkt, was Ryan jedoch nicht dazu brachte sich für seine Worte zu entschuldigen. Stattdessen lachte er. „Nun mach doch nicht so ein Gesicht. Wir wissen doch beide, dass du fast mit der gesamten Bürobelegschaft geschlafen hast, seit du bei uns arbeitest. Da ist doch nichts dabei.“ Das war zwar eine Tatsache und hätte Jason vor zwei Monaten noch nichts ausgemacht, aber jetzt kratze diese Aussage an seiner Seele. „Und auch wenn dir einer der Kunden gefallen hat, bist du mit ihm ins Bett gegangen“, fuhr Ryan weiter fort, ohne explizit zu erwähnen, dass das einer der Gründe war, warum immer Jason die Abendbegleitung, nach Geschäftsschluss, für die Kunden spielen musste. Natürlich hätte der Chef solche Dinge von Jason niemals offen verlangt, aber er stellte die Weichen dafür und überließ Jason die Wahl wie es enden sollte. Wenn es passierte, dann war es gut, wenn nicht, kein Beinbruch. Auf jeden Fall war nicht abzustreiten, dass Jason durch sein sehr lockeres Verhalten, seiner Karriere einen guten Schubs gegeben hatte. In anderen Firmen wäre er für so geflogen, hier erkannte man es als neue Möglichkeit. Jason wurde auf seinem Sessel immer kleiner. Es war nicht unbedingt das, was Ryan sagte, als viel mehr wie er es sagte. Ryan zählte kühl Tatsachen auf und machte damit klar, dass er von Jason nichts anderes, als genau solches Verhalten erwartete. „Nach all der Zeit habe ich aber vielleicht erkannt, dass es besser ist nur einem einzigen Menschen zu gehören“, begann Jason vorsichtig seinen Willen zu rechtfertigen. „Ich will, dass es für uns beide gilt, Ryan. Das wir ein Paar sind. Ohne dritte.“ Die Angst, dass Ryan mit Patrick schlafen könnte, fand endlich ihren Ausdruck. Jason konnte regelrecht sehen, wie Ryan nachdenklich wurde. Grübelte er etwa darüber nach, ob es sich lohnte Patrick für Jason aufzugeben? Der Gedanke war alles andere als beruhigend. „Und du bist sicher, dass du alles machen könntest, was ich von dir verlange, um mich glücklich zu machen, so dass ich niemand anderen mehr brauche?“ Ryans Frage war leise, lauernd und selbst sein Blick bekam etwas schweres. Ryan war sich nicht sicher, ob er bereit war Patrick einfach so aufzugeben, weil es gerade Jasons Laune war. Für ihn war Patrick zu einer Insel der Ruhe und Sicherheit geworden. Jemand auf den er sich verlassen konnte und der seine Wünsche schon kannte, noch bevor sie Ryan in den Sinn kamen. Jason war davon meilenweit entfernt, nicht zuletzt deswegen, weil er ein selbstsüchtiger Mensch war, der seine eigene Befriedigung als Wichtigstes ansah. „Du solltest dir deinen Wunsch gut überlegen“, fuhr Ryan weiter fort und ließ die Worte wie eine Warnung klingen. „Das was man sich sehnsüchtig wünscht, macht einen oft nicht mehr glücklich, wenn man es denn bekommt.“ Als Ryan das sagte, überkam Jason etwas Angst, doch dann nickte er entschlossen. Alles was Ryan bis jetzt von ihm verlangt hatte, hatte Jasons Gefallen gefunden und ihm unermessliche Lust bereitet. Es war also nicht zu erwarten, dass Ryan ab jetzt Dinge tun würde, die Jason nicht gefallen würden. Aber das beste war, dass er ganz sicher nicht mit Patrick schlafen würde. Zumindest schätzt Jason Ryan nicht wie jemanden ein, der ein gegebenes Versprechen brechen würde. Von Ryan kam ein Seufzen, welches Jason wieder aus seinen Gedanken holte. „Einverstanden. Versuchen wir es. Aber wenn du es nicht kannst, kehren wir zu dem ursprünglichem Arrangement zurück“, beschloss Ryan und griff nach seinem Glas um es in einem Zug zu leeren. Jason entging nicht, dass Ryan nicht glücklich klang, aber er schob es auf die späte Uhrzeit und die überfallartige Bitte. „Ich werde dir ein Taxi rufen, damit du nach Hause kommst“, und noch bevor Jason etwas sagen konnte, erhob sich Ryan, um zur Bar zu gehen und dort ein Taxi für Jason rufen zu lassen. Jason sah ihm nach und obwohl er genau das erreicht hatte, was er wollte, fühlte er sich nicht gut. Er hatte das Gefühl, sich auf ein Spiel eingelassen zu haben, welches er nicht begriff. Mirons Augen hatten die ganze Szene beobachtete, während Youju nicht einen Blick auf die höchstinteressante Szene geworfen hatte. „Alles wieder in Lot?“ fragte Miron ganz ungeniert, als Ryan an die Theke gekommen war und ließ keinen Zweifel daran, dass er das Pärchen nicht unbeobachtet gelassen hat. Ryan antwortete nicht auf seine Frage, doch sein Blick sprach Bände und ließ Miron leicht grinsen. „Ruf bitte ein Taxi für Jason und dann brauche ich noch...“ Noch während Ryan sprach griff Miron nach dem Telefon und hielt dann inne, „die Telefonnummer von Daniel.“ Das saß. Mirons Augenbrauen rutschten nach oben und das Telefon wurde wieder hingelegt. Fast misstrauisch sah er an Ryan vorbei auf Jason, der ahnungslos seinen Drink austrank. „Bist du sicher, dass du Daniels Nummer willst?“ fragte der Barbesitzer vorsichtig und ließ seinen Blick zu Ryan zurückwandern, der emotionslos nickte. „Wie du willst“, seufzte Miron nachgiebig, bevor er für Jason das Taxi rief und dann Ryan die betreffende Telefonnummer notierte. „Überleg es dir lieber noch einmal, ehe du ihn anrufst“, warnte er noch einmal, doch Ryan reagierte nicht darauf, sondern stopfte den kleinen Zettel in seine Jackentasche und ging zu Jason zurück. Auch während des in den nächsten Minuten folgenden Aufbruchs klebten Mirons Augen an den beiden Männern, welche sich im Grunde genommen so ähnlich und doch auch grundverschieden zu gleich waren. „Du hättest dich wirklich nicht einmischen sollen“, sagte Youju, der ohne Vorwarnung neben Miron aufgetaucht war. „Glaub mir, die beiden würden es auch ganz hervorragend ohne meine Hilfe schaffen auseinander zu gehen“, gab Miron trocken zurück, während Jasons Augen ihn streiften. Der junge Büroangestellte sah nicht von dem überzeugt aus, worauf er sich engelassen hatte. Viel mehr wirkte er, als hätte er die Büchse der Pandora geöffnet und würde nun auf die Dinge warten, die auf ihn lauerten. Kapitel 4: 1. Lektion --------------------- Patrick hatte sein schlankes Bein angezogen und das Kinn auf dieses gebettet, während seine Augen Ryans Bewegungen folgten. Er sah Ryan gerne morgens in der Küche zu. Die ritualisierten Bewegungen zeigten deutlich, dass er sich mental auf die Arbeit vorbereitete. Doch an diesem Morgen waren Ryans Handgriffe vorsichtiger und er stellte die Kaffeetasse so behutsam vor Patrick ab, dass dieser lächeln musste. „Du bist dir also sicher?“ fragte Patrick mit einem Lächeln und griff nach der Tasse, um an ihr zu schnuppern. Der Kaffee war stark und heiß. Genauso wie sie ihn beide mochten. Ryan hatte sich auf der anderen Seite des Tisches niedergelassen und betrachtete Patrick aus lauernden Augen. „Es war die einzige Möglichkeit“, antwortete er schließlich und lehnte sich zurück, als würde er Patrick einzuschätzen versuchen. Bei seiner Rückkehr hatte er ihm gleich alles erzählt und Patricks Reaktion hatte ihn nicht überrascht. Patrick regte sich nie auf, zumindest nicht, wenn Ryan in der Nähe war. Stattdessen benahm er sich wie ein wohlerzogenes und liebenswürdiges Wohnaccessoire. Schwierigkeiten zu machen, wäre nicht seine Art gewesen. Ein vollendeter Sub. Ganz anders als Jason. „Es war die einzige Möglichkeit die du wählen wolltest“, sagte Patrick in seine Tasse und schmunzelte, bevor er sich einen zierlichen Schluck genehmigte. Als er den Blick wieder hob sah er, wie Ryan sich von seinem Stuhl erhob und um den Tisch zu ihm kam. Der große Mann ging in die Hocke und griff nach Patricks Tasse, um sie auf den Tisch abzustellen. Dann nahm er Patricks Hände in seine und drehte die Handinnenflächen nach oben. Die Blicke der beiden Männer lagen auf den schmalen, hellen Narben welche die Handgelenke des jungen Mannes zierten. Einen Augenblick herrschte Schweigen. Nur zu gut erinnerte sich Ryan an das Blut, welches bei ihrer ersten Begegnung über diese schmalen Gelenke geflossen war, während er selbst panisch versucht hatte, ein Handtuch auf die Pulsschlagadern zu pressen. Es kam ihm vor, als würde dieser Vorfall in einem anderen Leben liegen. Dabei lag der Vorfall etwas mehr als ein paar Monate zurück. „Du weißt, dass ich dich niemals von mir weisen würde. Was immer kommen und vergehen sollte, du wirst immer an meiner Seite bleiben“, sagte Ryan nach einem Moment der Stille und hob den Blick zu dem Jüngeren, der ein wenig verlegen zu ihm hinab blickte. Der Grund der Verlegenheit waren nicht Ryans Worte, und das wusste dieser auch, sondern die Narben an Patricks Handgelenken. Es war keine Scham der Tat an sich gegenüber, sondern der Unbeherrschtheit, welche er Ryan gegenüber gezeigt hatte. „Kannst du dir so sicher sein?“ fragte Patrick leise und für einen Augenblick verlor sich seine Sicherheit und der Blick seiner Augen war so verzweifelt, wie in jenem Moment wo er Ryan das erste Mal angesehen hatte. Ihr Kennenlernen war noch nicht lange her und dennoch kam es beiden so vor, als hätten sie den jeweils anderen schon immer gekannt. Schon immer auf ihn gewartet. Doch obwohl sie wie zwei Stücke eines Ganzen waren, schien doch ein winziger Teil zu fehlen. Jener Teil der Ryan zu seinem vollkommenen Glück fehlte. Etwas, was ihn endlich Ruhe finden lassen würde. „Wie könnte man sich bei dir nicht sicher sein?“ lautete die milde Gegenfrage und dann folgen zwei Küsse. Jeweils einer auf ein Handgelenk, bevor Ryan Patricks Hände entließ und sich selbst erhob. „Könntest du bitte die Kiste aus deiner Wohnung holen? Ich werde heute einige Dinge benötigen“, sprach Ryan schließlich weiter und brachte Patrick dazu die Augenbrauen zu heben, was nicht oft geschah. Tatsächlich konnte Ryan Patrick nur selten wirklich überraschen. Jetzt war es der Fall. „Du willst gleich loslegen?“ fragte er überrascht, erhob sich jedoch, um dem Wunsch seines Gebieters zu folgen. Ryan zuckte nur mit den Schultern und griff wieder nach seinem Kaffee. „Je, schneller diese Farce zu ende ist, desto besser für uns beide“, entschied er schließlich. Ob er Patrick und sich meinte, oder Jason und sich, blieb dabei offen. Patrick nickte leicht und wollte schon zur Küchentür hinausgegangen, als er doch stehen blieb und sich zu Ryan umdrehte. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, welches Schalk und Amüsement zeigte. „Vielleicht brauchst du in dieser Zeit ein Haustier, damit dir nicht zu langweilig wird, wenn du von der Arbeit nach Hause kommst“, sagte er. „Eine Katze würde gut zu dir passen. Eine anschmiegsame Katze“, lachte er und verschwand dann, nachdem er Ryan zugezwinkert hatte. „Einen Katze…“, wiederholte Ryan und spürte, dass er Lächeln musste. Das obszöne Päckchen stand auf Jasons Schreibtisch und sah verdammt unschuldig aus. Es war eine kleine Karte dabei gewesen, geschrieben in gestochen scharfer Schrift, die nur aus zwei Worte bestand. „Trag es.“ Das war keine freundliche Aufforderung oder Bitte, sondern ein Befehl, dem man augenblicklich Folge zu leisten hatte. Jason hatte nur kurz reingeblick, es halb schockiert und halb empört geschlossen und schließlich von sich geschoben. Er hätte es ignorieren können, den Wunsch seines Herrn verweigert, aber immer wenn er den Blick auch nur ein kleines Bisschen von seinen Unterlagen hob, sah er dieses verdammte Päckchen, welches ihn stumm verhöhnte. Jason war vollkommen klar, dass Ryan erwartete, dass er es trug und dass er sich gerade köstlich darüber amüsieren musste, dass Jason sich so quer stellte. Aber irgendwo musste es doch Grenzen geben! Nun, Jason hatte diese Grenze am Abend zuvor gesprengt. Nun lag der erste Test vor ihm und er war nicht fähig ihn auszuführen, so wie man es von ihm erwartete. Gereizt sah er noch einmal auf das unschuldige Päckchen bevor er es schließlich ergriff und sich unverzüglich Richtung Toiletten begab, um dem Befehl auf der Karte zu folgen. Eingeschlossen in einer Kabine hatte er den kleinen Karton geöffnet und den blass-rosa Seidenstoff mit zwei Fingern aus der Verpackung genommen. Es handelte sich dabei um einen vornehmen Damenslip, der verflucht winzig war. Jason hätte kein Problem damit gehabt so etwas einer Frau auszuziehen, keine Schwierigkeiten damit, es an einer Frau zu betrachten, aber die Aussicht, dass er so etwas anziehen sollte, weckte einen Widerwillen ihn ihm, der nur schwer in Worte zu fassen gewesen wäre. Aber genau das erwartete Ryan von ihm. Das war ihre Abmachung und Jason wusste, dass wenn er jetzt nicht gehorchte, er die mit Mühe am Vorabend erkämpfte Abmachung sofort wieder zerstören würde. Noch einmal verging ein Moment des Zögerns und dann klirrte Jasons Gürtelschnalle, als er sie gereizt öffnete, um aus seinen Hosen steigen zu können. Was machte es schon? Es war nur ein Stück Stoff und unter der Kleidung würde es ohnehin niemand sehen. Einzig er selbst und Ryan würden es wissen. Trotzdem reichte es aus, um Jason zu demütigen, der mich echtem Widerwillen seine Unterhose auszog und in das winzige Damenhöschen stieg. Es saß etwas eng und ungewohnt an seinem Hintern und vorne spannte es so sehr, dass er kaum seinen Schwanz darin verstauen konnte. Kritisch sah er an sich hinunter und hätte beinahe über sich gelacht, da ihm klar war, wie lächerlich er darin aussehen musste. Er faltete seine eigene Unterwäsche und wollte diese gerade in das Kästchen legen, als ihm noch ein Gegenstand darin auffiel. Er erkannte es nicht sofort, musste aber schlucken, als er es erkannte. Es lag noch ein rosa Vibroei in dem Karten. Jason konnte gar nicht anders, als es aus an dem dünnen Band heraus zu nehmen und irritiert zu sein. Ein weiterer Blick in den Karten bestätigte seiner Ahnung, dass das Gerät eine Fernsteuerung hatte und damit nicht zu jenen alten Modellen mit Kabel gehörte. Das sollte er also auch tagen? Das Seidenhöschen hatte ihn schon echte Überwindung gekostet, aber das… Jason war kurz davor es einfach wieder in den Geschenkkarton zu legen, als er doch zögerte. Würde er nicht gehorchen, würde er Ryan niemals näher kommen. Dabei war es das, was Jason so sehr wollte. Es genügte ihm schon lange nicht mehr, sich einmal in der Woche mit ihm zu treffen, Lust auszuleben und wieder seines Weges zu gehen. Für Ryan hatte er viele andere Männer aufgegeben und nun wollte er ihn ganz haben, als Preis für seine Treue, die ihm, wie er sich selbst gegenüber beschämt eingestehen musste, immer leichter fiel. Ob Ryan ihm allerdings genauso treu war, blieb fraglich. Ohne sich weiteren Gedanken hinzugeben nahm er das kleine Plastikei in den Mund und schob das Höschen wieder ein Stück runter, bevor er sich vorbeugte. Es dauerte nicht lang, das Ei in sich zu versenken, das sich im ersten Moment seltsam an fühlte. Doch schon als er die Toilette verließ, war es kaum noch wahr zu nehmen. Still und bewegungslos ruhte es in ihm, während Jason von der Frage heimgesucht wurde, wann Ryan es als die Zeit ansehen würde, den Schalter der Fernbedienung zu betätigen und Jason an den Rand des Wahnsinns zu bringen. Eine nicht unbeträchtliche Zeit seines Vormittags fragte sich Ryan ob Jason seinen Wünschen nachgehen würde. Die Idee war ihm erst am Morgen vor dem Gespräch mit Patrick in den Sinn gekommen und hatte ihn nicht mehr losgelassen. Anders als bei Patrick, war sich Ryan nicht sicher, ob Jason nicht einen Rückzieher machen würde. Verletzt in seiner Eitelkeit, würde er wahrscheinlich in Ryans Büro gestürmt kommen, um ihn das Geschenk auf den Tisch zu knallen. Soweit kam es aber nicht und als sie am Nachmittag sich im Konferenzraum zusammen fanden, um dem Monatsbericht zu lauschen, den Jason zusammengestellt hatte, wusste Ryan einfach, dass Jason ihm gehorcht hatte. Es war nicht die Tatsache, dass Jason seinen Blick mied, oder dass er extra auf der anderen Seite des Tisches zu seinem Platz ging. Es waren die vorsichtigen Bewegungen die ihn verrieten. Jason konnte sich nur zu gut vorstellen, wie die Seide ungewohnt über seine Haut streicheln musste. Ryan sah wie Jason seine Unterlagen ordnete und seine Krawatte zu Recht rückte. Sollte er jetzt die Fernbedienung betätigen die verborgen in seiner Jackentasche lag? Nein, entschied Ryan. Jason wirkte so nervös, als würde er jeden Moment genau das erwarten und so legte Ryan auf die Beine, dass Jason sie von seinem Platz aus nicht sehen konnte. „Ich denke wir können dann anfangen“, sagte der Chef woraufhin das Licht gelöscht wurde und Jason sich erhob. Auf der Wand erschien die Statistik des letzten Monats. „Wie man sehen kann, haben wir im letzten halben Jahr die Umsätze um dreißig Prozent steigern können…“, begann Jason zu sprechen und rückte immer wieder seine Unterlagen nervös hin und her. Ryans Mundwinkel zuckte nach oben, denn es war ihnen beiden klar, worauf Jason da wartete. Doch es kam nicht. Nicht als er die Zahlen vorstellte. Nicht als er über Prognosen sprach und auch nicht, als er das Konzept erläuterte, welches er für Mr. Denver entwickelt hatte, um ihn als lukrativen Kunden, für die Firma an Bord zu ziehen. Je mehr Zeit verfloss, desto entspannter wurde Jason. Ryan sah es an seinen Gesten, die so weich und geschmeidig waren, wie eh und je. Die Sicherheit, dass ihm Ryan hier inmitten seiner Kollegen und vor seinen Chefs so etwas nicht antun würde, ließ ihn sichtlich aufatmen. „Wir sehen großen Umsätzen entgegen, wenn Mr. Denver sich endgültig entschließen sollte, uns den Auftrag zu übergeben.“ Jason strahlte über das ganze Gesicht, erleichtert, weil dein Prüfstein vorüber war, als Ryan die Fernbedienung betätigte. Die letzten Ausläufer von Jasons Lächeln gefroren auf seinen Lippen. Ryan lehnte sich der weilen zurück, schloss die Augen halb und sah zu, wie Jason um die letzten Minuten kämpfte, während sein Körper zum klingen gebracht wurde. Die Lobeshymne, welche der Chef auf Jason anstimmte, bekam dieser, nach Ryans amüsierter Beobachtung, kaum noch mit. Stattdessen tupfte sich Jason mehrmals mit einem Taschentuch über die Stirn, als würde das seine geröteten Wangen verbergen können. Konnte es aber nicht. „Sie sehen etwas erhitzt aus“, merkte der Chef an, woraufhin Jason gequält lächelnd das Taschentuch in die Hose stopfe. „Mir ist nur etwas warm. Bitte entschuldigen Sie mich.“ Und da es ohnehin das Ende der Besprechung war, sah ihm auch keiner nach, als Jason in aller Hast, zu den Toiletten stob. Ryan selbst ließ sich Zeit. Er stand auf und strich seinen Anzug glatt, bevor er gemächlichen Schrittes Jason zu den Sanitäranlagen folgte. Wie zu erwarten lehnte Jason an einem Waschbecken und keuchte leise. Er fuhr hoch, als Ryan den gekachelten Raum betrat. Lauernd betrachtete er Ryan, der langsam sich neben ihn stellte, dann die kleine Fernbedienung herausholte und sie auf dem Waschbecken ablegte, bevor er in den Spiegel blickend, seine Krawatte zu Recht rückte. Durch den Spiegel sah er wie Jason auf die Fernbedienung lugte. „Du kannst sie nehmen und ausschalten“, sagte Ryan im Plauderton, bevor er Jason direkte ansah. „Du könntest sie aber auch anlassen und dich in meine Hände begeben“, fügte er leise an und ließ keinen Zweifel daran, dass Jason mit dem Ergreifen der Fernbedienung ihr Arrangement brechen würde. Das war natürlich das letzte was Jason wollte. Er wandte sein gerötetes Gesicht wieder dem Spiegle zu. Durch bewusstes atmeten versuchte er die Reizung seiner Prostata zu ignorieren. Hoffnungslos. Es war kaum mehr auszuhalten und der halb steife Schwanz, der sich gegen das Seidenhöschen drängte, gab ihm so ziemlich den Rest. Ryan stellte sich hinter ihn, so nah, dass Jason seinen Atem im Nacken spürten konnte und seinen Schritt am Hintern. Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel, als Ryans Hände, selbstverständlich und fast zufällig unter Jasons hindurch schoben, um Jasons Hose zu öffnen. Die geöffnete Gürtelschnalle ließ den feinen Stoff der Anzughose aufklaffen. Rosafarbene Seide, umrahmt von einem dezenten Grau. Jason konnte es kaum fassen. Es hätte jeden Moment noch jemand in die Toilette kommen können und Ryan und ihn vor dem Spiegel wiederfinden, wie sie darin Jasons Unterwäsche betrachteten. „Wie warm die Seide doch geworden ist“, murmelte Ryan abgelenkt in Jasons Ohr und ließ die Fingerspitzen über die die Wölbung wandern, der weilen sich seine Schritt absichtlich an Jasons Hintern rieb. Jason keuchte auf und biss sich auf die Unterlippe, um keinen verräterischen Laut über die Lippen kommen zu lassen. „Weißt du, als du noch vorhin vor allen standst, das leise Surren in deinem Körper, die Eier von feinster Seide umschmeichelt, da dachte ich…“ Ryan machte eine Pause und lächelte, während seine Hand sich ganz über den Stoff schob und Ryans Erektion leicht drückte. „Da dachte ich, wie es wohl wäre, dich vor allen, mit dem Gesicht auf den Tisch zu drücken.“ Es waren keine vulgären Beschreibungen nötig, um Jason genau diese Szene vor den Augen auferstehen zu lassen. Jason war kein Exhibitionist, aber die Vorstellung, gepaart mit Ryans Hand zwischen seinen Beinen ließ ihn stöhnen. Er musste sich Ryan lehnen, da seine eigenen Beine nachzugeben drohten. „Jason, Jason, was soll ich nur mir dir machen“, seufzte Ryan. „Sieh nur, du hast einen Fleck auf die feine Seide gemacht“, erklärte er, was Jason die Augen wieder öffnen ließ. Tatsächlich hatte sich ein dunkler Fleck an jener Stelle gebildet, wo Jasons Eichel sich sehnsüchtig gegen den Stoff presste. Endlich langte Ryans Hand unter die Seide und holte den steifen Schwanz heraus, dessen Wurzel von einer rosa Wolke umhüllt wurde. Es sah lächerlich aus. Aber nicht lächerlich genug, um die Erregung zu vertreiben. Die warme Hand bewegte sich langsam am Schaft ab und acht, stets darauf bedacht Jason nicht kommen zu lassen. „Wir sollten das Leck stopfen“, hörte er Ryan abgelenkt sagen, der in der anderen Hand einen Penis-Plug hielt. Keuchend sah Jason zu, wie Ryan ihn vorsichtig in die kleine Öffnung einführte die, sie dehnte und schließlich nur noch die silberne Kugel am Ende heraus guckte. Jason hatte das Gefühl kommen und weinen zu müssen. Sein Körper zitterte, doch Ryan schob ihn nach vorne, wo Jason seine Hände abstützen konnte. Er griff nach der Fernbedienung und machte sie aus. Das zarte Summen in Jason erstarb, während sein Schwanz unter dem weißen Hemd hervor lugte. „Wenn du zu Hause bist, kannst du alles ablegen“, waren Ryans letzte Worte, bevor er sich die Hände wusch, abtrocknete und hinaus ging. Zitternd sank Jason auf den Boden. Er war den Tränen nah. Allein die Angst, dass ihn jemand in so einem Zustand sehen könnte, ließ ihn nach der Fernbedienung greifen und in eine Kabine flüchten. Aufgelöst blickte er auf seinen Schoss, wo der Penis-Plug leicht schimmerte. Er wagte es nicht sich Ryans Anweisung zu widersetzten, aber er war sich auch nicht mehr sicher, ob er das alles durchstehen würde. Kapitel 5: Daniel ----------------- „Dich hat man hier schon lange nicht mehr gesehen.“ Mirons Stimme enthielt einen Hauch Überraschung und eine große Portion Freude, als er Patrick begrüßte. Der junge Student setzte sich auf einen Barhocker und lächelte leicht, während Miron ihm, ohne zu fragen, einen Drink hinstellte. „Ich hatte nur noch wenig Grund hierher zu kommen“, antwortete Patrick und griff nach seinem Drink um einen kleinen Schluck zu nehmen. Das Getränk brannte auf der Zunge leicht, entfaltete eine geradezu abartige Süße am Gaumen und floss als Feuer die Kehle hingab. Miron verzog das Gesicht und machte eine theatralische Geste. „Da hat man Räumlichkeiten, welche genau passen würden und die Leute toben lieber durch ihre eigenen Schlafzimmer. Leute wie du werden mich noch arm machen“, lamentierte er gespielt gekränkt, was Patrick zum lachen brachte. „Als wenn du nicht genug andere interessante Kunden hättest, die viel regelmäßiger kommen“, gab er zurück und schenkte Youju ein Lächeln, welches der junge Barkeeper zurückhaltend erwiderte. Sie unterhielten sich nur miteinander, wenn Miron nicht in Hörnähe war. Doch heute verspürte der Barbesitzer nicht den Drang die beiden jungen Männer allein zu lassen. „Falls du auf Daniel anspielst, er ist schon oben. Du könntest hochgehen, wenn du willst“, schlug Miron vor und betrachtete wie Patrick den Kopf schüttelte. Er beneidete Ryan ein wenig, sich diesen jungen Mann geangelt zu haben. Patrick war schön, intelligent und ein vollendeter Sub, auch wenn man es ihm auf den ersten Blick nicht ansah. Die Augen strahlten jene Art von Intelligenz aus, die Angst machen musste, wenn man nicht ebenso ein vollendeter Dom war. In Mirons Augen, hätte Patrick viel besser zu Daniel gepasst, aber er sprach es nicht aus, denn Patrick gehörte nicht zu jenen jungen Männern, die ihre Partnerschaften wechselten. Selbst wenn Ryan ihn verstoßen würde, würde Patrick noch immer sein Sub sein. „Ein Jammer“, entschlüpfte es Miron, woraufhin Patricks schmale Augenbrauen nach oben wanderten. „Wie bitte?“, fragte er nach und ließ das Glas sinken, welches er gerade an die Lippen hatte führen wollen. „Ach nichts. Ich dachte nur, dass es ein Jammer ist, dass Ryan dich warten lässt“, lächelte Miron, worauf wie auf Bestellung sich die Tür öffnete und Ryan eintrat. Sein Mantel war nass und er schüttelte ihn etwas, bevor er an die Bar kam. „Wir haben gerade von dir gesprochen“, sagte Patrick, mit einem solch sklavisch-verliebten Leuchten in den Augen, dass es niemandem entgehen konnte. Ryan berührte ihn leicht an der Wange, wie man es bei einem geliebten Haustier getan hätte, dass man noch kurz um Geduld bitten wollte, um sich der Kleider zu entledigen. „Ist er schon da?“ Ryans Stimme klang rau, während seine Finger über Patricks Nacken streichelten. „Ja, oben. Das blaue Zimmer. Am besten ihr wartet neben an und seht euch solange die Show an“, antwortete Miron mit einem Grinsen, wobei er einen vielsagenden Blick zu Youju warf, der verkniffen auf ein Glas starrte und die Lippen so fest aufeinander gepresst hatte, dass sie nur noch ein weißer Strich waren. Ryan brauchte nichts zu sagen. Nur ein Blick genügte und Patrick rutschte von seinem Barhocker, um mit seinem Herrn nach oben zu gehen. Miron sah ihnen kurz nach, bevor er zu Youju blickte. „Tut mir leid, es sollte nicht so klingen“, versuchte er seine unbedachten Worte zu entschuldigen, doch der junge Barkeeper drehte sich fort. Die schwere Hand des Barbesitzers legte sich auf Youjus Schulter. „Youju…“, begann er vom neuen, doch Youju entzog sich der Hand, murmelte etwas davon, dass er Getränken holen müsste und entschwand in den Keller. Der Barbesitzer blieb alleine zurück. Dafür, dass es in der weißen Lilie fröhlich und lustvoll zugehen sollte, waren in letzter Zeit, aber verdammt viele Leute unglücklich hier, merkte er für sich an. Der Weg in den ersten Stock war nicht wirklich weit zu nennen und dennoch war es, als würde man in eine andere Welt eintauchen. Der Flur war mit einem dicken, dunkelblauem Teppich ausgelegt, die Wände in Holz gehalten und die Seitenlampen in Gold. Kurzum, sehr geschmackvoll. Ryan war ein paar Mal hier oben gewesen. Zwei Mal mit Patrick, bevor sie beschlossen hatten ihre Spiele zu Hause abzuhalten. Jedoch einige Male, um Jasaon zu beobachten. Einige der Zimmer verfügten über kleine Nebenräume, die mit Einwegspiegeln zu den Spielzimmern ausgestattet waren. Wie oft er Jasaon mit anderen Männern, durch einen Spiegel betrachtet hatte, wusste Ryan nicht mehr. Es hatte ihn immer gefoltert und dennoch auch befriedigt. Doch nun war das Gefühl fern und als er auf Patrick blickte, der neben ihm herging, erfasste ihn ein warmes Gefühl. Er war nah daran, Patrick nach Hause zu schicken, um ihn Daniel nicht bei der Arbeit sehen zu lassen. Doch schlussendlich tat er es nicht. Sie erreichten die richtige Tür und betraten den kleinen Raum, in welchem ein Sofa und zwei kleine Tischchen Rechts und Links standen. Der Vorhang zum Einwegspiegel war noch zugezogen. Schräg daneben stand ein Sessel. „Warum haben wir solche Räume nie benutzt?“, fragte Patrick neugierig, bevor er seine Jacke von den Schultern gleiten ließ und neben Ryans Mantel, auf einem Garderobenständer deponierte. „Weil ich dich nicht einmal optisch mit anderen teilen will“, gab ihm Ryan zur Antwort, schenkte seinem Sub ein flüchtiges Lächeln und ging zum Vorhang, um diesen zurück zu ziehen. Dann machte er es sich neben Patrick auf dem Sofa bequem. Das Bild, welches sich den beiden Männern bot, glich einem skurrilen Gemälde. Dass Daniel sie bemerkt hatte und darum inne hielt, war kaum möglich und dennoch hatte der große Mann mit dem kurzen, dunklem Haar inne gehalten und sah auf seinen Sklaven, der gefesselt von der Decke hing. Erst beim nähren Hinsehen, erkannte Ryan den jungen Mann. Es handelte sich dabei um Ju-Ri, den Zwillingsbruder von Youju. Ju-Ri war was Gesicht und Statur anging, ein Ebenbild seines Bruders. Einzig die knallrot gefärbten Haare unterschieden die Zwillinge. Das Gesicht des jungen Mannes war durch ein Kopfgeschirr halb verborgen. Die Augen waren von Lederklappen bedeckt, der Mund schloss sich um einen ledernen Knebelstab und in den Ohren waren Ohrstecker, die oben am Geschirr befestigt waren und so ein ungewolltes herausrutschen verhinderten. Daniel hatte Ju-Ri kunstvoll in der Luft drapiert. Er hatte Ju-Ri die Unterarme auf dem Rücken gebunden, so dass eine kunstvolle Schnürung seinen Oberkörper hervorragend zur Geltung bringen konnte. Auf Höhe der Brust, führte der erste Seilstrang nach oben, der Ju-Ri in der Luft hielt. Was die Beine anging, hatte Daniel zuerst die Unter- und Oberschenkel, fesselt und erst durch diese künstliche Stütze, pro Bein ein weiteres Seil nach oben, zum Haken gezogen. Durch diese künstliche Kniekehle, wurden Ju-Ris geschont und erlaubten ihm länger in dieser schwebenden Position zu verharren. Ryan löste seine Augen von dem wundervollen Bild und sah zu Patrick, der hingerissen auf das Schauspiel starrte. Ohne die Augen von Patrick zu lösen, streckte er die Hand nach ihm aus und ließ die Finger durch seine fransigen dunklen Haare fahren, um ihn dann am Nacken zu sich zu ziehen. Patricks geschmeidiger, warmer Körper schmiegte sich regelrecht an Ryans Brust, während seine Augen zu Daniel blickten. „Würdest du mit ihm tauschen wollen?“ fragte Ryan leise und schnappte mit den Lippen vorsichtig nach Patricks Ohr, das sich warm und ein wenig hart anfühlte. „Nur, wenn du an Daniels Stelle wärst.“ Man hörte deutlich, dass Patrick schmunzelte, als er das sagte. Er entzog Ryans Lippen sein Ohr und sah zu ihm hoch. Pures Glück, war in seinen Augen zu lesen und auf seinem Gesicht lag eine Ruhe und Zufriedenheit, die kaum ein anderer Mensch je kennen lernen würde. Ryan beneidete ihn um diesen Zustand und war wieder einmal milde erstaunt darüber, dass er der Grund für diesen Zustand war. „Du hättest also nicht Lust, einmal andere Hände zu spüren?“ wollte Ryan weiter wissen und ließ seine Hand über Patricks Oberarm wandern. Ihm gefiel die Art wie Patrick sich in solchen Situationen an ihn kuschelte. Er erinnerte ihn dann immer an ein schmusebedürftiges Tier, dass ihm Gegenzug solche kleinen Liebkosungen, all seine Liebe seinem Herrchen gab. „Nein, denn ich habe dich“, antwortete Patrick sehr ernst und sah Ryan in die Augen. „Du bist alles für mich.“ Es waren keine leeren Worte, das wusste Ryan genau. Patricks unendliche Hingabe, war kein Spiel wie bei Jason. Es war ein innerer Drang, vom Grund seiner Seele, besiegelt durch vergossenes Blut. Schon beinahe heilig. Ryan murmelte nur ein leises „Gut“, und zog Patricks Kopf wieder an seine Brust. Gerade rechtzeitig, damit sie sehen konnten, wie Daniel eine Nadel in Ju-Ris Schwanzspitze steckte. Daniel hatte den Schaft in ein Lederkorsett gepresst, was einen Verlust der Erektion verhinderte. Der Sub zuckte leicht zusammen, bevor sein Kopf in den Nacken sank und sein Körper sich ganz entspannte. Es musste wunderbar sein so über dem Boden zu schweben und nur das wahr zu nehmen, was der Meister einen wahrnehmen lassen wollte. Schließlich verließ Daniel den Raum und keine Minute später, klopfte es nebenan. Die beiden Männer erhoben sich nicht, als Daniel eintrat. Von der peniblen Konzentration von vor wenigen Minuten war nichts mehr zu sehen. Er betrat den Raum, wie ein Anwalt, der seinen Mandanten Mut machen wollte. „Guten Abend, Ryan, Patrick“, begrüßte er beide und setzte sich in den Sessel, so dass er das Sofa gut im Auge hatte. Ju-Ri hing derweilen im Nebenzimmer noch immer in den Seilen. Nach der Begrüßung sah Daniel Patrick an, begutachtend, aber nicht unfreundlich. „Ist er das?“, fragte er nach und lehnte sich im Sessel zurück, bevor er die Beine übereinanderschlug. Ryans Mundwinkel zuckte nach oben. Er gab Patrick frei, der sich gerade aufsetzte und die Hände im Schoss faltete, was ihn wie einen Schuljungen wirken ließ. „Nein, das ist Patrick.“ Ryan vermied es, Patrick als seinen Liebhaber zu bezeichnen, selbst wenn dieser Bezeichnung für alle drei deutlich, wenn auch unausgesprochen, im Raum hing. Daniel war taktvoll genug, um nicht näher darauf einzugehen. „Um wen geht es dann?“, fragte er höflich und betrachtete Patrick mit leichtem Interesse, bevor seine Augen wieder zu Ryan zurückkehrten. Tatsächlich machte sich Ryan keine Sorgen darüber, dass Daniel versuchen könnte ihm Patrick weg zu nehmen. Das lag nicht nur zum einen an Patrick selbst, für den andere Meister nicht in Frage kamen, als auch an Daniel selbst, der zu sehr ein Gentleman war, um so etwas überhaupt zu versuchen. „Der junge Mann, um den es geht, heißt Jason und ist ein Mitarbeiter der Firma in welcher ich selbst ebenfalls tätig bin“, erläuterte Ryan ruhig. „Er ist der Meinung, dass seine Selbstaufgabe genug geschult wäre, um meine Aufmerksamkeit nur für sich beanspruchen zu können. Das möchte ich nun testen und ich kenne niemanden, der besser geeignet wäre als du.“ Um Daniels Mundwinkel zuckte ein leichtes Lächeln. Nun wusste er sehr genau, warum Ryan gerade ihn gewählt hatte. Sie hatten zwar schon telefoniert, aber Ryan hatte sich bei dem Gespräch sehr bedeckt gehalten. Jetzt allerdings war alles glasklar. Ryan reichte Patrick ein Foto von Jasaon, der es Daniel überreichte, um gleich danach wieder an die Seite seines Herrn zurück zu kehren. Das Foto wurde kurz betrachtet und selbst ein flüchtiger Blick hätte gereicht, um Jason die Beurteilung schön, aufzudrücken. „Und wie weit werde ich gehen dürfen?“ wollte Daniel weiter wissen. Auf seinem Gesicht lag mehr als nur höfliches Interesse. Das leise Flackern in seinen Augen, verkündete, dass dieser junge Mann genau nach Daniels Geschmack war. „So weit wie es nötig ist“, antwortete Ryan vage und strich über Patricks Oberarm. „Ich will nur wissen, wie weit er bereit ist zu gehen. Wenn er es nicht aushält, ist das Spiel natürlich abzubrechen. Aber das ist bei dir selbstverständlich.“ Ryan hatte Daniel schon einige Male zugesehen, nicht nur bei Session, sondern auch bei gewöhnlichen Unterhaltungen. Er hatte ein Talent dafür zu erspüren, wann jemand genug hatte. Genau der richtige Mann für Jasaon. „Einverstanden. Warum nicht.“ Daniel lehnte legte das Foto beiseite. „Wann soll es stattfinden?“ Ryan überlegte nur einen Moment und blickte auf Patrick, bevor er sich entschied. „Samstag“, entschied er schließlich, was Patrick zu einem Lächeln verführte. „Gut, dann Samstag“, stimmte Daniel zu, bevor er ein kleines Notizbuch zückte und sich erhob. Doch er ging nicht sofort, sondern sah auf Patrick. „Willst du das Ende der Session sehen?“ Ryan nickte Patrick leicht zu und damit war es auch schon beschlossene Sache. Ryan ging nach unten in die Bar und Patrick blieb alleine mit Daniel in dem kleinen Raum zurück. Langsam trat er an das verspiegelte Fenster und betrachtete den hängenden Körper, als wäre es ein atemberaubendes Kunstwerk. Wie musste es sich anfühlen, so in der Luft zu schweben! „Würdest du mit ihm tauschen wollen?“ wollte Daniel wissen, ebenfalls zu Ju-ri blickend. Doch Patrick schüttelte nur den Kopf. „Nein“, sagte er leise. „Aber ich gönne ihm die Freiheit die er gerade verspüren muss.“ Patrick legte die Hand auf die Glasscheibe, als würde er durch diese Ju-ris Wärme spüren können. „Er ist in einer ziemlich ähnlichen Situation wie du“, sagte Daniel und lächelte leicht, als Patrick ihn neugierig ansah. „Auch er muss denjenigen teilen, den er begehrt.“ Das zu erraten war kein Kunststück und dennoch wandte sich Patrick von dem Fenster ab und lehnte sich an dieses. Der verspielte und sanfte Ausdruck seines Gesichts verschwand und wurde von nachdenklicher Härte ersetzt. „Ich muss Ryan nicht teilen“, antwortete er ziemlich knapp. „Jason kann mir nichts nehmen, denn das was er begehrt ist nicht das, was bereits mir gehört.“ Ihm entging das Erstaunen in Daniels Augen nicht, der einen Moment brauchte um zu verstehen. Dann lachte er und legte Patrick den Arm um die Schultern. „Komm mit“, forderte er ihn auf, dass sie gemeinsam wieder ins Spielzimmer gehen konnten. Dort herrschte eine unnatürliche Ruhe. Ju-Ri hing in den Seilen und seufzte in den Knebel, während Patrick langsam näher kam. „Du kannst ihn berühren, wenn du möchtest“, merkte Daniel an und blieb an Ju-Ris Bein stehen. „Wen liebt er?“ Patricks Frage schwebte durch den Raum, bevor seine Hand sich leicht auf Ju-Ris Nacken legte und diesen leicht hoch hob. Er stellte sich hinter ihn, so dass der Kopf von Ju-Ri auf seiner Schulter ruhen konnte, was den Nacken entlastete. Mit den Händen begann er Kreise auf seinen Seiten nachzufahren. Ju-Ri erschauderte und schien auch zu erkennen, dass es nicht Daniels Hände waren. „Jemanden, der ihn nicht zu schätzen weiß“, gab Daniel zur Antwort und kam langsam zwischen Ju-Ris Beine. Dann begann er langsam die drei Nadeln aus der dunkelroten Schwanzspitze zu ziehen. Sie fielen geräuschlos auf den Teppichboden. „Und sie tun das alles aus reiner Gutmütigkeit?“ So schätzte er Daniel gar nicht ein, der so zugeknöpft und seriös wirkte. Vielleicht war er wirklich Anwalt, dachte Patrick, wobei er interessiert zusah, wie Daniel den Kopf schüttelte. „Was ist es dann für ein Grund?“ Die Neugierde, die Patricks Hände fast innehalten ließ, stieg ins unermessliche. Anders als bei Ryan war Daniel nicht so einfach zu durchschauen, was das Interesse nur noch mehr weckte. „Küss ihn“, war alles was Daniel sagte und Patrick war zum ersten Mal seit langer Zeit überrascht. Es war kein Befehl und auch keine Bitte, sondern eine Option, die Patrick ganz nach Gefallen in Betracht ziehen konnte oder eben auch nicht. Lauernd betrachte er Daniel, der wiederum Ju-Ri betrachtete. Seine Hand hatte sich um Ju-Ris Schwanz geschlossen und massierte diesen, was immer wieder erregte Laute durch die Luft schweben ließ. Als Daniel den Kopf über den Schoss des jungen Mannes senkte und den Blickkontakt zu Patrick abbrach, traf es diesen wie ein Stein. Die Erkenntnis, die ihm Daniel so einfach dargeboten hatte, dass es schon fast erregte und gleichzeitig entzückte. Er sah wie der gerötete Schwanz zwischen Daniels Lippen verschwand und drehte selbst Yu-Ris Kopf zu sich. Seine Hände zitterten kein Bisschen, als er den Knebel löste. Dünne Speichelfäden zogen sich an bis zum Lederknebel, bevor Ju-Ri schlucken konnte. Verunsicherung und Lust beherrschte das Gesicht des Rotschopfs, der sich unter Daniels Mund zu winden begonnen hatte. Er war verunsichert, weil er nichts sehen und hören konnte. Doch nahm er wahr, dass noch jemand zu ihrem Spiel gestoßen war. Der Unbekannte, der kleiner als Daniel war und sich anders anfühlte. Patrick sagte nichts mehr, sondern presste seinen Mund auf den von Yu-Ri und küsste ihn leidenschaftlich. Er schmeckte etwas nach Leder, aber nicht unangenehm. Der Kuss spiegelte Lust und Unsicherheit. Zwei Gefühle die nicht Hand in Hand gehen sollten und die Patrick an Jasaon erinnerten. Ob er ebenso küsste? Ob er sich ebenfalls ängstliche Gedanken machte, nun wo er wusste, dass es Patrick gab? Wahrscheinlich. Patrick hatte die Anspannung seines Körpers gesehen, die fragenden Blicke auf sich gespürt und es zu einem großen Teil auch genossen. Er war so in Gedanken über Jason versunken, dass er fast von Ju-Ri gebissen wurde, als dieser seinen Höhepunkt erreichte. Es dauerte einige Sekunden, bis er den zitternden Mann aus seinen Armen ließ und sich über die Lippen fuhr, als würde er den Geschmack vertreiben wollen. „Das war eine sehr lehrreiche Begegnung gewesen“, sagte Patrick dann höflich und verabschiedete sich von Daniel, der ihm so lange nachsah, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. „Er würde dich sicher annehmen, wenn du ihn fragen würdest“, sagte Ryan, noch ehe sich Patrick überhaupt hatte setzten können. Der junge Mann sah ihn überrascht an, doch dann huschte ein Lächeln über seine Lippen und er machte es sich auf dem kleinen Sofa, neben Ryan bequem. „Ja, vielleicht würde er das“, sagte er leise. „Aber ich werde ihn nie fragen.“ Das waren keine leeren Worte, sondern tiefste Überzeugung, die Patrick schon erfasst hatte, noch bevor er ein Wort mit Ryan gewechselt hatte. Von Ryan kam ein Schmunzeln, während er nach seinem Drink griff und Patrick erlaubte sich wieder an ihn zu schmiegen. Die Atmosphäre der weißen Lilie hatte etwas Weiches an sich, jedenfalls wenn man mit Patrick hier war. Er streichelte Patricks Bauch, der sich die kommenden und gehenden Gäste ansah und die Augen halb geschlossen hielt. Zumindest so lange, bis Ju-Ri langsam die Treppen hinunter kam. Die Gelöstheit war von ihm gefallen und nun bewegte er sich, mit leicht gesenktem Kopf zum Ausgang, wie ein Dieb, der nicht erwischt werden wollte. Youjus Augen folgten ihm, ebenso wie Patricks. Doch währen der Barkeeper mit ärgerlichem Mitleid ihm nachblickte, funkelte in Ryans Blick höchstes Interesse. Ihm war nämlich klar geworden, dass Jasaon und Yu-Ri eine Gemeinsamkeit hatten. Eine Gemeinsamkeit, die Patrick auszunutzen gedachte, wenn der Rechte Zeitpunkt gekommen war. Der Gedanke war so angenehm, dass er schmunzeln musste. „Wollen wir bald gehen?“ Ryan hatte sich zu Patrick herabgebeugt und mit seinen Lippen nach seinem Ohr geschnappt. „Oh ja“, schnurrt Patrick nur und schloss wohlig die Augen. Kapitel 6: 2. Lektion --------------------- Kommentar: Da viele von Euch wissen wollten, was mit den Zwillingen ist. Ich werde versuchen sie näher zu beleuchten, was aber aufgrund des Umfangs der Geschichte der Beiden, nicht einfach sein wird und sich darum mit größter Wahrscheinlichkeit in einem Spin-Off niederschlagen wird. Ich werde den Link in die Beschreibung dieser Story setzten, damit ihr nicht lange suchen müsst. Da ich derzeit ziemlich unmotiviert bin, was diese Story angeht, geht es nur schleppend voran. Viel Spaß beim lesen. ~*~ „Ich verstehe wirklich nicht, wie Sie sich so verhalten konnten.“ Dieser anklagende Satz stammte von Jasons Chef, der ihm gerade einen langen Vortag in seinem Büro hielt. Jason wusste, dass er den Abend mit Denver versiebt hatte, aber er war wirklich nicht in der Lage gewesen, den Abend zu Ende zu führen. „Entschuldigen Sie, es wird nicht wieder vorkommen“, entschuldigte er sich zum dritten Mal und versuchte zerknirscht auszusehen. Die tiefe Frustration, die in ihm schlummerte, lag nicht darin, dass er sich an jenem Abend so aus der Fassung hatte bringen lassen. Sondern viel mehr daran, dass Jason keine Ahnung hatte woran er bei Ryan war. Sicherlich hatte ihm der andere seinen Willen gelassen, hatte ihm versprochen nur mit ihm zu schlafen und dennoch war da dieses nagende Gefühl, dass Jason ganz verrückt machte. Oh, er zweifelte nicht daran, dass Ryan sein Versprechen hielt, immerhin war das ein sehr löblicher Charakterzug von ihm. Nein, das war es nicht. Das was Jason Angst machte und nachts nicht schlafen ließ, war die Frage, ob die Tatsache, dass Ryans Körper ihm gehörte, Jason auch seinen Geist sicherte. Dessen war sich Jason nicht sicher und es quälte ihn fast noch mehr, als alles andere. „Haben Sie verstanden, Mr. Moore?“, fragte der ältere Herr Jason, was diesen wieder zurück zum Gespräch brachte. „Natürlich“, bestätigte er ohne die geringste Ahnung zu haben, wovon sein Chef da überhaupt gesprochen hatte. Scheinbar war das die richtige Antwort gewesen, denn die Miene seines Vorgesetzten hellte sich sichtlich auf. „Sehr gut. Es ist bereits alles arrangiert. Um acht Uhr ist ein Tisch im Ritz reserviert und Sie werden sich dort mit Mr. Denver treffen und ihn dazu bringen, den Vertrag zu unterschreiben.“ Erst da wurde Jason klar, was für einer Sache er da zugestimmt hatte. Er wollte schon gerade den Mund aufmachen, um sich aus der Verantwortung zu stehlen, als ihn der gereizte Blick seines Chefs traf. „Sie sind jung und haben einen sehr steilen Aufstieg hingelegt, junger Mann. Sie sollten sich nun selbst kein Bein stellen, um tief zu fallen. Die Werbebranche ist kein Urlaub und sie wollen doch nicht wie mein Assistent enden, oder?“ Jason schluckte, als sein Boss so abwertend über Ryan sprach. Es stimmte, dass Ryan nur ein Minimum für die Agentur tat. In den ersten Wochen hatte Jason ihn nicht einmal bemerkt, so ruhig hatte er sich verhalten. Manchmal kam es ihm so vor, als würde Ryans Büro ein Glaskäfig sein, hinter welchem er sie alle schweigend beobachtete. Warum nur? „Ich wird Sie nicht enttäuschen“, murmelte Jason schließlich, auch wenn er sich dabei unwohl fühlte. Doch der Chef klopfte ihm auf die Schulter. „Ich weiß, dass Sie mich nicht enttäuschen werden. Sie sind einer der Besten“, lobte er ihn und dann war Jason auch schon entlassen. Den Rest des Tages versuchte er Ryan alleine zu erwischen, was sich so gut wie unmöglich herausstellte. Entweder wurde er von anderen in Beschlag genommen, oder Ryan war mit anderen zusammen. Einfach zu ihm hingehen und ihn um ein Gespräch unter vier Augen zu bitten, konnte Jason einfach nicht. Alle in der Firma hätten sich gefragt, was er von ihm wollte und wenn Jason ehrlich zu sich war, dann wäre es ihm auch peinlich gewesen. Ein kleiner Teil seiner Eitelkeit, die sich weiterhin schillernd und fröhlich in dieser Firma präsentieren wollte, ließ derartiges nicht zu. Genau das trug zu Jasons Qualen bei, der zwischen seinen Empfindungen und seiner Eitelkeit gefangen war. Ein Alptraum. Endlich erwischte er Ryan schließlich im Fahrstuhl und setzte ihn von seiner abendlichen Pflicht in Kenntnis. Er erwartete Proteste, doch nichts dergleichen kam. „Du wusstest doch, dass der Vertrag mit Denver wichtig ist und warum man gerade dich dafür ausgesucht hatte“, teilte ihm Ryan mit, ohne zu ihm zu sehen. Stattdessen blickte er auf die flackernde Tafel, auf der die Stockwerke angezeigt wurden. „Man erwartet von dir das, was du auch sonst immer getan hast, um einen Vertrag sicher unter Dach und Fach zu bringen. Wo liegt also nun das Problem?“ Ryans Kälte frustrierte Jason dieses Mal so sehr, dass er hart auf den Halt-Knopf schlug und Ryan entgeistert anstarrte. „Willst du mir sagen, dass ich mit Denver schlafen soll, nur damit die Firma den Aufragt bekommt?“ Er konnte es nicht fassen! Er hatte gedacht, dass seit ihrer Abmachung es auch Ryan nicht recht wäre, wenn er mit anderen schlief. Stattdessen erhielt er eine direkte Aufforderung Fremdzugehen! „Was willst du von mir hören?“ fragte Ryan stattdessen. Zwar noch immer entspannt, aber Jason merkte, dass sich seine Stimme leicht verändert hatte. Sie hatte diesen unverbindlichen Klang bekommen, denn Jason so sehr zu fürchten gelernt hatte. Die Furcht war auch dieses Mal nicht ohne Grund, denn der Schlag wurde sofort ausgeführt. „Auf diese Weise hast du dir deinen Rang hier in der Firma erarbeitet, indem du auch die Kunden an Land ziehen konntest, die nicht an Land zu ziehen waren. Jedenfalls nicht mit normalen Mitteln und jetzt beschwerst du dich, dass man dich genau dazu auffordert?“ Diese harten Worte trafen Jason wie eine Faust in den Magen. So klar hatte es Ryan noch nie zuvor ausgedrückt und obwohl Jason selbst darin nie etwas Schlimmes gesehen hatte, fühlte er sich in dem Moment fürchterlich beschämt. Jason hatte diesen Spielchen nie großes Gewicht beigemessen. Warum auch? Es war ein Vergnügen für ihn gewesen und wenn es seine Karriere voran brachte, warum nicht? Nun hatte ihn Ryan jedoch mit seinen eigenen Taten geschlagen und er wusste nicht was er sagen sollte. Zu seinem Glück ergriff Ryan das Wort wieder. Er schlang seinen Arm um Jasons Taille und zog ihn mit einem Ruck an sich. „Wenn du dir Sorgen darüber machst, ob ich verärgert darüber sein werde, dass du vielleicht mit einem anderen schläfst, dann wird dies nicht der Fall sein. Zumindest nicht so, dass ich dich nicht mehr sehen wollen würde“, hauchte er ihm ins Ohr, was Jasons Unterleib dazu brachte sich lustvoll zusammen zu ziehen, selbst wenn der Moment total unpassend war. Jasons Körper reagierte auf Ryan schon fast auf eine sklavische Art und Weise, die eigentlich beunruhigend hätte sein müssen. „Aber ich erwarte dich dafür später bei Miron“, fuhr Ryan weiter mit einer Stimme fort, die keine Widerrede duldete. In seinen Augen schien etwas zu funkeln, was für jeden anderen Menschen beunruhigend hätte sein müssen. Dann stieß er Jason von sich und drückte auf den Halte-Knopf, was den Fahrstuhl mit einem Ruck wieder in Bewegung setzte. Schon auf der nächsten Etage stieg Ryan aus und ging davon, während Jason an der Wand lehnte und sich nicht fangen konnte. Es kränkte und verletzte ihn, dass Ryan so reagierte. Doch frustriert ihre Abmachung zu beenden war für ihn unmöglich. Viel eher hatte er das Bedürfnis Ryan hinterher zu laufen und ihn zu bitten, ihm das Treffen mit Denver zu verbieten. Das irrsinnige Gefühl zu Ryan gehören zu wollen, schlug wie eine Feuerbrunst hoch und verbrannte Jasons Stolz, der ihn sonst so vieles auf die leichte Schulter hatte nehmen lassen. Diese Zeiten waren nun endgültig vorbei. „Mr. Moore? Mr. Moore!“ Jason fand nur schwer in die Gegenwart zurück und blickte über eine halbhohe Kerze zu Edward Denver, der ihm gegenüber saß und seine Speisekarte halb gesenkt hatte. „Sie scheinen mir heute Abend sehr in Gedanken versunken zu sein. Wo ist nur ihre sonstige Heiterkeit abgeblieben?“ Die Frage ließ Jason sich zu einem Lächeln überwinden. „Sah ich bei den Verhandlungen so fröhlich aus?“ wollte Jason wissen und bemühte sich darum entspannt zu wirken, was ihm nicht leicht fallen wollte. Seine Gedanken drehten sich die ganze Zeit um Ryan. Heute würden sie sich außer der Reihe treffen und Jason hatte Angst davor. Ob Ryan es ihm wirklich nicht übel nehmen würde, dass er diesen Abend wie gewünscht mit diesem Mann verbrachte, der ihn interessiert beobachtete und keineswegs versteckte, dass er Jasaon attraktiv fand? „Nein“, war Denvers Antwort. „Aber ich hörte viel von Ihnen und da wurden Sie mir nicht so melancholisch beschrieben. Oder sind Sie krank?“ Obwohl Denver höflich sprach, trafen seine Worte Jason. War es das, was von man ihm dachte? Das er sich wie ein billiges Flittchen jedem an den Hals warf? „Und was sagt man sonst noch über mich?“ wollte er ein wenig spitz wissen. Denver wiederum schmunzelte und ließ sich zurücksinken. Er hatte die Karte fortgelegt und betrachtete Jason mit einem Blick, der amüsiert wirkte. „Nichts Schlechtes. Man sagte mir nur, dass sie ein aufgeweckter junger Mann sind, der nicht nur kompetent, sondern auch unterhaltsam ist und gut versteht das Geschäftliche mit dem Vergnüglichen zu verbinden.“ Wenn man es natürlich so höflich ausdrückte, dann war wirklich alles ganz nett. Doch Jason war sehr verunsichert an diesem Abend und konnte nicht wie sonst, mit einem unverbindlichen Lachen reagieren, was die Situation gelöst hätte. „Das bedeutete jedoch nicht, dass das eine zwangsläufig zum anderen gehören muss.“ Jason war klar, dass er sich gerade unmöglich verhielt, aber er konnte nicht anders. All das war Ryans Schuld! Hätte er ihm untersagt mit Denver zu schlafen, wäre alles viel einfacher gewesen und nun saß er hier vor diesem Mann und spürte sehr wohl, dass er Denver attraktiv fand, während sein Kopf sich noch zu wehren versuchte. Mit einem direkten Befehl wäre es viel einfacher gewesen sich zurück zu halten, doch Jason hatte ihn nicht und quälte sich nun deswegen. „Wissen Sie was? Ich denke, dass wir nicht hier blieben sollten“, sagte Denver schließlich. „Ich denke eine Bar wäre angenehmer. Ein Drink würde gewiss uns beiden gut tun.“ Das war ein Vorschlag der Jasons Zustimmung nur zu gerne fand. Er brauchte dringend etwas zu trinken, sonst würde er noch ganz aus seiner Rolle fallen und dann wäre alles hin. Später konnte Jason selbst nicht sagen, wie sie doch im Bett gelandet waren. Erst hatten sie etwas getrunken und sich gut unterhalten. Wie zwei alte Freunde. Und dann war eins zum anderen gekommen. Es war wilder Sex gewesen, aber nicht so wie es mir Ryan war. Nach Ryan blieb kein fader Nachgeschmack zurück, der ein schlechtes Gewissen verkündete. Als er die weiße Lilie betrat, fühlte er sich wie ein Dieb. Er grüßte Youju nur kurz, der ihm eine Karte über den Tresen schob, auf welcher die Zimmernummer stand, in welchem Jason sich einfinden sollte. Es handelte sich dabei um einen Raum am Ende des Flurs. In jenem Zimmer war Jason noch nie gewesen, aber wahrscheinlich handelte es sich auch dabei, um einen von Mirons einfallsreich eingerichteten Spielzimmern, die keine Wünsche offen ließen. Seine Meinung änderte sich jedoch, sobald er, nach kurzem Klopfen, eingetreten war. Der Raum war so gut wie kahl. Der Boden bestand aus blassblauen. In der Mitte stand ein Gynäkologenstuhl, wohl aus den vierziger Jahren, ganz in Stahl. Er sah aus, als hätte man ihn gerade erst ausgepackt. Ryan stand daneben. Er blickte auf einen kleinen Tisch mit Rädern, auf welchem einige Gegenstände lagen, die Jason nicht sehen konnte. Sobald Ryan Jason bemerkte, legte er grünes OP-Tuch über das Tischchen und drehte sich zu seinem Sklaven um. „Du kommst reichlich spät.“ Es klang nicht wie ein Tadel, als viel mehr wie eine Feststellung, die keinerlei Rechtfertigung zu hören wünschte. „Geh ins Badezimmer und wasch dich, dann kommst du nackt wieder zurück und darfst auf dem Stuhl platz nehmen.“ Das wiederum, war ein Befehl. Ryan wandte sich einem der Schränke zu, die im Schatten standen und Jason blieb nichts anderes übrig, als ins Bad zu gehen. Überraschenderweise war das Bad nicht so kalt eingerichtet, wie man es wahrscheinlich erwartet hätte. Es hatte wirklich nichts mit der Nasszelle eines Krankenhauses gemeinsam. Viel eher wirkte der mit cremfarbenen Kacheln ausgelegte Raum, wie aus einem teuren Hotel entsprungen. Jasaon wusch sich penibel und seifte sich drei Mal ein, um auch sicher zu gehen, dass er nicht mehr nach Denver riechen würde. Dann betrachtete er sich in dem großen Spiegel über dem Waschbecken und betrachtete seinen Leib von allen Seiten, von der Angst getrieben, dass irgendwo ein Mal von jenem fremden Mann, auf seinem Körper prangen könnte. Doch es war nichts zu finden. So betrat er wieder den Nebenraum, der so kühl wirkte, dass man unweigerlich frösteln musste, auch wenn die Temperatur eigentlich warm war. Ryans Adleraugen lasteten schwer auf Jason der langsam zum Stuhl kaum und sich auf den kalten Stahl setzte. Fröstelnd lehnte er sich zurück und warf einen fragenden Blick zu Ryan, ob er die Beine auf die Beinstützen legen sollte. Jason erhielt keine Antwort, denn Ryan übernahm sofort die Kontrolle über die Situation. Er griff nach Jasons Händen und führte sie über den Kopf des jungen Mannes, um sie mit einem Lederriemen zu fesseln, der am Kopf des Rückenteils befestigt war. Die Beine wurden auf die Kniestützen abgelegte, und an den Knien festgeschnallt. Nun war kaum noch eine Bewegung möglich. Eine Flucht schon gar nicht. Erst nach diesen Vorbereitungen nahm Ryan das grüne Tuch von dem Beistelltischchen fort und ließ Jason die blankpolierten Instrumente sehen. Es handelte sich dabei um Skalpelle, ein Spekulum, einen Kugelstab aus chirurgischem Stahl, sowie ein Wartenberger Nervenrad. „Du hast mit ihm geschlafen, nicht wahr?“ Ryans Frage ließ Jason erschaudern, der auf die Instrumente blickte und schlucken musste. Sie machten ihm Angst! Ebenso wie die Frage, doch Jason hätte es nie gewagt nicht zu antworten und so nickte er. Es war unmöglich bei Ryan lügen zu wollen. Jason hatte das Gefühl, als würde Ryan ihn nur ansehen müssen, um zu wissen, was in ihm vorging, ganz einerlei ob er es aussprach oder eben auch nicht. „Ich verstehe“, sprach Ryan weiter und griff nach einem Kästchen, welches auf der Ablage unter dem Tischchen gestanden hatte. Er öffnete es und nahm einige Dinge heraus, die er so neben die anderen Gerätschaften legte, dass Jason sie bequem betrachten konnte. Es handelte sich dabei um zwei dicke Nadeln und zwei Piercings. Die silbernen Ringe waren jeweils mit einer kleinen grünen Kugel verziert. „Eigentlich wollte ich dir diesen Schmuck heute schenken“, begann Ryan zu erklären und betrachtete die Gegenstände mit einer solchen Zärtlichkeit, dass Jason sofort merkte, dass er einen Fehler begannen hatte. Man hatte ihm wie Wahl überlassen und er hatte sich falsch entschieden! Das was er als Ryans Erlaubnis angesehen hatte, war eine Wahlmöglichkeit gewesen. Doch nun war es zu spät für eine Korrektur. „Ich hatte gewollt, dass sie an deinem Körper sind, dass du mich stets in deiner Nähe spürst, doch… so hatte es wohl nicht sein sollen.“ Ryans Lächeln wirkte enttäuscht, bevor sein Blick so kalt wie der Stahl wurde, auf welchem Jason saß. „Sag mir Jason, glaubst du, dass du eine Strafe dafür verdient hast? Dafür, dass du dich nicht beherrschen kannst und unfähig bist, nur einem einzigen Mann zu gehören?“ Ryan sprach Jasons Namen sehr selten aus und wenn er es tat, dann hörte es sich merkwürdig an. Fast als würde er ihn damit beleidigen wollen. Doch für diese feine Nuance hatte Jason in dem Moment keinen Gedanken übrig. Er starrte Ryan an und nickte schließlich, wenn auch sehr unwillig. Die flüchtige Lust die er in Denvers Armen genossen hatte. Der milde Trotz, der sich in der Stunde Luft gemacht hatte, war jetzt nicht mehr wert als Staub. „Ja, ich habe eine Strafe verdient, Meister“, krächzte er und versuchte nicht auf die Instrumente zu blicken, die neben seinem Bein lagen. Von Ryan kam ein langsames, wohlbedachtes Nicken, bevor er die Hand nach einem der Skalpelle ausstreckte und ihn in die Hand nahm. Das scharfe Stück Metall glänzte in dem Licht der Neonlampe die von Oben herunter einzig den Stuhl und damit Jasons fixierten Körper erhellte. „Gut, dann werde ich dir erklären, wie deine Strafe aussehen wird.“ Ryans Stimme hatte wieder diesen unverbindlichen Ton angenommen, als würde man eine Katze ungeduldig vertreiben wollen, die sich nach Streicheleinheiten sehnend, um die Beine ihres Herrchens räkelte. Die warme Hand des Meisters schloss sich um Jasons Schwanz, der unter dem harten Griff zu wachsen begann. „Du darfst heute nur einen Laut von dir geben, wenn ich es dir erlaube, oder dich etwas frage, hast du verstanden?“ Jason nickte leicht und biss sich auf die Unterlippe, während die vertraute Hand seinen Schaft massierte und ihn so ganz hart werden ließ. „Sehr brav“, lobte Ryan ihn und betrachtete dann eingehender die rote Eichel die aus seiner Faust hervor lugte. Fast prüfend schob er die Vorhaut hoch und runter, was Jason die Zehnen krümmen ließ. Lust und hysterische Aufregung vermischten sich in seinem Körper, bis er das Gefühl hatte, nicht mehr ruhig sitzen bleiben zu können. „Er hat dich hier berührt… Mit den Händen oder auch mit den Lippen?“ Jason trauter seiner Stimme nicht, aber es war auch nicht nötig zu antworten, denn Ryans Augen schienen die Antwort aus seinem Gesicht saugen zu können. „Mit den Lippen also.“ Dann hob er das Skalpell und legte es auf die gerötete Eichel, nah des kleinen Schlitzes, bevor er das kalte Metall bis zur Vorhaut fahren ließ und mit der stupfen Seite, gegen diese tippte. „Ich denke, dass ich sie nun nicht mehr werde berühren wollen“, meinte er nachdenklich, ohne zu Jason hoch zu sehen, der die Hände zu Fäusten ballte und die Arme dabei so angespannt hatte, dass der Ledergurt sich in seine Handgelenke fraß. Er wagte es nicht auch nur einen Laut von sich zu geben, während in seinem Kopf die Frage schrie, ob Ryan ihn beschneiden würde. Er war kein Arzt und Jason selbst war sich nicht sicher, ob er die Schmerzen würde aushalten können. „Du brauchst keine Angst zu haben“, informierte Ryan ihn freundlich, während er die Hand am Schaft etwas mehr sinken ließ, um mit dem Skalpell besser an die Vorhaut kommen zu können. „Ich kann dich damit beruhigen, dass ich die Zeit, in welcher du dich mit Mr. Denver vergnügt hast, dazu genutzt habe, mich im Internet darüber zu informieren, wie man eine Beschneidung durchführt. Es ist wirklich ganz einfach und so gut wie nicht gefährlich.“ Das war nichts was Jason beruhigt hätte. Ryan war kein Chirurg und ein bisschen Internetrecherche machte auch niemanden zu einem. Jason war kurz davor in Panik auszubrechen und spürte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen. Alles was er jetzt tun musste, war etwas zu sagen und Ryan würde diese Session unterbrechen. Er würde das Skalpell fortlegen, ihn abschnallen und gehen lassen. Nur wäre dann alles vorbei. Dann würde Jason nie wieder mehr zu ihm kommen dürfen! Er würde Ryan nur noch vom Weiten im Büro sehen können und wäre ansonsten ein Verstoßener. Jemand anderer würde Ryans Zuneigung und Führung dann bekommen und das wollte Jason auf gar keinen Fall. Also biss er die Zähne zusammen und sah zu, wie Ryan die richtige Stelle für den ersten Schnitt suchte und mit dem Skalpell wieder näher kam. Jason konnte nicht hinsehen. Er kniff die Augen zusammen, legte den Kopf in den Nacken und dann entfloh ihm ein Schrei, als er die Kälte des Instruments an seiner Haut fühlte. „Jason!“ Ryans Stimme prallte von den gekachelten Wänden des Zimmers wieder und schien von allen Seiten auf Jason einzufallen. Schwer keuchend öffnete Jason die Augen, starrte erschrocken zwischen seine Beine und sah… nichts. Da war kein Blut. Kein einziger Tropfen. Erst nach mehrmaligem Zwinkern erkannte er, dass Ryan nur die stumpfe Seite gegen die empfindsame Haut gepresst hatte. Es hatte niemals Gefahr bestanden. Erst da erkannte Jason, dass Ryan niemals soweit gegangen wäre und er selbst hatte damit nur bewiesen, dass er ihm nicht traute. Dass er es nicht wert war sein Sklave zu sein. Jason konnte nicht mehr. Er spürte wie ihm heiße Tränen über die Wangen liefen, ohne dass er sie hätte kontrollieren können. Jetzt war alles vorbei. „Hast du wirklich geglaubt, dass ich dir das antun könnte?“ Ryan warf das Skalpell auf das Tischchen, dass es klirrte. Von der Situation überfordert wollte Jason den Kopf schütteln, aber alles was er hinbekam war ein dünnes Schluchzen. Er wusste selbst nicht ob er es Ryan zugetraut hatte, dass dieser ihn verletzten könnte. Bis jetzt hatte er sich ihm immer als Meister gezeigt, der Kontrolle über alles behalten konnte und sich nie gehen ließ. Doch an diesem Abend, wo Jason so fürchterlich verunsichert war, traute er niemandem mehr. Nicht einmal Ryan. Vertraut und schon fast tröstend legte sich Ryans Hand auf Jasons Schenkel und obwohl die Geste so gering war, genügte sie aus, um Jason sich langsam fangen zu lassen. Das Schluchzen wurde flacher, während liebkosende Finger über die empfindsame Haut seines Schenkels streichelten und kratzten. Langsam legte sich der Schock wieder, während das Gefühl des Versagens blieb. Jasons halbgeschlossene Augen betrachteten Ryan, wie er sich über seinen Schenkel beugte und mit den Lippen hoch, bis zu seinem Schritt fuhr. Soweit war Ryan noch nie gegangen. Zärtlichkeiten hatte Jason zwar geben dürfen, aber die empfangen können. Darum konnte er es auch kaum fassen, was als nächstes geschah. Warmer Atemhauch streifte seine Lenden und einen Augenblick später riss Jason die Augen auf. Das war unmöglich! Ein Meister ging niemals so weit und dennoch geschah es. Sie hatten sich ja noch nicht einmal geküsst und dennoch schlossen sich Ryans samtweiche Lippen, um Jasons Schwanz, wo sie augenblicklich zu saugen begannen. Ein aufreizendes Zungenspiel brachte Jason dazu die geröteten Augen lustvoll zu verdrehen, während sein Körper sich wie eine Feder anspannte. Hart rieb sich die Zunge an seinem Schaft, der immer tiefer in eine feuchtwarme Enge schoben wurde, bis Jason eine Schluckbewegung zusammenzucken ließ. Die Empfindungen, die in Jason erwachten waren widersprüchlich und verwirrend. Einerseits war da der Unglauben, der Jason fest im Griff hielt, dann die Scham, die ihn, währen seine Hände frei gewesen, Ryans Kopf hätten wegdrücken lassen und dann das vollkommene Glück, weil er nun ahnte, wie es sich anfühlen musste, wenn Ryan ihm ganz gehören würde. Wie lange es dauerte, bis er den Höhepunkt erreichte, konnte er nicht abschätzen, aber als er sich in Ryans Mund ergoss, hatte er das Gefühl, seine Seele dabei ausgehaucht zu haben. Nach Atem ringend, ganz schweißbedeckt lag auf er auf dem Stuhl und spürte die Kälte nicht mehr. Er brauchte ein paar Sekunden bis ihm klar wurde, dass Ryan sich längst von ihm zurückgezogen hatte. Was mochte dieser Mann nun denken, fragte sich Jason, während sein Gebieter sich schon abwandte. „Sei Samstag um die gleiche Uhrzeit wie immer hier“, waren die einzigen Worte die Ryan noch sprach, ehe er Jason gefesselt zurück ließ. Es war Youju, der schließlich ins Zimmer kam und Jason befreite. Offenbar hatte Ryan ihn darum gebeten, denn sonst betrat das Personal die Räume nicht, wenn man nicht nach ihnen klingelte. Der junge Barkeeper stellte keine Fragen, brachte sogar eine Decke, die er dezent über Jasons Schoß legte, bevor er erst seine Hände losband und dann die Beine befreite. „Er ist schon weg, oder?“, fragte Jason mit zittriger Stimme, was Youju kurz inne halten ließ, bevor er nickte. „Ja, er hielt nicht einmal an, als er mir sagte, dass ich zu dir hochgehen sollte.“ So waren nun einmal die Dinge und Youju war niemand der log. Jason nickte und ließ sich dann vom Stuhl rutschen, während seine Augen auf die Utensilien fielen, die noch immer auf dem Tisch lagen und im grellen Licht verhöhnend glänzten. „Komm, ich bringe dich in ein anderes Zimmer. Da wirst du dich etwas ausruhen können“, sagte Youju freundlich und Jason wehrte sich auch nicht gegen die Hände, die ihm erst die Decke um die Hüften schlangen und dann aus dem Zimmer, in den Raum gegenüber, dirigierte. Es handelte sich um ein sehr simpel eingerichtetes Zimmer, ganz in rotem Samt und Gold. Das Himmelbett war mit goldenen Engelsfigürchen verziert. Was sich in den Schränken verbarg, war gewiss nicht so harmlos, wie der Rest der Einrichtung. „Soll ich dir was zu trinken bringen? Vielleicht einen Tee?“, schlug Youju vor, nachdem Jason sich auf dem Bett ausgebreitet und die Decke bis unters Kinn gezogen hatte. „Nein, etwas Stärkeres bitte.“ Youju nickte und verschwand dann kurz, um das Gewünscht zu holen. Das Bett war bequem und roch frisch, aber richtig entspannen konnte sich Jason dennoch nicht. Der Vorfall von vorhin steckte ihm noch in den Knochen und so einfach konnte er sich davon nicht befreien. Youju brachte nicht nur eine Flasche Cognac, sondern auch Jasons Sachen mit. Fürsorglich setzte er sich auf den Bettrand, füllte die Hälfte eines Glases mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und hielt sie Jason an die Lippen, der einige kleine Schlucke nahm, bevor er sich etwas verschluckte und husten musste. „Ist es so schlimm gelaufen?“, fragte Youju endlich, nachdem er Jason genug Zeit gegeben hatte, wieder zu Atem zu kommen. Wirklich reden wollte Jason darüber eigentlich nicht, aber Youju war der einzige der die Verbindung zwischen ihm und Ryan kannte und kein enges Verhältnis zu Ryan hatte, wie Miron zum Beispiel. Youju konnte er also trauen, ohne fürchten zu müssen, dass Ryan von seinen Worten erfuhr. „Ich glaube, ich habe es versaut“, nuschelte er unglücklich und erzählte alles was an dem Tag geschehen war. Es zu erzählen, führte ihm vor Augen, dass er es wirklich versaut hatte. Er hätte wirklich den Kopf über sich selbst schütteln können. Über seine Dummheit, die ihn die Falle nicht hatte sehen lassen. „Wahrscheinlich wird er mir morgen mitteilen, dass ich mich verpissen soll und dann ist die Sache zu Ende.“ Ein weiteres halbes Glas Cognac hielt ihn davon ab sofort los zu heulen. Youju strich ihm sacht über den Kopf und seufzte. „Hast du schon einmal daran gedacht, dass es vielleicht besser wäre, wenn du dich von ihm trennen würdest?“ fragte Youju vorsichtig, was Jason den Kopf nur noch mehr ins Kissen drücken ließ. „Nein. Ich kann nicht. Wenn ich ihn verliere, dann werde ich… nie wieder vollständig sein.“ Der Gedanke Ryan zu verlieren war nicht zu ertragen. Jason hatte vor Ryan viele Männer gehabt, doch keiner hatte seinen Ansprüchen genügen können. Keiner von ihnen hatte die Leere in Jason so ausgefüllt, dass er sich vollständig gefühlt hat, bis auf Ryan eben. Doch wollte ihn Ryan überhaupt? Oder war das alles nur ein Spiel für ihn, bis er den perfekten Sub für sich gefunden hatte? Langsam begann Jason nämlich durchaus zu dämmern, dass er nicht der richtige Sub für Ryan war, der noch viele andere Bedürfnisse zu haben schien, als nur Jason zu dominieren und ihm lustvolle Schmerzen zu bereiten. „Du bist genauso wie mein Bruder. Er will auch immer das, was er nicht haben kann.“ Youju zog seine Hand zurück. Die Erwähnung von Yu-Ri lenkte Jason ein wenig von seinem eigenen Elend ab. Er hatte Youjus Zwillingsbruder nur selten gesehen und obwohl sie bis auf die Haarfarbe sich Äußerlich glichen, waren sie im Geiste so unterschiedlich wie Tag und Nacht. „Ist Ryan eigentlich oft hier? Ich meine mit anderen… Mit einem der sehr jung ist und schwarzes Haar hat?“ Jasons Herz klopfte, als er das fragte. Schon alleine an Youjus Blick sah er, das dieser wusste, wen er meinte. „Nur ein paar Mal. Sie trinken eigentlich nur was und gehen dann wieder. Manchmal kommt Patrick auch alleine“, berichtete Youju, wobei man ihm ansah, dass er das nicht so gerne tat. Er war eher von der schweigsamen Sorte und das wusste Jason auch, doch nun war seine Neugierde geweckt und er wollte mehr erfahren. Es musste ihm ins Gesicht geschrieben gewesen sein, denn Youju winkte gleich ab. „Aber ich kann dir kaum etwas von ihm berichten. Wenn du genaueres wissen willst, müsstest du mit Yu-Ri sprechen und der wird wohl erst wieder her kommen, wenn er mal wieder seine Dosis braucht.“ Youju schüttelte den Kopf und erhob sich vom Bett. Immerhin musste er nach unten und sich um die Bar kümmern. Doch so schnell wollte ihn Jason nicht gehen lassen. Er griff nach Youjus Arm und hielt ihn fest. „Könntest du Yu-Ri nicht holen? Bitte, es wäre mir sehr wichtig mit ihm zu sprechen“, bat Jason drängend, was Youjus Schultern etwas sinken ließ. „Na schön, ich werde versuchen ihn zu erreichen. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass er sich zu bald hier sehen lassen wird und jetzt ruh dich etwas aus. Das Zimmer wir heute Nacht nicht benutzt werden und wenn du etwas brauchst, dann klingle einfach nach mir.“ Er lächelte Jason an, der sich ein wenig beruhigter fühlte. Falls Ryan wirklich etwas von Patrick bekam, was Jason ihm nicht geben konnte und deswegen mit dem Gedanken spielte, mit ihm zu brechen, dann würde Jason nach Fehlern in Patricks Verhalten suchen, damit Ryan am Ende nichts anderes übrig blieb, als doch Jason zu wählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)