Painted grey von KyokoUchiha (weil sich die wahre Natur hinter einer Fassade verbirgt) ================================================================================ Prolog: Vision -------------- Story: Painted grey Prolog: Vision Die Luft war feucht und roch modrig. Bonnie schlug die Augen auf und sah … nichts. Dunkelheit umgab sie. Und noch etwas anderes, dachte sie, während sie mit den Händen um sich tastete. Es fühlte sich an wie … ja wie Holz. Geschliffenes Holz. Es umgab ihren gesamten Körper. Sie war eingesperrt. Panik ergriff sie; wo war sie hier bloß hingeraten? Sie durchforstete ihre Erinnerungen, suchte nach einer Erklärung, einem Hinweis, irgendetwas, was sie in diese Lage befördert hatte. Und dann flackerte etwas vor ihrem inneren Auge auf. Es war ein Bild von einem Gesicht – eines weiblichen Gesichts, was sie stark an ihre beste Freundin erinnerte. Wegen dieser Frau befand sie sich nun in dieser Kiste unter der Erde. Nur war es nicht Elena, der sie ihren Tod zu verdanken hatte, sondern Katherine. Aber wenn sie doch tot war, wieso lebte sie dann noch? Es fühlte sich nicht wie eine Halluzination an; Bonnie konnte das Holz an ihren Fingern genau fühlen, konnte den Geruch der Erde einatmen. Ja sie konnte sogar spüren, wie Tonnen von Erde auf die Kiste mit ihr niederdrückten. Katherine hatte sie begraben lassen, bei lebendigem Leibe. „Dieses elende Miststück.“ Wenn Bonnie es aus dieser Lage herausschaffen würde, würde sie persönlich dafür sorgen, dass dieser Vampir einen qualvollen zweiten Tod starb. Falls sie hier herauskam. Bonnie wusste nicht, wie lange sie nun bei Bewusstsein war und die Dunkelheit vor sich angestarrt hatte, bis ihr endlich der Gedanke kam, per Telepathie nach Hilfe zu rufen. Denn offenbar konnte ihr die Beschwörung von Feuer nicht aus dieser Lage helfen. Es sei denn, sie würde sich selbst in Brand stecken wollen. Immer noch besser, als von Würmer aufgefressen zu werden. Diese Idee wurde schnell wieder verdrängt, als sie ihre Gedanken sammelte und sich auf eine bestimmte Person konzentrierte. Hilf mir. Ich stecke in einer Kiste unter der Erde fest. Komm, bitte. Ich schaffe es nicht allein. Die Minuten vergingen, jedoch bekam die junge Hexe keine Antwort. Sie versuchte es noch einmal, doch auch dann kam keine Antwort. Ihre Lebensgeister sanken. Sie hatte alle Hoffnung auf eine Karte gesetzt und offenbar verspielt. Ihr war wirklich zum Heulen zu mute. Na, na. Wer wird denn gleich weinen. Bonnie hob erschrocken den Kopf und knallte mit der Stirn gegen den Holzdeckel. Endlich. Ich dachte schon, du hättest mich nicht gehört. Deinen Hilferuf hätte ich überall hören können. Klangst richtig verzweifelt. Hör auf dich über mich lustig zu machen. Hol mich hier lieber raus. Ah, ah. Wie lautet das Zauberwort? Die Hexe hätte sich am liebsten die Haare gerauft, doch auf diesem engen Raum fehlte ihr eindeutig der Platz dazu. Die Verzweiflung hatte sie mittlerweile ganz gepackt. Gut. Kannst du mich bitte hier rausholen. Meine Muskeln sind schon steif. Und ich hab so einen Durst. Ja jetzt wo sie’s erwähnte, sie verspürte tatsächlich ein enormes Kratzen in ihrer Kehle. So als hätte sie seit einer Ewigkeit nichts mehr getrunken. Merkwürdigerweise verlangte ihr Magen jedoch nicht nach Nahrung – sie hatte einfach nur Durst. Komisch. Was ist komisch? Nichts. Was dauert denn so lange? Es braucht nun mal seine Zeit, dich auszubuddeln, kleine Hexe. Bonnie verdrehte die Augen bei seinem Kosenamen für sie. Wohl eher jung, aber klein? Stimmt, klein bist du tatsächlich nicht. Bonnie errötete bei der indirekten Anspielung. Halt den Mund und beeil dich. Elena macht sich bestimmt schon Sorgen. Sie wartet im Anwesen. Allein? Mein unsinniger Bruder ist bei ihr. Als ob er sie beschützen könnte. Erleichtert legte sie ihren Kopf ab. Hauptsache Elena war nicht allein. Wer wusste schon, ob Katherine es auf sie abgesehen hatte. Er kann sie sehr wohl beschützen. Er ist stark. Darauf folgte keine Antwort. Bist du noch da? Wieder Stille. Plötzlich bewegte sich die Kiste; Bonnie wurde regelrecht durchgeschüttelt. Panik überkam sie erneut. Wenn du mich jetzt verarschst, sie würde ihn wirklich in Brand stecken, wenn er sich einen Scherz mit ihr erlaubte. Ohne jede Vorwarnung öffnete sich der Deckel und Bonnie konnte den Nachthimmel sehen. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie ihre Augen umherwandern ließ und den hellen, halbvollen Mond erblickte. Eine bleiche Hand schob sich in ihr Blickfeld. „Darf ich bitten?“ Ohne einen Kommentar ihrerseits ergriff sie eifrig die Hand und ließ sich hochziehen. Luft. Frische, kühle wundervolle Luft stieg ihr in die Nase. Bonnie blickte sich um und erkannte den Friedhof von Mystic Falls. Ein Schauder durchlief sie. Katherine hatte sie bei den Toten begraben lassen. Sie blickte hinter sich in die tiefe Grube, aus der sie befreit wurde. „Sie haben dich nicht neben einem Toten begraben.“ Die Hexe blickte zu ihrem Retter. „Woher weißt du?“ Er hob eine Hand und tippte mit dem Finger sachte gegen ihre Schläfe. „Ihr Geruch ist außerdem an dir.“ Bei der Berührung überkam sie eine Gänsehaut. „Ich bin dir wohl ein Dankeschön schuldig.“ Ein Grinsen breitete sich auf dem schönen Gesicht ihres Retters aus. „Ist das nicht so üblich bei euch Menschen?“ Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Was sie als nächstes tun würde, könnte sie auf ihre Müdigkeit schieben. Ihr Retter war wirklich überrascht, als sie ihre Arme um ihn legte und sich an ihn schmiegte. „Alles in Ordnung?“ Bonnie hatte ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben. Der betörend angenehme Geruch, den er verströmte, lullte sie ein wenig ein. Sie wusste, dass jetzt alles in Ordnung war. „Ja, jetzt schon.“ Sie würde es einfach auf ihre Erschöpfung und ihren Durst schieben. Es war ihr egal, dass sie hier gerade einen Vampir umarmte, ihren selbsternannten Todfeind. Hier auf der Lichtung, gerade in diesem Moment, waren sie nicht mehr Hexe und Vampir, sondern Bonnie und Damon. Einfach nur Bonnie und Damon. Das Salvatore-Anwesen war von innen hell erleuchtet, als es die Hexe durch die Eingangstür betrat, Damon nur einen Schritt hinter ihr. „Bonnie! Gott sei Dank, du lebst!“ Elena warf regelrecht die Arme um das jüngere Mädchen und schien sie aus Erleichterung mal so eben erdrücken zu wollen. Bonnie erwiderte die Umarmung eher schwach; sie hatte nicht mehr die Kraft, irgendeinen Muskel anzuspannen. Nachdem die Braunhaarige sie losgelassen und sich vergewissert hatte, dass ihre beste Freundin auch keine äußerlichen Schäden davongetragen hatte, sah sie sie mit ernstem Ausdruck an. „Was ist passiert? Wo warst du? Ich … wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht.“ Die Jüngere holte erstmal großzügig Luft und sah sich dann nach einer Sitzgelegenheit um. Ihr gesamter Körper schmerzte, ihre Beine waren wie Gelee, außerdem fühlte sie sich eklig dreckig und hatte so einen gewaltigen Durst. Aber am liebsten wollte sie sich einfach nur in ein Bett kuscheln. Doch zuerst war da der Durst, welcher schier unendlich schien. „Könnte ich etwas zu trinken haben?“ Elena nickte und führte sie ins Wohnzimmer, wo sie sich mit ihrer Freundin auf der Couch niederließ. Bonnie seufzte vor Erleichterung; die Couch unter ihr fühlte sich so angenehm weich an. „Du glaubst gar nicht, wie erschöpft ich bin.“ „Dabei würde man doch meinen, dass du genug Zeit hattest, dich auszuruhen.“ Damon lehnte lässig an der Schwelle zum Wohnzimmer. Die Arme vor der Brust verschränkt blickte er die Mädchen an. Bonnie stutzte. „Wie lange war ich denn weg?“ Stefan betrat nun das Wohnzimmer, in der Hand hielt er ein Glas mit klarem Wasser. Er kniete sich vor den beiden Mädchen auf den Boden und reichte der Jüngeren das Glas, wobei ein erleichtertes Lächeln auf seinen perfekten Lippen lag. Dankbar nahm Bonnie es entgegen und kippte sogleich die Hälfte ihre Kehle hinunter. „Du warst ganze zwei Tage lang verschwunden.“ Stefan legte eine Hand auf das Knie seiner Freundin. Die Hexe blinzelte verwirrt. Ganze zwei Tage hatte er gesagt. Wie konnte das denn sein? Hatte sie wirklich zwei Tage lang in einer Holzkiste unter der Erde auf dem Friedhof gelegen, ohne Wasser und Nahrung? Kein Wunder, dass sie so einen enormen Durst verspürte. „Aber wo warst du denn?“ Elena sah ihre beste Freundin besorgt an. Bonnies Erscheinung gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie war viel zu blass und die braunen Augen lagen glanzlos in tiefen Höhlen. „Ich habe sie auf dem Friedhof unter der Erde gefunden. Jemand hat sie in eine Kiste gesperrt.“ Elena schnappte entsetzt nach Luft. „Oh mein Gott. Wer, wer hat … du warst …“, sie wusste gar nicht, was sie zuerst Fragen wollte. Das Entsetzen hatte in ihr so viele Fragen aufgewühlt. Stefan umfasste ihre Hand. „Beruhige dich, Elena.“ „Katherine.“ Bonnie blickte das Paar an. „Katherine hat das getan.“ „Aber wieso hat sie dich bei lebendigem Leibe vergraben?“ Die Braunhaarige verstand nicht so recht die Beweggründe. Was hatte der Vampir, ihre Vorfahrin, davon, Bonnie zu begraben? Damons tiefe, angenehme Stimme brachte ihr die Antwort: „Weil sie dachte, sie sei tot.“ Die beiden Mädchen blickten den älteren Salvatore-Bruder an. „Warum sollte dieses Miststück mich für tot halten?“ Ein Vampir wusste doch genau, ob ein Mensch noch lebte oder nicht. „Ich lebe doch.“ Stefan blickte die Hexe mit trauriger Miene an. „Nein, Bonnie. Du bist gestorben.“ Bonnie starrte den Vampir entgeistert an. „Du bist verrückt.“ Damon löste sich von der Wand und trat ein paar Schritte auf die Drei zu. „Es stimmt, was er sagt.“ Das Glas fiel leise zu Boden und zersprang in tausend, schillernde Scherben. Bonnie hatte es bei ihrem Aufspringen losgelassen. Das restliche Wasser verteilte sich auf dem Parkettboden. „Ihr seid beide verrückt. Seht mich doch an. Ich lebe! Ich atme, laufe herum … denke. Tote tun so was nicht.“ Stefan erhob sich und blickte sie nun ernst an. „Tote nicht. Aber Vampire schon.“ Diesmal war es Bonnie, die nach Luft schnappte. „Stefan! Meinst du etwa, sie ist ein … Vampir?“ Ihr Freund schaute zu ihr herab. „Nein. Sie befindet sich noch in der Zwischenphase.“ „Die gute Katherine hat wohl nicht bemerkt, dass zu dem Zeitpunkt in den Adern der kleinen Hexe Vampirblut floss.“ Es sah fast nach Schadenfreude aus, welche sich in Damons Gesicht spiegelte. Elenas Kopf fuhr herum. „Bitte sag mir, dass er scherzt.“ Die Hexe strich sich beschämt eine Strähne hinters Ohr. „Damon sagt die Wahrheit.“ Ihr Blick wanderte zu dem älteren Vampir. „Was wird nun mit mir passieren?“ „Du musst Blut von einem Menschen trinken, um die Verwandlung zu vervollständigen.“ Bonnie schluckte. „Und wenn ich es nicht tue?“ Die Vorstellung, einen Menschen auszusaugen, verursachte Übelkeit in ihr. Gleichzeitig hatte sie jedoch das Gefühl, ihre Kehle würde explodieren. Der orange-rote Schein des Kaminfeuers ließ Damons Gesichtszüge warm erscheinen. Er sah wirklich schön aus. „Dann stirbst du. Endgültig.“ Elena starrte Stefan mit flehenden Augen an. „Könnt ihr nicht etwas tun? Sie ist doch eine Hexe“, sie drehte sich zu ihrer Freundin, „kannst du nicht irgendeinen Spruch wirken.“ Sie würde wirklich alles tun, um ihre Freundin vor dem Tode zu bewahren. Stefan nahm wieder ihre Hand. „In dieser Situation wird uns Magie nicht weiterhelfen können.“ Damon wirkte gelangweilt. Sie verschwendeten hier doch nur seine Zeit. Was kümmerte ihn das Leben dieser Hexe denn? Aber Bonnie war anders, einfach interessanter als die Mädchen, die ihm bisher begegnet waren. Und schön war sie auch. Wie sie da so neben dem Kamin stand und der Schein des Feuers über ihr Gesicht und ihren Körper tanzte, wirkte sie einfach … zauberhaft. Nicht umsonst hatte er sie aus ihrer misslichen Lage befreit. Er spielte nicht gerne den Retter in der Not, aber Bonnie war es wert gewesen. Sie verdiente seine Aufmerksamkeit, sie hatte es sogar verdient gehabt, von seinem Blut zu trinken. Aber vor allem verdiente sie es zu leben. Als betörend schöner Vampir an seiner Seite. „Geh dich erstmal frisch machen. Ich leih dir ein paar Sachen von mir.“ Elena stand neben ihrer Freundin und hatte einen Arm um sie gelegt. Bonnie lehnte sich ein wenig an den warmen Körper neben dem ihrem. Sie verspürte plötzlich eine innere Kälte in sich. Die Braunhaarige warf einen Blick auf ihren Freund. „Wir werden eine Lösung finden, oder?“ Wie gerne würde Stefan ihr nun sagen, dass alles gut gehen werde, doch auch er als 162 Jahre alter Vampir wusste sich keinen Rat. Aus dem Augenwinkel beobachtete er seinen Bruder, dessen Blick schon die ganze Zeit auf Bonnie gelegen hatte. Als Bonnie den älteren Salvatore-Bruder ansah, breitete sich das typische Damon-Grinsen auf dessen Gesicht aus. „Ich werde dir einen bringen.“ Die Hexe zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Was bringen?“ Sie wusste beim besten Willen nicht, wovon der Vampir sprach. Stefan andererseits konnte sich denken, was – oder besser wen – sein Bruder meinte. „Ihr solltet besser nach oben. Du siehst sehr erschöpft aus, Bonnie.“ Elena nickte und führte ihre Freundin die Treppe hinauf ins obere Stockwerk. Sie hatte begriffen, dass Stefan mit Damon allein reden wollte und dass es mit Bonnie zu tun hatte. Als die beiden Mädchen oben angekommen waren, blickte Bonnie über ihre Schulter und sah Damon zwischen dem Geländer, wie sein Blick ihr gefolgt war. Das Grinsen war immer noch da und in seinen dunklen Augen meinte sie so etwas wie Verlangen sehen zu können. Aber vermutlich bildete sie sich das nur ein. Stefan wartete ab, bis die beiden Mädchen in seinem Zimmer verschwunden waren, und wandte sich dann seinem Bruder zu. „Warum tust du das, Damon?“ Der Ältere drehte sich zu ihm, wobei sein Grinsen einem gelangweiltem Ausdruck wich. „Was tue ich denn?“ Er tat so, als würde er nicht wissen, wovon sein Bruder sprach. „Du weißt genau, wovon ich rede. Du gibst ihr dein Blut zu trinken, rettest sie und jetzt willst du ihre Verwandlung vervollständigen. Sag mir, liegt dir etwas an ihr oder ist wieder nur eines deiner Spielchen, wie damals mit Vicki?“ Damon sah ihn düster an. „Bonnie ist keineswegs wie Vicki.“ „Nein, wohl nicht. Aber du wirst nicht noch jemanden verwandeln.“ Bevor Stefan überhaupt reagieren konnte, hatte Damon ihn bereits mit übermenschlicher Schnelligkeit gegen die Wand gedrückt. „Du wirst mich nicht aufhalten.“ Rote Äderchen traten um seine Augen hervor und zwischen seinen Lippen blitzten spitze Eckzähne. Damon zeigte nun sein wahres Gesicht - das Gesicht eines Jägers. „Ich werde Bonnie zu einem Vampir machen. Und dabei können mich weder du, noch Elena aufhalten.“ Als Stefans Füße wieder den Boden berührten, befand sich sein Bruder bereits an der Haustür. „Sei mit mir oder gegen mich, kleiner Bruder. Ich bekomme immer, was ich will.“ Mit diesen Worten schloss Damon Salvatore die Tür hinter sich und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Der Vampir massierte sich den Hals. In seinen Augen spiegelte sich die Qual von über 150 Jahren Lebenserfahrung. Er musste sich wohl oder übel eingestehen, dass Damon Recht behalten würde. Stefan Salvatore wusste, dass sein Bruder wieder einmal das bekommen würde, was er wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)