My angel & my demon von Rosenmaedchen (It is what it is. [♥]) ================================================================================ Kapitel 3: Mad events --------------------- Verrückte Geschehnisse Als Samantha, schwer atmend, an der Schule ankam, ließ sie sich erstmal auf einer Bank beim angelegten Biotop der Schule nieder, um ihre Gedanken zu ordnen. Shannon und Kyna würden sie jetzt vermutlich für verrückt halten, nach dem Stimmungswechsel, den sie plötzlich hatte. Nur sie wollte nicht in irgendeinen Ärger reingezogen werden und am Ende entweder allein oder als Opfer dastehen, so wie immer. Vielleicht bekam sie die Gelegenheit, es sowohl Lilith als auch Kyna und Shannon mitzuteilen, wieso sie Abstand hielt, bezweifelte aber, dass sie es sagen konnte. Sie kannte sich viel zu gut, um zu wissen, dass sie in Gegenwart anderer immer schüchtern ist und so etwas nie über die Lippen bringen konnte. Sie schüttelte leicht den Kopf. Eigentlich konnte ihr doch egal sein, was man über sie dachte. Aber so war es nicht. Sie machte sich wirklich Gedanken drüber. Ein leichtes Seufzen entglitt ihr deswegen. Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr an der Schule. Sie hatte noch zwanzig Minuten, dann würde es klingeln. Weit und breit keine Spur von den drei Menschen, denen sie jetzt am wenigsten begegnen wollte. Trotzdem stand sie, wenn auch schwerfällig, auf, nahm ihre Tasche und trottete langsam auf die Schule zu, quer über den Hof. Sie ging zuerst zu ihrem Spind, um sich die Bücher für die ersten beiden Stunden, Ethik und Erdkunde, zu holen. Bis jetzt waren nur sehr wenige in der Schule. Die meisten kamen zehn Minuten vor dem Klingeln und auch die Busse fuhren nicht früher ein. Nachdem ihre Bücher in ihrer Tasche verstaut waren ging Samantha in die Bibliothek, so wie sie es zu Shannon und Kyna gesagt hatte. Sie liebte diesen Ort. Überall standen massive Bücherregale, die bis zur Decke reichten. Man konnte hier alles finden, wenn man nur danach suchte. Ebenfalls in der Bibliothek fand man einige Schachbretter, eine ganze Ecke voll. Das war die Ecke der Schach-AG, die jede Pause und jeden Mittwochnachmittag benutzt wurde. Auch Computer mit Internetanschluss standen an der großen Glaswand, wo man die Natur beobachten konnte. Die Computerkabinette waren allein nicht zugänglich. Samantha zog sich in ihre Lieblingsecke zurück: Krimis. Sie liebte es einfach, Rätsel zu lösen und um die Ecke denken zu müssen, um ein Geheimnis oder einen Fall zu lösen. Deswegen strebte sie auch sowas in die Richtung für die Zukunft an, auch wenn ihr Pessimismus sagte, dass sie das niemals schaffen würde. Kurz bevor es klingelte, stellte sie die Bücher zurück an ihren Platz und ging zum Ethiksaal. Sie wusste, dass das Fach Ethik meist zusammen mit einer der zwei Parallelklassen gehalten wurde. Also würde sie entweder Lilith oder Shannon und Kyna treffen. Innerlich wappnete sie sich schon. Kurz nachdem sie den Raum betreten hatte und auf einen der freien Plätze gesunken war, bekam sie auch sofort Gesellschaft. Lilith ließ sich neben ihr nieder, mit ihren Sachen. „Morgen Samantha“, sagte sie und lächelte sie nett von der Seite an. Ein kurzes „Morgen“ warf Samantha auch zurück und in Liliths Augen flackerte kurz Verwirrung auf, die jedoch genauso schnell verschwand, wie sie gekommen war. „Und, alles okay bei dir?“ Samantha nickte als Antwort und schaute zu ihr rüber. Lilith war, wie am Vortag auch, komplett schwarz gekleidet, nur diesmal eben in schwarzem Kleid, schwarzer Leggins und schwarzen Stiefeln. Ihre Augen strahlten noch genau die gleiche Wärme aus, wie am Vortag. Trotzdem fand Samantha, dass sich irgendwas verändert hatte. „Waren das heute früh deine Freunde, mit denen du unterwegs warst?“ Lilith schaute sie interessiert an und wartete gespannt auf ihre Antwort, was auch der Braunhaarigen nicht entging. Wieso war ihr das nur so wichtig? „Nein. Shannon hat mir nur das Leben gerettet und darauf bestanden, dass ich mit ihm laufe.“ Das entsprach so ziemlich der Wahrheit, dabei entging ihr nicht, wie Liliths rechte Augenbraue nach oben schnippte, auch wenn sie es versuchte unbemerkt geschehen zu lassen. „Wieso hat er dir das Leben gerettet? Was hast du gemacht?“ Liliths Stimme ging dabei eine Oktave höher und klang besorgt. Samantha schüttelte leicht den Kopf. „Nichts Schlimmes. Ich war nur total in Gedanken und hab das Auto nicht kommen sehen, als ich über die Straße ging.“ Sie stieß Luft aus. „Pass bitte auf dich auf.“ Die Cameron nickte zögerlich. Bevor Lilith sie noch etwas fragen konnte, kam die Lehrerin herein und das Klingelzeichen ertönte. In Gedanken atmete Samantha erleichtert aus, dankend darüber, dass sie ihr nicht noch weitere Fragen stellen konnte. Ethik ging, mit Lilith an ihrer Seite, genauso schnell rum, wie die darauf folgende Erdkundestunde. Als sie den Erdkundesaal verließ bemerkte sie, dass Shannon, an der Wand gelehnt, wartete. Mit großer Wahrscheinlichkeit auf sie. Als er Samantha sah, stieß er sich locker ab. „Du warst heute früh auf einmal so komisch. Da wollte ich schauen, ob alles in Ordnung ist.“ Samantha nickte. „Alles okay. Danke.“ „Kein Ding.“ Er ging neben ihr her. „Wo sitzt du eigentlich in den Pausen?“ Sie warf ihm einen kleinen Seitenblick zu und merkte erst da, dass er sie die ganze Zeit anschaute. Schnell wandte sie den Blick wieder ab. Er sah einfach zu gut aus, dessen war sie sich bewusst. Dann beantwortete sie schließlich seine Frage: „Ich halte mich meist in der Bibliothek auf. Ich liebe die Ruhe, die da herrscht.“ Er nickte. „Willst du wirklich nicht mit zu Kyna und mir kommen? Wir würden uns freuen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, aber ich lehne ab.“ „Ist okay. Sieht man sich später mal?“ „Bestimmt.“ „Dann bis dann.“ Er strich kurz über ihre Hand, ob bewusst oder nicht, und ging dann. Samantha blieb abrupt stehen und strich sich über ihre Hand, da wo kurz davor Shannon sie gestreift hatte. Der restliche Schultag verlief nicht viel anders. Immerzu tauchten Shannon, Kyna oder Lilith auf und unterhielten sich mit ihr. Und jedes Mal wollten sie, dass Samantha sie begleitete. Nachdem sie auch die letzte Stunde Deutsch geschafft hatte und den Saal verließ, wartete wieder jemand auf sie. Sie wollte die Person diesmal schon anfahren, bis sie Yessica erkannte, deren Gefolge nicht unweit von ihr entfernt. „Hat dich also jemand gestern da rausgeholt. Wirklich schade. Und wie ich sehe, hast du deine Lektion mal wieder nicht gelernt; du bist immer noch hier.“ Höhnisch schaute sie Samantha an, bis ihr Blick auf ihre braunen Haare viel und sie ihre Miene wieder verzog. Sie hielt Samantha fest, die gerade reis aus nehmen wollte. „Hier geblieben, Cameron.“ Yessica zerrte sie am Arm zu ihr und flüsterte böse in ihr Ohr: „Ich bin noch nicht fertig mit dir.“ Sie rief zwei ihrer Fans, die Samantha links und rechts nahmen und, wie am Vortag, in Richtung Mädchentoilette zerrten. Samantha wappnete sich schon insgeheim auf ein Déjà-vu, doch diesmal sollte es anders kommen. Yessica zog sie zu den Waschbecken, genau vor den großen Spiegel und nahm ihre unteren Haare in die Hand. „Deine Haare sind viel zu schön für dich. Ein Kurzhaarschnitt wird dir mit Sicherheit viel besser stehen.“ Sie lachte kurz und ließ sich eine Schere geben. Samantha war wie versteinert und starrte ihr Spiegelbild an. Sie konnte nicht ihre Haare abschneiden, die sie so an die ihrer Mutter erinnerten. „Lass ihre Haare los, Alburgh“, erklang es plötzlich hinter ihnen und Samantha erkannte die Stimme. Es war Lilith, die plötzlich hier war und sie klang sauer. Verwundert drehte sich Yessica um, genauso wie ihre Clique, die nicht mitbekommen hatten, wie die Blondine hereingekommen war. „Wird’s bald?“, zischte Lilith etwas bösartiger herüber und Yessica ließ Samantha wirklich los, stieß sie aber mit Absicht dem Waschbecken entgegen, was höllisch weh tat. Samantha ließ sich aber nichts anmerken. Yessica ging sauer und hochnäsig hinüber zu Lilith. Sie war viel größer als die Blondine. Jedoch sah Lilith im Moment bösartiger aus als die Alburgh. „Was bildest du Neuling dir überhaupt ein, dich in meine Angelegenheiten einzumischen?“, fuhr sie die Blondine an, die nicht einmal mit der Wimper zuckte. „Raus, allesamt. Ich will das mit der Alburgh alleine klären.“ Aus unerklärlichem Grund ging Yessicas Gefolge schnellen Schrittes raus. Als Lilith bittend Samantha anschaute, ging diese ebenfalls raus, nachdem sie sich ihre Tasche geschnappt hatte. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten als Yessica heulend und mit einem hässlichen Kurzhaarschnitt herauskam. Das geschieht ihr ganz Recht, dachte Samantha und verkniff sich jegliches Grinsen. Erst als Yessica weg war und Lilith triumphierend raus kam, fing sie breit an zu grinsen. „Steht ihr viel besser, oder was meinst du?“, fragte sie Samantha und nahm ihren Rucksack. Die Braunhaarige nickte. „Ja, um längen. Jetzt kommt ihre breite Nase noch besser zum Ausdruck.“ Lilith lachte. „Das wollte ich, um ehrlich zu sein, schon die ganze Zeit mal machen.“ Nachdem Samantha sich, mal wieder, bei Lilith bedankt hatte, gingen die beiden nebeneinander her. „Sollen wir dich wieder mitnehmen?“, fragte Lilith dann und schaute zu Samantha rüber. Diese lächelte sie an. „Nein, danke. Ich werde noch etwas in die Bibliothek gehen.“ „Okay. Pass aber auf dich auf. Man sieht sich.“ Schon war die Blondine um die Ecke verschwunden. Das ganze änderte sich nicht. Nicht einmal über das Wochenende und auch nicht über die folgende Woche. Alle vier hatten immer wieder Kontakt zu ihr aufgenommen und wollten etwas mit ihr unternehmen. Nun war es schon wieder Mittwoch, der Tag an dem sie vor zwei Wochen Lilith kennengelernt hatte. Als Samantha an diesem Nachmittag zu Hause war, hatte sie sich einen Krimi aus der Bibliothek ausgeliehen. Er hieß 'Blutrot, wie Erdbeeren' und gehörte zu den wenigen Exemplaren, die Samantha noch nicht gelesen hatte. Sie legte das Buch auf den Couchtisch und fuhr sich durch die Haare, die zum Glück keinen Millimeter kürzer waren, dank Lilith. Sie musste sie wirklich mal zum Kaffee oder so einladen um das alles wieder gut zu machen, genauso wie Shannon. Als sie aufstand wurde ihr kurz schwarz vor Augen, ein Zeichen dafür, dass ihr Kreislauf nicht so schnell war wie ihre Beine. Sie hielt sich an der Wand fest und wartete, bis es besser wurde. Als dieser Moment eintraf tapste sie rüber in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Eine gähnende Leere trat ihr entgegen. Das einzige, was man darin noch fand, war, abgelaufener Tunfisch, drei Möhren, etwas Senf und ein Stückchen Butter. Samantha warf einen Blick auf die Uhr. Es war erst siebzehn Uhr und sie hatte somit noch genug Zeit um zum nächsten Supermarkt zu joggen und das nötigste einzukaufen. Doch bevor sie ging, machte sie Suey noch den Tunfisch zurecht, den diese auch gleich verschlang, als wäre sie kurz vorm Verhungern. Samantha sah ihr zu, bis sie den Teller sauber geleckt hatte. Dann strich die schwarze Katze ihr um die Beine und schnurrte laut, als Danke. Sie wurde kurz von der Braunhaarigen gestreichelt. Dann ging Samantha ins Schlafzimmer um sich bequeme Sachen anzuziehen. Als sie damit fertig war, schnappte sie sich ihren IPod, den sie von Mrs. Bane zu ihrem sechzehnten Geburtstag bekommen hatte, verabschiedete sich von Suey und verließ das Haus. Sie nahm den Weg an der Straße, bis sie zu einer Abzweigung kam, der in den Wald führte. Hier war es schön ruhig. Der Wald war ziemlich dicht durch die vielen Nadelbäume, als auch die Laubbäume die jedoch keine Blätter trugen. Die Sonne schien durch das Blattwerk hindurch und war ziemlich warm. Samantha genoss den Frieden und die Ruhe, die der Wald ausstrahlte. Sie sah sogar vereinzelt einen Hasen oder ein Eichhörnchen vorbeihuschen. Schließlich lichtete sich der Wald etwas. Die Bäume waren nicht mehr so dicht und vor allem nicht mehr so zahlreich wie bisher. Sie kam zu den Grundstücken, die etwas weiter außerhalb von L.A., aber dafür die schönsten, waren. Natürlich wohnten hier nur angesehene und reiche Leute. Bald kam sie wieder auf die normale Straße und kurze Zeit später auch zum Lebensmittelgeschäft. Sie schaltete ihren IPod aus und ging hinein. Als sie wieder heraus kam hatte sie etwas Obst, Brot, Wurst, Käse, Mineralwasser und Gemüse gekauft. Normale Sachen und nichts Ausgefallenes. Sie bekam das Geld ja immer noch vom Heim, solang bis sie achtzehn wurde. Bis dahin hatte sie zwar Geld, aber es war nur sehr spärlich, weswegen sie nur das nötigste kaufen konnte. Sie entschied sich für einen anderen Rückweg. Bei dem schönen, warmen Wetter entschied sie sich für den Strand. Barfuss am Strand laufen machte ihr fast genauso viel Spaß wie ein guter Krimi. Fast. Mit ihren Einkäufen machte sie sich auf den Rückweg, nicht allzu schnell, damit nichts kaputt ging und sie nichts verlieren konnte. Schnell war sie beim Strand angekommen. Die Sonne, die langsam untergehen wollte, spiegelte sich auf dem blauen Wasser wieder. Die Wellen waren sanft und beruhigend. Eine idyllische Ruhe machte sich breit. Samantha zog ihre Schuhe aus und legte sie oben auf ihre Einkäufe um mit nackten Füßen im warmen Sand des Strandes zu laufen. Sie genoss es total. Bis ihr Blick plötzlich auf etwas viel. Etwas weiter weg vom Wasser war Lilith, genauso wie Duncan, die sich anscheinend für einen Nachmittag am Strand entschlossen hatten. Beide trugen, wie sollte es auch anders sein, ihre Badesachen in schwarz. Lilith im knappen, schwarzen Bikini, der ihre gute kurvenreiche Figur betonte und Duncan eine schwarze Badehose. Samantha sah sogar aus dieser Entfernung seinen gut durchtrainierten Körper. Nicht länger musste sie Muskeln erahnen, jetzt hatte sie sie gesehen. Auch wenn seine Haut bleich wie eine Kalkwand war, seine Bauchmuskeln waren zu beneiden. Er musste sehr viel Sport machen. Lilith trug eine Sonnenbrille und schien sich, trotz der schwachen Sonne, sonnen zu wollen und sich sehr wohl zu fühlen. Duncan schien mit ihr zu reden, der auf seiner Liege saß, mit dem Körper zu ihr gerichtet. Samantha beeilte sich lieber vom Strand wegzukommen, ehe die beiden sie sahen und mit ihr reden wollten. Sie war eben doch nicht so kontaktfreudig, wie alle glaubten und im Moment wollte sie sowieso nur ihre Ruhe. Sie kam bis zum Ende des Strandes, wo man nach einem Hügel keinen Blick mehr auf den Strand hatte. Doch dann sah sie Shannon und Kyna, ebenfalls in Bademontur, die geradewegs auf den Strand zusteuerten und so auch auf Duncan und Lilith. Shannons Oberkörper schimmerte golden in der untergehenden Sonne und auch er hatte einige beachtliche Muskeln aufzuweisen. Er war eigentlich das komplette Gegenteil von Duncan, aber Samantha fand es genauso anziehend. Ebenso erwachte in Samantha die Neugierde. Es interessierte sie brennend was die vier für ein Problem miteinander hatten. Auch wenn es sie vielleicht nichts anging, sie konnte nicht anders. Da erwachte wieder die geheimnislüftende und Um-die-Ecke-Denkende, rumschnüffelnde Samantha in ihr. Wenn sie jemals anders behandelt worden wäre, wäre mit Sicherheit Samanthas kompletter Charakter anders, aber sie war nun mal so wie sie war. Sie schlich sich, nachdem Shannon und Kyna die Treppe runtergegangen waren auf den kleinen Hügel hinter ein paar Büsche, hoch und zu dem Platz, wo Lilith und Duncan unten lagen. Sie konnte von da auf sie herabsehen und, falls sie lauter reden sollten, auch etwas verstehen. Duncan sah zu Samanthas Erstaunen aus der Nähe noch besser aus. Auch wenn sie geglaubt hatte, dass es noch besser nicht mehr ging. Sie konnte kaum den Blick von ihm wenden. Sie hatte noch nie für einen Jungen so empfunden. Auch wenn es keine Liebe war, was sie wusste, körperlich angezogen hatte sie noch nie jemand. Aber sowohl Duncan als auch Shannon - so unterschiedliche Charaktere - schienen sie auf magische Weise in ihren Bann zu ziehen, aus unerklärlichem Grund. Lilith setzte sich plötzlich auf. Sie schien die Anwesenheit von Shannon und Kyna zu spüren, auch wenn das auf diese Entfernung noch gar nicht möglich war. „Duncan, wir kriegen Besuch“, sagte sie zu ihm und blickte in die Richtung, von der die beiden Blonden kamen. „Ich weiß, ich hab’s schon gespürt“, antwortete der Schwarzhaarige und stand auf. Auch Kyna sah die beiden jetzt, nachdem Duncan aufgestanden war. „Shannon, ich glaube wir sollten wieder umdrehen.“ „Nein, genau das werden wir nicht tun. Ich freu mich schon die ganze Zeit auf ein Wiedersehen mit Duncan und diesmal geht es anders aus als letztes Mal.“ „Aber Shannon -“ „Kein aber Kyna!“, schnitt er ihr das Wort ab und sie zuckte unweigerlich bei seinem Ton zusammen, „sei einmal das, was man von dir verlangt. Nur einmal!“ Sie nickte, starr irgendetwas anderes zu erwidern. Beide gingen weiter. „Was wollt ihr Missgeburten von uns?“, fuhr Duncan die beiden Neuankömmlinge an und stellte sich, schützend, vor Lilith. Diese verdrehte hinter ihm die Augen, stand ebenfalls auf und gesellte sich neben ihm, was ihr natürlich einen bösen Blick von Duncan einfing, doch sie beachtete ihn nicht. „Du schuldest mir noch einen Zweikampf, Northcote.“ Shannon schaute ihn gefährlich wütend an. „Und danach ist die Prinzessin dran. Raziel wird sich über ihren 'Besuch' mit Sicherheit freuen.“ Er grinste böse. Duncan fauchte ihn wie ein wildes Tier an. „Fass sie an und du findest dich hier massakariert und zerstückelt wieder!“, warnte er den Blonden. Shannon grunzt. „Kümmert euch lieber um eure Mission.“ „Ob du’s glaubst oder nicht, wir sind viel weiter als ihr.“ Das war Lilith und sie war nicht minder böse als Duncan. „Ach ja? Meinst du sie vertraut euch?“ Shannon grinste wissend. „Nur weil sie dir Bastard nicht vertraut, gilt das nicht auch für uns“, erwiderte Duncan schnippisch auf seine Bemerkung. „Außerdem haben wir im Gegensatz zu euch ein Ass im Ärmel.“ Jetzt war er dran mit Grinsen und Shannon schaute ihn tödlich an. Kyna stand nur unbeteiligt daneben und wusste nicht Recht, was sie sagen oder machen sollte. Das viel auch Lilith auf, die sie höhnisch angrinste. „Na, Angst Vorzeigeengelchen? Oder warum sagst du nichts? Schiss vor uns gewalttätigen Rüpeln aus der Hölle?“ „Mit Sicherheit nicht.“ Ihre Stimme klang selbstsicher und stark. „Beweise es“, meinte Lilith nur darauf. Plötzlich ging alles ganz schnell. Shannon hatte sich auf Lilith gestürzt, wurde aber von einer Wand abgeblockt die lila aufschimmerte, als er sie berühren wollte. Duncan hatte in der Zeit einen schwarzen, kleinen Ball in seiner Hand erscheinen lassen und warf ihn in Shannons Richtung, den wiederrum Kyna mit einem Weißen abblockte und die beiden magischen Kugeln in einer Explosion aneinander prallten. Als der Rauch sich lichtete waren sowohl Lilith als auch Duncan verschwunden. Kyna hustete wie wild und Shannon ließ seine Wut an einer der Liegen aus. Ein greller Blitz krachte runter, genau in die Liege hinein, die in der Mitte auseinanderbrach. „Shannon…“ Kyna berührte ihm am Arm, nachdem er vier weitere Liegen so behandelt hatte. „Sie sind geflüchtet, nicht wir. Sie sind abgehauen vor uns, nicht wir vor ihnen.“ „Ich wollte aber Raziel die Prinzessin bringen. Aber der Idiot von Northcote passt zu sehr auf sie auf und dann verschwinden sie einfach. Ich hasse diese verfluchten Racheengel!“ Wütend trat er gegen die Überbleibsel einer der Liegen. Er war ganz verspannt was auch Kyna merkte und ihre Hand an seinem Oberarm verstärkte. „Wir kriegen sie noch, Shannon. Und dann bekommen beide was sie verdienen, im Kerker. Okay?“ Der Blonde nickte kurz. Er entspannte sich auch augenblicklich etwas mehr. Kyna beruhigte alle sehr mit ihrer sanften Seele. „Lass uns gehen. Wir sollten überlegen, was wir wegen Samantha machen. Wenn die Missgeburten sagen, sie haben ein Ass im Ärmel, stimmt das mit Sicherheit. Auch wenn sie nie wirklich die Wahrheit sagen und gern Lügen, ich denke, dass es diesmal wahr ist.“ Kyna nickte und beide gingen davon. Samantha, die immer noch auf dem Hügel hinter den Büschen hockte war starr vor Schock. Sie hatte sich gerade eben hingesetzt und starrte einfach nur vor sich hin. Sie konnte einfach nicht glauben, was da eben passiert war. Sie musste geträumt haben, das konnte nie im Leben real sein. Was waren die vier wirklich? Für Menschen haben sie sich gerade sehr unnormal benommen. Sie waren keine Menschen, sie konnten keine sein. Nicht, nach diesem Ereignis. Woher kannten sie sich untereinander und wieso hassten sie einander so sehr? Samantha hatte keine Idee, was diese Frage anbelangt. Okay, hatte sie bei der davor auch nicht. Aber wieso nannte Shannon Lilith Prinzessin und wer, verdammt noch mal, war Raziel? Vielleicht kamen sie aus so einem Land, wo es früher König und Königin gab und Lilith ist in dieser Familie geboren. Und Raziel ist ein Feind der Familie und will diese mit Lilith erpressen. Duncan wäre dann sowas wie ein Leibwächter, so wie er sich anfangs vor die Blondine gestellt hatte. Aber was ergab das für einen Sinn? Keinen. Jedenfalls für Samantha nicht. Für sie war einfach alles nur unglaublich. Die schlimmste Frage für sie war, was hatte sie selbst mit der ganzen Sache zu tun? Es wurde von Vertrauen geredet. Mit Sicherheit ging es um sie, denn alle vier schlichen um sie und wollten ihr Vertrauen, das war sehr offensichtlich. Aber wieso hat Duncan gesagt, hatten sie ein Ass im Ärmel? Hatten sie etwas gegen sie in der Hand? Haben sie am Ende irgendwas mit ihr zu tun? Wieso war sie in diesem Spiel, was sie nicht verstand, so verdammt wichtig, dass die beiden Seiten deswegen aufeinander losgehen mit… Magie?! Samantha schüttelte ungläubig den Kopf. Sie musste sich heute irgendwo den Kopf gestoßen haben. So etwas konnte einfach nicht echt sein. Langsam löste sich ihr Schock und sie stand vorsichtig auf, nahm ihre Einkäufe mit zittrigen Händen, und machte sich, total in Gedanken, auf den Rückweg nach Hause. Als sie durch den Wald ging fiel ihr plötzlich noch etwas ein. Lilith hatte Kyna einen Vorzeigeengel genannt und sich selbst als Rüpel aus der Hölle bezeichnet. Ja, und Shannon hatte gesagt, dass er diese Racheengel hasste. Was waren sie wirklich? So wie es sich anhörte, sprachen sie von…Engeln. Aber Engel existieren nicht, genauso wenig wie Werwölfe, Vampire, Zombies und andere Hirngespinste der Filmproduzenten und Weltautoren. Auch Gott und der Teufel existierten nicht. Sie waren Legenden, Sagen und vor allem dem Aberglauben entsprungen. Nur Samantha konnte nicht mehr sagen, dass die vier normale Menschen waren. Denn das waren sie eineindeutig nicht. Sie seufzte. Das ganze machte sie auf unglaubliche Art schon wieder fertig. So, wie es sich angehört hatte, war sie sehr wichtig und das wollte sie nicht. Nein, das machte ihr regelrecht Angst. Auch, dass sie ihr Vertrauen missbrauchen wollten. Sie beschloss für sich selbst, sich endgültig von den Streithähnen fernzuhalten, aber konnte sie das? Das ganze war ein Rätsel und Samantha wollte die Wahrheit, um jeden Preis. Nur wie bekam sie die? Sie beschloss fürs erste, so zu tun, als hätte sie nichts gesehen und weiterzumachen, wie bisher. Aber die Bibliothek würde sie besuchen, vielleicht enthielt sie ein Buch über Engel, falls sie denn welche wären. Sie wollte einfach nur sichergehen, dass es so nicht sein konnte. Vor allem, da das wichtigste Merkmal eines Engels – die Flügel – fehlten. Die Braunhaarige war so tief in ihren eigenen Überlegungen versunken, dass sie gar nicht merkte, dass sie schon zu Hause angekommen war. Sie nahm ihren Schlüssel, öffnete die Tür und ging nach drinnen. Die Einkäufe räumte sie schnell an ihren Platz bevor sie sich, immer noch gedankenverloren, aufs Sofa fallen ließ. Dort blieb sie liegen und grübelte weiter nach. Bis plötzlich etwas Weiches auf sie gesprungen kam. Es war Suey. Diese legte sich auf Samanthas Bauch und rollte sich zu einer Fellkugel zusammen. Samantha streichelte sie gedankenverloren etwas. „Suey, du wirst mir nie glauben was ich gesehen habe. Ich glaube es ja selber nicht mal. Es war einfach irre.“ Suey wurde aufmerksam und setzte sich wieder auf, um sie anzuschauen. „Ich hab am Strand Lilith und Duncan gesehen genauso wie Shannon und Kyna und die vier…ich weiß nicht, was sie gemacht haben. Aber ich glaube sie sind keine Menschen, so dumm das auch klingt. Sie haben komische Sachen gesagt, zum Beispiel, dass sie mein Vertrauen gewinnen wollen oder Lilith mit Prinzessin angesprochen. Shannon meinte auch, er hasst diese 'Racheengel' und dann haben sie sich mit…Energiekugeln beworfen? Ich weiß es nicht…das ganze verwirrt mich.“ Samantha schüttelte wieder den Kopf und wollte Suey weiterstreicheln, doch diese sprang von ihr runter, auf den Fußboden und setzte sich mit den Rücken zu ihr. „Du hältst mich jetzt für verrückt, was Suey?“, meinte Samantha traurig. „Nein, tu ich nicht. Ich denke, es wird Zeit dich aufzuklären“, antwortete ihr diese und Samantha war wie erstarrt, als Suey mit ihr sprach. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)