Tänze am Abgrund von Chinmay (Inu x Kago) ================================================================================ Kapitel 1: Dunkler Schatten der Verzweiflung -------------------------------------------- Kagome’s Sicht Die Sterne sind nicht so klar und funkelnd wie im Mittelalter. Im Mittelalter wirkt es, als hätte jemand einen Korb Diamanten über einem schwarzen Samttuch ausgeschüttet. Hier sieht man nur wenige Sterne am Firmament, weil die Lichter der Stadt so unglaublich hell sind. Mein Blick verliert sich in der dunklen Unendlichkeit. Ich vermisse den Himmel im Mittelalter. Die abertausenden Sterne, die mir in manchen Momenten so viel Trost gespendet haben. So unvergleichlich schön. Ich seufze und schließe die Augen, lasse die kühle Brise die zu meinem geöffneten Fenster hereinweht, mit meinen Haaren spielen. Es ist ziemlich kalt. Der Winter hat auch meine Welt noch in seiner frostigen Hand. Der Wind frischt auf und schickt mir einen heftigen Stoß entgegen. Ich hoffe für einen Moment, dass er mein Herz einfriert. Doch leider geschieht nichts dergleichen. Der Kummer den ich ständig mit mir herumschleppe schnürt mir immer mehr die Kehle zu. Die ständige Ungewissheit, ob ich gegen Kikyou bestehen könnte. Ich bin es leid immer wieder um ihn kämpfen zu müssen. Nervös streiche ich mir eine Haarsträhne aus den Augen, die sich in meinen Wimpern verfangen hat. Ich möchte die Sterne sehen. Inu Yasha, was du wohl gerade machst? Ich seufze erneut. Meine Finger umklammern das Fensterbrett so fest, bis meine Hände ganz bleich sind, da die Blutzufuhr abgeschnürt wird. So versuche ich den Schmerz in meinem Inneren zu übertönen. Der dicke schwarze Knoten in meiner Brust wächst beständig. Meistens kann ich ihn ignorieren, aber an manchen Tagen wird es dafür umso schlimmer… so wie heute. Ich liebe ihn und tue auch alles dafür, damit meine Liebe vielleicht doch noch von ihm erhört wird. Bisher war es leider vergebens. Natürlich teile ich etwas mit ihm, das mehr ist als nur bloße Freundschaft, aber… es ist nicht genug. Für den Moment ja, aber nicht für die Zukunft. Jedes Mal wenn er sich mit ihr trifft, tue ich als würde ich es nicht bemerken. In stiller Übereinkunft sprechen wir nie darüber. Er geht mir zwar eine Weile aus dem Weg, aber einen Tag später ist alles wie immer. Zumindest von außen hin betrachtet. In meinem Herzen sieht das Ganze schon anders aus. Ich fröstle und reibe mir über die Arme. Es ist wirklich wahnsinnig kalt. Mit leicht tränenden Augen schließe ich das Fenster. Wütend fahre ich mir mit dem Handrücken über die Augen. Ich darf nicht schon wieder weinen. Ich habe es mir doch selbst versprochen. Ich darf nicht einfach die Hoffnung aufgeben, schließlich ist noch nicht aller Tage Abend. Aber es ist so schwer immer wieder neue Hoffnung zu schöpfen. Auch ich habe irgendwann keine Kraft mehr. Sie schwindet dahin, wie schmelzender Schnee in der allmählich stärker werdenden Frühlingssonne. Warum fällt es mir auf einmal so schwer? Sonst ist es doch auch nicht so schlimm, wenn ich weiß, dass er bei ihr ist. Nur meine Taten sprechen leider eine andere Sprache. Ich bin geflüchtet, in meine Zeit. Davongelaufen vor meinen Gefühlen zu ihm und dem damit verbundenen Schmerz. Ich habe versprochen bei ihm zu bleiben, aber wie es scheint habe ich nun meine Belastbarkeitsgrenze erreicht. Von einem heftigen Zittern geschüttelt lasse ich mich auf den Boden vor meinem Bett sinken. Ich ziehe meine Knie an und lege mein Kinn darauf. ICH DARF NICHT WEINEN! Es ist schwierig den bevorstehenden Zusammenbruch zu unterdrücken. Mein Magen krampft sich zusammen, meine Kehle schnürt sich zu, will ein Schluchzen ausstoßen. Doch ich lasse es nicht zu, ich will diese verräterischen Gefühle wieder tief in einem verborgenen Winkel meines Bewusstseins verschließen. Eifersucht durchzuckt mich erneut wie ein blendenheller Blitz. NEIN! Ich liebe ihn doch, da müsste es mir doch reichen zu wissen, dass er mir ihr glücklich ist, oder? ODER?! Langsam begann ich zu begreifen, dass Liebe nicht völlig selbstlos sein kann. Wahre Liebe war ja bekanntlich selbstlos. Ich vertrat das allgemein gefasste Idealbild „wahrer Liebe“ schon längst nicht mehr. Ohne etwas zu bekommen, kann man irgendwann schließlich auch nichts mehr geben. Es war eigentlich ein sehr schwieriges Thema. Ich vergrub mein Gesicht an meinen angezogenen Knien. War es etwa zu viel verlangt, nur einmal – ein EINZIGES Mal – in den Arm genommen zu werden, anstatt einen dummen Spruch zu kassieren? Er spielt immer den Bösen. Die allseits dummen Sprüche, in Situationen die ihm unangenehm wurden, waren nichts anderes als reiner Selbstschutz. Trotz dessen dass ich verstand, dass er dahinter nur seine wahren Gefühle verbergen wollte, tat es jedes Mal unglaublich weh. Meistens artete irgendein dummes Missverständnis in einem Streit aus und endete damit, dass ich wieder in meine Zeit verschwand und wir Tage lang nicht miteinander redeten. Eigentlich ein ziemlich kindisches Verhalten. Ich verstand zwar warum er handelte, wie er eben handelte, aber es tat trotzdem weh. Müsste ich da nicht drüber stehen? Eine einzelne Träne stahl sich ihren Weg aus meinem Augenwinkel und purzelte meine Wange hinab. Kurz spiegelte sich das Mondlicht in dem kleinen Wassertropfen, ehe sie in meinem Kragen verschwand. Ich konnte gar nicht darüber stehen, auch wenn ich seine Beweggründe meistens nachvollziehen konnte. Ich war auch nur ein Mensch, keine Maschine. Gefühle sind nie logisch. Oft reicht ein kleines Wort und der andere ist sofort wieder beleidigt. Ein leises Schluchzen drang aus meiner Kehle. Ich konnte es nicht länger unterdrücken. Seufzend gab ich mich geschlagen und gab es auf die Tränen weiterhin zurückhalten zu wollen. Eine nach der anderen purzelte meine Wangen hinab. Worte können manchmal sogar schlimmer sein, als ein Messerstoß zwischen die Rippen. Ich sprach aus Erfahrung. Meine bebenden Lippen formten sich kurz zu einem resignierenden Lächeln. Oh ja, Worte allein konnten unglaublich wehtun. Liebe war nie logisch. Man handelte dabei auch nicht logisch. Logik war hier völlig fehl am Platz. Im Bezug auf Beleidigungen vom jeweils anderen waren wir beide sehr empfindlich, was ja eigentlich nur bestätigte, dass er auch etwas für mich empfinden musste, oder etwa nicht? Schließlich haben die Worte, von den Menschen die man liebt, am meisten Gewicht, nicht wahr? Warum war ich dann so verunsichert? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)