Wie du mir, so ich dir! von CrazyTwinkleStar (Mafia, Freundschaft, Überlebenskampf & Zuneigung) ================================================================================ Kapitel 14: Target 14: das Recht auf Wahrheit --------------------------------------------- Seufzend betrat Tsuna sein zu Hause. Er war völlig ausser Atmen. Das rennen hatte ihn geschlaucht. Reborn hatte ihn geschickt, um Chrome zu holen. Sie war jedoch gerade nicht in Kokuyo Land gewesen, nur Ken und Chikusa hatte er vorgefunden. Diese wiederum hatten ihn weggejagt. Mit hängendem Kopf schlurfte er zurück zur Wohnstube. Er seufzte kurz, bevor er die Tür öffnete. „DAS IST EXTREM GEFÄHRLICH!“, brüllte eine Stimme, ziemlich sicher die von Ryohei. Diverse andere, wütende Ausrufe folgten und auch Gelächter war zu hören. „Hii! So viele?“ Nach und nach drehten sich die Anwesenden um. Niemals hätte Tsuna gedacht, dass so viele Leute in sein Haus, geschweige denn in dieses Zimmer passten. Es war Yamamoto, der ihn als erstes bemerkte. Mit seinem Optimistischen Lachen und der Begrüssung machte er Gokudera auf Tsuna aufmerksam, der mit einem lauten „Juudaime!“ sofort die Aufmerksamkeit von Lambo und I-Pin, die mit Fuuta herumtollten, Bianchi und Dino –der vor zwei Tagen aus Italien zurück gekehrt war-, die sich hektisch auf Italienisch unterhielten, Romario, der stillschweigend daneben stand, und von Luchia und Basil, die wortlos an den noch freien Plätzen auf dem Boden sassen. Nur Ryohei brüllte immer noch etwas von wegen, er habe Angst um seine Schwester. Tsuna versuchte ihn zu beruhigen: „Onii-san, ganz ruhig, wir werden eine Lösung finden…“ Doch der Hyperaktive schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. „Oi, Narbengesicht!“, schrie Gokudera ihn wütend an. Ryohei hörte dies natürlich sofort und musste zurückbrüllen. „OKTOPUSBIRNE! WAS WILLST DU EXTREM NOCHMALS?!“ „Gyahahaa! Lambo-san will auch mit streiten!“ Und das Chaos nahm seinen Lauf. Tsuna stand nur mit verzweifelt zuckenden Brauen im Türrahmen. PENG. Stille kehrte ein. Alle Blicke richteten sich auf den kleinen Mann in Anzug, der mit seiner grünen Pistole aus dem Fenster geschossen hatte. Reborn grinste zufrieden. „So ist’s besser.“ Er hüpfte zu Tsuna, verpasste ihm als erstes einen Tritt ins Gesicht, murmelte unter Schlägen etwas davon, wie schlecht es sei, dass er seine Wächter nicht unter Kontrolle habe und setzte sich dann auf einen Stapel Bücher, der in der einzigen noch freien Ecke des Raumes stand. „Wir sind nicht zum Spassen hier. Wir befinden uns in einer sehr ernsten Lage. Nicht nur unser aller, sondern auch das Leben jedes Familienmitgliedes, Freundes oder entfernten Verwandten von euch steht auf dem Spiel. Die ganze Mafiawelt könnte aus dem Ruder geraten.“ Alle hielten den Atem an und schauten gespannt zum Hitman. „Nach alledem, was ich in Erfahrung gebracht habe, geht es hier nicht um irgendein fernes Problem unserer Vorfahren in Italien, sondern um euch. Man will euch an den Kragen. Und das egal mit welchen Mitteln.“ Einige schluckten. Die Angespanntheit schien alles zu verschlingen. „Wir wissen nichts über unsere Angreifer“, es entging Luchia nicht, wie Reborn ihr einen vielsagenden Blick zuwarf, „aber wir müssen uns trotzdem wehren. Das Wichtigste im Moment ist, am Leben zu bleiben. Und zu diesem Zweck möchte ich, dass ihr alle trainiert. Mehr und härter als jemals zuvor. Ausserdem möchte ich euch auch das richtige Benehmen in Gegenwart anderer Mafiosi beibringen. Es könnte sein, dass ihr das Erbe der neunten Generation schneller antreten müsst als gedacht.“ Niemand wagte es, ihm zu widersprechen, ja nicht einmal eine Frage zu stellen. Irgendwas lief da. Irgendetwas führten sie im Schilde. Und Kyoko wusste das. Als sie und Haru damals auf dem Schulgelände angegriffen wurden, dachte sie zu erst, es sei wohl nur ein Zufall. Sie hatte sich danach noch oft mit Haru darüber unterhalten. Doch jetzt war sie da anderer Meinung. Zum Beispiel kam ihr Bruder gestern so spät nach Hause. Normalerweise ging er so kurz vor 19 Uhr noch raus, um eine halbe Stunde joggen zu gehen. Doch gestern war es nicht so gewesen. Er kam ganze zwei Stunden später zurück als sonst. Auf die Frage, was er gemacht habe, antwortete er nur, dass er halt weiter weg gegangen wäre. Doch Er war ein schlechter Lügner. Und Kyoko wusste auch das. Doch nachdem ihr Bruder heute noch zu Tsuna gegangen war, um „etwas EXTREM Unwichtiges noch kurz zu bereden“, wusste sie es ganz bestimmt; sie waren wieder in Schwierigkeiten. Irgendetwas musste gestern vorgefallen sein… Wieso informierte man sie nicht? Sie war doch auch in der Zukunft gewesen, hatte all das Grauen gesehen. Warum sollte man sie denn jetzt nicht aufklären? Immerhin ging es sie sehr wohl etwas an. Denn die Anderen waren ihre Freunde. Sie konnte zwar verstehen, wenn man sie daraus raushalten und beschützen wollte, doch sie sah gleichzeitig und mit viel grösserer Bestimmtheit auch ihr Recht darauf, die Wahrheit zu wissen. Das Recht auf die Wahrheit. Dino streckte sich. „War das alles?“ Sie haben wirklich keinen Anhaltspunkt… „Wie auch immer. Auf die Unterstützung der Cavallone Famiglia könnt ihr jedenfalls zählen.“ Das bringt zu allem hin auch noch sie in Schwierigkeiten. „Romario?“ Will er jetzt gehen? Verdammt! Ich darf ihnen nichts sagen! Aber…! „Also gut, wenn es nichts Weiteres gibt…“ Dino wollte aufstehen. „Und wenn es noch eine Vermutung gibt?“ Alle drehten richteten sich zu ihr. Sie spürte ihre Blicke. Am liebsten wäre sie jetzt im Boden versunken, doch sie schaute mit unveränderter Miene kurz jedem, bis auf zwei Personen, die sie gekonnt ignorierte, in die Augen. „Eh? Wie meinst du das?“, fragte Tsuna erstaunt. Luchia schluckte. War das eben wirklich eine gute Idee gewesen? Und was sollte sie nun antworten. Alle Sätze, die sie sich insgeheim zu Recht gelegt hatte, schienen plötzlich so sinnlos und unverständlich zu sein. Sie hatte schon lange vermutet, dass es so rauskommen würde. Auch wenn man ihr ausdrücklich verboten hatte, zu reden. Doch es war seltsamerweise Reborn, der sich zu Wort meldete: „Du hast dich also entschlossen, es trotzdem zu erzählen?“ „Hiii! Trotzdem?! Was?! Reborn!“ Noch verwirrter als zuvor sah Tsuna im Sekundentakt abwechselnd seinen Mentor und das Mädchen an. „Der Neunte und Luca-sensei wollen nicht, dass ihr etwas davon wisst, aber“, sie machte eine kurze Pause, „ich denke dass ihr ein Recht darauf habt, die Wahrheit zu erfahren.“ „Dann weiss dieser Schlaumeier also doch mehr, als er zugeben wollte.“ Verständnislos schaute Luchia zu Dino, der nun eben gesprochen hatte. „Schlaumeier“… Meinte er damit Luca? Idioten werden wohl am schnellsten berühmt… Es polterte, als jemand auf den Tisch schlug. Böse starrten graugrüne Augen. „Heisst das, du weißt etwas? Warum zu Hölle kommst du erst jetzt damit?!“ Luchia hatte plötzlich das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. „Sei froh wenn ich überhaupt etwas sage! Ich gehöre nicht einmal-“ Sie stockte. Es war ihr einfach so heraus gerutscht. Warum benahm sie sich in der Gegenwart der Anderen so seltsam? Sie redete doch sonst nie ohne zu denken. Auf jeden Fall war sie froh, den Satz nicht beendet zu haben. „Nicht einmal was?“, kam es ganz überrascht von Yamamoto. Es gab hier wohl nicht viele, die sich denken konnten, was sie sagen wollte. … nicht einmal zur Familie. Luchia wurde leicht rot und stotterte: „I-ist doch jetzt egal! Was ich sagen wollte, war folgendes: …“ Sie erzählte ihnen dasselbe, das Luca Reborn zuvor erzählt hatte. Es war nid zu übersehen, wie die Stimmung sich noch mehr verdüsterte. Und das obwohl die Kinder immer noch vergnügt herumhüpften. Besorgt schaute Reborn zu seinem Schüler hinüber. Tsuna war niemand, der viel überlegte und still vor sich hinbrütete. Doch genau dies tat er jetzt. Regungslos sass er vor dem Schreibtisch vor seinem Fenster und starrte hinaus. Graue Wolken waren aufgezogen. Da klopfte es. „Ja?“, fuhr Tsuna zusammen, völlig aus seinen Gedanken gerissen. „Sawada-dono“, Basil streckte den Kopf durch den Türspalt, „ich gehe kurz an die frische Luft.“ Alle Anderen waren gegangen. Tsuna nickte. Doch dann fiel ihm noch etwas ein: „Eh, Basil-kun, warte schnell.“ Der Blauäugige hatte den Kopf schon zurück gezogen, als er die Tür wieder weiter öffnete und einen Schritt hinein trat. „Was ist denn?“ „Ich hätte da mal eine Frage.“ Nervös kratzte sich Tsuna am Hinterkopf. „Ist irgendetwas passiert? Zwischen dir und Luchia meine ich.“ Sie kam gerade aus dem Haus, als Basil auftauchte. „Oh, hey. Gutes Timing“, meinte sie. Er entgegnete ihr ein mildes Lächeln. „Wie geht’s?“ Sie nickte ihm nur zu und fragte zurück: „Dir?“ „Gut, gut.“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Obwohl Basil bei den Sawadas residierte, lief er oft durch die Gegend. So hatte er auch beschlossen, sie „zufällig“ abzuholen. „Ich muss immer wieder an gestern Nacht denken. Da gibt es vor allem eine Sache, die mich beunruhigt.“ Aufmerksam hörte Luchia ihrem Freund zu. „Reborn-sama meinte, dass der Schneering gestern etwas wie ein „Signal“ ausgesandt habe, das alle Wächter und insbesondere Sawada-dono verspürt haben. Aber zu der Zeit, als das gewesen sein sollt, hatte ich den Ring gar nicht am Finger. Ich hatte ihn dir gegeben, damit du darauf aufpasst, erinnerst du dich?“ Sie wusste genau, worauf dies hinauslief. „Was?“, fragte Basil künstlich überrascht, „na-natürlich nicht!“ Tsuna beäugte ihn misstrauisch. „Du bist kein guter Lügner.“ Es rutschte ihm hinaus. Das hatte er gar nicht sagen wollen. Alarmiert folgte nun auch Reborn, aus seiner Gedankenwelt gerissen der Unterhaltung. Seit wann benahm sich Dame-Tsuna so? „Wir…“, begann Basil unsicher und wusste nicht weiter. „Ihr habt euch heute ignoriert.“ Es war bloss eine Feststellung von Tsuna. Sie blinzelte nervös. „Ausserdem gibt es immer noch keine Spur vom anderen Kandidaten. Erstens muss ich gegen ihn gewinnen, um den Ring richtig benutzen zu können und zweitens, sollte der Ring im jetzigen Stadion nur reagieren, wenn beide Kandidaten etwas Ähnliches verspüren oder sollten!“ „Ist dir das denn so wichtig?“ Überrascht schaute Basil nach rechts zum Mädchen. „Was? Ein Wächter zu werden? Klar ist mir das wichtig!" „Ist es dir denn egal, gegen wen du antreten müsstest? Ich meine, was würdest du tun, wenn es jemand ist denn du gut kennst? Jemand der dir sehr nahe steht.“ „Ach was! Ausserdem ist es völlig unmöglich, dass ich den Kandidaten kenne. Und wenn schon, ich werde mein Bestes geben und bis zum bitteren Ende kämpfen!“ Selbstsicher hob er seine Faust. „…bis zum bitteren ende, hn? Egal wer es ist?“ Luchia blieb stehen und starrte zu Boden. Als Basil dies bemerkte, blieb auch er stehen. Fragend drehte er sich um. „Es tut mir Leid! Es tut mir so Leid!“ Es kam so plötzlich. „Sawada-dono…“, er wusste nicht was sagen. Er konnte Tsuna nicht die Wahrheit erzählen, dennoch wollte er ihn nicht belügen. „Schon gut. Du kannst es mir später erzählen.“ Erleichtert nickte der Italiener seinem Boss zu und verliess mit nachdenklicher Miene schweigend den Raum. Tsuna seufzte. „Moment mal… HIII! Was? Ich- hää?“ Er verstand nicht, wieso er gerade so reagiert hatte. Das war gar nicht mal so loser like gewesen wie sonst. „Es tut dir Leid? Was tut dir Leid?“ „Basil-kun, ich… Bitte…“, sie wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen. „Damals, als Iemitsu-san dir die eine Hälfte des Ringes übergeben hat, kam Reborn im Auftrag des Neunten zu mir und… und…“, sie schüttelte den Kopf und lief ein paar Schritte rückwärts, „und er kam zu mir und hat mir die andere Hälfte gegeben.“ Das Lächeln auf Basils Lippen erstarb und wich einem Ausdruck von blankem Entsetzen. „…Was…?“ „Es tut mir so Leid! Ich wollte nicht gegen dich kämpfen… Ich wollte nie Wächter werden! Per Zufall bekam ich mit, dass du die andere Hälfte hast, deshalb nahm ich den Ring und warf ihn in Tsunas Briefkasten.“ Er hatte ein schlechtes Gewissen. Er hatte zu harsch reagiert. Wären Yamamoto und Gokudera nicht gerade in diesem Moment gekommen, dann… Das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Er wollte sich entschuldigen gehen. Vielleicht gab es ja auch eine Gewaltfreie Lösung. „Wie bitte?“, flüsterte Basil. „Du hast schon alles gehört.“ Und dann wich diese dumpfe Leere. Sie wurde durch einen plötzlich anschwellenden Zorn ersetzt. Wütend packte er sie am Kragen.„Was soll das heissen, es tut dir Leid?! Hast du eine Ahnung, was das bedeutet?! Du…! Wie konntest du nur?!“ „Bitte, versteh doch! Ich wollte nicht gegen dich kämpfen!“ Luchia flehte beinahe. „Nicht gegen mich kämpfen?“ Sein Griff wurde fester. „Das müssen wir aber! Es ist unsere PFLICHT!“ „Wer sagt das? Ich verzichte doch freiwillig darauf! Wenn-!“ „Yo! Wir kennen doch diese Stimmchen!“ Sofort wichen die Beiden voneinander. „Yamamoto? Wie?“ Da fiel es ihr auf. In der Hitze des Gefechts waren sie ins Italienische abgedriftet, weshalb der Baseballspieler nichts mitbekommen hatte. Was für ein Glück. Yamamoto durchwuschelte den Zweien die Haare und stiess sich vor sich her in die Richtung von Tsunas Haus. Keiner warf einen Blick zurück. Doch es war nicht bei allen so. Gokuderas Mund stand offen. So weit, dass ihm fast die Zigarette hinausfiel. Er hatte die Hände zwar noch lässig in den Hosentaschen verstaut, aber sein Gesichtsausdruck war blank. Er wusste zwar nicht genau, worum es ging, aber es musste etwas Schlimmes sein. Da er gebürtiger Italiener war, hatte er einen Teil des Gesprächs mitbekommen. Er hatte auch gesehen, wie Basil Luchia am Kragen gepackt hatte, was dem Baseballidioten wohl nicht aufgefallen war. Die Geschwister blickten ergeben zu Boden. Die Lampen waren aus, das einzige Licht kam vom flackernden Bildschirm vor ihnen. Alle Gegenstände im Raum, so auch Aleisters zerstörte Axt vor ihnen auf dem Tisch warfen seltsame Schatten. Demütig lauschten die Beiden der Predigt einer tiefen, ruhigen Stimme. Der Mann, der aus dem Bildschirm zu ihnen sprach, seufzte. Er machte eine kurze Pause. Hätte man nicht das gegenseitige Atmen vernommen, hätte man denken können, die Zeit sei stehen geblieben. Dann redete der Mann weiter. Plötzlich schraken die Geschwister auf. Ungläubig starrten sie nach vorne. „Aber?!“, begann Aleister, bevor er von Valeria unterbrochen wurde: „Bitte! Ihr könnt doch nicht…!“ „Ich kann sehr wohl. Ihr habt mich masslos enttäuscht. Und das nach allem, was ich für euch getan habe.“ In Gedanken versunken spielte der Mann mit einem der vielen Ringe an seinen Fingern. „Vielleicht…* „Überlasst das mir. Sie stehen immer noch in meiner Befehlsgewalt.“ Die Pinkhaarigen drehten sich zur Tür, die gerade geöffnet wurde. „Abelino-sama…“ „Das ist wieder einmal typisch“, bemerkte der Mann auf dem Bildschirm, „du bist viel zu gutmütig. Was habe ich dich denn gelehrt?“ „Trotzdem ist es meine Entscheidung.“ „Aber sie müssen mir auch gehorchen. Du weißt das. So, genug für Heute. Guten Ta-.“ Ohne zu zögern betätigte Abelino den Ausschaltknopf, noch bevor der Mann sich fertig verabschieden konnte. Das Bild verschwand, es war dunkel. Mit einem leisen Klick ging die Deckenlampe an. Geblendet blinzelten die Geschwister einige Male, bevor sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. „Abelino-sama, wir-“ „Dankt mir nicht“, fiel der Jüngere Valeria ins Wort, „denn das ist eure allerletzte Chance. Versaut ihr es das nächste Mal auch, so sehe ich mich gezwungen, euch auszuliefern.“ Sie schluckten. Das wollten sie definitiv nicht. „Ja, Abelino-sama. Wie ihr wünscht. Was ist unser nächsten Auftrag?“, fragte Aleister. Abelino nickte ihm kurz zu. „Als erstes möchte ich von euch, dass ihr mir alles schildert, was passiert ist. So finden wir eventuell einige nützliche Informationen über die Vongola und ihre Verbündeten.“ „Wo sind die kleinen Fratelli denn schon wieder hin?“ „Keine Ahnung… Die haben bestimmt wieder etwas angestellt!“ „Diese Lümmel machen nur Probleme.“ Plötzlich kam ein dicker Mann mit Schürze um die Ecke gerannt. „Habt ihr die Grünschnäbel gesehen?“, fragte er mit hochrotem Kopf. Die zwei Hausangestellten schüttelten ihre Köpfe. „Was haben sie dieses Mal verbrochen?“, Fragte die eine Angestellte. Der Mann schnaubte verächtlich und zischte: „Den Aufkleber haben sie mir vertauscht! Salz und Zucker! Nun ist das ganze Gericht versaut!“ Aleister prellte den Basketball vor sich her ins Zimmer. Dann liess er den Ball desinteressiert wegrollen und schaute seiner Schwester über die Schulter. „Was malst du da?“ „Unser Haus und unsere Familie.“ „Bin ich das?“ Aleister deutete auf einer der Personen. Valeria schlug seine Hand weg. „Nein! Das ist Papa, das sieht man doch! DAS bist du. Das ist Mama und das bin ich.“ Sie deutete nach und nach auf die vier Personen auf dem Bild. „Und wo ist Bieco-nii?“ „Tseh! Der hat es nicht verdient darauf zu sein! Er ist immer so gemein zu uns!“ Auf einmal kam der Mann mit der Schürze hinein gestürmt. „Aleister! Valeria!“ Überrascht und neugierig schauten die Kinder zum Mann. „Was habt ihr euch nur dabei gedacht?“ „Was? Wir haben nichts gemacht. Ich war die ganze Zeit hier am malen! Und Aleister-nii hat mit seinem Ball gespielt“, wehrte sich das kleine Mädchen, denn sie wusste genau, was jetzt kam. „Lügt nicht!“ „Aber wirklich! Frag doch Bieco-nii. Vielleicht war er es ja!“ „Bieco? Er würde so etwas nie im Leben tun. Versucht ja nicht, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben. Oder ich gehe zu euren Eltern und beantrage ein paar Wochen länger Hausarrest, als ihr eh schon habt.“ „Aber…!“, schrien die zwei Kinder verzweifelt im Chor. Schritte waren zu hören, als jemand in den Keller kam. „Und? Hast du die Berichte?“, fragte Valeria. Aleister nickte und übergab ihr den Papierstapel, den er in den Händen trug. „Das ist perfekt, Aleister-nii! Jetzt kann uns niemand mehr etwas anhängen, dass wir gar nicht getan haben!“ „Chsss“, lachte Aleister erfreut. Er ging zum Schrank, der an der grauen Betonwand stand. Papier, Kisten und irgendwelche andere Dinge lagen überall herum. Er holte einen Ordner aus dem Massivholschrank und durchblätterte ihn. Es wurde still. Jedoch nicht für lange. Ohne jegliche Vorwarnung kamen mehrere Personen die Treppe hinuntergestürmt. „Ergreift sie!“, rief der vorderste Mann. Die übrigen Männer hinter ihm gehorchten und stürmten auf die Geschwister los. „Was soll das?“, Wütend schlug Aleister die Männer zu Boden, die versuchten ihn festzuhalten. „Aleister-nii“, kam es das von Valeria, „hilf mir!“ „Valeria-nee!“, brüllte er zurück. Doch sie hatten keine Chance. Erbarmungslos wurden sie zu Boden gedrückt, gefesselt und hinauf transportiert. „Vater, was soll das?“ Die beiden Geschwister protestierten lautstark. Warum? Warum hatte man sie gefesselt? Sie hatten nichts getan! Wie schon ihr ganzes Leben lang wurden sie beschuldigt, Dinge getan zu haben, von denen sie nicht einmal wussten. Ihr Vater hob die Hand und zeigte ihnen so, sich zu beruhigen. „Wie konntet ihr nur?“, frage er schwach. „Aber Vater! Wir haben wirklich nichts getan!“ „Genau“, stimmte Aleister seiner Schwester zu. Doch der Blick ihres Vaters wurde hart und erbarmungslos. „Mein ehrenwerter Bruder… Er wurde heute Morgen aufgefunden. Tot.“ „Und was sollen wir damit zu-“ „SCHWEIG!“, brüllte der Vater seine Tochter an. Ungläubig schüttelte diese den Kopf. „Weißt du, was das heisst? Mein Bruder war unser aller Boss! Und wisst ihr, wer in unserer Blutlinie am nächsten mit ihm Verwand und berechtigt dazu ist, seine Nachfolge anzutreten?“ „Aber… Vater“, schrie Valeria ungläubig, während Aleister nur wie ein Fisch mit aufgerissenen Augen und Mund dastand, „du glaubst doch nicht etwa allen Ernstes, dass wir ihn getötet haben könnten?“ Der Vater seufzte. „Bringt sie weg.“ Die Männer, welche die zukünftigen Aquilamitlgieder bereits gefesselt hatten, kamen auf sie zu. Mit weit ausgebreiteten Armen wollten sie die zwei ergreifen. Sie sträuben sich, wie sie nur konnten. Aber sie waren Machtlos gegen die bewaffneten Mafiosi. Es war kalt. Kalt und Dunkel. Die Feuchtigkeit liess das Moos nur so spriessen, das durch die Lücken der Mausersteine wuchs. Ein Monat war seit ihrer Gefangennahme vergangen. Es war ruhig. Unangenehm ruhig, wie immer. „Valeria-nee?“, fragte Aleister leise. „Was ist?“ „Hörst du das? Irgendetwas geht da oben vor.“ Er lehnte sich an die Gitterstäbe seines Zellenfensters und blickte in die Gegenüberliegende Zelle zu seiner Schwester. „Ach was. Das bildest du dir nur ein. Vielleicht wirst du verrückt oder so. Vielleicht aber auch ich. Hier ist nie etwas los. Nie. Verdammt sei diese Stille!“ Wumm. Beide zuckten augenblicklich zusammen. „Siehst du?“ Aleister grinste zu seiner Schwester, die –nun auch interessiert- aufsass. Ein Schrei. Ein Schuss. Noch mehr Schüsse. Die Geschwister hielten den Atem an. Sie pressten ihre Gesichter an die Gitterstäbe der Zellenfenster, um zu sehen, was auf sie zukam. Der Lärm wurde immer lauter. Da krachte ganz abrupt die Tür am oberen Ende der Treppe die Stufen hinunter. Ein Lebloser Körper folgte ihr. Dann kamen sie. Männer in schwarzen Uniformen. Sie trugen alle Mützen und Sonnenbrillen. Blut befleckte ihre Kleidung und löste eine angeekelte Regung in Aleister und Valeria aus. Was war hier los? Endlich schienen die Typen sie zu bemerken. „Wen haben wir denn da? Gefangene?“ Einer der Typen kam auf sie zu. Er hob seine Pistole. „Zeugen können wir nicht gebrauchen.“ Er richtete den Lauf seiner Waffe auf Valerias Stirn. „WENN DU IHR AUCH NUR EIN HAAR KRÜMMST, BRING ICH DICH UM! DICH UND ALLE ANDEREN! BESONDERS SPASS MACHEN WIRD ES, BIECO ZU ZUERMANTSCHEN! ABER DU BIST DER ERSTE!“ „Oho, wie interessant.“ Damit wurde Aleisters Wutausbruch unterbrochen. Der Typ mit der Pistole liess diese sinken. „B-Boss!“ Der als Boss identifizierte Mann kam näher. Er hatte eine seltsame Stimme. Ruhig und tief, was sehr im Gegensatz zu seiner blutigen Uniform stand. An seiner Hand schleifte er einen kleinen Jungen hinter sich her, der sich ängstlich hinter den Beinen des Mannes versteckte. Sein rötliches haar und sein ängstlicher Blick stachen hervor. „Wenn das nicht die Fratelli Zwillinge sind. Dann ist es also wahr, was man so hört. Was für eine Verschwendung. Diesen Bieco haben wir leider schon beseitigt“, er warf Aleister einen genüsslichen Blick zu, „aber vielleicht gibt es da noch etwas Anderes für euch. Ihr habt einen recht grossen Hass auf die Menschen, die euch das angetan haben, nicht? Eure Familie haben wir zwar schon vollständig eliminiert, aber es gibt noch andere Möglichkeiten, euren Aggressionen freien lauf zu lassen. Wie sieht’s aus? Interessiert?“ Valeria schluckte. Sie sah zu ihrem Bruder hinüber. „Wenn ihr lieber hierbleiben und verhungern würdet…“ „Nein! Was… was genau meint Ihr damit?“, fragte die Pinkhaarige. „Wir befreien euch. Im Austausch dagegen tretet ihr meiner Organisation bei. Was meint ihr dazu?“ Hellgraue Augen trafen auf Goldene. „Wir nehmen das Angebot mit grösstem Vergnügen an, chsss…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)