Wie du mir, so ich dir! von CrazyTwinkleStar (Mafia, Freundschaft, Überlebenskampf & Zuneigung) ================================================================================ Kapitel 9: Target 9: Neue Erkenntnis ------------------------------------ „Noch fünf Minuten. Von hier aus habe ich alles im Blick. Aber sei vorsichtig. Niemand darf dich sehen.“ Trotzt des Regen und der Kälte bewegten sich einige Figuren unten auf dem Sportplatz. Von hier aus hatte man eine perfekte Sicht darauf, „Nice! Das war gerade ein Home Run!“, rief einer der Teamkollegen Yamamoto zu. „Haha! Danke, aber ich muss noch schneller werden, damit wir das nächste Spiel gewinnen“, gab er mit seiner immer optimistischen Ausdrucksweise zurück. Er war bis auf die Knochen durchnässt, doch es störte ihn nicht, denn er war in seinem Element: Baseball. Und so schnell konnte ihn nichts von seinem Hobby abbringen. Nicht mal ein nasser Frühlingsschauer. Und so trainierte er weiter, für die nächste halbe Stunde. Langsam verliessen seine Kollegen nach und nach den Platz, bis er alleine dort stand. Fröhlich gesinnt machte er sich auf, um die vielen, weit auseinander verteilten Bälle einzusammeln. Das Training heute war gut verlaufen. Auf einmal stutzte er kurz, bevor er den zweitletzten Ball vom Boden auflas. Er hielt ihn in die Luft vor sich, als habe er darauf etwas Spezielles entdeckt. Doch es war nur ein normaler Ball. Und er wusste das. Denn es war nicht dieser Ball, der in zum stutzen gebracht hatte. Nein, es war die Anwesenheit. Die Anwesenheit eines Fremden. Und sie beunruhigte ihn. Und das war bei seinem naiven Gemüt schon etwas. Langsam warf er den Ball in den braunen Sack, den er in der anderen Hand hielt und drehte sich um. Weissgraue Augen blickten ihn an. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragte Yamamoto mit seinem üblichen Grinsen. Doch der Mann erwiderte nichts. „Dann wohl nicht.“ Sofort änderte sich sein Gesichtsaudruck. Seine Augenbrauen waren erwartungsvoll zusammengezogen, das Grinsen verschwunden. Mit so einem abrupten Wechsel hatte der weissäugige Mann, alias Aleister nicht gerechnet. Der Junge schien wohl doch wenigstens ein kleines bisschen Ernst zu besitzen. „Regenwächter der Vongola?“, fragte er. „Und wenn?“, erwiderte Yamamoto mit einer Gegenfrage. Eine kurze, regungslose Stille hielt an, bis Aleister sich zur Handlung entschloss. Ohne weitere Zeit zu verlieren zog er seinen Griff hervor und entzündete in sekundenschnelle seine weisse Todeswillenflamme. Ohne zu zögern schwang er seine Waffe. Dank seinen guten Reflexen hob Yamamoto gerade noch rechtzeitig den braunen Sack mit den Bällen empor, um den Angriff zu blocken. Weisse Bälle und deren Inneres verteilten sich quer übers ganze Feld. Eine kleine Schweissperle entstand auf seiner Stirn. Er war beim Training. Und das war so ziemlich der einzige Zeitpunkt, bei dem er seine Boxwaffe nicht bei sich trug. Ausser zu Hause vielleicht. Aber wenn wir beim Thema bleiben, irgendwie hatte Aleister rausbekommen, wann er am verwundbarsten war. Ein Grinsen zog sich breit über das Gesicht der im Schulhausflur stehenden Person, die gemütlich das Vorgehen aus dem Fenster betrachtete. Alles lief nach Plan. Tsuna blinzelte verständnislos nach vorne. Wie hatte er das verdient? Das war ja genau so schlimm wie mit Yamamoto. Nein, noch schlimmer, denn Yamamoto würde wenigstens lachen. Und nicht mit streiten, so wie Luchia es tat. Und so betrachtete er wortlos seine beiden Klassenkameraden vor ihm, die ohne auf irgendetwas zu achten ihren Wortstreit weiterführten. „GLEICH SPRENG ICH DICH IN DIE LUFT!“ „DANN VERSUCHS DOCH!“ „VERDAMMTE…“, zischte Gokudera zwischen den Zähnen hervor und zuckte sein Dynamit, dass er obwohl der Boxwaffen, die er immer bei sich trug, immer noch irgendwo an seinem Körper versteckt hielt. „Hiii!! Gokudera-kun! Bitte hör auf! Bitte beruhigt euch!“, flehte Tsuna seine Freunde an. „Bi-“ Da war etwas. Erschrocken drehte er ruckartig den Kopf nach hinten. Hatte er sich das nur eingebildet? „Dame-Tsuna, was ist?“, fragte Reborn, der dem Geschehen nur amüsiert zusah. „Ni-nichts. Gokudera-kun! Hoseki-san! Bitte hört auf!“ Luchia seufzte. Sie konnte nicht mit Leuten umgehen. Das war ihr klar. Doch dass sie sich gerade so mit diesem Idioten streiten musste… Das war sogar ihr zu viel. Jedoch war ihr eines klar geworden: Sie hasste diesen ihn schon jetzt. „Entschuldigung, Sawada-san“, sagte sie höflich, „übrigens, bitte nenn mich Luchia.“ „Eh? O-okay. Dann nenn mich Tsuna. Das tun sowieso alle hier…“ … und hängen noch ein „Dame“ vorne dran, fügte er in Gedanken hinzu. „Dann wohl eher entschuldigung, Tsuna, hn?“ Luchia wollte noch etwas an ihre eher feststellende Frage anhängen, als Gokudera schon wieder begann sie anzuschreien: „WIE KANNST DU ES WAGEN JUU-“ Ein lautes Krachen unterbrach ihn. Auf der Stelle sprangen die drei Jugendlichen auf, alarmiert für einen Notfall. Sie liefen unter dem vor Regen schützenden Vordach des Treppenhauses hervor und hielten knapp vor der Kante des Daches an. Und was sie da sahen, liess sie alle nach Luft schnappen. Denn dort, wo sie den Sportplatz vermuteten, war nun eher ein Schlachtfeld zu sehen. Unzählige kleine Gräben durchzogen die durchweichte Erde, das Feld war mit weissen Punkten übersäht, die wohl einmal Bälle gewesen zu sein schienen. Baseballbälle. „HIIII! Yamamoto!“, kreischte Tsuna vor Sorge um seinen Freund. Panisch fasste er sich an den Kopf und sah aus, als würde er gleich anfangen im Kreis herum zu springen. „Juudaime!“, rief Gokudera ganz aus dem Häuschen. „Juudaime, bitte beruhig dich! Juudaime, Juudaime!“ Nur zu gerne hätte Luchia ihm eine runter gehauen. Das würde sie eigentlich die ganze Zeit gerne tun. Herumzuschreien brachte auch nichts. „Sa- Tsuna! Gokudera! Es bleibt uns keine Zeit zum Panik schieben!“ Sie griff die beiden an ihren Hemdärmeln und zog sie mit sich. Mann, die Kleine war stärker als sie aussah. Trotzdem konnte sie nicht lange gegen zwei durchgeknallte Frösche wie sie anhalten. Doch die Rettung nahte. Und zwar in Form eines kleinen Kindes. „Dame-Tsuna, beruhig dich.“ Als Tsuna sich dann immer noch nicht zusammenreissen konnte, fiel ein Schuss. Erschrocken wollte Luchia etwas rufen, doch sie sah wie eine Flamme auf Tsunas Stirn erschien. Eine Todeswillenkugel. Das hätte sie sich doch denken müssen. Immerhin war das die Spezialität der Vongola Familie. „Danke, Reborn“, sagte der nun völlig veränderte Tsuna. Seine Stimme klang tiefer, ruhiger, vielleicht auch sogar eine Spur erwachsener. Auf jeden Fall entschlossen und nicht mehr panisch. „Lauft hinunter. Ich gehe schon mal vor“, befahl er ihnen. „Hai, Juudaime!“, antwortete Gokudera nun völlig motiviert und mit glänzenden Augen. Er drehte sich um und eilte die Treppe hinunter, während Tsuna sich dem Abgrund zuwandte. „Bleib lieber in Deckung“, meinte er kurz zu Luchia schielend, bevor orangefarbene Flammen aus seinen Händen, oder besser gesagt Handschuhen schossen und er auf das Schlachtfeld flog. „Du solltest tun, was er sagt.“ Reborn stand regungslos neben ihr. Sie war offensichtlich überrascht von Tsunas Wandel. „Das ist sein Hyper-Todeswillenmodus. Sein ruhiger Kampfgeist. Nicht der aggressive Kampfgeist, der sonst erscheint wenn man jemanden mit der Todeswillenkugel trifft.“ Luchia nickte schweigend und nahm dies zur Kenntnis. Immer noch starrte sie dem braunhaarigen Jungen nach. Nur weil er denkt, ich könnte mich nicht wehren, werde ich ganz sicher nicht still hier stehen bleiben. „Das musst du auch nicht. So wie ich Luca kenne, dachte ich von Anfang an, dass er dich sicher hervorragend ausgebildet haben muss. Aber das war vorhin Tsunas Entscheid. Und ich wäre dir dankbar, wenn du ihm folgen würdest. Es gibt sicher noch anderes was du tun kannst. Am besten gehst du zur Umziehkabine des Sportclubs. Dort wirst du Yamamotos Waffen finden. Ich glaube, dass ist die beste Art, den anderen nun zu helfen.“ Nicht sehr erfreut schaute sie nun zu Reborn. „Und wie sehen diese Waffen aus?“ „Es ist eine kleine, blaue Box. Und ein Ring. Mehr kann ich dir später erklären.“ Ist das etwa… Eine dieser legendären, neuartigen Boxwaffen, über die man so viel spricht? Es passte ihr zwar überhaupt nicht, dennoch leistete sie Reborns Anweisungen folge. „Yamamoto!“ Er schreckte auf, als er seinen Namen hörte. „Tsuna…?“ Auf allen Vieren kniend blickte er zu seinem Freund hinauf, der angeflogen kam. Ausser ein paar Schrammen und blauen Flecken vom Ausweichen hatte er zum Glück nicht abbekommen, jedoch war das Verteidigen ohne irgendwelche Waffen schon schwer genug, weshalb er völlig ausser Atem war. Tsuna landete gleich neben ihm auf seinen Füssen. „Wer ist das? Und was will er?“, fragte der Braunhaarige. „Keine Ahnung. Nichts Gutes“, meine Yamamoto, plötzlich wieder in seiner normalen, naiven Tonlage. „Hm“, machte Tsuna, bevor er ein paar Schritte auf den Aleister zu ging. Dieser schien ihn schon zu erwarten. „Was für eine Ehre euch höchst persönlich anzutreffen, Vongola Decimo, Sawada Tsunayoshi.“ Doch nichts wurde ihm entgegnet. „Also dann… Wollen wir beginnen?“ Er umklammerte den Griff in seiner Hand fester und schwang diesen mit aller Kraft in Tsunas Richtung. Dieser aber wich mit Leichtigkeit aus, indem er sich mit seinen Flammen vom Boden abhob. Er schwang sich über Aleisters Kopf und holte zum Schlag aus. Seine brennende Faust zischte aber über seinem Gegner hindurch, der sich gerade noch rechtzeitig ducken konnte. Wieder holte Tsuna zum Angriff aus, dieses mal mit seinem Bein. Doch er wurde gepackt. Aleister ergriff Tsunas Bein und riss diesen mit aller Kraft nach hinten, was Tsuna durch die Luft fliegen liess. Aber er federte die Wucht mit seinen Flammen ab, was ihn wieder auf seinen Füssen landen liess. Schon flogen Dinge in seine Richtung. Er formte mit seinen Händen ein Rechteck, doch etwas verwirrte ihn so sehr, dass er seine vorgenommene Defensivattacke nicht ausführte. War das da… Eis, das da auf ihn zuflog? Er konnte doch kein Eis mit seinem Zero-Point-Breakthrough einfrieren! „Tsuna, pass auf!“, brüllte der immer noch wehrlose und unbewaffnete Yamamoto von hinten. Doch zu spät. Die kurze Zeitspanne, die ihn noch blieb, nachdem er realisierte was da auf ihn zukam war zu kurz um etwas zu bewegen. War das das Ende…? Ein roter Strahl tauchte urplötzlich vor ihm auf und zerstörte die Eissplitter. „Juudaime!“, schrie Gokudera und betrat das Schlachtfeld. „Was wird das hier? Eine Party?“, fragte Aleister genervt. So war das alles nicht gedacht. Es sollte doch alles nach Plan laufen. Was hatte seine Schwester denn wieder angestellt? Wenn sie so weiter machten, würden sie ihren Aufstieg ganz sicher vergessen können… Es reichte schon, wie die Anderen sie jetzt schon behandelten. Was würden sie dann nach einer Niederlage tun? Oder würde der Boss sie dann überhaupt am Leben lassen, fall die Vongola ihre Leben dann nicht schon eigenhändig beendet hatten? Er wagte es nicht weiter nachzudenken. Er musste sie töten oder gefangen nehmen. Das war das einzige, auf das er sich jetzt noch fixieren durfte. Er knirschte mit den Zähnen, irgendeine Strategie überlegend. „Juudaime! Das ist unsere Chance!“, brüllte Gokudera, bevor er einen weiteren roten Strahl mit seiner seltsamen Waffe an seinem linken Arm abfeuerte. „Mh“, antwortete Tsuna zustimmend. „Yamamoto! Fang!“, ertönte es von hinten. Der soeben angesprochene drehte sich um, und fing mit einer Zielsicherheit, die nur von einem Baseballer stammen konnte, seine Gegenstände auf. Ohne weiter zu überlegen –was er meistens sowieso nicht tat- streifte er sich den Ring über den Mittelfinger und aktivierte die Flamme. Sekundenbruchteile später lag dass in einer blauen Flamme eingehüllte Katana in seinen Händen. Sofort stürmte er nach vorne, bis er in einer Linie mit seinen Freunden stand. „Haha, und, wie sieht’s aus?“, fragte er Lachend. „Oi, Baseba-“ „Gokudera-kun, Yamamoto. Bitte gebt mir kurz Deckung“, meinte Tsuna und richtete seine rechte Hand auf Aleister, während er die linke nach hinten streckte. Bejahend schrien seine Freunde ihm etwas zu und begannen Aleister zu attackieren. Wie gebannt starrte Luchia auf die Szene vor ihr. Sie konnte nicht glauben, dass die drei Jungen so stark sein konnten. Sonst waren sie doch immer so kindisch und tollpatschig… „Er aktiviert seinen X-Burner. Er ist wohl ziemlich entschlossen“, kommentierte Reborn die Szenerie. Luchia schaute kurz zu ihm hinunter, bevor ihr die Frage in den Sinn kam, die sie schon lange hatte stellen wollen: „Seit wann sind wir in dieser Illusion? Ich könnte schwören auf dem Dach waren wir noch nicht drin…“ „Ich gebe zu, es ist zunehmend beunruhigend. Die Illusion wurde zuerst nur um Yamamoto erschaffen. Dame-Tsuna scheint durch seine Hyperintuition irgendetwas bemerkt zu haben. Also hat man uns kurzerhand auch in eine Illusion verfrachtet.“ „Nachdem Tsuna etwas bemerkt hat? Aber… Das würde heissen…“ „Genau. Es müssen mehr Leute da sein. Irgendjemand hat uns beobachtet. Sehr wahrscheinlich dieselbe Person, welche die Illusion erschaffen hat. So war es ihr ein Leichtes, uns auch mit ein zu binden“, vollendete Reborn seine Erklärung. Eine Illusion. Das war auch der Grund, warum keine Menschenseele sich hier herumtrieb und auch niemand etwas bemerkte. Die Blondhaarige biss sich auf die Unterlippe. Die Opfer nach und nach einzubinden, ohne irgendwelchen Verdacht zu erregen. Diese Methode kam ihr bekannt vor. Bekannter als ihr lieb war. Denn je mehr sich diese Sache hier zuspitzte desto mehr sah es nach ihrer Vermutung aus. Ob Luca-sensei ihr wohl glauben würde, wenn er dies sähe? „Reborn-san, kann es vielleicht möglich sein, dass-“ Eine warme Druckwelle liess ihre Stimme ersterben und peitschte das gelockte Haar ins Gesicht. Und da war er: Tsunas berühmt berüchtigter X-Burner. Eine todbringende Attacke. Aber trotzdem, Tsuna würde nie jemandem grösseren Schaden zufügen, auch wenn es ein ernst zu nehmender Gegner war. Die klaren, orangefarbenen Flammen zerstoben in alle Richtungen. Häuser, Bäume und Strommasten zischten auf, als das Feuer an ihre Fassaden drang, diese verätzte und zum Teil brennen liess. Was für ein Glück, dass sie sich in einer Illusion befanden. „Was zum Teufel…!“, brüllte Gokudera erschrocken, während Tsuna und Yamamoto nur ungläubig nach vorne starrten, ihre Gesichter mit den Armen schützend. Vor ihnen, nur einen halben Meter von Aleister entfernt, der sich geschockt so halb auf den Beinen aufrecht erhielt, stand eine Gestalt. Es schien eine Frau zu sein. Sie hatte die schwarze Kapuze der Unform tief ins Gesicht gezogen. Es war dieselbe Uniform, die auch Aleister trug. Schwarz, grüne Schulter-, Ellbogen- und Knieschoner. Beide trugen ein goldenes Band um den rechten Oberarm und hatten ein ebenso goldenes Wappen auf ihrer linken Brust. Die Frau stand da, beide Hände nach vorne, in Richtung der Vongola haltend. Irgendwie musste sie den X-Burner absorbiert haben. Es vergingen einige Momente, bis jemand sich rührte. Es war Aleister. Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen richtete er sich auf. Er tauschte einen kurzen Blick mit der uniformierten Frau aus, bevor sie sich kurzerhand umkehrten. „Wartet! Was wollt ihr!“, rief Tsuna, nun wieder in seiner normalen Form. Etwas flog haarscharf an ihm vorbei. Ein Stein? Von hinten? Er zuckte kurz zusammen. Nein, das musst er sich eingebildet haben. Warum würde jemand von ihnen einen kleinen Stein in die Richtung dieser Leute schiessen? Das war doch absurd. In der Zwischenzeit kehrten die schwarzen Gestalten sich kurz um, bevor sie endgültig verschwanden. Langsam zerfiel die Illusion um sie herum. Sie standen wieder auf dem Sportplatz. Dieser war nass und noch unversehrt. Der Regen der realen Welt begann auf sie hinab zu fallen und durchnässte ihre Kleider. „Wer… Hiiii!! Seid ihr verletzt?“ Tsuna wirbelte herum um sich nach seinen Freunden umzusehen. Yamamoto hatte einige Schrammen und blaue Flecken, aber bis auf das hin schien es allen gut zu gehen. Erleichtert seufzte Tsuna auf. „Yamamoto, wir sollten auf die Krankenstation gehen!“, sagte er. „Haha! Ach was. Sind nur ein paar Kratzer“, entgegnete sein Freund ihm. „Yamamoto, Tsuna hat Recht. Es wäre besser dich einmal durchchecken zu lassen“, meinte nun auch Luchia. „Ich stimme den beiden zu. Ausserdem spielt es sowieso keine Rolle mehr, ob ihr fünf oder fünfzig Minuten zu spät zum Unterricht kommt.“ „EHHHH?! Wir sind zu spät! Das darf doch nicht wahr sein! Reborn, wieso hast du das nicht früher gesagt?“, stotterte Tsuna panisch. Es hatte vor ungefähr vier Minuten geläutet. Sie hätten jetzt eigentlich Mathematik und das hiess: bei jeder no so kleinen Verspätung musste man bei diesem Lehrer nachsitzen. Toll. Jetzt hatten sie sich schon wieder etwas eingebrockt. Wieso konnten sie nicht einfach ein normales Leben führen? Wieso mussten sie unbedingt in der Mafia sein? Solche Gedanken schwirrten in Tsunas Kopf umher, wie sie es in letzter Zeit oft taten. „Ich behandle keine Männer.“ „Hiii! A-aber…“ Sie waren in der Krankenstation angekommen. Vergebens wartete Yamamoto auf seine Behandlung, denn Shamal stand nur breitbeinig und mit verschränkten Armen vor ihnen. Dass er keine Männer behandeln wollte wussten sie sehrwohl. „Shamal-sensei, könnten sie nicht eine Ausnahme machen?“, hackte Luchia nach. Vielleicht würde eine Frauenstimme ihn ja umstimmen… „Eine Ausnahme, hm? Und dann kommt jemand in einer Stunde und verlangt wieder eine Ausnahme. Und morgen gleich auch noch. Und übermorgen. Ich werde keine Ausnahme machen. Sonst kommen andere auch noch auf solche Ideen. Aber ich würde gern noch einmal deinen Zustand kontrollieren~“ „Sie…!“ Am Liebsten hätte Luchia ihm wieder eine reingehauen. Aber das tat sie in Gegenwart der anderen nur ungern, weshalb sie sich das verkneifen musste. „Gaaaaannnnzzz ruhig meine lieben~“ Fast singend kam eine Stimme aus dem Türrahmen. Überrascht drehten sich die drei Schüler und der Schularzt um, um einen ziemlich bekannten Mann zu erblicken. „Luca-san?“, sagte Yamamoto fragend. „Yo!“, kam es als Antwort vom in dem in einem Hawaiihemd gekleideten. Er sah genau wie das erste Mal, als die Vongola ihn gesehen hatten, aus als wäre er ein Tourist. Und dies zerstörte irgendwie das ganze Bild der Situation. „Wen haben wir denn da? Wenn das nicht unser lieber Luca ist.“, gab Shamal ganz unerwartet ernst von sich. „Es ist lange her, Shamal. Wie ich sehe bist du wohl noch nicht von deiner blöden Angewohnheit losgekommen“, entgegnete ihm Luca genauso schroff, was ziemlich fremd bei ihm klang. Sofort spürten die Anwesenden, wie sich eine Spannung zwischen den beiden… Rivalen? aufbaute. „Oi! Was zum- ihr kennt euch?“, sprach Gokudera die in der Luft liegende Frage aus. Oder schrie sie wohl eher, denn er konnte nicht in einer normalen Lautstärke, mit einem normalen Tonfall reden. „Kann man so sagen. Du bist aber auch nicht mehr der Jüngste, was?“, meinte Shamal und zog beide Brauen hoch. Sein gleichgültiger Blick wurde von dem anderen¨, im Türrahmen stehenden erwidert. „Du aber auch.“ „Woher kennt ihr euch?“, fragte Luchia und sogar in ihrer sonst so eintönigen Stimme war ein kleiner interessierter Unterton zu vernehmen. „Wir haben zusammen die Ausbildung gemacht“, kam es von Luca. „Nee, Sensei, bist du nicht so was wie zehn Jahre zu alt um mit ihm studiert zu haben?“ Die Stimmung war zerstört. Und zwar eindeutig. Luca verfiel wieder in seine normale, nicht ernst zu nehmende Rolle. Er zog eine grosse Schnute und antwortete beleidigt: „Du bist so fiiieeeesss, Luchia-chaaaan.“ Das ganze sah so bescheuert aus, dass alle am liebsten den Kopf gegen den Tisch geknallt hätten. Doch plötzlich begann Luca wieder etwas seriöser zu erzählen: „Ja, vielleicht bin ich viel älter als er. Aber wir haben dennoch zusammen die Ausbildung gemacht. Nachdem ich ungefähr zehn Jahre als professioneller Hitman gearbeitet hatte, konnte ich es nicht mehr ertragen, noch mehr Leid zu verursachen. Also beschloss ich, Arzt zu werden und das Leid zu behandeln, anstatt noch mehr davon zu bescheren…“ „Was für eine rührende Geschichte. Und jetzt verlass bitte das Zimmer, ich hab einen Patienten zu behandeln“, sagte Shamal kühl an ihn gewandt. „Jetzt plötzlich?“, meinte Luca amüsiert, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und den Raum verliess. „Sensei, warte! Da ist noch etwas…!“, rief Luchia ihm nach. Er drehte den Kopf nach hinten und deutete mit einem sanften schwenken eben dieses Kopfes nach draussen. Luchia verstand und folgte ihm. „Ich warte draussen“, informierte sie an Tsuna gewandt. „Was ist?“, fragte der blassblauäugige Arzt. Er blickte in die grasgrünen Augen des ihm gegenüberstehenden Mädchens. Sein Tonfall war ernst, was auf andere vielleicht seltsam gewirkt hätte. Doch sie wusste, dass es bei ihm normal war. Er war ein ziemlich guter Schauspieler, weshalb ihm die meisten anderen auch diese ich-bin-der-lustige-Tourist-Masche abkauften. Wortlos streckte Luchia ihm ihre geballte Faust entgegen. Sie öffnete sie mit dem Handrücken nach unten. Auf der Handfläche glitzerte ein kleines, goldenes Emblem. „Das habe ich von einem der Typen von vorhin.“ „Die die euch angegriffen haben? Ich habe sie leider nur noch davonrennen sehen können… Moment mal, wo hast du das her?“ Ein leichtes, rotes Leuchten stieg in die Wangen des Mädchens. Es war ihr peinlich. „Ich habe einen Stein nach ihnen geworfen… Aber egal. Sieh’s dir genau an. Ich… hatte Recht mit meiner Vermutung…“ Ihre Stimme wurde zum Schluss immer leiser. Lucas Augen weiteten sich. Er ergriff das goldene Ding und nahm es genau unter die Lupe. Und tatsächlich; auf dem Emblem war der Kopf eines Vogels, höchst wahrscheinlich eines Adlers, abgebildet. Er kannte nur ein vergleichbares Wappen. „Verdammt!“, brachte er zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor. Sein Albtraum war wahr geworden. Alles würde sich wiederholen. „VERDAMMT!“ Seine Faust landete auf der harten Wand des Schulhauses. ------------- Die unterstrichenen Sätze sind auf italienisch vorzustellen. Bitte merkt euch das ;3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)