Fate von ChiaraAyumi (A next generation story.) ================================================================================ Kapitel 8: Fate decides ----------------------- Scorpius war verletzt. Roses Verhalten hatte ihn gekränkt und ihre Worte waren wie Dolche gewesen. Erst jetzt wurde ihm klar, wie oft er sie wohl auf diese Weise verletzt hatte ohne sich dafür zu entschuldigen. Er hatte es wahrscheinlich verdient, dass sie so von ihm dachte, aber es traf ihn trotzdem härter als er gedacht hatte. Albus mied ihn, was verständlich war, aber zum ersten Mal hatte er das Gefühl völlig alleine dazustehen ohne das jemand an seiner Seite war. Das war echt ein mieses Gefühl. Er hätte sich nicht so von seiner Eifersucht lenken lassen. Albus war schließlich sein bester Freund und er hatte kein Recht ihm die Freundin auszuspannen. Das tat man nicht unter Kumpels. Selbst wenn man wusste, dass dieses Mädchen in einen selbst verliebt war, nutzte man das nicht aus. Was war nur mit ihm los? So kannte er sich gar nicht. Er konnte aufbrausend sein, aber er tat eigentlich keiner Fliege etwas zu leide. Doch gestern war es anders gewesen. Es hatte ihm gefallen Albus zu verletzten und Rose hätte ihn beinahe dafür verflucht. Kein so guter Start um Rose zu beweisen, dass sie ihm vertrauen konnte und dass er anders war. Jetzt hatte er den letzten Krümel Hoffnung verspielt. Warum hatte er nicht schon bei seiner allerersten Begegnung mit Rose die Klappe gehalten? Albus hatte sie ihm am zweiten Schultag vorgestellt und Rose hatte ihn abschätzig betrachtet und ihm dann erklärt, dass sie nicht mit ihm befreundet sein könnte, weil ihr Vater dagegen wäre. Es hatte ihn einfach gereizt sie damit aufzuziehen und als sie rot angelaufen war, beschimpfte sie ihn auf das Wildeste, um dann davon zu stürmen. Und damit war seine Neigung sie zu necken geboren. Anfangs hatte er kaum mit ihr zu tun, doch mit der Zeit waren sie sich immer häufiger über den Weg gelaufen. Er hatte schon immer eine Schwäche für die rothaarige Weasley gehabt, auch wenn er sich das nie eingestehen würde. Erst die Sache mit Albus hatte ihn gezwungen endlich mal ehrlich mit seinen Gefühlen zu sein und jetzt hatte er den Salat. Er hatte es immer verdrängt und dadurch dafür gesorgt, dass Rose ihn hasste. Nun hasste ihn auch noch Albus. Besser konnte man es doch kaum hinkriegen. Warum war er bloß so ein Idiot? Und vor allem wie renkte er die Sache wieder ein. Das schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein nach seiner gestrigen Aktion. Gedankenverloren machte er sich auf dem Weg durch den Gemeinschaftsraum um raus zu kommen und an der frischen Luft nachzudenken, doch Albus versperrte ihm den Weg. „Ich hab da noch ein ernstes Wort mit dir zu reden“, sagte er. Scorpius gab die Hoffnung auf noch zu einem Spaziergang zu kommen. Zumindest nicht ohne eine Anzahl an blauen Flecken. ~~~ Alice hatte es mit Rose eindeutig vergeigt, in dem Augenblick, als sie sie davon abgehalten hatte, einen möglicherweise tödlichen Fluch auf Scorpius abzuschießen. Nun sprach ihre beste Freundin nicht mehr mit ihr und war wütend auf sie, obwohl Alice sie eindeutig von dem größten Fehler ihres Lebens abgehalten hatte. Aber die Situation war noch nicht ausgestanden. Rose schien in Bezug auf Scorpius zu allem zu bereit zu sein, was genau dem entsprach, was Annie in ihren Träumen gesehen hatte. Also befand sie sich in einer beschissenen Situation. Sollte sie Rose am besten die ganze Zeit überwachen? Mithilfe von Louis und Lysander wäre es möglich, aber Rose würde es irgendwann merken. Sollte sie lieber Rose alles erzählen? Doch diese Geschichte würde Rose ihr kaum glauben und es würde auch ihre Meinung über Scorpius nicht ändern, was dadurch auch nicht verhinderte, dass Annies Traum in Erfüllung ging. Alice musste etwas einfallen. „Worüber denkst du so verbissen nach?“ Lysander setzte sich neben ihr in einem Sessel am Kamin im Gemeinschaftsraum. Rose saß auf der anderen Seite des Raumes mit Louis und machte ihre Hausaufgaben. „Ich frage mich, was ich tun kann, um Rose davon abzuhalten, dass sie Scorpius umbringt und damit zu verhindern, dass Hogwarts brennt.“ Lysander sah verträumt in die Flammen. „Ich denke, dass wir alle manipuliert werden. Das Quidditchspiel hat diese Theorie bekräftigt.“ Alice setzte sich gerade auf. „Meinst du wirklich? Aber ich fühle mich nicht manipuliert.“ „Wahrscheinlich reagieren wir alle unterschiedlich darauf. Einige wie Rose oder James reagieren stark darauf und wir vielleicht haben einen starken Willen, der es mehr oder minder unterbindet.“ „Das wäre ja schrecklich. Dann können wir ja niemandem, nicht mal uns selbst, noch vertrauen und dann könnte auch jeder für das Feuer verantwortlich sein.“ Lysander nickte ruhig und Alice lief ein Schauer über den Rücken. Das war ein so furchterregender Gedanke. Sie verstand zwar, was Lysander auf diese Theorie gebracht hatte, aber es war trotzdem nichts, was man einfach glaubte. „Aber was sollen wir dann dagegen tun?“, fragte Alice. „Zumindest die von denen wir uns denken können, dass sie besonders auf die Manipulation ansprechen im Auge behalten und hoffen, dass wir es verhindern können. Am besten wäre es, wenn wir herausfinden könnten wer dahinter steckt. Vielleicht kann Annie in ihren Träumen etwas herausfinden. Ansonsten müssen wir ganz auf unsere Menschenkenntnis vertrauen.“ Das war nicht gerade eine Antwort, die Alice beruhigte. Es hieß letztendlich, dass sie nur abwarten konnten und drauf hoffen mussten, dass sie im richtigen Augenblick zur Stelle waren. Hoffentlich konnten sie vor der Katastrophe etwas herausfinden, das ihnen weiterhalf. Sie mussten den Puppenspieler unter allen Umständen finden. ~~~ „Du sprichst nicht mehr mit Fred, hast du mich verstanden?!“ James hatte sich vor ihr aufgebaut und Lily verdrehte die Augen. „Du hast kein Recht mir zu sagen mit wem ich reden darf und mit wem nicht“, fauchte sie zurück. „Ich bin dein älterer Bruder und ich sage dir, dass Fred nichts Gutes im Schilde fühlt. Du bist erst 15 und damit minderjährig. Ich will also das du ihm aus dem Weg gehst.“ Lily versuchte sich an James vorbei zuschieben, denn sie ließ sich gar nichts vorschreiben. Nicht von ihrem älteren Bruder, der sowieso völlig Unrecht hatte. Fred war der freundlichste Mensch, den sie kannte und er war immer für sie da. Er hegte keine romantischen Gefühle für sie. Obwohl sie in diesem Punkt sich selbst nicht mehr ganz sicher war seit der einen Nacht, wäre es für sie kein Problem, wenn es doch so wäre. Schließlich konnte sie selbst entscheiden, wen sie mochte und es war auch nur ein Altersunterschied von drei Jahren, also kein Verbrechen. „Hörst du mir gefälligst zu?“ James hielt sie fest und Lily trat ihm gegen das Schienbein. „Hör auf mich zu bevormunden!“, schrie sie ihm entgegen und nutzte ihre Chance, um sich an ihm vorbeizuzwängen. Wütend stürmte sie davon. James hatte ja keine Ahnung. Auf dem Korridor begegnete sie Lucy und Hugo Hand in Hand. „Hey Lily, warte doch mal. Wir müssen mit dir reden!“ Doch Lily rannte an ihnen vorbei und ließ sie links liegen. Etwas anderes taten sie mit ihr schließlich auch schon seit Wochen, also konnte sie die beiden genauso ignorieren. Sie wollte auch nicht mit ihnen reden. James, Lucy und Hugo konnten ihr gestohlen bleiben. Sie brauchte niemanden. Lily holte ihren Besen aus der Besenkammer und lief damit zum Quidditchfeld. Sie musste fliegen um den Kopf frei zu kriegen, um alles hinter sich zu lassen. „Hey“, sprach sie da plötzlich jemand an. Lily drehte sich verwirrt um und bemerkte erst jetzt den neuen Schiedsrichter, der gerade seinen Zauberstab in der Hand hielt. „Du kannst jetzt nicht auf den Rasen. Ich kürze ihn gerade mit einem Zauber und du willst doch nicht schrumpfen oder?“ „Oh“, machte Lily überrascht und beeilte sich vom Rasen herunterzukommen. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, dass der Rasen gestutzt werden musste, da auf ihm ja nicht gespielt wurde. „Warum muss der Rasen den gekürzt werden?“, fragte sie verwundert. „Erstens sieht es gut aus und zweitens wächst er dann schön dicht und ihr könnt euch dann besser drauf abstoßen, was dann zu eurem Vorteil ist“, antwortete er ihr, während er sich daran machte mit einem Strahl seines Zauberstabs den Rasen auf gleiche Höhe zu bringen. Dieser kurze Moment hatte ausgereicht, um sie wieder zu beruhigen und ihren Kopf klar zu kriegen. Jetzt brauchte sie gar nicht mehr fliegen. „Interessant“, sagte sie. „Dann komm ich ein anderes Mal wieder.“ Damit ging sie zurück zum Schloss. ~~~ Rose hatte sich wieder im Büro von Nathan verkrochen. Er war zwar nicht da, aber sie setzte sich selbst einen Tee auf. Hier fühlte sie sich sicher. Louis war ihr heute kaum von der Seite gewichen. Wahrscheinlich hatte Alice ihn damit beauftragt, aber sie war kein kleines Kind mehr. Es war gestern mit ihr durchgegangen, aber sie fand immer noch das Scorpius es verdient hätte. Der Todesfluch wäre vielleicht zuviel gewesen, aber sie glaubte nicht, dass sie es wirklich durch gezogen hätte. So war sie nicht. Ganz sicher nicht. Trotzdem lauerte da in ihr die Angst, was gewesen wäre, wenn sie es getan hätte. Wie hätte es sich angefühlt? Hätte sie es einfach kaltblütig durchgezogen? Und was hätte sie danach darüber gedacht? Fragen, die unbeantwortet blieben und es auch bleiben sollte. Gedankenverloren streifte Rose durch den Raum, während sie darauf wartete, dass der Tee fertig war. Ihr fiel ein Schachbrett auf, das in einer Ecke des Raumes stand. Sie hätte Nathan nicht für den Schachspieler gehalten. Aber andererseits wusste sie ja auch nichts von ihm, weil sie stets nur von sich sprach. Sie sollte mal ihn fragen, woher er kam und was er vorher gemacht hatte. Es interessierte sie auch wirklich, denn er klang immer so, als hätte er schon viel erlebt. Rose nahm sich die schwarze Königin und drehte sie in ihrer Hand. Es war eine schön aus Holz geschnitzte Figur. „Na bist du wieder hier, um alle meine Teevorräte leer zu trinken?“ Rose erschrak. Sie hatte überhaupt nicht gehört, dass Nathan hereingekommen war. Er war inzwischen zum Teekessel gegangen. „Da bin ich ja genau richtig gekommen! Der Tee ist fertig.“ Er nahm sich zwei Tassen und sah zu ihr herüber. „Hübsch oder?“, fragte er sie und sie nickte unfähig etwas zu sagen. Dann fand sie ihre Stimme wieder. „Woher hast du es?“ Nathan kam zu ihr herüber und reichte ihr ihre Tasse. „Aus Afrika.“ Hatte sie also richtig vermutet, dass er schon viel gereist war. Er sah die Figur in ihrer Hand. „Ich nehme am liebsten die schwarzen Figuren, wen ich spiele. Sie haben etwas Dunkles und Mystisches an sich, finde ich.“ Rose stellte die Königin wieder zurück auf ihren Platz. „Ich hab noch nie Schach gespielt“, gab sie zu. Nathan lächelte sie an. „Dann muss ich es dir mal beibringen. Es ist ein höchst komplexes Spiel, das aber faszinierend ist.“ „Ich würde es gerne lernen“, stimmte Rose zu. „Dann lass uns gleich damit anfangen. Es wird dir gefallen.“ Nathan nahm das Schachbrett und stellte es auf seinem Schreibtisch. Sie setzte sich ihm gegenüber und er erklärte ihr kurz, aber präzise das Spiel. „Und bereit für deine erste Partie“, fragte er nach einer halben Stunde an Erklärungen. Rose nickte. Sie hatte richtig Lust darauf bekommen. „Okay, dann für dich die weißen Figuren und ich nehme die schwarzen. Lassen wir das Spiel beginnen. Du ziehst zuerst.“ Rose nahm sich einen der weißen Bauer und machte ihren ersten Schachzug. ~~~ Dominique war völlig vertieft in ihr Buch. Dass sich die Bibliothek schon anfing zu leeren, bemerkte sie gar nicht bis Mr. Blotts vor ihr stand und mit seinem Stock leicht auf den Tisch schlug. Erschrocken sah sie hoch. „Ich weiß deinen Eifer zu schätzen, aber die Bibliothek schließt für heute. Leih dir das Buch aus und komm morgen wieder.“ Dominique kramte ihre Sachen zusammen. „Ich stell nur eben schnell die Bücher wieder zurück ins Regal. Dann geh ich“, versprach sie und nahm sich den riesigen Stapel auf ihrem Tisch. Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, dass sie soviel schon gelesen hatte. Prompt fiel ihr auch der obere Teil des Stapels herunter. Mr. Blotts schüttelte nur mit dem Kopf und hob die Bücher wieder auf. „Gib mir die Bücher. Ich räum sie zurück“, meinte er. Doch Dominique schwankte mit dem Stapel schon zum Regal. In den letzten Wochen fühlte sie sich hier schon richtig zuhause und kannte sich auch dementsprechend aus. Sie erinnerte sich bei jedem Buch, wo es gestanden hatte. Der Bibliothekar folgte ihr und sah sie ungeduldig an. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, warum sie soviel Zeit in der Bibliothek verbrachte. Sie hatte auf genau so einen Augenblick gewartet. Sie war hier alleine mit einem heißen Typen, der auch noch etwas von Büchern verstand. Nun war der Augenblick gekommen etwas von ihrem Veela-Charme zu nutzen. Dominique schätzte die Lage gezielt ein und tat dann als würde sie stolpern. Dabei riss sie den Bibliothekar mit und landete auf ihm. „Ups“, machte sie und sah ihm entschuldigend in die blauen Augen, von denen sie so hingerissen war. Dieser Blick musste selbst den härtesten Mann weich machen. Ihr Aussehen tat sicherlich den Rest, doch sie irrte sich. Mr. Blotts schob sie einfach von sich herunter und sammelte die Bücher auf, die sie fallen gelassen hatte. Sie hatte mit dieser Aktion nichts erreicht. Dominique fühlte sich total mies und enttäuscht. War sie denn nicht einmal eines müden Blickes wert? Die Tränen kamen völlig unerwartet. Sie fühlte sich völlig bedeutungslos. Nichts bekam sie auf die Reihe. Mr. Blotts sah sie überrascht an, als sie schluchzte, aber das war ihr egal. Sollte er sie doch heulen sehen. Es war ihr alles gleichgültig. „Alles okay bei dir? Hast du dich verletzt?“, fragte er besorgt. Sie schüttelte nur den Kopf. Konnte er nicht einfach verschwinden? Stattdessen reichte er ihr ein Taschentuch. Ein richtiges Stofftaschentuch, als wäre er aus dem vorigen Jahrhundert. Sie kannte niemanden, der so etwas hatte. „Du brauchst so etwas nicht zu machen, um dich gut zu fühlen“, traf er mit seinen Worten ins Schwarze. Woher wusste er das nur? „Ich weiß aber nicht, worin ich sonst gut bin“, brach sie unter Schluchzern hervor. „Weil du nicht im Schatten deiner Schwester stehen willst?“, fragte er und setzte sich neben ihr auf den Fußboden. „Ich hab andere Schüler über dich reden gehört.“ Dominique sah ihn überrascht an. Er hatte Gespräche über sie belauscht. Was das wohl zu bedeuten hatte? „Meine Schwester ist einfach in allem perfekt. Gute Noten, einen perfekten Abschluss, super Job, heiratete einen perfekten Mann und sieht auch noch atemberaubend schön aus“, beschwerte sich Dominique. „Da kann ich einfach nicht mithalten und alle sehen in mir nur eine billige Kopie.“ „Und deswegen meinst du, musst du dich an mich heranschmeißen, um das Gegenteil deiner Schwester zu sein?“ Dominique wurde rot. Laut ausgesprochen klang es wirklich erbärmlich und ihre Tränen versiegten langsam. Sie sah bestimmt scheiße aus. Mr. Blotts sah sie fest an. „Ich sag dir jetzt eins: Du bist ein tolles Mädchen. Du siehst wirklich verdammt gut aus und du bist viel klüger als viele denken würden. Du hast nämlich Köpfchen und ich kann das beurteilen, denn du hast im letzten Monat mehr als 200 Bücher in deiner freien Zeit verschlungen. Und das waren nicht irgendwelche billigen Nachschlagwerke, sondern richtige Fachbücher mit ihrem Kauderwelsch und du hast sie einfach so runter gelesen. Du bist eben auf eine ganz andere Art als deine Schwester klug und hübsch, aber das macht dich zu keinem schlechteren Mensch. Du bist einfach nur du selbst und das musst du akzeptieren.“ Soviel hatte sie den Bibliothekar noch nie auf einmal sagen hören. Und dann war es gefüllt mit Komplimenten an sie. Ihr war gar nicht klar gewesen, wie viel sie gelesen hatte und vor allem wie schwer das Gelesene gewesen war. Sie hatte wohl den Verstand ihrer Tante Hermine, die auch so verdammt klug war. „Es tut mir leid, dass ich versucht habe mich Ihnen anzunähern. Es wird nicht wieder vorkommen“, entschuldigte sie sich, weil es ihr jetzt wirklich peinlich war, so etwas versucht zu haben. Der Bibliothekar lächelte sie an. „Du bist hier immer willkommen, denn du bist genau das, was sich ein Bibliothekar wünscht: wissbegierig und ruhig.“ „Danke“, sagte Dominique und meinte es auch wirklich von Herzen so. „Ich sollte jetzt gehen.“ Sie stand auf und nahm ihre Tasche. „Bis morgen“, meinte Mr. Blotts fröhlich und kümmerte sich wieder um die Bücher. Dominique verschwand aber nicht ohne einen letzten Blick zurückzuwerfen. Der Bibliothekar war immer noch der heißeste und süßeste Typ, den sie kannte, aber für jetzt ließ sie ihn erst mal in Ruhe, denn er hatte ihr einen neuen Blickwinkel auf ihr Leben eröffnet. Nach dem Abschluss konnte sie ihn ja immer noch um ein Date bitten. ~~~ Lorcan war nicht überrascht seinen Bruder zu sehen. Irgendwie hatte er im Gefühl gehabt, dass sein Bruder Sorgen hatte. Früher war sein Bruder sofort zu ihm gekommen. Jetzt ließ er sich damit mehr Zeit, aber am Ende kam er doch immer zu ihm. Lorcan war an seinem Lieblingsplatz, dem Pokalzimmer. Er stellte sich gern stundenlang, wer die Leute gewesen waren, deren Namen auf den vielen Pokalen standen. „Was trübt deine Laune so?“, fragte er Lysander geradeheraus. „Etwas Schreckliches wird passieren und ich weiß nicht, was ich dagegen unternehmen soll. Ich fühle mich irgendwie machtlos“, gestand Lysander und ließ sich neben ihm auf dem dunkelgrünen Sofa fallen, dass das einzige Sitzmöbelstück in diesem Raum war. „Klingt nicht gerade aufbauend, aber mir wäre neu, dass die Welt untergeht, also spuck es etwas genauer aus, dann kann ich dir auch helfen.“ „Du weißt doch von Annies Fähigkeit?“ Lorcan nickte. Lysander hatte es ihm mal vor Jahren erzählt, weil er wissen wollte, was er davon wissenschaftlich gesehen hielt. Es hatte Lorcan neugierig gemacht, aber er mochte lieber Fakten und keine Hirngespinste. „Sie träumt davon das Hogwarts in Flammen steht, weil zwei Duellanten sich bis auf den Tod bekämpfen. Und diese zwei haben Fäden an ihrem Körper, als würde sie von einem Puppenspieler gesteuert. Und ich denke, dass Annie Recht hat, aber das nicht nur die zwei manipuliert werden, sondern wir alle und das macht mir Angst.“ Lorcan hob interessiert den Kopf. So etwas klang faszinierend. Allein die Vorstellung, dass er jetzt unter Manipulation stehen könnte, war aufregend. „Weiß Annie auch wer die zwei Duellanten sind?“ „Rose und Scorpius, aber wenn meine Theorie stimmt, müssen es nicht die beide alleine sein, die die Schuld am Feuer tragen.“ Das klang wie Musik in seinen Ohren. Er musste sich also an die beiden halten, wenn er mehr über die Art der Manipulation erfahren wollte. Lysander seufzte. „Du siehst nur, was für phänomenale Erkenntnisse sich durch so etwas erzielen lassen können, nicht wahr? Es geht hier aber um Menschen, vergiss das nicht.“ Lorcan verdrehte die Augen. Er wollte doch nur seinen Spaß. „Ich kann dir nichts sagen, was du nicht schon selbst herausgefunden hast. Man braucht den Puppenspieler, um die Manipulation zu stoppen und der wird, wenn er mehrere Menschen beeinflussen kann, sicher nicht leicht zu finden sein. Also musst du bei Rose und Scorpius anfangen, denn, wenn Annies Traum stimmt, sind die zwei auf jeden Fall manipuliert. Du willst doch sowieso nur deine Erkenntnisse von mir gegen prüfen lassen oder nicht?“ Lysander nickte und seufzte. „Ich kann es mir kaum vorstellen, dass es wirklich der Wahrheit entsprechen soll. So einen grausamen Menschen, der mit Menschenleben spielt, sollte es nicht auf der Welt geben und keiner sollte diese Macht besitzen.“ „Ich finde es eher spannend zu sehen, wie solche Menschen handeln. Sie liefern uns erstaunliche Erkenntnisse zum Umgang mit Macht.“ Jetzt war es an Lysander die Augen zu verdrehen. „Du änderst dich auch nie oder?“ Lorcan lachte leise. Nein, er war viel zu besessen davon alles prüfend zu betrachten, was ihm unter die Nase kam. Menschenleben waren ihm da nicht so wichtig. Es ging ihm nur darum seine unstillbare Neugierde zu besänftigen. Er musste den Puppenspieler finden. ~~~ Albus ließ Scorpius nicht an sich vorbei. Zumindest nicht bevor sie ein klärendes Gespräch hatten und mit klärend meinte er bevor er nicht dem Malfoy seine Faust ins Gesicht gerammt hatte. Er würde ihm schon klar machen, dass er nie wieder auch nur in der Nähe von Rose sehen wollte. Und in seiner unmittelbaren Nähe musste Scorpius sich auch nicht gerade aufhalten. „Lass mich das doch erklären“, fing Scorpius an. „Ich steh dir nicht im Weg und will dir auch nichts Böses. Ich bin dein Freund.“ „Du bist nicht mehr mein Freund“, entgegnete Albus wütend. „Denn Freunde greifen einen nicht an und schmachten auch nicht für die Freundin ihres Freundes.“ Er sah Scorpius irritierten Gesichtsausdruck. Er hatte wohl nicht gedacht, dass Albus ihn sofort durchschaut hatte. „Ich hatte nicht vor dich zu verletzten. Es ist nur mit mir durchgegangen, weil ich gesehen habe, wie Rose dich anfeuert und das war falsch. Sie ist deine Freundin und nur zu deiner Info: Sie hasst mich, also kann ich sie dir wohl kaum ausspannen.“ Scorpius versuchte mit Ehrlichkeit die Situation zu entspannen, doch das gelang ihm nicht, denn Albus gefiel es gar nicht, dass sein ehemaliger bester Freund zugab, dass er auf Rose stand. Vor allem hatte Scorpius auch nie über seine Gefühle ein Wort verloren wurde und jetzt glaubte er, dass er mit ein wenig Wahrheit alles wieder gerade biegen konnte. Auf eine längere Diskussion konnte er verzichten. Er schlug gleich zu, denn sein Zauberstab war ihm zu schade dafür. Er wollte Scorpius richtig eine verpassen. Scorpius konnte sich gerade noch wegducken, aber Albus hatte bereits mit der anderen Faust ausgeholt und traf ihn in der Magengrube. Der Malfoy stolperte zurück und setzte jetzt seinerseits auf Angriff. Lange hatte er ja nicht so getan, als wollte er das hier friedlich lösen. Scorpius erwischte ihn an der Lippe, aber bevor er zurückschlagen konnte, hielt ihn jemand auf. Liam war dazwischengetreten und er konnte Jane im Hintergrund sehen, die auf Scorpius einredete und ihn fragte, ob alles gut war. „Was soll das?“, fragte Liam. „Warum streitet ihr euch?“ Albus schnaubte wütend und versuchte sich loszumachen. „Dieser Typ will mir meine Freundin ausspannen“, spuckte er Richtung Scorpius grollend aus. Liam sah zu dem Malfoy und ließ Albus dann los. „Also das hätte ich ja nie von dir gedacht, Malfoy. Das du ein Arschloch bist, ist ja nichts Neues, aber das ist doch wirklich unter aller Sau!“ Und damit gewann Albus einen Verbündeten, denn es war allgemein bekannt, dass Liam nicht gerade ein Fan von Scorpius war. Nur Jane verteidigte noch Scorpius, auch wenn sie auch zweifelte, denn so ein Idiot war ihrer Mühe auch nicht wert. Dann hatte Albus endlich freie Bahn und konnte Scorpius einen Kinnhaken verpassen. Schon fühlte er sich viel besser. ~~~ Rose hatte schon wieder den ganzen Tag bei Nathan verbracht und machte sich nun müde auf den Rückweg. Vorher brauchten sie aber aus der Küche dringend noch etwas zu essen, da sie das Abendessen verpasst hatte und außerdem auch noch keine Lust auf Alice und Louis hatte. Auf halbem Weg begegnete ihr Hugo, der voll beladen war mit guten Dingen aus der Küche. „Also Schwesterherz, willst du etwa jetzt noch die armen Hauselfen nerven, damit sie dir etwas zu essen geben? Das erzähl ich erst mal Mama im nächsten Brief. Du solltest doch als Vorbild fungieren und dich für die Rechte der Hauselfen einsetzen“, witzelte er. „Sagt der Richtige. Du bist ja auch das perfekte Vorbild“, gab Rose ironisch zurück. „Du bist die Ältere. Von dir erwartet man das“, gab Hugo zurück und streckte die Zunge heraus. Rose war eindeutig zu müde, um mit Hugo zu diskutieren. „Ach lass mich doch in Ruhe. Ich hab Hunger und mir doch egal, ob du es Mama erzählst. Als ob sie nie in ihrer Schulzeit in der Küche gewesen ist.“ Hugo grinste nur blöd und schob sich an ihr vorbei. „Du hast sowieso nicht mehr alle Tassen im Schrank. Immer noch keine Vermisstenanzeige für deinen Kopf aufgegeben?“ Rose verdrehte nur die Augen und ging den Gang weiter. Hugo hatte immer noch nicht genug von dem Witz. Beim nächsten Mal war er endgültig ein Kopf kürzer, wenn er sie damit nicht verschonte. In der Küche umsorgte sie die Hauselfen sofort liebevoll und gab ihr ein paar Leckereien zu essen. Rose blieb dort und aß gemächlich, da sie immer noch keine Lust hatte, in den Ravenclawgemeinschaftsraum zurückzukehren, wo Alice sie weiternerven würde. Konnten sie alle nicht damit in Ruhe lassen? Sie hasste Scorpius. Das war ein unumstrittener Fakt, der sich nicht ändern würde. Und er war ihr am liebsten, wenn er tot war oder kilometerweit entfernt war, denn dann musste sie nicht über ihre widersprüchlichen Gefühle für ihn nachdenken. Rose wollte Albus lieben, weil er das Beste für sie war. Eine vernünftige Entscheidung. Scorpius war unvernünftig und tat ihr nicht gut. Sie vertraute ihm nicht und sie hasste ihn. Rose schob die leeren Teller beiseite und bedankte sich bei den Hauselfen. Nur weil sie mit Nathan befreundet war, hieß das nicht, dass er ein Auge zudrücken würde, wenn er sie nachts außerhalb des Gemeinschaftsraums in Hogwarts herumgeistern sah. Außerdem wollte sie nur ins Bett und dort eine ruhige Nacht verbringen ohne all diese Gedanken, die ihr durch den Kopf spuckten. Doch daraus wurde nichts. In der großen Halle traf Rose auf Scorpius, der angeschlagen aussah, aber noch genug Kraft hatte, um sich ihr in den Weg zu stellen. Dieses Mal würde sie nicht zögern ihm einen Fluch aufzuhalsen. ~~~ Scorpius hatte lange hin und her überlegt, ob er in den Krankenflügel gehen sollte oder nicht. Wenn er es tat, musste er zugeben, woher er die Verletzungen hatte. Tat er es nicht, sah jeder ihn morgen und würde wissen wollen mit wem er sich geprügelt hatte. Aber zurück in den Gemeinschaftsraum wollte er auch nicht mehr. Albus hatte alle Slytherins gegen ihn aufgebracht und er hatte keine Chance bekommen ihnen die Wahrheit zu erklären. Dafür hätte er auch seinen Stolz hergeben müssen und er wäre sowieso nicht besonders vertrauenswürdig gewesen, denn niemand glaubte ihm, dass er es ernst mit der Weasley meinen könnte. Dafür hatte er in den letzten sechs Jahren gesorgt. Scorpius wurde erst jetzt klar, dass er es sich selbst verbaut hatte. Er war immer zu stolz und arrogant gewesen. Hatte sich nie wirklich um Freunde bemüht und war ohne seinen einzigen Freund aufgeschmissen. Niemand trat für ihn ein. Niemand half ihm. Und vor allem glaubte ihm niemand. So alleine zu sein, fühlte sich schrecklich an, aber er hatte es wohl nicht anders verdient. Aber mit wem konnte er jetzt reden? Wer würde ihm zuhören? Er brauchte dringend eine Lösung, um alles wieder zu bereinigen. Da tauchte plötzlich Rose in der Halle auf. Sie sah ihn und beeilte sich zur Treppe zu gelangen, doch er reagierte trotz seiner Schmerzen blitzschnell und stellte sich ihr in den Weg. Sie musste ihm einfach zuhören. Er wusste, dass sie ihm höchstwahrscheinlich kein Wort glauben würde, aber er musste es einfach sagen. Es ihr wenigstens einmal erklären. Auch wenn das Risiko bestand, dass sie ihn dieses Mal wirklich verhexte. „Rose, ich möchte es dir erklären“, fing er an, während sie an ihrer Tasche rumnesselte, um an ihren Zauberstab zu kommen. „Ich weiß, dass du mich für alles, was ich dir in den letzten Jahren getan und gesagt habe, hasst und ich verstehe das auch. Ich habe es wohl nicht anders verdient, aber ich will mich ändern. Ich möchte, dass du mir vertrauen kannst?“ „Dir vertrauen? Nie im Leben“, fauchte sie wütend zurück und bekam ihre Tasche auf. Jetzt hatte er nicht mehr viel Zeit, aber er wusste auch nicht wirklich, was er sagen sollte. Da blieb nur eins, um sie lange genug aus der Fassung zu bringen, dass sie sich das mit dem Fluch noch mal anders überlegte, denn auf den Besuch im Krankenflügel war er wirklich nicht scharf. „Willst du wissen, warum ich Albus attackiert habe?“ Rose zögerte und sah ihn fragend an. „Ich war sauer auf ihn, weil du ihn angefeuert hast. Verstehst du? Ich war eifersüchtig auf Albus, denn ich bin schon seit einer Ewigkeit in dich verliebt, aber konnte es mir selbst nie eingestehen.“ Er sah, wie sich Roses Gesicht rot verfärbte, doch nicht, weil es ihr peinlich war oder sie überglücklich über seine Worte war, sondern, weil sie extrem wütend war. Sie glaubte ihm kein einziges Wort und Scorpius wurde klar, dass er wie Rose ein Talent für Fettnäpfchen haben zu schien, denn er hatte genau das Falsche zu ihr gesagt. So wie er es in all den Jahren zuvor auch getan hatte. Er hatte es völlig falsch angepackt. Und jetzt brach der Hurrikan namens Rose über ihn ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)