Vom Waisenhaus zur Traumvilla von Fakara-SK ================================================================================ Kapitel 2: Ich + Er = Wir ? --------------------------- Kapitel 2 Ich + Er = Wir? „Guten Tag, Herr Kaiba. Ich bin sehr erfreut, Sie persönlich kennen lernen zu dürfen“, hielt ich ihm meine Hand hin. „Angenehm. Ich wusste nicht, dass ich ein Engagieren einer Sekretärin angeordnet hatte. Wie kommt es nun, dass eine junge Frau vor mir steht und behauptet als solche bei mir tätig werden zu wollen?“, hob er beim Reden eine Augenbraue und schaute mich durchdringend an. „Ich bitte um Erlaubnis dies in Ihrem Büro besprechen zu dürfen. Ich fände es angemessener ungestört hierüber zu rezitieren.“ Er nickte einverstanden und sagte beiläufig zu dem Mus-kelprotz: „Du hast es gehört, Roland. Ich bitte nicht gestört zu werden.“ „Sehr wohl, Herr Kaiba.“ Nun wand er sich wieder mir zu: „Folgen Sie mir doch bitte.“ „Gerne.“ Er führte mich in den Aufzug, drückte auf den Knopf mit der Zahl 9 und wir schwie-gen uns an, bis wir in seinem Büro angekommen waren. Für mich war es doch sehr verwunderlich, dass er sich so gut ausdrücken konnte, denn mei-ner Recherche zufolge sollte er erst 19 Jahre alt sein. Wie außergewöhnlich war es zuzüglich, dass ein Jugendlicher in diesen jungen Jahren schon seine eigene Firma besaß, aus diesem Grund machte ich mir deswegen keine Gedanken mehr. „Nehmen Sie doch Platz“, bot er an und deutete mit seiner flachen Hand auf die Couch. Die-ses Angebot nahm ich dankend entgegen und er setzte sich ebenfalls auf seinen Bürostuhl. „So, wie kann ich Ihnen nunmehr behilflich sein?“, er faltete seine Hände in seinem Schoß. Ich blieb gerade sitzen, während ich mit meiner Rede begann: „Hören Sie, ich wollte hier die Initiative ergreifen um ein persönliches Gespräch mit Ihnen führen zu können. Eine andere Möglichkeit Sie in einer anderen Art und Weise ansprechen zu können, vermag ich nicht zu erkennen. Wenn Sie mir die Chance geben könnten mich vorzustellen und gerne würde ich in Ihrer Firma kompetentes Fachwissen mit einbringen, wenn Sie mir eine Stelle anzubieten hätten. Nicht dass Sie einen falschen Eindruck von mir bekommen, ich bin kein Groupie von Ihnen. Ich bewundere Ihre Arbeit, was Sie erschaffen haben und Ihre Persönlichkeit.“ Er legte seinen Kopf schief und dachte darüber nach. Langsam streifte ich mein Haar zurück und setzte ein Lächeln auf. Herr Kaiba lehnte sich vor und meinte: „Und was denken Sie, sind Ihre Vorzüge, aufgrund denen ich Sie einstellen sollte?“ „Ich bin damit vertraut Termine zu verwalten, Geschäfte abzuwickeln und mit der Vermittlung zwischen Geschäftsparteien. Am Besten überzeugen Sie sich jedoch selbst von meinen Fä-higkeiten. “ Er schmunzelte sein schiefes, arrogantes Lächeln: „Wenn Sie Zeit hätten, würde ich dies gerne in Augenschein nehmen, denn wie Sie bereits ausführten, erzählen können Sie viel. Wie wäre es, wenn Sie nächste Woche bei mir auf Probe arbeiten?“ „Es wäre mir ein Vergnügen“, lächelte ich hoch erfreut. „Spielen Sie Duell Monsters?“, erkundigte er sich höflich. „Ja, das tue ich.“ „Wenn Sie mögen, gewähre ich Ihnen schon einmal einen Einblick in die verschiedenen Ab-teilungen meiner Firma. Insbesondere würde ich mich freuen, wenn Sie sich eine Runde mit mir duellieren würden“, bot er an. „Ich wäre entzückt“, bejahte ich strahlend. So erhob er sich und ich tat es ihm gleich. Wäh-rend wir umher gingen und er mir sehr viel erklärte, stellte er mir zwischendurch auch einige persönliche Fragen. Es gab nur eine Frage, die ich abwehrte. Woher ich kam, erzählte ich ohne weitere Probleme. Warum sollte ich auch meinen Aufenthalt im Heim verheimlichen, dies war nicht mein Verschulden und vorbestraft war ich sicherlich nicht. Die Frage um die es sich handelte, beinhaltete den Aufenthalt meiner leiblichen Eltern. „Entschuldigen Sie, aber ich möchte hierüber nicht sprechen.“ „Wem entstammt der Name McLallen?“, hakte er nach. Anscheinend war er mindestens genauso dickköpfig wie ich es war, was die Durchsetzung seines Willens anging. „Es ist der Name meiner damaligen Adoptiveltern, die mich vor einem halben Jahr zurück-brachten“, beantwortete ich widerwillig. Ob meine Sturheit gegenüber meiner Vergangenheit eher schlecht auf dieses Vorstellungs-gespräch einwirken würde oder positiv würde sich noch zeigen. Denn man konnte höflich sein oder es als ein Zeichen von Schwäche ansehen. Da ich mir sehr sicher war, dass er nicht locker lassen würde bis er vollkommen informiert war und er schon zur nächsten Frage ansetzte, kam ich ihm zuvor: „Meine leiblichen Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben.“ Zufrieden schaute er mich an: „Nicht nur Ihnen ist Schreckliches widerfahren, Frau McLallen. Sie sind eine starke Persönlichkeit, ich bin mir sicher, dass Ihnen noch einiges zuteil werden wird.“ Es war äußerst ungewöhnlich, wie sehr er mir gerade schmeichelte, dennoch gefiel es mir und es war ein Anreiz mich in Zukunft noch mehr anzustrengen. „Ich danke Ihnen vielmals.“ „Nachdem ich Ihnen die wichtigsten Abteilungen vorgeführt habe, darf ich Sie nun zu einem kleinen Wettstreit auffordern?“, warf er ein. Zustimmend nickte ich und wir gingen in eine große Arena, wo er mir eine Scheibe gab, die am Unterarm zu befestigen war. Also stimmten die Gerüchte über die neue Erfindung. Unser Duell verhielt sich ziemlich ausgeglichen und seine Strategie mindestens so gut, wenn noch besser durchdacht wie meine. Am Ende schlug er mich, wenn auch nur knapp. Das Wunder war, dass ich mich nicht ärgerte. Ganz im Gegenteil, ich freute mich sogar darüber. Er war der Erste, der mich jemals geschlagen hatte, was mich nicht wundern dürfte. Er war einer der Besten in seinem Fach, was auch logisch war, denn er hatte jeden Tag mit diesem Spiel zu tun. „Es hat mir sehr viel Freude bereitet. Sie sind gut. Ich hoffe, wir können dies wiederholen. Bezüglich eines Termins für das Probearbeiten, werde ich auf Sie zukommen. Würden Sie mir bitte eine Telefonnummer hinterlassen, auf der ich Sie erreichen kann?“, meinte er, wäh-rend wir uns die Duell Disks abnahmen. Ich schrieb sie auf einen Zettel, den er mir reichte und er führte mich aus dem Gebäude. „Es hat mich gefreut Sie persönlich kennen zu lernen, Herr Kaiba.“ Wir schüttelten uns die Hände und er antwortete: „Mich ebenso, Frau McLallen. Ich werde Sie in den nächsten Tagen telefonisch kontaktieren.“ Sobald er die Hand los ließ, ging ich hinaus und wagte nur noch einen kurzen Blick über die Schulter. Er stand immer noch da und schaute mir hinterher. Bei Ann und Merian an der Bank angekommen, sprangen diese auf und wiederholten immer wieder die Frage, wie es war und warum ich solange weg war. „Ich habe mich bei ihm als Sekretärin beworben und er hat mit mir einen kleinen Rundgang durch den Komplex gemacht. Dann haben wir uns eine Runde duelliert“, erzählte ich, um sie zu beruhigen. „Und wer hat gewonnen?“, hakte Ann nach. „Er natürlich!“, meinte Merian hochnäsig. „Ja, aber anfangs war es ziemlich ausgeglichen!“, verteidigte ich mich. Die Beiden jubilierten über den Sieg ihres Vorbildes, dass sie meine Bewerbung schon wieder vergessen hatten und gar nicht auf die Idee kamen zu fragen, wie es nun weiterging. In Gedanken schimpfte ich sie als Groupies, doch das konnte meine gute Laune nicht verder-ben. Auf dem Rückweg zum Heim, genehmigte ich mir noch eine Zigarette. Das war der Sieg des Tages und ich freute mich innerlich so heftig, dass mein Herz nicht mehr aufhören konnte, gegen meine Rippen zu hämmern. Im Heim angekommen trennte ich mich von den Beiden mit dem Argument, noch mit dem Leiter sprechen zu müssen. Das ak-zeptierten sie und ich schlenderte zu ihm. An der Tür klopfte ich, trat ein als ein „Herein“ er-tönte. Hinter mir schloss ich vorsichtig die Tür und entschuldigte mich für mein unangemel-detes Erscheinen: „Darf ich Sie um einen Gefallen bitten, wenn nichts dagegen spricht. Für die nächste Woche habe ich einen Praktikumstermin und könnte deshalb nicht an allen Pro-grammen hier teilnehmen. Wäre es möglich mich insoweit zu entbehren?“ So kam ich direkt auf den Punkt und musste nicht um den heißen Brei reden. „Ein Praktikum? Das freut mich für dich, Sarah. Wo hast du denn das Praktikum und als was?“, fragte er interessiert und bot mir mit einer Handbewegung an mich zu setzen. „Danke. In der Kaiba Corporation als Sekretärin. Ich hatte gerade ein Vorstellungsgespräch bei Herrn Kaiba und ich vermute, dass er mich gut fand“, setzte ich mich auf den Stuhl ge-genüber von ihm am Schreibtisch. Sichtlich erfreut und gespannt lehnte er sich vor: „Sie wol-len also dort eine Festanstellung erwerben?“ Eifrig nickte ich: „Ja, dadurch könnten sich meine Karrierechancen deutlich erhöhen. Viel-leicht verdiene ich richtig gut. Außerdem könnte ich mir sehr gut vorstellen mit ihm zusam-men zu arbeiten.“ „Wirst du dann eine eigene Wohnung beziehen?“ „Nun mal langsam mit den jungen Pferden! Alles was passieren wird, lässt sich nun noch nicht absehen, doch seien Sie nicht in Sorge. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten“, lachte ich gewitzt und stand wieder auf um mich zu verabschieden. Sodann ging ich auf das Zimmer, wo ich meine Schuhe auszog und mich ins Bett legte. „Was hast du mit Herrn Tennma besprochen?“, erkundigte Merian sich. „Ich habe ihm vom Praktikum erzählt und ob es möglich wäre mich dafür nächste Woche von dem Programm zu rehabilitieren.“ „Praktikum bei Kaiba! Ich will auch! Die ganze Zeit so nah bei ihm zu sein“, schwärmte Ann und schon hatten beide wieder den Sinn für Realität und unser Gespräch verloren. „Es gibt noch genug andere Männer auf der Welt und immerhin könnt ihr euch Kaiba nicht teilen!“, bemerkte ich angestrengt. „Aber keinen Mann, der so einzigartig ist wie er“, betonte Merian böse. „Jeder Mann ist einzigartig und ich verstehe nicht, was an Kaiba so attraktiv sein soll. Klar besitzt er Ausstrahlung und so weiter, aber vergöttern? Nein…“, davor sträubte ich mich wahrlich. Ihm war ein gewisser Respekt zuzuschreiben und er war wirklich ein Mann vor dem man den Hut abnehmen musste, aber ich könnte ihn niemals lieben, da stellten sich mir die Nackenhaare auf. Ich zückte meine Spielkarten, die ich liebevoll begutachtete und sortierte sie auf meinem Schoß und holte aus meinem Rucksack, der auf dem Schrank lag, eine silberne Metallbox hervor, in dieser befanden sich noch zwei weitere Stapel Karten. Zwar besaß ich nicht wirk-lich Seltene, dennoch lag mir jede Einzelne am Herzen, wie ein teures Schmuckstück. Die überschüssige Zeit nutzte ich um mein Deck, wie man die Karten nannte, welche man für das Spiel benutzen durfte, neu zusammen zu stellen. Dieses durfte mindestens 40 und ma-ximal 60 Karten beinhalten. Es ging darum mächtige Karten miteinander zu kombinieren und schwache für stärkere Monsterkarten, diese waren es mit denen man kämpfte, während des Spiels zu opfern. Mit sogenannten Zauberkarten konnte man die Macht seiner Monster ver-stärken und dann gab es noch Fallenkarten mit der Fähigkeit, Strategien des Gegners zu Nichte zu machen, in dem man Monster, Zauber- und Fallenkarten zerstörte oder einen An-griff auf seine eigenen Monster abwehrte. So sortierte ich meine Karten neu und baute auf einer überwiegenden Angriffsstrategie auf, aber fand ein gutes Mittelmaß mit Verteidigung. Als ich fertig war und die Metallbox wieder zurück gestellt hatte, überfiel mich schlagartig die Müdigkeit. Doch ich schaffte es gegen diese stand zu halten und blieb wach. In diesem Au-genblick klingelte mein Handy und ich war augenblicklich hellwach. „McLallen“, nahm ich den Anruf an. „Kaiba am Apparat. Guten Abend, Frau McLallen. Ich hoffe ich störe Sie nicht zu solch später Stunde.“ „Ganz und gar nicht, Herr Kaiba. Wie geht es Ihnen?“ Genau in demselben Moment, als ich das fragte, hätte ich mir am Liebsten eine Ohrfeige für diese Frage verpasst. Wie kann man so etwas nur in der Art und Weise seinen zukünftigen Boss fragen?! „Sehr gut, ich hoffe Ihnen auch.“ „Bestens, danke.“ „Ich erwarte Sie Montagmorgen um 08:00 Uhr in meinem Büro, falls Sie den Job noch haben möchten.“ Im Geist machte ich Luftsprünge, vergaß dabei vor lauter Aufregung fast zu antworten: „Ja, gerne. Ich freue mich.“ „Ganz meinerseits. Wiederhören.“ „Wiederhören“, ich beendete das Gespräch und gab sofort ein erfreutes quietschendes Ge-räusch von mir. „Du hast den Job?“, fragten die Beiden zeitgleich. Eifrig nickte ich. Dann begann ich sofort mir über die Gegenwart im Klaren zu werten. Heute Abend musste ich lediglich noch den Motto Abend überstehen und da wir am Wo-chenende sowieso genug Freizeit hatten, konnte ich mich da ausschlafen. Jeden Freitag gab es einen Motto Abend und diese Woche lautete das Motto „Girls just wanna have fun“. Was sollte man denn diesbezüglich anziehen? Ich entschied mich für ein verspieltes Outfit mit vielen Accessoires und schminkte meine Augenlider farblich passend, zusätzlich ein Hauch von Röte auf meinen Wangen und ein roter Lippenstift. Darunter ein paar Plateauschuhe. „Und kann ich mich so unter Menschen blicken lassen?“, fragte ich meine Zimmergenossin-nen nach Ihrer Meinung. „Der rote Lippenstift ist etwas übertrieben, etwas Lipgloss hätte gereicht. Aber ansonsten sieht es gut aus“, antwortete Merian. Also wischte ich mir den Lippenstift wieder ab und trug ein wenig Lipgloss auf. Ann und Merian machten sich nicht so viel Mühe mit dem Einkleiden nach Motto. Der Abend verging recht schnell, denn es war im Aufenthaltsraum wie in einer Disko eingerichtet mit gedämmten Licht, guter Musik und Blitzlichtern. Das Einzige was fehlte, waren die Jungs. Das war ein klarer Nachteil an einem Mädchen-waisenhaus. Das Wochenende hingegen zog sich länger hin. Ich veranstaltete mit meinen Zimmergenossinnen und ein paar anderen Mädels Spielabende, bei denen wir eigentlich hauptsächlich Duell Monsters spielten. Im Endeffekt wollte dann niemand mehr gegen mich antreten, weil ich ständig haushoch ge-wann. Dafür gab ich allen dann immer gute Tipps. Als sich endlich auch der Sonntag seinem Ende zuneigte, machte ich mir über meinen ersten Praktikumstag Gedanken. Würden wir uns immer noch so gut verstehen, wie bei unserem gemeinsamen Rundgang? Was war es wirklich, was er über mich dachte? Letzteres war nicht sehr von Bedeutung, denn sonst würde er mich kaum so Willkommen in seiner Nähe heißen, wenn ich keinen guten Eindruck hinterlassen hätte. Nunmehr wollte ich für immer bei ihm sein, so gesagt ein Teil in seiner kleinen Familie. Da ich nie eine richtige Familie hatte und es mir im Gefühl lag, dass wir zusammen gehörten. Ich fragte mich, wie er wohl darüber dachte und ob er mich zusammen mit seinem kleinen Bruder akzeptieren konn-te. Mir war bewusst wie er war, was seine insgeheimen Ängste waren. Was er nicht wusste, dass ich seinen Lebenslauf jahrelang studiert hatte. Denn eigentlich war es von Anfang an mein Ziel gewesen von ihm aufgenommen zu werden. Wenn es sein musste auch mit Gewalt. So machte ich mir meine Gedanken, die wohl sehr beunruhigend waren. Einerseits verurteilte ich Ann und Merian dafür, dass sie solche Groupies waren und andererseits wollte ich zu Kaibas Familie gehören. Ein Teil von ihm sein, wo ich doch eigentlich nur vorgab, dass er ein Idol von mir sei. Das ist eine Lüge. Ich will zu seiner Familie gehören. Ich will, dass er mich adoptiert! Schließlich suchte mich die Müdigkeit auf und ich schlief friedlich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)