Sommerregen von Babsy-chan ================================================================================ Kapitel 3: after the end ------------------------ Er sitzt am Fenster, starrt hinaus, so elend hat er sich noch nie gefühlt. Ihm ist übel, er hat seit Tagen kaum gegessen, seit JENER Nacht. Man will ihn nicht aus dem Krankenflügel entlassen, solange er in dieser Trance gefangen ist. Doch für den Moment hat er nicht den Willen sich zusammen zu reisen. Was die anderen von ihm denken ist zum ersten Mal in seinem Leben egal. Er bekommt es nicht einmal mit, dass sie über ihn reden. Alles was er bemerkt ist der Regen, der mit ihrem Tod Hand in Hand gekommen war. Alles was er weiß ist, dass es mit den düsteren Tagen kein Ende zu nehmen scheint. Warum er so befangen von dem Vorfall ist, wird er nie zugeben. Niemand wird es erfahren. Niemals wird herauskommen, dass sein Herz mit ihrem zum Stehen kam. Dass es jemals geschlagen hatte. Er hatte sie nie gut behandelt, es war ihm nicht möglich gewesen. Er hatte sie bloßgestellt, sie verletzt. Immer und immer wieder. Hatte sich über sie lustig gemacht, wenn sie ihm – wie jeden Tag – ihre Liebe gestand, obwohl es genau das war, was er wollte. Er brauchte ihre Liebe, wollte sie erwidern und konnte es nicht. Der Malfoy in ihm ließ solch widerwärtige Neigungen nicht zu. Dass jemand wie sie ihn interessierte, war absurd. Er, der kalte Prinz lässt sich nicht von Gefühlen leiten. Lässt sich nicht von einer Frau manipuliere. Oder doch? Er erhebt sich von seinem Platz. Seine Schritte führen ihn zur Tür, wie im Traum verlässt er den Krankenflügel. Er beginnt zu rennen, eilt hinaus in den Schlosshof, bleibt erst an der Stelle stehen, an der er sie getötet hat. Ein kleines Kreuz hatte man für sie dort aufgestellt. Er lässt sich vor dem Mahl zu Boden sinken, fängt ein paar Tränen, die der Himmel um sie weint in seiner Hand. Es ist warmer Regen, warmer Sommerregen. Erfrischend auf seiner Haut und schmerzlich für seine Seele. Nie wollte er wahrhaben, das sein versteinertes Herz zu schlagen begonnen hatte, das sie es war, die jeden Tag hell erleuchtete. Er kniet da, den Blick starr auf das Denkmal gerichtet, das erste Mal zum Himmel betend. Er sucht Vergebung, will wieder gut machen, was er angerichtet hat, was er ihr angetan hat. Er betet für sie, damit sie frieden finden kann wo immer sie nun ist. Der Regen vermischt sich mit seinen Tränen, verbirgt sie vor allen die von Weiten auf ihn hinabblicken, ihn beobachten. Er ist sich bewusst, dass er beobachtet wird, dass unzählige Augenpaare auf ihn gerichtet sind, doch es ist ihm egal. Der Schmerz in seiner Brust lässt alles um ihn herum unwirklich erscheinen, lässt sein Umfeld verschwimmen. Niemanden hätte er je geglaubt, dass er irgendwann solch Qualen durchleiden müsste. Er hätte denjenigen ausgelacht, hätte gesagt, dass nur Schwächlinge litten. Nun aber war er schwach, nun hatte er mit der Leere zu kämpfen, die sie in seinem Leben hinterlassen hatte. Dass ihr Verlust ein so unvergleichlich großes Loch in seinem Herzen hinterlassen könnte hatte er nicht erwartet. Er schließt die Augen, hebt den Kopf und schreit mit der wenigen Kraft, die ihn noch geblieben ist ihren Namen. Er ruft sie, immer und immer wieder, weiß dass es vergebens ist und hofft doch dass sie es hört. --- Während er sie ruft, sitzt hoch oben auf einer kleinen Wolke ein Engel. Ein Mädchen, gerade mal 15. Eine Rose, noch nicht vollkommen erblüht und schon verwelkt. Sie beobachtet ihn, weint weil er es tut. Teilt seinen Schmerz. Sie lässt es regnen, seit Tagen. Jede ihrer Tränen fällt vom Himmel, trifft den Boden, auf dem er kniet. Er ruft ihren Namen, sie kann es hören. Immer und immer wieder. Sie hatte nie erwartet, dass er solche Gefühle für sie hegte. Hatte geglaubt er hasse sie, doch das tat er nicht. Nein, im Gegenteil. Nun saß er da, an der Stelle an der sie für ihn ihr Leben ließ. Er weint um sie, verlangt nach ihr und es scheint ihn innerlich zu zerreisen. Je öfter er ihren Namen ruft, desto weniger werden ihre Tränen. Ihre Lippen formen sich zu einem Lächeln und noch während er dort sitzt, während er sie ruft, schiebt sie ihr Wölkchen zur Seite. Nur ein kleines Stück, gerade so das ein winziger Sonnenstrahl seinen Weg zur Erde findet, direkt auf sein Haupt. Er sieht zum Himmel, sieht in das Licht und es erfüllt ihn mit derselben Wärme wie ihr Lächeln. Der Regen wird schwächer, genau wie seine Tränen langsam versiegen. Er sieht hinauf zu einer Wolke, lächelt den Engel darauf an. Das Mädchen, das nur eine Silhouette ist und für ihn doch so deutlich zu erkennen, als würde sie direkt vor ihm stehen. Nur einen kurzen Augenblick später verliert er das Bewusstsein. Der kleine Engel lächelt. Sie weiß dass sein Leid nun ein Ende hat. Wenn er nun die Augen öffnet, wird er ihren Namen nie gehört und ihre Liebe nie gespürt haben. Sie wird vergessen sein, von ihm und allen anderen Schülern. Das Kreuz zu seinen Füßen wird verschwunden sein und nirgendwo wird es einen Anhaltspunkt für ihre Existenz geben. Sie wird nicht weiterleben, nur im Herzen des Schulleiters wird sie ihren Platz behalten. Nur er wird sie niemals vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)