Der Junge in mir von shinichi_san (-Junge sein macht viel mehr Spaß-) ================================================================================ Kapitel 1: ... doch nur ein Junge --------------------------------- Hui... ein neues Kapitel... Na ja, auch egal... Viel Spaß für die, die es vielleicht lesen... ----------------- Kapitel 1: …doch nur ein Junge Auf der Leinwand klammerte sich das Mädchen fest an den Jungen, der vor ihr auf dem Drachen saß. Ich schluckte schwer. Mir liefen immer mehr Tränen über die Wangen. Ich schloss gequält die Augen. Der arme Hicks. Ich wollte diesen Film nicht zu Ende sehen. Ich wollte nicht wissen, ob es nun ein Happy End gab, oder nicht. Ich wollte hier einfach nur raus. Weg von diesem freudigen, romantischen Film. Weg von diesem langsam unbequem werdenden Kinositz. Weg von Jo. Ich öffnete die Augen, setzte die 3D-Brille ab, schnappte mir mein Zeug und verließ so schnell ich konnte das Kino. Es war mir vollkommen egal, ob ich damit irgendjemanden störte, oder nicht. Ich wollte mir einfach kein Liebesgedödel angucken. Leise seufzend lies ich mich auf einem der großen Sessel vor dem Kino fallen. Wieso musste so was ausgerechnet jetzt kommen? Jetzt, wo ich alleine mit Jo im Kino war? Es lag nicht an Jo. Ganz sicher nicht. Es lag daran, dass ich mir meinen Ruf als Jungen mit Tränen zunichte machen konnte. Und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht schon wieder umziehen und meine Freunde hinter mir lassen. Nicht schon wieder. “Sam?”, hörte ich eine Stimme und blickte so nach unten, dass mir die Haare ins Gesicht fielen. Ich wollte nicht, dass Jo mich deswegen auslachte. Ich wollte nicht, dass er sah, wie ich weinte. “Hey, alles klar bei dir?”, fragte er und hockte sich vor mich. Ich drehte den Kopf zur Seite und schluckte schwer. “Ich… ich wollte dir nicht den Film verderben, tut mir Leid!”, sagte ich leise und ich wusste, dass es sich nicht aufrichtig anhörte. Aber es war mir gerade wirklich egal. “Klar!”, meinte Jo und zog mich an den Armen nach oben. Ich blickte ihn erschrocken an und er schüttelte den Kopf. “Du kannst mich nicht anlügen! Sag mir, warum du weinst!”, sagte er mit Nachdruck und ich schluchzte leise. Wieso konnte er mich so gut durchschauen? Warum liefen mir die Tränen in Strömen die Wangen hinab? Warum nahm mich dieser Kerl vorsichtig in den Arm und tätschelte meinen Rücken? Ich zuckte zusammen und befreite mich aus seiner Umklammerung, auch wenn es sich verdammt gut angefühlt hatte. “Hast du dich irgendwie verletzt?”, fragte der vor mir stehende mitfühlend und ich wusste, dass ich ausgespielt hatte. Binden umspannten meinen Brustkorb. Fest und eng. Damit man nichts merkte oder sah. Jedenfalls nicht sofort. Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich zu heftig, denn Jo zog fragend die Augenbrauen hoch und kam einen Schritt auf mich zu. Ich wich zurück. “Sam, hat dir jemand wehgetan?”, fragte er. Wieder schüttelte ich nur den Kopf. Wieder machte Jo einen Schritt auf mich zu. Ich hielt es nicht mehr aus, begann vom Neuen zu schluchzen und rannte auf die Toilette. Auf die Männertoilette, damit es nicht noch mehr auffiel. Ich ignorierte die Männer, die sich an den Pissoirs vergnügten und schloss mich in einer Kabine ein. Dann fing ich fast lautlos zu weinen an. Ich wusste nicht genau warum, aber es war mir auch relativ egal. Ich wollte einfach mal meinen ganzen Kummer rauslassen, auch wenn man sich vorstellen kann, dass die Kinotoilette dafür nicht der geeignetste Platz dafür war. Ich ließ alles raus. Bis es zaghaft an der Kabinentür klopfte. “Sam, komm bitte raus.”, bat mich Jo, aber ich schüttelte nur den Kopf. Dass er mich nicht sehen konnte, kam mir absolut nicht in den Sinn. “Komm raus. Es nützt dir nichts da drinnen rumzuhocken, Sam.”, meinte er wieder. Dann lachte er leise. “Außerdem macht das Kino auch irgendwann zu, aber ich bleibe auch gerne hier sitzen und warte auf deine Antworten. Wie du willst!” Ich seufzte leise und erhob mich, um kurz darauf die Kabinentür aufzusperren. “Wieso?”, fragte ich ihn. Er sah mich verdattert an. “Was ‘Wieso’?”, fragte er zurück. “Wies willst du die Nacht hier verbringen, wenn du zuhause in einem warmen Bett schlafen kannst?” Jo lachte leise auf. “Weil du mein bester Freund bist, Sam! Das weißt du doch! Und jetzt komm mit, ich will mit dir reden.” Ich seufzte resignierend und folgte dem Schwarzhaarigen aus der Toilette und dann aus dem Kino hinaus. Davor atmete er tief ein und ich beobachtete ihn dabei. “Wo gehen wir jetzt hin?”, fragte ich ihn leise und er lachte leicht auf. Mal wieder wurde mein Gesicht sehr warm. Ja, ich hasste solche blöden Situationen. “Wirst du noch sehen.”, lachte er und ich boxte ihn unsanft für uns beide auf den Arm. “Lass die blöden Scherze!”, meinte ich und verschränkte die Arme vor der nicht vorhanden sein sollende Brust, die ja aber trotzdem irgendwie da war. “Welche Scherze meinst du, Sammy?”, fragte mein Gesprächspartner grinsend. “Ach vergiss es!”, seufzte ich und lief langsam los. Sollte Jo doch sehen, wie er ohne mich Seelendoktor spielen konnte. Doch der Schwarzhaarige holte mich ein. Was mich noch mehr erstaunte, war allerdings, dass er die Klappe hielt und mich von der Seite aus beobachtete. Ich blieb ruckartig stehen und wandte mich zu ihm. “Was?”, fragte ich laut und ungehalten. Er zuckte nur grinsend die Schultern. “Warum hast du geweint?”, fragte er statt mir zu antworten. Ich schluckte. Jetzt konnte ich nicht wegrennen. Schade eigentlich. “Ich hatte was im Auge!”, log ich und machte eine abweisende Handbewegung. Jo zog die Augenbrauen hoch und ich verdrehte die Augen, um endlich weiterzukommen. Langsam wurde es kalt. “Warum hast du einen Verband um den Brustkorb?”, fragte er weiter. Ich stieß laut die Luft aus. Ich hatte keinerlei Lust auf dieses Frage-Antwort-Spiel. Er kannte mich doch. Er wusste doch, dass ich auf so etwas sehr empfindlich reagieren konnte. Warum also machte er das und brachte mich fast auf die Palme. “Weil ich mir die Schulter gezerrt habe!”, meinte ich und lief schneller weiter. Ich wollte ihn nicht anlügen. Aber die Wahrheit konnte ich ihm ja auch nicht sagen. Schließlich war ich nicht verrückt. “Warum lügst du mich an?” Ich öffnete geschockt die Augen, als er plötzlich vor mir stand und meine Schultern festhielt. Ich konnte mich nicht aus dieser Umklammerung lösen, zumal mich diese abgrundlosen, braunen Augen genau fixierten. Diese Augen, die mir schon damals den Atem geraubt hatten, als wir uns kennengelernt haben. Jo schloss die Augen und ließ mich los. Dann schüttelte er den Kopf und kratzte sich mit der linken Hand im Nacken. “Vergiss es, Sam. Ich geh Heim, wir sehen uns morgen in der Schule!” Damit drehte er sich um und schritt langsam in der fast dunklen Nacht davon. Ich sah ihm nur fragend nach. Gefühlte drei Stunden später machte auch ich mich auf den Weg nach Hause. Mein Zuhause, bestehend aus einer Ein-Raum-Wohnung im achtzehnten Stock der Willhelm-August-Straße 34, wartete jeden Tag auf mich. Und mit ihr- wie hätte es anders sein können- niemand anderes. Ich lebte allein. Ich schloss die Augen und seufzte. Da wäre ich lieber mit Jo mitgegangen, aber der war ja jetzt irgendwie sauer auf mich. Da kann ich nur sagen: Verstehe einer die Jungen. Ha ha ha. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)