Like a shattered mirror von Binghe (Bellamy x Sarquiss) ================================================================================ Kapitel 1: Like A Shattered Mirror ---------------------------------- -I- If love is not rough it is no fun. Lautes Gelächter erfüllte die Kneipe in der sich einige der zahlreichen Piraten in Mock Town versammelt hatten. Sie tranken, lachten, sangen und feierten schon den ganzen Abend. Obwohl es gerade erst eine Stunde vor Mitternacht war, waren die meisten bereits so betrunken das sie nicht mehr wussten wo oben und unten war. Aber das störte hier niemanden. Sie genossen die heitere Musik und die gute Laune, die sie nach allen Regeln des Amüsements ausleben konnten. Hier, in Mock Town, gab es keine Gesetze und keine Marine die einem den Abend verderben konnten. Die perfekte Stadt für Seeräuber und Schurken. Dieser Ort schenkte ihnen die Freiheit, die ihnen sonst nur die offene See geben konnte. Diesen Umstand wusste auch eine aufstrebende Piratenbande zu schätzen. Zwei von ihnen saßen an der Theke, die Anderen hatten sich auf der linken Hälfte des Raumes verteilt. Jeder in Mock Town wusste, wer sie waren. Vor allem die beiden lachenden Gestalten an der Theke waren keine unbekannten Gesichter mehr: ein großer, muskulöser Kerl mit strohblonden Haaren, auch genannt Bellamy die Hyäne. Daneben ein hoch gewachsener Mann mit petrolfarbenem Haar und einem auffälligen Kleidungsstil, sein erster Maat, Sarquiss. Bis vor zwei Wochen waren sie der absolute Schrecken in Mock Town gewesen. Die Bellamy Piratenbande war dafür bekannt, sehr grausam und brutal mit ihren Gegnern umzugehen. So hatte deren Kapitän ohne zu zögern Rossio umgebracht, nur, weil er in einem Kartenspiel gegen diesen verloren hatte. Doch dann tauchte ein junger Pirat mit einem Strohhut auf und das Blatt hatte sich rasant gewendet – Bellamy wurde mit einem einzigen Schlag seiner bloßen Faust außer Gefecht gesetzt. Von dieser Niederlage war jetzt nicht mehr viel zu sehen außer einem Verband an Bellamys Kopf. Der Treffer hatte eine widerliche und äußerst schmerzhafte Delle in seinem Gesicht hinterlassen, die mittlerweile so gut wie verheilt war. Dementsprechend war es nicht zu erschreckend ihn wieder in Feierlaune zu sehen. Die Hyäne lachte über einen von Sarquiss anstandlosen Witzen, mit denen dieser sich bestens auskannte. Obwohl sie als skrupellos verschrien waren, waren sie innerhalb ihrer Bande genau das was man sich unter dem Begriff Nakama vorstellte – eine Art zweite Familie. Nachdem das Lachen des Blonden ein wenig abgeebbt war, wandte sich sein Blick über die Schulter und suchte den Raum ab. Seine Augen blieben schließlich an einem fremden Piraten hängen den er zuvor nie gesehen hatte. Ein Schrank von einem Mann, eine wilde Frisur, aber dafür lächerliche Gesichtszüge. „Oi, Sarquiss.“ „Hm?“ Der Vize sah flüchtig aus dem Augenwinkel zu seinem Kapitän herüber. Auf dessen Gesichtszügen zeichnete sich ein selbstgefälliges Lächeln ab als er mit dem Daumen in Richtung des Fremden deutete und sich lässig mit seinem Ellbogen auf dem Tresen abstützte. „Lust den Typ zu verprügeln?“ Jetzt drehte sich Sarquiss doch ganz herum um Bellamys Fingerdeut zu folgen. Er benötigte keine genauen Angaben um zu wissen, welchen Kerl der Blonde meinte, dafür kannte er ihn und seine Vorlieben einfach zu gut. Aber das – das da – verlangte dem Piraten nur ein Zucken um seine Mundwinkel ab. „Tch... nah“, kam es gelangweilt zurück und der erste Maat wandte sich wieder ab. „Der sieht aus wie’n Hahn.“ Mit seiner rechten Hand empfand er auf seinem Kopf einen Hahnenkamm nach, was Bellamy nur dazu brachte wieder in unkontrolliertes Gelächter zu verfallen. Die Hyäne erstickte ihr Lachen mit dem letzten Schluck Appletini in seinem Glas. „Ha! Wirst du jetzt schon wählerisch?“ „Ich bin nicht nur dort wählerisch“, erwiderte Sarquiss schmunzelnd und schwenkte das Glas mit dem teuren Blue Agave Tequila in seiner rechten Hand. Er konnte sehen wie sich Bellamy seitlich in sein Blickfeld schob und ein breites Grinsen dessen Gesichtszüge zeichnete. Ops, wahrscheinlich hätte er das nicht sagen sollen. „Wählerisch, ja?“ „Mhm. Ziemlich.“ „Bin ich gut aussehend?“ Sarquiss blinzelte und drehte seinen Kopf zu der Hyäne, der frech die Zunge aus dem Mund hing. Klarer Fall, Bellamy hatte eindeutig zu viel getrunken. Jeder aus ihrer Bande wusste, das er dann öfter Unsinn redete und ziemlich direkt mit seinen Worten und Fragen werden konnte. Der Vize wollte gerade zu einer Antwort ansetzen als er schon wieder unterbrochen wurde. „Und nett? Und... und lustig? Und großartig? Oh – und habe ich schon gut aussehend gesagt?“ Gott verdammt, Bellamy. Sarquiss seufzte, verdrehte die Augen und klopfte seinem Kapitän auf den Rücken. „Du bist in Ordnung, Bellamy ... du bist in Ordnung. Du bist wie – wenn du eine Braut wärst, würde ich dir ein Essen spendieren bevor ich dir was in deinen Drink kippe.“ „Na ja... du würdest mir wenigstens einen Drink kaufen.“ „Yepp.“ Für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, in der Sarquiss sein eigenes Getränk leerte. Dann hörte er wieder die Stimme des Blonden neben sich, der anscheinend nicht so einfach aufgab wie er das gerne gehabt hätte. „Also?“ Bellamy konnte extrem nervtötend sein, zumindest wenn er betrunken war. Ansonsten war er ein sehr aggressiver, skrupelloser junger Mann, vor dem man sich besser in Acht nahm. Aber sie waren Nakama. Es sprach also nichts dagegen, dass sie sich hier und da piesackten. Bisher war es zumindest nicht vorgekommen das Bellamy seine Hand gegen seine Verbündeten erhob. Trotzdem war es ärgerlich, das er Sarquiss mit seinen irrsinnigen Fragen noch in sein eigenes Grab brachte. „Tut mir leid deine Tagträume zu zerstören, Bellamy – aber du bist keine Frau.“ Kaum hatte er den Satz ausgesprochen erklang ohrenbetäubendes Gelächter direkt neben ihm, und Sarquiss wünschte sich, er hätte sich diesen Kommentar erspart. Bellamy schien sich gar nicht einzukriegen und klopfte ihm ein bisschen zu feste auf den Rücken – hätte er sich nicht auf dem Tresen abgestützt, wäre er vom Hocker runter gekracht. „Sitzt deine Zirkushose zu eng oder was ist los?“ Der Vogel war abgeschossen. Ohne das Sarquiss groß darüber nachdachte was er tat, donnerte seine Faust auf den Tresen. „Hey, bring uns den teuersten Drink den du hast!“, beorderte die Stimme des Vizes den Wirt, der mit den Bestellungen schon gar nicht mehr hinterherkam. Ohne, das der Messerschwinger weiter darauf achtete wandte er sich an den Kapitän, ein siegessicheres Grinsen auf den Lippen. „Schaffst du den überhaupt noch, Bellamy?“ Der schenkte ihm einen unglaubwürdigen Blick und wank mit seiner linken Hand ab. „Das ist noch gar nichts.“ Nur wenige Minuten später kehrte der Wirt zurück und stellte einen sehr hübschen Drink vor den beiden Piraten ab. Die Flüssigkeit in dem Glas war eisblau, wie an einem kalten Wintertag, und stank geradezu nach Alkohol. Aber das störte weder den einen, noch den anderen Seeräuber. Da das Getränk für Bellamy bestimmt war ließ dieser sich nicht lange bitten und griff ohne zu zögern nach dem Glas. „Auf Ex.“ Die Augen der Hyäne huschten zu einem schmunzelnden Sarquiss herüber. Oh, eine Herausforderung. Das flüchtige Grinsen auf Bellamys Gesichtszügen verriet, das er die Wette annahm und kippte schon im nächsten Atemzug den Drink seine Kehle hinunter. Ohne mit der Wimper zu zucken kriegte er das alkoholische Getränk runter. Der Blonde war erstaunlich trinkfest und hatte an diesem Abend schon ordentlich zugelangt, aber wirklich mies schien es ihm trotzdem noch nicht zu gehen. Das er langsam sein Limit erreichte, entging aber auch seinem ersten Maat nicht. „Sollen wir schon mal zum Schiff zurück?“ „Wieso?“, kam prompt die verwunderte Antwort. „Hast du schon die Schnauze voll?“ „Nah. Aber es gibt da noch was, das ich dir zeigen muss.“ Irritiert, aber zeitgleich auch interessiert musterte Bellamy sein Gegenüber. Es war so gar nicht Sarquiss Art eine Feier vor deren Ende zu verlassen. Im Gegenteil, normalerweise war er einer derjenigen die bis zum Schluss blieben und auch bis dahin durchhielten. Das er jetzt schon zu ihrem Schiff zurückkehren wollte war seltsam. Aber wenn er ihm etwas zeigen wollte, vielleicht unter vier Augen – gut, seinetwegen. Feiern konnten sie einen anderen Tag noch genug. „Na schön, na schön“, kam es widerwillig zurück als der Blonde sich erhob. Der wandte sich im gleichen Zug zu den restlichen Mitgliedern der Crew um, die noch immer ausgelassen lachten, tratschten und tranken. „Oi, ich und Sarquiss sind beim Schiff.“ Die Antwort war ein Chor aus Gemurmel, und mehr bedurfte es nicht um zu sagen, das sie verstanden hatten. In der Zwischenzeit hatte Sarquiss sich an Bellamy vorbei geschoben und sich bereits auf den Weg zum Ausgang gemacht. Bellamy folgte ihm, wenn auch nicht ganz so voller Elan wie sein erster Maat. Er hatte keine Lust jetzt schon den Tag zu beenden, und das zeigte er auch ganz offen. Sarquiss fiel das zwar auf, aber er zog es vor, diesen Umstand zu ignorieren. Von allen wusste er am besten das sich ihr Kapitän daran nur hochschaukeln würde. Natürlich, sie waren alle untereinander gut befreundet – aber zwischen ihm und Bellamy war das noch einmal eine andere Sache. Sie waren eben beste Freunde und kannten sich seit sie zum ersten Mal zur See gefahren sind. Der Weg zum Schiff verlief relativ unproblematisch. Zwischendurch hatte Sarquiss auf seinen Begleiter warten müssen, da dieser ganz bestimmt zwei Gänge langsamer lief als er selbst, aber abgesehen davon gab es keinerlei Auseinandersetzungen. Zum Glück. Wenn Bellamy etwas nicht passte, konnte er schnell ruppig werden und darauf hatte der Vize gerade keine große Lust. An Bord des Schiffes angekommen führten Sarquiss seine Schritte zielstrebig über das Deck, aber irgendwann kam er nicht weiter. Er spürte einen festen, warmen Druck an seinem Handgelenk der ihn daran hinderte weiter zu gehen. Irritiert blickte er zu besagter Stelle hinab und musste feststellen, das es Bellamy war, der ihn festhielt. Wie in aller Welt hatte er so schnell zu ihm aufgeschlossen ...? „Was ist?“, erkundigte sich der Größere von Beiden und suchte den Blick seines Kapitäns. Er wusste nicht genau, wie er die Mimik der Hyäne einordnen sollte. Er wirkte nicht wütend, aber auch nicht so, als hätte er irgendetwas gesehen für das es sich lohnen würde an Ort und Stelle zu verweilen. Als nach einigen Herzschlägen immer noch keine Antwort kam wurde Sarquiss ungeduldig und riss an seiner Hand. „Lass den Schwachsinn und komm endlich mit!“ Ungewollt klang seine Stimme ein bisschen gereizter als er es eigentlich hatte erscheinen lassen wollen. So ein Mist aber auch. Der Alkohol, den er getrunken hatte, machte ihn auch schon ganz verrückt! Zu seiner großen Überraschung ließ Bellamy aber los, grummelte irgendetwas unmissverständliches und stürmte an dem Vize vorbei. Der stand im ersten Moment ein wenig perplex mitten auf dem Deck, ehe er dem Blonden folgte. Egal, wie lange er ihn kannte, manchmal konnte er ihn doch nicht verstehen. Und hätte Sarquiss gewusst, dass es Bellamy dort nicht anders ging, wäre die Situation wahrscheinlich noch komplizierter geworden. Bellamy war bereits in der Kapitänskajüte angekommen und fragte sich ernsthaft, ob sein derzeitiger Gemütszustand vom Alkohol herrührte oder schlichtweg immer noch von dem Schlag den ihm dieser verdammte Strohhutbengel verpasst hatte. Egal, was es war, es ging ihm fürchterlich auf den Geist und brachte ihn dazu, Dinge zu tun, die er bisher immer gut hatte verbergen können. Wieso ausgerechnet jetzt? Sein Blick hob sich als sein Vize eintrat und die Tür hinter sich schloss. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben das er nicht verstand, was das gerade für eine Aktion gewesen war – und Bellamy wünschte sich, das er seine Hände einfach bei sich behalten hätte. Aber jetzt war es zu spät. Am besten, er lenkte einfach vom Thema ab. „Was wolltest du mir zeigen?“ Er bemühte sich, das Murren in seiner Stimme zu unterdrücken, aber es entging Sarquiss offenbar nicht. Der druckste einen Moment unschlüssig herum. Was konnte denn so schlimm sein, dass er daraus so ein Theater machte? Normalerweise war Sarquiss ein Mann der kein Blatt vor den Mund nahm, genauso wie er. Das er jetzt nicht mit der Sprache herausrückte war doch recht bizarr. Schließlich rang er sich doch noch dazu durch, seinen Mund zu öffnen. „Ich will dir nichts zeigen“, stellte er gleich klar und trat an den Tisch der mitten im Raum aufgestellt war, „Ich habe nachgedacht, über das, was letztens passiert ist -“ Ein warnendes Knurren war zu hören. Sarquiss sah streng zu Bellamy herüber, der sich davon aber nicht stören ließ und sich stattdessen gereizt auf den Stuhl fallen ließ. „Hör zu, Bellamy. Ich denke es ist besser, wenn wir hier verschwinden.“ So ruhig, wie es eben gewesen war, so laut war es jetzt. Die Fäuste des Kapitäns donnerten auf den Tisch nieder als der Blick zu dem ersten Maat nach oben schoss. Wenn Blicke töten könnten wäre Sarquiss wahrscheinlich auf der Stelle gestorben. „Wir flüchten ganz bestimmt nicht!“ „Darum geht es nicht!“, klinkte sich sein Gesprächspartner ein und lehnte sich gegen den Tisch. „Es geht darum, das wir hier lange genug gewesen sind.“ Jetzt lag es an Bellamy den anderen Piraten verwirrt anzusehen. Er hatte gedacht, er wollte auf etwas ganz anderes hinaus... das er vielleicht fürchtete, das so etwas wie letztens noch einmal passieren könnte. Anscheinend hatte er sich vollkommen geirrt. Jetzt fühlte er sich fast schon wie ein Idiot. „He he he he, gefällt’s dir hier nicht?“ Bellamy lachte um seinen Ausrutscher von eben zu überspielen und erntete dafür tatsächlich ein Schmunzeln von Sarquiss. „Doch, schon. Aber willst du nicht auch wieder was anderes sehen?“ Er machte eine kurze Pause und lies seinen Blick durch das Zimmer schweifen. „Ganz zu schweigen davon das es in Mock Town keine hübschen Frauen gibt.“ „Sarquiss...“ Bellamys Stimme klang gedehnt als er seinen Namen aussprach. Ironischerweise schon zu ruhig für ihn. Wie eine Windstille vor einem Sturm. „Das ist also dein Problem, ja? Was ist mit Müre, Lilli und Mani?“ Die Hyäne neigte den Kopf zur Seite und stützte den Ellbogen auf dem mahagonifarbenen Tisch ab. „Du warst doch bis jetzt immer zufrieden mit Lilli?“ Der Vize musste sich eingestehen das Bellamy mit diesen Worten recht hatte. Die Blondine war so ziemlich immer an seiner Seite und genoss es auch, als eine Art Accessoire zu fungieren. Sie war keine besonders starke Kämpferin noch war sie herausragend intelligent, aber für eine nette Nacht war sie ihm bisher immer gut genug gewesen. Sein Kapitän hatte einen Punkt getroffen, den er bei seinem Vorschlag nicht bedacht hatte. Aus irgendeinem Grund hatte er nicht an ihre weiblichen Bandenmitglieder gedacht. Vielleicht war er sie aber auch einfach schon über. „Tch. Sie geht mir auf die Nerven“, sagte er schließlich nach einer kurzen Überlegung und schenkte Bellamy ein Grinsen. „Außerdem brauche ich Abwechslung. Du etwa nicht, Bellamy?“ Da war es wieder. Das charakteristische Gelächter des blonden Mannes ihm gegenüber. Dieses fast schon keuchende, rauchige Lachen das dem einer Hyäne nicht unähnlich war. Kein Wunder das Bellamy diesen Beinamen trug, er passte wirklich wie die Faust aus Auge. Als er plötzlich in schallendes Lachen ausbrach hing ihm seine Zunge über das Kinn und sein Körper bebte im Rhythmus zu dem Gelächter das an den hohlen Wänden dumpf widerhallte. Ganz automatisch fiel auch Sarquiss in das Lachen ein, obwohl sein eigenes im Vergleich zu Bellamy erschreckend normal wirkte. Ihm blieb aber abrupt jeglicher Ton im Halse stecken als er vom Tisch gezogen wurde und automatisch die Augen zusammenkniff. Er versuchte noch, sich festzuhalten, schaffe es aber nicht mehr und landete – überraschenderweise – auf etwas weichem. Der erste Maat hatte felsenfest damit gerechnet auf dem harten Holzboden zu landen, stattdessen fand er sich aber auf einer warmen Fläche wieder. Er konnte sich nicht erinnern das sie einen solchen Platz irgendwo in der Nähe des Tisches besaßen. Als Sarquiss die Augen aufschlug, wäre er fast wirklich auf dem Boden gelandet. Nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt fand er das grinsende Gesicht seines Kapitäns vor, die Zunge noch immer nicht da, wo sie eigentlich hingehörte. „Bastard! Erschreck mich nicht so!“, beschwerte er sich lautstark und sah an sich herunter. Mit Schrecken musste er feststellen, das der weiche Platz auf dem er sich befand, nichts anderes als Bellamys Schoß war. Sarquiss biss verärgert die Zähne zusammen welche unangenehm knirschten. Er war vieles von ihm gewöhnt, aber das war ihm bisher noch nicht unterlaufen. „Was soll der Scheiß?!“ Bellamy lachte und ignorierte die Verwirrung seines Vizes. „Ich dachte du wolltest Abwechslung, Sarquiss?“ Ohne das er es wollte, spürte Besagter wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Wie war er noch gleich in diese verdammte Situation geraten? Er musste jetzt die Nerven behalten, also spielte er weiterhin den gefassten ersten Maat und erwiderte das Grinsen des Blonden mit herausragenden schauspielerischen Fähigkeiten. „Ich hatte an eine andere Art Abwechslung gedacht.“ „So? Welche?“ Darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht. Es ratterte in seinem Hinterkopf damit er möglichst schnell eine gescheite Antwort fand, aber er kam nicht dazu. Ohne das er hätte reagieren können fand sich ein Paar weicher, warmer Lippen auf seinen eigenen wieder. Sarquiss konnte nicht sagen was schlimmer war: die Tatsache, das er einen Mann küsste, oder die erschreckende Feststellung das es ihm gefiel. Nein – vielleicht war es nicht so schockierend wie er glaubte. Bellamy war ein Mann, der es gewöhnt war ein guter Liebhaber zu sein. Stets nur für eine Nacht, nie zweimal mit derselben Frau und doch ... doch hatte er es geschafft seine Küsse so zu perfektionieren das sie sich jedem seiner Partner geschmeidig anpassten. Zu seiner Überraschung begann er zu genießen und die Angespanntheit wich von seinen Muskeln wie Rauch. Dann tippte eine vorwitzige Zunge gegen seine Lippen und bat um Einlass. Als ihr dieser nicht gewehrt wurde, drang sie mit Gewalt in die fremde Mundhöhle ein. Er konnte ein Keuchen hören, und nur einen Moment später wurde ihm bewusst das es aus seiner eigenen Kehle kam. Aus Reflex fanden sich seine langen Finger in dem blonden Haarschopf des anderen Mannes wieder, zerrten fast gewaltsam an ihnen – doch Bellamy schien das zu mögen. Er konnte ein Geräusch des Gefallens irgendwo zwischen dem Rascheln ihrer Kleidung und ihrem schweren Atem ausmachen. Der Geruch, die Berührung, der Geschmack – jeder dieser Faktoren ließ ihn mit jeder Sekunde die verstrich erschaudern, jeder Kontakt mit Bellamys Fingern setzte seine Haut in Brand. Und als er selbst mit zitternden Fingerspitzen über die ausgeprägte Brustmuskulatur seines Kapitäns strich die unter dem Oberteil verborgen war, wurde ihm bewusst, was er hier überhaupt tat. Mit einem plötzlich Ächzen drückte er Bellamy zurück, befreite sich von dem Kuss und den fordernden Berührungen seines Gegenübers. „Genug“, keuchte er atemlos und versuchte seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen – vergebens. Er hasste es, wenn Bellamy ihn so dominierte. Wahrscheinlich weil es ihm so sehr gefiel und er nichts dagegen tun konnte. Genauso wie jetzt. Die Hyäne ließ es nicht zu, dass Sarquiss von seinem Schoß rutschte. Der Vize fand sich plötzlich in zwei muskulösen Armen wieder die seinen Oberkörper nach vorne drückten. „Stell dich nicht so an. Seit wann bist du so ein Weichei?“ Der erste Maat konnte die Stimme seines Kapitäns nahe an seinem Ohr spüren, den warmen Atem der auf seiner Haut kitzelte, das leise Gelächter das er so gut kannte... Plötzlich drehte er den Kopf und presste seine Lippen mit erschreckender Wildheit auf die des Blonden, der den ruppigen Kuss nur zu gerne in Empfang nahm. Während des Kusses tauchte ein leichtes Grinsen auf Sarquiss Lippen auf. Verdammte Hyäne. -II- I almost told you that I loved you - Thank god I didn't ’cause it would have been a lie. Der nächste Abend war kein Unterschied zu dem vorherigen. Zumindest fast. Die beiden Piraten die in der Bar saßen hatten vor, den Akt von letzter Nacht auch heute zu wiederholen: mit dem kleinen, aber feinen Unterschied das diesmal niemand überrascht oder gezwungen werden musste. Sie wollten es beide. Dementsprechend früh verließen sie die Kneipe wieder um sich zu ihrem Schiff zurück zu begeben, und erinnerten die restlichen Mitglieder ihrer Bande daran wo sie auffindbar waren. Mit den schlichten Worten „Wir sehen uns später“ waren sowohl Bellamy als auch Sarquiss wieder von der Bildfläche verschwunden. Mit einem Grinsen folgte der Vize seinem Kapitän und wollte gerade zu einem seiner typischen Sprüche ansetzen, als er plötzlich mitten in der Bewegung verharrte. Irritiert, und auch ein bisschen panisch sah der junge Mann an sich hinab. Er kam weder vor, noch rückwärts und konnte sich keinen Zentimeter mehr rühren! Er hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Aber wieso...? „Oi, Bellamy! Oi!“, rief er den Blonden zu sich zurück, denn sprechen konnte er noch ganz gut. Er konnte auch noch wunderbar denken und ein Gesicht machen, als hätte er gerade einen Geist gesehen, aber einen Schritt nach vorne tun wollten seine Beine trotzdem nicht. „Was ist? Hast du Schiss?“ Bellamy lachte, sah kurz über die Schulter zu dem regungslosen Sarquiss, schüttelte dann aber den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung. Und dann setzte sich auch der erste Maat wieder in Bewegung. Aber ganz und gar nicht so, wie er das eigentlich geplant hatte! Sein Körper preschte plötzlich nach vorne und gegen seinen Willen zog er sein monströses Messer. Unkontrolliert fuhr es auf den Rücken des Blonden nieder – und traf. Zitternd stand der große Mann über seinem Kapitän, das blutige Messer in den Händen. Nein! Das konnte nicht wahr sein! Was war nur los mit ihm? Sarquiss atmete schwer, sah sich wie ein gehetztes Tier um. Die ersten Leute begannen sich um sie herum zu sammeln. Nein, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf, das ist ein böser Traum! Er wäre nie im Traum darauf gekommen Bellamy von sich aus zu attackieren. Sie waren wie Brüder! Mittlerweile vielleicht sogar mehr als das. Eine Affäre, ein nächtliches Abenteuer, wenn man das so sagen konnte. Niemals hätte er sein Messer gegen die Hyäne erhoben. Er konnte es einfach nicht fassen. Was war bloß in ihn gefahren das er einen seiner Nakama angriff...? Aus dem Augenwinkel sah er, wie Bellamy sich hustend erhob. Erleichterung machte sich in dem Vize breit. Wenigstens war er nicht zu schwer verletzt worden ... ein kleiner Trost. Doch was ihn wider rum schockierte war die Tatsache, das der Blonde ihn ignorierte. Stattdessen ging sein Blick direkt an ihm vorbei und fixierte einen Punkt, den er nicht sehen konnte. Er musste aber auch nicht sehen was sein Kapitän dort erspähte – seine Mimik wurde mit einem Schlag ernst. „Bellamy?“ Die Iris des Angesprochenen huschte zu seinem Gegenüber, der immer noch atemlos war. Das Messer zitterte gefährlich in seinen Händen und am liebsten hätte er es losgelassen, doch seine Finger wollten einfach nicht so, wie er es gerne hätte. „Was ist los?“, hakte er ungeduldig nach und er spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Bellamy war kein Mann der schnell ernst wurde. Im Gegenteil, er war eher jemand, der auch in schlimmen Situationen noch lachen konnte. Das er jetzt so war – „Doflamingo.“ Sarquiss Mimik versteinerte. Er hatte unbewusst die ganze Zeit ihre Umgebung ausgeblendet. Jetzt konnte er die vielen Menschen hören, die um sie herumstanden. Die panischen Stimmen, die Ehrfurcht. „Rette sich wer kann!“ „Hey lass mich los! Wird’s bald! Hey, lass uns schnell die Fliege machen!“ “Wieso kämpfen die gegeneinander?!” Unwillkürlich weiteten sich die Augen des ersten Maats als er seinen Kapitän anstarrte. Ihm lief Blut über die Schläfe und seinen linken Arm. Offenbar hatte er ihn schwerer getroffen als es zuerst den Anschein erweckt hatte. Aber jetzt konnte auch Bellamy nicht verbergen, das es ihm Schmerzen bereitete. Sie beide waren atemlos, gehetzt, aber aus vollkommen verschiedenen Gründen. Und dann waren da die Stimmen ihrer anderen Nakama irgendwo im Hintergrund. „Bellamy!“ „Sarquiss!“ „Das ist Irrsinn! Hört sofort auf!“ Ein Ausdruck purer Verzweiflung zeichnete sich in Sarquiss Gesichtszügen ab. „Ja... richtig... hör damit auf!“ Sein Griff klammerte sich fast schon zu feste um den Knauf des Messers. Er konnte spüren, wie seine Knöchel begannen zu schmerzen. „Warum tust du mir das an?!“ Und da war sie. Diese Stimme – diese gleichgültige Stimme, die er am liebsten verflucht hätte. „Wieso? Ihr fragt mich wieso? Sarquiss und Bellamy kämpfen? Nunja ... ihr habt mein Zeichen geschändet.” Ein dumpfer Aufprall signalisierte, das Doflamingos Hand auf die hölzerne Wand getroffen war. „Was denn sonst? Fufufufu“, kam es beiläufig und das Gelächter erschien kaum noch wie richtige Belustigung – mehr wie eine reine Angewohnheit. „Egal ob Sky Island existiert oder nicht. Egal, ob die goldene Stadt ein Traum ist oder real. Worum es geht spielt hier absolut keine Rolle!“ Sarquiss konnte aus dem Augenwinkel sehen wie der Shichibukai seine Arme ausbreitete und schließlich fortfuhr. „Meinungsverschiedenheiten muss man ausnutzen um zu unterwerfen! Das ist das Einzige was zählt, nicht wahr, Bellamy?“ Der Blonde sah mit zusammengebissenen Zähnen zu dem pinken Aasgeier auf seinem Fass herüber. Ganz automatisch folgte auch Sarquiss ihm mit seinem Blick. Aber was er sah, versetzte ihn in puren Schrecken. Der Marionettenspieler hob langsam seine Hand, seine wohl tödlichste Waffe überhaupt. „Ich brauche keine kleinen dummen Rotznasen wie euch damit sie für mich arbeiten.“ Ein Grinsen zeichnete sich auf Doflamingos Lippen ab als er seinen rechten Zeigefinger beugte. Und damit begann der Horror ganz von vorne. Sarquiss spürte, wie sein Körper sich wieder von alleine bewegte, und er fürchtete um das was er anrichten könnte. Er wollte das nicht! „Verdammt, mein Körper gehorcht mir nicht mehr!“ Das Messer zitterte in seinem Arm der widerstrebend zu einem Schlag ausholte. Der Vize kämpfte mit aller Macht gegen die unsichtbaren Kräfte – doch er hatte nicht den Hauch einer Chance. „Hör damit auf! Stopp!“ Ein jäher Zug riss seinen Arm nach unten. „Neeiiinnnn!“ Er sah, wie sein Messer Bellamy traf. Fast wie in Zeitlupe ging der blonde Kapitän zu Boden, blieb regungslos auf dem hölzernen Grund liegen. Blut tropfte von der Schneide des riesigen Messers und benetzte den Untergrund, der mit einem mal so kalt und leer wirkte. Sarquiss hatte das Gefühl, er würde jeden Moment ohnmächtig werden. Alles drehte sich. Er wusste nicht, was er getan hatte. Wieso hatte er es getan? Wieso? Er schluckte schwer, sah auf den Körper seines Nakama hinab. Ohne, das er es kontrollieren konnte, schlug sein Herz ihm bis zum Hals. Er konnte nicht to sein...! Nein. Ein Ausdruck puren Entsetzens zeichnete sich auf seinen blassen Gesichtszügen ab als die Waffe in seiner Hand klirrte. Am liebsten hätte er sich seine eigenen Arme abgeschlagen damit er dieses Teufelsding endlich los ließ! Noch nie hatte er seine Waffe gehasst – noch nie. Doch jetzt wünschte er sich, er würde sie gar nicht erst besitzen. „Bitte...“ Sarquiss erstarrte als sich der Körper der Hyäne rührte. „Bitte... gib mir noch eine Chance...!“ Der aufstrebende Rookie, der skrupellose Bellamy ... er kroch vor Doflamingo im Dreck wie ein Anfänger. Sarquiss konnte seinen Augen nicht trauen. Er hatte ihn noch nie so erlebt. Unterwürfigkeit war nicht die Stärke seines Kapitäns, geschweige denn, um eine zweite Chance zu betteln. Es versetzte ihm einen heftigen Stich. „Ich werde alles tun was du willst...“ Bellamy schnappte ein paar Mal schwer nach Luft und hob seinen Kopf um den Samurai der Meere direkt anzusehen. „Ich habe verloren, aber ich habe dich nie hintergangen. Ich schwöre es bei deinem Zeichen! Das ist nun mal meine Art, so bin ich eben! Schwächlinge müssen wohl unterliegen ... aber... wir werden es härter angehen damit wir deiner würdig sind!“ Doflamingo erhob sich und richtete seinen Blick gen Himmel. Es war eine sternenlose Nacht. „Mhhh, mein treuer Untergebener! Ich bin ja ganz gerührt!“ Der Shichibukai trat ungerührt an der Hyäne vorbei, die immer noch am Boden lag und ihm lediglich mit dem Blick folgte. War da vielleicht ein Funke Hoffnung? „Bellamy, das ist es, was ich so sehr an dir mag, fufufufu. Die neue Ära der Piraten steht bevor. Du kannst tun und lassen was du willst.“ Der Samurai blieb stehen und drehte sich zu den beiden Männern herum. „Aber ... ich kann dich nicht mehr gebrauchen!“ Doflamingo hob seine Hand. Sofort schrillten bei Sarquiss alle Alarmglocken. Nein! Wenn er nur weglaufen könnte – wenn er dem nur entgehen könnte ...! Irgendwie! Panisch sah er sich nach einem Ausweg um, doch es gab keinen. Sein Körper wollte ihm nicht gehorchen und die Menge versperrte jegliche Fluchtwege. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper und er spürte, wie sich sein Arm mit einer enormen Kraft nach oben Schwang um auszuholen. Sarquiss biss die Zähne und kniff die Augen abrupt zusammen als sein Messer auf den wehrlosen Kapitän niederfuhr. Er hörte das widerliche Geräusch von zerschnittenem Fleisch, das Spritzen von Blut – das Geschrei der Menge, seinen eigenen keuchenden Atem und das Blut, das ihm in den Ohren rauschte. Zitternd ließ er das Messer fallen. Endlich konnte er es los lassen. Endlich. Doch leider viel zu spät. Die Menge flüchtete. Ihre Nakama flüchteten. Sie waren ganz alleine auf dem Platz. Niemand war mehr hier. Nur noch er und Bellamy. Er wagte es nicht, seine Augen zu öffnen, aus Angst vor dem was er sehen würde. Und doch ... fühlte er sich verpflichtet seinem besten Freund die letzte Ehre zu erweisen. Zögerlich öffneten sich die Lider und fixierten den verschwommenen Punkt am Boden. Er konnte kaum etwas sehen. Ohne, das er es bemerkt hatte, waren ihm Tränen in die Augen gestiegen und versperrten ihm jegliche Sicht. Als er blinzelte, rannen sie in langen Bahnen über seine Wange und tropften auf den Boden wo sie sich mit dem Blut des Gefallenen vermischten. Der Blonde rührte sich nicht mehr. Sarquiss unterdrückte einen Laut der Verzweiflung als er den leblosen Körper seines Kapitäns zu sich herüber zog, den Kopf auf seinen Schoss niederlegte. Das Gesicht der Hyäne hatte noch nie so friedlich und noch nie so fremd für ihn ausgesehen. Er konnte nicht tot sein! Es war doch Bellamy! Bisher hatte er immer jeden besiegt, immer alles geschafft! Es konnte jetzt nicht einfach vorbei sein. Was sollte er ohne seinen Kapitän, seinen Freund... sein Leben machen? Ohne ihn fehlte etwas. Der Blonde hinterließ ein tiefes, schwarzes Loch das niemals wieder gefüllt werden konnte. Tränen fielen auf Bellamys Gesicht als Sarquiss sich nach vorne beugte und seine Lippen ein letztes Mal die seinen berührten. „Es tut mir leid.“ Ein kalter Wind wehte durch die Straßen und riss die letzten Worte mit sich fort. I almost told you that I loved you… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)