Shadow of the Day von Fianna (Draco/Luna) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Shadow of the Day Draco/Luna Luna: Endlich. Kollektives Aufatmen. Die Schlacht ist vorbei, Voldemort vernichtet. Der Schrecken hat ein Ende. Doch kein Jubel, kein Freudentaumel. Nirgendwo, hier in diesem alten Gemäuer. Gespenstische Stille. Ich sehe mich um. Überall nur Gesichter. Leere Gesichter, verstörte Gesichter, trauernde Gesichter, voller Tränen, schmerzverzerrte Gesichter. Ich schaue genauer. So viele Tote, so viele Verletzte. Das eben noch wie eingefrorene Bild taut auf, die Leute bewegen sich, da sind Schreie, so viele Schreie. Die Schreie der Verwundeten, die Schreie der Trauernden. Es ist, als ob jemand einen Film angehalten hat und jetzt den Knopf drückt, und der Film läuft weiter. Ich bin innerlich immer noch wie erstarrt. Um mich herum nur Tote, Verletzte, Trauernde. Doch wo bist du, mein Engel? Ich habe Harry sagen hören, deine Mutter hätte die Seiten gewechselt und ihm das Leben gerettet. Bist du hier irgendwo, zusammen mit ihr? Bist du überhaupt noch am Leben? Ich hoffe es so sehr. Als ich dich das letzte Mal sah, war ich eine Gefangene des Dunklen Lords in deinem Manor, war eingesperrt im Kerker deines Hauses. Du schienst dich nicht an mich zu erinnern, an unsere Freundschaft, an unsere Zeit vor Hogwarts. Ich habe dich immer geliebt, wenn auch früher nur als Bruder, und zwar aus ganzem Herzen. Meine Liebe hat vieles aushalten müssen, aber keinen Augenblick der letzten Jahre hat sie zu Schwanken gedroht. Denn ich kenne dich gut, und ich weis, dass das nicht du bist, der, der mich verspottet, der, der mich quält, der, der andere Menschen unschuldig foltert und tötet. Der, der Todesser geworden ist, ein gewissenloser Anhänger Voldemorts. Ich habe mir geschworen, wenn ich dir schon nicht helfen kann, du mich dir schon nicht helfen lässt, dass ich auf dich aufpasse, dass ich da bin, wenn du fällst, dass ich dich auffangen werde. Und ich weis, nun ist es soweit, du brauchst mich jetzt, und zwar mehr denn je. Fast ohne mein Zutun setzen sich meine Beine in Bewegung, ich renne, die Menschen um mich herum nehme ich kaum noch wahr, ich renne, suche dich. Du musst hier irgendwo sein, urplötzlich weis ich es, du lebst, du bist hier. Ich bin am Tor zur großen Halle angekommen. Ein Stück neben mir ist die Familie Weasley schluchzend um einen Leichnam versammelt, nicht viel weiter liegen Professor Lupin und die Aurorin Tonks, doch um ehrlich zu sein, registriere ich dies alles nur, ohne es wirklich wahrzunehmen. Alles in mir ist fixiert auf den hinteren Bereich. Dort, entfernt von allen anderen, sonderbar abgeschottet, sitzt du am Boden, das Gesicht in den Händen vergraben. Und meine Beine stoppen. Narzissa Malfoy: Der Krieg ist zu Ende. Ich weis nicht, ob ich froh oder traurig sein soll. Ich war nie so fanatisch wie meine Schwester Bellatrix. Bereits als Kind Fühlte ich mich viel mehr wie meine andere Schwester, Andromeda, die sie alle Verräterin nannten, weil sie es wagte, einen Muggel zu heiraten. Nur war ich, anders als Andromeda, keine Rebellin, sondern eine brave reinblütige Tochter. Auch nach meiner Heirat hatte ich nur das Wohl meiner Familie im Sinn. Ich hatte nie einen solch großen Hass auf Muggel und Schlammblüter wie die restliche Anhängerschaft Voldemorts. Arme Andromeda, ihr Mann ist tot und ich bin mir sicher, unter den Opfern der Schlacht auch ihre Tochter und deren Mann gesehen zu haben. Ein leises Schluchzen reist mich aus meinen Gedanken. Seit die Haustische wieder erschienen sind, sitze ich am hinteren Ende einer Bank, ich weis nicht, zu welchem Haus sie gehört, und es ist mir auch egal. Nicht weit von mir entfernt sitzt eine zusammengekauerte Gestalt an der Wand, das Gesicht verdeckt, nur noch der blonde Haarschopf sichtbar. Nur wegen ihm gehörte ich zu Voldemorts Gefolge, nicht, weil ich dessen Idealen folgte, nur zum Wohle meiner Familie. Eine Todesserin war ich nie. Auch wegen ihm habe ich den Dunklen Lord hintergangen, habe ihn angelogen, habe Potter das Leben gerettet. Nur für meinen Sohn. Nun, da der Krieg vorbei ist, wird es bald Gerichtsverhandlungen geben, und die, die dem Lord folgten, werden bestraft werden. Für Lucius wird sich nicht viel tun lassen. Er wird nicht so glimpflich davon kommen wie beim letzten Mal und mindestens einige Jahre in Askaban bleiben müssen. Ich habe nie das dunkle Mal getragen und niemals einen Menschen getötet, außerdem verdankt mir der Held der Zaubererschaft sein Leben, ich kann auf eine milde Bestrafung oder gar einen Freispruch hoffen. Und mein Sohn....Draco darf nichts geschehen! Er hat nichts davon gewollt, alles, was er tat, was geschah, hätte er niemals aus freiem Willen getan! Und auch ohne eine Verurteilung wird es für ihn nun schlimm genug werden. Dort an der Mauer sitzt er, weint unmerklich, jeden Schluchzer unterdrückt er so gut es geht, seine Tränen verbirgt er mit den Händen, nur das Beben seiner Schultern verrät ihn. Seine Welt liegt in Trümmern, alles, an was man ihn zu glauben gelehrt hatte, ist zerstört. Er wird es sehr schwer haben, in dieser neuen Welt ohne Voldemort und seine Todesser, ohne seine reinblütigen Prinzipien, hinter denen er sich verstecken kann. Plötzlich durchzuckt ein Bild meine Gedanken. Ein junges Mädchen, ein liebes Gesicht, goldene, lange Haare, wie ein Engel. Mira. Das Mädchen, dass ich einst als Dracos Kindermädchen einstellte. Die einzige Person, die je Einfluss auf Draco hatte, die nicht von diesem Rassenwahn befallen war. Ich hoffe inständig, dass es ihr gelang, meinen Jungen einige Werte zu vermitteln, die ihm das Leben in dieser neuen Welt, die nun kommen wird, erleichtern werden. Vielleicht hatte ich dieses Mädchen auch nur deshalb angestellt, damit Draco auch die andere Seite der Welt kennen lernt, weil ich intuitiv gewusst hatte, dass dieser Tag kommen würde. Vielleicht hatte ich auch deshalb so freimütig meine Augen davor verschlossen, dass Mira auffällig oft und lang mit dem Kleinen unterwegs war und Draco immer so glücklich über diese Ausflüge war, ohne mir jedoch jemals etwas davon zu erzählen, was sie zusammen unternahmen. Denn ich wusste sehr wohl von Miras Verwandtschaft, und genauso wusste ich von ihrer Patentochter, die im selben Alter wie mein Draco war. Und dennoch habe ich es nicht unterbunden, bis mein Mann beschloss, Dracos Erziehung selbst zu übernehmen. Damals habe ich mein eigenes Verhalten selbst nicht so ganz verstanden, heute bin ich, was das betrifft, klüger. Wieder werden meine Gedanken unterbrochen, und ohne wirklichen Grund werden meine Augen wie magisch von einem Punkt am anderen Ende der Halle angezogen. Dort, zwischen den weit geöffneten Flügeltoren, steht ein junges Mädchen und starrt zu uns herüber. Um richtig zu sein, eigentlich starrt sie nur meinen Sohn an, ohne mich zu sehen. Sie hat erstaunliche Ähnlichkeit mit Mira. Und während ich sie beobachte, setzt sie sich in Bewegung und kommt zu uns herüber, ohne den Blick von Draco zu nehmen. Luna: Da bist du, mein Engel. Ohne auf irgendwen zu achten, durchquere ich die große Halle, bis ich endlich bei dir bin. Deine Mutter, sie beobachtet mich, aber ich gehe einfach an ihr vorbei. Du hast mich noch nicht bemerkt. Vorsichtig lasse ich mich neben dir nieder. Du weinst, du versuchst es zu verbergen, aber ich merke es trotzdem. Langsam hebe ich meine Hand und fahre die über die Haare. Überrascht hebst du dein Gesicht und siehst mich erschrocken an. Deine Augen sind gerötet, deine Wangen tränennass. Du siehst verzweifelt aus, verloren. Beinahe zögerlich strecke ich meine Arme aus, ich will dich nicht erschrecken, lege sie um dich und ziehe dich an mich. Erst bist du ganz steif und verspannt, doch mit der Zeit spüre ich, wie deine Arme anfangen, mich zu umschließen. Du klammerst dich ab mich, dein Gesicht ist an meine Schulter gepresst und du fängst erneut an zu schluchzen. Alles, was du zuvor zurückgehalten hast und unterdrücken wolltest, bricht aus dir heraus. Weine nur, mein Liebling, lass es raus, ich bin ja da. Und während ich dir über den Rücken und durch die Haare streiche und dir beruhigend zurede, höre ich, was du zwischen deinen Schluchzern flüsterst: „Luna, Luna. Meine Luna.“ Immer wieder „Luna“. Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht, du erinnerst dich also noch. Ja, mein Engel, ich bin hier, ich lasse dich nicht allein. Alles wird gut, ich bin bei dir. Draco: Sie ist da, sie ist tatsächlich da. Sie hält mich im Arm, sie tröstet mich. Ich spüre ihren Herzschlag, er ist meinem ganz nah. Endlich. Ich bin zu hause. Kommentar?? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)