Destiny von Chimidoro (Ich bleibe hier, alleine.) ================================================================================ Kapitel 3: Point of no return ----------------------------- Nicht einmal die schönsten Worte der Philosophie, könnten dich beschreiben. Unglaubig sah ich ihn an, er jedoch sah nur stur aus dem Fenster, während er sein Kopf auf seiner Handfläche abstützte. Wahrscheinlich war es nicht einmal seine Absicht stur zu wirken, denn einerseits wirkte er ziemlich ruhig und entspannt, anderseits wirkte er eingeschnappt – fast schon ablehnend und beleidigt. Er schien nicht mitbekommen zu haben, dass ich ihn fragend ansah und eine Erklärung dafür haben wollte, was eigentlich jetzt in ihm vorging – Immerhin konnte und dürfte er mich nach seiner Bitte an dieser dummen Kontrolleurin doch nicht einfach ignorieren, als ob ich nicht existieren würde. In was für einer Welt lebte er denn bitte? Tz. Ich räusperte mich einmal kurz, bis er mich dann von der Seite ansah. „Hm?“, lies er von sich verlauten, und lehnte sich etwas in seinen Sitzplatz zurück. Wenn das jetzt eine Geste war, die dazu diente, dass ich besser was sehen konnte,dann war das absolut schwachsinnig. Irgendwie machte er mich gerade unglaublich wütend - nungut, ich war eh schon die ganze Zeit wütend. Es herrschte für wenige Momente pure Stille, ob es daran lag, dass ich noch wütender wurde? Fast schon eine unangenehme Stille. Mein Hals schnürte sich zusammen und ich wollte ihn wieder alle möglichen Beleidigungen an den Kopf schmeißen, wie er es überhaupt wagen konnte mich so… mich so zu ignorieren! Auch wenn es ziemlich überheblich vor kam, bestand ich darauf, dass er mir gefälligst seine Aufmerksamkeit schenkt! Immerhin hätte er mich vorher fragen können, ob ich wollte, dass er einen neuen Platz bekam, oder ob mich seine Anwesenheit nervte. Und ja, sie nervte mich. Gerade jetzt am gewaltigsten, denn dieses ignorieren konnte ich schon seit der Grundeschule nicht ab. Da fragte man irgendwelche Klassenkameraden nach etwas, dann waren die ganz in ihrer eignen Welt versunken und man bekam keine Antworten. Genauso bei den ganzen Lehren - wofür werden die eigentlich bezahlt? Wie auch immer, eventuell hätte ich mich auch verziehen können und hätte vielleicht einen Platz am Fenster ergattern können. Man haette doch mit mir sachlich darueber reden koennen… denke ich zumindest. Verhielt ich mich wirklich so schlimm, dass er sich unbedingt weg setzen wollte? Seine stille und ablehnende Haltung reizten mich und verunsicherte mich im nächsten Moment, denn seine ebenso ruhige und entspannte Art, hatten fast schon was Beruhigendes. Ich wusste, ich war nicht gerade höflich zu ihn, und ich gab ihm für jede erdenkliche Möglichkeit die Schuld an allem; selbst, wenn jetzt der Zug stehen bleiben würde ohne einen Grund – so abwegig es war, ich hätte ihn die Schuld zugeschoben und natürlich auch meine Laune. Ob es nun völlig übertrieben war oder nicht, das war für mich nicht wichtig gewesen – Hauptsache er wusste, wie sehr ich seine Anwesenheit misswilligte, jedoch wollte ich nie, dass er von meiner Seite wich. Ich wusste selbst nicht, was gerade mit mir los war. Anderseits wünschte ich ihn an die andere Seite der Welt, anderseits war er gerade die einzige Person die bis eben noch bemüht war, mit mir zu reden – zu kommunizieren und nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen. Ich seufzte, und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Wenn dich meine Anwesenheit so stört, dann hätte ich mich auch gleich woanders setzen können“, meinte ich patzend und ich konnte meinen verletzten Unterton nicht überspielen, so sehr ich es auch gerade wollte. Aber mal ehrlich, wieso zum Teufel musste er mich in so eine peinliche Lage bringen? Jetzt dachte diese Kontrolleuren ich wäre ein Störenfried und sie würde mich nach dem nächst Besten Ereignis hochkantig aus dem Zug schmeißen und nun bekam er wohl möglich einen neuen Sitzplatz. Einen besseren, weil überall wo ich ja nicht bin, war es tausend mal besser als hier – neben mir. Arschloch. Er seufzte und drehte sich dann zu mir um. „Ich denke, ich soll gehen?“, meinte er fast schon wehleidig, als wolle er gar nicht weiter mit mir reden, als wäre es nur eine Verschwendung von Zeit, mit mir zu reden. Zumindest klang es in meinen Ohren stark danach. Ob es ihm vielleicht anders zu mute war, blendete ich aus. „Das hab ich doch gar nicht gesagt!“, verteidigte ich mich und im selben Moment könnte ich mich schon wieder selber für diese Worte Ohrfeigen, denn ich konnte das zittern in meiner Stimme nicht überspielen. Nun drehte er sich ganz zu mir um, ich wusste nicht, wie ich seinen Blick richtig einschätzen sollte, ob er mich nur eindringlich mustern wollte, oder ob er meine Reaktionen sehen wollte – vielleicht wollte er auch einfach meine Gedanken lesen. Ob er es gerade heraus hören konnte? Ich wusste nicht, was er wollte, jedoch stockte ich im nächsten Moment. „Du willst, dass ich bleibe?“, in seinem Gesicht wirkte ausdruckslos, jedoch nicht wütend, aber auch nicht fröhlich. Wahrscheinlich sah er mich einfach so an, ohne jegliche Gedanken, was er damit ausdrückte oder wie es auf mich wirkte. „Bitte?“, fragte ich ihn ungläubig und zögernd. Ich verstand nicht, warum er mich dies jetzt fragte. „Ruki, willst du das ich gehe oder bleibe?“, fragte er nochmal, sichtlich mehr Nachdruck und direkter. „Tse…“, ich seufzte kurz und überlegte was ich noch erwidern konnte, außer dieses lausige Geräusch. „Angenommen…“, ich überlegte kurz weiter. „Angenommen Jemand anderes würde sich neben mich setzen, und er würde mir so auf die Nerven gehen, sodass wir uns in den Haaren kriegen, spätestens dann würde mich die Kontrolleurin doch rausschmeißen. Die denkt doch jetzt, ich hätte sie nicht mehr ganz!“, meinte ich und wand bewusst den Blick den Braunhaarigen ab. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er eine Augenbraue verwundert hochzog und mich fragend ansah. „Meine fresse… bist du oder ich hingefallen? Das war doch ein deutliches ‚ja‘!“ , seufzte ich nun, nachdem die Worte wie ein heimliches Geständnis klangen. Geständnis, dass ich ihn neben mich sitzend haben wollte, statt Jemand anderes. Ich sah wie er anfing zu lächeln, als wäre es ein wahres Liebesgeständnis gewesen. Tse, er sollte sich daraufhin nichts einbilden, immerhin duldete ich seine Anwesenheit gerade noch so. „Hör auf zu grinsen, das nervt.“, meinte ich genervt und stützte meinen Kopf wieder auf meine Handfläche ab. Wann kam eigentlich diese Kontrolleurin wieder? Immerhin hatte ich noch immer Schmerzen und jetzt wo es Aussicht auf Besserung durch Tabletten gab, wollte ich diese unbedingt haben. Jetzt. Ich sah ihn noch immer lächelnd aus dem Fenster schauen. Was habe ich nur getan… Das war doch quasi so, als ob ich ihm ein Kompliment gemacht habe. Als ob ich ihn quasi dazu angebettelt hätte, zu bleiben, aus dem lächerlichsten Grund überhaupt. Ja, was habe ich nur getan… Ich lies mich weiter in meinen Platz sinken, bis die wohl bekannte Frau, sprich die Kontrolleuren, wieder zurück kam. Sie hatte wieder dieses unglaublich aufgespieltes Lächeln, und ich vermutete, dass egal was man sagen würde, sie noch immer dieses Grinsen im Gesicht haben würde. Nicht einmal ein Off-Knopf würde es ausstellen können. Mir wurde übel… „Hier sind die gewünschten Tabletten“, sie legte mir dazu noch eine Flasche mit Wasser hin und die besagten Tabletten. Es waren insgesamt 2. Zwei. Das war doch wohl ein schlechter Witz! Das ich jetzt nichts zu verlangen hatte, wusste ich, dennoch kotzte es mich an. Da fährt man ewig lange und dann bekam man für dieses unglaublichen Schmerzen nur ZWEI Tabletten. Ich fühlte mich verarscht und jetzt kommt mir nicht mit „So sind die Vorschriften, mehr als zwei können wir ihnen nicht vermitteln“, wen wollen die das denn bitte erzählen? Oder von wegen, es würde dann nicht helfen und wenn man zu viele nimmt, könnte der Körper immun gegen dieses Mittel werden. War doch alles Hirngespenster! „Danke“, gab ich kurz angebunden zurück und bemerkte, wie sie mich insgeheim böse anfunkelte, weil ich ja ach so unzufrieden war mit der Menge des Mittels. Soll sie doch, dann guckte ich sie einfach zurück böse an. Was sie konnte, konnte ich schon lange. „Sir? Wir hätten einen.-„ Sie wurde geschickt von ihm unterbrochen. „Danke, aber ich denke, dass ich eher hier bleiben werde. Entschuldigung für die Umstände, die ich ihnen bereitet habe“, lies er verlauten und lächelte sie ebenso entschuldigend an. Man sah ihr an, dass sie ganz hin und weg von dem „Klang“ seiner Stimme war, denn anscheinend hatte sie nicht einmal verstanden, was er gesagt hat. Ach mir egal, war ja nicht mehr mein Problem. Jetzt hatte er sie am Hals und ich konnte abwarten, bis dich die ersten Wirkungen der Tabletten zeigten. Sie würden zwar nicht die ganze Zeit anhalten, jedoch war ich zuversichtlich, dass ich die restlichen Stunden einfach überbrücken werde, indem ich schlafe. Ich seufzte und lies mich wieder in meinen Platz sinken. Wohlersonnen schloss ich meine Augen, aber irgendwas störte mich gerade gewaltig. Dreimal dürftet ihr raten, was oder wer es war, dass mich gerade um die Nerven brachte. Und nein, diesmal war es nicht ein gewisser Braunhaariger Kellner, diesmal handelte es sich um eine aufgetakelte Tussi. Bingo. Die Kontrolleurin. Ich seufzte genervt, als sie zu mir blickte, als hätte ich es verdient, diese Schmerzen zu haben. Ach egal. „Wir hätten einen Platz für ihnen, sogar in der First class!“, meinte sie begeistert und lächelte ihn an. Man kleine! Sah man nicht, dass er schwul ist? Da braucht man sich gar keine Hoffnungen machen. „Wissen sie, ich denke es ist besser, wenn ich mich bei meinen kleinen Freund bleibe.“, meinte er und ich zuckte zusammen. ¨Kleinen Freund¨? Dafür hat er sich jetzt erst einmal einen kräftigen Tritt in den Schienbein verdient. Das hatte er sich jetzt wahrlich verdient. Er lächelte mich schief an, und rieb sich unbemerkt über sein geschädigtes Knie. Ich hoffte, es tat so richtig weh. Er räusperte und nahm schlagartig meine Hand ehe ich überhaupt realisieren konnte, was diese Aktion sein sollte, denn auf Händchen halten stehe ich am aller wenigstens bis hin gar nicht. „Ich meine, meinen Freund“, er lächelte mich an, als würde er gerade mit mir… flirten wollen? Hatte er nicht mehr alle Tassen im Schrank? Ist bei ihm die Birne durchgeschlagen? Was sollte zum Teufel? Ich stützte meinen Kopf mit meiner anderen Hand ab, senkte meinen Blick gen Boden, als würde ich mich gerade für etwas schämen. Und ja, das tat ich in der Tat. Das Gesicht der Kontrolleurin wollte ich mir nicht ansehen. Es war beschämend genug, dass nicht nur sie es mitbekam, sondern auch alle anderen, de um uns herum saßen. „Oh.. na gut, sollten sie etwas benötigen, dann kommen sie einfach zu mir“, meinte sie, und ich konnte deutlich heraus hören, wie sie den letzten Teil ihres Satzes nicht aussprechen wollte. Ich konnte bereits die Anderen aus dieser Zugabteilung hören, wie sie leise tuschelten. Es kam mir wie in meiner Heimat vor. Alles was in der Stadt passierte, bekam jeder mit. Die Augen und die Ohren waren in jeder Stadtabteilung verbreitet, sodass man schwer Dinge für sich behalten konnte. Selbst als ich mir die Haare Blond gefärbt hatte, war ich eine Weile das Gesprächsthema. Meine Mutter hatte mich beinah zwingen wollen, die Haare wieder schwarz zu färben. Ja, ich hasste es, wenn andere über mich redete oder schlecht dachten. Aber das hatte ich doch bestimmt schon einmal erwähnt, oder? Ich atmete einmal tief ein, hörte die Schritte der Frau. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie weiter weg ging. Sofort schnellte mein Blick zu dem braunhaarigen, der noch immer meine Hand hielt. Ruuuhig, Ruki. Nicht aufregen. „Ich fass es nicht…“, kam aus meinen Mund und ich wollte ihn am liebsten auseinander nehmen, schon allein wie er mich einfach so ansah, als wäre es nichts gewesen. „Hast du nichts anderes zu tun, als mich für dein schwulen Dasein zu benutzen?!“, ich wollte in diesem Augenblick den Griff lösen, jedoch umfasste er mein Handgelenk. Ich hätte nicht gedacht, dass er mich so fest hielt. „Nu beruhig dich doch“, meinte er, machte keine Anstalten mein Handgelenk los zu lassen. Er ließ sich im Sitz weiter sinken, wand seinen Blick von mir ab, jedoch nicht seine Hand. „Ich schreie, wenn du mich nicht sofort los lässt“, drohte ich ihn – und ja, es war lächerlich, wie ich mich hier wehren wollte. „Machst du nicht“, es kam ein nüchternes Lachen seinerseits und ich fühlte mich auf eine gewisse Art und Weise wieder einmal ertappt – ich konnte, und ich werde es auch tun, auch wenn es Kinderkarten Niveau war! „Eins...“, fing ich an zu zählen und machte eine kurze Pause. Nichts geschah. „Zwei…“, setzte ich fort mit dem zählen, wartete einige Sekunden geduldig, jedoch passierte nichts. Er sah mich nicht einmal an. Ich konnte jedoch sein grinsen sehen. Machte er sich lustig über mich? „Und…“ In diesem Augenblick wollte ich gerade Luft holen und legte mir bereits gedanklich die Worte die ich ihn an den Kopf werfen würde, zurecht. ganz gleich was die anderen darüber dachten. Das einzige was ich ihn diesem Augenblick vernahm, waren seine Lippen, die über meine streiften. Sein Duft, den mich schon die ganze Zeit verfolgte. Seine Augen, die mich viel zu eindringlich musterten. Einige seiner Haarspitzen kitzelten mein Gesicht. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen, ich traute mich nicht zu atmen oder etwas zu sagen, nicht einmal den Blick abzuwenden. Er hatte mich quasi in einer Ecke gedrängt und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wieder einmal wie eine Maus in einem Käfig. Nicht einmal nachdenken, was er gerade getan hatte, traute ich mich nicht. Ich bemerkte nicht, wie er mein Handgelenk los lies, jedoch dass er sich langsam von mir entfernte. Selbst dieser dazu gewonnene Abstand, war viel zu nah gewesen. „Lass… mich los“, meinte ich leise, zischend bis er meinem Ohr näher kam. „Das habe ich doch schon längst…“ Ich wusste, dass er mich in diesem Augenblick wieder einmal musterte. Er wollte wissen, wie ich darauf reagieren würde, ob ich ihn dafür eine Ohrfeigen würde, ob ich es bereuen würde, ihn gebeten zu haben, zu bleiben oder ob ich wieder einmal dabei war jegliche Schimpfwörter die mir einfielen, an den Kopf zu werfen. Ich selber jedoch wusste nicht einmal, wie ich reagieren sollte. Ich tat nichts. Und ich fühlte auf einmal nur Schmerzen in meiner Brust, ganzgleich was für Schmerzen ich am Rücken hatte, die Brustschmerzen waren schlimmer. Ich war dabei, meine Fassade zu verlieren und das aller wenigste was ich wollte war, dass er mich ohne diese Fassade sah. Ich wollte nicht gegen ihn verlieren, denn ich wusste, er würde sich nur über mich lustig machen. Ihn machte es nichts aus, wenn andere ihn schief musterten, es ließ ihn vollkommen gleich als würde so etwas gar nicht einmal nieder schmettern. Er ließ nun vollkommen von mir ab und ließ sich in seinem Sitz sinken. Ich tat es ihm gleich. Ich wollte irgendetwas sagen, jedoch wusste ich nicht was und auch nicht warum oder worüber. „Entschuldigung, tut mir leid, Ruki. Aber das Schreien hätte mehr Aufmerksamkeit auf dich gezogen, und das... wolltest du doch nicht? Du möchtest nicht, dass andere dich sehen, oder Ruki?“ Ich schüttelte den Kopf. „Vergiss, was ich gesagt habe. Lass mich einfach in Ruhe.“ Ich war mir nicht sicher, ob er diesen Satz hören konnte, ich selber konnte ihn kaum verstehen. Ich schloss meine Augen, lies dem Gefühl zu weinen, nicht nach. Wahrscheinlich hatte er sogar recht gehabt, dass mein Vorhaben gewagter war, als ich dachte. Ich seufze und das einzige was ich wollte was, dass ich endlich in Tokyo ankommen würde. __________________________________________________ GGf. Suche ich noch eine Beta-leserin! Bitte bei mir melden, wenn interesse besteht :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)