Destiny von Chimidoro (Ich bleibe hier, alleine.) ================================================================================ Kapitel 1: I won't forgive you. ------------------------------- Sichtlich angepisst schmiss ich mein ganzes Gepäck auf das verschmutzte Bahngleis nieder, um mir gleich danach mit meinen kalten Fingern missmutig durch meine Haare zu fahren. Ich schnaubte einmal in dieser Kälte und zündete mir schon ungeduldig meine - was weis ich wie vielste - Zigarette an diesem Morgen an. Dabei musste ich auch noch schmerzlich feststellen, dass ich auch nur noch ein paar Zigaretten übrig hatte, und diese mussten erstmal für den ganzen restlichen Tag reichen - bis ich in Tokyo ankommen sollte. Dazu kam es noch, dass in Tokyo alles viel teuer war, als hier, also war es nur eine Frage der Zeit, bis sich dann auch mein restliches Geld auflösen würde, welches ich noch bei mir hatte. Schöner Mist.... So wie es schien häuften sich die Probleme nur von Minute zu Minuten. Mein Zug hatte auch noch zusätzlich schon 25 Minuten Verspätung, das hieß, dass ich ganze 25 Minuten länger als nötig in dieser Kälte stand und meine Stimmung wohl mit dem Wetter verglichen werden konnte, denn es herrschten minus Grade! Es war schon minus fünf Grad. So was gab’s in Japan ganz selten. Musste wohl was mit dem Klimawandel zu tun haben… Aber was kümmert mich das schon… Das hielt doch kein sterblicher aus und ich wagte zu bezweifeln, dass ich es noch weitere 60 Sekunden noch aushalten konnte ohne gleich einen richtigen Wutanfall zu kriegen. Innere Wutanfälle hatte ich schon genug. Gut war es, dass es nicht nur mir so verdammt scheiße dabei ging, „Inakzeptabler Service hier!“, schimpfte wenige Meter von mir entfernt eine ältere Frau und ich konnte ihr nur still schweigend zustimmen. Dass ich kurz zustimmend nickte, bemerkte ich gerade selbst nicht. Ich spürte schon gar nicht mein Gesicht mehr, nur manchmal wenn ich die Zigarette an meinen Lippen ansetzte. „Jetzt mach schon…“, murmelte ich in meinem dicken Schal, ehe ich dann davon abließ und wieder einen Zug von meiner Zigarette nahm. Aber als hätte mich der Zugfahrer gehört, hörte ich keine 30 Sekunden später den Zug endlich einfahren und das viele erleichterte (oder auch weniger erleichterte) aufatmen von den rum stehenden Menschen um mich herum. War’s vielleicht Kami? ... Naja, egal, wichtig war nur, dass der blöde Zug endlich da war und ich mich aufwärmen konnte und nebenbei dann noch den ganzen Schlaf nachholen konnte, welchen ich die letzten Tage einfach nicht bekam. Ich fühlte mich wirklich schwach und extrem ausgelaugt wie noch nie zuvor. Als hätte ich ein Marathon gelaufen, fühlten sich meine Beine wie Blei an. Ein Glück hatte ich ja noch das Geld vom vorherigen Tag übrig und konnte vorhin noch einiges von meinem Konto abheben, damit ich nicht ganz so blank dastand. Wobei dieser verdammte Angestellte einiges an Entschädigung aufkommen sollte, immerhin hatte er mindestens die hälfte an Schuld mitzutragen, dass meine Mutter so hysterisch wurde! …. Oder etwa nicht? Wer hatte denn den Wein auf ihr Kleid verschüttet? Also ich sicherlich nicht! Wahrscheinlich sackte meine Mutter auch noch einiges für ihr versautes Kleid und den „Unannehmlichkeiten“ ein, mich ließ man ja dezent außen vor. Scheiß drauf ob ich nun rausgeworfen wurde und auf der Straße leben muss. Du scheißt einfach drauf, dass mein Outing ein kläglicher Reinfall war. Vielen lieben Dank, Kami. Naja, wenigstens hatte ich Glück mit meiner Zugkarte, die günstig war aber dennoch würde meine Fahrt unglaublich lang werden, denn es ging für mich geradewegs nach Tokyo. Die große Stadt, hingegen war mein Dorf echt ein Witz. Eigentlich wollte ich ja schon immer mal nach Tokyo… Aber so ohne Plan war es echt schwer. Aber dank den ganzen Strapazen konnte ich selbstverständlich nicht schlafen und grummelte stattdessen die halbe Nacht an einem Masterplan für die nächsten Wochen, so kam ich einfach auf Tokyo. Mal ganz außen vor gelassen, dass ich das alles unter Tränen tat. Ich kann es einfach noch immer nicht fassen. Meine Mutter war über Nacht nicht Heim gewesen, dafür schmiss sie mich gleich mitsamt meinen gepackten Koffern aus dem Haus und das am frühen Morgen, obwohl es noch stockfinster gewesen war. Ich hockte dann erstmal die restliche Wartezeit in einem Cafe und versuchte zu frühstückten um ein wenig zu Kräften zu kommen, war ja bitter nötig gewesen. Aber leider fühlte ich mich kein Stück besser. Ich glaube, es lag ein wenig an meinem jugendlichen Leichtsinn, dass ich es so gelassen sah, aber ich war einfach froh, wenn ich endlich weit weg war und lernen konnte auf eigenen Beinen zu stehen. Es war quasi ein neues Abenteuer! Meine Mutter meinte eh immer, ich müsse eigene Erfahrungen machen, ich solle mir etwas zutrauen… und so weiter…. Ich hatte also die große Chance es mir selbst zu beweisen. Und ich war quasi ein freier Mensch! Notgedrungen hatte ich ja noch immer dann meine wenigen Kontakte in Tokyo die ich durchs Internet geknüpft hatte. Von den meisten wusste ich eigentlich nur das nötigste. Einige hatte ich aber schon so was wie eine Freundschaft aufgebaut, leider wusste ich von niemanden wie sie richtig aussahen, noch wie sie eigentlich richtig hießen, immerhin gab man sich in Foren oder Chatrooms’ nur „Nicknamen“, daher hatte ich auch einen. Ruki. Kurz und Knapp, wie ich es immer mochte. Diesen Nicknamen, den ich mittlerweile wirklich als einen normalen Namen empfand, verwendete ich so gut wie überall, auch jeder, der mich kannte, nannte mich so, war auch besser so... Wer mochte schon seinen eignen Namen? Teilweise waren Japanische schon ein wenig ungewöhnlich, aber Ruki gefiel mir. Ich bekam außerdem den super coolen Nicknamen von Reita. Reita, der schon etwas länger in Tokyo lebt, so weit ich mich richtig entsinnen konnte. Er schien mir eigentlich auch recht nett zu sein, ein kleiner Draufgänger und er war genauso direkt wie ich. Ich mochte ihn, so als Kumpel. Immerhin hatte er mich auch aufgebaut und dazu gebracht mich zu outen, jedoch war das wohl einfach nur eine scheiß Idee gewesen. Somit war es doch quasi eine Selbstverständlichkeit, dass er mir etwas schuldig war. Ganz einfach. Nur blöd, dass ich erstmal so was wie ein Internet Cafe suchen musste. Und ich weiß auch nicht, ob ich jetzt noch genug Geld auf dem Handy hatte, um ihn irgendwie zu erreichen. Musste ich später mal nachschauen… Wie auch immer. Jetzt konnte ich mich erstmal auf eine Fahrt von zehn Stunden freuen. Juhu. Ironie lässt Grüßen. Seufzend warf ich die Zigarette weg, nahm meine Koffer wieder vom Boden und drängelte mich als blonder Zwerg durch die Türen in den viel zu vollen Zug, denn wie es schien, wollten ziemlich viele Menschen raus, auch wenn es mir unerklärlich war wieso so viele Menschen hier ausstiegen – es war hier doch quasi nur ein armes kleines Dorf. Nicht mal Sex Pot Revenge Sachen gab es hier zu kaufen. Musste ich immer via Internet bestellen… Konnte man mal sehen, wie man völlig von der eigentlichen Zivilisation abgeschottet war. Naja, wetten wir, dass die Hälfte der Passagiere eh kein Fahrticket besaßen? Meins konnte ich ja noch gerade so von meinem Geld kaufen, aber die meisten halten es ja nicht mal für nötig, sich an die Gesetze zu halten und fahren stattdessen schwarz. Säcke. Mann, und wo war jetzt mein Platz? Ich hatte ihn mir doch ganz am Anfang gemerkt…. Ich wusste zwar, dass ich im richtigen Wagen einstieg jedoch hatte bei mir die Kälte anscheinend bleibende Schäden verursacht. Ich wusste einfach nicht mehr wo mein reservierter Platz war. Ich musste wohl möglich wie ein kleines verzweifeltes Kind wirken, welches glaubt, Gott habe sich gegen einen gestellt. Aber ehrlich gesagt, so fühlte ich mich auch gerade. Erst schmiss mich meine besch…bescheidene Mutter raus, dann stand ich hier eine knappe halbe Stunde in dieser Kälte länger und jetzt wusste ich nicht mehr meinen Platz für den ich ja auch noch separat bezahlt hatte! Wie würde sich bitte ein Anderer denn fühlen?! Sicher nicht minder angenervt mit einem Hauch von Verzweiflung. Ich ging unsicher und mit etwas wackligen Beinen durch den langen Gang, überlegte währenddessen angestrengt nach, obwohl das mit den Kopfschmerzen und dieser Lautstärke Im Zug, ziemlich schwer war. Trotzdem half es ja nichts in solch einer Situation in Selbstmitleid zu verfallen. Ich blieb kurz stehen und hörte wie eine ziemlich tiefe Raucherstimme aus den Anlagen ertönte und irgendwas von wegen ‚*Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten’ vor sich hin murmelte. Es wurde auch noch angesagt, dass der Zug in wenigen Augenblicken losfahren wird, … Tija, hatte wohl noch einiges an Zeit aufzuholen? Wie immer wenn ich überfordert war oder ungeduldig wurde, fuhr ich mir einmal hastig durch mein blondes Haar, auf eine gewisse Art und Weise, war es schon eine nervige Angewohnheit, so wie das ständige spielen mit meinen Ringen oder Armbänder. Ich sah ungeduldig auf jede Nummer, manche aber überflog ich und bei manchen wurde ich stutzig ob es nicht meine sein konnte. War es vielleicht 64… oder 84? Oder 68? Seufzend blieb ich letzten Endes mitten im Gang stehen, um mir meine Fahrkarte beziehungsweise Reservierung anzusehen, auf der meine Sitznummer stand, da ich anscheinend selbst einfach nicht drauf kommen konnte. Nur blöd, dass ich diese anscheinend auch noch verlegt hatte. Ich seufzte wieder mal laut genervt. Und wenn mich jetzt jemand blöd ansah, werde ich mit Sicherheit nichts verkneifen. Ich sagte ja schon nichts, dass diese blöde Zugverspätung an meinen Nerven gezogen hatte. Ich begann nacheinander alle meine Hosen- und Jackentaschen mit noch immer zittrigen Fingern zu durchsuchen. Unruhe oder gar Panik stieg in mir auf, da dieses dumme Ding Papier einfach nicht auffindbar war. Nicht, dass sie mir gerade noch geklaut wurde! Das hätte mir echt noch den Rest gegeben, ehrlich. Ich vergaß sogar völlig, dass ich mitten im Gang stand und leider nicht alleine im Zug war, denn dieser war, wie ich schon erwähnte, volle pralle voll, auch wenn es ein wenig übertrieben klang. Daran wurde ich aber gleich ziemlich schmerzhaft von einem nicht gerade schlanken Mann erinnert, welcher mich von seiner Statur lustigerweise an einen Sumoringer erinnerte. Ich weiß, in solchen Momenten ist es einfach ungemein unpassend so über fremde Menschen herzuziehen aber bei dem machte ich einfach mal eine Ausnahme und warf all meine Höflichkeiten über Bord, zumindest gedanklich sollte es mir ja noch erlaubt sein. „Hey du, lass mich durch!“, hörte ich ihn sagen und ehe ich mich versah und etwas patziges zurückgeben konnte, schubste mich der Mann brutalerweise zur Seite, sodass ich schmerzvoll mit meinem Rücken gegen einen der Sitzkanten stieß. Verdammt tat das weh! Mitten ins Kreuz. Was für ein Dreckssack! Geh sterben, geh verrecken! „Eh..“, stieß ich keuchend heraus und hätte ihn im nächsten Moment am liebsten eine reingeschlagen auch wenn er zwei Köpfe größer war als ich und mindestens vier mal breiter war als ich. Doch dummerweise verlor ich das Gleichgewicht und landete auf allen vieren auf dem Boden mitten im Gang. Ich hatte Glück, dass ich mir nicht noch meinen Kopf an einem Sitz stieß, da genau einer neben mir war, der sich wenige Momente als meiner herausstellte. Neben mir lag meine Fahrkarte, die anscheinend aus meiner Jackentasche gefallen war, die die Selbe Reservierungsnummer wie der Sitz aufzeigte. Glück im Unglück, oder wie man dazu sagte. Dabei hätte ich schwören können, dass ich schon mehrere Male in meiner Jackentasche suchte. Jedenfalls, falls es Jemanden interessierte, war es also doch Nummer 64 gewesen… „Alles Okay bei dir?.… Willst du dich nicht hinsetzen?„ Ich zuckte kurz zusammen, denn diese Stimme kam mir überraschenderweise bekannt vor. Wann traf man bitte auch Jemanden den man kannte im Zug, der gerade wegs nach Tokyo fuhr? „Sonst tritt noch jemand auf dich.“ Bitte was? Wollte er mich jetzt verarschen? Ohne aufzustehen sah ich hoch und bekam schlagartig die Antwort, die mich gleich aggressiver werden ließ. Er! Er war Schuld an allem! Er war Schuld daran, dass ich hier lag und daran, dass ich überhaupt in diesem Zug war und wahrscheinlich auch daran, dass es hier so kalt war und dass meine Haare heute nicht saßen. Er war einfach an ALLEM Schuld und jetzt sollte ich mich anscheinend neben ihm setzen?! „Hallo?“, er stupste mich mit seinem Fuß an, und ich fühlte mich gleich eine Spur mehr von ihm verarscht. „Geht’s dir gut?“. Einen Moment lang starrte beziehungsweise musterte ich meinen Gegenüber abschätzend, da er diesmal keine Brille oder einen Anzug trug, sondern ein normales weißes Hemd, darüber eine dünne Jacke, mit einer schwarzen Jeans an hatte, schien er gleich um einiges jünger zu sein als ich ihn im Restaurant zum ersten Mal sah. Ihm schien allerdings die Kälte rein gar nichts auszumachen. Oder war ich nur der Jenige, der sich die Kälte einbildete? Nee. Ich hab doch beim Kaffee das dumme Radio Gelaber anhören müssen! Schnell nahm ich meine Karte, ehe man diese doch noch klaute, stand auf und…. verflucht hatte ich Rückenschmerzen! Ich keuchte kurz vor Schmerzen auf, und schwankte kurz auf meinen wackeligen Beinen ehe ich mich ein wenig an dem Sitz abstützte. Dazu kam, dass mir durch das zu schnelle Aufstehen schwindlig wurde. Schlafmangel lässt grüßen, oder wie man dazu sagte… Ich versuchte mir natürlich nichts anmerken zu lassen und überspielte für kurze Zeit das Gefühl mich übergeben zu müssen, obwohl ich mir unsicher war, ob es nun wegen des schnelles Aufstehens und dem Schlafmangel war oder weil ich in sein Gesicht blicken musste. Den Gefallen mich Öffentlich diese Blöße zu geben, tat ich ihm ganz sicher nicht. Es war schon schlimm genug, dass er alles im Restaurant mitbekam und auch, dass er mich in so einer Situation wieder sah. Nun stand ich da, sah mies gelaunt zu ihm und überlegte, was ich tun sollte. Alles auseinander zu nehmen war keine Lösung und auch anzufangen wie ein verweichlichter Junge zu heulen auf Grund meiner Rückenschmerzen und Peches kam sogar weniger in Frage. Ich musste da jetzt einfach durch wie es schien. Plötzlich stand er genau vor mir! Ich fuhr erschrocken herum, als er dann auch noch seine warme Hand auf meiner linken Schulter legte. Was sollte denn das jetzt auch eigentlich?! Annäherungsversuche? Ich verzog merklich mein Gesicht, jetzt betatschte mich auch noch diese männliche Schlampe von der ich nicht mal den Namen wusste – und es auch nicht wollte. „Hey, ist alles klar bei dir? Du siehst irgendwie blass aus. Hast du dir weh getan?“, fragte er mit einem besorgten Unterton du nahm dann etwas zögerlich seine Hand weg, da er wohl realisierte, dass man mich lieber nicht anfassen sollte. Blond = gefährlich. „Was? Alles gut. Nichts passiert.“, wink ich gerade noch so ‚lässig’ ab, auch wenn es gar nicht den Tatsachen entsprach. Der Blick mit dem er mich ansah war irgendwie undefinierbar, als wüsste er, dass ich ihm gerade ins Gesicht log... Ach, ich klang aber auch gerade wie ein Mädchen! „Dann setz dich schon mal, ich helf’ dir mit dem Gepäck“ Ich tat es ihm gleich, und setze mich wortlos auf den Platz neben seinem. Er hatte zwar gut deutsch die bessere Karte gezogen, denn er saß am Fenster, aber das sollte mir egal sein. Etwas anderes als stumm drüber hinwegzusehen blieb mir auch nicht übrig. Nur war ich jetzt auch noch gezwungen, ihn vom Augenwinkel aus anzusehen, sollte ich aus dem Fenster blicken wollen und das würde ich in den 10 Stunden sicher einige Male tun. Dabei fand ich gerade das während den Zugfahrten am angenehmsten um die Zeit tot zu schlagen und man konnte gut seinen Gedanken nachhängen… Währenddessen legte der Fremde meine Koffer auf die Ablage ab, worum ich ihn wohlgemerkt kein Stück gebeten hatte. Ich hätte es auch sicher selbst gepackt, keine Frage. Auch wenn ich klein war, hieß das noch lange nicht, dass ich meinen eigenen Koffer nicht auf die Ablage bekam. Aber wenn er darauf bestand… Als er mein ganzes Gepäck verstaute kam er mit wieder auf mich zu, beziehungsweise seinen Platz. Jedoch gab es kaum einen halben Meter Abstand zwischen den gleich davor stehenden Sitzplätzen, sodass wir uns Näher waren, als es mir lieb war. Ich hätte zwar anständigerweise aufstehen können um den engen Körperkontakt zu vermeiden, und um ihm Platz zu machen, aber dazu war ich gerade noch zu angenervt, was auch mein giftiger Blick noch einmal verdeutlichte, was aber durch den Aufprall zurück zu führen war. Außerdem, wer interessierte sich heutzutage noch für Höflichkeiten und Bereitschaften mitten in Verkehrsmitteln? Ich wurde hier beinahe ernsthaft verletzt! Beziehungsweise hatte nun wegen so einem Arschloch verdammte Rückenschmerzen. Zwar hatte der Typ mir meine Koffer verstaut, aber dies tat er wahrscheinlich auch nur, weil er sich wegen des Vorfalls wohl revanchieren wollte. Tse, was für ein Heuchler. Sprich mich bloß nicht an. Ich zuckte wieder kurz zusammen, als ich ganz deutlich seine Nähe spürte als er dann wenige Sekunden lang mit seinem ganzen Körper vor mir stand und entschuldigend zulächelte, bis er sich auf seinen Sitzplatz setze. Selbst sein Parfum konnte ich vernehmen, was recht feminin roch aber keineswegs zu penetrant oder „too much“, irgendwie passte es ja zu seinem Aussehen… Feminin, dezent und … Moment, wieso dachte ich überhaupt über so etwas nach?! Arg, ich werde echt noch wahnsinnig! Was hatte der eigentlich hier zu suchen?! Verfolgte er mich etwa? Halloo, er sollte lieber fliehen, statt hier neben mir zu sitzen! „Na, zum ersten mal unterwegs?“, fragte er noch immer lächelnd, während ich es mir kurz bequem machte. Ich musste ja wie ein versteiftes Hühnchen wirken, schlimm so was. Ich sah verständnislos zu meiner linken - sprich zu ihm. Glaubte der etwa, ich hätte jetzt noch Lust auf einen Smalltalk?! „Ja.“, brachte ich trotzig und kurz angebunden als Antwort. Und zwar deinetwegen, Arschloch! „Wo verschlägt es dich überhaupt hin?“, fragte er und überschlug seine Beine übereinander und blickte mich neugierig an. Seine Stimme klang ziemlich ruhig und gelassen, was ich von meiner nicht behaupten konnte. Meine wirkte eher ein wenig gequält und… zitternd - auf Grund dieser Kälte, versteht sich. „Keine Ahnung.“, erwiderte ich mit einem Schulterzucken. Merkte der eigentlich gar nichts? „Wie ‚keine Ahnung?“, fragte er nun etwas verständnislos nach und hob fragend eine Augenbraue. Ich spürte ganz deutlich seinen fragenden Blick auf mir ruhen. Ich verkniff es mir, mir einmal durch die Haare zu fahren, daher fing ich stattdessen an, mit meinen Ringen wieder mal zu spielen. Kurz zuckte ich mit meinen Schultern als Antwort und entschied mich dafür, ihn einfach stur zu ignorieren. Sollte der doch sagen was er will. Für mich existierte er nicht mehr. Lalala… Musik.. hatte ich nicht irgendwo Ipod eingepackt? Ach verdammt, bestimmt war sie in meiner Tasche eingepackt. Es folgt minutenlanges Schweigen zwischen uns, während der Zug schon lange fuhr. Langsam herrschte auch wieder Ruhe in den ganzen Wagons, es schien auch nicht mehr allzu überfüllt zu sein wie als ich eingestiegen war. Jeder hatte wohl seinen Platz gefunden so wie eben auch ich, nur dass ich mit meinem Platz verdammt unglücklich war! Naja, anscheinend hatte dieser Vogel wenigstens eingesehen, dass ich nicht an einem Gespräch interessiert war, wohl möglich hätte ich nur was gesagt, was ich früher oder später bereut hätte. Irgendwie überkam mich auch momentan eine ungewollte Müdigkeit, was mich kurz dazu brachte entspannt die Augen zu schließen. Ich war auch vor dem Geständnis so aufgeregt gewesen, als ich mit meiner Mutter Klartext sprechen wollte, dass ich am letzten Abend gar nicht wirklich schlafen konnte. Ich glaube, ich hatte mir alle möglichen Taktiken und Strategien mit Reita ausgedacht, wie ich wohl meine Mutter auf sanfter weise klar machen sollte, dass ich schlicht weg schwul bin. Mission fehlgeschlagen. Aber eins war sicher: Ich wollte auf keinen Fall heulend meine Mutter anrufen und darum bitten, wieder nach Hause kommen zu dürfen, weil ich es wohl möglich in so einer Großstadt nicht weiter kam. Ich würde schon für alles eine Lösung finden... Ich versuchte mir einfach meine Situation schön zu reden. Ich seufzte wieder kurz und fuhr mir einmal durch meine Schläfe, was wohl ein Fehler war, denn damit zog ich nur unnötig die Aufmerksamkeit des braunhaarigen auf mich. „Bist du müde?“, ertönte wieder die Stimme meines Sitznachbars, worauf ich nur genervt meine Augen aufschlug. „Nee, wie kommst du nur drauf?“, gab ich sarkastisch von mir. Jedenfalls, dass meine Antwort auch mit Sarkasmus nur so getränkt war, konnte man(n) einfach nicht überhören. Ich blickte demonstrativ zur anderen Seite um meine Missbilligung seiner Anwesenheit noch einmal zu verdeutlichen. Als würde er nicht wissen, wie schwer ich es momentan hatte! Er hatte doch wohl mitbekommen, dass ich rausgeschmissen wurde und dann stellte er auch noch solche nervigen Fragen. Dachte der, meine Mutter würde nur einen Witz machen? Ja klar, verarschen konnte ich mich auch selber! Ich könnte gerade echt explodieren. „Brauch-„, - „VERDAMMT! DU NERVST! DU weißt genau was los ist also tu nicht so! Sei endlich still und lass mich gefälligst in Ruhe! Weißt du wie-…! „, arg, jetzt hatte ich mich auch noch allen ernstes verschluckt! Gott, wie peinlich. Das konnte echt nur mir passieren. Ich hielt mir einige Sekunden meine Hand vor meinem Mund und hustete ungewollt los. Ich beugte mich kurz wegen dem Husten vor und drehte mein Kopf zur Seite, da ich genau wusste, dass ich etwas rot wurde. Außerdem brauchte ich mir jetzt nicht noch seinen überraschenden Blick antun. Ich spürte kurz wie er mir ein wenig auf dem Rücken klopfte, was meines Erleidens mir auch noch eine verdammte Gänsehaut einbrachte worauf ziehende Schmerzen folgten. Wie kam es eigentlich, dass ich mir meinen Arsch abfror, während er so warm war, als wäre es mitten im Sommer?! Ich zuckte auch immer wieder zusammen, als er genau auf die Stelle klopfte, wo ich mit meinem Rücken gegen die Sitzkante stieß. Wahrscheinlich hatte ich mir eine ziemliche Schwellung eingebracht oder es war nur ein einfacher Blauer Fleck, aber dennoch: ES TAT HOELLISCH WEH. Ehe ich mich wieder ein bekam und mein Herzrasen normalisierte, vergingen einige gefühlten Minuten, indem ich mich ziemlich beobachtet geschweige angestarrt fühlte von dem Braunhaarigen und einiger anderen Passagiere. Unangenehmen, wirklich unangenehm. „Geht’s wieder? Hast du Schmerzen?“, fragte er und sah mich weiterhin mit ernster Miene an, seine Tonlage war jedoch nicht so ernst wie er den Anschein auf mich machte. Ich wischte mir kurz eine vereinzelte Träne aus meinem Gesicht. Mir war das schlicht weg noch immer peinlich gewesen, mich selbst durch meinen Redeschwall zu unterbrechen indem ich mich ziemlich heftig verschluckte. „Ja, geht schon… Alles bestens“, murmelte ich und atmete kurz ein und aus. Ich spürte noch immer, dass seine Hand auf meinem Rücken ruhte, sodass ich mich noch nicht zurück lehnen konnte und dort weiter machen konnte wo ich mich selber unterbrach. „Dir geht’s also gut?“, ich sah ihn fragend an, da ich nicht wusste was er denn jetzt nun wollte. Hatte er nicht richtig zugehört, oder was? Wahrscheinlich wollte er mir einfach nur noch mehr auf die Nerven gehen. „Ja~?!“, ich zog das Wort extra ein wenig in die länge. Ich hasste es echt mich dauernd wiederholen zu müssen. Im nächsten Moment spürte ich wie dieser verdammt Idiot genau auf die schmerzende Stelle an meinem Rücken fuhr und das nicht gerade samt! Ich musste ziemlich zusammen zucken und allem übel gab ich sogar ein schmerzendes Geräusch von mir, erst dann ließ dieser Arsch seine Hand von mir, wahrscheinlich auch, weil er selbst wusste, dass er gerade etwas übertrieben hatte. „Sag mal, GEHT’S DIR NICHT MEHR GUT?!“, blaffte ich ihn an und bin von meinem Platz aufgesprungen. Der ist doch nicht mehr in Ordnung in der Birne! Bissig und gereizt sah ich ihn an bis er ebenfalls aufstand und ruhig und gelassen ein und aus atmete, er schüttelte kurz seinen Kopf als er sich dann wieder zu mir zu wand. Was sollte das denn jetzt wieder für eine Geste sein? Ich war ja wohl der Jenige, der sich verdammt angearscht fühlen dürfte! Also sollte der nicht so tun als wäre ich ihm auf die Pelle gerückt! „Komm mit, kleiner“, meinte er, ehe er mich an mein Handgelenk nahm und durch dem Wagon schleppte. Übrigens ‚kleiner’ ?! Wollte der sterben, oder was? „Hast du sie nicht mehr ganz? Lass mich gefälligst los! Ich schreie!“, drohte ich ihm zischend, doch der ließ sich sichtlich nicht beirren und kommentiere das mit einem lässigen „Mach doch“ und lief gezielt weiter bis wir uns wohl irgendwo ganz hinten befanden, wo so gut wie Niemand war. Mir war echt ein Rätsel was wir hier zu suchen hatten. „Wie oft noch? Lass mich los, Mann!“ So ein… - Er blieb ohne Vorwarnung oder sonstiges stehen, ich konnte mich gerade noch so zum stoppen bringen um nicht in ihm hineinzulaufen. Da es auch ziemlich wackelig im Zug war, verlor man gerne schnell die Balance. Er drehte sich zu mir und sah mich bittend an. Ich verstand ehrlich gesagt nur Bahnhof. „Was?“ Er zeigte zur Seite. „Komm, rein da.“ Ich verstand noch immer nicht was er von mir wollte, also folgte ich einfach auch aus reiner Neugierde seine Hand. ___________________ Kritik und evt. Ideen/Wuensche sind auch immer gern zu sehen *_* Und ja, die FF wird so richtig KITSCHIG~ XD iwann... Edit: Das nächste Kapitel kann etwas dauern, da ich erstmal alles neu korregieren muss XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)