Momokos Herz von KimRay ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Momokos Herz Hab heute mal meine Festplatte beräumt und dabei diese kleine Story befunden. Ist komplett und nur ein kleiner Zeitvertreib gewesen. Nix Engel, nix Action, nix mysteriös - ene einfache kleine Lovestory. Vielleicht gefällt es euch ja. Viel Soaß beim lesen. Ist mal wieder ziemlich lang. KimRay Momoko lief langsam die Straße hinunter. Die Ferien waren vorbei und heute begann das neue Schuljahr, doch sie hatte eigentlich überhaupt keine Lust in die Schule zu gehen. Die vierzehn Tage Frühlingsferien waren eine richtige Erholung gewesen. Nicht einmal war ihr Yousuke begegnet und sie war von seinen Frechheiten verschont geblieben. Zum Ende des Schuljahres war er ihr dann wirklich auf die Nerven gegangen. Sie hatte zwar auch Kazuja nicht einmal gesehen, doch das nahm sie sogar gern in Kauf, wenn bloß Yousuke nicht auf ihr herum trampelte. Zum Glück waren sie jetzt in der Oberstufe. Momoko hoffte, daß sie Yousuke nicht mehr so oft über den Weg lief. Sie ging gerade durchs Schultor, als Kazuja neben ihr auftauchte, "Hallo Momoko!" Überrascht sah sie ihn an, "Heh, Kazuja, guten Morgen! Wie geht's dir?" "Gut, danke! Du scheinst ja heute richtig gut drauf zu sein!" "Ach eigentlich hätte ich lieber noch zwei Stunden geschlafen!" Er lachte, "Wer wünscht sich das wohl nicht!...Also...wir sehen uns sicher noch!" Er nahm einen anderen Eingang und Momoko sah ihm nach, als Yousuke an ihr vorbei ging, "Na Momopi, baggerst du schon wieder?", Momoko kam nicht dazu etwas zu sagen, so schnell war er weiter gegangen, "Blödmann.", murmelte sie, als Yuri und Hinagiku links und rechts von ihr auftauchten und Yuri giftig bemerkte, "Na, machst du wieder Alleingänge bei Kazuja?" Momoko sah sie unbeeindruckt an, "Man wird doch noch Guten Morgen sagen dürfen! Guten Morgen, übrigens!" "Morgen!", erwiderte sie verschnupft. Sie konnte es gar nicht ab, wenn Momoko sich mit Kazuja allein unterhielt. Hinagiku regte sich nicht mehr so auf und Momoko konnte sich sehr gut denken, woran das lag. Als Hinagiku vor einem Vierteljahr mitbekommen hatte, daß Momoko sich von Takuro Amano, der jetzt wie Kazuja und Yousuke in die Oberstufe ging, Nachhilfe geben ließ, hatte sie sich ihnen angeschlossen. Anfangs war Takuro wie üblich fruchtbar verlegen gewesen, doch nachdem sich das gelegt hatte, hatten die beiden sich immer besser verstanden und Momoko hatte gelegentlich das Gefühl, zu stören. Ohne Zweifel bahnte sich zwischen den beiden etwas an, so verschieden sie sein mochten und so giftig sie im letzten Schuljahr zu ihm gewesen war. Sie war froh darüber, denn Takuro hatte sich ganz zu Anfang zu ihr hingezogen gefühlt, doch sie hatte in ihm nur einen Freund gesehen. Es war gut, daß er das hinter sich hatte. Sie gingen gemeinsam in ihr Klassenzimmer und bereiteten ihre Sachen für den Unterricht vor, auch, wenn heute vermutlich nicht viel passieren würde. Mrs. Kiara würde ihnen zuallererst den Jahresplan vorstellen und sie über Neuerungen unterrichten. Sicherlich gab es ein paar neue Regeln, die ausdiskutiert werden mußten und Ermahnungen, die sie zu Ehrgeiz und Fleiß anregen sollten. Es dauerte nicht lange und Momoko war mit ihren Gedanken weit weg. Sie hoffte inständig, daß dieses Schuljahr besser werden würde, als das letzte. Im vorigen Jahr hatten Yousukes Sticheleien, der Umstand, daß sie eine magische Anziehungskraft auf Fußbälle ausübte und die Tatsache, daß Kazuja sie gar nicht beachtete, viel dazu beigetragen, daß sie es als völlige Pleite abgetan hatte. Den einzigen Lichtblick hatte die Tatsache geboten, daß Takuro bereit gewesen war ihr Nachhilfe zu geben und sie damit wirklich voran gebracht hatte. Er war zwar jetzt in der Oberstufe, doch Hinagiku hatte schon in den Ferien klar gestellt, daß sie sich beide weiterhin von ihm Nachhilfe geben lassen würden, wenn er dazu bereit war. Dran zweifelte Momoko jedoch nicht. Sie war neugierig, wie sich die Sache zwischen Takuro und Hinagiku weiter entwickeln würde. Was Momoko am Morgen wirklich überrascht hatte, war der Umstand, daß Kazuja sie begrüßt hatte. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, daß er sie neben Hinagiku und Yuri, die meistens die Interviews machten, mit ihrer Kamera kaum wahr genommen hatte. Ein kleines Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. Vielleicht würde er doch noch mit ihr gehen. Der Gedanke trieb ihr das Blut in die Wangen, doch sie wurde derb aus ihren Träumereien gerissen, "Hanasaki-san, es mag ja sein, daß sich ihre Leistungen im letzten halben Jahr beachtlich verbessert haben, das heißt jedoch nicht, daß sie es nicht mehr nötig haben, meinen Ausführungen zu folgen!" Momoko wurde dunkelrot, "Entschuldigung, Mrs. Kiara!" "Gut, dann tun sie mir den Gefallen und passen jetzt auf, es gibt einige wichtige Änderungen in diesem Schuljahr!" Momoko folgte notgedrungen wieder dem Unterrichtsgeschehen, doch sie wünschte, es wäre schon vorbei. In der Mittagspause verzogen sich Momoko, Hinagiku und Yuri in die Redaktion ihrer Schülerzeitung, um in Ruhe Essen zu können. Hinagiku hatte bei Mrs. Kiaras Ausführungen schon wieder die ersten Aufreger herausgepickt, "Also das mit diesem Survivaltraining im nächsten März, daß kann unmöglich ihr ernst sein! Da ist es noch viel zu kalt für so was!" Yuri meinte nachdenklich, "Ich mache mir mehr Gedanken um die Neuregelungen! Nicht mehr innerhalb der Klassen, sondern per Los in allen sechs Klassenstufen und dann auch noch Jungs und Mädchen in Teams! Die Vorstellung stört mich sehr viel mehr! Außer natürlich, wenn ich mit Kazuja ein Team bilden müßte!" "Du wieder!", entgegnete Hinagiku, "Hat sie doch ganz klar erklärt! Es geht darum, daß man auch mit jemandem, der einem gar nicht vertraut ist gut zusammenarbeitet! Warum es natürlich Jungs und Mädchen sein müssen versteh ich auch nicht!" "Das mit dem Frühjahr hat sie aber auch erklärt! Man muß nicht nur bei schönem Wetter überleben!" "Klar und da interessiert es auch keinen, ob sich einer den Tod holt!" Momoko achtete nicht mehr auf das hin und her der beiden. Sie schauderte gerade bei dem Gedanken mit Yousuke zwei Tage lang bewertete Touren in unwegsamen Gelände machen zu müssen, wie es im letzten Jahr beim Survivaltraining gewesen war. Doch da waren sie innerhalb der Klasse unterwegs gewesen und hatten mit den Jungs Teams gebildet, die sie kannten, so weit das aufging. Yuris und Hinagikus Diskussion war also unsinnig, denn es war schon immer so gewesen, daß die Lehrer Teams aus Jungs und Mädchen gebildet hatte. Momoko war heilfroh, daß die Chance, bei einer Auslosung mit Yousuke zusammen zu geraten ziemlich gering war. "Heh, Momoko, hast du gar nichts dazu zu sagen?" "Wozu? Zum Survivaltraining? Was soll ich mich aufregen! Wir kommen sowieso nicht drum herum! Und beim letzten Mal mußten wir auch schon Teams mit den Jungs aus unserer Klasse bilden! Was soll also das Geschwätz?" Yuri sah sie schnippisch an "Mal sehen, was du sagst, wenn du mit Yousuke ein Team bilden mußt!" "Dann werd ich mich garantiert krank melden!" Hinagiku lachte, "Das glaube ich dir ungesehen! Aber ich wette Shisuka fände es herrlich!" Shisuka war zur Zeit Yousukes Freundin und Momoko dachte mit Grauen daran, wie sie ihm auf ihre Bitte den ersten Liebesbrief übergeben hatte. Sie waren sich echt heftig in die Haare geraten. "Laßt uns beim Fußballtraining zuschauen, okay?" Yuri klebte am Fenster und sah hinunter. Sie hatte den Gedanken an Kazuja ebensowenig, wie Momoko aufgegeben, doch Momoko nörgelte, "Wir sollten vielleicht auch mal über etwas anderes als Fußball berichten!" "Wer sagt denn, daß ich einen Bericht machen will?...Ich will zuschauen!" Schon war sie zur Tür hinaus. Momoko und Hinagiku folgten ihr langsam und Hinagiku meinte, "Wollen nur hoffen, daß du nicht wieder so ein Glück mit den Bällen hast!...Sonst hat Yousuke gleich wieder was zu lästern!" "Mir wäre am liebsten, ich müßte ihn nicht sehen!" "Das Glück hast du nicht! Der läßt dich nicht in Ruhe, warum auch immer! Erst dachte ich er steht auf dich, aber dann war er ja mit Shisuka zusammen und hat trotzdem weiter gemacht!...Du wirst dich einfach damit abfinden müssen, daß du sein Lieblingsopfer bist, was Lästereien angeht!" "Vielen Dank!" Beim Fußballplatz war wie üblich einiges los. Unmengen Mädchen standen am Rand und himmelten die Spieler an. Die Fußballer waren das erfolgreichste Team an der Schule. Momoko und Hinagiku gesellten sich zu Yuri, die sich in der Nähe des Tors einen Platz gesucht hatte. "Na, habt ihr es euch doch noch überlegt?" "Große Lust hatten wir keine!" Hinagiku konnte es nicht lassen, ein Statement abzugeben. Sie sah zu Momoko, "Was mir gerade einfällt! Zu dem Wettbewerb zum hundertjährigen Bestehen der Schule müssen wir auf jeden Fall einen Artikel bringen!" "Das ist auch wieder so ein Ding! Jeder Schüler ist verpflichtet einen Beitrag einzureichen!.. Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll! Bis Juni ist zwar noch ein bißchen Zeit, aber trotzdem!" Hinagiku gab ihr recht, "Da kann es einem allerdings vergehen! Jetzt, wo ich mir überlegt habe zusätzlich zu Schülerzeitung noch zum Allkampf zu gehen." "Wirklich?...Ich hab auch schon Mrs. Hondo gefragt, ob ich gelegentlich beim Kochkurs mitmachen dürfte, einschreiben will ich mich nicht, wer weiß, ob es dann zuviel wird!...Wer weiß, was denen in diesem Jahr noch alles einfällt." Yuri warf ein, "Wieso, einmal die Woche kochen, wo ist da das Problem ! Du Machst doch sowieso nur die Fotos!" Momoko funkelte sie an, "Das wird sich ändern! Deine einseitige Fußballberichterstattung regt mich schon lange auf!" Jetzt funkelte Yuri sie an, "Was soll das denn heißen? Es gibt sehr viele verschiedene Rubriken im Florestan!" "Ja! Neben Fußball und Kazuja! Es ist ja nicht so, daß ich ihn nicht supi finde, aber es gibt wichtigere Themen!" Hinagiku versuchte zu schlichten, "Hehe, jetzt aber mal langsam!...Das müssen wir doch nicht hier klären!" Momoko hielt sich zurück, doch Yuri war ohne Zweifel beleidigt. Hinagiku spielte mit ihren Haaren. Sie wußte, daß Momoko nicht ganz unrecht hatte, doch es überraschte sie, daß sie in die Offensive ging. Sie hatten nicht mehr auf das Spiel geachtet, auch wenn Yuri sich jetzt wieder demonstrativ dem Fußballplatz zuwandte. Momoko studierte den Boden und überlegte, ob sie gehen sollte. Sie hatte Glück, daß Hinagiku den Ball aus dem Augenwinkel kommen sah und sie zur Seite stieß, sonnst hätte es wiedermal voll geklappt. Erschrocken, sah Momoko den Ball an sich vorbei sausen, als auch schon Kazuja, Yuzuro, der geschossen hatte, und Yousuke auf sie zukamen, "Heh Momopi, alles okay? Zum Glück muß ich dich nicht wieder ins Krankenzimmer tragen! Wirklich traurig, wenn nur Fußbälle auf einen fliegen!" Es war das erste Mal, daß Kazuja ihn zurecht wies, "Yousuke!..Das hätte dumm ausgehen können!...Alles okay Momoko?" Momoko nickte nur und sah Yousuke wütend an, der gerade meinte, "Was steht sie auch immer so sinnlos rum, wenn sie genau weiß, daß sie die Bälle magisch anzieht!" "Tut mir leid, Momoko, war keine Absicht!" Yuzuro entschuldigte sich und lenkte Momoko von Yousuke ab, "Schon gut! Ich werd in Zukunft Abstand halten!" "Aber nicht doch, ihr sollt doch weiter über das Team und seine Erfolge berichten!", das war wieder Kazuja und er überraschte Momoko heute zum zweiten Mal. Ihre Wangen färbten sich rosa. Es viel keinem auf, daß Yousuke sich umwandte und zum Tor zurück ging. Der Streit um den Florestan zwischen Momoko und Yuri war nicht so leicht beizulegen, wie der Zwischenfall beim Fußballtraining. Sie redeten drei Tage kein Wort miteinander und Hinagiku spielte Kurier, doch Momoko machte in den drei Tagen Nägel mit Köpfen, während Yuri versuchte unbeeindruckt auf ihre Art weiter zu arbeiten, doch Hinagiku ahnte schon am zweiten Tag, daß das nicht klappen würde. Als erstes hatte Momoko sich ein Jahresplan von Mrs. Kiara geholt und ihre nächste Aktion betraf das Survivaltraining, denn die Pläne dafür ließen die Stimmung an der Schule köcheln. Sie ließ sich einen Termin bei Mr. Kinomoto geben, der an der Schule für Sport und alles, was damit zu tun hatte verantwortlich war um genau abzuklären, was geplant war. Wenig später lagen in allen Klassen genaue Angaben über den Ablauf und Abstimmungszettel über die Neuregelung aus. Es war nicht zu erwarten, daß das etwas änderte, doch es ging ihr darum, die Meinung in der Schule zu dokumentieren. Momokos Abstimmung war ein Knaller und die Beteiligung lag bei über neunzig Prozent. Das knallte sie Yuri am vierten Tag auf den Tisch und fragte, "Und siehst du es endlich ein? Du bist nicht die einzige, die einen Artikel schreiben kann!" Hinagiku hatte Momokos Artikel gelesen und mußte zugeben, daß sie überrascht war. Sie war absolut neutral geblieben und hatte verschiedene Stellungnahmen, die auf den Stimmzetteln standen mit eingebracht. Der Beitrag war ohne Zweifel gelungen und würde die Auflage garantiert hochtreiben. Yuri konnte nicht abstreiten, daß Momokos Idee gut gewesen war. Von da an ging es etwas anders zu in der Redaktion des Florestan. Momoko machte keinen großen Wind um ihre Beiträge und schoß noch immer die Fotos, ob es nun ein Fußballspiel oder eine Modenschau war, doch ihre Artikel veränderten das Image der Schülerzeitung, denn sie beleuchtete die Schule von allen Seiten. So hatte es nach der Veröffentlichung der Abstimmungsergebnisse eine Sonderausgabe mit einer Stellungnahme der Schulleitung zu den Neuregelungen beim Survivaltraining gegeben. Es gab jetzt eine Rubrik über die hundertjährige Geschichte der Schule, die Hinagiku gemeinsam mit Momoko behandelte, die Clubs und Arbeitsgruppen der Schule wurden beleuchtet und vorgestellt und auch andere sportliche Ereignisse bekamen ihren Platz, selbst, wenn es nur der siebte Platz bei der Regionalmeisterschaft der Kunstturner war. Das neue Layout kam an und die Auflage stieg. Irgendwann gab dann sogar Yuri zu, daß Momoko recht gehabt hatte. Der Florestan war basisnaher geworden. Dafür sorgten schon Artikel anderer Schüler oder Leserbriefe. Momokos Lieblingsrubrik war Mrs. Hondos Kochecke. Sie hatte sich mit der Hauswirtschaftslehrerin geeinigt, daß sie regelmäßig ein Rezept aus dem Kochkurs veröffentlichen durfte, worauf hin Mrs. Hondos Kurs bald aus den Nähten platzte und geteilt werden mußte. "Was ist denn beim Florestan passiert? Die sind ja wirklich gut geworden! Ich wußte nicht mal, daß es an der Schule einen Arbeitskreis für Japanische Tänze und Riten gibt!" Kazuja lachte, "Keine Ahnung! Yuri ist dafür sicher nicht verantwortlich! Ich schätze Momoko läßt sich nicht mehr unter buttern! Als ich sie bei Kinomoto gesehen habe war ich echt baff!" Yousuke war überrascht. Er sah Momoko kaum noch, denn Yuri schien die sportlichen Ereignisse zu kommentieren und Momoko kam nur noch manchmal zum fotografieren, "Was, das mit der Abstimmung war Momopis Idee? Da bin ich aber platt!" "Ja, sieht aus, als habe Amanos Nachhilfe einen Nebeneffekt! Sie fängt an eigene Ideen zu entwickeln und läßt sie sich nicht mehr ausreden!" "Amano gibt Nachhilfe? Das wußte ich gar nicht!" "Doch, schon lange! Sie macht siche echt gut! Hab ich gar nicht gedacht! Sie hat sich immer so unauffällig im Hintergrund gehalten!" Yousuke war fast sicher, daß das eher damit zu tun hatte, daß Momoko nicht wußte, wie sie sich Kazuja gegenüber verhalten sollte, denn ihm gegenüber war sie alles andere als schüchtern, wenn es ums austeilen ging, doch offensichtlich hatte sie das überwunden . Er wußte nicht, ob ihm das gefiel. Momoko rannte die Treppe hinunter. Ihr Gespräch mit der zweiten Rektorin über die Festwoche zum hundertjährigen bestehen der Schule hatte etwas länger gedauert und jetzt mußte sie sich beeilen, um noch rechtzeitig zum Nachmittagsunterricht wieder in ihre Klasse zu kommen, auch wenn das wahrscheinlich aussichtslos war, denn der zweite Läuten war vorbei und sie mußte noch ins andere Gebäude. Sie lief um eine Ecke, als ihr jemand entgegen kam und sie ungebremst in die Person hinein rannte und zu Boden stürzte. Yousuke sah perplex auf sie herunter, "Heh, Momopi, was machst du denn noch hier?....Hast du dir was getan?" Momoko sah ihn an, wie das erste Auto, als er ihr die Hand hin hielt, um ihr aufzuhelfen und reagierte nicht, woraufhin er sie einfach hoch hob und auf die Füße stellte. Jetzt war sie endgültig verwirrt. "Hat's dir die Sprache verschlagen?...Das ist aber selten,...oder hast du dir auf die Zunge gebissen?" Jetzt sah er schon eher wieder nach veralbern aus und sie antwortete noch immer durcheinander, "Nein...alles okay! Tschuldigung!", und schon lief sie davon. Yousuke fragte sich, was sie so verwirrt hatte, als er ihrsie nachsah. War er denn wirklich immer nur gemein zu ihr, wie Shisuka meinte? Momoko kam zu spät, doch Mrs. Nagiwara, die zweite Rektorin, hatte Mrs. Kiara benachrichtigt, daß sie etwas später kam und so gab es keinen Ärger, doch Yousukes Verhalten ließ ihr keine Ruhe. Er hatte immer alle Gelegenheiten genutzt, sie zu piesacken, ganz gleich, was passiert war. Wieso war er heute besorgt gewesen? Nun ja, es war übertrieben, Yousuke zu unterstellen, daß er ihr nicht geholfen hätte, wenn es nötig war! Immerhin hatte er sie ins Krankenzimmer getragen, als sie im letzten Jahr einen Fußball an den Kopf bekommen hatte und ohnmächtig gewesen war, doch eigentlich hatte er immer sofort einen blöden Kommentar abgegeben, sobald er sicher war, daß sie okay war. An der Streit im Krankenzimmer, der damit geendet hatte, daß Yousuke auf ihr im Bett gelandet war, wollte sie am liebsten gar nicht denken und sie spürte, wie sie jetzt noch rot wurde. Diese Geschichte hatte sie niemals jemandem verraten, denn es war schon ein sehr seltsames Gefühl gewesen, einem Jungen so nah zu sein. Warum also war ihm heute keine Unverschämtheit eingefallen! Am Ende tat sie es damit ab, daß er aus der Übung war, denn Momoko ging ihm aus dem Weg, wo sie nur konnte. "Heh, Momoko, ist dir jetzt eigentlich schon was , wegen des Wettbewerbs eingefallen?" Hinagiku brütete über einem Artikel und kam nicht weiter. "Hm!" Momoko war gerade dabei, das Rezept und die Bilder für Mrs. Hondos Kochecke in den Computer einzugeben und ließ sich nicht ablenken. Yuri war unterwegs, Interview mit den Fußballern zu machen, die die erste Runde des regionalen Highschoolturniers erfolgreich hinter sich gebracht hatten. "Was machst du denn?" Hinagiku ließ nicht locker. Momoko speicherte ihre Datei. Sie war fertig, "Wahrscheinlich eine Foto-Retrospektive! Ich hab mir in der Bibliothek schon die Genehmigung geholt, aus den Chroniken verschiedene Sachen zu kopieren!" "Yuri will mit Hilfe ihrer Mutter eine von den uralten Schuluniformen nacharbeiten!" "Das kommt bestimmt gut an!" Hinagiku warf den Stift hin, "Und ich hab keinen Dunst, was ich machen soll!" Momoko sah sie überrascht an, "Aber wir haben nur noch zwei Wochen!" Jetzt sah Hinagiku resigniert aus, "Das ist ja das Problem!" Momoko überlegte, "Warum behandelst du nicht dein Lieblingsthema?" "Was? Jungs?" Momoko lachte schallend, "Nein,....ich meine Sport!" "Sport?...Wie das denn?" "Naja, die Entwicklung des Sports im diesen hundert Jahren! Die hatten ganz zu Anfang mal eine wirklich erstklassige Kampfsportsektion!" "Woher weißt du das?" "Es gibt eine Chronik darüber!...Das wär doch was für dich, oder? Darauf kommt bestimmt keiner!" Hinagiku wußte, daß sie recht hatte, doch etwas ganz anderes ging ihr durch den Kopf, "Momoko, was ist nur mit dir passiert?" Jetzt schaute sie ziemlich dümmlich drein, "Häh? ....Wie ist das denn gemeint?" "Sonst warst du immer ein kleiner Dussel mit ner großen Klappe. Zwar lieb und gut, aber nicht allzu ernst zu nehmen, aber jetzt?.....Takuros Nachhilfe brauchst du kaum noch, meint er, Yuri hast du glatt an die Wand gespielt und die meisten wichtigen Ideen und Interviews sind von dir!....Bei Kazuja sieht es auch so aus, als würdest du das Rennen machen!...und so weiter....Hast du in den Frühlingsferien irgendwas genommen?...so was, wie eine Morgen bin ich erwachsen Pille ?" Momoko war zuerst rot geworden, doch jetzt lachte sie haltlos, "Ach Hina! Ich dachte schon, du meinst das ernst!....Ich bin immer noch die selbe!... Es gibt keine Pillen fürs Erwachsen werden!" Hinagiku stimmte in ihr Lachen ein, doch ihr war völlig klar, das Momoko unrecht hatte. Kazuja schaute ihr nicht umsonst hinterher, wenn sie ihn trafen. Sicher waren sie noch lange nicht erwachsen, doch Momoko hatten von ihnen den größten Schritt nach vorn gemacht und auch, wenn Takuro das nicht hören wollte, so war sie doch sicher, daß sie das seiner Nachhilfe zu verdanken hatte. Er hatte Momoko die Überzeugung genommen, daß sie ein hoffnungsloser Fall war. Takuro war schon ein ungewöhnlicher Junge. Hinagikus Wangen färbten sich rosa, wenn sie daran dachte, daß es sie gar nicht mehr interessierte, wen Kazuja am Ende zu seiner Freundin machte. "Heh, Momopi, was machst du denn um die Zeit schon hier?", das war ohne Zweifel Yousuke. Momoko wußte, daß sie einen Teil ihres Schulweges gemeinsam hatten, doch bis heute hatte sie es immer geschafft, ihm nicht zu begegnen. Jetzt war ihr auch klar, warum, wenn er immer so früh zur Schule ging. Sie wollte noch etwas am Layout der Zeitung ändern und war deswegen heute früh dran. "Soll ich deinetwegen umkehren und später noch mal kommen?" "Keine Rede!...Heh, was seh ich denn da, heute mit Ring?", erschrocken stellte Momoko fest, daß sie vergessen hatte den Ring ihrer Mutter, der ihre einzige Erinnerung an sie war, vergessen hatte abzunehmen, "...Hast du doch noch einen Dummen gefunden?....Was für'n Glück für dich!....Auch, wenn ich es nicht verstehen kann!" Momoko starrte ihn einen Moment lang mit offenem Mund an, bis sie realisierte, was er meinte und explodierte, bevor sie anfangen konnte zu denken. Ohne über mögliche Folgen nachzudenken holte sie mit ihrer Tasche aus und schlug nach ihm, doch Yousuke wich grinsend aus und sie verlor das Gleichgewicht. Das war eine typische Momopi-Reaktion. Er fragte sich gerade, wann es an der Zeit war einzugreifen, bevor sie stürzte, als er auf eine Coladose trat und ebenfalls das Gleichgewicht verlor. Momokos Tasche traf ihn am Kopf. Sie hatte sehr viel mehr Schwung, als zu Anfang und so ging er k.o. zu Boden. Entsetzt landete Momoko auf ihrem Hintern, krabbelte jedoch sofort auf allen Vieren zu ihm, "Yousuke....Yousuke....was ist mit dir?...Mach die Augen auf!...Hörst du?....Youuusukeee?" Völlig fertig nahm sie seinen Kopf auf die Knie. Ohne Zweifel war er k.o. . Sie waren am Eingang zum Park und Momoko zog ihn so vorsichtig wie möglich mühsam auf den Rasen in den Schatten. Auf dem Gehweg wollte sie ihn nicht liegen lassen. Da sein linkes Auge langsam blau anlief rannte sie zum Brunnen, um ihr Taschentuch naß zu machen und sein Gesicht zu kühlen. Vorsichtig legte sie das Tuch auf die Verletzung und nahm seinen Kopf wieder auf den Schoß, "Yousuke, bitte wach doch auf,.... das wollte ich wirklich nicht!...." "Man hast du einen Schlag drauf!" Das kalte Wasser hatte ihn geweckt und seine Hand ging zur Stirn, "Was mußt du mich auch immer ärgern!....Das Veilchen wird sich eine Weile halten....Tut mir ehrlich leid!" "Waaaas?", er wollte das Taschentuch weg nehmen, doch Momoko gab ihm einen Klaps auf die Hand, "Laß es drauf, sonst wird es noch schlimmer!" "Seit wann prügelst du mich?" "Das hätte ich schon viel eher machen sollen, dann hätte ich endlich meine Ruhe vor dir!" Diesmal grinste er, "Meinst du?" Es dauerte eine Weile, bis sie fragte, "Warum tust du das, Yousuke?" "Weil ich niemanden kenne, der so prompt reagiert, wie du, Momopi!" Sie hob die Hand und wollte aufspringen, "Duuuuu........!" "He...he...he, denk an meinen Kopf, ja! Der dröhnt noch immer!" Grimmig sah sie ihn an, blieb aber sitzen. Das mit dem Layout würde wohl nichts mehr werden. Sie stützte die Hände hinter sich auf, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Lichtreflexe in den Blättern des Baumes, nur um Yousuke nicht ansehen zu müssen. Hatte er sie beim letzten Mal schon durcheinander gebracht, so war das heute noch bei weitem schlimmer! Yousuke nahm das Tuch vom Gesicht und sah sie an. Sie hatte die Augen geschlossen und bemerkte es nicht. So langsam wurde ihm klar, daß er es nicht schaffte, sie aus seinem Kopf zu kriegen. Sie hatte sich zwar ziemlich verändert in der letzten Zeit, doch das änderte nichts daran, daß er sie mochte. Das einzige Problem war, daß Momoko auf Kazuja stand und da mittlerweile recht gute Chancen hatte. Er setzte sich langsam auf. Es hatte keinen Sinn über gegessene Kuchen nachzudenken. Momoko hatte die meiste Zeit eine Riesenwut auf ihn und er schaffte es einfach nicht seine Klappe zu halten, oder mal was nettes zu sagen. "Wie geht's deinem Kopf?" Er sah sich um und Momoko erschrak. Sein Auge war zwar nicht angeschwollen, dafür jedoch kräftig blau. "Was hast du angestellt, Momopi?" Er griff nach ihrer Tasche um nach einem Spiegel zu suchen. Das erste was ihm in die Hände fiel, war eine Dose Orangensaft, ohne Zweifel der Grund für seinen k.o. . "Heh, was soll das?", sie zerrte ihm die Tasche aus der Hand. Es fehlte gerade noch, wenn er das Mäppchen mit Kazujas Foto fand, "Einen Spiegel! Ihr schleppt doch alle so was mit euch rum!" Momoko suchte ihren Spiegel heraus und gab ihn Yousuke. Es dauerte eine Weile, bis er etwas sagte, "Das hast du wirklich sauber hingekriegt!....Ich glaube ich nehm mir heute lieber frei!" Momoko zog den Kopf zwischen die Schultern, "Tut mir wirklich furchtbar leid!....Das wollte ich eigentlich nicht!" Yousuke sah sie an, "Läßt sich nicht mehr ändern!" Im Grunde wußte er, daß er selber Schuld war. Er hätte sie ja auch in Ruhe lassen können. Momoko stand auf, "Ja dann! Wenn's dir wieder gut geht, geh ich dann mal, okay!" Gut war nicht der richtige Ausdruck, denn er hatte Kopfweh, und er hätte auch kein Problem damit, so hier mit ihr auf dem Rasen liegen zu bleiben, doch das würde nichts ändern und so stand er ebenfalls auf. "Du wirst Ärger kriegen, wenn du jetzt erst auftauchst!" Sie zuckte die Schultern, "Läßt sich nicht ändern!...Kommst du klar?" "Sicher! Ich werd mich wohl flach legen und mein Auge kühlen!" Momokos Blick war besorgt, doch sie wandte sich um, "Also dann, mach's gut! ....Tut mir wirklich leid!" Sie beeilte sich weg zu kommen. Yousukes Benehmen richtete Chaos in ihrem Kopf an und drei Straßen weiter lehnte sie sich atemlos an eine Mauer und fragte sich, was mit ihr los war. Ihr Herz hämmerte wie verrückt und ihr Gesicht glühte. Es irritierte sie vollkommen, wenn Yousuke nett zu ihr war, vor allem nach dieser Aktion. Yousuke sah ihr nach. Es war nicht zu übersehen, daß sie es eilig hatte, weg zu kommen. Resigniert ließ er die Schultern hängen. Ihr Verhältnis war hoffnungslos chaotisch, doch eines war ihm klar geworden. Es hatte keinen Sinn sich etwas vor zu machen, ganz gleich, wie es ausging und es war Shisuka gegenüber nicht fair, daß er ihr etwas vormachte. Yousuke fuhr aus dem Halbschlaf, als es klingelte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, daß es schon später Nachmittag war. Sein Kopf tat immer noch ein bißchen weh und er wurde den Verdacht nicht los, daß Momoko ihm eine leichte Gehirnerschütterung verpaßt hatte. Es dauerte einen Moment, bevor er sich entschloß, doch zur Tür zu gehen, obwohl er keine Lust hatte, jemanden zu sehen. Es war Shisuka und sie starrte ihn ziemlich entsetzt an, als er öffnete, "Um Himmels willen, was ist denn dir passiert?...Hast du dich geprügelt!...Warte, du mußt unbedingt kühlen!" Sie marschierte an ihm vorbei ohne ihn zu Wort kommen lassen, "Nun sag schon, was ist passiert? Ich hab mir Sorgen gemacht, als du heute nicht in der Schule warst und Kazuja sagte, daß du dich krank gemeldet hast!....Leg dich wieder hin! Ich bring dir einen neuen kalten Umschlag!....Hast du hunger?" Yousuke ließ die Tür zufallen und ging ins Wohnzimmer. Shisuka war in der Küche verschwunden. Sie war zwar nur zwei oder dreimal in der Wohnung gewesen, denn er vermied es, jemanden mit zu sich zu nehmen, doch sie kannte sich trotzdem aus und kam mit einem Eisbeutel zurück. Yousuke machte sich wieder auf dem Sofa lang, denn sein Kopfschmerz hatte wieder zugenommen. Shisuka legte ihm vorsichtig den Eisbeutel auf die Schläfe, den sie in das Handtuch gewickelt hatte, das auf dem Tisch gelegen hatte, "Danka, Shisuka!" "Was ist denn passiert?" Yousuke hatte nicht die Absicht ihr zu sagen, daß er mit Momoko zusammengeraten war, "Kleiner Unfall! Nicht so schlimm!" "Aber dein Auge ist schon ziemlich blau! Hast du Kopfweh?...Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du zum Arzt gegangen wärst!" In dieser Beziehung war Shisuka unmöglich. Sie war immer furchtbar besorgt, "Wenn ich morgen noch Kopfweh hab, werde ich gehen, okay?" Shisuka sah verlegen aus. Sie wußte, daß er das nicht mochte, "Entschuldige!" Yousuke starrte die Decke an, "Shisuka.......ich glaube, wir müssen mit einander reden!" Sie sprang auf, als hätte sie ihn nicht gehört. Yousuke sah ihr nach, wie sie zum Fenster ging. Vermutlich ahnte sie, worum es ging. "Hast du Hunger?...Soll ich dir etwas zu essen machen?...Ich kann gut kochen!" "Ich hab keinen Hunger!" "Willst du deine Ruhe?...Ich sollte dich allein lassen, wenn du noch Kopfweh hast!....Schlaf dich aus!....Dann ist es morgen bestimmt besser!" Sie ging neben dem Sofa in die Hocke und sah ihm ins Gesicht, bevor sie ihm zaghaft einen Kuß gab. Yousuke schwieg, denn er sah ihr an, daß sie sehr nervös war, "Ich laß dich schlafen, okay!" Shisuka tat alles, um es ihm recht zu machen. Sie hatte sehr schnell angefangen, sich völlig nach ihm zu richten. Das war nicht unbedingt unangenehm, doch er wußte nicht, ob es ihm gefiel. Yousuke wurde klar, daß sie wußte, das er ihre Beziehung beenden wollte. Plötzlich brachte er es nicht fertig, "Danke, das du gekommen bist!" Sie lächelte, "Ist doch selbstverständlich!...Ich hoffe es geht dir morgen besser!", sie stand auf, "Bleib liegen! Ich laß die Tür zufallen!....Wir sehen uns!" Yousuke starrte die Decke an. Die plötzlich Stille war erdrückend. Das war der Grund, warum er nicht gern jemanden mit nach Hause nahm, denn wenn er dann wieder allein war, wurde ihm überdeutlich bewußt, wie leer die Wohnung war. Momoko starrte aus dem Fenster. Im Baum draußen, zwitscherten die Vögel und goldenes Licht flutete herein. Die Sonne würde bald untergehen und sie arbeitete an ihrer Retrospektive, doch es ging nicht recht voran, denn die ganze Zeit spukte ihr Yousuke durch den Kopf. Sie fragte sich, ob er okay war. Sein Verhalten heute ließ ich keine Ruhe und auch die Tatsache, daß Kazuja sie ein Stück auf ihrem Nachhauseweg begleitet und sich lobend über das neue Image des Florestan geäußert hatte, hatte sie nur kurzfristig davon ablenken können, daß Yousukes Benehmen bei genauer Betrachtung seltsam war. Für einen kurzen Moment hatte sie sogar den Eindruck gehabt, daß er es genossen hatte, mit ihr zusammen zu sein. Der Gedanke trieb ihr Farbe in die Wangen und ließ sie ihre Sachen wegräumen, denn ihr war klar geworden, daß sie nichts mehr zu Stande bringen würde, solange sie sich darüber den Kopf zerbrach. Sie setzte sich auf den Fensterstock und starrte in den Sonnenuntergang, doch das seltsame Gefühl, daß sie schon damals im Krankenzimmer gehabt hatte und das heute zurück gekommen war, konnte sie nicht definieren. Resigniert wünschte sie sich, er wäre wieder so frech wie immer zu ihr, doch dann stand sie trotzdem auf, um ihn anzurufen, und zu fragen, ob alles in Ordnung war. Als das Telefon klingelte, war Yousuke genervt, denn seit drei Stunden klingelte es ständig. Inzwischen hatte die halbe Fußballmannschaft angerufen. "Fuuma!!!" Ohne Zweifel war er genervt und das hieß, daß er relativ okay war. Momoko überlegte, ob sie gleich auflegen sollte, "Haalllooo!" Momoko versuchte, ein Wort herauszubekommen, doch dann fiel ihr ein, wie er sie angesehen hatte, als sie sich getrennt hatten und sie legte auf, nur um gleich darauf entschlossen noch einmal zu wählen. Sie war verantwortlich und wollte sicher sein, daß es ihm gut ging. Es gab keinen Grund albern zu sein. Yousuke starrte das Telefon irrritiert an, als es erneut klingelte und fragte sich, was das sollte, "Jaa!!" "Ichwolltefragenobesdirgutgeht!" "Wie bitte?", erst da realisierte er, daß es Momoko war. "Eh...entschuldige, wenn ich störe...ich wollte nur wissen ob du okay bist!" Es überraschte ihn, daß sie anrief, "Jaja!...geht schon!...Möchte sein, daß du dich schuldig fühlst!....Das ausgerechnet du so brutal bist!" "Ich bin nicht...!!!...Eh....naja!..." Momoko war froh, daß niemand sah, wie rot sie wurde und Yousuke grinste. Ihm war klar, daß es dumm war, doch wenn er Momoko ärgern konnte, fühlte er sich gleich besser, "Schön, daß du es ein siehst!" Momoko zog ein grimmiges Gesicht, "Das ist nicht wahr...Blödmann!....Man bin ich doof, mir auch noch Sorgen zu machen, wegen einem Blödmann, wie dir!" Sie knallte den Hörer aufs Telefon. Yousuke starrte grinsend den Hörer an, "Schön zu wissen, daß es dir auch Mal die Sprache verschlägt!", er hatte keinen Zweifel daran, daß sie auch bei dem Anruf zuvor dran gewesen war. Shisuka sah Yousuke an der Tür und packte hastig ihre Sachen zusammen, denn noch waren zwei Mädchen aus ihrer Klasse hier und sie wollte ihm keine Gelegenheit geben, allein mit ihr zu reden, als ihr der Stapel Bücher aus der Hand rutschte und zu Boden fiel. Ein Foto rutschte aus dem Englischbuch und Shisuka starrte es an. Sie hatte es Momoko abgebettelt, denn die Redaktion des Florestan hatte Unmengen Bilder von die Fußballern und sie hatte sich nicht getraut Yousuke zu fragen. Langsam ging sie in die Knie und laß die Sachen wirder zusammen. Ihre Klassenkameradinnen waren fertig und gingen hinaus. Shisuka wurde klar, daß es keinen Sinn hatte, weiter davon zu laufen. Yousuke versuchte seit vierzehn Tagen mit ihr zu reden und eigentlich mußte sie froh sein, daß er so ehrlich war. Es war nicht fair, ihm weiter aus dem Weg zu gehen. Schließlich war es nicht das, was sie eigentlich wollte. Yousuke half ihr die Bücher aufzuheben und sah sie an, als sie aufstand. Offensichtlich hatte sie beschlossen, die Tatsachen ins Augen zu sehen. Sie räumte ihre Sachen in die Tasche, "Was treibst du dich denn hier herum?....Ihr seid doch im anderen Gebäude!" "Du weiß genau, daß ich schon seid Tagen mit dir reden will!...Du bist es, die immer weg rennt, Shisuka!" "Tut mir leid!...Vielleicht will ich einfach nicht hören, was du zu sagen hast!" Sie sah ihn nicht an und Yousuke starrte aus dem Fenster, "Glaubst du denn wirklich, daß das etwas ändert?" Sie schüttelte den Kopf, während ihr die Tränen über die Wangen liefen, "Nein......was hab ich falsch gemacht, Yousuke?" "Du?....Gar nichts! Ich hab mir was vor gemacht....da kannst du nichts dafür Shisuka!...Es tut mir sehr leid, Shisuka, ich wollte dich nicht verletzen!" Er ging zur Tür, denn er wollte nicht sehen, wie sie weinte. "Sag mir wenigstens warum!" Yousuke blieb nicht stehen und antwortete ihr auch nicht. Es gab keine Antwort, die sie verstanden hätte. Shisuka ließ sich weinend auf ihren Stuhl fallen. Was war nur los mit ihm? Warum wollte er nicht, daß sie mit ihm zusammen war? Verzweifelt sprang sie auf und lief in die Redaktion des Florestan, in der Hoffnung, daß Momoko dort war. Auf Momoko hatte sie sich immer verlassen können, wenn es um Yousuke ging! Vielleicht würde sie ihr helfen. Momoko kontrollierte gerade noch einmal das Layout für die nächste Ausgabe. Es fehlten zwar noch einige Beiträge, doch es war einfacher, wenn man sie nur noch einordnen mußte. Hinagiku war noch beim Allkampf und Yuri mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Fußballtraining. Sie erschrak, als die Tür auf und wieder zu flog und Shisuka hereinstürmte, ihr um den Hals fiel und hemmungslos schluchzte. Momoko nahm sie in die Arme, "Shisuka, was ist denn passiert?" Eine düstere Ahnung sagte ihr, daß es nur mit Yousuke zu tun haben konnte, wenn sie so unglücklich war. Shisuka hatte Mühe ein Wort heraus zu bringen, "You......You....Yousuke!.....Er....er...hat....schluuuuuuß gemaaaacht!", dieser Satz kippte ihre Fassung endgültig und sie weinte erst richtig. Momoko hielt sie im Arm. Sie hatte geahnt, daß das der Grund war. Erst nach einer Ewigkeit faßte sich Shisuka wieder und rückte mit dem wahren Grund ihres Kommens heraus, "Momoko...du mußt mir helfen!...Ich muß wissen, warum!....Ich will nicht einfach so aufgeben!...Ich hab ihn doch lieb!....Bitte, bitte hilf mir ihn zurück zu bekommen!" Momoko riß entsetzt die Augen auf und schluckte schwer. Wie kam Shisuka auf die Idee, daß sie ihr helfen konnte. Das Gerede in der Schule war schon lange um die Frage gegangen, wie lange sich Yousuke wohl noch von ihr umklammern ließ und alle Mädchen hatten damit gerechnet, daß bald Schluß sein würde, während die Jungs sich über Shisuka amüsiert hatten. "Tut mir leid, Shisuka, da kann ich dir nicht helfen!...Und ich bin mir relativ sicher, daß es für dich besser ist, wenn du ihn vergißt!" Zuerst sah Shisuka entsetzt aus und erneut liefen Tränen über ihre Wangen, "Warum sagst du das Momoko?" Momoko wußte nicht, was sie darauf antworten sollte, doch dann wußte sie, daß nur die Wahrheit helfen konnte, "Ach Shisuka, siehst du es wirklich nicht?...Du hast ihn doch in der letzten Zeit nur noch krampfhaft festgehalten!.....Keiner hat daran gezweifelt, daß er Schluß machen will und du bist ihm immer ausgewichen!....Shisuka es war nichts mehr zu retten, egal, wie lange du noch ausgerissen wärst!...Am Ende hätte er dich wahrscheinlich links liegen lassen!...so....war er wenigstens so fair, es dir zu sagen!" Shisuka starrte den Boden an. Sie wußte, daß Momoko recht hatte. Sie wußte auch, was getratscht wurde und ihr war klar, daß einige sich über sie amüsierten, doch es war schwer zu akzeptieren, daß es endgültig sein sollte, "Ich will nicht einfach so aufgeben, Momoko!", wieder rannen Tränen über ihre Wangen, "Ich weiß, daß ich Fehler gemacht habe, aber ich kann mich ändern!" Momoko sah sie schweigend an. Sie hatte das deutlich Gefühl, daß Shisuka es nicht so schnell einsehen würde, "Laß Gras darüber wachsen, okay! Sonst tust du dir keinen Gefallen! ....Und es gibt doch noch eine ganze Menge andere hübsche Jungs!" Sie senkte den Kopf und weinte weiter leise vor sich hin. Momoko stand auf und ging zum Fensterstock, um die Schachtel zu holen, die dort stand, "Ich glaube, ich hab hier was, was uns aufmuntert!...Was hältst du von Schokoladentorte?" Shisuka sah sie verwundert an, "Schokoladentorte?" Momoko lächelte strahlend, "Schokolade macht glücklich!", eigentlich hatte sie die Torte, die sie heute Im Kochkurs gemacht hatte, ihrem Vater schenken wollen, doch sie war fast sicher, daß sie so mehr nützen würde. "Was macht glücklich?" Hinagiku kam gerade zur Tür herein, als Momoko die Torte aus der Schachtel nahm. Sie strahlte, "Ja, das macht glücklich!...Richtig glücklich!...Heh, Shisuka, was ist denn mit dir los?" sie machte es sich neben Shisuka am Tisch bequem, während Momoko nach etwas suchte, womit sie die Torte teilen konnte, "Yousuke hat Schluß gemacht!" "Ups!", wirklich überrascht war sie jedoch nicht, "Tut mir leid!" Momoko hob ein Plastiklineal hoch, "Hat jemand eine bessere Idee?" Hinagiku grinste, "Nein...Hauptsache es gibt Schokoladentorte!....Die sieht wirklich lecker aus, ist das ein Rezept von Mrs. Hondo?" "Hmm! Erscheint diesen Monat!", sie hielt Shisuka das erste Stück hin, "Da...und versprich mir, daß du dich nicht unterkriegen läßt!" Shisuka nickte und nahm einen Biß von Momokos Torte, nur um begeistert zu meinen, "Hmmmm, die ist wirklich superlecker!....Momoko, soll ich dir was verraten.....manchmal hab ich gedacht, Yousuke wäre in dich verschossen!" Momoko verschluckte sich und begann zu husten. Hinagiku lachte, "Ja...so in dem Sinne, was sich neckt das liebt sich, oder?...Der Eindruck konnte schon manchmal entstehen!" "Ihr spinnt ja! ....Das wäre ja wohl das letzte!" "In wen bist du verschossen?", Shisuka ließ nicht locker. Jetzt war Momoko endgültig knallrot, "Das geht niemanden was an!" Hinagiku lachte, "Ach Shisuka, du Traumbuch! Weiß doch jeder, daß Momoko auf Kazuja steht!" "Ach so!...Man kann schließlich nicht alles wissen!" und so ging es hin und her. Am Ende hatte Shisuka Yousuke fast vergessen und von der Torte war nur die Hälfte da. Sie lachten gerade herzlich über den Umstand, daß Kinomoto sich kürzlich beim Geräteturnen blamiert hatte, als die Tür aufging und Yuri mit Kazuja und Yousuke hereinkam. Momoko, gerade dabei, sich die Finger abzuschlecken, verschluckte sich erneut und sie war nicht die einzige. Nur Hinagiku blieb wie üblich cool, "Was wollt ihr denn hier?" "Das ist die Redaktion Hinagiku, und ich möchte ein Interview machen, wegen des Turniers!....Momoko es gehört sich nicht die Finger abzuschlecken!" Yuri ging obercool zum Regal, um aus einer Schachtel übriggebliebene Servietten vom Schulfest hervor zu kramen. Momoko war dunkelrot und stocksauer, als sie ihr die Serviette hin hielt. Sie merkte gar nicht, daß Yousuke sie beobachtete. Er fand sie süß, mit ihren Schokoladenfingern und Yuris Verhalten war unhöflich gewesen. "Die sieht aber wirklich lecker aus, darf ich probieren?" Kazuja lächelte Momoko an und raubte ihr endgültig die Fassung. Sie hob hilflos die Hände, doch Yuri hatte wie üblich eine Lösung, denn es waren auch noch Pappteller vom Schulfest da. Erst beim Lineal wurde sie stutzig und Hinagiku schürzte spöttisch die Lippen, während Shisuka mit gesenktem Kopf dabei saß und sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte. Es überraschte Yousuke, daß sie zu Momoko gerannt war, aber offenbar betrachtete sie sie als Rettungsanker. Immerhin war es auch Momoko gewesen, die ihm Shisukas ersten Brief übergeben hatte. Hätte sie gewußt, warum er Schluß gemacht hatte, wäre das bestimmt anders. Yuri riß ihn aus seinen Gedanken, denn sie hielt ihm einen Pappteller mit einem Stück von der Torte hin, "Momopi, hast du die gebacken?" Momoko fragte sich, worauf er hinaus wollte, "Ja, warum?" Er grinste spöttisch, "Nun, weil ich es dann lieber lasse!...Schließlich bin ich nicht lebensmüde!" Momoko war froh, daß Yuri den Teller in der Hand hatte, denn sonst wäre ihm das Tortenstück wahrscheinlich ins Gesicht geflogen. Sie brachte kein Wort heraus, so wütend war sie und Yousuke grinste sie amüsiert an, doch das verging ihm, als Kazuja meinte, "Was, du willst nicht, na dann gib her!......Momoko die ist wirklich supergut!", er nahm der perplexen Yuri den Teller aus der Hand und Yousuke blieb der Mund offen stehen, während Momoko strahlte. "Also ich glaube, ich sollte auch mal probieren!" Yuri nahm sich einen Pappteller und ein Stück von der Schokoladentorte, von der nicht mehr viel übrig war. Es war wirklich lecker, doch sie dachte gar nicht daran, das zu sagen. Momoko hatte heute ohne Zweifel schon genug Pluspunkte bei Kazuja gesammelt. "Was war das eigentlich mit dem Interview, Yuri?" Momokos Frage klang beiläufig, doch Yuri wurde rot und auch die Jungs hatten den Eindruck, daß Momoko zwar nicht so aussah, aber offensichtlich doch ziemlich verärgert war. Shisuka stand auf und murmelte, "Ich geh dann Mal, ihr habt ja sicher noch zu tun!" Sie verschwand durch die Tür und Momoko war einen kurzen Moment von Yuri abgelenkt, die sich fragte, wie sie sich rausreden sollte, denn eigentlich hatten sie abgemacht, daß so etwas abgesprochen wurde und in dieser Ausgabe des Florestan waren keine Interviews mit den Fußballern geplant. "Yuri....kommst du mal kurz mit raus?" Momoko stand auf, doch Kazuja mischte sich ein. Er hatte bemerkt, daß es hier wohl eine Meinungsverschiedenheit gab, "Wenn da irgendwas schief gelaufen ist, ist es auch kein Problem, ihr wißt doch, wo ihr uns finden könnt!.....Kein Problem, wenn es heute nicht klappt!" Yuri erkannte den Rettungsring und schnappte danach, "Da haben wir uns wohl falsch verstanden!....Ich war mir absolut sicher, daß wir das in dieser Ausgabe bringen wollten!" Kazuja wandte sich zur Tür "Ich denke, wir verschwinden jetzt!....Wenn wir nicht mehr gebraucht werden!" Momoko sah ihn verlegen an, "Entschuldige das Mißverständnis!...Aber ihr seid erst in der zweiten Runde und habt noch ein bißchen Arbeit. Interviews gibt es erst nach dem gewonnenen Finale, wovon ich doch mal ausgehe!" Kazuja lächelte zurück, bevor er hinaus ging, "Ich geb mir Mühe!" Yousuke wirkte genervt, als er im vorbei gehen meinte, "Man bist du eine Giftspritze!" Diesmal war Momoko nicht um eine Antwort verlegen, "Paß nur auf, daß ich dich nicht mal mit meinem Gift erwische!...Das bekommt dir garantiert nicht!", bevor er etwas erwidern konnte, flog die Tür zu und Kazuja meinte im gehen, "Was hast du nur mit Momoko! Sie ist so nett!.....Bringt dir das irgendwas, wenn du sie die ganze Zeit provozierst?" Yousuke schwieg. Kazuja war der letzte, dem er sagen würde, was er wirklich dachte und dieser meinte, "Ich finde, sie ist das hübscheste Mädchen in der Mittelstufe! So quirlig und immer gut drauf!...Sie gefällt mir wirklich gut!" Yousuke sah stur gerade aus. Momoko kam ihrem Ziel immer näher ohne es zu wissen und etwas sagte ihm, daß seins in immer weitere Ferne rückte. Momoko lehnte mit dem Rücken an der Tür und hatte, ebenso, wie Hinagiku, Yuri fixiert, die mit gesenktem Kopf in der Mitte des Raumes stand, "Das war nicht nett, Momoko!" "Nicht nett?...Ach und es ist okay, wenn du einfach die Abmachungen ignorierst!....Yuri, denkst du, wir setzen uns zum Spaß jeden Monat zusammen und klären, was in der Ausgabe kommt, und was nicht?....Das Frühjahrsturnier ist erst im Achtelfinale, es ist überflüssig jetzt Interviews zu bringen......der Fußballmannschaft wird sowieso schon zuviel Aufmerksamkeit entgegen gebracht, weil sie die besten an der Schule sind, da müssen wir es nicht auch noch übertreiben und nach einem gewonnenen Achtelfinalspiel Interviews bringen, obwohl das Rückspiel noch aussteht!" Yuri sagte nichts und Hinagiku bemerkte, "Yuri, auch wenn es dir nicht gefällt, sie hat recht! Die Basketballer sind auch im Achtelfilnale und für die ist das eine Riesenleistung! Wir haben einen Plan, was wir bringen!...Und diesmal waren es nur die Ergebnisse der aktuellen Spiele!" Yuri wurde klar, was die beiden meinten. Sie schaffte es einfach nicht, Kazuja außer acht zu lassen und versuchte alles, ihn auf sich Aufmerksam zu machen, während Momoko ihn sogar verprellte und ein Kompliment nach dem anderen kassierte. Eine Träne lief ihr über die Wange, "Das ist einfach nicht fair, Momoko!...Du bist oft so giftig und kompromißlos und trotzdem macht Kazuja dir ein Kompliment nach dem anderen!" Da lag also der Hase im Pfeffer! Hinagiku meinte trocken, denn sie sah, daß Momoko zu geschockt darüber war, worauf es hinaus lief, "Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, daß du ihm einfach zu sehr auf die Pelle rückst? Vielleicht steht er ja nicht drauf, wenn man ständig um ihn herumtänzelt und versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen!" Yuri sah Hinagiku empört an und erwiderte giftig, "Ich mach nur meinen Job für den Florestan!", ganz schnell gerieten die beiden richtig aneinander. Momoko stand noch immer an der Tür und betrachtete ihre Füße. Ihr war nicht mal bewußt geworden, das sie das Verhältnis verschoben hatte. Sicher schenkte ihr Kazuja viel mehr Aufmerksamkeit, als im letzten Jahr, gewiß machte er ihr Komplimente, wie heute für den Kuchen, oder lobte sie für ihre Arbeit, doch ihr war nicht klar gewesen, welchen Eindruck das hervor rief. Sicher freute sie sich darüber, doch etwas hatte sich geändert, das wilde Herzklopfen, das Kazuja noch zu Beginn des Schuljahres ausgelöst hatte, blieb aus. Momoko fragte sich, warum. Sie hatte nicht das Gefühl, sich so sehr verändert zu haben und sie war noch immer überzeugt, in Kazuja verliebt zusein, doch warum schlug ihr Herz keine Purzelbäume mehr, wenn er nett zu ihr war. Sie fragte sich, ob so etwas auch zu Selbstverständlichkeit werden konnte. Falls ja, fand sie das gar nicht so toll. "Yuri, das ist Blödsinn!" Yuri und Hinagiku sahen sie irritiert an, "Es geht doch gar nicht um Kazuja....es geht um unsere Arbeit, als Team und entweder sind wir ein Team und halten uns an unsere Abmachungen oder nicht....wenn nicht, hat es keinen Sinn weiter zusammen zu arbeiten!......Es ist dein Problem, wenn du es nicht schaffst, deine Gefühle da raus zu halten!...Ich mußte das auch lernen!.....Wir machen journalistische Arbeit!...Da muß man objektiv bleiben!....Persönliche Sachen haben da nichts zu suchen!....Darüber solltest du mal nach denken!....Alles andere ist Kindergarten!", sie schnappte ihre Tasche und ging. Yuri und Hinagiku sahen ihr völlig perplex nach. Momoko hatte in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht, worüber sie seit Minuten stritten, doch Yuri beschäftigte plötzlich etwas ganz anderes, "Was ist mit Momoko passiert?" Hinagiku grinste, offenbar hatte auch Yuri endlich geschnallt, das Momoko nicht mehr das kleine Dummerchen war, "Das frag ich mich schon länger!...Komisch war sie ja schon Ende letzten Jahres, immer so zurückhaltend und überlegt!" "Stimmt, sie hat erst gedacht und dann geredet, nicht wie früher umgekehrt!....Aber..." "Tja! Wir müssen uns wohl damit abfinden, daß auch Momoko kein kleines Kind mehr ist...sieht im Gegenteil so aus, als habe sie uns überholt! Hast du die Ergebnisse der letzten Vergleichsarbeit schon angeschaut?" "Nein, warum?" "Momoko ist besser als du!....drei Plätze!" Yuri war fassungslos, "Takuro sagt, sie kann arbeiten wie ein Tier, wenn sie was erreichen will....und nebenbei scheint sie auch gleich noch Kazuja zu kassieren!...Du solltest mit den Kindereien aufhören und dich wieder auf deine Stärken konzentrieren, sonst sieht es düster aus!" Nachdenklich starrte Yuri ins Leere. Vermutlich hatten beide recht. Sie rannte Kazuja nach, während Momoko sich auf ihre Art unbewußt entzog und genau das war es wahrscheinlich. Was man ständig um sich hat wird uninteressant. Sie war fest entschlossen, das zu ändern. Es war unmöglich, daß Momoko schneller erwachsen wurde, als sie. "Heh Momopi, spielst du Lastesel?", Yousuke tauchte neben ihr auf. Sie war auf dem Weg nach Hause und sie hatte ihre Arbeit vom Wettbewerb dabei. Die Schulfestwoche war endlich vorbei. Momoko hatte nicht erwartet, daß es so streßig werden würde. Sie war mit ihrer Retrospektive zwar in ihrer Altersklasse in die engere Wahl gekommen, doch Yuris Schuluniform hatte das Rennen gemacht. Besonders mies fand es Momoko, daß ein Mädchen aus der Oberstufe mit einer fest gleichen Arbeit gewonnen hatte. "Das schaff ich schon!" Er grinste spöttisch, "Klar man, so, wie du gebaut bist!" "Was soll denn das jetzt wieder heißen?" "Was wohl! Zu viel Schokoladentorte!", Momoko ließ sich nicht locken und lächelte honigsüß, "Der blanke Neid!....Selber Schuld!" Darauf wußte Yousuke nichts zu sagen, denn sie hatte recht, doch er meinte, "Was ich dir noch sagen wollte!....Ich fand deine Arbeit besser als Kasumis!...Da hast du echt was drauf." Momoko blieb stehen, während Yousuke weiter ging und um die Ecke bog. Von einer Sekunde auf die andere schlug ihr Herz bis zum Hals und sie hatte das Gefühl, als würde es jeden Moment zerspringen. Hitze schoß in ihre Wangen und die noch nicht wieder zusammengebundenen Seiten ihrer Arbeit glitten zu Boden. Momoko war komplett paralysiert. Was tat Yousuke da? Warum brachte Yousukes Bemerkung sie so aus dem Takt? Langsam ging sie in die Hocke um ihre Seiten wieder aufzulesen, als Kazuja neben ihr auftauchte und ihr dabei half, doch das kam ihr nur nach und nach zu Bewußtsein, denn noch immer hämmerte ihr Herz wie verrückt. Yousuke blieb stehen. >Warum hab ich nicht den Mut, wenigstens ihre Reaktion abzuwarten?< Er wandte sich um und ging zurück, nur um zu sehen, wie Kazuja Momokos Seiten einlas und sie ihm knallrot und völlig neben sich dabei zusah. Yousuke verschwand wieder hinter der Ecke. Es hatte keinen Sinn, sich Gedanken zu machen. Kazuja hatte einfach das bessere Timing und Momoko würde sich nie ändern. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Mauer, >Schluß!....Ich werd mich nicht zum Narren machen!...Wenn sie es so will, dann soll sie es haben!< Er wandte sich ab und ging nach Hause. Die Schmerzen in seiner Hand wurden ihm erst nach und nach bewußt. "Okay, ...also, wir sehen uns in der Schule!" Kazuja gab Momoko die Seiten ihrer Retrospektive zurück. Er hatte sie nach Hause begleitet. Sie schien irgendwie abwesend und er fragte erneut, ob sie in Ordnung war. Momoko nickte heftig, "Alles bestens Kazuja!...Danke, das du mich begleitet hast!.....Vielen Dank!....Vielleicht kann ich mich ja mal revanchieren!" Er lächelte, "Nicht nötig!...Das hab ich gern getan!....Machs gut!" Momoko schloß mit fahrigen Händen die Tür auf und ging ins Haus, nur, um sie zufallen lassen und sich gegen die Tür zu lehnen. Wieder fiel ihr alles aus der Hand und erst nach einer Ewigkeit rutschte sie in die Hocke, um es wieder einzusammeln, doch sie rührte keinen Finger, noch immer total von der Tatsache schockiert, wie sie auf Yousukes Bemerkung reagiert hatte. Er hatte sie doch nur gelobt. Das hatten viele getan. Warum hämmerte dann ihr Herz wie verrückt, wenn Yousuke es tat? Momoko schüttelte den Kopf, "Das ist nicht wahr! Ich bin nicht in ihr verliebt!...Ich mag ihn ja nicht einmal!....Er ist immer nur gemein zu mir!" Das stimmte zwar nicht ganz, doch das tat nichts zur Sache. Tränen liefen ihr über die Wangen, "Ich will das nicht!....Ich bin in Kazuja verliebt! ...Nur in Kazuja!...Kazuja!....Kazuja!", doch warum hatte ihr Herz aufgehört zu hämmern, wenn er bei ihr war? "Was?...Yousuke spielt nicht mit? Wieso das denn?" Momoko war mit Yuri und Hinagiku unterwegs zum Finale des Frühlingsturniers. Das Hinspiel hatten sie gewonnen, jetzt mußten sie nur noch dieses Spiel ohne Gegentreffer überstehen und hatten es geschafft. Yuri zuckte auf Momokos Frage die Schultern, "Ich hab keine Ahnung! Ich weiß auch nicht, ob es stimmt! Ich hab nur gehört, daß er sich die Hand verletzt hat und heute nicht im Tor ist!....Nicht gerade praktisch, wenn du mich fragst! Der Ersatztorwart ist ziemlich unerfahren!" Sie passierten den Eingang zum Stadion. Dank Kinomoto durften sie auf die VIP-Tribüne und hatten einen erstklassigen Blick. Der Trainer wollte die beste Berichterstattung über sein Team. Hinagiku machte sich breit, "Besser kann man es ja gar nicht haben!...Das haben wir nur Yuris begeisterten Artikeln zu verdanken." Momoko lächelte, sie wußte, daß Hinagiku recht hatte. In dieser Beziehung war Yuris Schwärmerei für Kazuja ziemlich praktisch. Sie schrieb wirklich gute Reportagen über das Fußballteam. Sie sicherte sich gerade eine günstigen Platz für ihre Kamera am Geländer, als Yousuke mit einigen Jungs und Mädchen aus seiner Klasse auf tauchte. Er hatte die Hand tatsächlich bandagiert, das hinderte ihn jedoch nicht zu bemerken, "Na, Momopi, machst du dich wieder wichtig?" Einen Moment war sie schockiert, doch sie fing sich schnell, "Im Gegensatz zu dir mach ich nur meinen Job!" Yousuke sah sie nicht mal an und ging mit seinen Klassenkameraden weiter in die Mitte der Sitzreihe. Momoko überblickte mit ihrer Kamera das Stadion, doch sie sah nicht viel, denn eine Bemerkung, wie die heute, hatte sie noch nicht von ihm gehört. Das Hauptproblem war jedoch, daß sich ihr Herzschlag erneut ziemlich beschleunigt hatte. "Wie ist der denn heute drauf?....Seid ihr wieder Mal zusammen geraten?" Hinagiku sah Momoko von der Seite an. "Vermutlich ärgert es ihn, daß er nicht mitspielen kann!" Hinagiku warf einen Seitenblick zu Yuri, die gerade Yousuke mit Fragen löcherte, "Ich hab gehört, er hätte sich geprügelt!.....Scheint zur Gewohnheit zu werden!" "Wie kommst du denn da drauf?" "Na letztens das Veilchen...diesmal ne verletzte Rechte!...Was soll man da denken?" Momoko war knallrot geworden und versuchte es vor Hinagiku zu verbergen, doch die hatte es schon bemerkt, "Gibt es irgendwas, was du deinen besten Freundinnen verschwiegen hast, Momopi?" Momoko fuhr herum und giftete, "Spinnst du jetzt total?", ihre Lautstärke zog alle Blicke auf sie und endgültig dunkelrot wandte sie dem Geschehen den Rücken zu. Yousuke starrte aufs Spielfeld. Es war schwieriger als erwartet Momoko aus seinen Gedanken zu streichen und dabei war es schon schlimm genug, daß er heute hier oben saß und nicht unten im Tor stehen konnte. Es zählte nicht zu den intelligentesten Aktionen mit bloßen Händen auf Mauern einzuschlagen. Das Spiel artete ziemlich schnell zum Krimi aus, bei dem die Mannschaft von Santa Flora mehr Glück als Verstand hatte. Das Tempo war beängstigend und es gab ein einziges hin und her. Der Gegner machte Druck und Kaneshiro im Tor konnte von Glück reden, daß sie eine gute Verteidigung hatten. Yuri war nach der ersten Halbzeit mit den Nerven am Ende und Momoko fragte sich, ob das so weiter gehen sollte. Wenn sie jedoch geglaubt hatten, daß es in der zweiten Halbzeit ruhiger zu ging, hatten sie sich getäuscht. Jetzt hatte offenbar Kazuja beschlossen Druck zu machen. Er hatte zwar noch immer genug in der Verteidigung, doch trotzdem gingen sie nach vorn, so oft sie nur konnten. Kurz vor Schluß sah Momoko aus dem Augenwinkel, wie Yousuke aufstand und verschwand. Offenbar konnte er nicht mehr hinschauen. Fest stand, daß sie ihn gerade in diesem Spiel dringend gebraucht hätten, auch, wenn es bis jetzt gut gegangen war. Momoko hörte auf sich Gedanken zu machen, denn gerade kam Kazuja dem gegnerischen Tor gefährlich nahe und das Stadion tobte. Erneut schafften sie es nicht den Ball in den Kasten zu bringen. Am Ende war es Kaneshiro, der Kazuja die Chance gab das Spiel doch noch in der regulären Spielzeit unter Dach und Fach zu bringen. Gerade hatte die gegnerische Sturmspitze wieder einen aggressiven Angriff auf sein Tor gestartet und er zu Überraschung aller souverän gehalten. Die Konterattacke war so schnell gewesen, daß die Hälfte der Spieler noch im gegnerischen Raum waren und Kaneshiro brachte den Ball mit einem weiten Schuß fast genau auf Kazujas Füße und dieser wußte, daß das vielleicht die letzte Chance war. Als der Ball dann tatsächlich im rechten oberen Eck landete, überschlug sich die Stimmung. Momoko und Hinagiku führten, ähnlich wie Yousukes Klassenkameraden einen Freudentanz auf und Yuri fiel völlig erschöpft auf ihren Platz. Es dauerte eine ganze Weile, bis wieder einigermaßen Ruhe einkehrte. Der Schußpfiff war schon lange vorbei und die Spieler von Santa Flora waren außer sich vor Freude. Kazuja war unter einem Berg Spieler begraben und Momoko schoß ein Foto nach dem anderen. Sie fragte sich, ob Yousuke wieder auftauchen würde, schaltete diesen Gedanken jedoch sofort ab. "Heh Momoko, ob ich ihn gleich noch zu einem Interview erwische?" Momoko schüttelte den Kopf, "Mach, was du willst, aber ich glaube, die sind jetzt viel zu aufgedreht, um was brauchbares von sich zu geben! Frag ihn halt, wann er ein Interview geben will!" "Kommst du mit?" "Nein danke, mir war das heute streßig genug!" Yuri war sofort auf den Beinen, "Okay! Dann mach ich das!" Hinagiku warf Momoko einen Blick zu, schwieg aber, als sie meinte, "Gehtst du mit nach Hause?...Mir reicht's für heute, ich bin heiser!.....War Kazuja nicht spitze?" "Ich denke eher, daß er es Kaneshiro zu verdanken hat!....Fuuma ist abgehauen!...Ob es ihm zu aufregend war?" "Nicht mein Problem!...Aber Kaneshiro war wirklich gut, dafür, daß er fast nie zum Einsatz kommt!" "Okay! Laß uns abhauen!...Ob sie uns wohl zur Siegesfeier einladen?" "Dafür wird Yuri schon sorgen!" Momoko sollte recht behalten. Schon am nächsten Morgen sprudelte sie freudestrahlend heraus, "Wir sind eingeladen!...Alle drei! Und die Party steigt am Freitag!...Ist das nicht toll?" "Paßt ja perfekt! Am letzten Schultag! Da müssen wir uns ja nicht mal Gedanken ums ausschlafen lassen!...Hm, da geht was ab!" Hinagiku war ohne Zweifel begeistert. Momoko wußte nicht recht, was sie denken sollte. Einerseits freute sie sich, andererseits wußte sie nicht so recht, ob sie gehen sollte. Yuri sah sie an, "Was hast du?...Ich dachte du freust dich auf eine Gelegenheit Kazuja deine Schokoladenseite zu zeigen?" Momoko fragt sich, was mit ihr los war, "Wer sagt, daß ich das nicht tue?" Sie funkelte Yuri an. Langsam fingen sie beide an sich albern zu benehmen, vor allem, wenn Momoko daran dachte, daß sie Kazuja gar nicht mehr beunruhigte. Sie war froh, daß sie noch eine Weile Zeit hatte, darüber nachzudenken, was sie wollte. Am Ende war es Kazuja, der den Ausschlag gab. Momoko war auf dem Weg nach Hause und froh, daß endlich Ferien waren, denn die Chance, in den Sommerferien Kazuja oder Yousuke zu begegnen war ziemlich gering, als er ganz überraschend neben ihr auftauchte, "Hi Momoko, du kommst doch heute Abend!" Erschrocken sah sie ihn an, denn in Gedanken war sie schon zu Hause beim Abendessen, "Heh, Kazuja, hast du mich erschreckt!....ich....ich war mir noch nicht ganz sicher!....Es wird doch sicher ne Menge los sein!" "Jetzt aber....Denk mal daran, wie klasse ihr immer berichtet!....Ihr gehört ja schon fast dazu!...Versprich mir, daß du kommst, okay!" Momoko wurde rot und senkte den Blick, "Nicht so schüchtern, Momoko! Das ist doch sonst nicht deine Art!... Bitte komm!" Sie schaffte es nicht, ihm seine Bitte abzuschlagen und nickte, "Okay!....Ich werd kommen!" "Das möchte ich aber auch hoffen!" "Versprochen!" "Okay! Dann sehen wir uns heute Abend! Bis später, Momoko!" Er wandte sich um und ging den Weg zurück. Offenbar war er ihr nachgekommen, um sie noch einmal persönlich einzuladen. Momoko sah ihm nach. Sie versuchte sich selbst anzuspornen, >Kazuja hat mich extra noch mal eingeladen!....mich!<, doch sie stellte fest, daß es ihr nicht so recht gelang und erneut begann sie in Gedanken die alte Leier, die sie nun schon seit Tagen wiederholte >Ich bin in Kazuja verliebt!< war der Satz, mit dem sie sich selbst zu überzeugen versuchte, doch irgendwie gelang ihr das nicht mehr so recht Am Abend kamen sie dann alle drei klassisch zu spät. Sie hatten verabredet, sich bei Yuri zu treffen und diese schaffte es unterm gehen, sich ein Glas Wasser über das Kleid zu schütten und mußte sich umziehen. Hinagiku war genervt, Momoko froh über die Verzögerung. Als sie dann endlich auftauchten, war die Party schon in vollem Gange. Der Clubraum der Schule, in dem sie feierten, war überfüllt und Momoko hatte keinen Überblick, denn sie war zu klein, doch Kazuja hatte sie offenbar sofort bemerkt, denn er kam auf sie, "Hallo ihr drei, schön daß ihr doch noch kommt!...Kommt ihr mit zu unserem Tisch?" Yuri drängelte an seine Seite, "Klar, gern!" Hinagiku schüttelte den Kopf und sah Momoko zweifelnd an. Was war bloß los mit ihr, daß sie Yuri einfach so das Feld überließ. Es dauerte nicht lange, bis Momoko klar wurde, daß sie hier fehl am Platze waren. Es waren vor allem Schüler aus der Oberstufe hier und Momoko war sicher, daß sie die jüngsten waren. Kazuja und Yuzuro hatten etwas zu trinken besorgt, doch als Momoko einen Schluck von der Cola nehmen wollte, fragte sie sich, ob das ein Scherz sein sollte, denn sie war sich sicher, daß da Alkohol mit drin war. Sie stellte den Becher wieder ab und wechselte einen Blick mit Hinagiku, der es gerade ähnlich ging. Offenbar war ihr jetzt auch ein wenig seltsam, während Yuri noch gar nichts bemerkt hatte. Auf jeden Fall war jetzt klar, warum bei einigen der Eindruck entstand, daß sie völlig aufgedreht waren. Momoko wünschte sich nach Hause vor den Fernseher. "Momoko, möchtest du tanzen?", Kazuja neben ihr war aufgestanden und sah Momoko an. Er hatte sie aus ihren Gedanken gerissen, "Sicher gern!" sie stand auf und folgte ihm auf die überfüllte Tanzfläche. Irgendwie war das alles total verrückt. Sie versuchte sich auf Kazuja zu konzentrieren und lächelte ihn an, als sie hinter ihm Yousuke entdeckte, der mit einem Mädchen aus seiner Klasse tanzte. Momoko stellte fest, das sie sich immer unwohler fühlte, obwohl Yousuke aus ihrem Blickfeld verschwand und Kazuja auf Grund der Enge immer näher kam. Als Momoko zum Platz zurück kam saß nur Yousuke am Tisch. Hinagiku tanzte mit Yuzuro und Yuri schaffte es gerade Kazuja aufzufordern. Sie hatte keine Lust sich zu Yousuke an den Tisch zu setzen, doch es blieb ihr im Moment wohl nichts anderes übrig. Er funkelte sie amüsiert an, genau wissend, daß sie sich unwohl fühlte, "Na Momopi, letztendlich doch noch auf die Zielgerade eingebogen, was?....Hoffentlich machst du nicht schlapp kurz vorm Ziel?" Momoko sah ihn an. Sie wußte ganz genau, was er meinte und es war das erste Mal, daß sie den Eindruck hatte, er sei aus genau diesem Grund so giftig, doch diesen Gedanken strich sie sofort und meinte, "Weißt du was Yousuke, es gab Zeiten, da konnte man deine Sprüche noch witzig finden, aber scheinbar gehen dir langsam die Ideen aus. Wenn dich das so sehr frustriert, halt doch lieber die Klappe!", Momoko schnappte den Becher und stürzte gedankenlos den Inhalt hinunter. Yousuke hob die Hand, um sie daran zu hindern, kam jedoch nicht dazu. Er trank nicht umsonst Cola aus der Dose und fragte sich, wer auf die Idee gekommen war, den Mädchen Cola von der provisorischen Bar zu holen, denn es war bekannt, daß die Oberstufe inzwischen gnadenlos mit Alkohol mischte. Momoko ließ den leeren Becher fallen und hielt sich die Hand vor den Mund. Warum mußte sie auch immer so gierig sein. Viel zu spät war ihr eingefallen, daß die Cola gemixt war. Sie spürte, wie ihr übel wurde, "Wird mir schlecht!!!!" Sie sprang auf und kämpfte sich durch die Menge, nur um fest zu stellen, daß sie nicht schnell genug vorankam, als Yousuke sie am Arm packte und hinter sich her zog. Er hatte keine Mühe vorwärts zu kommen. Sie schaffte es gerade noch in die Toilette, bevor sie den ganzen Inhalt des Bechers wieder heraus würgte, "Ich will nach Hause!....Ich will sofort nach Hause!", stöhnte sie leise. Momoko wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, bevor sie wieder nach draußen ging. Yousuke stand neben der Tür an die Wand gelehnt, "Geht's wieder?", sie war weiß, wie die Wand, "Ich denk schon!...Danke!" "Was mußt du auch immer so gierig sein?" Momoko funkelte ihn an, "Warum mußt du mich auch immer wütend machen?" Darauf hatte Yousuke keine Antwort, doch er meinte, "Wer hat euch das Zeug überhaupt gebracht?" "Kazuja!" "Manchmal scheint der seinen Kopf auch abzuschalten!....Weiß doch jeder, was hier abgeht!" Momoko fragte sich, ob das vielleicht sogar Absicht gewesen sein könnte, wies das jedoch weit von sich. Fest stand, daß sie hier fehl am Platze war, "Ich glaub ich geh nach Hause!", sie ging in Richtung Clubraum, um Hinagiku und Yuri Bescheid zu geben. "Dann ist das aber die falsche Richtung!" "Ich muß ja wenigstens Yuri und Hinagiku sagen, daß ich gehe!" >Kinderkram!<, dachte Yousuke, war jedoch entschlossen, sie zu begleiten, wenn die beiden noch bleiben wollten. Fünf Minuten später kam sie allein zurück. Offensichtlich hatten die beiden noch keine Lust zu gehen, doch Momoko sah nicht so aus, als würde sie das sonderlich interessieren, "Was stehst du denn hier noch rum?" Er grinste, "Giftig, wie immer, was?" "Das mußt gerade du sagen!" "Ich bring dich nach Hause!...Oder denkst du ich laß dich um die Zeit allein draußen rumrennen?...Da machst du doch nichts als Blödsinn!" Er wandte sich ab und lief voran. Momoko sah ihm grimmig nach, "Was bildest du dir eigentlich ein?....Ich brauch keinen Aufpasser!.....Und überhaupt, da drin bist du besser aufgehoben!", sie wies über die Schulter zum Clubraum, doch Yousuke ignorierte es, "Mecker du nur!" Wütend lief sie ihm nach, "Yousuke, hör doch auf mit dem Quatsch! Ich find den Weg alleine!" "Bist du sicher?" "Blödmann!...Ich will nicht, daß du meinetwegen gehst!" "Wer sagt denn, daß ich das tue!.....Ich wär so oder so gegangen!" Momoko starrte den Fußboden an, während sie neben ihm her lief. Yousukes wechselhaftes Verhalten gab ihr Rätsel auf, "Warum wolltest du schon gehen?", sie hatten das Schulgelände verlassen und Momoko balancierte auf dem Randstein des Gehweges, "Geht dich das was an?", sie lachte, "Nein!...Ich will es aber trotzdem wissen!...Schmollst du, weil du nicht spielen konntest?" Offenbar war sie doch nicht allen Alkohol wieder los geworden, denn sie mußte feststellen, daß sie übermütig war. Yousuke ging ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf, doch er meinte, "Ersten bin ich kein launischen Mädchen, daß schmollt, zweitens hab ich nicht viel zu diesem Sieg beigetragen und drittens muß ich morgen früh raus!" "Warum das denn? Es sind doch Ferien!" Yousuke blieb stehen und sah sie an, "Sag mal, hat dir was geschadet? Du bist doch sonst nicht so vorlaut!" Momoko ignorierte seine Bemerkung und balanciert weiter, "Also, warum?" Yousuke schüttelte den Kopf, "Weil ich morgen Abend in Tokyo meinen Flieger kriegen muß! Und dazu muß ich früh raus, um den ersten Zug zu erwischen!" Jetzt blieb sie stehen, "Flieger?....Wohin!" Er lachte, "Du solltest das mit dem Alkohol noch ne Weile lassen, Momopi!" "Das weiß ich selber!" "Meine Mutter arbeitet seit drei Jahren in Paris und in den Sommerferien fliege ich immer zu ihr!" Das schien ihr offenbar zu denken geben, denn sie balancierte weiter. Yousuke folgte ihr in geringem Abstand. >Wenn sie doch nur nicht in Kazuja verknallt wäre!....Hör auf dir einen Kopf zu machen, du kannst es sowieso nicht ändern!< "Yousuke?...." "Was...?" Momoko war an der Ecke stehen geblieben. Sie waren fast bei ihrem Haus. "Hast du dich wirklich geprügelt?" Yousuke sah sie perplex an, "Wie kommst du denn darauf?" "Ähm...naja!....Hinagiku hat so was gesagt!....Sicher! Wo das Veilchen her war wissen wir ja...aber....!" "Nein hab ich nicht!" "Na dann ist es ja gut!" Momoko wühlte den Schlüssel aus ihrer Tasche, offenbar war ihr Vater wiedermal noch nicht zu Hause, "Danke fürs heimbringen....aber ich hätte den Weg trotzdem allein gefunden!" Yousuke lachte, "Na wenn du meinst!....Laß es dir nicht zu langweilig werden in den Ferien!..." "Ganz bestimmt nicht!...Guten Flug wünsch ich dir, okay!" "Danke!...Mach's gut Momopi!" Yousuke sah sie an und Momoko mußte schlucken. Hastig wandte sie sich um, um ins Haus zu gehen. Sie schloß die Tür und drehte den Schlüssel herum, doch sie bewegte sich keinen Zentimeter. Wieder einmal schlug ihr Herz bis zum Hals und etwas in ihrer Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Als er sie gerade so angesehen hatte, war ihr plötzlich die Frage durch den Kopf gegangen, was sie tun würde, wenn er sie küssen würde und etwas sagte ihr ganz deutlich, daß sie sich nicht allzu heftig gewehrt hätte. Hitze stieg ihr in die Wangen und die Geschichte im Arztzimmer fiel ihr wieder ein. Momoko fragte sich, ob sie sich nicht doch schon von Anfang an zu Yousuke hingezogen gefühlt hatte, wies das jedoch schnell ganz weit von sich. Sie wollte nicht in ihn verliebt sein. Sie wollte Kazujas Freundin sein. Er war nett, zuvorkommend, klug, freundlich und ihr viel lieber, als Yousuke. Das Problem war, daß er sie überhaupt nicht mehr aus dem Takt brachte, während Yousuke das regelmäßig schaffte. Momoko rutschte in die Hocke und umschlang die Knie mit den Armen. Verliebt sein hatte sie sich anders vorgestellt. Dieses Gefühl, daß ihr das Herz abdrückte, war alles andere als berauschend. Es machte ihr eher Angst und die Tatsache, daß es offensichtlich Yousuke galt, trug nicht garde zu ihrer Beruhigung bei. Yousuke sah noch einen Moment die Tür an, bevor er sich abwandte. Er fragte sich, ob Kazuja in den Ferien Nägel mit Köpfen machen würde "Heh, Momoko, verrat mir mal, was mit dir los ist?" Momoko und Hinagiku lagen am Rand des Schwimmbeckens und versuchten die Hitze zu ertragen, "Was meinst du?" Momoko machte sich nicht die Mühe, die Augen zu öffnen und überlegte, ob sie sich wieder ins Wasser rollen sollte. "Letztens auf der Party bist du abgehauen, obwohl du gute Karten bei Kazuja hast und hast Yuri das Feld überlassen! Das ist doch sonst nicht deine Art!" Momoko war froh, daß niemand mitbekommen hatte, wer sie nach Hause begleitet hat. Wenn Hinagiku wüßte, daß sie mit Yousuke nach Hause gegangen war, wäre sie verloren. "Sei mal ehrlich, hast du dich nicht fehl am Platz gefühlt?....Man, wir waren viel zu jung für diese Party, daß ging schon mit der Cola los!" Hinagiku überlegte eine Weile. Sie wußte, was Momoko meinte. Es war ihr ähnlich gegangen, bevor sie die Cola getrunken hatte. Danach war sie lockerer geworden und hatte ihren Spaß gehabt, auch wenn Takuro seit einer Woche kein Wort mit ihr geredet hatte, "Kann ja keiner was dafür, daß du noch ein Kücken bist!", Momoko fühlte sich beleidigt, "Wenn du meinst!...Ich bin lieber ein Kücken, als daß ich erst im Rausch eine Party genießen kann!...Dann laß ich es doch lieber!" Sie rollte sich über den Rand des Beckens ins Wasser und Hinagiku beobachtete, wie sie davon schwamm. Sie fragte sich, ob sie nicht vielleicht Recht hatte, denn so richtig wußte sie nicht, ob diese Party ein wirklicher Erfolg gewesen war. Am folgenden Samstag fuhren sie mit dem Bus zum Strandhaus von Yuris Eltern hinaus. Yuris Mutter Elena hatte sie für eine Woche eingeladen. Yuri und ihre Eltern verbrachten den ganzen Sommer im Strandhaus, auch wenn ihr Vater meistens geschäftlich unterwegs war, Momoko hüpfte aus dem Bus, "Ach ist das eine Erholung im Vergleich zu der Hitze in der Stadt. Hier weht wenigstens eine frische Brise. Seit drei Wochen herrschte brütende Hitze, die bis jetzt nicht einmal von einem erfrischenden Gewitter unterbrochen worden war. Hinagiku folgte Momoko langsamer. Ihre Laune war nicht die beste, denn Takuro hatte sich noch immer nicht wieder bei ihr gemeldet und sie hatte den Eindruck, daß er wegen ihrer Kapriolen auf der Fußballerparty ernstlich verstimmt war. "Haaaaloooo!.....Haaaalloooooo! Yuri, wo steckst du?" Momoko hatte die Treppe zur Terrasse erreicht. Den Eingang hatte sie ignoriert. Yuris Mutter erschien auf der Terrasse, "Hallo, Momoko! Schön, daß ihr da seid!...Yuri wartet schon auf euch!....Ist das Wetter nicht herrlich?" "Hier vielleicht!....Aber in der Stadt ist es unerträglich!" "Das glaube ich dir!....Hallo Hinagiku!" "Hallo, Tanima-san! Vielen Dank für die Einladung!" "Ach!...Das ist doch schon liebe Gewohnheit!" Da hatte sie recht, denn es war schon das dritte Mal, daß sie eine Woche hier verbrachten. "Heh, da seid ihr ja! Ich bin euch entgegen gegangen und hab mich gefragt, wo ihr steckt!" Elena lachte, "Momoko hat die Abkürzung über den Strand genommen!" "Das ist mal wieder typisch! Hi, ihr beiden, schön, das ihr da seid! Ich zeig euch das Zimmer! Es ist wieder zum Strand raus, ist das okay?" "Klar man! Übrigens auch vielen Dank, Tanima-san!" Momoko schulterte ihre Tasche wieder, um Yuri zu folgen. Elena sah den dreien nach. Yuri hatte in letzter Zeit viel von Momoko gesprochen. Sie mußte zugeben, daß sie sich wirklich verändert hatte. Sie wirkte weniger kindlich als im letzten Jahr und schien eine ganze Menge Selbstbewußtsein entwickelt zu haben. Laut Yuri war sie auch in der Schule sehr viel besser geworden. Elena lächelte. Sie wurden eben langsam erwachsen und es war amüsant zu beobachten, wie sehr Yuri die Vorstellung ärgerte, daß Momoko schneller erwachsen werden könnte. Schnell genug würde sie merken, daß die Kindheit es wert war, so lange, wie möglich festgehalten zu werden, denn wenn sie zu Ende war, war es für immer. Doch damit hatten die drei in diesem Sommer keine Probleme. Sie genossen diese Woche in vollen Zügen und hatten ihren Spaß. Es war etwas ganz anderes, sich am Strand auszutoben, als sich in einem überfüllten Schwimmbad zu tummeln. Die Bräune, die sich Momoko und Hinagiku im Schwimmbad geholt hatten, wurde erst hier richtig knackig. Momoko lag im Sand auf dem Bauch und hatte das Bikinioberteil aufgemacht, als Hinagiku sich neben sie warf und der Sand in alle Richtungen spritzte. Es war Samstag und morgen würden sie zurück fahren, "Hast du ein Glück, daß ich nicht Yuri bin! Die hätte dir aber was erzählt!" Yuri half ihrer Mutter in der Küche. "Momoko!...Jetzt sei mal ganz ehrlich!...Stehst du noch auf Kazuja oder nicht?" Momoko starrte aufs Meer hinaus. Sie hatte keine Lust in die Stadt zurück zufahren und Hinagikus Frage gefiel ihr auch nicht, "Wie kommst du denn da drauf?" "Ach,...du bist in letzter Zeit immer so cool!...Das ist man gar nicht gewöhnt von dir!....Und irgendwie hab ich das Gefühl, daß Kazuja dich nicht mehr aus dem Takt bringt!" Momoko dachte ganz genau darüber nach, was sie sagte. Ohne Zweifel hatte Hinagiku gemerkt, daß sie nicht mehr die Fassung verlor, wenn Kazuja mit ihr sprach, doch sie dachte nicht daran ihr zu sagen, daß ausgerechnet Yousuke eben diese Wirkung erzielte, "Was soll ich mich von ihm beeindrucken lassen!....Dank Takuro bin ich in allen Vergleichsarbeiten unter den ersten zehn! Ich brauch mich vor niemandem verstecken!...Auch vor Kazuja nicht!" "Ist dir eigentlich klar, daß du das nicht Takuro zu verdanken hast?" Momoko sah sie an, "Doch hab ich, Hinagiku! ...Ohne Takuro wäre ich nie so weit gekommen!" "Vielleicht!...Vielleicht auch nicht!...Irgendwann wärst du dahinter gekommen!" "Kann sein!....Die Frage ist bloß, wann!" "Du lenkst schon wieder vom Thema ab Momoko! Was ist mit dir und Kazuja?" "Das kann ich dir noch nicht sagen!...Ich weiß es echt nicht!.....Was ist mit dir und Takuro?" Hinagikus machte ein genervtes Gesicht. Was sollte sie sagen. Eigentlich hatte sie gedacht, sie waren ein Paar, doch seit drei Wochen war alles anders. Takuro hatte ihr zweifellos schwer übel genommen, daß sie auf diese Party gegangen war und das vermutlich zu recht. Immerhin hatte sie mit einem der Jungs vom Fußballteam gegen Mitternacht in einem Eck gestanden und wild herum geknutscht. Kein Wunder das Takuro sauer war, wie auch immer er dahinter gekommen war, "Darum geht es doch gar nicht, ich will wissen, wer von euch das Rennen macht!" "Und was ist mit dir?" Hinagiku klappte die Kinnlade herunter, denn im Grunde hatte sie nie zugegeben, Kazuja aufgegeben zu haben. "Äh....naja!....Ich denke, das hat sich erledigt!" Momoko sah sie an, "Gehst du nun mit Takuro, oder nicht?" "Weiß ich nicht!" "Wie das denn?" Hinagiku war verlegen, denn er gefiel ihr nicht zugeben zu müssen, daß Momoko in Bezug auf die Party recht gehabt hatte, "Mir ist auf der Siegerparty ein kleines Mißgeschick passiert!" "Was hast du angestellt, Hinagiku?....Du hast doch Takuro nicht weh getan...oder?" Jetzt sah sie betreten aus, "Ich glaube schon!....Auch, wenn ich nicht weiß, wie er es erfahren hat!" "Was hast du angestellt?" "Ich hab mit Yuzuro rumgeknutscht!" Momoko starrte wieder in die Ferne, "Ich hab doch gesagt, daß diese Party nichts für uns war!......Jetzt muß du in den sauren Apfel beißen!" Hinagiku sah sie verständnislos an, "Wie meinst du das denn?" Momoko machte ihr Bikinioberteil zu und sprang auf, "Du mußt dich entschuldigen und einkratzen!....Sonst verzeiht er dir nicht!....und du bist ihn los!", und damit lief sie davon. Hinagiku sah ihr nach. Sie wußte, daß sie recht hatte und murmelte leise vor sich hin, "Toller Plan!....Wenn ich wenigstens die Garantie hätte, daß es funktioniert, wäre es nicht ganz so schwer!" "Ach hab ich einen Bock!", Momoko streckte gähnend die Arme in die Luft und auch Hinagiku sah nicht so aus, als hätte sie große Lust wieder in die Schule zu gehen. Die Hitze, die in diesem Jahr nur durch wenige kurze Gewitter unterbrochen worden war, hielt noch immer an und die Vorstellung, bei diesem Wetter im heißen Klassenzimmer zu sitzen war nicht besonders toll. "Hört auf zu jammern!...Noch vier Wochen bis zum Schulfest, daß müßte euch doch anspornen! Mal sehen, wer diesmal mit Kazuja tanzt!....Ich werde es dir nicht leicht machen Momoko!" Momoko ignorierte Yuris Bemerkung, auch wenn das Schulfest wirklich ein Highlight war, auf das man sich freuen konnte. Sie war mit ihrem Vater die letzten vierzehn Tage auf Okinawa gewesen und goldbraun, "Und Hinagiku, hat es etwas gebracht?" Hinagiku wurde dunkelrot und Yuri sah verständnislos aus. Hinagiku war erst gestern von ihren Großeltern zurück gekommen und Momoko wollte wissen, ob sie die Sache mit Takuro erfolgreich geklärt hatte. "Worum geht es denn?", Yuri konnte es gar nicht leiden, nicht zu wissen, worum es ging. "Ääähmmm,...najaaaaa!......" "Raus mit der Sprache!", Momoko hatte keine Zweifel daran, das Hina in Takuro verknallt war. Sie fragte sich bloß, ob sie den Mut aufgebracht hatte, sich zu entschuldigen. "Würde mir jetzt mal jemand sagen, worum es geht?" Yuri wurde ungeduldig. In diesem Moment ging Takuro an ihnen vorbei und schenkte Hinagiku ein kleines Lächeln, "Morgen ihr drei!" Erneut wurde Hinagiku rosarot, "Morgen Takuro!" Momoko grinste übers ganze Gesicht, "Es hat!!!!...." Hinagiku wurde noch roter und sah verlegen zu Boden, während Yuri richtig verärgert meinte, "Was soll denn diese Show!....Was habt ihr mit dem Streber!" Momoko stieß sie in die Seite, "Zügle dich!....Schließlich geht Hinagiku mit Takuro, du solltest nicht so fies sein!" Yuri blieb perplex stehen, während Momoko und Hinagiku lachend weiter liefen, Momoko fröhlich und Hinagiku erleichtert, daß es heraus war. Zwei Wochen später hatte sie der Alltag wieder und auch das Wetter hatte sich endlich daran erinnert, daß der Sommer fast vorbei war. Die Vorbereitungen für das jährliche Schulfest liefen auf Hochtouren und alle fieberten dem Ereignis entgegen. Die Stimmung war ausgezeichnet. Nur Momokos Vorfreude war ernsthaft getrübt, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ. Der Grund hieß Hiromi Kawanee. Hiromi war nach den Sommerferien in ihre Klasse gekommen und hatte sofort alle Herzen im Sturm erobert. Auch an Momoko war ihre charmante Fröhlichkeit nicht abgeprallt, bis zu dem Moment, wo sie Yousuke zu ihrem persönlichen Eigentum erklärt hatte und sich erfolgreich zur Managerin des Fußballteams aufspielte. Momoko hatte versucht es zu ignorieren und sich einzureden, daß sie Yousuke gerne haben konnte, doch irgendwie gelang ihr das nicht so ganz und so war sie gelegentlich richtig eklig, was niemand so recht verstand, denn es war offensichtlich, daß sich Hiromi ausgerechnet den drei Mädchen vom Florestan anschloß. "Heh, Yuri-chan, geht ihr mit raus zum Essen?....Das Wetter ist so toll!" "Sicher, Hiromi, schließlich trainieren die Fußballer!" Hiromi strahlte übers ganze Gesicht, es störte sie nicht im geringsten, daß man sie durchschaut hatte und Yuri folgte ihr zur Tür. Hinagiku sah Momoko an, die lustlos auf ihrem Platz saß, "Kommst du Momoko?" "Geh ruhig schon vor, ich komm nach!" Sie begann wichtig in ihrem Ordner zu blättern und Hinagiku ging schulterzuckend davon. Was mit Momoko zur Zeit los war, überstieg ihr Begriffsvermögen. Sie hatte es in der letzten Vergleichsarbeit unter die ersten drei geschafft, war für eine Auszeichnung im städtischen Vergleich für die Qualität der Schulzeitungen nominiert und letzten Montag von Kazuja zum Eis essen eingeladen worden und doch war sie zweifellos nicht gut drauf. Hinagiku kam jedoch einfach nicht dahinter, warum und auch Takuro hatte keine Idee. Die Pause war schon fast vorbei, als Momoko sich zu Yuri, Hinagiku und Hiromi gesellte. Als sie sich neben Hinagiku setzte, sprang Hiromi auf und plazierte sich neben ihr, "Heh, Momoko-chan, was hast du für Sorgen!" Momoko sah sie irritiert an und ahnte, daß Hinagiku und Yuri sich Gedanken machten, "Wie kommst du drauf, daß ich Sorgen habe, Hiromi?" Hiromi sah sie treuherzig an, "Ach....Hinagiku meinte, daß du schlecht drauf seist!...Also, was bedrückt dich?...ich will nicht, daß du schlecht drauf bist und es keinen interessiert!" Momoko sah Hiromi an. Das schlimme an der Sache war, daß sie ein wirklich nettes Mädchen war. Offenherzig, freundlich, klug und liebenswert. Alles Attribute, die sie sehr beliebt machten und auch Momoko schaffte es nicht wirklich, sich ihrem Charme zu entziehen und beschloß in den sauren Apfel zu beißen. Es war nicht zu übersehen, daß Hiromi an ihrer Freundschaft lag. Warum auch immer. "Ich hab keine Sorgen...und ich bin auch nicht schlecht drauf, glaub mir Hiromi, es ist alles bestens!", sie lächelte, "Es ist sehr lieb von dir, daß du dir Gedanken machst!" Hiromi strahlte wieder und klopfte ihr auf die Schulter, "Ist doch selbstverständlich!.....Wir sind doch Freunde, oder!....Heh, Yoyo-Maus, pennst du?", die Situation beim Training hatte sie abgelenkt und sie sprang auf um zum Tor zu laufen und Yousuke, der schon drei Treffer kassiert hatte, zur Ordnung zu rufen. "Ich wette, mit Hiromi als Managerin werden sie noch besser!", Yuri starrte Hiromi bewundernd nach und Momoko meinte, "Sie hat aber auch eine Art an sich!" Hinagikus schrägen Blick bemerkte sie gar nicht und auch ihre seltsame Bemerkung überhörte sie, "Ja, echt Klasse!" "Na Momopi, hast du auch einen Blick in die Sterne gewagt?....War sicher deprimierend!" Hiromi, die Yousuke zum Stand der Mädchen vom Florestan geschleift hatte, trat ihn vors Schienbein, denn sie konnte es gar nicht leiden, daß er immer wieder Momoko piesackte, "Sei gefälligst nett zu Momoko!" Yousuke funkelte sie wütend an und Momoko mußte lachen. Es war amüsant zu sehen, wie Hiromi bei allen immer ihren Kopf durchsetzte, denn ohne Zweifel war er nicht freiwillig hier. Momoko, Yuri und Hinagiku hatten in diesem Jahr beschlossen mit ihrem Computer kurze Horoskope zu erstellen und waren der Hit auf dem Fest. Die Mädchen hatten schon zwei Wochen vorher versucht sich Termine reservieren und der Drucker war schon ein paar Mal ausgefallen. "Was ist los ,Hiromi?" Hiromi lachte sie an, "Ach, ich bin nur, gekommen um mein Horoskop abzuholen! Hinagiku hat gesagt, es müßte um die Zeit fertig sein!" Sie ließen sich inzwischen die Daten geben und bestellten die Mädchen später wieder, denn sonst würden sie nicht mehr nachkommen. Momoko begann in dem Stapel fertiger Horoskope zu blättern, "Und hast du dir auch ein Horoskop machen lassen?" "Wozu?....Ich hab keine Lust zu wissen, wo meine Stärken und meine Schwächen stecken!" "Ist wahrscheinlich besser so!", warf Yousuke ein. "Yousuke!....Was bringt es dir, Momoko immer zu ärgern? Fühlst du dich dann stark, wenn du auf Mädchen rumhacken kannst?" "Du hast mich hergeschleift!...schon vergessen?" "Na und, deswegen kann man sich trotzdem benehmen!...Wenn du so weiter machst kann ich dich nicht mehr leiden!" "Schön wärs!" Er war sichtlich genervt, doch Hiromi dachte nicht daran, seinen Arm los zulassen. "Mach dir keine Gedanken, Hiromi, ich hör das schon gar nicht mehr! Hier ist dein Horoskop!" "Oh danke!....Und, wirst du heute Abend Kazuja zum Tanzen auffordern?", ihr Streit war wieder vergessen und ihre Frage trieb Momoko die Farbe ins Gesicht und sie antwortete spitz, "Das werd ich dir ganz bestimmt nicht sagen!" Hiromi lächelte nur frech, "Soll ich ihm einen Tip geben?" Momoko fuhr auf, "Untersteh dich!", doch Hiromi hatte sich schon in Sicherheit gebracht und zerrte Yousuke lachend hinter sich her. Momoko ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen. Es würde ihr gerade noch fehlen, wenn Hiromi sich einmischte, denn ohne Zweifel würde sie Kazuja dazu bringen, sie zum Tanzen aufzufordern und dann wüßte sie absolut nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie war froh, als Yuri und Hinagiku von ihrem Rundgang wieder kamen und sie sich für eine Weile absetzen konnte um ein paar Fotos zu machen. Am Abend war sie dann die letzte, die in der umdekorierten Turnhalle erschien, denn auch noch nach dem Aufräumen war der Computer des Florestan damit beschäftigt gewesen Horoskope zu erstellen und auszudrucken. Momoko hatte die restlichen Daten gespeichert, denn es war unmöglich gewesen alles zu bearbeiten. Die verbleibenden Mädchen würden ihre Horoskope in der nächsten Woche erhalten. Momoko fragte sich bloß, wie viele Schülerinnen der Santa Flora Highschool sich kein Horoskop machen lassen hatten. Viele konnten es nicht sein. Sie sah sich in der Halle um und wunderte sich nicht, als sie Yuri mit Kazuja auf der Tanzfläche entdeckte. Sie hatte nicht daran gezweifelt, daß sie ihre Chance diesmal nutzen würde. Die Frage war, mit wem sie tanzen sollte und sie dachte schon daran es aufzugeben, als sie Yousuke ganz in der Nähe stehen sah. Momoko spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, als sie daran dachte, ihn zu fragen und sie brauchte eine ganze Weile, bis sie all ihren Mut zusammengenommen hatte und zu ihm ging. Gerade, als sie etwas sagen wollte, sah er sie an und ihr blieb jedes Wort im Hals stecken, als er giftig meinte, "Na Momopi, wieder mal zu spät?....Geht dir doch noch auf der Zielgeraden die Puste aus?...Ist für Kazuja garantiert besser so!....Was soll er mit einem pummeligen Zwerg, wie dir?" Ganz schnell begriff er, daß das eine Spur zu heftig ausgefallen war und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, doch Momoko sah ihn nur völlig schockiert an, bevor sie den Kopf senkte, sich abwandte und in der Menge verschwand. "Momoko?!", etwas sagte Yousuke ganz deutlich, daß er sie diesmal verletzt hatte und er machte schon einen Schritt, um ihr nach zu gehen, doch in diesem Moment hängte sich Hiromi bei ihm ein, "Heh, Yoyo-Maus, hast du schon wieder Momoko geärgert?...Ich hab dir doch gesagt, du sollst das lassen!" Yousuke versuchte sich loszumachen, doch Hiromi umklammerte seinen Arm noch fester, "Nichts da!...Du wirst jetzt mit mir tanzen!" "Hiromi, laß mich verdammt noch mal los!" Hiromi lächelte honigsüß, "Ich denke ja gar nicht daran!....Wir zwei hübschen werden jetzt tanzen, ist das klar?", sie schob ihn auf die Tanzfläche. Es gelang Yousuke nicht, sich los zu machen und er fügte sich in sein Schicksal, doch Momokos Blick ging ihm nicht aus dem Kopf. Es hatte ihn schon am Nachmittag geärgert, als Hiromi sich angeboten hatte, Kazuja einen Tip zu geben und als dieser dann auch noch laut darüber nachgedacht hatte, Momoko zu fragen, war seine Laune richtig mies geworden. Das Problem war, daß Momoko da nichts dafür konnte, jetzt aber seinen gesamten Frust abbekommen hatte und er ein ganz schlechtes Gefühl bei dieser Sache hatte. Momoko ging mit gesenktem Kopf langsam durch die Menge. Ihr Magen hatte sich zu einem harten Klumpen zusammengezogen und etwas schnürte ihr die Luft zum Atmen ab. Yousukes Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht gewesen und sie hatte keinen Zweifel daran, daß er es völlig ernst meinte. >Warum er?...Warum ausgerechnet er?< Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und senkte den Kopf noch tiefer, >Ich muß hier weg!....So schnell wie möglich weg!< Mühsam hielt sie die Tränen zurück und ihre Schritte wurden immer hastiger. Es war ihr völlig gleichgültig, was ihre Freundinnen dachten, wenn sie einfach ging. Irgend etwas würde ihr schon einfallen. Sie lief aus der Turnhalle und war froh, daß es draußen schon dunkel war, denn sie schaffte es nicht mehr, ihre Tränen aufzuhalten. Momoko begann zu laufen und hielt erst wieder an, als sie sicher war, daß niemand mehr in der Nähe war. Sie war bei dem kleinen Spielplatz ganz in der Nähe ihres Hauses. Verzweifelt setzte sie sich auf eine der Bänke, zog die Knie zur Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Wie hatte sie nur in dieses Lage geraten können? Warum mußte es ausgerechnet Yousuke sein, der ihr Herz aus dem Takt geraten ließ? Momoko wünschte sich verzweifelt, noch immer in Kazuja verliebt zu sein, ganz gleich ob sie eine Chance hätte, oder nicht. In Kazuja verliebt zu sein tat nicht weh. Es war einfach nur schön gewesen. Es war schon schlimm genug gewesen immer mit Yousuke zusammen zu geraten, doch zu wissen, wie er von ihr dachte, machte sie vollkommen fertig. Wie hatte sie sich in diesen Kerl verlieben können? In jemanden, der die meiste Zeit nichts besseres zu tun hatte, als sie zu ärgern. Momoko verstand es nicht und doch sagte ihr der Schmerz in ihrer Brust, daß es so war. Yousuke war es, dessen Komplimente ihr die Farbe in die Wange trieben und ihren Herzschlag beschleunigten - bis heute. Momoko wußte nicht, wie lange sie schon auf der Bank saß, als ihre Tränen endlich versiegten. Sie hob den Kopf und starrte in die Dunkelheit. Niemand würde erfahren, was geschehen war. Sie würde diese Sache abschließen und Yousuke war für sie gestorben, ganz gleich, wie lange es dauern würde, bis sie darüber hinweg war. Es konnte doch kein roblem sein, jemanden zu vergessen, der die meiste Zeit auf ihr herumhackte. Müde stand sie auf, froh darüber, daß alle glaubten, sie sei noch immer in Kazuja verliebt. Wer wußte schon, ob sie es nicht irgendwo auch noch war. Vielleicht würde er ja doch noch mit ihr gehen? Momoko war sich sicher, daß das tausend Mal besser war, als sich über Yousuke den Kopf zu zerbrechen. Das Haus war dunkel, als sie um die Ecke bog und ihr fiel ein, daß ihr Vater erst am Sonntag zurück kommen würde. Momoko konnte nicht abstreiten, daß sie ein wenig erleichtert darüber war, denn vor ihrem Vater hätte sie ihr verheulten Augen nicht verbergen können. Sie war froh, als sie endlich im Bett lag und es dauerte nur wenige Minuten, bis sie, erneut weinend, eingeschlafen war. Morgen würde sie sich Gedanken darüber machen, was sie Yuri und Hinagiku erzählen sollte. Morgen würde alles schon wieder ganz anders aussehen. Heute war sie ganz einfach unglücklich, unglücklich darüber, daß sie sich wieder einmal hoffnungslos in den Falschen verliebt hatte. Yuri, Hinagiku und Hiromi waren am folgenden Montag ziemlich ungehalten, darüber, daß Momoko so einfach verschwunden war, doch zu deren Erleichterung zogen sie genau die Schlüsse, auf die Momoko gehofft hatte, auch wenn Yuris Art das rüber zu bringen nicht gerade schön war. Alle drei glaubten, daß Momoko sich schmollend verzogen hatte, weil Yuri sich Kazuja geangelt hatte. Der Vorfall mit Yousuke hatte Hiromi zum Glück völlig vergessen. Es fiel Momoko nicht schwer, die Sticheleien ihrer Freundinnen zu ertragen, obwohl jetzt alle davon überzeugt waren, daß Yuri bei Kazuja das Rennen machen würde, so lange nur niemand den wahren Grund erriet. Dagegen machte ihr die Vorstellung Yousuke über den Weg zu laufen regelrecht Angst. Momoko hatte sich ganz fest vorgenommen, so zu tun, als sei nicht passiert, doch als es dann so weit war und er ihr zwei Tage später am Schultor begegnete, wußte sie, daß sie es nicht schaffen würde, "Na Pummelzwerg, schmollst du noch?" Yousuke sah sie an und wartete auf eine Reaktion. Momoko wünschte sich verzweifelt etwas heraus zu bringen, doch sie schaffte es nicht und ging weiter, ohne ihn auch nur anzusehen. Er sah ihr nach. Momokos Verhalten machte ihm endgültig klar, daß er diesmal zu weit gegangen war. Zweifellos konnte sie jetzt nicht mal mehr seine Gegenwart ertragen, denn sonst hätte sie ihn wenigstens wütend angesehen. Zum ersten Mal verwünschte er sein loses Mundwerk wirklich, denn eigentlich wollte er alles andere, als Momoko weh tun. Gleichzeitig wurde ihm klar, daß er das nicht einfach so auf sich beruhen lassen wollte, selbst, wenn das hieß, sich zu entschuldigen. Momoko hastete ins Klassenzimmer. Sie hatte Hinagiku, die das ganze beobachtet hatte, gar nicht bemerkt, "Morgen Momoko!" Erschrocken sah Momoko sich um. Hinagikus Gesicht sagte ihr ganz deutlich, daß sie gesehen hatte, was vorgefallen war und sie riß sich zusammen, denn im Moment raste ihr Puls und ihre Augen brannten, "Hallo, Hinagiku, wo kommst du denn her?" "Ich war hinter dir, aber du hattest es so eilig Yousuke stehen zu lassen, daß ich dich nicht einholen konnte!" "Was soll das denn mit Yousuke zu tun haben?" Momoko sah verständnislos aus, Hinagiku schnippisch, "Das frag ich micht auch!....Gibt es irgendwas, was du uns verschwiegen hast?" "Mit Yousuke?....Spinnst du?", jetzt sah sie beleidigt aus. "Weißt du, ich frag mich nur, ob es wirklich an Kazuja lag, daß du am Schulfest abgehauen bist!...Hiromi hat nämlich erzählt, daß er dich ein paar Mal angegiftet hat!" "Ist doch allgemein bekannt, daß Yousuke ständig auf mir rumhackt! Glaubst du wirklich, daß mich das noch aus der Ruhe bringt!", es fiel Momoko immer schwerer, ruhig zu bleiben und sie wünschte, Hinagiku würde aufhören. "Warum hast du ihn dann gerade stehen gelassen, Momoko?...Sag endlich die Wahrheit?" "Man! Kannst du es dir wirklich nicht denken?...Ich hab einfach keine Lust mehr, mich blöd anreden zu lassen. Ich kann sein Geschwätz einfach nicht mehr hören......Vielleicht kapiert er das endlich, wenn ich mich nicht mehr anmachen lasse!...Darum hab ich ihn stehen lassen!....Ich will einfach, daß er mich in Ruhe läßt!" Sie hatte es geschafft wütend zu werden und brauchte nicht mehr befürchten, daß sie in Tränen ausbrach. "Glaubst du wirklich, daß das funktioniert?" Hinagiku hatte ihre Zweifel. "Irgendwann wird er es schon kapieren!" Momoko hofft inständig, daß sie recht hatte und Yousuke sie in Ruhe ließ. "Na wenn du meinst!....Aber ich glaube nicht, daß das funktioniert!...Es wäre besser, du würdest ihm einfach mal richtig die Meinung sagen!" Momoko stellte fest, daß ihr diese Vorstellung Kälteschauer über den Rücken jagte. Sie würde Yousuke nicht gewachsen sein, nicht im Moment! "Ich versuche es lieber auf meine Art!" Hinagiku grinste amüsiert, "Da bin ich aber gespannt!" Momoko gab Yousuke keine Gelegenheit mehr, mit ihr zu reden. Sie ging ihm aus dem Weg, wo sie nur konnte und irgendwann war es ihm zu dumm und er machte weiter wie zuvor, doch das machte keinen Spaß mehr, denn sie hielt zu Hinagikus Überraschung erfolgreich an ihrer Taktik fest und behandelte ihn wie Luft. Yousukes Frust wurde mit jedem vergeblichen Versuch wenigstens einen Blick von ihr zu bekommen immer größer und der Umstand, daß Kazuja schließlich Partei für Momoko ergriff gab ihm den Rest. Kazuja giftete ihn regelrecht an, als herauskam, daß die Mädchen vom Florestan sie ins Trainingslager begleiten sollten, denn die Mannschaft war auch im Herbstturnier ziemlich erfolgreich und Kinomoto wollte eine Sonderausgabe darüber. Er verlangte von Yousuke, daß er Momoko in Ruhe ließ, denn es wäre schon lange nicht mehr spaßig, wie er sich benahm und Yousuke wurde klar, daß er genau da angekommen war, wo er eigentlich nicht hingewollt hatte. Er machte sich zum Narren. Von da an hatte Momoko ihre Ruhe. "Heh, jetzt mach dir doch mal keine Gedanken Momoko!...Yousuke läßt dich doch endlich in Ruhe...und wir brauchen deine Fotos, wenn du dich schon weigerst Artikel über die Fußballer zu schreiben!" Sie waren auf dem Weg zum Bahnhof und Momoko wußte, daß sie sich albern benahm, wenn sie sich weiterhin zierte. Yousuke war auf Abstand gegangen und ließ sie in Ruhe und Momoko wußte ganz genau warum. Kazuja war selbst bei ihr gewesen, nachdem Hiromi Yousuke wieder einmal vor versammelter Mannschaft die Leviten gelesen hatte. Inzwischen wurde das ganze zur Farce und Momoko wünschte sich nur noch das alles zu vergessen. Dieses ganze Theater tat weder ihr noch Yousuke gut und inzwischen tat er ihr fast ein bißchen leid, auch wenn sie froh war sich nicht mehr mit ihm auseinandersetzen zu müssen. "Ich wünschte, diese Sache wäre endlich vergessen! Hiromi macht viel zu viel Wind!" "Ist doch ganz einfach!" Momoko sah Hinagiku verständnislos an, "Wie meinst du das denn?" "Laß dich endlich von Kazuja rumkriegen!...Der wird ihn schon auf seinen Platz verweisen!" Momoko wurde krebsrot, "Hör auf mit dem Quatsch!" Hinagiku lachte nur und Momoko wußte, daß sie gar nicht so unrecht hatte. Kazujas Interesse an ihr war zweifellos größer, als sie angenommen hatte. Die Frage war, ob sie das glücklich machte. Im Sporthotel dann, war Momoko doch ganz froh mitgefahren zu sein, denn die Gegend war wirklich toll und das Hotel erstklassig. Die vier Mädchen, denn natürlich war auch Hiromi dabei, teilten sich ein Zimmer und amüsierten sich die halbe Nach über Kinomotos Belehrungen, daß Annäherungen zwischen Jungen und Mädchen hier strickt unerwünscht waren. Zweifellos bezog er sich auf Hiromi, die Yousuke nicht mehr aus den Krallen ließ, seit sich die Sache mit Momoko gebessert hatte. Sie stellte klar, daß sie die feste Absicht hatte, Yousuke hier im Trainingslager herum zu kriegen, auch wenn sie auf die Frage, warum sie so verliebt in ihn sei, nur ein kühles Lächeln erwiderte. Momoko fragte sich, ob Hiromi wirklich verliebt in ihn war, oder es ihr nur um ihre Besitzansprüche ging. Es überrascht sie, daß sie das relativ kalt ließ und fragte sich, ob es vielleicht ganz einfach nicht ernst zu nehmen war, denn noch immer zog sich alles in ihr zusammen, wenn sie ihn von weitem sah. Beim Training der Mannschaft am nächsten Tag mußten sie dann die ganze Zeit anwesend sein. Dafür sorgte Kinomoto, obwohl die Jungs heute wirklich alles andere als gut drauf waren, denn am Morgen hatte sich herausgestellt, daß sie die halbe Nacht einen drauf gemacht und Yuzuros Geburtstag gefeiert hatten. Momoko schoß ihre Fotos und hielt sich heraus. Erst am Nachmittag bei einem Trainingsspiel wurde es besser und sie zeigten endlich, was sie drauf hatten. Die Mannschaft, gegen die sie spielten, hatte keine richtige Chance und sie gewannen 6:0. Grund genug für Hiromi in Jubel auszubrechen, denn nach diesem Sieg durften sie mit Kinomotos Erlaubnis auf den Jahrmarkt, der heute in der kleinen Stadt stattfand. Augenblicklich krallte sie sich Yousuke, der inzwischen ernsthaft genervt von ihr war, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie Kazuja zu Momoko ging, "Hey, bringt er es etwa jetzt doch noch auf die Reihe?" Yousuke wandte den Kopf und wußte sofort, was Hiromi meinte. Kazuja ging quer übers Spielfeld auf Momoko zu, die am Rand ihre Kamera in der Tasche verpackte, während Yuri und Hinagiku schon auf dem Weg zum Hotel waren. Er spürte einen Kloß im Hals und sah weg. "Yoyo-Maus, wie wäre es, wenn du mit mir zusammen auf den Jahrmarkt gehst?" "Laß mich in Ruhe, Hiromi!" "Quatsch!...Ich will mit dir auf den Jahrmarkt gehen und das laß ich mir nicht vermiesen!" "Kapierst du es eigentlich nicht?...Ich hab keinen Bock mit dir irgendwo hin zu gehen!", doch sie ließ nicht locker bis Yousuke sich abwandte und davon lief. Hiromi sah ihm grimmig nach und fragte sich, warum sie bei ihm nichts erreichte. Ohne Zweifel hatte er die Absicht, ihr aus dem Weg zu gehen, denn er lief in Richtung des Rundweges davon, den sie schon am Morgen gelaufen waren, doch Hiromi dachte nicht daran, ihn einfach davon kommen zu lassen. "Momoko....gehst du heute Abend mit mir zum Jahrmarkt?" Erschrocken hob Momoko den Kopf und sah Kazuja an. Sie hatte Probleme, ihre Kamera richtig in die Tasche zu bekommen. Ganz plötzlich wurde ihr klar, daß sie lieber mit Yuri und Hinagiku gehen wollte, "Ich ...ich weiß nicht...so recht!" sie sah sich um und stellte fest, daß nur noch sie und Kazuja am Spielfeld standen. "Bitte Momoko...ich ...würde gern....mit dir zusammen gehen!" Irgendwie klang dieser Satz zweideutig und Momoko sah ihn verwirrt an. Kazuja fragte sich, ob das richtig war, doch es hatte keinen Sinn jetzt noch einen Rückzieher zu machen, "Verzeih, daß ich dich so überrumple, aber.....eigentlich wollte ich dich heute Abend fragen,....irgendwie ist es nicht ganz der richtige Zeitpunkt,.....du gefällst mir wirklich ...und ....ich mag dich gern!....Möchtest... du mit mir gehen?" Er sah sie an und Momoko versuchte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, hinunter zu schlucken, doch sie schaffte es nicht und sah Kazuja nur völlig überrumpelt an. Sie war am Ziel ihrer Träume. Kazuja wollte mit ihr gehen! Kazuja, der hübsch, freundlich, klug und aufmerksam war, der Schwarm aller Mädchen. Momokos Gedenken kamen nur langsam in Schwung, so verblüfft war sie, doch als ihr Gehirn erst einmal wieder funktionierte, spürte sie einen Klumpen im Magen, der ihr die Luft zum atmen nahm. Wenn sie jetzt ja sagte, war sie Kazujas Freundin, doch tief in sich wußte sie, daß sie es eigentlich nicht wollte und daß es ihm gegenüber unfair wäre. Es war nun einmal Fakt, daß sie nicht mehr in Kazuja verliebt war. Dieser Erkenntnis war schockierend, denn bis heute hatte sie geglaubt, daß sie wenigstens noch ein bißchen in ihn verliebt war, doch wenn das so wäre, würde sie sich anders fühlen. Kazuja sah in ihre Augen und begann zu ahnen, daß er zu lange gezögert hatte. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre gegangen, doch er wollte es von Momoko selber hören, "Es...es....tut mir...furchtbar leid, Kazuja!....Ich ...ich hab ....wirklich bis heute geglaubt, ....daß ....ich das wöllte,......aber .....aber....gerade ist mir klar geworden,....daß ich....daß...das dir gegenüber nicht fair....wäre.....Ich....ich ...ich glaube .....ich weiß nicht....was ich wirklich will!....Aber....das ist es nicht!.....Tut mir leid!" Sie schnappte ihre Tasche, fuhr herum und hastete davon. Kazuja sah ihr nach. Monatelang war er überzeugt gewesen, daß Momoko ihn mochte und niemals hätte er damit gerechnet, daß sie ihn abweisen könnte. Er fragte sich, was passiert war, denn sie hatte nie den Eindruck gemacht, als sei da jemand anderes. Das Schlimme daran war, daß er sich so sicher gefühlt hatte. Kazuja wünschte sich, daß so schnell wie möglich zu vergessen, als er zum Hotel zurück ging. Momoko war in die andere Richtung davon gerannt. Sie wäre am liebsten im Erdboden versunken, so peinlich war ihr diese Sache. Warum war er auch erst jetzt gekommen. Vor einem halben Jahr wäre sie ihm um den Hals gefallen und hätte ihn geküßt vor Freude. Jetzt war das ganze nur noch peinlich. Wieder eine Tragödie, die sie Yousuke zu verdanken hatte. Sie hoffte nur, daß Kazuja ihr das nicht allzu übel nehmen würde. Seufzend starrte sie in den herrlichen Sonnenuntergang. Irgendwie war ihr Leben zu einer Katastrophe geworden und das vergangene Schuljahr war harmlos gewesen, im Vergleich zu diesem. Dabei hatte sie geglaubt, daß es nicht mehr schlimmer werden konnte. Entschlossen zerrte sie die Kamera wieder aus der Tasche und begann Fotos von der in goldenes Licht getauchten Landschaft zu machen. Fotografieren beruhigte sie immer, besonders, wenn die Gegend so wunderschön war, wie hier. Gedankenlos lief sie den schmalen, steinigen Pfad neben dem Flüßchen hinunter, daß sich über mehrere Felsvorsprünge in die Schlucht hinunter ergoß und schoß ein Bild nach dem anderen. Das Licht der untergehenden Sonne reflektierte sich in den Kaskaden der kleinen Wasserfälle und Momoko wurde immer mehr von ihrer Umgebung gefangen genommen, froh darüber, sich beim Fotografieren vergessen zu können. Sie war fast im Tal, als sie auf einen Felsen im Flüßchen sprang, abrutschte und ihre linken Fuß in einem Spalt verklemmte, bevor sie stürzte. War sie erst froh gewesen, die Fotoausrüstung aufs Trockene werfen zu können, wußte sie schon, bevor sie in Wasser klatschte, daß das ihre geringste Sorge war, denn noch im Fallen spürte sie einen stechenden Schmerz im Fuß, der unerträglich wurde, als sie ganz zu Boden ging. Momoko wimmerte vor Schmerz, als sie sich im Wasser aufrichtete und einige Sekunden brauchte, bevor sie sich wieder faßte. Mühsam und mit zusammengebissenen Zähnen, zog sie sich auf den Stein. Vor schmerzen stöhnend befreite sie ihren Fuß aus dem Spalt. Er wirkte verdreht und begann trotz des naßkalten Turnschuhs schon jetzt anzuschwellen. Sie hatte keinen Zweifel daran, daß den Fuß gebrochen war. Tränen rannen über ihre Wangen, als die Schmerzen immer stärker wurde und ein Blick, den steilen Weg hinauf sagte ihr ganz deutlich, daß sie das nicht mal auf allen Vieren schaffen würde und ihr nur der Rundweg blieb, auf dem die Mannschaft am Morgen ihr Lauftraining gemacht hatte. Bei dem Gedanken fünf Meilen mit einem gebrochenen Fuß, klatschnaß und bei einbrechender Dunkelheit zurückzulegen wurde ihr übel, was jedoch ebensogut an den Schmerzen liegen konnte, doch sie wußte, daß sie so naß wie sie war, hier nicht bleiben konnte. Erneut vor Schmerzen wimmernd, kroch sie auf allen Vieren zum Weg zurück und hängte die Fototasche über die Schulter, nachdem sie die Kamera verstaut hatte, während sie sich gleichzeitig schwor, nie wieder über ihr Unglück zu jammern, denn noch vor wenigen Minuten hatte sie gedacht, daß es nicht mehr schlimmer werden konnte. Yousuke stoppte, als er glaubte Äste brechen zu hören und lauschte in die hereinbrechende Dunkelheit. Hier im Wald war es schon ziemlich Dunkel und er fragte sich, wer oder was um die Zeit noch hier unterwegs war. Es war nichts zu hören. Er lief langsam weiter, als erneut Zeige knackten, "Ist da jemand?" Momoko erstarrte, denn sie war fast sicher, daß es Yousuke war, den sie gehört hatte. Den Weg am Fluß war sie im Sitzen herunter gerutscht, bevor sie einen Ast gefunden hatte, auf den sie sich jetzt mühsam stützte. Yousuke war der letzte, dem sie begegnen wollte. Wieder konnte sie ihn rufen hören, diesmal näher. Verzweifelt lehnte sie sich an einen Baumstamm. Sie hatte nicht die Kraft, sich weiter vom Weg zu entfernen und der Schuh schnürte ihr inzwischen fast das Blut ab, doch sie hatte Angst ihn auszuziehen. Wieder liefen Tränen über ihre Wangen und sie preßte die Hand auf den Mund, um nicht zu wimmern. Yousuke war überzeugt, daß jemand in der Nähe war, konnte aber nichts sehen. Er fragte sich, was das sollte und überlegte, einfach weiter zu laufen, als er ein paar Meter vom Weg entfernt eine hell gekleidete Gestalt halb hinter einem Baum verborgen, stehen sah und gleich darauf überrascht begriff, daß es Momoko war, die da stand und soeben mit zu gekniffenen Augen und den Händen auf dem Mund in die Hocke rutschte. Momoko konnte nicht mehr. Am liebsten hätte sie geschrien, so sehr drückte der Schuh inzwischen. Yousuke war mit wenigen Schritten bei ihr, "Was machst du denn hier?...Um Himmelswillen, was ist denn passiert, Momoko!" Er hatte bemerkt, daß sie völlig durchnäßt war. Momoko brachte kein Wort heraus, doch Yousuke hatte den geschwollen Fuß schon bemerkt, "Was hast du angestellt, Momoko!...Du sturer Dummkopf wärst hier sitzen geblieben und hättest mich vorbeilaufen lassen!....Richtig???....Bloß weil du mich nicht leiden kannst!...So dumm kannst nur du sein Momoko!" "Laß mich in Ruhe!", Momoko hatte Mühe etwas heraus zu bringen, denn sie biß die Zähne zusammen, daß es knirschte. "Halt die Klappe!", Yousuke machte ihr Bein lang und überlegte, ob es gut war den Schuh auszuziehen, denn dann würde der Fuß noch stärker anschwellen, doch sie hatte zweifellos ziemliche Schmerzen deswegen. Sie mußte auf dem schnellsten Weg zum Arzt. Kurz entschlossen nahm er sie auf die Arme und stand auf. Schockiert stieß Momoko ihn vor die Brust, "Laß mich sofort runter!" "Ganz bestimmt nicht!....Du mußt ins Hotel und zum Arzt, also reiß dich zusammen!" "Laß mich in Ruhe! Ich will nicht, daß du mir hilfst!" Yousuke ignorierte sie und Momoko versuchte sich zu befreien, doch so leicht wie sie war, hatte sie ihm nichts entgegen zu setzten. Mit schnellen Schritten lief Yousuke den Weg zum Hotel zurück. Momokos Gewicht belastet ihn kaum, nachdem sie schmollend die Arme vor der Brust verschränkt hatte und sich ohne Zweifel immer wieder vor Schmerzen auf die Lippen biß, nur um keinen Laut von sich zu geben. Heiß wurde ihm eher bei dem Gedanken, daß er sie immer damit aufgezogen hatte, was sie doch für ein Pummelchen war, denn das entsprach nun wirklich nicht er Wahrheit. Wieder einmal fühlte er sich wirklich mies für all das, was er ihr an den Kopf geworfen hatte. Ihm war klar, daß Momoko allen Grund dazu hatte, ihn nicht leiden zu können und ihm wäre nichts lieber, als wenn er das endlich klarstellen könnte, doch ein Blick in Momokos Gesicht machte ihm deutlich, daß sie ihm nicht zuhören würde auch wenn er bis jetzt nicht so ganz genau wußte, warum sie es ihm beim letzten Mal so übel genommen hatte, während sie ihn all die anderen Male angefaucht hatte, wie eine wütende Katze. Yousuke stieß mit dem Fuß die Hoteltür auf. Momoko hatte keinen Ton mehr gesagt, doch er sah ihr an, daß sie am liebsten geheult hatte. Hiromi, die ohne jeden Zweifel in der Hotelhalle auf ihn gewartet hatte, kam auf ihn zu gerannt, doch ein Blick auf Momoko holte sie sofort auf den Boden der Tatsachen, "Was hast du wieder mit Momoko angestellt?...Momoko-chan, was ist mit dir?...Was hat er getan?" "Halt die Klappe Hiromi, ich hab gar nichts gemacht und Momoko hat im Moment andere Sorgen! Halt mir die Türen auf, sie muß zum Doc!" "Aber....." "Nix aber! Mach, was ich gesagt habe!" Yousukes Ton ließ keinen Widerspruch zu und Hiromi begann sich Sorgen um Momoko zu machen. Sie tat, was er gesagt hatte. Das Hotel war nicht umsonst ein Sporthotel, das von vielen Teams zum Training gebucht wurde. Es besaß eine erstklassige medizinische Versorgung und es stand immer ein Arzt bereit, den die diensthabende Schwester sofort verständigte, nachdem sie einen Blick auf Momokos Fuß geworfen hatte. Momoko saß auf der Liege. Sie hatte das rechte Knie angezogen und die Stirn darauf gestützt, nur noch darauf hoffend, daß sie endlich diese Schmerzen los wurde. Sie hörte nichts einmal mehr Hiromis besorgtes Geplapper. "Halt doch endlich Mal die Klappe Hiromi!", Yousuke hatte genug von ihrem ständigen Geschwätz und Hiromi funkelte ihn an, "Was ist wieder passiert du Blödmann?" Zweifellos ging sie davon aus, daß er daran Schuld war, daß Momoko sich verletzt hatte. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob er sie wirklich immer so schlecht behandelt hatte, "Ich hab keinen Schimmer! Als ich sie gefunden habe war sie pitschnaß und der Fuß schon gebrochen! Und jetzt halt endlich deinen Mund, merkst du denn gar nicht, daß Momoko dir sowieso nicht zu hört!...Sie hat viel zu starke Schmerzen!.....Du nervst sie!" Hiromi konnte nichts mehr erwidern, denn der Arzt kam ins Zimmer, "Himmel Kindchen, was hast du denn angestellt?....Weiß einer von euch , was passiert ist?" Hiromi schüttelte den Kopf und Yousuke verneinte, während er der Schwester die Anweisung gab Momoko ein Schmerzmittel zu spritzen, "Okay, dann wartet bitte draußen!" Hiromis Blick wurde noch besorgter, doch Yousuke faßte sie an der Schulter, "Komm schon! Du kannst ihr jetzt sowieso nicht helfen!" Draußen, auf den bequemen Sesseln vergaß Hiromi den Jahrmarkt endgültig und fragte sich nur noch, was passiert war, "Dieser blöde Kazuja!....Frag mich, was da war!....Der kann was erleben!" "Warum machst du dir eigentlich so viele Gedanken um Momoko, Hiromi?", überrascht bemerkt Hiromi, daß Yousuke neben der Tür an die Wand gelehnt stand. Sie hatte erwartet, daß er verschwinden würde, "Weil sie meine Freundin ist und ich nicht möchte, daß man ihr weh tut!....Momoko denkt immer erst zuletzt an sich selbst, die dumme Nuß!....Jemand muß auf sie aufpassen!" Yousuke mußte zugeben, daß ihn diese Antwort ausgerechnet von Hiromi überraschte, auch, wenn sie zweifellos Recht hatte. "Und warum stehst du noch hier rum?....Du bist doch der letzte, der einen Gedanken an Momoko verschwendet!" Diese Frage überraschte Yousuke so sehr, daß er dunkelrot wurde, "Ich.....äh....schließlich muß ich ihr helfen!" Hiromis Blick durchbohrte ihn, "Ach????.....Ich bin doch jetzt da, um ihr zu helfen!...Du kannst dich also verziehen!" Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen, daß Yousuke sofort klar machte, daß Gefahr im Verzug war, "Oder gibt es einen anderen Grund, daß du noch hier rum stehst?....Machst du dir etwa Sorgen?" Hiromis Ton war alles andere als beruhigend und Yousuke wandte ihr den Rücken zu, als er begann auf und ab zu gehen. Sie ließ ihn nicht aus den Augen. Hiromi begann eins und eins zusammen zu zählen. Yousuke war nicht umsonst immun gegen ihre Avancen. Es gab jemanden der ihm wichtiger war und irgend etwas sagte ihr plötzlich ganz deutlich, daß das Momoko war. Sie machte gerade den Mund auf, um ihm das an den Kopf zu werfen, als die Tür auf ging und die Schwester Momoko im Rollstuhl heraus schob, "So, daß hätten wir!...Bringt ihr sie nach oben?" Beide sahen sie zur gleichen Zeit an. Momoko war blaß, aber bei weiten entspannter, als vor einer halben Stunde. Der Fuß war mit einer Spezialschiene geschient. Sie sah weder Yousuke noch Hiromi an. Hiromi nahm sofort den Platz der Schwester ein, "Aber natürlich kümmern wir uns um sie!...Nicht wahr Yousuke?" Momoko senkte den Kopf noch tiefer und Yousuke schwieg. Die Schwester drückte ihm eine Packung Tabletten und eine Flasche mit einer häßlich gelben Flüssigkeit in die Hände, "Die Schmerztabletten soll Momoko nehmen, sobald die Wirkung der Spritze nachläßt und das setzt ihr bitte dem Wasser zum kühlen zu!...Die Schwellung muß unbedingt abklingen, daß der Fuß so bald wie möglich mit einem Gipsverband stabilisiert werden kann!" Sie lächelte ihn freundlich an und Yousuke bereute, nicht gegangen zu sein, denn Hiromi begann ohne Zweifel, sich Gedanken um sein Verhalten zumachen und Momoko brachte er sowieso nur in Verlegenheit. "Komm schon, Yoyo-Maus, wir müssen Momoko ins Zimmer bringen!" Freudlos nickte er und folgte Hiromi zum Lift. "Momoko, Momoko, was machst du wieder für Sachen?...Hat dieser Mistkerl dir irgendwas getan?....Wenn ja, mach ich ihn persönlich fertig!" Yousuke schaffte es wieder, genervt auszusehen. Sie warteten auf den Lift. Momoko schüttelte nur den Kopf. Jetzt, wo sie nicht mehr von Schmerzen benebelt war, kam ihr langsam zu Bewußtsein, daß sie allen Grund hatte, sich bei Yousuke zu bedanken, doch sie brachte es einfach nicht über sich. "Was um alles in der Welt ist denn dann passiert?....Hat Kazuja dich irgendwie geärgert?...Sag es mir, ich werde das regeln!" Jetzt wurde Momoko rot. Der Lift kam und Hiromi schob sie hinein. Wieder schüttelte Momoko den Kopf. "Sag mal, hast du dir die Zunge, oder den Fuß gebrochen? Oder hast du ein Problem mit unserer Begleitung?...Keine Angst, den halte ich schon im Zaum!" Yousuke wollte etwas sagen, doch da sah, er, daß Momoko lächelte und hielt den Mund. Hiromi mochte sagen, was sie wollte, sie lenkte Momoko von ihren Schmerzen ab, das war das einzig wichtige. Yousuke starrte an die Decke, während Hiromi ihr einseitiges Gespräch weiter führte. Er fragte sich, wie er in so eine vertrackte Situation geraten können hatte. Sie brachten Momoko in ihr Zimmer und Yousuke stellte die Medikamente auf einen Tisch, "Den Rest schaffst du bestimmt allein, Hiromi....und ich brauch jetzt endlich eine Dusche!" Erneut versuchte Momoko etwas heraus zu bringen, doch ihre Zunge schien wie gelähmt. Yousuke hatte es verdient, daß sie sich bei ihm bedankte. Auf den Gedanken, daß ihm das völlig unwichtig sein könnte, kam sie nicht. Yousuke ging zur Tür und Hiromi rief ihm nach, "Denk ja nicht, daß wir schon miteinander fertig sind!", Yousuke reagierte gar nicht darauf. Hiromi half Momoko ins Bett, löste ihr eine der Schmerztabletten und bereitete einen kalten Umschlag für ihren Fuß. Momoko war ihr dankbar, daß sie sie mit ihrem Geplapper ablenkte, doch als sie nichts mehr zu tun hatte und auch nicht mehr so recht wußte, was sie noch erzählen sollte, denn Momoko war ziemlich einsilbig, meinte sie dann, "Laß dir von mir den Abend nicht verderben, Hiromi! Hinagiku und Yuri fragen sich sicher schon, wo wir sind....und jemand muß ihnen doch sagen, was ich wieder angestellt habe!" "Meinst du wirklich ,Momoko? Ich laß dich nicht gern allein!" Sie sah ernsthaft besorgt aus. "Mir fallen glaube ich, sowieso gleich die Augen zu!....Ich bin total erledigt!" Hiromi kam zu ihrem Bett und zog die Decke nach oben, während sie den Umschlag noch einmal erneuerte, "Ach Momoko! Du machst aber auch Sachen!" "Schusselig, bis zum abwinken!" Hiromi war anderer Meinung, doch sie lächelte nur. Inzwischen hatte Momoko ihr erzählt, was passiert war und ihre Ansicht, daß Momoko jemanden brauchte, der auf sie acht gab, hatte sich verstärkt. Die Frage war nur, wer diese Rolle übernehmen sollte. Sie sah Momoko an, daß sie meinte, was sie sagte und ihr jeden Moment die Augen zufallen würden. Darum schaffte sie es auch beruhigt, sie allein zu lassen. Sonst wäre sie geblieben, doch so stand sie nur wenige Minuten später in Yousukes Zimmer. Was Kinomoto sagte, interessierte sie überhaupt nicht. Yousuke fuhr erschrocken hoch, als sie die Tür öffnete, "Sag mal spinnst du jetzt total Hiromi?...Kapierst du eigentlich nicht, daß ich nichts von dir will?....Laß mich endlich in Ruhe!" Hiromi machte die Tür zu, blieb jedoch dort stehen, während sie ihn anfunkelte. Yousuke fragte sich, was in ihrem Kopf vor ging, "Weißt du was Yousuke, ich hab mich immer gefragt, warum, es überrascht mich schon ein wenig!...." Er fragte sich, wovon sie sprach, als sie trocken meinte, "Egal!....Mir ist's gleich, aber eins sag ich dir!.....Was mit dir abgeht ist mir gleich....aber tu Momoko ja nicht weh!" "Kannst du mir mal sagen, wovon du redest!" "Wovon ich rede?....Davon, daß du total in sie verknallt bist.....oder willst du das abstreiten?" Yousuke schwieg. Der Umstand, daß Hiromi auf den Punkt brachte, was er sich absolut nicht eingestehen wollte, machte ihn sprachlos. Sie grinste nur, "Das einzige, was ich wirklich nicht begreife ist, wie du so immer so gemein zu ihr sein kannst!" Hiromi wandte sich um und verließ das Zimmer. Yousuke stand da und wußte, daß sie vollkommen recht hatte. Es war schwierig sich einzugestehen, daß Hiromi ihn durchschaut hatte. Er mußte mit Momoko reden, ganz gleich, wie sie reagieren würde und sie hatte es wirklich verdient, daß er sich bei ihr für sein schlechtes Benehmen entschuldigte. Entschlossen verließ er das Zimmer, um zu Momoko zu gehen. Vor der Zimmertür der Mädchen dauerte es dann bestimmt fünf Minuten, bis er den Mut aufbrachte, zu Klopfen, weitere fünf vergingen, bis er begriff, daß niemand reagierte. Unentschlossen drückte er die Klinke und stellte fest, daß nicht abgeschlossen war. Es brannte nur eine Nachttischlampe und Yousuke konnte im schwachen Licht erkennen, daß Momoko schlief, eigentlich kein Wunder. Er wollte die Tür schon wieder zuziehen, als er sah, daß ihr Fuß mitsamt der Schiene in einer Schüssel mit Wasser hing, dem garantiert genug von der kühlenden Lösung untergemischt war. Yousuke überlegte nicht lange, bevor er ins Zimmer ging, Handtücher aus dem Bad holte und das geschiente Bein vorsichtig in Handtücher gewickelt aufs Bett legte und zudeckte. Momoko rührte sich nicht einmal. Sie war noch blasser, als vorhin. Leise murmelte er, "Tut mir so leid, Momoko!....Ich will dich wirklich nicht ärgern!", bevor er hinaus ging und die Tür hinter sich zu zog. "Weißt du was, Momoko? Ich hab dich ja in letzter Zeit so und so nicht verstanden, aber jetzt kapiere ich es endgültig nicht mehr!....Kazuja hat dich doch gestern gefragt, ob du mit ihm gehen willst!....Du brauchst es nicht abzustreiten, auch wenn er sich nichts anmerken lassen hat!" Momoko wartete gemeinsam mit Hinagiku im Hotelzimmer auf ihren Vater, der sie abholen würde, "Ist doch egal!" Hinagiku sah sie ungläubig an, "Eeeegaal?...Das ist jetzt aber nicht dein ernst!....Du bist seit fast zwei Jahren in ihn verknallt und dann kriegst du die Chance mit ihm zu gehen und läßt ihn abblitzen!" Momoko versuchte abzuwimmeln, "Ich hab halt kalte Füße gekriegt!" Hinagiku warf einen Blick auf das geschiente Bein, "Ohne Zweifel, aber nicht wegen Kazuja! Das nehm ich dir nicht ab!", sie waren ziemlich geschockt gewesen, als Hiromi gestern Abend erst so spät aufgetaucht war und erzählt hatte, was Momoko passiert war. Kazuja war sichtlich verlegen gewesen. Es hatte ganz danach ausgesehen, als mache er sich Vorwürfe. Yuri hatte ganz schnell versucht ihn abzulenken. Sie war völlig schockiert gewesen, als er gestern zu Momoko gegangen war und sie hatte sich heute Morgen Momoko gegenüber ziemlich kühl verhalten, bevor sie mit Hiromi zum Training gegangen war. Hinagiku schwieg, ließ Momoko jedoch nicht aus den Augen. Hatte sie bis gestern Zweifel daran gehabt, daß da noch jemand anderes im Spiel war, war sie heute überzeugt davon. Momoko hätte Kazuja nicht abblitzen lassen, wenn sie noch verknallt in ihn wäre. Die einzige Frage, die sich ihr noch stellte, war die, um wen es wirklich ging. Momoko machte sich jedoch im Moment um etwas ganz anderes Gedanken. Sie wollte sich unbedingt bei Yousuke bedanken, das war sie ihm schuldig und sie wollte ihm nichts schuldig bleiben. Das Problem war, daß sie den Mund nicht aufbekam, wenn sie ihn sah. Gestern hatte sie es darauf geschoben, daß sie völlig fertig gewesen war, doch heute Morgen beim Frühstück war es ihr wieder genauso gegangen. Dazu kam, daß er ihr bewußt aus dem Weg ging. War sie ihm einerseits dankbar dafür, machte es das andererseits schwer, sich zu bedanken. >Wie kann ich nur so verklemmt sein! Eigentlich müßte ich doch wissen, daß es ihn nicht wirklich interessiert! Warum kann ich nicht einfach danke sein!...Dann ist es vorbei!<, doch Momoko wußte, daß sie dazu keine Gelegenheit haben würde. Entschlossen rollte sie im Rollstuhl zum Tisch, wo Briefpapier und Umschläge lagen. Soeben war ihr eingefallen, wie sie sich am unauffälligsten aus der Affäre ziehen konnte. "Was wird das denn?" "Ich muß mich bei Yousuke bedanken!" "Warum hast du das nicht heute Morgen beim Frühstück gemacht, wenn du es gestern vergessen hast?" Momoko wurde rot, "Weil ich es nicht fertig bringe mit ihm zu reden!" Hinagiku sah sie an, "Das ist aber jetzt nicht dein ernst!", langsam begann sie zu ahnen, was mit Momoko los war. Diese schwieg. "Das glaub ich einfach nicht!....Doch nicht der?....Das kann nicht dein ernst sein, Momoko!....Du bist doch nicht wirklich in Yousuke verknallt,....oder?" "So ein Blödsinn!...Yousuke hat sein Statement oft genug abgegeben!....Und ich packe es einfach nicht, ihm auch noch dankbar sein zu müssen!...Das ist alles!" Sie klang beiläufig und völlig ernst, doch etwas sagte Hinagiku ganz deutlich, daß sie log, "Das wär ja auch wirklich das allerletzte!" "Korrekt!...Und darum wirst du ihm den Umschlag geben!....Ja?" Momoko war nicht in Hinagikus Falle getappt, doch sie hatte trotzdem keine Zweifel, daß sie recht hatte. Im Prinzip hatte sie ja auch Gründe genug, um so viel Dummheit gut zu verstecken und doch überraschte es Hinagiku. Sie hätte zu gern gewußt, was zwischen den beiden alles vorgefallen war, daß Momoko sich ausgerechnet in Yousuke verguckt hatte, denn das hatte sie garantiert nicht getan, weil er immer auf ihr herum trampelte. Momoko verschloß den Umschlag. Mehr als ein Danke hatte sie nicht zu Stande gebracht, doch das war ihr gleich. Sie gab ihn Hinagiku, die sie noch immer beobachtete. "Momoko?....Was war mit dem Veilchen?" Die Frage klang völlig nebensächlich und doch überrumpelte sie Momoko so sehr, daß sie Dunkelrot wurde, "Woher soll ich das wissen?" Hinagiku lächelte wissend, "Ach...ich dachte ja nur!..." Momoko war sich sicher, daß Hinagiku ihr nicht glaubte. Es war fast Mittag, als Momokos Vater kam. Er war völlig aufgelöst vor Sorge und wurde erst ruhiger, nachdem er mit dem Arzt gesprochen hatte. Momoko war inzwischen noch mit den anderen beim Mittagessen. Hinagiku nutzte die Gelegenheit, sie weiter zu provozieren, "Soll ich rüber gehen und ihm dein Dankeschön gleich geben?", flüsterte sie ihr ins Ohr, woraufhin Momoko ihr mit dem gesunden Fuß vors Schienbein trat. Inzwischen hatte sie nur noch Krücken und saß auf einem normalen Stuhl. Hinagiku lachte sie trotzdem aus. Yuri und Hiromi wollten wissen, worum es ging, bekamen aber keine Antwort und Momoko sprang auf, sobald sie ihren Vater kommen sah. Sie hatte noch fast gar nichts gegessen, denn der Appetit war ihr gründlich vergessen. Hinagiku hatte sie durchschaut, daran hatte sie keine Zweifel mehr "Ich wünsch euch noch viel Spaß!", und damit war sie verschwunden. Hinagiku sah ihr nach. Es war nicht zu übersehen, daß sie das ganze fertig machte und viele Kleinigkeiten der letzten Zeit bekamen ein neues Gesicht. Momoko war mit großer Wahrscheinlichkeit die letzte, die in Yousuke verliebt sein wollte und wehrte sich mit aller Kraft dagegen, doch das war aussichtslos. Die Erfahrung hatte sie gemacht, als ihr klar geworden war, daß sie Takuro mochte. Es war wirklich nicht ihr Ziel gewesen, sich in den Streber zu verlieben und doch mußte sie begreifen, daß die Gefühle manchmal seltsame Wege gingen. Momoko würde bestimmt noch eine Weile brauchen, bis sie sich damit abfand und das es dabei gerade um Yousuke Fuuma ging, machte das ganze nicht einfacher. Hinagiku fragte sich nur, wie sie es geschafft hatte, alle in der Überzeugung zu lassen, sie sei noch immer in Kazuja verschossen. Sie gab Yousuke den Umschlag nach dem Essen, als sie ich zufällig allein auf dem Gang erwischte. Er sah sie verständnislos an, denn es stand kein Name darauf. Hinagiku sah ihn grimmig an, "Verdient hast du das wirklich nicht!", fuhr herum und ließ ihn stehen. Yousuke sah den Umschlag an und es dauerte eine Weile bis er ihn öffnete. Auf dem Briefbogen stand nur ein einziges Wort, daß Yousuke jedoch sofort klar machte, was Hinagikus Verhalten zu bedeuten hatte. Es war Momokos Danke! Momoko hatte die nächsten beiden Wochen ungewollt frei. Nachdem die Schwellung zurückgegangen war, hatte sie einen Gips bekommen, mit dem sie nicht viel an Krücken laufen sollte und sie war froh, daß sie nicht im Krankenhaus bleiben mußte. Jeden Tag hatte sie Besuch von ihren Klassenkameraden und später am Abend kamen meist Takuro und Hinagiku, um ihr mit dem Unterrichtsstoff zu helfen. Sogar Kazuja rief sie an und entschuldigte sich dafür, daß er sie so überrumpelt hatte. Momoko war froh, ihm sagen zu können, daß es ihr leid tat und daß er ihr diese Sache nicht nachtrug. Ihr wurde klar, daß er sehr viel reifer, als seine Kameraden war, denn es gehörte schon ein bißchen Größe dazu, auch eine Abfuhr mit Würde zu tragen. Als sie dann endlich mit Krücken und Gips in die Schule durfte, war sie schon froh, denn auf Dauer war es langweilig immer allein zu Hause zu liegen. Die Aufregung über diese Geschichte hatte sich inzwischen gelegt und die Sonderausgabe zu den Erfolgen der Fußballmannschaft war schon erschienen. Momoko hatte außer der Fotos nicht viel dazu beigetragen und es war vor allem Yuri, die dafür verantwortlich war. Sie bekam sehr viel Lob dafür und sonnte sich in ihrem Erfolg. Hiromi konnte es gelegentlich nicht lassen, sie wieder an die Realität zu erinnern. Zu Yousukes Überraschung hatte sie kein Wort verlauten lassen, obwohl er ihr nicht widersprochen hatte. Hiromis Hauptproblem war, daß sie nicht wußte, was sie von Momoko halten sollte, denn sonst wäre sie schon längst in Aktion getreten. Verkuppeln war immer eine ihrer Spezialitäten gewesen. Hinagiku hielt ebenfalls dicht, obwohl sie sicher war, daß Momoko in Yousuke verknallt war. Sie hatte sich nur mit Takuro unterhalten und der war gar nicht begeistert gewesen. Er konnte Yousuke nicht leiden. Momoko war froh, daß sich der Wirbel gelegt hatte und als sie dann kurz vor den Winterferien den Gips abgenommen bekam, war auch die letzte sichtbare Erinnerung an den Zwischenfall abgehakt. Yousuke ließ sie in Ruhe und sie gewöhnte sich langsam daran, daß sie auf das nächste große Herzrasen noch ein bißchen warten mußte. "Ist doch wirklich gemein!" Momoko sah Hiromi von unten herauf an. Sie lag auf der Bank in der Redaktion und Hiromi schaute zum Fenster hinaus. Es war Valentinstag und überall waren Mädchen zu sehen, die den Jungs, die sie mochten Schokolade überreichten. "Was meinst du?" Hiromi schürzte die Lippen, "Alle haben einen Freund!...Nur wir nicht!....Sogar Yuri hat sich letztendlich noch Kazuja geangelt!" Yuri war seit den Winterferien mit Kazuja zusammen. Es hatte alle ein bißchen überrascht, daß er sie gefragt hatte, doch jetzt hatte keiner mehr Zweifel daran, daß die beiden gut zusammen paßten. Manchmal hatte Momoko den Eindruck, daß es Yuri ein bißchen ärgerte, daß sie sich gar nicht daran störte, doch das war ihr egal. Sollte sie denken, was sie wollte. Momoko dachte an die Schokolade in ihrer Tasche. Sie wußte selbst nicht so ganz genau, warum sie welche gemacht hatte. Kurz hatte sie daran gedacht, Takuro ihre Schokolade zu geben, denn ihn mochte sie wirklich gern, doch dann war ihr klar geworden, daß das unsinnig wäre. Hinagiku war mit ihm zusammen und sie war in ihn verliebt. Daran gab es keinen Zweifel. Ebenso sicher war, daß sie diese Schokolade demjenigen, den sie wirklich mochte, niemals geben würde. Yousuke brauchte nicht zu wissen, was sie dachte. "Heh Hiromi,...hast du Appetit auf Schokolade?" Hiromi sah sie an, "Hast du etwa welche gemacht?....Wem wolltest du sie geben?" "Ich hab daran gedacht, sie Takuro zu geben, denn er ist mein bester Freund, aber dann dachte ich mir, daß das vielleicht Mißverständnisse heraufbeschwören könnte, und das wollte ich nicht, also hab ich sie noch! Willst du etwas davon?.....Schokolade tröstet immer!" "Du bist mir vielleicht eine, Schokolade für den besten Freund....so ein Quatsch!....Übrigens wundert es mich, wie du so dünn sein kannst, wenn du dich mit Schokolade tröstest!....Ich wäre längst rund, wie eine Murmel!....Aber trotzdem her damit!" Momoko stand auf und Hiromi nahm ihren Platz ein, während sie die verpackte Schokolade aus ihrer Tasche kramte. Sie hatte die Form einer Sonne und Hiromi brach sich ein große Stück ab und ließ es im Mund zergehen. Sie wußte ganz genau, wie gut Momoko solche Sachen konnte und war begeistert, "Eigentlich Verschwendung, daß wir sie selber essen!...Warum hast du sie nicht Yousuke gegeben, als Erinnerung an alte Zeiten!" Momoko starrte grimmig aus dem Fenster und merkte nicht, daß Hiromi sie beobachtet, "Als Dankeschön dafür, daß er mich immer geärgert hat?...Ganz bestimmt nicht!...Das wär das letzte!" Zu ihrer Enttäuschung bekam Hiromi den Eindruck, daß sie das völlig ernst meinte. "Momoko?..." "Was?" "In wen bist du wirklich verknallt!?" "Wie kommst du darauf, daß ich verknallt bin?" Hiromi lächelte überlegen, "Weil Mädchen in unserem Alter immer verknallt sind!...und weil du Schokolade gemacht hast!" "So wie du in Yousuke verknallt bist, oder?" "Ach, den hab ich abgehakt!" "Warum das denn?....Ich dachte, du wolltest ihn unbedingt herumkriegen!" "Erstens ist Fuuma in jemanden anderen total verschossen und zweitens gefällt mir Yuzuro zur Zeit viel besser!" Yousuke war also in jemanden anderen verliebt. Momoko stellte fest, daß ihr das noch immer einen Stich gab, doch sie meinte, "Und warum krallst du ihn dir dann nicht?...Er ist doch solo!" "Ich bin vorsichtig geworden. Schließlich war Yousuke auch solo!" Momoko lachte leise. Sie hatte eher den Eindruck, daß Hiromi lieber Spielchen mit den Jungs trieb, denn sie sonnte sich zu gern in der Bewunderung und hatte auch eine ganze Menge Verehrer. "Also...raus mit der Sprache!" "Ich enttäusche dich ja nicht gern! Aber ich bin nicht verknallt!" "Das glaube ich dir nicht!" "Dann kann ich dir auch nicht helfen!" Momoko war sicher, daß das noch eine Weile hin und her gegangen wäre, wenn nicht die Tür aufgegangen und Yousuke herein gekommen wäre. Hiromi sah ihn überrascht an, "Was willst du denn hier?" Sie baggerte ihn zwar nicht mehr an, doch sie piesackte ihn, wo sie nur konnte und inzwischen konnte Yousuke sich ganz gut vorstellen, wie Momoko sich gefühlt hatte, wenn er sie immer dumm angeredet hatte. "Geht dich das was an, Hiromi?" Hiromi sprang auf und hängte sich bei ihm ein, "Und hat dir meine Schokolade geschmeckt?" Yousuke hatte einen ganzen Berg Schokolade auf dem Platz liegen gehabt, Hiromis hatte er jedoch geflissentlich ignoriert, denn wenn jemand gar keine Ahnung vom Kochen hatte, dann sie. "Ich bin doch nicht lebensmüde!" Hiromi lächelte zuckersüß, "Wir vernaschen gerade Momokos! Sie hat sie lieber für sich behalten!...Willst du mal probieren?...Momoko hat das wirklich drauf!" Er machte leider den Mund auf um abzulehnen, denn Hiromi nutzte diese Gelegenheit sofort und schob ihm ein Stück zwischen die Lippen. Momoko sah völlig geschockt zu, bevor sie sich kopfschüttelnd abwandte und so tat, als habe sie am Computer zu tun. Yousuke verschluckte sich fast, bevor er Hiromi anfuhr, "Sag mal, fehlt dir was?...Du bist wirklich unmöglich Hiromi!" Sie lächelte weiterhin, "Gut nicht!...Was willst du überhaupt?" Yousuke dachte nicht daran, ihr recht zu geben, obwohl sie recht hatte und wandte sich Momoko zu, die den Computer drangsalierte, "Momoko...Kinomoto hat mir diese Liste mit Terminen gegeben, die das Suvivaltraining betreffen!....Er möchte, daß ihr die noch in dieser Ausgabe bringt!" "Na Prima!...Der spinnt doch!" Sie begann im Layout zu stöbern, ahnte jedoch, daß sie dafür eine Extraseite brauchen würde, als Yousuke ihr den Zettel in die Hand drückte. Momoko weigerte sich noch immer ihn anzusehen. Er hatte die Hoffnung, daß sich daran etwas änderte, inzwischen aufgegeben. "Ich hoffe nur, du überanstrengst dein Hirn nicht!...Vermutlich hätte ich es besser Yuri gegeben!" "Yousukeee!" Hiromi trat ihn vors Schienbein und Momoko starrte auf den Bildschirm. Warum schaffte er es nur immer wieder, sie aus der Fassung zu bringen? Yousuke wandte sich ab und ging. Es war ganz einfach zu frustrierend, sich mit Hiromi in Momokos Gegenwart auseinander zu setzen, und es war frustrierend zu wissen, daß Momoko ihn problemlos ignorierte. "Momoko?...Kann es wohl sein, daß du in Yousuke verknallt bist?" Diesmal war Hiromi völlig ernst und Momoko antwortete ausdruckslos, "Glaubst du wirklich, daß ich so dumm bin?" Darauf wußte Hiromi keine Antwort, doch Momoko wußte leider nur zu genau, daß sie so dumm war. Als sie die letzten Vergleichsarbeiten dann endlich geschafft hatten, stand das Survivallager an. Momoko hatte nicht die geringts Lust daran Teil zu nehmen, doch ihr Fuß war wieder so weit in Ordnung, daß sie mitfahren mußte. Das einzige, was ihr der Arzt zubilligte, war eine Stützbandage. Die Gruppenauslosung hatte schon während der Vergleichsarbeiten stattgefunden. Momoko war froh, gleich in der ersten Gruppe zu sein. Dann hatte sie es wenigstens schnell hinter sich. Aus ihrer Klasse waren nur noch Hiromi und Masahiko in der ersten Gruppe. Doch zu ihrer Beunruhigung stellte sie vor der Abfahrt der beiden Busse fest, daß Yousuke dabei war. Hiromi kniff sie in die Seite, "Na, machst du dir Sorgen, daß du mit Yousuke ein Team bilden mußt?", sie lachte frech, denn Yuri und Hinagiku hatten ihrer erzählt, was Momoko zu Beginn des Schuljahres gesagt hatte, sieht aus, als wäre es zu spät, sich krank zu melden!" Momoko funkelte sie nur an, auch wenn sie sich eingestehen mußte, daß der Gedanke noch immer nervös machte. Als sie dann vier Stunden später bei einbrechender Dunkelheit und strömenden Regen im Lager ankamen, waren sie wie gerädert. Hiromi jammerte Momoko die Ohren voll und sie war nicht die einzige, die sich lautstark beschwerte, doch es interessierte niemanden. Sie schlangen in einem kahlen Speisesaal noch ein schnell ein paar Bissen zum Abendessen hinunter und sahen dann zu, daß sie in ihre Zimmer kamen. Die Anreise war alles andere als ein Erfolg gewesen. Zweifellos hatte sich der Fahrer des Busses verfahren, denn eigentlich hätte die Fahrt maximal zweieinhalb Stunden dauern sollen. Im Lager schien auch einiges schief gelaufen zu sein, denn die Räume waren kalt und das Essen alles andere auf schmackhaft. Momoko fiel auf ich Bett, als sie endlich auf die Zimmer aufgeteilt waren. Sie machte sich nicht die Mühe, sich auszuziehen, sondern kramte auch noch ihren Schlafsack heraus, um sich darin zu verkriechen. Es war furchtbar kalt. Momokos Freude darüber in der ersten Gruppe zu sein war vergangen. Sie war nur noch froh einschlafen zu können und Hiromis Gejammer nicht mehr hören zu müssen. Am nächsten Morgen um 5.30 Uhr ertönte ein Läuten zum wecken, doch Momoko unter allen Decken und Kissen, die sie im Bett erwischt hatte, hörte es nicht. Erst als eines der beiden Mädchen aus der Oberstufe, mit denen sie das Zimmer teilten die Decke wegzog und sie leicht an der Schulter schüttelte, wurde sie langsam wach, "Heh, kleine, mach die Augen auf, wir sind gleich mit waschen dran!" Momoko bekam nur schwer die Augen auf, doch sie murmelte, "Danke!" Das Mädchen grinste nur, "Ich hoffe ihr macht sie mit eurer Zeitung richtig fertig!" "Darauf kannst du wetten! ....Vorausgesetzt ich überlebe das!" Sie wühlte sich aus den Decken und suchte nach ihrem Rucksack, um ihr Waschzeug heraus holen. Eine halbe Stunde später saßen sie wieder im Speisesaal, der heute morgen wenigstens etwas wärmer war. Die meisten waren noch im Halbschlaf und Momoko registrierte nur nebenbei, daß sie ein Los aus einer großen Schale nahm und in die Hosentasche steckte. Sie saß zwischen Hiromi und Masahiko und gab Hiromi eine Stoß in die Seite, denn sie hatte nicht mitbekommen, daß sie ihre Nummer ziehen mußte. Immerhin war das Frühstück dann auch recht brauchbar und als Momoko und Hiromi wieder im Zimmer waren und ihre Rucksäcke mit den vorgeschriebenen Sachen zusammen packten, wurde ihre Laune langsam besser. "Welche Nummer hast du?" Hiromi hatte ihren Zettel sofort geöffnet und schon festgestellt, daß Masahiko ihr Teampartner war. Momoko kramte in ihrer Tasche, "Keine Ahnung!...Erst mal sehen!...Mir war schon klar, daß du wieder Glück haben würdest!", sie wickelte den verknüllten Zettel auf, "34!...Hast du ne Ahnung, wer die noch haben könnte?" Hiromi schüttelte den Kopf, "Keine Ahnung!" "So lange es nicht Yousuke ist, ist es mir gleich!...bist du fertig?" Hiromi schulterte mühsam ihren Rucksack, "Hmmm!...Wann sollen wir auf dem Appellplatz sein?" "Um sieben!" "Na dann wollen wir mal!" Als Momoko dann an ihrem Platz stand und darauf wartete, daß ihr Teampartner endlich auftauchte, wurde ihr doch ein wenig mulmig, obwohl die Chance bei fünfundsiebzig Jungen ausgerechnet an Yousuke zu geraten nicht gerade groß war. Sie hoffte, daß das warten endlich ein Ende hatte. "Sag mir, daß das nicht wahr ist, Yuzuro!" Yuzuro sah erst zu Yousuke und dann zu dem Platz, zu dem er mußte, nur um gleich los zu lachen, "Ich glaube ich spinn!...Ausgerechnet Momoko! Die trifft doch der Schlag!" "Tausch mit mir!", Yousuke wußte, daß diese Idee idiotisch war, doch er mußte es wenigstens versuchen. "Kann ich nicht, Kasumi weiß schon Bescheid und sie reißen uns die Köpfe ab, wenn es raus kommt!" Yousuke wußte, daß er recht hatte, doch er wußte ebenso gut, daß Momoko nicht besonders begeistert sein würde. Zu seinem Leidwesen hatte er keine Wahl, ebensowenig, wie sie. Yuzuro klopfte ihm auf die Schulter, "Nimm's nicht so schwer!...Sind ja nur zwei Tage!...Und eigentlich ist sie ja ne ganz süße!...Ich begreif sowieso nicht, was du mit ihr hast....ich komm gut mit ihr aus!....Wir sehen uns!" Er marschierte in Richtung seines Platzes davon und Yousuke konnte sehen, wie Kasumi ihm entgegen winkte. Er sah wieder zu Momoko. Sie war nervös und wirkte ungeduldig. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu ihr hinüber zugehen und das beste daraus zu machen, obwohl er keine Zweifel hatte, daß Momoko es ihm nicht leicht machen würde. Momoko hob den Kopf, als jemand den Rucksack neben ihren stellte und sah in Yousukes Gesicht.. Ihr erster Gedanke war, daß das ein Alptraum sein mußte. Danach kam eine ganze Weile nichts mehr. Yousuke nahm ihr den Zettel aus der Hand, um sich zu vergewissern, daß es wirklich kein Irrtum war, doch 34 blieb 34 und er meinte mit wenig Begeisterung, "Sieht aus, als hätten wir zwei das Vergnügen!...Ich kann dir versichern, daß ich genauso begeistert bin, wie du!" Momoko konnte erst wieder klar denken, als der Appell schon lange vorbei war und sie auf den Weg zur ersten Station waren. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, wie Hiromi ihr zum Spaß ihr Beileid ausgedrückt hatte. Yousuke war inzwischen zu dem Schluß gekommen, daß es schwieriger werden würde, als erwartet, auch wenn ihn der Umstand, das sie ihn im Moment schlecht wie Luft behandeln konnte, irgendwie amüsierte. Als sie dann darauf warteten daß man ihr Gepäck auf Vollständigkeit überprüfte, war Momoko so weit, sich mit der Tatsache abzufinden, daß sie mit Yousuke zusammen arbeiten mußte. Sie wußte, daß ihr gar nichts anderes übrig blieb und hoffte eigentlich nur, daß es schnell vorbei war. Momoko konnte ihren Herzschlag wieder einmal im Hals spüren. Warum konnte sie das nicht einfach hinter sich lassen? Warum mußte ihr Herz wie wild schlagen, wenn Yousuke in der Nähe war? Wie konnte man sich in jemanden verlieben, der einen gar nicht mochte und nur zum Ärgern benutzte? Traurig musterte sie die kleinen Kieselsteine am Boden und wünschte sich, daß, was sie fühlte einfach abschalten zu können! Sie war sicher, daß es dann gar kein Problem wäre mit Yousuke zusammen zuarbeiten, doch sie fühlte sich noch immer zu ihm hingezogen und in seiner Gegenwart völlig gehemmt, und das machte alles um einiges schwerer. "Momoko?...Du bist dran!" Momoko hob ihren Rucksack auf den Tisch und fragte sich wieder einmal, warum sie sich immer in Jungs verliebte, die nichts von ihr wissen wollten, und Yousuke fragte sich, ob sie es wirklich so schlimm fand, mit ihm zusammen sein zu müssen, daß sie so ein trauriges Gesicht machte. Das ganze lief dann jedoch sehr viel besser als erwartet. Sie sprachen zwar nicht viel miteinander und zu Beginn fiel es Momoko schwer sich von Yousuke helfen zu lassen, doch irgendwann hatte sich das eingespielt und Yousuke kam zu der Erkenntnis, daß sie im Grunde ein gutes Team waren. Wieder einmal fragte er sich, was er falsch gemacht hatte, denn irgendeinen Grund mußte es gaben, daß sich Momokos Verhalten so sehr verändert hatte, doch er fand es einfach nicht heraus, denn eigentlich war ihm nicht bewußt, was er anders gemacht hatte. Das er sie beim Schulfest falsch erwischt hatte, war ihm klar, doch was so falsch gewesen war, konnte er bis heute nicht begreifen. Stunden später bekam Momoko ihre Zweifel, das sie sich lange noch auf den Beinen halten konnte. Sie hatten es fast geschafft, doch schon vor dem Geländelauf war sie völlig k.o. gewesen und jetzt, auf den letzten Metern, ging ihr endgültig die Puste aus. Ihr war klar, daß Yousuke schon bewußt langsam lief, doch trotzdem hatte sie bei jedem Schritt das Gefühl, als breche sie beim nächsten zusammen und bei dem Gedanken an die Nachtübung, fragte sie sich ernsthaft, was das alles sollte. Sie blieb stehen, "Ich kann nicht mehr!" "Das weiß ich auch!...Aber es hat keinen Sinn jetzt Pause zu machen, denn dann kommst du nicht mehr auf die Beine!....N' bißchen Training könnte dir wirklich nicht schaden!" Er faßte ihren Arm und zog sie hinter sich her. Es wäre nicht dienlich ihr zu sagen, daß sie sich besser gehalten hatte, als er erwartet hatte. Momoko stolperte hinter ihm her, meckerte jedoch nicht. Ihr war alles egal, wenn sie nur endlich in ihr Bett kam. Tröstlich an der ganzen Sache, war dann eigentlich nur die Tatsache, daß neunzig Prozent der Mädchen und fünfzig Prozent der Jungen mindestens genauso fertig waren, wie sie. Yousuke hatte zweifellos den Vorteil, daß er regelmäßig trainierte. Als er sie dann im Speisesaal zwischen Hiromi, die schlief und Masahiko, der auch nicht mehr besonders frisch aussah, auf ihren Platz schob, brachte sie sogar ein leises Lachen zu Stande und meinte trocken, "Sieht aus, als wäre ich nicht der einzige Klotz am Bein" Yousuke war so überrascht, daß er nichts darauf sagen konnte. Eine halbe Stunde später saß sie dann auf ihrem Bett und überlegte ob sie die Stützbandage vom Fuß abnehmen oder dran lassen sollte. Fest stand, daß sie die Manschette nicht mehr dran bekommen würde, wenn sie sie jetzt abnahm, denn das Gelenk war geschwollen. Hiromi auf ihrem Bett öffnete ein Augen und fragte, "Was ist denn los?", sie war so fertig, daß sie es bis jetzt nicht einmal geschafft hatte, über den Umstand zu lästern, daß Momoko mit Yousuke zusammen arbeiten mußte. "Nichts, schlaf endlich!...Erst pennst du am Tisch und dann hältst du nicht die Klappe, wenn du endlich schlafen kannst!" "Ich hätte nie gedacht, daß das so mörderisch wird!.....Hat Yousuke dich auch getragen?" Momoko wurde klar, warum Masahiko, der eigentlich im Leichtathletikteam war, so fertig gewesen war. Wenn er Hiromi getragen hatte, war das kein Wunder, "Spinnst du?" "Aber ihr wart doch ziemlich gut in der Zeit!" "Keine Ahnung! Ich bin jedenfalls selber gelaufen! Schlaf jetzt!...Mitternacht hauen sie uns wieder raus!" "Das ist Mord!" "Denkst du, die geben uns umsonst zwei Tage frei?" Hiromi antwortete nicht mehr. Sie war eingeschlafen. Momoko betrachtete weiter nachdenklich ihren Fuß, doch dann streifte sie den anderen Schuh ab, ließ sich umfallen und kuschelte sich in den Schlafsack, um so schnell wie möglich einzuschlafen. Irgendwie würde es schon gehen. Kurz vor Mitternacht scheuchte sie dann wieder das schon vertraute Läuten aus dem Schlaf. Momoko brachte kaum die Augen auf und hörte Hiromi jammern. Als sie versuchte auf zustehen tat ihr alles weh, "Oh man, das schaff ich nie!" "Tut euch auch alles weh?", eines der Mädchen aus der Oberstufe versuchte gerade sich zu strecken, "Ich frag mich, warum ich den Mist immer wieder mit mach!" Momoko hob die Füße aus dem Bett und betrachtete ihren Knöchel. Irgendwie sah das gar nicht gut aus, doch sie hatte nicht die Zeit, darüber nach zu denken, denn es läutete ein zweites Mal und jemand klopfte an die Tür und trieb eines der Mädchen aus der Oberstufe zur Eile an. Momoko zog Strümpfe und Schuhe über. Sie war nicht wild darauf, von Yousuke raus gescheucht zu werden, doch er kam trotzdem schon den Gang herunter, als sie im Gehen die Jacke anzog und Hiromi hinter sich her zerrte. "Alles okay?" Momoko nickte nur. Da waren sie wieder, diese verflixten Hemmungen. Momoko hätte schreien können, so wütend war sie auf sich, denn sie hatte keinen Grund sich so albern zu benehmen. "Was ist mit deinem Fuß?" "Warum?", Momoko blieb überrascht stehen, während Masahiko, der ebenfalls aufgetaucht war, Hiromi hinter sich her zog. "Weil du hinkst, Momoko!" Momoko spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß. Sie war sich nicht bewußt gewesen, daß sie ihr Bein entlastet hatte. Yousuke schob sie auf einen Stuhl und zog ihr den Schuh aus, "Hast du das Ding etwa dran gelassen?" "Ich hätte es doch sonst nicht wieder ran bekommen!" Yousuke machte die Manschette ab, "Die Schwellung konnte sich nicht wieder verteilen, darum tut es jetzt weh!...Das Ding darfst du nur dran lassen, wenn du das Gelenk belastest! Danach muß es runter, weil der Druck auf Dauer mehr Schaden macht!" "Das wußte ich nicht!" Yousuke machte Momokos Socken an einem Waschbecken mit kaltem Wasser naß und zog ihn ihr wieder an, "Das wird helfen!" Er zog ihr auch noch den Schuh wieder an und Momoko war endgültig dunkelrot, als sie murmelte, "Danke!" "Komm schon, beweg dich!....Sonst schicken sie uns als letzte los und du willst doch sicher noch ein bißchen schlafen!" Momoko begann zu laufen, denn im Gehen konnte sie nicht mit ihm mithalten, doch die Eile war unnötig gewesen. Es hatte noch nicht mal angefangen und die Teams standen müde in der Gegend herum. Offenbar gab es wieder Schwierigkeiten. Yuzuro und Kasumi tauchten neben ihnen auf und er meinte, "Jedes Mal das selbe bei der ersten Gruppe!...Ist doch zum weglaufen!...Dann hätten sie uns doch auch noch pennen lassen können!" Momoko gab ihm im stillen Recht, denn ihr fielen sogar ihm Stehen die Augen zu und sie hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Zehn Minuten später kam das ganze dann endlich in Bewegung. Momoko lehnte inzwischen an Yousukes Schulter und er war sich nicht ganz sicher, ob sie nicht tatsächlich im Stehen schlief, denn er konnte sich nicht vorstellen, daß sie das sonst tun würde. Viele saßen mittlerweile auf dem kalten Boden und auch Kasumi sah irgendwie schlafend aus, als Yuzuro lästerte, "Na Yousuke, sieht aus, als hättest du Momoko weich gekocht!" Er sah wenig begeistert aus, "Schätze ich kann froh sein, daß sie noch nicht zusammengeklappt ist!" "Wär doch auch nicht so schlimm!....Ist doch ein Federgewicht!...Stell dir vor du müßtest Yashiro aus dem letzten Jahrgang mit dir rumschleppen!" Yashiro war so groß wie Yousuke und garantiert breiter. Er begann zu lachen und Momoko stolperte. Sie wäre umgefallen, hätte er sie nicht festgehalten und Yuzuro lästerte noch mehr, "Das gibt's ja wohl nicht, die pennt tatsächlich im stehen!" Momoko hatte nicht mal mitbekommen, was er gesagt hatte und rieb sich die Augen und Yousuke stellte fest, daß sich nichts geändert hatte. Für ihn war und blieb sie das hübscheste Mädchen der Schule. Momoko schaffte es gerade noch, richtig wach zu werden, als sie auch schon an der Reihe waren. Sie mußten an Hand verschiedener Markierungen einen Rundweg von einer Meile zurück legen und Momoko stolperte die meiste Zeit hinter Yousuke her. Sie fühlte sich nicht besonders wohl in der Dunkelheit, obwohl der Wald nicht besonders dicht war und das Licht einer schmalen Mondsichel alles in gespenstisches Silber tauchte. Die kleine Taschenlampe war da auch keine große Hilfe. Yousuke blieb stehen. "Was ist denn?" "Ich seh nichts!...Ich hab keine Ahnung, was das sein soll, aber wir sind garantiert schon zu weit!" "Wieso?" Yousuke hielt ihr die Karte hin, die sie bekommen hatten. Die erste Markierung war er Felsen. Zumindest konnte man das denken, doch Momoko meinte, "Der war da hinten!" "Bist du sicher?" "Bin ich!...Komm schon!" Sie liefen zurück und Momoko zeigte Yousuke den Stein, der am Boden lag. Er war höchstens anderthalb Fuß groß. "Und ich dachte du pennst!....Das ist ganz schön hinterhältig!" Momoko ahnte, was er meinte. Sicher suchten die meisten nach einem Felsen und nicht nach einem Stein am Boden. Nachdem sie jetzt auf alles gefaßt waren, war es kein großes Problem mehr die Strecke hinter sich zu bringen. Von den Teams, die vor ihnen gestartet waren, hatten es bisher erst zehn geschafft. Yousuke hatte keine Zweifel daran, daß die anderen irgendwo durch den Wald irrten und einen Felsen suchten. Er schob Momoko vorwärts, nachdem man ihnen gesagt hatte, daß sie wieder schlafen gehen konnte, "Saubere Leistung, das muß ich dir lassen!" Sein Lob löste die übliche Reaktion aus. Sie bekam einen roten Kopf und ihr Herz schlug bis zum Hals. Momoko war froh, daß es dunkel war. Der Geländemarsch am nächsten Tag war trotz des Marschgepäcks eine Erholung. Es fing schon recht gut damit an, daß sie zwei Stunden länger schlafen durften, nachdem zwei Drittel der Teams per Lautsprecher und Flutlicht im Wald eingesammelt werden mußten, weil sie dank des Steins die Orientierung verloren hatten. Momoko war im Gegensatz zu den anderen drei Mädchen, die zu den verirrten Teams gehört hatten, richtig ausgeschlafen und nachdem die Yousuke mit Karte und Kompaß die Führung überließ hatten sie keine allzu großen Probleme. Sie hatten zwei drittel der Strecke bis zum Spätnachmittag geschafft, als Yousuke meinte, "Nach der Flußbiegung geht es dann noch eine Meile bergab und dann nur noch ebenes Gelände! Mit ein bißchen Glück sind wir vor der Dämmerung wieder im Camp!" Momoko ließ sich auf einen Baumstumpf fallen und zog den Schuh aus. "Was ist los?", sie sah ihn nicht an, als sie auch noch den Socken auszog, "Ich kann dieses blöde Ding nicht mehr ertragen! Mein Fuß ist wie eingeschlafen!" "Denkst du das du es den Berg runter so schaffst?", offensichtlich hatte er Bedenken. Momoko zögerte und sah ihn an. Yousuke betrachtete nachdenklich den Fuß, der wieder geschwollen war. Vermutlich hatte sie noch nicht genug Kraft um solche Aktionen zu starten. "Mach die Manschette ab und halt ihn ein paar Minuten ins kalte Wasser!...Ist bestimmt besser, wenn du sie wenigstens den Berg runter noch dran läßt!" Sie tat, was er gesagt hatte und schauderte, als sie den Fuß in das eisige Flußwasser hielt, "Das halt ich aber nicht lange aus!" Yousuke nahm einen Schluck aus seiner Trinkflasche. Das Wetter war weder gestern noch heute besonders gewesen und heute hatte es immer wieder genieselt. Die Temperaturen erreichten vermutlich nicht die 10°C Marke. März war wirklich nicht der richtige Monat für solche Sachen, doch das hatte alles schon im letzen Frühjahr im Florstan gestanden und es hatte keinen interessiert. Er beobachtete, wie Momoko zitternd den Fuß aus dem Wasser zog und versuchte trocken zu bekommen, "Man ist das kalt!...Die können sich in der nächsten Ausgabe auf was gefaßt machen!...Eine Panne nach der anderen, verirrte Teams, Mistwetter, kalte Zimmer!...Das wird ein Spaß!" Er lachte, "Kann ich mir vorstellen, so giftig, wie du sein kannst!" Sie ignorierte seine Bemerkung und versuchte die Manschette über ihren klammen Fuß zu bekommen, doch es klappte nicht. Yousuke packte die Flasche weg und half ihr, "Kurz vorm gefrieren, oder?" Momoko nickte, als sie den Wollsocken wieder über die Manschette zog und ihren Schuh anzog. "Okay!" "Na dann wollen wir mal den Rest hinter uns bringen!" Momoko folgte ihm, den schmalen Weg am Fluß entlang. Je näher sie dem Ziel kamen, desto besser wurde ihre Laune und sie stellte fest, daß man mit Yousuke eigentlich ganz gut auskommen konnte, wenn er seine freche Klappe hielt. Das änderte sich jedoch schlagartig, als sie die Biegung hinter sich hatten und Momoko den Abhang sah. Der Fluß stürzte sich in Kaskaden ins Tal hinunter und der Weg führte über glitschige Felsen dicht am Ufer entlang, während aus der anderen Seite dichter Wald einen unbegehbaren Steilhang bewucherte. Weiter im Tal schienen sogar umgestürzte Bäume den Weg zu blockiere. Momoko war jedenfalls zur Salzsäule erstarrt. Yousuke sah sie an und wußte, daß sie ein Problem hatten, "Du bist im Trainingslager am Wasserfall gestürzt, oder?" Momoko brauchte nichts zu sagen, er wußte auch so, daß er richtig lag. Ein Blick in ihr blasses Gesicht sagte alles. Er hielt ihr die Hand hin, in der Hoffnung, daß sie sie nahm, "Es gibt keinen anderen Weg, den wir vor Einbruch der Dunkelheit schaffen würden, Momoko! Wir müssen da runter!" Momoko schluckte und sah Yousuke an. Ihr war klar, daß er recht hatte und versuchte, sich aufzumuntern. Trotzdem zitterte sie am ganzen Körper, als sie seine Hand nahm. Sie hatte nicht Mal geahnt, daß ihr der Sturz im Herbst so im Kopf fest saß. Die Angst hatte sie völlig überraschend überfallen. Yousuke begann langsam den Abstieg, sich nur zu deutlich bewußt, daß Momoko nicht mehr viel brauchen würde, um in Panik zu geraten. Zweifellos hatte sie damit selbst nicht gerechnet. Sie kamen nur langsam voran. Momokos eisige Finger umklammerten seine Hand. Ihr war alles egal, wenn sie es nur endlich hinter sich hatte. Yousuke stoppte. Sie waren an den umgestürzten Bäumen angekommen und es war unmöglich dieses Hindernis zu überwinden. Der einzige Weg führte über die Felsen am Fluß. Momoko hatte sich auf einen Stein gesetzt. Sie war völlig erledigt. Er stieg über die Felsen, um den Weg zu erkunden. Es war sicher nicht einfach, doch auch nicht unmöglich und er drehte um, "Wenn wir da rum sind, haben wir es fast geschafft!....Komm schon! Das schaffst du auch noch. Momoko sah nicht überzeugt aus, doch sie stand auf und er zog sie die Abhang hinauf. Es waren etwa zehn Meter, die sie direkt über die Felsen neben dem reißenden Wasser hinter sich bringen mußten und Yousuke warnte Momoko vor dem glitschigen Untergrund. Sie hatte sich einigermaßen gefaßt, doch seine Hand ließ sie trotzdem nicht los. Wäre es nicht so gefährlich, hätte Yousuke das vermutlich amüsant gefunden. Sie hatten es fast geschafft, als Momoko auf nassem Moos ausrutschte und ins reißende Wasser rutschte. Yousuke ließ sich fallen, denn er hatte noch immer ihre Hand umklammert, doch er rutschte über den Felsen, so stark riß die Strömung Momoko mit sich. Momokos zweite Hand krallte sich in Yousukes Jacke. Sie schlug unter Wasser gegen den Fels, als mit einem Mal der Druck nachließ. Es dauerte einen Moment, bis Momoko begriff, daß sich der Rucksack losgerissen hatte. Yousuke fand Halt und zerrte Momoko aus dem Wasser, während er sah, wie der Rucksack über die nächste Kaskade rutschte und verschwand. Er wußte, daß sie mehr Glück als Verstand gehabt hatten. Momoko klammerte sich zitternd an ihn und Yousuke zog sie im Reflex an sich. Minutenlang lagen sie wie betäubt auf den kalten Felsen, beide inzwischen naß bis auf die Haut. Erst nach einer kleinen Ewigkeit fing sich Yousuke wieder "Wir müssen aus den nassen Klamotten raus und ein Feuer machen, sonst holen wir uns den Tod!...Geht's wieder?" Momoko nickte schwach. Sie zitterte noch immer und das hatte nicht nur mit der Kälte zu tun. Noch immer kämpfte sie in Gedanken mit der Vorstellung, was passiert wäre, wenn der Rucksack nicht aufgegangen wäre. Yousuke hätte sie dann sicher nicht lange halten können Er rappelte sich mühsam auf, doch Momoko hatte das Gefühl, als könne sie sich nicht mehr rühren, "Komm schon! Du mußt aus den Sachen raus, Momoko!" Yousuke verdrängte erneut die Vorstellung, daß er sie nicht hätte halten können und hielt ihr die Hand hin, doch Momoko schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen, unfähig, sich weiter zu beherrschen. Yousuke stand mit hängenden Schultern vor ihr und wußte nicht, was er machen sollte. Er konnte sich sehr gut vorstellen, was in ihr vorging, doch das half ihm auch nicht weiter. Schließlich ging er wieder in die Knie, als sie sich gar nicht mehr beruhigen konnte, und nahm sie in die Arme, "Momoko, ist ja gut!...Komm, ist ja wieder gut!...Wir haben mehr Glück als Verstand gehabt und dir ist nichts passiert!...Das ist doch das wichtigste!...Hör auf zu weinen!...Bitte!" Zu seiner vollkommenen Verblüffung schlang sie die Arme um seine Taille und klammerte sich erneut an ihn. Yousuke zog sie resigniert an sich, in der Hoffnung, daß sie das beruhigen würde, doch irgendwann wurde die Kälte unerträglich. Er zog Momoko auf die Füße und trug sie halb die wenigen Meter vom Wasser weg, die sie noch gebraucht hätten, um wieder auf den Weg zu kommen und setzte sie auf einen umgestürzten Baum Erschöpft ließ er seinen Rucksack zu Boden fallen. Momoko beobachtete noch immer leise schluchzend, wie er den Regenschutz abnahm und den Schlafsack heraus zerrte, bevor er sich wieder ihr zu wandte und begann ihr die nassen Sachen auszuziehen. Es war das erste Mal, daß Yousuke froh über die Packliste war, denn dadurch hatte er trockene Sachen zum wechseln und auch den Schlafsack dabei, während Momoko nichts hatte. Als Momoko nur noch in Shirt und Slip zitternd vor ihm saß, sah er sie unsicher an. Inzwischen wurde er den Verdacht nicht los, daß sie unter Schock stand, denn sie leistete nicht den geringsten Widerstand, "Zieh den Rest aus, bitte Momoko, du mußt warm werden!", er drehte ihr den Rücken zu und rollte den Schlafsack aus. Einigermaßen gefaßt zerrte sich Momoko das Shirt über den Kopf und streifte den Slip herunter, als ihr plötzlich bewußt wurde, daß sie mit Yousuke allein war und sie dunkelrot wurde. Hastig rutschte sie in den Schlafsack. Erst jetzt sah er sie wieder an. Sie war unnatürlich blaß und nur Stirn und Wangen leicht gerötet. Er hob sie im Schlafsack auf die Arme und trug sie unter den Felsvorsprung, den die umgestürzten Bäume freigelegt hatten und legte sie dort so, daß sie die Beine auf einen Stein hochlagern konnte, "Kann ich dich ein paar Minuten alleien lassen?....Versuch wach zu bleiben, ja!....Nicht einschlafen!" Momoko nickte matt. Sie war furchtbar müde, doch sie sah ihm nach, als er mit seinen Sachen am Steilhang verschwand. Yousuke beeilte sich und kam nur ein paar Minuten später zurück., denn Momoko durfte nicht einschlafen, bevor die Schocksymptome abgeklungen waren. Sie hatte die Augen geschlossen, öffnete sie jedoch, als sie ihn kommen hörte. Sie zitterte noch immer leicht und hatte Schweißperlen auf der Stirn "Wie geht's dir?" "Ich weiß nicht!....Irgendwie komisch, wie benebelt!" "Das ist vermutlich ein Schock!....Das wird schon wieder!.... Ruh dich aus!...Aber nicht schlafen!" Er begann aus dem Gewirr der umgestürzten Bäume einigermaßen trockene Äste heraus zu zerren, die er mit der Hand klein machen konnte und bereitete eine Feuerstelle vor. Es dauerte eine Weile, bis das Feuer einigermaßen brannte und es qualmte wegen der Feuchtigkeit ziemlich stark. Die Dämmerung brach herein, als Yousuke es endlich richtig im Griff hatte. Im Augenblick war ihm richtig warm, doch ihm war klar, daß das nicht lange anhalten würde. Momoko hatte kein Wort mehr gesagt, doch sie hatte die Augen offen, hatte die Finger in den Schlafsack gekrallt und starrte ins Feuer. Yousuke hängte die nassen Sachen auf Äste und plazierte sie nah am Feuer in der Hoffnung, daß sie trocken wurden, "Hast du Hunger?" Sie schüttelte den Kopf, "Ob sie schon nach uns suchen?" Momokos Stimme klang flach, doch sie zitterte nicht mehr. Sie kämpfte noch immer mit der Vorstellung, was hätte passieren können un versuchte vergeblich,es zu verdrängen. Kurz entschlossen setzte er sich neben sie und nahm sie in den Arm. Wieder begann sie zu weinen. Yousuke hatte keine Ahnung, wie er sie trösten sollte. Irgendwann wurde sie still und er begriff, daß sie eingeschlafen war. Ihre Stirn und ihre Hände waren endlich wieder warm und sie war auch nicht mehr so blaß. Er hoffte, daß der Schock abgeklungen war, denn sie atmete ruhig und wirkte entspannt Es war dunkel geworden und er wußte, daß wenige Aussicht bestand, daß man sie heute noch finden würde, auch wenn er relativ sicher war, daß man sie inzwischen suchte. Er war frisches Holz ins Feuer und griff seine Jacke an, doch sie war noch fast genauso naß, wie als er sie ausgezogen hatte. Es war nebelig geworden und er hatte nicht viel Hoffnung, daß die Sachen trocken wurden, obwohl das Feuer jetzt ganz gut brannte. Er rutschte näher heran, denn es war noch kälter geworden. Es war fast Mitternacht, als Momoko aus dem Schlaf schreckte. Yousuke saß nah am Feuer und sie sah ihn irritiert an, denn sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, wo sie waren und ihr einfiel, was geschehen war und warum ihr so kalt um die Schultern war. Sie zog sich den Schlafsack fester um die Schultern und wurde rot, denn ihr war eingefallen, daß sie nackt in Yousukes Schlafsack steckte. Yousuke hatte sie nicht angesehen, "Alles okay?...Dein Shirt und der...eh.... Slip sind trocken!...Ich dachte mir, dann fühlst du dich wohler!" Er konnte nicht verstehen, was sie murmelte, doch er sah aus dem Augenwinkel, daß sie Dunkelrot war und warf ihr die Sachen zu, doch Yousuke hatte recht, als sie wenigstens ihre Unterwäsche wieder an hatte, fühlte sie sich sehr viel wohler und meinte leise, "Danke, Yousuke!....Für alles!" Yousuke sah sie an und lächelte. "Ist doch wohl selbstverständlich!" Momoko wußte nicht, was darauf sie sagen sollte, "Möchtest du was essen...Ich hab zwar nicht mehr viel, aber bis zum Morgen wird es reichen!" Er gab ihr eine Dose mit Keksen und die Trinkflasche. Momoko knabberte an einem Keks und starrte nachdenklich ins Leere. Sie hatte keinen richtigen Hunger, denn jetzt, als ihr alles wieder durch den Kopf ging, war ihr Magen wie zugeschnürt. Im Lager war sicher der Teufel los, nachdem sie nicht aufgetaucht waren. "Ich möchte nicht wissen, was im Camp los ist!" Yousuke lachte leise, "Die stehen Kopf, daß steht fest!...Selber Schuld!...So was da dürfte nicht sein!" Er wies auf die Bäume. Mit Sicherheit war dieser Erdrutsch neu und man hätte diese Route nicht nutzen dürfen, denn man mußte viel zu dicht an die schmale Wasserrinne heran, wo das Wasser extrem reißend floß. Er warf wieder Holz ins Feuer. Und schlang die Arme um die Schultern. Das Feuer konnte die beißende Kälte nicht recht vertreiben und seine Jacke war noch immer feucht. Momoko sah ihn an und begriff, daß er fror. Sie war richtig warm und bekam ein schlechtes Gewissen, doch bei dem Gedanken, den Schlafsack mit Yousuke zu teilen bildete sich ein dicker Kloß in ihrem Hals, auch wenn ihre Verlegenheit in seiner Gegenwart sich nach dem ausgestandenen Schrecken komplett gelegt hatte und so saß sie zehn Minuten mit rotem Kopf neben ihm und starrte ins Feuer. "Leg dich hin und schlaf weiter; Momoko!...Vielleicht können wir uns im Morgengrauen schon auf den Weg machen, wenn deine Sachen einigermaßen trocken sind!" Momoko sah ihn an, "Dir ist kalt!" "Eh...?" , er war sprachlos und das war selten. Momoko konnte nicht mehr roter werden, "Wenn...ich...ich denke...daß...du mit....eh mit....mitindenSchlafsacksolltest....sonst....sonst holst du dir noch eine Lungenentzündung!" Momoko hatte es geschafft. Yousuke wechselte die Farbe und brachte kein Wort heraus, obwohl er wußte, daß sie recht hatte. Als sie dann wenig später dicht an dicht im Schlafsack steckten und Momoko stocksteif registrierte, wie kalt er war, wußte sie, daß es richtig so war, ganz gleich, wie verlegen sie waren. Yousuke hatte ihr das Leben gerettet. Da war es nur recht und billig, wenn sie sich nicht zierte und den einzigen warmen Fleck hier mit ihm teilte, auch wenn das hieß in Unterwäsche ganz dicht neben ihm zu liegen. Die Sache im Arztzimmer vom letzten Schuljahr fiel ihr ein. Sie und Yousuke hatten wirklich Talent immer wieder viel zu dicht aneinanderzugeraten. Yousuke betrachtete Momokos Nacken. Es hatte ihn völlig überrumpelt, als sie mit dieser Idee kam, auch wenn es eigentlich das einzig vernünftige war und doch brachte es ihn völlig aus dem Konzept ihr so nah zu sein. Sie war verkrampft und total verlegen. Irgendwie paßte das alles nicht zusammen, "Momoko, warum bist du so sauer auf mich?", es dauerte einen Moment, bis Momoko begriff, was er meinte, "Ich weiß, daß ich zum Schulfest wirklich fies war...und...und das tut mir ehrlich leid!.....Aber sonst bist du doch auch immer nur wütend geworden und hast mich angefaucht...Egal was ich gesagt habe!.....Ich will.....ich will dir ganz bestimmt nicht weh tun!", Momoko brachte keinen Ton heraus. Es irritierte sie, daß er sich darum offenbar Gedanken machte, "Eigentlich ...eigentlich will ich ...dich viel lieber in den Arm nehmen......aber.....aber meistens hatte Kazuja das bessere Timing!", Yousuke fragte sich, ob er den Verstand verlor. Scheinbar hatte ihn dieser Tag heute mürbe gemacht. Momoko war vollkommen überrumpelt. Sie war so verblüfft über das, was er sagte, daß sie keinen Ton herausbrachte und fragte sich, ob sie etwas falsch verstanden, doch da spürte sie, wie er sie zaghaft in die Arme nahm und begriff, daß er meinte, was er sagte. Yousuke zog sie an sich, als sie sich nicht sträubte und sprach leise weiter, denn jetzt war es eh heraus, "Mag sein, daß ich meistens alles andere als nett zu dir war,...aber...jedesmal, wenn du wieder Kazuja hinterher geschmachtet hast, hat mich das so geärgert, daß ich meine Klappe nicht halten konnte!....Und der Idiot hat es einfach nicht kapiert!....Weißt du, was ich dann wirklich nicht begriffen habe?....Daß du Kazuja abblitzen lassen hast!....Er hat zwar nie was gesagt....aber es war doch so, oder?" Es dauerte eine Ewigkeit, bis er spürte, wie sie nickte und überrascht feststellte, daß sie gar nicht mehr verkrampft war. "Und ich hab geglaubt, du meinst ernst, was du sagst!" Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, was sie meinte und er entgegnete schockiert, "Das ist aber jetzt nicht dein ernst?" "Doch Yousuke!...Du hast mir so viele Gemeinheiten an den Kopf geworfen, daß ich irgendwann sicher war, daß das deine Meinung ist!...Ich...Was sollte ich tun?...Ich konnte es nicht mehr hören!...Darum habe ich versucht, es zu ignorieren!" "Das tut mir so leid, Momoko,....ich wollte dir wirklich nicht weh tun, denn ...ich mag dich sehr und...möchte eigentlich nur, daß....daß du mit mir zusammen bist!...Mir ist klar, daß du allen Grund hast, mich nicht leiden zu können!" Eifersucht! - Yousuke war die ganze Zeit eifersüchtig auf Kazuja gewesen! Momoko konnte es immer noch nicht fassen, daß ihr Eindruck auf der Siegesfeier richtig gewesen war, auch wenn im Nachhinein einiges darauf hin deutete, denn wenn er ihr allein begegnet war, war er eigentlich fast immer sehr nett zu ihr gewesen. Sie schüttelte ungläubig den Kopf, "Das faß ich einfach nicht!" Sie spürte, wie Yousuke die Arme löste und faßte seine Hand. Offensichtlich ging er davon aus, daß sie ihn abwies. Verblüfft spürte er, wie sie sich zu ihm umdrehte und alle Verlegenheit vergaß, als sie ihm die Arme um den Nacken schlang, "Du bist so ein großer Dummkopf!" Yousuke zog sie fassungslos an sich und begriff nur langsam, daß sie sich die ganze Zeit mit Mißverständnissen das Leben schwer gemacht hatten. Zaghaft hob sie den Kopf und sah ihn an, als sie leise sagte, "Ich möchte....auch mit dir zusammen sein!....Auch wenn es lange gedauert hat, bis ich das begriffen habe!" Yousuke küßte sie zärtlich, bevor er sie ganz fest an sich zog, "Mann bin ich froh, daß das endlich vorbei ist! Du kannst einen ganz schön fertig machen." Momoko schloß die Augen. Sie mußte daran denken, wie schockiert sie gestern morgen gewesen war, als ihr klar wurde, daß Yousuke ihr Teampartner war. Niemals hätte sie gedacht, daß es so enden würde, denn den Glauben daran, daß sie zusammen kamen hatte sie längst aufgegeben. Sie schmiegte ihre Wange gegen seine Brust und spürte mit einem Lächeln auf den Lippen, wie er zaghaft ihren Nacken streichelte. Manchmal mußte man wohl erst begreifen, daß man sich auf den anderen verlassen kann, bis einem klar wurde, daß es besser war, zu seinen Gefühlen zu stehen, als die Zeit mit Mißverständnissen zu vertrödeln. Momoko sah aus dem Fenster und konnte den Fluß noch in der Ferne sehen, bevor der Bus auf die Schnellstraße auffuhr. Yousuke hatte sie auch am Morgen im Schlaf noch im Arm gehalten und saß jetzt neben ihr. Der Suchtrupp hatte sie erreicht, kaum daß es hell wurde und im Camp waren sie voller Besorgnis empfangen worden, denn ein Team hatte Momokos Rucksack aus dem Fluß gezogen. Sie waren sich einig gewesen, daß es besser war nicht die ganze Wahrheit zu sagen, was Momokos Sturz betraf und so behauptete sie, ins Wasser gefallen zu sein und es wegen der Kälte unmöglich gewesen war weiter zu gehen. Letztendlich hatte sie die Lage schnell beruhigt, da ihnen nichts passiert war und so packten sie nach dem Frühstück wie geplant ihre Sachen um pünktlich 10 Uhr in die Busse zu steigen und nach Hause zu fahren. Die ganze Zeit hatte Hiromi auf sie eingeredet, in dem vergeblichen Versuch etwas aus ihr heraus zu holen, denn sie konnte sich nicht vorstellen, daß sie und Yousuke ohne Probleme miteinander ausgekommen waren, doch als er sie dann abgeholt hatte und ihr auch noch mit dem Gepäck half, blieb ihr der Mund offen stehen. Erst im Bus hatte sie sich gefangen und sofort begonnen zu lästern, als Yousuke sich auch noch zu Momoko setzte. Masahiko neben ich, war dunkelrot geworden, doch Yousuke hatte sie einfach ignoriert und auch Momoko hatte es aufgegeben, sich Gedanken zu machen, denn das einzige, was Hiromi wirklich aufregte, war die Tatsache, daß Momoko es tatsächlich geschafft hatte, ihr etwas vorzumachen. Sie spürte Yousukes Hand neben sich und ergriff sie, bevor sie sich gegen seine Schulter lehnte und die Augen schloß. Die nächsten zwei Tage würde sie durchschlafen und nicht ans Telefon gehen, denn Hiromi lästerte schon wieder, "Das hättet ihr schon viel früher haben können, wenn ihr nicht so blöde gewesen wärt!" "Jetzt halt doch endlich den Mund, Hiromi!", Masahiko hatte offensichtlich genug. Es mochte sein, daß Hiromi recht hatte, doch Momoko war fast sicher, daß es so besser gewesen war. Sie spürte, wie Yousuke ihre Hand drückte und lächelte. Ja - genau so war es richtig gewesen. Sie schlief ein, doch auch im Schlaf lächelte sie noch und Yousuke verfolgte ähnliche Gedanken, als er sie im Schlaf lächeln sah. 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